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Beilagen: Vaterstäptische Blätter. — Der Familienfreund.
Imtsblatt der freien und Hansestadt Lübecdk 401. Jahrgang Nachrichten für das Herzogtum Lauenburg, die
geiblatt: Gesetz⸗ und Verordnungsblatt BeBtę Sunretenidnedn eereccdenqu gurftentümer Ratzeburg, Lübeck und das angren⸗
— e —AIEe zende mecklenburgische und holftenusche Gebiet.
ODrud und Vorlag: Sebruadet Borchers G.m. b. S. in Lübed. — Heĩchãftsstelle Abdreß haus (Köniaitr. aß) Ferniprecher 00 u. 82001.
(Große Ausgabe) Sonnabhend, den 14. Januar 191. Morgen⸗Blatt Ur. 24.
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Erstes Blatt.
und die Feuilletonbe
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daß schon bei dem letzten Statthalterwechsel elegische Stimmen
en Rücktrit: des Fürsten Hohenlohe⸗Langenburg deshalb be—
uͤerten, weil der Erbprinz vor Hohenlohe noch nicht als Nach-
olger hätte in Aussicht genommen werden können, so wird man
ich darüber klar sein, um wieviel nachdrüclicher derartige per—⸗
zuliche Gesichtspunkte geltend gemacht werden würden, so-
ald das Mitglied eines souveränen Hauses zum Statthalter
erufen wäre. Gewichtigste Grunde der politischen Zwedmäßig⸗
eit also sind es, die unbeschadet der reichsländischen Ver—
assungsreform die Ernennung des Mitgliedes eines souveränen
zauses zum Statthalter widerraten.
Bei der Lebhaftigkeit der Mißbilligung, die in der reichs⸗
indischen Presse gegen die vorgeschlagene Verfassungsreform sich
reit macht. kann der unbesangene Beobachter nicht die Ver—
rutung unterdrücken, daß hinter einem Teil dieser Opposition
ranzösische Einflüsse stecken. Vom franessischen Stand-
unkte aus nämlich erscheint die geplante Verfassungsreform
rnit Recht als eine ernste Gefahr aus dem Grunde, weil die
deform den Reichslanden eine Autonomie gewährt, wie El—
aß-⸗Lothringen sie im Rahmen der straff zentralistischen Ver⸗
ifsung Frankreichs niemals gehabt hat und niemals be⸗
„aupten könnte, ohne in anderen Landesteilen Frankreichs das
derlangen nach der gleichen Selbstverwaltung wachzurufen.
Französische Politiker befürchten auch, daß auf der Basis der
heitgehenden Selbstverwaltung, die den Reichslanden durch die
deform zuteil wird, die innere Entfremdung der Elsaß-Lothrin—
er gegenüber Frankreich, langsam aber stetig fortschreiten wird.
zon dem Hintergrunde dieser französischen Befürchtungen hebt
ich die abfällige Kritik mancher reichsländischen Organe recht
edeutsam ab. Es bleibe dahingestellt, ob nicht auch bei den
Netzer Vorgängen französische Einflässe insofern
ine Rolle gespielt haben, als die Erhitzung der Gemüter in der
sicht geschürt wurde, weite Kreise Deutschlands gegen
ie Reform einzunehmen und so die Reform selbst womöglich
u hintertreiben. Für die Opposition gewisser reichsländischer
Zzreßorgane aber steigert sich die Vermutung ihrer französischen
Bbeeinflussung zu hoher Wahrscheinlichkeit.
Frankreichs politische Lage.
W. Waris, 13. Januar.
In seiner Rede über die Politik Frankreichs führte Minister
dichon in der Kammer u. a. aus:
Wir brauchen weder aus einer der Kundgebungen in den
rusländischen Parlamenten und der Presse, noch aus Monarchen⸗
der Ministerbegnungen unangenehme Folgerungen für unsere
Zolitik oder jsür das System der Bündnisse und Freundschaften
iehen. Mit der italiensschen Regierung bestehen Einverständ—
nisse und Vereinbarungen, welche auf der gegenseitigen Anerken⸗
ung der Interessen und Rechte der beiden Länder beruhen, welche,
ihne Verträge zu berühren, die beide Teile mit anderen Mächten
abgeschiossen haben, ieder der beiden Mächte gestottet. bei der an⸗
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deren auf den gleichen Willen zu rechnen, friedlich zu bleiben
und im freundschaftlichsten Sinne alie zwischen den beiden Regie—
rungen möglicherweise auftauchenden Fragen zu regeln, moem
ie sich dabei von den traditionellen und geschichtlich geheiligten
Sympathien leiten lassen. Diese Freundschaft ist durchaus durch
eine Wolke getrübt. Keine Aenderung, weder im Prinzip noch
n Tatsachen, ist in der Entente vorgetkommen, die wir so glück—
iich geschaffen und die seit sechs Aahren so häufig Gelegenheit
jehabt hat, in die Erscheinung zu treten. Die Umstände haben
ogar den beiden Regierungen gestattet, in gewissen Teilen der
Welt ihrem Vorgehen und Kintreten einen identischen Charakter
u geben.
