Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

Völkerrecht und gegen die Verträge erfolgt sei. Es ruft 
die Vermittlung der Großmächte an, um die Verträge wieder 
zur Geltung zu bringen. Schließlich weist die Note darauf hin, 
daß unter vielen anderen, ein augenscheinlicher Beweis für die 
Duldung des antigriechischen Boykotts durch die türkischen Be⸗ 
hörden der jüngste Zwischenfall bei der Schiffahrtsgefellschaft 
Hadschai Daut sei, die am Anfang der türkischen Küsten freie 
Schiffahrt betreibe. 
Die Lage in Fez. 
Telegramme.) 
Jaurès schreibt in seiner Humanits: Esss tritt jeßzt zutage, 
zaaß Frankreich von den Anstiftern der Marokko— 
exrpedition auss abscheulichste irregeführt wor⸗ 
den ist, welche erklärten, daß Fez unterliegen müsse und sich 
nicht mehr verproviantieren könne. Jetzt erfährt man, daß sich 
die Stadt immer noch hält, nicht einmal die 
Lebensmittel im Preise gestiegen sind und der Ge— 
heidepreis wie im Vorjahre drei Francs pro fünfzig Kilo be— 
lrägt. Das Fleisch kostet dort siebzig Centimes. Die Verbindung 
zwischen Fez und Tanger war auch niemals unterbrochen. Man 
behauptete, daß Bremond keine Munition mehr habe. Jetzb 
gibt man zu, daß er noch 250 000 Patronen und für mehrereé 
Wochen Proviant besitze. Man behauptete ferner, Mulay Hafid 
—DD 
mir ein einziges Schriftstück nachweisen, aus dem dieses her⸗ 
rorgeht. Alle Angaben warenübertrieben, um der 
öffentlichen Meinung einzureden, eine großé 
militärische Epedition nach Marokko sei unab— 
weisbar. Eine andere Politik war und ist noch immer möglich, 
Zu der offiziösen Mitteilung. daß die im Taurirtgebiet 
angesammelten Streitkräfte lediglich zur Besetzung des Deb⸗ 
dugebietes verwendet werden ijollen, schreibt Echo de Paris: 
Wir können dies nicht glauben und hoffen noch immer, daß die 
oranesischer Truppen die Aktion der von Rabat nach KFez ent⸗ 
sandten Kolonne kräftig unterstützen werden. — Wie aus Auran 
hierüber gemeldet wird, heißt es, daß die Regierung die im 
Taurittgebiet versammelten Streitkräfte, die gegenwärtig 12 000 
Mann betragen, nur verwenden will, wenn die vom Schauija— 
gebiet aus unternommenen Operationen nicht gelingen sollten und 
die Lage noch verwickelter zu werden drohe. Für Bedarfs— 
fälle kann die Orandivision noch 2800 Mann stellen. 
Wt. Paris, 29. April. Wie aus Alhucemas vom 26. April 
gemeldet wird, wurde die Ankunft der für die Garnison be— 
sttimmten Rekruten von den Gebirgsstämmen als Ankündigung 
einer weiteren demnächstigen Truppenlandung aufgefaßt. Die 
Eingeborenen hielten an den Marktplätzen Beratungen ab, 
in denen diejenigen, die keine Waffen und Munition haben, 
aufgefordert werden, sich solche trotz der scharfen Ueberwachung 
zu verschaffen. Es wird versichert, daß an einigen Punkten der 
Küste Waffen und Munition an Land geschmuggelt werden. 
Wt. Budapest, 20. April. Der Pester Llond veröffent⸗ 
licht aus Wiener diplomatischer Quelle einen Artikel über 
den gegenwärtigen Stand der Marokkofrage und 
schreibt: Die französischen Politiker dürfen es nicht als Feind⸗ 
seligkeiten betrachten, wenn ihre steten Berufungen auf die 
force Majeure nicht allenthalben erwünschte Aufnahme finden. 
