Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

rt nur ein niedriger gewesen sei. Waren der Streik und 
ee ene nicht gewesen, hätte die Maschinenbaugesell- 
schaft erheblich größere Aufträge hereinnehmen und fertigstellen 
fkönnen. Er hätte deswegen gern erfahren, wie sich der Fak—⸗ 
hirenwert für 1910 zu demienigen früherer Jahre verhalte. 
Vorsitzender Bankier Klopstod⸗Berlin: Dieses sei bei 
dem Abschluhß des Vertrages sehr wohl berüdsichtigt. Der Streik 
und die Aussperrung habe der Gesellschaft wesentlich geschadet, 
da sie 250 Monate nicht habe sabrizieren und keine Aufträge 
habe annehmen können. Bei dem Bestreben, möglichst günstige 
Seteiligungsguoten zu erhalten, sei auf den Hinweis auf 
den Streik und die Aussperrung von der Gegenseite erwidert 
vorden, daß sie im vorigen Jahre durch einen erheblichen 
Brand in ihrer Spandauer Fabrik einen bedeutenden Schaden 
erlitten habe, so daß in dieser Hinsicht wohl ein Ausgleich 
eintrete. Zahlen über den Fakturenwert könne er dem Herrn 
Vorredner nicht nennen, ihm aber sagen, daß in früheren 
Jahren die Ablieferungen größer gewesen seien. Anderer⸗ 
feits könne er auch erklären, daß nach den allerdings nur 
drovisorisch für 1910 ermittelten Zahlen das Interesse der 
Lübecker Maschinenbau⸗Gesellschaft so weit als nur irgend mög— 
ich gewahrt worden sei. Der Aussichtsrat der Lübecker Ma— 
chinenbau⸗Gesellschaft habe nach Anhörung der Direktion be— 
chlossen, einstimmig der Generalversammlung die Annahme 
—V 
Herr Ingenieu Bingmann-⸗Duüsseldorf war mit dem 
Vertrage im allgemeinen einverstanden, wünschte aber Aus— 
kunft darüber, ob nicht die Orenstein-Gesellschaften einen Druck 
auf die Maschinenbau⸗Gesellschaft ausgeübt haben, um deren 
Bilanz besonders zu reinigen. Das wäre zwar einerseits für 
die Lübecker Maschinenbau⸗Gesellschaft ein Vorteil, andererseits 
aber auch wieder ein nicht zu unterschäßender Nachteil. Wenn 
die Beteiligungsquote für die Lübecker Maschinenbau-Gesellschaft 
nach dem letzten Maleurjahr bemessen werde, sei das ällerdings 
nicht von Vorteil für sie. 
Herr Bankier Klopstock: Seitens der Orenstein⸗ 
Gesellschaften sei auch nicht der geringste Drud ausgeübt worden; 
auch seien sie bestrebt gewesen, die Interessen Lübecks nach 
Möglichkeit zu berücksichtigen. 
Herr van ten Hompel-Redlinghausen fragte so— 
dann an, ob der Interessengemeinschaftsvertrag noch von dem 
alten oder schon von dem neuen Aufsichtsrat vereinbart 
worden sei. 
Herr Baänkier Klopstock: Der Vertrag sei noch vom 
alten Aufsichtsrat abgeschlossen worden, zuletzt allerdings unter 
Mitwirkung des neuen Aufsichtsratsmitgliedes Syndikus Dr. 
Landsberger-Berlin. 
Hiernach wurde der Interessengemeinschafts— 
vertrag einstimmig durch Zuruf angenommen. 
Es folgte nunmehr die Beratung der Abänderungen 
des Gesellschaftsvertrages, wie sie sich nach den 
neuen Verhältnissen vernotwendigen. Zur Abänderung des 8 21 
bemerkte 
Herr Senator Possehl: Die praktische Folge des vor— 
iegenden Antrages werde sein, daß der Aufsichtsrat für die 
Folge immer in Berlin zusammenkomme und Lübed vergesse. 
