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ausgabe A. Mittwoch, den 10. Mai 1911. Moraqen⸗Blatt Nr. 234.
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Taaesbericht. l
Lürheck. 10. Maĩi.
V ESe. Exzellenz der lönigl. preichische außerordentliche
Fesandte und bevollmächtigte Minister bei den Hanfestädten,
d. Bülow, weilte gestern in Lübeck. Im Laufe des Vormittags
jahm der Gesandte an einem von Herrn Senator Dr. Fehling,
ils Stellvertreter des hanseatischen Gesandten und Bevoll⸗
nächtigten zum Bundesrat, gegebenen Frühstück teil. Nach—
nittags, kurz nach 6 Uhr, versammelten sich die in Lübeck
mwesenden Senatsmitglieder im Audienzsaal des Rathauses
zum offiziellen Empfang des preußischen Gesandten zweds Ueber-
eichung seines Beglaubigungsschreibens. Herr Regierungsrat
Dr. Plessing geleitete Exzellenz v. Bülow, in dessen Begleitung
ich Legationsrat Herr Graf v. Bassewitz befand, vom
zotel Stadt Hamburg nach dem Rathause. Nach Uebergabe
des Schreibens fand in den Festräumen des Rathauses ein
Diner statt. — Eine große Menschenmenge schaute der Auffahrt
der Senatsmitglieder und des Gesandten vorm Rathause zu.
»Die Gesellschaft Lübecler Kunstfreundinnen versammelte
sich am Sonntag in der Gemäldegalerie des Museums. Herr
Prof. v. Lütgendorff hatte freundlicherweise die kurz vorher einge⸗
troffene Sammlung Eidmannscher Radierungen zur Be—⸗
sichtigung ausgelegt. Wenn auch das Gefühl tiefer Wehmut,
daß dieser hochbegabte Künstler bei seinen Lebzeiten hier in seiner
Vaterstadt keinen Sammler und Protektor finden konnte,alle be—
herrschte, so war doch auch die Freude, daß es uns wenigstens
gelang, diese herrlichen Schätze für das Museum zu erhalten, unge⸗
leilt. Von vielen Seiten wurde der Wunsch geäußert, auch die
späteren Monatsversammlungen in der Ge—
mäldegalerie abzuhalten, da dadurch auch der Zweck des
Vereins, die Freude an der bildenden Kunst und unserer Samm⸗
lung zu beleben, nur gefördert werden kann. Der Plan,
an Stelle der Juni-Versammlung, die Pfingsten ausfällt, einen
Besuch der Schweriner Ausstellung zu unternehmen, fand
allseitige Zustimmung. Etwas geteilt war die Stimmung nur
in bezug auf den Tag. Man einigte sich indessen auf den
Sonntag nach Pfingsten, doch wird hier die Zustim⸗
mung weiterer Mitglieder den Ausschlag geben. Diejenigen
Damen des Vereins, die für den 11. Ju ni stimmen und
sich eventuell beteiligen möchten, werden deshalb ersucht, dies
möglichst bald der Vorsitzenden anzuzeigen.
x 52 ärztliche Meldungen über anzeigepflichtige Krank⸗
heiten wurden dem Medizinalamt im Monat April d. J.
erstattet. Hiervon waren 31 Fälle von Diphtherie (1 ge—
torben), 6 Masern, 1 Pocken und 14 Scharlach.
Nachrichten fũr Seefahrer. Das Küstenamt Kiel mel—
det unterm 8. Mai: 3. Mal querab von Sylt auf etwa
35 Grad Nordbreite und 7524 Grad Ostlänge treibendes Wrack
gesichtet. Mast ragt ungefähr 1 Meter aus dem Wasser.
Z.Seeschtffahrt. Im Laufe des Monats April ffind
im Lübecker Hafen seewärts 1568 Dampfer und 48 Segelschiffe,
pusammen 206 Seeschiffe, angekommen; darunter 8 Dampfer
und 3 Segler mit Holzladung. Sechs Dampfer mit einem Ge—
amt-Nettoraumgehalt von 17078 obm überbrachten Stein⸗
ohlenladung von England; hiervon hatten drei Dampfer für
die Firma Bernhöft K Wilde, 2 für die Firma Heinrich Diestel
ind einer für die Firma L. Possehl K Co. geladen. Von 41
dampfern und einem Motorschiff wurden an lebendem Vieh
nsgesamt 5282 Tiere angebracht, darunter 10 Pferde und
m Schlachtvieh 5189 Stück Rinder, 27 Kälber und 56 Schafe.
kin Dampfer überbrachte eine ganze Ladung Melasse von
Danzig. Mit Kopf- und Kleinpflastersteinen kamen 10 Segler
an, deren Ladung teils für Lübeck und teils für Schwartau
bestimmt war. 2 Seeleichter überbrachten Eisenbahnschienen
—R Rotterdam. 4 Segler hatten Kreide, 3 Segler Flintsteine
und je 2 Segler Feldspat, Chamotte und Steinschotter ge—
laden. Der Rest der angekommenen Ladung bestand größten—
reils aus Stückgütern, Getreide, Schlacken usw.