Pichon wandte sich dann zu den Baeziehungen zwischen
Frankreich und England und erklärte: Unsere Entente
nit England war niemals enger und vollständiger als heute,
s gibt keine Frage, welche die Politik oder die Interessen der
eiden Regierungen angeht, über die sich nicht besprechen und ins
kinvernehmen setzen Lehe zwecks gemeinsamen Vorgehens undEin—
chreitens. Er kenne kein Beispiel, wo der eine oder der andere
deil einer Meinungsverschiedenheit hätte nachgeben oder eine
ndere Bahn hätte einschlagen müssen, als die, in welche die
ciedliche Solidarität ihrer Absichten naturgemäh führen mußte.
die beiden Länder, deren Beriehungen immer vertraulicher und
ager werden, lassen die Entente nur dazu dienen, in allen
zchwierigkeiten friedliche Lösungen herbeizuführen.
Oesterreich-Ungarn ist, was die äußere Politik an—
elangt, ein Element der Beharrung des Gleichgewichts und der
Stabilität. Seine Interessen sehen nicht im Gegensatz zu un—
eren. Es bildet, wie Italien, einen Teil eines anderen Bundes—
yslems, als des, zu dem wir gehören, aber es gibt leinen
ßegenstand des Zwistes zwischen ihm und uns. Wir haben keinen
Zrund, Oesterreich- Ungarns Gegner zu sein. Wir würden es
ielleicht sein, wenn wir eine kriegerische Politik verfolgten, aber
»a wir den Frieden wollen und solderichtig das Gleichgewicht der
uropäischen Kräfte, müssen wir gegenüber der österreichischun—
arischen Regierung eine PVolitik friedlicher Versöhnung befolgen.
Diese Politik bleibe aber immer dem Verhalten untergeordnete das
ins unsere Bündnisse oder Freundschaften auferlegen. — Was
st denn, fuhr der Minister fort, in der Angelegenheit Bosniens
and der Herzegowina geschehen? Trennten wir uns von Ruß—
'and und England? Keinen Augenblick! Im Gegenteil, wir
jörten nicht auf, uns zu besprechen, zu verständigen und in
lebereinstimmung vorzugehen. — Pichon gab einen geschichtlichen
leberblick über den Verlauf der Annexion Bosniens und der
derzegowina und fuhr fort: Bei heiterem Himmel kein Verdienit;
Bündnistreue zu beweisen, läßt sich auch durch die Festigkeit der
Bündnisse nicht richtig würdigen, sondern, wenn der Himmel ver—
instert ist, Wolken aufziehen, die Lage kritisch wird. Als solche
Wolsten aufgezogen waren und wir einer kritischen Lage gegenüber—
tanden, konnte da Rußland daran zweifeln, daß es völlig auf
msere Bündnisse zählen durfte? Aber Rußland dachte ebenso—
wenig wie wir und England daran. es auf einen Konflitt an—
—VE —
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PWundt. W., Kleine Schriften. Bd. 1. Leipzig 10810.
Prof. Dr. Brindmann, Direktor des Hamburger Kunst⸗
zewerbemuseums, hielt Mittwoch abend im Künstlerhause einen
Vortrag über Fälschungen alterKunstgegenstände,
»ei dem der Vortragende eine Reihe berühmter, künstlerisch
vertvoller Fälschungen in Lichtbildern vorsührte.
Zur Feier des 70. Geburtstages des Berliner Univer⸗
itätsprofessors Otto Gierke fand Mittwoch ein Festakt statt,
hei dem der Senatspräsident des Reichsgerichts Olshausen im
AUuftrag von Schülern und Freunden eine von Professor
FTlimsch geschaffene Bronzebüste des Jubilars überreichte.
