Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

er von soztalem Empfinden geredet, der Garantievertrag 
r indessen davon keine Spur. Aber die Gemeinde müsse ja 
wissen, was sie leisten könne, und er sehe nicht ein, warum der 
Staat das Geld nicht nehmen solle. Des wei teren empfehle 
A gleich mit zu beschließen, daß auch die Hansastraßenlinie 
gebaut werden solle, denn der Burgeraus schuß habe sich bereits 
singehend mit dieser Angelegenheit beschäftigt. Beschliee man 
diese Bahn auch heute schon, könne sie noch in diesem Sommer 
mit gebaut werden. J 
Senator Dr. Fehlina: Der Bürgerausschuß babe sich 
noch nicht mit dem Bau dieser Linie beschäftigt, nur Herr Pape 
habe darüber gesprochen. — 
B.M. Rechtsanwalt Fehhling: Er hoffe, daß die Ver⸗ 
waltungsbehörde an dem Pringip festhalten werde, nur solche 
Strabenbahnlinien zu bauen, die das finanzielle Ergebnis des 
FSetriebes nicht ungünstig beeinflussen könnten. Daher dürfte 
der Antrag des Herrn Stelling nicht die Mehrheit der Burger⸗ 
schaft finden. Als Rechtsbeistand der Gemeinde Moisling und 
ber sonstigen Interessenten könne er nur sagen, daß dieselben 
sehr erfreut seien, daß der vorliegende Vertrag zustande ge⸗ 
gekommen sei. Es sei neu und stehe wohl einzig da, eine 
deistung von Interessenten aus sozialem Empfinden ab⸗ 
lehnen zu wollen. Der sich in überaus soliden Vermögens⸗ 
verhältnissen befindlichen Gemeinde Moisling werde der Ver— 
trag wahrscheinlich überhaupt kleinen Pfennig kosten werden. 
B.M. Th. Schwartz: Die Staatsbürger Lübeds 
bezochlten ihre Steuern und Abgaben. Dafür habe der Senat 
die Verpflichtung, für das Verkehrsbedürfnis der Bevölkerung 
zu sorgen. (Ohll) Das sei doch ganz selbstverständlich, denn 
der Staat sorge doch auch dafür, daß die Bürger Licht, Wasser 
usw. hätten. (Heiterkeit. Daher müsse er auch dafür sorgen, 
daß das Verkehrsbedürfnis der Bürger soviel wie möglich be— 
friedigt werde. Hier liege nun sogar ein lebhaftes Verlehrs⸗ 
bedürfnis vor, und dem müsse der Staat Rechnung tragen. 
Wäre die Straßenbahn ein Privatunternehmen, könne man 
diesem e ine Sicherheitsleistung nicht übelnehmen. 
Senator Dr. Lienau: Herr Schwartz habe offenbar die 
Verhandlungen über den Ankauf der Straßenbahn ganz ver— 
gessen. Damals sei a usdrücklich gesagt worden, die Bevölkerung 
möge mit Wuünschen hinsichtlich des Ausbaues der Linien mög⸗ 
lichst zurüchaltend sein, und dementsprechend sei die Verwal— 
tungsbehörde verfahren. Nicht das Bedürfnis allein sei aus— 
schlaggebend, sondern man müsse vor allem gerade hier auch 
hedenken, welch große Vorteile die einzelnen Bewohner Mois— 
lings von der Bahn hätten, und daß kein Anlaß vorliege, 
ihnen diese auf Staatskosten zu schenken. 
B.eM. Neuner befürwortete den Ausbau der Marli⸗ 
linie durch die Herstellung eines Gleises in der Fleischhauer— 
straße, Einführung eines Fünfminutenverkehrs auf dieser Linie 
und Prüfung der Frage, ob es richtig sei, auf unserem schönen 
Marktplatz eine Straßenbahnhaltestelle zu schaffen. Endlich 
wünschte Redner zu wissen, wann die Numerierung der ein 
zelnen Linien durchgeführt werden würde. 
Senator Dr. Lienau: Die Anfertigung der Nummern 
schilder sei in Auftrag gegeben. 
B.⸗M. Stelling: Bei dem Ankauf der Straßenbahn 
lei nur vom Senatstisch gesagt worden, die Bevölkerung möge 
in ihren Wünschen hinsichtlich des Ausbaues der einzelnen 
Linien zurückhaltend sein. Begründe man die Garantieleistung 
der Gemeinde Moisling mit den ihr aus der Bahn erwachsen— 
den Vorteilen, müsse man auch eine Garantieleistung von den 
Interessenten der Israelsdorfer Linie fordern, und wo seien 
die Garantiezeichner für den Ausbau dieser Linie nach Küdnitz? 
