M Lichtbilderrortrag über Süd⸗- Indien im Saale der
Bemeinnutzigen Gesellschaft. Fräulein Buchholz führte in klarem,
fliehendem Vortrag zunächst in die religissen und Stammesver—
hälinisse von Sud-Indien ein. Seitdem zur Zeit des biblischen
Abraham die indogermanischen Hindu das gewaltige Land mit
seinen dravidischen Einwohnern unterworfen haben, klafft zwischen
— D Priesterkaste der
Brahmanen bildet, und dem übrigen Volke eine unüberbrüdbare
iuft. Die Religion — Indien ist ja die Wiese mehrerer
der größten spekulativen Religionssysteme — hat diese Kluft
zwar übersprungen, aber sehr zum Nachteil des Volkes, denn
der Aberglauben und Gdtzendienst der Unterworfenen hat „die
Sonne der Brahmanen“ fsast ganz verdunkelt. Wischnu, der
Frhaller, und Siwa, der Zerstorer, die furchtbare Kali, seine
Gattin, und ein Heer von Teufeln beherrschen die religiösen
Vorsteilungen des Volkes. In Indien, dem Lande der schönsten
Palmen, der größten Fruchtbarkeit und der maiestätischen Berge
und Flüsse, stehen auch der Phantasie der Bewohner glühende
Farben zur Verfügung. Diese 300 Millionen besitzen nicht nur
ebenso viele Götter, sie wissen ihnen auch Tempel zu errichten,
die an phantastischer Größe und Schönheit nicht ihresgleichen
haben. In diesen Tempeln aber wird der lächerlichste Fetischis⸗
nus getrieben. Und ein Heer von unappetitlichen Bettlern
und Bußern, welche sich die abenteuerlichsten Qualen auferlegen,
durchpilgert beständig das ganze Land von einem der aus—⸗
schweifenden Götzen- und Badefeste zum anderen. Ueberaus er—⸗
freuliche Bilder dagegen bieten die protestantischen Kirchen,
welche die rührige Mission in Madras und anderen Orten des
Landes errichtet hat. Fräulein Buchholz sprach weiter von dem
derderblichen Wesen der Kaste, welche besonders den Angehörigen
der niedrigen Kasten dies Leben zu einer Kette von Widerwärtig—
keiten stempelt, ein gewaltiges Volk in lauter streng gesonderte
Einzelorganisationen auflöst und ischließlich den Paria, den
Kastenlosen, der allgemeinen Rechtlosigkeit und dem äußersten
hoffnungslosesten Elend überliefert.
Fräulein Buchholz zeigte dazu die Typen der verschiedenen
Kasten in scharfen Bildern, welche in natürlichen Farben auf—
genommen sind. Andere Bilder gaben von Volkssitten, z. B.
des verderblichen Kinderwahn, Anschauung. Die schimmernde,
märchenhafte Pracht der Tempelstädte und die wundervolle
Natur des Landes zogen ebenfalls am Auge vorbei. Die
Vortragende schilderte auch die großen Schwierigkeiten, mit
denen die christliche Mission im Lande zu kämpfen hat, und
wo ihr die meisten Erfolge blühen: bei den elenden und
enterbten Paria und bei den intelligenten Hindu, denen ihre
fortwährende Berührung mit den Engländern — manche von
chnen sind Beamte — einen weiteren Horizont verleiht.
Inernationaler Schüleraustausch. Das Berliner Komẽtee
für internationalen Schüleraustausch teilt mit, daß für dieses
Jahr die Listen für den Austausch mit Frankreich geschlossen
worden sind. In den letzten Wochen sind über tausend Ge—
suche aus Deukschland eingegangen, von denen nuͤr ein Teil
berückssichtiggt werden konnte. Vom englischen Komitee liegen
noch einige Anfragen vor, jedoch nur um Austausch sür längere
Zeit, nicht mehr für die großen Ferien dieses Jahres. Näheré
Auskünfte erteilt Herr Oberlehrer Tr. Karl Schmidt,. Berlin
S. GIl, Lehninerstraße 9.
TDie Saupigewinne der Geldlotterie zugunsten der Sü d⸗
polarexpedition sind Mittwoch wie folgt gezogen worden:
Der Haupttreffer mit 60 000 Mubar fiel auf die Nummer
167 917; 40 000 Megewinnt die Nummer 180 089, 20 000 Midie
Nummer 50470, 10 000 Mudie Nummer 97896 und 5000 M
die Nummer 76320.