Ramens des Vereins für Sozialpolitik feierte v. Schmoller
ie Persönlichkeit des Jubilars. Prof. Herbert Meyer über—
»rachte die Glückwünsche der Breslauer juristischen Falultät,
»er der Jubilar 12 Jahre angehörte. Für die Universität
ßerlin sprachen der Strafrechtslehrer v. Liszt und der Rek—
tor Prof. Rubner.
VBremen als Theaterstadt. Den Hamburger Nachrichten
vird aus Bremen geschrieben: In Bremen ist das Theater—
hründungsfieber ausgebrochen. Voriges Jahr wurde in der
Neustadt das Schauspielhaus erbaut und mit einem lite—
rarischen Programm eröffnet. Das literarische Programm hat
war nicht standgehalten, aber das Theater entwickelt sich
ꝛͤillmählich zu einer Volksbühne für die Kleinbürger der Neu—⸗
tadt und kommt dadurch seinem lebensfähigen Programm
räher. Damit aber ein literarisches Theater nicht fehle, so
st man neuerdings auf die Idee gelommen, ein Theater
Ar die obersten Vierzig zu bauen. Gutem Vernehmen
ach sollen bereits 20 Anteile à 50000 Magezeichnet sein,
o dakß damit ungefähr die Hälfte der nötigen Summe zur
Verfügung stände. Wie man weiter hört, soll das Theater
ach dem Muster von Reinhardts Kammerspielen
ingerichtet werden.
Zur reichsländischen Verfassungsreform.
B. Lübeck, 14. Jan.
Von der Zentrumspresse wird die vorgeschlagene Reform
der eichslandischen Verfassung bekanntlich in erster Linie deshalb
herämpft, weil sie die Stellung des Kaisers im Sinne
iner Verstärkung seiner verfassungsrechtlichen Befugnisse allzu⸗
ehr ändere. Dieser Zentrumskritik gewinnt die Köln. Volks—
eitung durch folgende Behauptung eine neue Seite ab: „Bisher
zjatte der Bundesrat z3. B.dem Kaiser die Ein-—
schränkung auferlegt, daß er kein Mitglied eines
souveränen Hauses zum Statthalter ernennen
öonne, also auch leinen preuß schen Prinzen, in Zukunft hat der
zundesrat kein solches Recht mehr.“
Da die Reichsverfassung von einer Einschränkung, wie sie
»er Bundesrat laut der Köln. Volksztg.“ dem Kaiser aufer⸗
egen soll, nichts weiß, kann die Angabe des rheinischen Zen⸗
ruümsblattes nur bedeuten, daß der Bundesrat außerhalb der
Verfassung Mittel und Wege gefunden habe, dem Kaiser eine
derartige Einschränkung aufzuerlegen. Ganz abgesehen davon,
zaß man sich nicht leicht eine Vorstellung des Verfahrens, das
hierbei vom Bundesrat hätte angewandt werden mussen, machen
sann, erfahren wir aus best unterrichteten Bundesratskreisen,
dah jene Behauptung den Tatsachen micht entspricht. Sie
sei ebensowenig richtig, wie die früher aufgetauchte, von der
Köln. Volksztg. jetzt andeutungsweise wiederholte Anspielung
zuf den angeblichen Plan, einen preußischen Prinzen als Statt—
zalter einzusetzen.
Wenn trotz dieser Sachlage bisher kein Mitglied eines sou—
zeränen Hauses zum Statthalter der Reichslande ernannt worden
ist, so beruht dies auf Gründen, politischer Zweckmäßigkeit,
die nach der reichsländischen Verfassungsreform nicht minder
ins Gewicht fallen werden, als bisher. Der eine davon besteht
n dem Umstande, daß zwar manches souveräne deutsche Fürsten—
haus ganz gern eises seiner Mitglieder auf dem Statthalter⸗
posten sähe, daß —X dieser Fall nicht praktisch werden kann,
ohne die Empfindlichkeit und die Eifersucht anderer souve—
eäner Häuser zu erregen. Einen zweiten Grund bildet das
Berhältnis, das zwischen Kaiser und Statthalter im Reichs—
nteresse aufrecht erhalten werden muß; mit anderen Worten:
der Kaiser muß in der Lage bleiben, ohne Rüchsicht auf die Per—
on des Statthalters und seine Familienbeziehungen den Statt—
dalter in dem Augenblicke zu entlassen, in dem politische Inter«
en die Entlassung notwendia machen. Erinnert man sich daran.
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