(Zuruf: Hochofenwerk.) Na ja, aber Herr A. Pape sagte eben 
Janz richtig, das seien wir ja selbst. Er sei der Meinung, dah 
die Bewohner der Stadt ebenso große Vorteile von der Mois— 
linger Allee-Linie hätten wie die Bewohner Moislings und da— 
zum der Garantievertrag abgelehnt werden müsse, zumal auch 
den einzelnen Zeichnern die Tragweite ihrer Verpflichtung 
nicht hinreichend klargemacht worden sei. 
Senator Dr. Fehling: Er fei erstaunt über die soeben 
gehörten finanzpolitischen Erörterungen. Wie könne man nur 
verlangen, daß die Bürgerschaft ein Angebot auf Sicherheits- 
leistung für eine neue Linie ablehnen solle. Wolle man dem 
folgen, was eben ausgeführt und auch von Herrn Schwartz 
vertreten worden sei, könne jede Gemeinde kommen und eine 
Bahnverbindung verlangen. 
B.M. Lippert vermißt die Antworten des Herrn Se— 
statskommissars auf die von Herrn Dr. J. Meyer gestellten 
Fragen. 
Senator Dr. Lienau: Die in dem Bericht der Straßen⸗ 
bahnverwaltung erwähnten Anträge seien diejenigen, welche 
die Verwaltung zurzeit beschäftigten. Sie sei daher mil 
Arbeiten derart ũberlastet, daß sie weitere Projekte einst⸗ 
weilen nicht weiter fördern könne. 
BeoM. Tegtmeyer-Moisling: Er danke der Bürger⸗ 
cchaft für ihre Sympathie für die Moislinger Allee-⸗Linie, 
musse aber auch bekennen, daß er an die Aufbringung der 
Garantiesumme nur ungern herangegangen sei. Man habe 
ich gesagt, Vogel friß oder stirb. Geiterkeit.) Angstmeier 
durne man dorlt nicht gebrauchen. (Seiterkeit. Man sei in 
Moisling der Ansicht, daß die Bahn sich rentieren werde; 
der Ssenat meine zwar nicht. Die Moislinger aber würden 
es sich nicht nehmen lassen, das Gegenteil zu beweisen und 
recht fleißig zu fahren. Er bitte die Bürgerschaft um einstimb 
nige Annahme der Vorlage. 
B.M. Rechtsanwalt Fehling wandte sich gegen B.⸗M 
Ztelling wegen dessen unanständige Behauptung, die Garantie— 
eichner seien auf ihre Verpflichtungen nicht genügend hin— 
ewiesen worden. Demgegenüber müsse er betonen, daß der 
herr Gemeindevorsteher in einer Versammlung ausdrücklich 
arauf a ufmerksam gemacht habe, daß die Straßenbahnver— 
valtung aufs dem Betriebe der Moislinger Linie einen Fehl 
etrag von 11000 Muerwarte, er aber persönlich der Ansicht 
ei, daß dies nicht der Fall sein, sondern sich die Linie vonAnß 
ang an rentieren werde. Das hätten die Garantiezeichner 
iuch vollkommen begriffen. Herr Stelling aber scheine keine 
allzu grohe Meinung von der Auffassungsgabe der Moislinger 
u haben. 
B.⸗M. Stelling widersprach dem und behauptete, nur 
zum Ausdruck gebracht zu haben, daß den Garantiezeichnern 
die Sache etwas reichlich optimistisch dargestellt worden sei 
B.M. Dr. J. Meyer: Er gebe sich der Hoffnung bin, 
daß. nachdem die im Bericht der Straßenbahnverwaltung an die 
Verwaltungsbehörde genannten Anträge ihre Erledigung ge— 
funden hätten, der Bau der Verbindungslinie Roeckstraße-Marli 
zur Ausführung komme, und er werde sich freuen, wenn der 
zerr Senatskommissar ihm eine dahingehende Zusage machen 
önne. 
Senator Dr. Lienau: Das sei ihm unmöglich, da die 
Baukosten und Rentabilität dieser Linie erst geprüft werden 
nüßten. 
Hierauf wurde der Garantievertrag gegen die Stimmen der 
Sozialdemokraten angenommen und darauf auch die Senats— 
vorlage. 
5. 
Abänderung der 887 unds Absatz2 des Gesetzes 
vom 16. Januar 1805, betreffend die allge— 
meine Kirchenkasse. 
