leße. Ber dem Geschick, das dieser Staatsmann bisher in
der Leitung unserer auswärtigen Politik bewiesen hat, kann
man ihm auch künftig ruhig die Sorge wegen Marokko über⸗
lasse
— —
Der ausgeladene Serbenkönig.
Die erregte Vopilace auf den Straßen Belgrads hat nach
längerem erfolglosen Wirken einen politischen Triumph zu ver—⸗
zeichnen: der serbische König ist von seiner Verpflichtung einer
Besuchsreise nach Budapest durch das Entgegenkommen Oester⸗
reich-Ungarns großmütig entbunden worden. Denn anders
kann man die Meldung, daß der Kaiser Franz Josel
wegen starker Heiserkeit auf den Empfang des serbischen Königs
leider verzichten müsse, nicht gut auffassen.
Daß diese Krankheitledigläich eine politische
ist, beweist das Programm, das für den Aufenthalt des Kaisers
in Budapest entworfen worden ist, und seine Gültigkeit nicht
verloren hat. Es fragt sich nur, ob die Serbenihreme
Lande einen wirklichen Däenst erwiesen haben,
indem sie ihren König abhielten, sich offiziell
mit dem österreichischungarischen Nachbar aus—
zusöhnen. Sicherlich wird ihnen die panslawistisch gesinnte
russische Presse stürmischen Beifall zurufen, doch duürfte dieser
ideelle Lohn kaum genügen, wenn man bedenktt, daß Serbien
in seiner wirtschaftlichen Existenz einzig und
allein von dem Wohlwollen der Doppelmonar-—
chie abhängt. Interessant ist auch ferner die Frage, ob
im Zusammenhange mit dieser Ausladung des serbischen Königs
ein Besuch Peters von Serbien in Berlinstatt«
finden wird. Bisher war ein solcher im kommenden Herbste
vorgesehen, doch wäre es nicht unmöglich, daß jetzt
auch die deutsche Regierung auf das Vergnügen ver⸗—
zichtet, den gekrönten Herrn in Berlin feiker«
lichst zu empfangen.
Für die Serben dürfte das eine ganz gute Lehre sein
und es hieße lediglich in ihrem Interesse handeln, wenn man
in ihnen die Ueberzeugung erweckte, daß nur sachliche Gründe
in der Politik Geltung besätzen sollen und nicht Launen oder Ge—
fühlsbestimmungen.
Inland und Ausland.
Deutiches Reich.
Die Reichseinnahmen im Jahre 1910. Auf die nunmehr er—
folgte Veröffentlichung der Einnahmen aus Zöllen, Steuern
und Gebühren für das Etatsjahr 1910 ist man insbesondere
deshalbsehr gespanntgewesen, weil man aus ihnen
zum ersten Male während eines ganzen Jahres die Wir—
kung der neuen Steuern des schwarzblauen
Blockes vollzuerkennen vermag. Denn die Finanzen
des Vorjahres waren nur während 6 Monate von ihnen
beeinflußt.
Im einzelnen stellen sich die Ergebnisse wie folgt:
Die Zölle brachten ein Mehr von 27,3 Millionen, die
Börsensteuer ein Mehr von 17,3 Millionen, der Grundstücks—
stempel ebenfalls ein Mehr von 17,3 Millionen, die Erb—
schaftssteuer ein Mehr von 7,6 Millionen. Dagegen hat
die Verbrauchsabgabe von Branntwein einen Ausfall von
22,6 Millionen ergeben, die sich durch andere Fehleinnahmen
aus dieser Steuer auf 27 Millionen erhöhen. Die Leucht—
miitelstener ist um 5 Millionen hinter dem Etatansatz zurück⸗
geblieben. Der Scheckstempel hat noch nicht die Hälfte des
angenommenen Ertrages gebracht; auch der Reichsstempel
auf Lotterielose ist um 3,9 Millionen hinter dem Etatanschlag
zurückgeblieben.