*Erste Fottenvereinsfahrt. Tie fünftägige Seminaristen⸗
fahrt des deutschen Flottenvereiis aus der Provinz
Sachsen, an der etwa 400 Lehrer und Schüler teilnehmen,
werden, nimmt am 24. Mai von Magdeburg ihren Ausgang.
Das erste Ziel ist Hamburg, wo am Ankunftstage die alten
Stadtteile und ein Osea idampfer besichtigt werden. Am nächsten
Tage (am Simmelfahrtstage) wird dem Hagenbeckschen Tier—
park in Stellingen ein Besuch abgestattet und das Hamburger
Rathaus in Augenschein genommen. Abends gegen 62/2 Uhr
treffen die Gäste in Kiel ein. Am fsolgenden Tage werden
zunächst der Torpedobootshafen und die Kaiserliche Werft
besichtigt. Nach dem Mittagessen im Hotel „Seeblick“ in
Möltenort wird eine Fahrt in den Kaiser⸗Wilhelm-Kanal
angetreten und ein Kriegsschiff bestchtigt. Zu Abend gegessen
wird in Hotel „Bellevue“ und Übernachtet wieder in dem
Quartier in Wik. Der 4. Tag führt die Reisenden mit Sonder—
dampfer nach Sonderburg. Nach Besuch der Düppeler Schanzen
geht es nachmittags nach Mürwik, wo die neue Marineschule
und das Schulschiff „König Wilhelm“ besichtigt werden. Abends
negen 9 Uhr wird die Rückfahrt nach Kiel angetreten. Nach
dem Abendessen in Wriedts Etablissement, werden nochmals
die Quarliere in Wik bezogen. Am nächsten Morgen erfolgt
die Abfahrt nach Lübeck, von wo nach Besichtigung der Stadt
nachmittags die Heimreise angetreten wird.
Stadttheater. Die gestrige Aufführung hatte eine sehr
beifällige Aufnahme gefunden. Unsere äußerst beliebte Kolo—
ratursängerin Frl. Martha Weber, Herr Alfred Fischer als
Graf Almaviva, Herr Vollmer (GFigaro) traten zum letzten
Male auf. Frl. Weber und Herr Fischer, die 3 Jahre
unserem Kunstinstitute angehörten, wurden durch herrliche
Blumen-Arrangements und Lorbeerkränze geehrt. Auch unser
aus gezeichneter erster Kapellmeister Herr Carl Pfeiffer, den
wir zu unserer Freude noch zu den unsrigen zählen dürfen,
verabschiedete sich für diese Spielzeit; er wurde durch einen
herrlichen Lorbeerkranz ausgezeichnet.
- Versteigerung von Fundgegenständen. Am Sonnabend,
29. d. M., vormittags 10 Uhr findet im Geräteschuppen der
Straßenreinigung die Versteigerung der im Jahre 1909 beim
Polizeiamt eingelieferten Fundgegenstände statt.
0- Wertvoller Stein verloren. Am Mittwoch, 26. d. M.,
abends nach 7 Uhr hat eine Dame auf dem Wege durch
die Hürstrabe, Breite Straße, Sandstraße, Mühlenstraße, Müh—
lenbrüche nach der Friedrich-Wilhelmstraße aus ihrer Brosche
einen blauen, von Brillanten umgebenen Stein (Saphir), in
Doldeeah von der etwaigen Größe eines 5 Pfg.-Stückes,
F von 600, Meverloren. Der Stein ist bisher nicht
ferung gelommen. Es ist nicht ausgeschlossen, dah
eine Fun dunterschlagung vorliegt. Sämtliche Inhaber ein⸗
sacieer gorugte owie die Pfandleiher werden ersucht,
d * d ihnen der Stein zum Kaufe angeboten
werden sollte, den letzteren als auch den Verkäufer an—
zuhalten.