Elbe⸗Trave⸗Kanalverlehr. Auf dem Kanalwege sind
im vorigen Monat 132 Bimenschiffe nach Lübeck gekommen,
vährend 183 Fahrzeuge kanalwärts von hier abgingen. Die
einkommende Ladung dieser Schiffe bestand in der Haupt⸗
ache aus Stückgütern, Salz, Soda, Mais, Mehl, Zucker, Baum⸗
vollsaat, Papier, Gerbstoffen, trockenen und gesalzenen Häuten,
Sips, Petroleum, Pitchpinehölzern, Phosphat, Mineralöl,
Schwefelkies, Braunkohlen, Fluß⸗ und Rohfspat, Kies,
Steinschlag, Ton und Mauersteinen. Ausgehend wurden neben
Stückgütern vorwiegend Getreide, Hülsenfrüchte, Bretter, Espen⸗
undhotz, Melasse, Zellulose, Kreide, Feldspat, Flintsteine,
Kalksandsteine, Koks und Roheisen verschifft.
Der Flutzschiffahrtsverlehr auf der Ober⸗ und Unter⸗
trave bezifferte sich, mit Einschluß der Fahrten auf der Wake⸗
nitz, im vergangenen Monat auf 175 in Lübeck angelommene
und 173 von hier abgegangene Fahrzeuge.
b. Der J. Lübeder Schwimmoerein beruft seinso Mitglieder
zu der am kommenden Sonntag stattfindenden Hauptversamm—⸗
lung im Turnerschaftshause zugleich mit der Aufforderung, ihre
Kinder zu dem vom Verein gewährten unentgeltlichen Schmimm⸗
unterricht anzumelden.
b. Verein zur Fürsorge für entlassene Gefangene und sitt⸗
ich Verwahrloste. Auf Einladung des Fürsorgevereins wird
am kommenden Montag, 15. Mai, abends 8 Uhr, Herr Pastor
Tlemens Schultz aus Hamburg⸗St. Pauli im Großen Saale
der gemeinnützigen Gesellschaft einen Vortrag über „Die ver⸗
ommene weibliche Großstadtiugend“ halten. Herr Pastor
Schultz etnfaltet in Hamburg unter schwierigen Verhältnissen
eine außerordentliche segensreiche Tätigkeit. Er ist auch in Lübeck
lein Fremder mehr; hat er doch erst im Oktober v. J.
muf Einladung des Fürsorgevereins einen Vortrag über „Die
verlommene männliche Großstadtiugend“ gehalten, welcher das
eb hafteste Interesse seiner Zuhörer erregte und hren unge—⸗
eilten Beifall fand. So darf angenommen werden, daß der
Vortragende auch diesmal einen großen Zuhörerkreis finden
wird. — Eine Woche später, am 22. Mat, wird dann der mehr⸗
sach desprochene Ausflug des Fürsorgevereins nach Ricdling
iur Besichiqung der dortgen Fürsorgeanstalten stattfinden.
Die Abfahrt soll 1,28 Uhr, die Rückkehr 11,23 Uhr erfolgen.
zorherige Anmeldung bei dem Vorsitzenden des Vereins, Herrn
degierungsrat Dr. Lange (Fernsprecher Nr. 42 und Nr. 430)
it dringend erwünscht. Bei rechtzeitiger Anmeldung (bis zum
reitag, 19. Mai, mittaas 12 Uhr) werden Fahrkarten zu
rmäßigtem Preise zur Verfügung gestellt. Die Teilnahme
uch von Nichtmitgliedern, soweit sie der Gemeinnützigen Ge—
ellschaft angehören, nebst Damen, ist willkommen.
b. „Diabolo“ oder Teufelsrad, nennt sich eine moderne
zolksbelustigung, die seit der Brüsseler Weltausstellung der
klou aller großen Vergnügungsparks des In⸗ und Auslandes
»ar und noch heute ist. Stundenlang kann man sich dort
muͤsierẽn, stundenlang den komischen Situationen auf der schnell
ich drehenden Scheibe, dem „Teufelsrad“ zusehen. Ein Besuch
»es Etablissements, das am Donnerstag, 11. Mai, auf dem
zurgfelde eröffnet wird, ist nur zu empfehlen.