Diese vier Einnahmequellen ergeben zusammen einen
Ausfall von 389,8 Millionen. Es find das die
Steuern, gegen deren schwarzblaue Fassungbei
der Reichsfinanzreform die Liberalen War—
nungen geltend machten. Ihre Berechtigung ist
zjetzt schlagend erwiesen. Die übrigen Einnahmequellen
jaben sich nicht allzuviel vom Etatsanschlag entfernt. Mehr
eingebracht haben die Zuckersteuer, auch die Salzsteuer sowie
die Zigarettensteuer. Zurückgeblieben sind die Tabaksteuer,
die Schaumweinsteuer, die Brausteuer, die Zündwarensteuer
und die Wechselstempelsteuer. Einen kleinen Ueberschuß brach—
ten die Stempel auf Frachturkunden, auf Personenfahrkarten,
Kraftfahrzeuge und Tantiemen. Dabei darf aber nicht außer
acht bleiben, daß auch bei diesen Einnahmequellen die ur—
sprünglich erhofften Erträge bei weitem nicht erzielt sind, weil
die Etatsansätze allmählich sehr stark herabgesetzt worden
—— —
Der Regierungsrat Garbrecht war ein schon etwas älterer
Mann, aber wohlhabend, und galt für einen tüchtigen, ge—
wandten Beamten, dem vielleicht für später die Berufung
ins Ministerium bevorstand. Die Stellung als seine Gattin
hob sie weit über ihre sogenannten Freundinnen empor, die
entweder unverheiratet geblieben oder in bescheidenere
Lebenskreise gelommen waren. Was ihr an der Seite des
älteren, kühl erwägenden Mannes, der seine Jugend aus—
gekostet hatte, an Herzensglück erblühen würde, blieb dahin—
zestellt. Sie hatte es so und nicht anders gewollt.
Wieder wonderte Gerhard auf und ab. Wie einsam war
er, einsam und jetzt auch heimatlos. Sein Herz schlug un—
ruhig und die alten Angstgefühle lamen über ihn. Er fühlte
es plötzlich, daß er bei der groben lkörperlichen Schwäche,
die ihn seit den letzten Aufregungen kaum mehpr verließ,
keine größeren Reisepläne mehr machen konnte. Er holte
sich Wein herbei, starken Wein, der ihn erfrischen und ihm
wieder Mut geben sollte, und fkrank dann rasch und in
kräftigen Zügen.
Er sehnte sich nach einer befreienden Tat, nach irgend
einer energischen Einwirkung von außen, die den inneren
Kämpfen, ja dem ganzen, wie er wähnte, unrettbar aus dem
Geleise gekommenen Leben eine neue Richtung anweisen sollte.
Wenn er nun schwächer und schwächer würde, bis er
dahin käme, wovor es ihm schauderte, nämlich, daß er nur
durch den sich immer wiederholenden und sich steigernden
Genuß von Reizmitteln sich vorübergehend aufrichten und
zur Arbeit zwingen könnte, bis er schließlich dennoch — oder
eben dadurch? — unfähig würde, die Pflichten des Lebens
zu erfüllen? Er dachte in herber Mehmmut an seinen Vater
— an Hinrich.
Ja, wenn sie gekommen wäre, die Liebe, die echte, hel⸗
fende, tragende, verstehende Liebe und Treue, die gleich freu—
dig gibt und nimmt und alles ausgleicht, die alle Kräfte wedt
und stärkt und die ganze Seele fordert zu gemeinsamer Ar—⸗
beit, gemeinsamer Ueberwindung und gemeinsamer Freude!
Dann, ja dam wäre krotz alles Leidens und Fehlens das
Leben lebenswert gewesent
Eein Blig fiel guf die althertraute Waffe neben ihm.
sind. Wenn sie jetzt Aberschritten worden sind, bedeutet
das also keinen besonderen Erfolg. Vor allem ist aber
noch zu bedenken, daß der wirtschaftliche Aufschwung Deutsch
lands dahin gewirkt hat, daß die Einnahmen verhältnismäßit
günstig ausgefallen sind und daß die Ausgaben nicht noch
erheblich mehr Ausfälle aufweisen.