Er wünsche sich dahin zu äußern, dan die Aufsichtsratssitzungen 
alternierend auch in Lübed stattfänden. Es sei auch praktisch, 
daß dort, wo ein Etablissement sich befinde, nach Möglichkeit 
die Aufsichtsratssitzungen abgehalten würden, genau wie die direkte 
Geschäftsleitung sich am besten immer dort besinde, wo die Fabri— 
kation statthabe. Wenn er auch vollkommen anerkenne, daß 
die Aktienmajorität heute in Berlin konzentriert sei, möchte er 
doch bitten, daß die Aufsichtsratssitzungen in Zukunft, auch schon 
im Interesse der hiesigen Mitglieder, nicht ausschließlich in Berlin 
abgehalten würden. 
Herr Bankier Klopstock-Berlin: Dem Wunsche des 
Herrn Senators Possehl solle gern nachgekommen werden, wenn 
nur die ZuUgverbindungen von Berlin nach Lübed bessere 
waären, nämlich solche, daß man morgens von Berlin rechtzeitig 
hier sein und am gleichen Tage abends spät nach Berlin 
zurückkehren könne. (Zustimmung.) Die Verwaltung würde 
Herrn Senator Possehl, der ja nach dieser Richtung hin einen 
großen Einfluß besttze, wie auch den maßgebenden Behörden 
— sein, wenn sie eine bessere Zugverbindung durchletzen 
wollten. 
Ferner führte Herr Senator Possehl zu 8 24 (EStrei— 
hung der Vergütungen für die Aufsichtsratsmitglieder) aus: 
Für die Folge solle ein Sonorar für die Auf— 
sichtsratsmitgliedee in Fortfall kommen. Eine solche 
Aufsichtsratstätigkeit sei unter Umständen eine zeitraubende und 
sehr verantwortungsvolle. Es sollte deshalb praktischerweise doch 
eine gewisse Honorierung der Aufsichtsratsmitglieder siattfinden. 
Einen Antrag auf Belassung des bisherigen Honorars könne 
er nicht stellen, da er nicht über die Aktienmajorität verfüge; 
den Wunsch wolle er aber zum Ausdruch bringen. 
SBerr Bankier Klopstock: Die Verwaltung lege Wert 
darauf, nur dann eine Vergütung zu beziehen, wenn auch die 
Aktionäre etwas bekommen. Andererseits seien die Vergütun— 
gen so gering, daß sie für keinen der Herren von Bedeutung 
jeien. Bemerken wolle er noch, daß die Generalversamm- 
lungen stets in Lübeck stattfinden sollten. 
Danach wurden auch die Nenderungen des Gesell— 
schaftsvertrages zinstimmiat, ch Zuruf ange⸗ 
nommen. 
Es folgten sodann die Neuwahlen zum Aufsichts- 
rat. Hierzu erklärte Herr Banlier Klopstock namens des bis— 
herigen Aufsichtsrates gemäß der bereits in der vorigen Ge— 
neralversammlung abgegebenen Erklärung, daß der Aufsichtsrat 
infolge verschiedener Mißhelligkeiten sein Amt niederlege. Es 
seien dies die Herren Bankier Karl Bachmann-Berlin, Ober— 
ngenieur Barth-Frankfurt und Rankler Klopstock. Ferner habe 
Herr Stadtrat Herzfeldt-Graudenz erklärt. daß auch er von 
seinem Amte zurücktrete. 
2 Die Versammlung beschloß sodann, daß der Aufsichtsrat aus 
Mitgliedern bestehen soll und wählte zu solchen auf 4 Jahre 
die Herren Bankier Klopstock, Berlin, Senator 
Friedrich Ewers, Lübed, Direktor Janus (Com— 
merz⸗Bank), Lubeck, Direktor Rehder (Depositenkasse 
der Dresdner Bank), Lübed, Generaldirektor Kommerzienrat 
B. Orenstein, Berlin, Regierungsbaumeister P. Korn, 
Berlin, und Kommerzienrat Millington, Direktor der 
Deutschen Bank, Ber lin ;: in der vorigen Generalversammlung 
ist bereits gewählt Herr Syndikus Dr Landsberager, 
Berlin. 
GSerr Direktor Goldstücker, Berlin, ersuchte sodann 
fnoch Herrn Kommerzienrat Orenstein um einige Mitteilungen 
üͤber die Zukunft der Lübecker Maschinenbau⸗Gesellschaft. 