Der Senat stellt zur Mitgenehmigung der Bürgerschaft: 
1. daß der 8 7 des Gesetzes vom 16. Jan. 1805, betreffend 
die allgemeine Kirchenkasse für die evangelisch-lutheri— 
schen Kirchengemeinden der Stadt Lübed und deren Vor 
städte, wie folgt, abgeändert werde: 
Zu Kirchenbauten ist mindestens ein Achtel der or— 
dentlichen Jahreseinnahmen der allgemeinen Kirchenkasse 
bestimmt. Soweit dieses Achtel nicht im Laufe des 
Jahres zur bestimmungsmähßigen Verwendung gelangt, 
joll es einem Kirchenbaufonds zugeführt werden, dessen 
Zinsertrag däelem Fonds hinzutritt. 
Diese Bestimmungen gelten bereits für das Rech 
nungsiahr 1910. J 
—E 
erhalte: 
Die Genehmigung der Bürgerschaft ist erforderlich zur 
Ausschreibung eines Jahresansatzes der Kirchensteuer, 
welcher sieben vom Hundert des ordentlichen Ansatzes 
der Staatseinkommensteuer überschreitet. 
Der Bürgerausschuß hat die Annahme dieser Vorlage mit 
olgendem Zusatze zu der Ziffer 2 empfohlen: „Für den Fall 
»er Einführung einer beweglichen Einkommensteuer gilt für die 
Berechnung der Kirchensteuer der feste Satz von fünf Einheiten 
ils Einkommensteuer.“ — Der Senat ist diesem Vorichlage bei— 
ꝛetreten. 
B.eM. Böger: Dem Antrage auf Erhöhung der Kirchen⸗ 
teuer könne er nicht zustimmen. Bei e inigen Einschränkungen 
hätte die Kirchenbehörde auch mit ihren bisherigen Geldern 
ruskommen können. Es komme oft vor, daß hier einzelne 
baragraphen zu Gesetzen geändert würden, ohne daß das 
zanze Gesetz den Bürgerschaftsmitgliedern bekannt sei. Es 
wäre angebracht und nicht unberechtigt, bei solchen Aenderungen 
don einzelnen Paragraphen auch den Bürgerschaftsmitgliedern 
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Seit Jahron vwidmet sieb ein Stamm altgeschulter Krufto der Sperialaufgabe, 
pustea Automobil- und Fahrradreifen æu fabrizieron. „Gute? Roiton, die das 
Gold woert aind. Wenn Sie vor Enttüusehungen sicher sein wollen, so verlangen 
Sis nur Contlnontal Ptα. 
Senator Dr. LSienau: Die Erfüllung der letzten Bitte 
des Vorredners würde nur mit Kosten verknüpft sein, was doch 
auch mi cht gewünscht werde. Er weise noch darauf hin, daß 
nicht ohne weiteres die Kirchensteuer auf 7 00 erhöht werden 
solle, sondern der Gedanke des Gesetzes sei der, daß 7 00 orhoben 
derden könnten, ohne daß jedesmal die Bürgerschaft um ihre 
Zustimmung angegangen werden müsse. 
Boam. Köster bittet, in Zukunft doch wenigstens die Ge 
bühren, zu denen eine Zustimmung der Bürgerschaft nicht er— 
forderlich sei, im Gesetze und Verordnungsblatt zu ver öffent⸗ 
lichen. Weiter bitte er dahin zu wirken, daß die Mietsverträge 
über das Gestühl in den Kirchen aufgehoben würden; das würde 
für den Kirchenbefuch sicherlich auch nur förderlich sein. 
B.M. Maack⸗Vorrade: Die freiwilligen Gebühren 
würden khier in gesetzliche Gebühren umgewandelt; die jetzt ge— 
forderte Konfirmandengebühr habe bisher überhaupt noch nicht 
bestanden. Er könne sich deshalb nicht damit befreunden 
weshalb der Konfirmandenunterricht extra bezahlt werden soll. 
Hierüber seien in den einzelnen Kirchengemeinden schon wieder— 
olt Etreitigkeiten vorgekommen. Er könne sich zu einer 
gesetzlichen Erhebung der Konfirmandengebühr daher nicht ver⸗ 
stehen. 
Senator Dr. Lienau: An sich gehören die Ausführungen 
des Vorredners nicht vor das Forum der Bürgerschaft, sondern 
das sei Sache der Kirchengemeinden selbst. Gerade dasijenige 
aber, was Herr Maad ausgeführt habe, spräche dafür, daß die 
Gebühren ein für allemal festgelegt würden. 