Die unzweideutigen Verwahrungen Cruppis gegen jede Er— 
oberungsabsicht verdienen gewiß Beachtung, im Augenblicke 
wird aber ihre Wirkung durch verschiedene Ereignisse geschmä— 
lert, die in scheinbarem Zusammenhange stehen. Man unter— 
schätzt in Paris am wenigsten die Schwierigkeiten, die even⸗ 
tuell für Frankreich aus einer internationalen Erörterung und 
einer langwierigen Okkupation erwachsen dürften. Man wird 
deshalb trachten, ihr vorzubeugen. Was speziell die Stellung⸗ 
nahme Oesterreich-Ungarns betrifft, so bedingen unsere Inter—⸗ 
essen, obzwar sie beträchtlich sind, kein Heraustreten in die 
erste Linie. Oesterreich-Ungarn ist in keiner Richtung gebunden, 
und könnte im Vollbesitz seiner Handlungsfreiheit für seine In— 
teressen und die Wahrung der auch durch seine Unterschrift 
hesfiegelten Rechtsnormen eintreten 
pnιαιαα— 
Die Eröffnung der Industrieausstellung in Turin. 
Anlößlich der Eröffnung der internationalen Industrieaus— 
tellung herrschte gestern in der reich beflaggten und festlich ge— 
schrnückten Stadt Turin ein außerordentlich bewegtes Leben. Um 
2 Uhr 30 Min. vormittags trafen der König und die 
Kuönigin auf dem Bahnhofe ein und fuhren, von einer 
Schwadron Kürassiere eskortiert, unter den stürmischen Kund— 
zebungen einer dichten Menschenmenge unmittelhar aur Aus— 
tellung. 
W. Turin, 29. April. Die Internationale Industrie-Aus— 
stelling wurde heute vormittag 10 Uhr in Anwesenheit des 
Königs und der Königin, des Herzogs von Aosta, des Grafen 
von Turin, des Herzogs der Abrnzzen, des Herzogs von Genug, 
Zer Prinzessin Lätitia, der Herzogin Isabella von Gemia, des 
Ministerpräsidenten, des Ministers des Aeußeren, mehrerer an—⸗ 
derer Minister, des diplomatischen Korps, der Präsidien des 
Senats und der Kammer, der Bürgermeister von Rom und 
Mailand sowie einer glänzenden Versammlung, in der insbe— 
sondere auch die auswärtigen Nationen vertreten waren, feierlich 
eröffnet. Die Majestäten wurden bei ihrer Ankunft von den in 
der Ausstellung verteilten Musikkorps mit der Königshymne 
und von der gewaltigen Menschenmenge mit stürmischen Hoch— 
rufen begrüht. Sobald die Majestäten im Festsaal der Aus— 
jstellung Platz genommen haiten, begannen die Ansprachen. 
Die erste Ansprache hielt der Präsident des 
Generalkomitees der Ausstellung, Senator Frola. Als⸗ 
dann sprachen Senator Villa, der Bürgermeister von Turin, 
Senator Rossi, Aderbauminister Nitti und Bürgermeister Nathan⸗ 
Rom. Bürgermeister Rossi gedachte in seiner Rede des hoch⸗ 
bedeutsamen Anlasses der Ausstellungen, die im 
Jubelijahre Italiens in den drei geschichtlichen Saupt- 
tädten Rom, Florenz und Turin veranstaltet würden. In den 
neueisiandenen weißen Stadt Turin komme der gewaltige Fort— 
schritt zum Ausdruck, den die italienische Industrie in den fünfzig 
Jahren der Einheit und Freiheit machte. Redner feierte dann 
die wetteifernde Teilnahme der fremden 
Staatenund Völker an der Ausstellung, die zugleich eine 
Quelle berechtigten Stolzes für Turin und ein 
Bereis der hohen Achtung sei, welche Italien, 
bie jüngste unter den Nationen, bei seinen Schwestern genieße. 
Nach Schluß der Ansprachen, die mit lebhaftem Beifall aufge— 
nommen wurden, verließen die Majestäten mit den übrigen 
Fürsttlichkeiten, den Ministern, dem diplomatischen Korps und 
jervcrragenden Persönlichkeiten den Festsaal. Der imposante 
Zug überschritt die Monumentalbrücke und begab sich ins Wasser⸗ 
schloß, wo die fremden Botschafter und die Gesandten dem könig⸗ 
lichen Paare die Kommissare ihrer Länder vorstellten. Um 
1 Uhr 30 Min vormittaas fuhren die Maiestäten unter er— 
ieuden stürmischen Kundgebungen zum königlichen Palaft. Das 
Wetter ist sehr schön. 