Erlaß des Handelsminifters über die Sicherung der Bau—
sorderungen. Der preußische Handelsminister hat auf die von
der Handwerkskammer Berlin gewünschte Inkraftsetzung
des zweiten Teiles des Gesetzes über die Sicherung der
Bauforderungen für die Stadt Berlin und deren Umgebung
unter dem 11. April in einem längeren Erlaß zunächst ab⸗—
lehnend geantwortet und in hemerkenswerter Weifé«
auf die tätige Mitwirkung der Sandwerker bei
dem Vorgehen der Behsrden hingewiesen.
Eine reichsgesetliche Regelung des Veriehrs mit Luf fahr⸗
zeugen. Es ist vor wenigen Tagen von mehreren Blättern be—
hauptet worden, daß im nächsten Monat voraussichtlich die
Fortsetzung der internationalen Beratungen über die Regelung
der Luftschiffahrt in Paris stattfinden würde. Diese An—
nahme äist nicht zutreffend. Denn Frankreich hat zu einer
Fortsetzung der im vorigen Jahre begonnenen Beratungen nicht
zingeladen und es erscheint sehr wohl möglich, daß die vor—⸗
hrigen Beratungen überhaupt zu einem Abschluß nicht kom—
men werden.
Zu den deutsch⸗awanischen Handelsnertrags verhandlungen
verlautet, daß von deutscher Seite Wert darauf gelegt wird,
diese Verhandlungen in nächster Zeit zu einem Abschluß zu
bringen, damit ein deutsch-japanischer Handelsver—
trag dem Reichstage noch vor der Sommerpause vor—⸗
gelegt werden kann. Wie bekannt, läuft der deutsch-japanische
Handelsvertrag im Juli dieses Jahres ab, sodaß ein vertrags⸗
loser Zustand entstehen würde, wenn der Reichssstag einem
neuen Handelsvertrage seine Zustimmung vorher nicht erteilen
könnte. Durch den neuen deutschjapanischen Handelsvertrag
werden auch unsere Handelsbeziehungen zu Korea
neu geregelt werden. Man erwartet besonders für Deutschland
eine Erweiterung seiner Handelsbeziehungen zu Korea, zumal
his jetzt der deutsche Handel mit Korea nur sehr gering war.
Beihilfen für Kriegs teiluehmer. Nachdem der Reichstag die
Summe von5 Mill. Muals Beihilfen für hilfsbedürftige Kriegs
teilnehmer bewilligt hat, und die neuen Ausführungsbestim
mungen zur Gewährung dieser Beihilfen bekannt gemacht sind,
wurden viele neue Anträge von Kriegsteilnehmern gestellt.
Die Behörden wurden angewiesen, diese Gesuche auf das wohl—
wollendste zu u ntersuchen und, wenn irgend möglich, den ge⸗
äuherten Wünschen nachzukommen. Es wird möglich sein, in
diesem Jahre etwa 60 000 Kriegsteilnehmern mebr als lonst
Beihilfen zu gewähren.
Sächsische Konserrative gegen die reichsländische Verfaß
sungsreform. In einer Versammlung der Dresdner Konser—
vativen wurde eine Entschließhung angenommen, in der es
yeißt, daß die Verfassungsvorlage eine schwere Gefahr für
die innerpolitische Entwicklung des Reiches bedeute. Die Ver—
leihung der Selbstverwaltung und der Erhebung des Reichs—
landes zum Bundesstaat mü'se abhängig gemacht werden von
der nationalen Zuverlässigleit der Elsaß-Lothringer.
Das Reichsviehseuchengesez wird erst im nächsten Winter
in Kraft gesetzt werden, da die Ausführungsbestimmungen
des Landesrats erst noch einer Reihe von Interelenten-
gruppen zur Begutachtung vorgelegt werden sollen, und es
mithin zweifelhaft ist, ob der Bundesrat diese Ausführungs⸗
bestimmungen noch vor der Sommerpause verabschieden wird.