Herr Kommerzienrat Orenstein-Berlin: Das Ziel, das 
die beiden befreundeten Gesellschaften mit dem Abschluß des 
Interessengemeinschaftsvertrages erstreben, ist nicht etwa das 
lonst bet Abschlu von Trustberträgen üblie, birne 
aufspreise der betreffenden Fabrikate zu er—⸗ 
zöhen; es soll vielmehr eine möglichst weitgehende Spe⸗ 
ialißierung der Fabrikate jedes der beiden Kon— 
rahentien erstrebt werden, die naturgemäß die fortdauernde 
derstellung eines und desselben Fabrikates bei jeder der 
zeiden Gesellschaften bezweckt, woraus sich in weiterer Folge 
geringere Herstellungskosten, außerordentliche Leistungsfähigkeit 
in bezug auf die Lieferzeit und die technische Volllommenheit 
ergeben. Angesichts dieser Umstände sehen wir auch mit Zu— 
dersicht dem bevorstehenden Wettbewerbe mit der in⸗ und 
ausländischen Konkurrenz entgegen, zumal wir nach Durch— 
ührung der in Aussicht genommenen organisatorischen Maß 
rahmen den Käufern unserer Fabrikate Vorteile bioten können, 
vie kein anderes gleichartiges Unternehmen. Andererseits 
»ält es die neu eingesetzte Verwaltung aber auch für ihre 
Pflicht, darauf hinzuweisen, daß schon der erste Einblick in 
zie bisherige Organisation und Geschäftshandhabung un— 
zaltbare Züstände ergeben hat. Es wurden mit hohen 
tonventionalstrafen für verspätete Lieferungen zu bedeutenden 
Beträgen Aufträge akzeptiert, hne daß auch nur eine 
Organisation zur rationelle Vorausbemessung der 
fabrikations-Termine vorhanden war, noch dazu zu 
Breisen, die eine Vorprüfung schon deshalb ent— 
behrten, weil auch dazu bisher eine Basis fehlte. Es sind 
inverhältnismähßig große Mengen Rohmaterial und 
5alb-Fabrikate noch abzunehmen resp. vorrätig, für 
die in absehbarer Zeit eine angemessene Verwer— 
ung fehlt. Da nun aus der bisherigen Epoche bedeutende 
dieferungs-Verpflichtungen mit Konventionalstrafen zu großen 
Beträgen übernommen worden sind, nennenswerte Betriebsge— 
vinne denselben nicht gegenüberstehen, so ist für das lau⸗- 
sende Rechnungsjahr ein befriedigendes Er— 
gebnis ausgeschlossen;:; es ist vielmehr damit zu rech— 
nen, daß die Reserven stark in Anspruch genommen 
werden, zumal auch die jetzt einsetzende Reorganisation die 
Unkosten vorübergehend vermehren wird. Dagegen glaubt die 
Verwaltung für die Zukunft eine aufsteigende Rentabili— 
tät unseres Unternehmens annehmen zu können. 
Der Kreristurntag des rier?ehnten Kreises der Deut⸗ 
ichen Turnerschaft fand Sonntag in der durch die Hamburger 
Oberschulbehörde zur Verfügung gestellten Aula des Museums 
ür Kunst und Gewerbe statt. Es hatten sich aus den 15 Gauen, 
velche 240 Turnvereine in Schleswig-Holstein, Mecklenburg 
zamburg und Lübeck umfassen, 148 Abgeordnete und der aus 
Personen bestehende Kreisausschuß eingefunden. Unter Lei— 
tung des Kreisvertreters Spies (Hamburg) wurde die um 
angreiche Tagesordnung in siebenstündiger Beratung erledigt. 