o. Billige Ferienre sen, die auch den Minderbeguüterten den
Inschluß ermöglichen, veranstaltet auch in diesem Jahre die
neutsche Touristenvereinigung. Es werden interessante Er—
olungs⸗, Vergnügungs⸗ und Studientouren nach Paris, Lon⸗
„on, Italien, dem Nordland, Balkan und Orient unternommen.
die Reisen bieten trotz ihrer Billigkeit vielseitiges Programm,
ediegene Ausführung, große Bequemlichkeit und sonstige außer⸗
rdentliche Vorteile. Prospekte unter Bezugnahme auf dieses
Zlatt gratis durch den geschäftsführenden Vorsitzenden P. A,
Wagner, Waldenburg, Schles.
Sanfestãdte.
Hamburg, 10. Mai. Das rätselhafte Ver—
chwinden eines Geldbriefes, in dem sich 94 Ein—
undertmarkscheine befanden, beschäftigt gegenwärtig die Po⸗
izeibehörde. Der Brief war auf dem Postamt in Altona auf—
zegeben worden und an den Wiener Bankverein in Wien
idressiert, ist aber nicht in die Hände des Adressaten gelangt.
Man nimmt an, daß der Brief auf dem Wege von Altona nach
Samburaq verschwunden ist.
ESchleswig⸗Holftein.
Altona, 9. Mai. 18 400 M Geldstrafe wurden
n der hiesigen Strafkammer vom Staatsanwalt beantragt
egen ehinen Geschäftsmann, der in scinem Laden quf dem
zchulterblatt in Preußen nicht zugelassene Lose für eine von
inem Eimsbütteler Klub veranstaltete Wohltätigkeitslotterie
erkauft hatte. Der Staatsanwalt rechnete nämlich für jedes
er verkauften 184 Lose eine Geldstrafe von 100 M. Der Ge—
ichtshof stellte sich auf den Standpunkt, daß eine Hand—
ung vorliegt, und erkannte auf 100 MuGeldstrafe.
Altona, 10. Mai. Auch eine Ballonbergung.
der am Sonntag nachmittag auf der Peute aufgestiegene, mit
wei kleinen Seitenballons und einem Trapez versehene große
zallon des Luftschiffers Unglaube, der einen Flug über die
Ibe plante, wurde vom Winde westlich abgetrieben, geriet um
Uhr abends über Altong in eine kalte Luftströmung, wurde
adurch zusammengedrückt und zum Sinken gebracht. Auf dem
ischmarkt ergriff eine Anzahl Gelegenheitsarbeiter das Schlepp⸗
il und zog den Ballon zur Erde. Bald sammelten sich aus den
mliegenden Straßen Tausende von Zuschauern an, und ein
arkes Aufgebot von Schutzleuten erschien zur Aufrechterhaltung
er Ordnung. Nicht weniger als 60-70 sogenannte Fischmarkts⸗
zwen verlangten von dem Luftschiffer einen hohen Bergelohn
ad nahmen, als dessen Zahlung verweigert wurde, eine drohende
»altung an, so daß die Schutzleute einschreiten und den be—
rohten Luftschiffer schützen mußten. Der entleerte Ballon wurde
on der Polizei in Verwahrung genommen.
Kiel, 10. Mai. Hallenschwimmbad. Die hier seit
ngen Jahren erörterte Frage der Errichtung eines Hallen—
hywimmbades äst von dem Kieler Schwimmverein wieder aufge—
ommen. Auf seine Veranlassung wurde von einer Firma
mGießen ein Plan ausgearbeitet, der ein Vad mit zwei
»allen am Hohenzollernpark vorsieht, zunächst von Fächleuten
achgeprüft und dann der Stadtoerwaltung unterbreitet werden
»Il. Turch die Lage am Hohenzollernpark ist die Verwendung
es Wassers im Schreventeich ermöglicht, das sowohl von
eheimrat Prof. Dr. Fischer, als auch vom Physikus Me—
izinalrat Dr. Bockendahl untersucht und brauchbar gefunden
t. Gleichzeitig ermöglicht die Lage auch die bequeme Be⸗
utzung des Dampfes aus dem benachbarten
lektrizitäts werk. Da der Schwimmverein unter Vor—
z des Konteradmirals z. D. Recke sich energisch beteiligt, so
offt man, daß mit seiner Hilfe nunmehr ein von weiten
reisen der Bürgerschaft gehegter Wunsch erfüllt werde. —
ohnbewegung. Die Arbeitgeber im hie—
gen Tapezier⸗, Klempner⸗ und Steinmetzgewerbe
aben sich bereit erklärt, unter der Bedinguug
er Beibehaltung einer neunstündigen Arbeitszeit Lohn—
rhöhungen zu bewilligen. Die ausständigen Arbeitneh—
ner sind auf das Anerbieten jedoch nicht eingegangen, sodaß
as Ende des Lohnkampfes zurzeit nicht abzusehen ist.