Das Viehseuchengesetz kann übrigens auch erst in Kraft ge—
setzt werden, wenn sämtliche Bundesstaaten Ausführungsbe—
timmungen erlassen haben. Dies ist bisher nur in einigen
Staaten der Fall gewesen. Die preußischen Ausführungsbe—
timmungen liegen zurzeit dem Landtage vor, und die Re—
gierung legt Wert darauf. daßk sie recht bald verabschiedet
werden.
„Verelendung“. Man schreibt uns: „Was heute in den
meisten Berufen eine Selbstoerständlichkeit ist: daß die Ar—
beiter bei der Festsetzung der Lohn- und sonstigen Ar—⸗
beitsbedingungen in aller Form mitsprechen, das ist
ehemals ein schöner Traum gewesen. Ein Traum, der die
Bewegung zur Wirklichkeit gemacht hat und damit die
prinzipielle Grundlage für die weitere Entwickelung ge—
schaffen hat. Wie manche Position, die unter günstigen Kon—
junktur⸗ oder Saisonverhältnissen errungen wurde, mußte nach
dem Schwinden dieser günstiger Umstände widerstandslos
F
Ein rascher Entschluß, ein Drud, und alles wäre zu Ende
— alles, der Ekel, die Angst und die Schwäche...
Wäre es wirklich zu Ende? Würde keine Rechenschaff
für solch eigenmächtiges Tun gefordert werden? Wenn es
aber auch dafür eine Pflicht der Verantwortung gäbe, mas
dann? Wie würde er bestehen?
Wenn ein Soldat, die Schreden und Aengste der Schlacht
und des Kugelregens fürchtend, den Drangsalen des Feldes
entlief, so nannte man das Feigheit, erbärmliche Feiahei
und SBerachtete den Flüchtling!
War nicht das Leben auch so eine Schlacht voll Schrecken
und Angst und voller DTrangsale? Aber stand nicht für alle
der große Kriegsherr bereit, der Standhaftigkeit gebietet und
Rechenschaft fordert?
Und konnte der Gott, der ihm das Leben gegeben
hatte, ihm nicht auch Kraft und Gesundheit zurückgeben,
ihm neue Wege und Ziele weisen, die des Ausharrens und
des Erstrebens wert wären? Verlohnte es sich nicht, in
bescheidener Ergebung zu warken, nach Geduld und Stand—-
haftigkeit zu ringen?
— —
Torsiebung folat
Cheater, Kunst und Wissenschaft.
Die Errichtung des Groß-Verliner Opernhauses in Char⸗
sottenburg wurde bereits mehrmals in Frage gestellt durch
die tolle Preistreiberei, die dort mit den Grundstücken ge—
trieben wird. Mit den Hausbesitzern wetteiferten die Boden⸗
nhaber an negativer Bescheidenheit, indem sie phantastische
Abfindungs- und Entschädigungssummen verlangten. Der An—⸗
auf eines anderen Grundstücks scheiterte daran, daß ein
Architekt, dem eine Ecdde davon gehörte, hierfür den in dortiger
zage unerhörten Preis von M00 Müfür die Quadratrute
forderte. Der Ausschuß glaubt nun einen anderen passenden
Bauplatz gefunden zu haben. Das geplante Opernhaus soll
bereits im Herbst 1912 in Betrieb genommen werden, damit
Enfemble, Orchester und Chor für die Aufführung der 1913
freiverdenden Wagner⸗Opern genügend eingearbeitet sind;
rrtümlicherweise war in dem Bericht der Charlottenburgen
Stadtverordneten-Versammlung gesagt worden, daß die Er—
zIzffnung des Betriebs Januar 1914 in Aussicht genommen fei
aufgegeben werden — ein Rückgang, den unsere Organisationen
won heute doch fast allgemein zu verhindern wissen ..