VBon den Beschlüssen ist die Gründung eines Kreisspielverbandes, 
der sämtliche das Spiel treibende Vereine des vierten Kreises 
umfaßt, zu erwähnen, sowie die Bestimmung, daß die zur Er 
nnerung an den verstorbenen Kreisverireter Prof. Hahn er 
eichtete „Hahnstiftung“, die gegenwärtig 2140 Mibeträgt, erst 
n Täligkeit treten soll, wein ein Betrag von 5000 Mzusammen; 
zebracht ist. Das Ergebnis der Wahlen ist folgendes: M. Spies 
zamburg, Kreisvertreter; Prof. Metzmacher-Schwerin, zweiter 
treisvertreter; Th. Brodersen-Kiel, erster Kreisturnwart; 
E. Fischer-Hamburg, zweiter Kreisturnwart; als weitere Mit— 
glieder des Kreisausschusses: A. Damm-Hamburg, A. Magnus— 
Altona, J. Ramm-Preetz, W. Bahrenburg-WMandsbek und 
5. Zimmermann-Lübeck. Nach Schluß des Turntages 
and sich die Mehrzahl der Abgeordneten zu einem Essen im 
Ratsweinkeller zusammen, wobei eine für die Hahnstiftung 
orgenommene Ssammlung den Betrag von 150 Miergab. 
Der Plattdeutiche Landesverband Mecklenburg und Lübeck 
egte u. a. in Wehlen a. d. Elbe am 20. April gelegentlich 
z»er Einweihung des Grabdenkmals für den plattdeutschen 
Dichter und Schriftsteller Hermaun Jahnke einen Kranz am 
denkmal nieder. 
*Von der Maiftier. Nach einem Beschluß des Gesamt— 
»erbandes Deutscher Industrieller, dem auch die 
Schiffswerften angehören, werden diejenigen Arbeiter, 
die am 1. Mai feiern, als Streikende betrachtet und 
eitweilig von der Arbeit ausqeschlossen. 
B. Nusfe, 258. April. Unglücksfall. Als der Ziegelei— 
besitzer Benn Freitag einer Maschine zu nahe kam, wurde er 
von der Welle gefaßt und einige Male herumgeschleudert. Die 
erlittenen Verletzungen sind recht schwer. 
— — — 
Hansest die. 
Hamburg, 25. April. 
EKleine Nachrichten) Auf der Sparkasse 
verhaftet. Aus einer Wohnung am Jeughausmarkt ent— 
vendete ein 17jähriger Kellner aus Ostpreußen ein Spar— 
kassenbuch über 700 Mund mehrere goldene Ringe. Bei dem 
Versuch, bei der Sparkasse 300 Meabzuheben, wurde er fest— 
genommen, da der Diebstahl inzwischen angezeigt worden war. 
— Mit mehreren Tausend Mark durchgebrannt 
ist der Kassierer einer Firma in der Klosterstraße. Es handelt 
sich um Geschäftsgelder, deren Eingang der Defraudant durch 
falsche Buchungen mehrere Tage vor seiner Flucht zu verbergen 
verstand. Die genaue Höhe der unterschlagenen Summe ist noch 
unbhefonnf 
Vierlanden, 25. April. Durch ein Großfeuer 
'ind gestern mittag in dem Ortsteil Warwisch der Gemeinde 
Zzirchwärder die Häuser von Albers, Georg Meyer und Brügmann 
niedergebrannt. Auch das Inventar der Häuser ist vollständig 
oernichtet worden. An der Brandstelse waren sechs Feuermehren 
aus der Umgegend tätig. 
Bergedorf, 26. April. Ein Waldbrand entstand 
dorgestern mittag in dem Wohltorfer Revier des Sachsenwaldes 
Durch die Unachtsamkeit eines Touristen, der eine Blindschleiche 
rus ihrem Versteck herausräuchern wollte und sich dann ent⸗ 
ernt hatte, gerieten Tannen in Brand. Die Wentorfer Feuer⸗ 
vehr eilte hinzu, und es gelang ihr, den Brand zu loöschen 
Fin Morgen Tannenbestand ist vernichtet. 
Bremen, 26. April. Im Scherz erschossen. Der 
lGbiährige Lehrlings Beck verwundete den 30 Jahreé alten Fuhr⸗ 
nann Osmer, der bei den Eltern des Lehrlings wohnte, beim 
Spielen mit einem Stockgewehr tködlich. Der Ge— 
rosfene wurde zwar noch lebend nach dem Krankenhause ge⸗ 
zracht, starb jedoch nach einigen Stunden ain Gehirnverblutung. 