Nachmittags empfing der König im königlichen Palais 
die Kommissare der auf der Ausstellung vertretenen fremden 
Mächte. Der König unterhielt sich mit jedem mĩt großer 
Liebenswürdigkeit und ließ sich über den Stand der Arbeiten 
Bericht erstatten. Er beglüdwünschte die Kommissare zu ihrer 
emeinfamen Arbeit und dem glänzenden Resultat der Ausstel- 
sung. Abends wird im Teatra Regio eine Galaoper statt— 
inden, der das Königspaar, die Prinzen, Minister, das diplo—⸗ 
natische Korps und die Vertreter der Behörden beiwohnen. Ge— 
gjeben wird Verdis „Falstaff“ 
Neuefte Nachrichten und Telegramme. 
Der Kaiser auf Korfu. 
W. Achilleion, 29. April. Zu der gestrigen Abendtafel 
varen geladen der Gesandte in Athen, v. Wangenheim mit 
ßemahlin und Tochter, der Exstaatsminister Theotokis, die 
ßrofessoren Doerpfeld und Karo. Der Kaiser begab sich 
jseute zu den Ausgrabungen und hat das Frühstück auf der 
Jacht „ßSohenzollern“ genommen. 
Wit. Achilleion, 29. April. Der Kaiser verweilte nach— 
nittags bei den Ausgrabungen, wo heute ein Teil einer 
epflasterten Straße aufgedeckt wurde, welche vermutlich zum 
Iltar vor dem Tempel führte, wo die Säulenstücke gefunden 
»urden. Zur Abendtafel waren der Präfekt und der deutsche 
donful geladen. 
Krouprinzenbefuch in Petersburg. 
W. Berlin, 29. April. Die Norddeutsche Allgemeine Ztg. 
chreibt: Der Kronprinz war von Kaiser Nikolaus eingeladen, 
uuf der Rückkehr von seiner Ostasienreise Petersburg zu be— 
uchen. Für die Fahrt durch Sibirien hatte die russische 
degierung bereits Vorbereitungen getroffen. Der Kronprinz 
bird nunmehr sich mit der Kronprinzessin Mitte Mai nach 
ßetersburg begeben, um seinen Dank für die ihm zugedachten 
lufmerksamkeiten auszusprechen und dem Kaiser von Ruß—⸗ 
and zu seinem Geburtstage am 19. Mai die Glückwünsche 
zaiser Wilhelms zu übermitteln. 
Trauerseier für Oberstleutnant von Schlichting in Samburg. 
V. Hamburg, 29. April. Heute nachmittag 4 Uhr fand im 
zchuppen 42 am Amerikakai die Trauerfeier für den in Kon— 
tantinopel von einem albanesischen Soldaten erschossenen Oberst⸗ 
eutnant Sigismund von Schlichting statt. Anwesend waren die 
dienstfreien Offiziere der Garnisonen Hamburg, Altona, Wands⸗ 
hek und Umgegend. Als Vertreter des Senats fungierte Se— 
natssekrelär Dr. Hagedorn. Außerdem war die Direktion 
der Deutschen Levante-Linie verireten, die einen Kranz nieder⸗ 
egen ließ. Auch verschiedene Kaufmannsfirmen hatten Ver— 
treter entsandt. Das türkische Generalkonsulat hatte einen 
Ldorbeerkranz mit weißer Schleise gesandt. Ferner waren Kränze 
om Senat, vom Generalkommando niedergelegt. Die Ge— 
»ächtnisrede hielt Militäroberpfarrer des 9. Armeekorps, Kon⸗ 
istorialrat Wiehe. Der Sarg wird mit dem heute abend 
3 Uhr 19 Minuten abgehenden D-Zug nach Berlin übergeführt. 
Die WMaiftier. 