— So frohlockt das Organ des sozialdemokratischen Zim
mererverbandes in seinem Maiartikel. Das sozialdemokra
tische Parteiprogramm aber erzählt dem „Proletariat“, daf
seine „Exiftenz des Elends, des Drucks, der Rnechtung, de
Erniedrigung, der Ausbeutung“ sich fortgesetzt verschlechtere
Parlameniarische Rederitis. Ein politischer Rechen—
künstler will nach den amtlichen Reichstagsstenognram
men ermittelt haben, daß die Reden der Sozial
demokratie 405 690 Zeilen in Anspruch nehmen, während das
Zentrum 337 338 Zeilen verbraucht habe, die Volksparte
312 584, bdie Nationalliberalen 233 748. die Konservativel
222 786, die Freikonservativen 114807 und die Wirftschaftlich
Vereinigung 95 908 Zeilen. Auf die Regierungsvertreter ent
falle beinahe derselbe Raum wie auf die Konservativen, nämlid
2115368 Zeilen. Am spaßhaftesten ist aber die Feststellung, daf
der Zentrumsführer Mathias Erzberger, der sich kürzlick
noch über die Vielrederei im Reichstag schriftstellerisch ent
rüstet hat, für sich allein nicht weniger als 67742 Zeilep
beansprucht hat. Mit dieser Glanzleistung hat er gegenübe
den Vielrednern der anderen Varteien (Paasche, Gothein, Lede
bour und Spahn) unbestritten den parlamentarifsche—
Rede⸗Maparnx — ————
heer und Flotte.
294. Die neue Raͤngliste wird diesmal erst in der zweiten
Maihälfte im Buchhandel zu haben sein. Ein besonderes
Prachtexemplar wird wie alliährlich dem Kaiser überreicht
durch den Vorsteher der Geheimen Kriegskanzlei, Oberstleut.
nant v. Zastrow. Die diesjährige Rangliste, die mit dem Stande
der ersten Maidekade abgeschlossen wird, bietet keinen so starken
Wechsel in den hohen Kommandostellen des Heeres, wie dies
vor zwölf Monaten der Fall war. In der Zeit vom 6. Ma—
v. J. bis jetzt sind nur drei Armeekorps, das 4.. 5. und 6
neu besetzt worden, während in der gleichen Zeit des Vor
jahres 6 Koras andere Kommandierende erhalten hatten
Gegen fünf neue Gouverneure in 1908/10 sind 1910/11 nu—
Metz und Köln in andere Hand gekommen. Außerdem haben
das Reichsmilitärgericht, die Generalinspektion der Pioniere
und die Inspektion der Feldartillerie andere Inhaber be—
kommen. An neuen Generalfeldmarschällen wird die Rang
diste won 1911 drei patentierte und zwei charakterisierte, dazu
drei neue Generalobersten und fünf neue Generale der Infanterie
und Artillerie aufweisen. Im leßten Jahre sind ein General
oberst (Edler v. Planitz) und zwei Generalmajore gestorben.
sechs Generale, siebzehn Generalleutnants und einunddreißi—
Generalmajore verabschiedet worden
*
Tagesbericht.
Lübeck, 28. April.
*Neue Schnellzugsverbindungen (Lübech⸗Hamburg /Bremen—
München. Mit Beginn der diesjährigen Sommerfahrordnung
tritt in den Verkehrsverhältnissen zwischen Nordwest
deutschland und Bayern durch Schaffung eines neuen
Schnellzugspaares zwische HamburgBremenund
München eine wesentliche Verbesserung ein, die auch für
Lübeck von großem Interesse ist und gute Anschlüsse ge—
währt. Der neue Zug nach dem Süden verläht Hamburg um
9,05 abds., Bremen um 9,49 abds. und trifft um 10,48 vorm
in München ein, zeitig genug, um daselbst noch den wich—
tigen Anschluß an den diretten Römer-Schnellzug zu
erreichen. Ab Lübeck hat man den D-Zug 7,29 abds. zu be
nußen, um einen guten Anschluß in Hamburg (an 8,24) ar
diesen Zug zu erreichen. In umgekehrter Richtung geht der
Zug in München um 6,30 abds. ab und kommt in Bremen
um 7,34 vorm. in Hamburg um 8.22 vorm., ab Samburd
8,50, in Lübeck 9,52 vorm. an. Da diese Züge auf Unter
wegsstationen eine Reihe wichtiger Anschlüsse vermitteln (nad
bezw. von Wien, Ostende, Vlissingen, London usw.) kommt
ihnen erhöhte Bedeufung für den internationalen Reisever
kehr zu.