Elmshorn, 40. Mai. Vom Minister ersetzt. Die
on dem früheren, durch Selbstmord geendeten Gerichtssekretär
truse unterschlagenen Nachlaßgelder sind sämtlich von dem Mi⸗
ister erstattet worden.
Felgoland, 9. Mai. Eine interessante Mit—
seilung über die Eingewöhnung von Pflanzen
»ärmerer Zonen auf Helgoland veröffentlicht RPro—
issor Kuckud von der Biologischen Anstalt. Eine ganze Reihe
on Pflanzen, die entweder auf dem Festlande erfrieren oder
n Winter gedeckt werden müssen, überwintern auf Helgoland
hne Dedung. Während beispielsweise die juüngeren, aus
'amen gezogenen Pflanzen von Pinus insignis und Cupressus
iacrocarpa in Erfurt dem Frost erlagen, kamen lie auf Helgo⸗
ind gut durch. Ebenso hält sich Arum italicum ohne Dece.
ucca filamentosa lam zu schöner Blüte und bildete neus
zlattschopfe aus der Erde. Danae racemosa hat sich vollständig
mgewöhnt. Quereus Ilex leistete mehrere Winter hindurch
Viderstand und gibt gute Aussichten auf dauernden Grfolg.
eigen gibt es mehrfach auf der Insel.
Rendsburg, 9. Mai. Abgestürzt. Als Sonnabend
achmittag ein mit Sand beladener Zug der Hanseatischen
zaugesellschaft nach Osterrönfeld fuhr, gab auf dem ange-
hutteten T m bhohen Damm für eine neue Eisenbahnbrücke das
C
Gleise nach. Due Lökomotivemits Wagenstürzté«
den Abhang hinunter. Bis auf den Zugführer konnte
das begleitende Personal sich durch Abspringen rechtzeitig in
Sicherheit bringen. Der Zugfuhrer erlitt anscheinend nicht
inerhebliche innere Verletzungen.
Tondern, 10. Mai. Erschosssen aufgefunden wurdé
Sofbesitzer Ju hl aus Behrendors. Das abgeschossene Gewehr
ag neben der Leiche, so daß zweifellos Selbstmord vorliegt.
Friedrichstadt, 10. Mai. Bureaukratismus.
Die hies. freiwillige Feuerwehr, die neben der freiwilligen
Turnerseuerwehr über 40 Jahre hier bestanden hat, bLeschloß
»ie Auflösung, weil der Feuerlöschinspektor angeordnet hatte, sie
müsse als freiwillige Wehr Helm und Feuerwehrkittel tragen.
Die Mitglieder weigerten sich.
Rendsburg, do. Mai. Ertrunken. Der neuniähr.
Zohn des Arbeiters M. Wiese machte sich daraus cin Ver—
znügen, ein am Saatsee liegendes Boot abzustoßen. Er glitt
zierbei aus, geriet unter das Boot und ertrank, obwohl der
VBater und andere Personen die Rettung versuchten.
Flensburg, 40. Mai. Bestätigung. Der Regie—
ungspräsident hat die Beschlüsse der hies. Handwerkskammer,
zie den Lehrlingen ohne Zustimmung des Meisters jegliche
Vereinszugehörigkeit untersagen. genehmigt.
Lauenburg.
Ratzeburg, 110. Mai. An Stelle des kürzlich
erstorbenen Geh. Konsistorigalrats D. Soltau,
Heneralsuperintendenten für Lauenburg, ist Kirchenpropst Geh.
Kirchenrat Valentiener in Husum in Aussicht genommen,
der erst seit dem 9. Dez. 1910 dort tätig ist. Als sein Nach—
folger ist Pastor Sievekinag in Schleswia vom Konsistorium
n RNorschlag gebracht.
VDermischtes.
Jung⸗Mecklenburg. Der jüngste Gefreite der deutschen
Armee ist jetzt, wie man weiß, der Erbgroßherzog von
Mecklenburg, der aus Anlaß seines ersten Geburtstages, bis
u dem er sozusagen als „Gemeiner“ gelebt hatte, seine
erste militärische Auszeichnung, die „Knöpfe“, bekam. Dieser
alle wahren Deutschen patriotisch erhebende Vorgang wird
»on Julius Stettenheim im Ulk wie folgt besungen:
Der Erbgroßherzog hatte geruht,
Ein Jahr alt zu werden, und das war gut:
Mit Hilfe dieses erhabenen Sohns
Ist nun verbürgt die Zukunft des Throns.