Berlin, 29. April. Für die diesjährige Maifeier der 
Sozialdemokraten wird in den freien Gewerkschaften besonders 
ifrig agitiert. Weit über hundert Versammlungen der ein⸗ 
elnen Organisationen sind für den Vormittag des 1. Mai 
inberufen worden. Die Feier der sechs Wahlkreis-Vereine 
zeginnt am Montag nachmittag in den großen Gartenlokalen 
»er Stadt. Am Abend werden Reichstagsabgeordnete und 
vewerkschaftsführer über die Bedeutung der Maifeier sprechen. 
der Vorstand der Wahlvereine von Groß-Berlin hat gemeinsam 
nit dem Ausschuß der Gewerkschaftskommission eine Maifeier- 
desolution ausgearbeitet, in der es heitzt, am 1. Mai demon⸗ 
triere das klassenbewußte Proletariat aller Länder für den Aus— 
„au der Arbeiterschutz- Gesetzgebung und den Völkerfrieden und 
protestiere gegen das wahnwitzige Wettrüsten. in dem es eine 
pachsende Gefahr für den Frieden und die Ursache der immer 
nehr steigenden Belastung der breiten Massen erblidt. 
Der französische Arbeitsminister und die Eisenbahner. 
W. Paris, 29. April. Der Arbeitsminister Boncourt 
rklärte einem Berichterstatter, der Widerstand gegen die Zu— 
ammenstellung der für die Durchführung des Gesetzes be⸗ 
reffend Arbeiterpensionen notwendigen Listen scheine zumeist 
»on den Bürgermeistern herzurühren, die unbegründeterweise 
ürchteten, daß sie im Falle eines Irrtums oder Mißerfolgs 
ur Verantwortung gezogen würden. Gegenüber der Behaup⸗ 
ung der Eisenbahngesellschaften, daß sie den entlassenen Eisen⸗ 
zahnern Anterstützungen zukommen lassen, erklärt der Sekre— 
är des Lokomotivführer-Verbandes, Toff, in den Zeitungen, 
aß mit Ausnahme der Orleansbahn keine Bahngesellschaft 
rgend welche Unterstützungen verteile. Der größte 
keil der entlassenen Eisenbahner nahm nicht ein— 
nal den ihm geschuldeten Lohn an, da man von ihnen gleich— 
eitig mit der Empfanasbescheinigung den schriftlichen Verzicht 
iuf jede Anstellung verlangte. Die Regierung ordnete an, 
»aß zur Aufrechterhaltung der Ordnung am 1. Mai Regi— 
nenter, darunter acht Kavallerie-Regimenter, aus den benach— 
varten Garnisonen, nach Paris kommen sollen. 
Differenzen auf der Antipestkonferenz. 
W. Mukden, 29. April. Auf der Antipestkonferenz, deren 
letzte Sißzungen auf Antrag des chinesischen Kommissars, 
Zchi, unter Ausschluß der Oeffentlichkeit stattfanden, fanden 
ie Delegierten den Widerstand der chinefischen Aerzte, sobald 
ie eine ernste Fragestellung versuchten. Die Delegierten hatten 
ich in drei Lager gespalten. Zu dem ersten gehörten Ruß— 
and, Japan, Holland, Frankreich, Italien und Mexiko, zu 
iner anderen England, Amerika, China, in der Mitte standen 
deutschland und Oesterreich. China erklärte, nur praktische 
Inträge bezüglich der Bekämpfung der Lungenpest annehmen 
u können, und wurde hierin von England und Amerika unter⸗ 
tützt. Die anderen Vertreter waren bemüht, das Programm zu 
rweitern. Die Vertreter der meistinterefsierten Staaten, Ruß— 
and und Japan, vertreten ihre Anträge mit besonderer Energie. 
die Konferenz lehnte jedoch ihre kategorischen Forderungen ab. 
die ausländischen Delegierten stimmten darin überein, daß 
ie Konferenz ohne praktische Bedeutung war, und reisten nach 
Peking zur Audienz beim Regenten ab. 
Wt. Mukden, 29. April. Die Veröffentlichung der von 
»er Pestkonferenz angenommenen Resolution wurde streng un— 
ersagt, da die Chinesen nicht wünschen, daß die von der 
donferenz empfohlenen Maßnahmen in Europa bekannt werden. 
alls die Regierung sie verwirft. Die feierliche Schlußsitzung 
and in Gegenwart sämtlicher Konsuln statt. Der Generalgou— 
derneur Hsi⸗Liang dankte namens der Regierung. Der Ver—⸗ 
trefter Hollands hielt die Antwortrede und übergab Hsi-Liang 
inen Bericht über die Arbeiten der Konferenz. Seitens des 
Paiwupus und verschiedener Gouverneure trafen Begrüßungs- 
elegramme ein. 