Großherzo gium Otdenburg, Fürstentum Lubed.
ESchwartau, 28. April. Kriegerveréin. Nach
der Abrechnung über die Veteranenspende haben 27 Veteranen
K Bo Muund 10 Witwen je 28 Merhalten. Die Verlofima
um Besten der Unterstützungskasse findet am 14. Juni statt,
nit dem Vertrieb der Lose soll Anfang Mai begonnen werden.
— Lehrer als Gemeinderatsmitglieder. Da den
dehrern — weil Gemeindebeamte — nach dem Schulgesetz
ür das Herzogtum Oldenburg das passive Wahlrecht nichl
usteht, hatte der Gemeinderat vor kurzem in geheimer Sitzung
»as Mitglied Lehrer Graage aus dem Gemeinderat ausge—
chlossen, nachdem erst die halbe Amtszeit verflossen war. Gegen
iesen Beschluß des Gemeinderais hat der genaunte Lehrer Be—
schwerde e rhoben mit der Begründung, daß nach der Gemeinde
ordnung für das Fürstentum Lübeck die Lehrer im Wahlrecht
nicht beschränkt sind.
Lauenburg.
MKastorf, 28. April. ZweiFinbruchsdiebstähle
vurden hierselbst vor einigen Nächten ausgeführt und zwar
zei dem Getreidehändler N. und dem Krämer W.. Auf ersterer
5telle drangen die Diebe in das Kontor und erbrachen den.
zchreibtish. Da dieser jedoch kein Bargeld enthielt, ver—
uchten sie den in demselben Raume befindlichen Geldschran!
u sprengen. Glücklicherweise gelang ihnen dies jedoch nicht
Anter Mitnahme von Zigarren und einigen Lebensmitteln ver⸗
ießen sie das Haus. Beim Einbruch beim Krämer W. hörte
zie Ehefrau die Diebe, wagte jedoch nicht, Alarm zu schlagen.
Juch hier war die Beute nur gering. Ferner kommt aus
»em nahegelegenen Barkhorst die Kunde von einem Einbruchs—
iebstahl bei dem Kornhändler M. Hier gelang es den Spik—
vuben, den Geldschrank zu sprengen. Jedenfalls ist Theormil
ingewandt worden. Glücklicherweise hatte der Besitzer kurz
»orher einen größeren Geldbetrag anderweitig abgeführt, so
daß nur etwa 200 Muüden Spitzbuben in die Hände fielen.
in schnell herbeigeholter Polizeihund nahm die Spur auf
und stellte einen Schweizer, der sich erst etwa 8 Tage im Orte
befand. Auch sein Helfer, ein Tienstknecht, wurde ermittelt.
Beide wurden in Haft genommen.
ASandesneben, 28. April. Gekauft hat der frühere
Landbriefträger W., Wentorf. vom Hufner Mirow daselbst
zirka 40 To. Land.
Scchleswig⸗Holstein.
Burg a. F., 28. April. Möweneier. Seit einigen
Tagen ist man auf der Insel damit beschäftigt, Möweneier zu
ammeln. Die Möwen nisten hauptsächlich auf Hügeln inmitten
ver an der Nordseite der Insel befindlichen Niederungen und
auf dem Gute Wallnau. Die Niederungen sind verpachtet.
Natürlich kommt es sehr häufig vor, daß die Eier von Unbe—
fugten entwendet werden.
Schwurgericht Lübeck.
(5. Tag.)
D Lüuübeck, 28. April.