— Die Leiche der weiblichen Person, die sich auf dem 
—AOOD 
assen, ist als die der 16jährigen Tochter eines hiesigen Arbeiters 
tekognosziert worden. Das Motiv des Selbstmordes ist noch 
icht festaebeste nreee 
Schleswig⸗Holstein. 
Schles wäg, 258. April. Verbrannt. Das Dienst⸗ 
mädchen des Dentisten Spangenberg kam mit Fußbodenöl dem 
bhrennenden Herd zu nahe. Dabei fing ihre Kleidung Feuer, 
so daß sie im Augenblick in Flammen stand. Den auj 
die Hilferufe herbeieilenden Personen gelang es, das Feuer 
zu löschen; doch hatte das Mädchen am ganzen Körper schwere 
Brandwunden erlitten und wurde in besorgniserregendem Zu— 
stande dem Krankenhaus zugeführt. 
Oldesloe, 25. April. Ungültige Verordnung. 
Das Kammergericht hat die Verordnung des Regierungspräsi— 
denten über den Schluß der Lustbarkeiten am Sonnabend um 
12 Uhr für ungültig erklärt. 
Flensburg, 25. April. Fin Lese- und Schreib— 
zimmer für Seeleute ist im Hause Schifflinskstraße 27 
mit Hilfe des Hamburger Reedervereins, der Inneren Mission und 
yrivater Mittel eingerichtet worden. — Einbrechern fielen in 
der vorletzten Nacht in dem Tamenkonfektionsgeschäft von Heinr. 
Detlefsen Waren im Werte von mehreren 1000 Muin die Hände; 
hr Versuch, auch die Kasse zu erbrechen, war mißlungen. — 
Wechselfälschung. Ter Verwalter Janke Lorenzen aus 
Niebüll, der einen Wechsel über 1600 Mumit der Unnterschrift 
seines Vaters gefälscht hat, wurde von der Strafkammer zu 
3 Monaten Gefängnis verurteilt. 
Segeberg, 25. April. Die Maul- und Klauen— 
seuche wurde auf einem weiteren Gehöft in Negernbötel 
restgestellt, und zwar beim Landmann Asbahr. 
Großherzogtum Osdeunburg, Fürstentum Lübed. 
Fr. Eutin, 25. April. Amtseinführung. Der 
Direktor der städtischen Realschule, Harders, und Lehrer Jensen 
wurden heute, bei Beginn des neuen Schuljahres, in Anwesen⸗ 
heit des Magistrats, von Mitgliedern des Gemeinderats und 
»er Schulkommission in ihr Amt durch den Bürgermeister ein— 
geführt. Die Realschule, die im Entstehen begriffen ist, wurde 
zu Oslern durch die Errichtung der Quinta ausgebaut. Der 
Andrang zu der Schule ist sehr groß. Es sind Parallelklassen 
eingerichtet. — Die neue kaufmännische Fort— 
bildungsschule wurde gestern mit 33 Schülern eröffnet. 
Zum Direktor ist der Direktor der landwirtschaftlichen Winter⸗ 
schule, Schlieper, bestellt. — Verkauft haben Knoop 
F Quistorff hier eine Katenstelle in Sarkwitßz an Fuhrwerks— 
besitzer Kaacksteen in Malente. Dieser hat sein Fuhrwerks— 
gewese in Malente gegen die Stammstelle des Landmanns 
Beterson, Sarlwitz, vertauscht. 
Lauenburg. 
F. Lauenburg, 25. April. Ermäßigt wurde die 
vom hiesigen Schöffengericht dem Uhrmacher Müller hierselbst 
zudiktierte Strafe von 2 Monaten Gefängnis wegen unrecht— 
mäßiger Versilberung einer Musterkollektion Uhren von der 
Strafkammer Altona auf einen Monat Gefängnis. 
Großherzogtümer Mechlenburg. 
Wismar, 25. Apris. Die Leiche des vor längeret 
Zeit verschwundenen Arbeiters Hagler wurde im neuen Hafer 
gefunden. Ob Selbstmord oder ein Unglücksfall vorliegt, konnte 
noch nicht festgestellt werden. 