Maul⸗ und Klauenseuche in Hamburg. 
W. Samburg, 29. April. Unter dem isolierten Restbestand 
bes Zentralviehmarkts ist gestern die Maul- und Klauenseuche 
festgestellt worden. Nach Vornahme der durch den Seuchen— 
fall bedingten Abschlachtungen und Desinfektionen werden die 
angeordneten Schutzmaßregeln voraussichtlich am heutigen Sonn—⸗ 
abend wieder aufgehoben werden. Der Senat erläßt folgende 
zekanntmachung: Alle im hamburgischen Staatsgebiet zur Be— 
örderung von Klauenvieh benutzten Eisenbahnwagen sind nach 
ieder Benutzung einer verschärften Desinfektion zu unterwerfen. 
VJ Berlin, 29. April. Wie der kleine Kreuzer, Condor“ 
aus Jap meldet, verließ er am 24. April Ponape und ging 
nach Tsingtau ab. Auf Ponapeist alles ruhig. Irgend— 
velche Unbotmäßigkeiten seitens der Eingeborenen sind nicht 
nehr vorgekommen. Die ständige Anwesenheit eines Kriegs- 
schiffes wird nicht mehr für nötig gehalten. 
Wt. Berlin, 29. April. Die Große Berliner Kunstaus- 
ttellung wird am 26. Mai im Landes-Ausstellungsgebäude 
in Gegenwart des Kultusministers eröffnet. 
W. Rostock, 29. April. Der für die Levante-Linie in 
ßamburg erbaute 5500 Tons große Dampfer „Tahygetof“, 
— drue mittag 1 Uhr auf der Neptunwerft glücklich vom 
Stapel. 
Wt. Kiel, 29. April. Der Matrose Nikolaus vom 
dinienschiff „Nassau“ wurde heute vom Kriegsgericht des 
ersten Geschwaders wegen versuchten Verrats militäri— 
scher Geheimnisse, Fahnenflucht und Diebstahls zu 154 
Jahren Gefängnis und Versetzung in die zweite Klafsse des 
Zoldatenstandes verurteilt. 
W. Marburg 29. April. Der Professor der Geschichte 
Barentrapp, ist gestorben. 
W. Stuttgart, 29. April. Der frühere Präsident der 
Feneraldirektion der Posten, v. Weizsäcker, Mitglied der Ersten 
Kammer, ist im Alter von achtzig Jahren gestorben. 
W. Wien, 29. April. Heute vormittag fand die Frühjahrs- 
parade der Wiener Garnison statt, welche in Vertretung des 
Zaisers der Eczherzog Franz Ferdinand abnahm. Während 
ber Parade umkreiste Oberleutnant Bier, welcher mit einem 
Ftrich-Monoplan in Wiener-Neustadt aufgestiegen war, das 
Baradefeld in bedeutender Höhe. 
Vt. Wien, 29. April. Der Kaiser verschob seine Reise 
nach Budapest um 24 Stunden. Der Grund für die Verschie⸗ 
bung ist lediglich der, daß der Kaiser, dessen Befinden außer⸗ 
ordentlich zufriedenstellend ist, noch einige wichtige Staatsakten 
zu erledigen hat und Audienzen anläßlich der Maibeförderungen 
erteilen will. 
Wt. Toulon, 29. April. Präsident Fallidres ist auf 
seiner Rückfahrt von Tunis hier eingetroffen. 
WV. Brüssel, 29. April. Aus London wird dem Hofe ge— 
meldet, daß die Königin eine gute Nacht verbrachte. Die 
Krankheit besteht in einer leichten Ohrenentzündung. Die Rück⸗ 
kehr der Königin erfolgt in zwei bis drei Tagen. 
Vt. Lissabon, 29. April. Unter der Beschuldigung der 
Verschwörung gegen die Regierung sind verschiedene Versonen 
verhaftet worden, darunter der Bruder des Grafen Agueda, 
ines Anhängers des allen Regimes. Der Graf selbst ist ge- 
lüchtet. In seiner Wohnung sind belastende Schriftstücke be— 
schlagnahmt worden. 