Verhandelt wird heute gegen den Hausmakler
Theodor Lange, geboren am 20. Februar 1860 zu Lübeck
vegen Meineides. Vorsitz: Landgerichtsdirektor Mieyer,
Beisitzer: Landgerichtsräte Driver und Kulenkamp, Vertreter
der Anklage: Erster Staatsanwalt Dr. Benda, Verteidiger des
Angeklagten: Rechtsanwalt Kähler, Protokollführer: Gerichts—
assistent Wellbrock. Geschworene: Hofbesitzer Hornung, Kaufmann
Walter, Hufner Babbe, Rentner Pitzner, Privatier Ottens
Schmiedemeister Neckels, Bahnhofs-Inspektor Neuroth, Chef—
ingenieur Flügge, Parzellist Scharbau, Kaufmann Jensen,
Buchhändler Schmersahl, Professor Zimmermann.
Die Anklage geht dahin: zu Lübeck am 16. Dezember
1908 in dem Zivilprozeß der Ehefrau des Bauunternehmers
Ittenlinger gegen ihren Ehemann wegen Ehescheidung vor dem
Jeauftragten Richter der Zivilkammer III des Landgerichts den
»or seiner Vernehmung als Zeuge geleisteten Eid wissentlich
durch ein falsches Zeugnis verletzt zu haben.
Bezüglich seines Vorlebens gibt der Angeklagte an: er
zabe hier beim Militär gedient, sei darauf sieben Jahre
ang bei der Bahn und zwanzig Jahre lang bei der hiesigen
Irmenanstalt als Bureaubeamter tätig gewesen. Aus seiner
etzten Tätigkeit sei er im Disziplinarwege entlassen worden.
— Der Vorsitzende teilt mit, daß während der Verhandlung
zeitweilig die Oefsfentlichkeit wegen Gefährdung der Sittlich
keit ausgeschlossen werden müsse. Den Pressevertretern werde
jestattet, anwesend zu bleiben. Der Angeklagte lougnet
ich im Sinne der Anklage strafbar gemacht zu haben. In
»em Ehescheidungsprozeß der Frau Ottenlinger gegen ihren
fkhemann wurde der Angeklagte vor dem beauftragten Richter
ves Landgerichts, Landrichter Dr. Piper, als Zeuge vernommen
und sagte unter Eid folgendes aus: „Ich weiß nichts davon,
daß der Beklagte (ttenlinger) Ehebruch getrieben hat. Ich
erinnere auch nicht, daß Ottenlinger mir gegenüber Aeuße—
zungen gemacht hat, er sei seiner Frau nicht treu, er habe
andere; oder daß ich derartiges an die Klägerin erzählt habe“
(Schluß solat.)
Buntes Allerlei.
Der Kampf zwischen Deutsche und Lateinschrift. Eine
Masfseneingabe der deutschen Studenten um voll—
tändige Beibehaltung der deutschen Schrift will ein
allgemeiner Studentenausschuß einreichen, der sich zur Abwehr
des Lateinschriftzwanges gebildet hat und einen Aufruf er—
säht. In dem Ausschuß haben sich Kommilitonen aller Hoch—
sichulen zusammengefunden.
Von dem Fritz-Reuter⸗Denkmal, das im Juli d. J. in
Stavenhagen enthüllt wird, ist jetzt im Atelier des
Prof. Wandschneider in Charlottenburg der Guß der
Sauptfigur vollendet. Die Modelle zu den Reliefs, die den
oberen Fries der an das Standbild sich anschliehenden Ruhe⸗
bank schmücken sollen, sind in Ton bereits ausgeführt. Sie
wurden dieser Tage von dem geschäftsführenden Ausschuß
sür das Reuter-Denkmal besichtigt und gutgeheißen. Zur
Erhöhung des künstlerischen Gesamt-Eindrudes des Denkmals
wird Prof. Wandschneider noch eine Anzahl Plaketten und
onstigen dem Charakter des Denkmals entsprechenden Zierat
ausführen, die in dem Denkmals-Entwurf nicht vorgesehen
waren
αι à à.àͥ.u αOOBBä. .O —ô XIŸXLQNäôAAαααιιO.
Reueste Nachrichten und Telegramme.