Darauf wird die Senatsvorlage angenommen. 
6 
Feststellung der im Rechnungsjahre 1911 aus- 
zuführenden Pflasterungs-, Wege- und Siel— 
arbeiten. 
Der Senat stellt zur Mitgenehmigung der Bürgerschaft: 
daß die Baudeputation ermächtigt werde, die für das 
Rechnungsjahr 1911 für Pflasterungs-, Wege- und Siel⸗ 
arbeiten zur Verfügung stehenden Mittel im Gesamtbetrage 
von 230 000 Miä zu verwenden, und daß der Baudeputation 
zur Deckung des für die Regulierung und Neupflasterung 
der Moislinger Allee ferner noch aufzuwendenden Beirages 
bon 2700 Miüdiese Summe aus verfügbaren Mitteln der 
Straßenbahnverwaltung zur Verfügung gestellt werde. 
B.M. Böbs bittet im Laufe des Jahres noch Mittel zu 
beantragen für die Herstellung eines Klinkersteiges ostseitig 
in der Ernststrahe, für die Sudseite der Schönkampsftraße und 
für die Westseite der Paulstraße. Weiter bedauere er, daß die 
Siele in der Gertrudenstraße in diesem Jahre noch nicht weiter 
ausgebaut werden sollen. Die Sielverhältnisse hier, besonders 
an Regentagen, seien geradezu unmöglich. In den letzten 
10 Jahre seien in der Straße Hohlräume entstanden, die 
nur durch die starken Sackungen der Siele hervorgerusen seien. 
B.“M. Neuner regt an, ob es bei der Pflasterung der 
Moislinger Allee nicht praktischer sei, hinter den Alleebãumen 
ctwas' von den Gärten mitzunehmen, um ein gleichbleibendes 
breites Fußgängerbankett zu schaffen bis zur Lachswehrallee 
kin. Weiter bitte er baldigst die Neupflasterung der obere⸗ 
Engels⸗ und Fischergrube vorzunehmen. 
Senator Dr. Stooß: Die Anregungen des Herrn Vor— 
redners würden geprüft werden. In der Moislinger Allee 
müßten dann allerdings wohl die Alleebäume gefällt werden, 
denn jetzt sei der Zwischenraum zwischen den beiderseitigen 
Alleebäumen vollständig ausgenutzt, um die Fahrbahn unter— 
zubringen. Soll diese verbreitert werden, so müsse man die 
ostseitigen Alleebäume fortnehmen, das würde er im gegen— 
wärtigen Zeitpunkt nicht empfehlen, wo nur ein Straßenbahn— 
gleis gebraucht werde. 
B.M. Neuner: Von der Gasanstalt an bis zur Lachs⸗ 
wehrallee seien die Bäume so erheblich vorgerückt, daß man 
dort bequem ein Fußgängerbankett anlegen könnte, wenn man 
etwas von den Gärten erwerben würde. 
B.M. Lauenstein: Die Strede von der Friedhofsallet 
bis nach Fackenburg befinde sich in sehr ischlechtem Zustande, 
hierüber hätten besonders die Landleute sehr häufig geklagt. 
Es wäre auch wünschenswert, die Einfahrt in die Bahnhof— 
straße von der Fackenburger Allee und vom Retteich her neu 
zu pflastern. 
B.M. Gosch: Die Chausseestrecen nach Moislinz und 
ein Teil der Travemünder Chaussee seien sehr abgefahren. 
Man müsse hier für eine gute Fahrbahn sorgen. 9 
Die Senaftsvorlage wird sodann angenommen. 
Schsuß sosat) 
Fehsi brinke 
jeden Morgen Cacao und lasse 
mich durch verlockende, sogenannte 
billige Angebote nicht davon ab⸗ 
halten, Van Houtens Cacao zu 
kaufen. Seit meiner Kindheit 
halte ich an dieser Marke fest, — 
nach jedem Versuche mit einem 
anderen Fabrikat bin ich immer 
wieder auf Van Houtens Cacao 
zurückgekommen. Es ist die ein— 
zige Marke, die ich tagtäglich 
mit Genuß trinken kann. Ab—⸗ 
gesehen davon ist Van Houtens 
Cacao im Gebhrauch sehr billia 
3484 
Lontinental-Cadutchnue-und 
—J— 5 „Poreha-bo., Lannovar 
REun 
— — — — 
9— 9JJ H. A. Hili Nachfi. 
— Amaobor E Walter Schmidt 
— ü— Reaparatur—Werlkstatt 
XE Johannisstrasse 9. 5499
	        
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