Ludwigslust, 25. April. Zum Geburtstage des 
Erbgroßherzogs. Vor dem Frühstück empfing der Groß— 
herzog den Kommandeur des Gren.Regts. Nr. 89 und den 
Kompagniechef der Leiblkompagnie des Regiments in Audienz, 
die die Gefreitenabzeichen für den kleinen Erbaroßherzog über— 
reichten. 
88 Grevesmühlen, 25. April. Eingefährt in 
ihr neues Amt wurden gestern in der Turnhalle in Gegenwart 
des Magistrats, des Schulvorstandes und der Schule Rettot 
Schrader, bisher in Neustadt, durch Pastor Münster, und der 
Kandidat des höheren Lehramts, Neunast aus Danzig, und 
Lehrerin Schulz aus Plau durch Bürgermeister Dr. v. Leitner. 
— Abgeordnet zur Verwailtung der seit Michaelis 1910 
unbezetzten Schulstelle zu Hungerstorf ist Schulassistent Paegelow, 
der bisher die zweite Schulstelle in Roggenstorf verwaltete. 
In Roggenstorf wird für beide Schulklasisen Halbtagsunterricht 
eingeführt. 
Krakow, 25. April. Prinz Heinrich XXXV. Reui 
j. L. hielt Sonntag mit seiner jungen Geniohlin Prinzessin Marit 
von Sachsen-Altenburg seinen Einzug auf Schhloß Serrahn. 
— Schönberg, 25. April. Der ChausseebauCar— 
lo w—Raddingsdorf ist so zut wie gesichert. Ein Schreiben 
der Großherzoglichen Landvogtei an die Ortschaften Raddings— 
dorf, Neschow, Stove und Carlow besagt, daß der Bau gegen 
37000 Mekostet. Hiervon übernimmt die Regierung 62000 
Mark und die Herrschaft der Domäne Stove 18000 M, so daß 
don den vier Ortschaften nur noch 17000 Meaufzubringen sind. 
Zu den genannten Dörfern hat sich noch Kuhlrade gesellt, das 
ꝛbensalls durch den Bau großen Nutzen hat. Von den Ein— 
vohnern dieser Ortschasten ist die geforderte Summe heute schon 
iberzeichnet. Auch in Schönberg haben sich Privat- und Ge— 
chäftsleute bereit erklärt, das Projelt zu unterstützen, und se 
ind hier über 2000 Mugezeichnet. — Im hohen Alter von 
93 Jahren starb vorgestern in Lübseerhagen Hauswirt Ecd— 
mann, der länger als 50 Jahre das Amt eines Kirchenjuraten 
bekleidete — Der Turnerbund beschloß, für den Sommer 
in jeder Woche einen Spielabend einzurichten. Es ist hierzu 
der Donnerstag gewählt. Das Amt eines Schwimmlehrers hat 
der Aktuar Clasen übernommen. 
Schönberg, 25. April. Seinen schweren Ver— 
letzungen erlegen ist Landwirt Schnell in Lüdersdorf, 
der kürzlich auf dem dortigen Bahnhofe beim Aufladen von 
Tannen von einem stürzenden Baum getroffen wurde und 
einen doppelten Moöinhruch erliftt 
Neueste Nachrichten und Telegramme. 
NMeuer beachtenswerter Erla des preußischtn Uuter⸗ 
ministers. 
W. VBerlin, 25. April. Der Unterrichtsminister richtett 
an sämtliche königliche Regierungen einen Erlaß, in welchem 
er den didaktischen Materialismus bekämpft und vor zu klein— 
liichem Zerpflücken des Lesestoffes warnt. Er betont die Nokt—⸗ 
wendigkeit selbsiändiger Leistungen der Kinder und fordert eine 
erhebliche Einschränkung der Lehrpianstoffe. Gegenüber dew 
Memorieren von Liedern und Sprüchen soll die religiöse Er—⸗ 
siehung in den Vordergrund treten. Die Fertigkeit im Schrift— 
deutsch wird neuerdings betont und verlangt, außer den üb— 
lichen Aufsätzen täglich in jedem Unterrichtsfach, falls angängig 
eine Niederschrift des durchgearbeiteten Stoffes anfertigen zr 
lassen. 
——
	        
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