Der deutsch⸗schwedische Sandelsvertrag.
W. Stochholm, 28. April. Wie verlautet, stehen die ab—
chließenden diplomatischen Verhandlungen über den deuisch—
chwedischen Handelsvertrag nahe bevor. Der gemeldeten Ab—
icht, einen außerordentlichen Reichsstag für den Sommer ein—
aberufen, steht die Bestimmung der Verfassung entgegen, nach
velcher Budget- und Tarifberatungen nur von den ordent—
ichen Reichstagssessionen vorgenommen werden durfen.
WWofßf. Itg.)
Der neue amerikanische Boischafter in Berun.
Newyork, 27. April. Als Botschafter in Berlin ist der
frühere Gouverneur von Ohio, Herrick, in Aussicht genommen.
Herrick ist ein intimer Freund Tafts und verfügt über einer
großen politischen Einfluß. Schon früher erregte es Auf—
sehen, daß Herrick als Uebermittler eines persönlichen Briefes
des Präsidenten an den deutschen Kaiser nach Berlin reists
und dort in besonderer Audienz empfangen wurde. Herricks
Familie ist sehr angesehen und wohlhabend.
1000 Arbeiter ausgesperrt.
W. Görlitz, 28. April. Nachdem wegen Lohnstreitigkeiten
in der Norddeutschen Jutespinnerei und Weberei
in Ostritz ein teilweiser Arbeiterstreik ausgebrochen war, wurde
der Fabrikbetrieb nunmehr eingestellt; twa tausend Ar—
beiter find beteiligt.
Wechsfel in der öfterreichischen Diplomatie.
W. Wien, 28. April. Das Fremdenblatt meldet: Der
bisherige österreichischungarische Gesandte in Sofia, Freiherr
von Giskra, der von seinem Posten scheidet, erhielt das
Agrement als Gesandter im Haag. An seine Stelle tritt der
bisherige Legationsrat der österreichisch-ungarischen Botschafk
in London, Graf Tarnowski. Als Nachfolger des zum Ge—
sandten in Dresden ernannten Grafen Forgach erhielt der bis—
—D0
als Gesandter in Belgrad.
Maifelerverbet in Frankreich.
W. Paris, 28. April. Der Ministerrat beschloß, Umzüges
und Straßenkundgebungen am 1. Mai zu untersagen.
Englische, brIzischt und portug'esische kolonele
GEren regulierungen.
W. Lenden, 28. Apris. (Meldung des Reu'e schen Bureaus.)
Zwischen der englischen, belgischen und portugiesischen Regierung
wurden Vereinbarungen getroffen über die Grenzregulierung
wischen dem nördlichen Rhodesien, dem Kongosreistaat und
Portugiesisch-Westafrifka. Die Arbeiten dürften drei Jahre
beanspruchen.
Die französische Reglerung und die Escnbahzgeselschafien.
W. Paris. 28. April. Es wird geglaubt, daß die Regierung
bis zum Beginn der nächsten Woche alle Antworten der Eisen—
bahngesellschaften betreffend die Wiederanste'lung der entlasse—
nen Eisenbahnbeamten in Händen haben wird. Der Minister—
rat wird sie nan Dienstag prüfen, worauf Monis die Ver—
treter der Gesellschaften zusammenberufen wird.
Unreründerres Proßramm der Juag uccn.
W. Wien, 28. Apris. Der Konstantinopler Korrespondent
der N. Fr. Pr. hatte über die leßten Vorgänge im mingrürki—
chen Komitee eine längere Unterredung mit dem VPrändenten,
Abgeordneten Rizabei, der u. a. äußerte: Das Programm der
Jungtürken ist gänzlich unverändert geblieben. Die beschlossenen
zusätze betreffen nur innere Reformen, die Partei selbst ist
einig. So lange dies der Fall aͤst, kann auch von einer
Reaktion keine Rede sein.
Bitigesuche der albanesischen Aufitändigenführer an den Süultan.