Petersburg,. 29. April. Die jetzt abgeschlossenen Revi⸗ 
ijonen des Senators Neidthardt im Petersburger und War— 
chauer Betk haben Unterschleife und Diebstähle in 
Zöhe von 25 Millionen Mark ergeben. 
WV. Moskau, 29. April. Die politische Polizei hob eine 
neue Organisation von nationalistischen Sozialrevolutionären 
auf. 
W. Konstantinopel, 29. April. Es verlautet, daß der 
Minister des Evkafs, Hairi, seine Entlassung gegeben habe, 
die jedoch nicht angenommen wurde. Hairi, der gemäßigten 
Richtung der Jungtürken angehörend, soll für die Obmannschaft 
der jungtürkischen Partei kandidieren. 
w. Charbin, 29. April. Am Sungariflusse ist zum Schꝛrtz 
gegen die Pest eine Sanitätsstation eingerichtet, die von Ching 
und Rukland gemeinsam verwaltet wird. 
W. Wologda, 29. April. Im Theater feuerte eine un— 
hekannte Frau vier Revolverschüsse auf den vor ihr sitzenden 
hefaängnisinspektor Jefimow ab, die seinen Hals und eine Hand 
ourchschossen haben. Die Gattin Jefimows wurde an der 
Wange verletzt. Die Täterin entkam. 
Hheer und Flotte. 
Berlin, 29. April. Generalmajor Prinz Albert zu Schles⸗ 
wig⸗Holstein, Kommandeur der 21. Kavalleriebrigade in Frank⸗ 
furt am Main, hat seinen Abschied eingereicht. 
Wt. Stuttgart, 29. April. Generaladiutant General der 
Infanterie Freiherr von Bilfinger wurde unter Belassung in 
seinem Verhältnis als Generaladjutant zur Disposition gestellt 
und gleichzeitig vom König zum Mitaglied der Ersten Kammer 
auf Lebenszeit ernannt. 
Wt. Berlin, 29. April. Das zur Zeit in Hongkong bes 
cindliche Kanonenboot „Iltis“ hat Befehl erhalten. nach Canton 
zu gehen. 
W. Berlin, 29. April. Reichspostdampfer „Prinzeß Alice“ 
nit cinem weiteren Teil der aus dem Kiautschaugebiet abgelösten 
Offiziere und Mannschaften ist auf der Heimreise am 28. April 
n Anisterdam eingetroffen und hat die Reise am 29. April nach 
Zamburg fortgesetzt. „Zieten“ ist am 28. April in Wilhelms⸗ 
aven eingetroifen. — Postregelung für die Aufklärungsschiffe: 
Befehlshaber: 2. Admiral, „Blücher“, „Koon“, „York“ bis zum 
. Mai Kiel, fur den 2-511. Mai, 16.-17. Mai und 22. bis 
2. Mai Cuxhaven, für den 12. -14. Mai Helgoland, für den 
18. bis 21. WMai Wilhelmshaven, vom 26. Mai ab Kiel; von 
der Tann“ bis 5. Mai Helgoland, dann wie voriges. Dresden“ 
ndn Berline dis 1. Mai Kiel, für den 2. bis 11. Mai-— 
5.17. Mai und 22.-25. Mai Cuxhaven, für den 12. bis 
.14, Mai Brunsbüttelkoog, für den 18.-21. Mai Emden, vom 
36. Mai ab Kiel. „Lübed“ bis 1. Mai Kiel, für den 2. bis 
I. Mai, 15. 217. Mai, 22. -25. Mai Cuxhaven, für den 12. 
dis 14. Mai und 18. bis 21. Mai Brunsbüttelkoog, oom 
36. Mai ab Kiel. „Slettin“ bis 1. Mai Kiel, für 2. bis 
.4. Mai, 15. bis 17. Mai, 22. bis 25. Mai Cuxhaven, für 12. 
bis 14. Mai und 18. bis 21. Mai Emden, vom 26. Mai ab 
iel Higinze bleibt in Kiel. „Köniasbera“ nach besondered 
Regelung. J 
Fye. London, 29. April. Der Kreuzer „Vrinceß Ronal 
der größte seiner Art, ist heute morgen in Barrow-on Furnen 
glücklich vom Stapel gelaufen
	        
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