Und drum kam salutierend daher
Der Grenadier⸗Re'mentskommandeur v
Und sprach: „Hoch leb' Ew. Hoheit! Burra!“
Und der Erbgroßherzog sagte: Ah! Ah!
Da sprach der Kommandeur des Rements:
„Ich bring' zu dem schönsten Tag im Lenz
Die Gefreitenknöpfe. Alles ist da.“
Der Erbgroßherzog sprach gnädig: Ah! Ah!
„Ew. Hoheit sind jeßt auf steiler Höh'
Der jüngste Gefreite der deutschen Armee!“
So schloß der Redner stramm stehend, und da
Rief Mecklenburgs Hoffnung huldvoll: Ah! Ah!
Des Mordversuchs geständiag und doch freigesprochen!
kin Geschworenenurteil, das in Deutschland allgemeines Aufssehen er⸗
egen dürfte, weil es von der üblichen Rechtsauffasiung zum mindesten
tark abweicht, wurde in einer Verhandlung vor dem Schwurgericht
n Bochum gefällt. Es erinnert an die Wahrsprüche französischer
tichter, die namentjich in der letzten Zeit den Verteidigern des ehelichen
zriedens das Recht der Wahrung ihrer Hausehre gegenüber den⸗
enigen zusprachen, die diesen Frieden und die Ehre des Hauses
edrohten. Das Urteil ist aus dem Volksempfinden heraus zu ver⸗
lehen, ob aber ein gelehrtes Gericht zu einem gleichen Spruche ge⸗
ommen wäre, ilt zu bezweifeln. Der Tatbestand ist folgender: Der
Bergmann Paul in Redlinghausen war leit 15 Jahren verheiratet,
eine Frau hatte ihm acht Kinder geschenkt, da nahmen sie einen
dostgänger bei sich auf, und wie es leider oft kommt, es entwickelte
ich ein Liebesverhältnis zwischen ihm und der Frau. Der Ehemann
ekam um Neujahr herum davon Kenninis. Da er wegen der Kinder
ine Trennung nicht wollte, stellte er das Paar zur Rede und nahm
im das Versprechen ab, das ehebrecherische Verhälinis aufzugeben.
Iber vier Wochen später wurden die beiden auf einem Spaziergange
och wieder zusammen gesehen. Man hinterbrachte es dem Ehemann,
jer nun den Plan faßte, seine Frau, den Liebhaber und sich selbst zu
öten. Er kaufte sich einen Revolver und stellte das Poar erneut zut
kede. Als beide leugneten, gab er einen Schuß auf den Zerstörer
einer Ehre ab, der diesen am Kopfe streifte. Der Liebhaber entwand
hin darauf die Waffe und flüchtete. Paul wurde wegen versuchten
Totschlaas unter Anklage gestellt. Mit tränenerstickter Stimme gab
er zu, daß er die Absicht gehabt habe, den Liebbaber seiner Frau zu
öten. Trotzdem verneinten die Geschworenen sämtliche Schuldfragen,
vorauf das Gericht auf Freisprechung erkannte.
Bunte Chronik.
Luftschiff „Deutschland“ beim Düsseldorfer
Blumentag. Düsseldorf, 8. Mai. Beim gestrigen
Blumentag kreuzte das Luftschiff „Deutschland“ eine
Stunde lang über der Stadt und streute Blumen aus über die
nehr als zweihunderttausend Menschen, die das Luftschiff mit
inunterbrochenem Jubel begrüßten.
Triumphzug eines Schmugglers. Düssel⸗
dorf, 8. Mai. Der bei der Vorführung in Cleve entsprun⸗
jene und nach Holland entkommene Zigarrenschmuggler
Rilzdonk wurde in Nymwegen von einer taufend-
opfigen Menge jubelnd empfangen und im Triumph-
zug durch die befßlaggte Stadt in seine Wohnung geführt.
In der Notwehr erschossen. Karlsbad, 8. Mai.
Fin Berawerksingenieur hat in Wintersgrün bei
Kodau einen Arbeiter, der ibn tätlich anariff. er—
Gvossen.
Abgestürzt. Reichenau Miederösterreich), 8. Mai.
Der 17jiährige Kaufmamnnssohn Robert Bley ist von der Ra—
L2baestlürat und den erlittenen Verlezungen Ienen
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