W. Cetinje, 28. April. Neun hervorragende Malissoren-
führer, die sich jeßt in Montenegro qaufhalten, richteten an
den Sultan eine Depesche, in welcher sie demütigst um Ver—
zeihung und Wiederaufnahme in seine Staaten bitten, wo
sie stets getreue und gehorsame Untiertanen zu sein versprechen.
Ein ähnliches Bittgesuch wurde von den orthodoxen Führern
der Auswanderer an den Sultan abgeschickt
Kämpfe in Mexiko
W. Newnork, 27. April. Aus Nogales (Mexiko) wird ge—
meldet: Nach authentischen Meldungen ist die Stadt Mazatlan
Sinaloa) von Aufständischen eingeschlossen worden, die der
Stadt die Wasserzufuhr abgeschnitten haben sollen. Ein
nexikanisches Kanonenboot soll die Stellung der Aufstän—
dischen mit Granaten beschossen, auf die vereinten Vorstellun—
gen der fremden Konsule das Feuer aber wieder eingestellt
haben und in See gegangen sein. Züge verkehren nicht, da
die Aufständischen die Brücken verbrannt haben.
Die Kämpfe in Maroklo.
W. Tanger, 28. April. (Meldung der Agence Hädas.)
Aus Elkassar wird unierm 26. April gemeldet: Die Mahalla
Bremonds hat am 23. April abends bei Sidi-Malek-ben—
Khroda ein Lager bezogen. Nachdem sie den ganzen Tas
iber wie schon die Tage vorher dem Feuer des Feindes aus—
gesetzt gewesen war, hat die Abteilung Boissets unter zahllosen
Schwierigkeiten auf dem Rückmarsch durch fast noch ununter—
worfenes Gebiet Sukelarba erreicht.
W. Berlin, 28. April. Bei einem Zusammenstoß zwischen
einem Autoomnibus und einem Straßenbahnwagen lürzte ein
Kaufmann von dem Omnibus und zog sich so schwere Ver—
etzungen zu, daß er bewußtlos in eine Klinik gebracht werden
nußte. Drei andere Fahrgäste vwurden leichter verletzt. —
kine dreifache Karambolage entstand gestern abend dadurch,
zaßz ein Krankenautomobil und eine Autodroschke beim Kreuzen des
Straßenbahngeleises zusammenstießen. In demselben Augenblick
lam auch ein Straßenbahnwagen angefahren. Während das
Krankenautomobil, in dem sich eine Dame in Begleitung eines
Arztes befand, die Fahrt fortsetzen konnte, wurde die Droschke
total zertrümmert; die beiden Insassen, zwei Herren, wurden
erheblich verletzt.
W. Berlin, 28. April. Der Jahrestag der Thronbesteigung
des Sultans wurde gestern vom Klub der Osmanen durch
ein Bankett im Künstlerhause gefeiert.
W. Frankfurt a. M., 28. April. Im Juli wird ein
weites Passagierluftschiff der deutschen Luftschiff-Aktiengesell—
chaft in Dienst gestellt. Es erhält zunächst Baden-Baden als
Standort, später soll es in Frankfurt a. M. stationiert werden.
Das Luftschiff „Deutschland“ wird noch im Herbst nach Ham⸗
burg fahren, vorausgesetzt, daß der dortige Luftschiffhafen
zeitig genug fertig wird.
W. Breslau, 28. April. Aus Rache unternahm ein
Werksührer, dem gekündigt worden war, in Zaborze einen
Mordversuch auf einen Möbelhändler. Letzterer trug eine
große Wunde im Gesicht davon. Der Werkführer wurde nach
heftiger Gegenwehr verhaftet.
W. Jnnsbruck, 28. April. Der Privatdozent der Univer⸗
sität Tübingen, der derzeitige Dozent an den akademischen
Kursen für Handelswissenschaften und Allgemeines Fortbildungs—
wesen, Dr. Wilhelm Gerloff, ist zum außerordentlichen
Professor der Nationalökonomie und Statistik der
Universität Innsbruck ernannt