V Lübeder Detaillisten-Verein. Nach dem in der am Frei
tag im Hause der Ges. z. Bef. gemeinn. Tätigkeit abgehaltenen
Hauptversammlung erstatteten Jahresbericht für 1910 hat die
Lage des Lübeckischen Kleinhandels im allgemeinen den Erwar—
tungen nicht entsprochen, wenn auch gewisse Branchen einen
»rhöhten Umsatz zu verzeichnen haben mögen. Die Streiks,
Aussperrungen und sonstigen Arbeiterbewegungen, das An—
wachsen der Konsumvereine und die Teuerung der Lebensmittel
haben vornehmlich das Detailgeschäft ungünstig beeinflußt
Weiter bedauert der Bericht die Einführung der Grundsteuern
nach dem gemeinen Wert, und der Gewerbesteuer sowie die Ab—
lehnung der Warenhaussteuer, begrüßt die in Aussicht stehende
Ermäßigung der Preise für Gas und Elektrizität und erhofft
von dem Bau der Bahn nach Segeberg sowie nach Neustad!
eine Belebung des geschäftlichen Verkehrs. Ferner teilt de—
Bericht mit, daß der Verein sich gegen eine weitere Ausdehnung
der Sonntagsruhe ausgesprochen hat, da eine solche die Inter
essen des Detailhandels ganz erheblich schädigen würde, anderer—
seits den Interessen der Angestellten schon jetzt so weit als
es die Verhältnisse irgendwie gestatteten, Rechnung getragen
werde. Die Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbes habe
dem Verein auch im verflossenen Jahre wieder viel Arbeil!
gemacht, doch seien auch manche erfreuliche Erfolge zu ver
zeichnen gewesen. Der Rabattsparverein Lubeca habe diese
Bestrebungen mit 200 Muunterstützt. Die Bestimmungen im
Ausverkaufswesen hätten sich im ganzen gut bewährt. Lebhaft
zu bedauern sei die leider nicht gesetzlich geregelte Veranstaltung
von Serientagen, billigen Wochen, Ausnahmetagen usw., die
einen ungeahnten Umfang angenommen hätten. Der Vertrieb
von Balleintrittskarten seitens aller möglichen Vereine är—
die Geschäftsinhaber habe infolge energischer Abwehr der letz
teren erfreulicherweise abgenommen. Der Verein zähle zur
geit 216 Mitglieder gegen 194 im Vorjahre. Die Einnahmen
des Vereins haben einschließlich eines Kassenbestandes von
521,02 Muinsgesamt 2585,12 M, die Ausgaben 2458,27 M
boetragen, sodaß ein Kassenbestand von 126,88 Muverblieb—
Die aus dem Vorstande ausscheidenden Herren F. W. Mangels,
W. H. C. Fahle, F. Chr. E. Kayser, L. E. W. Hartwig und
O. Ph. Th. Borchert, wie auch die Kassenprüfer, die Herren
Petersen und Meinke wurden wiedergewählt. — Danach hielt
Herr Rißmann einen Vortrag über Kreditversicherung. Da
wir bereits Aber den Vortrag berichteten, als er in der Gewerbe⸗
gesellschaft gehalten worden war, erübrigen sich heute Mit—⸗
teilungen über die Ausführungen.
*8* Lübeder Nacht⸗Club. In die Liste des Vereins ist ein⸗
getragen die Kreuzeriacht „Silde“, vermessen nach dem alten
(G. L.) Meßverfahren des Deutschen Segler⸗Vexrbandes
8 Segellängen, Eigentümer Herr Paul Ihde; Labes