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etlagen: Vaterstẽtische Blätter. — Der Familienfreund.
Amtsblatt der freien und hansestadt Lübec
beiblatt: Gesetz⸗ und Verordnungsblatt Btꝝẽ
— 7777260
Nachrichten für das herzoctum Tauenburg, die
gürstentümer Ratzeburg, Lübeck und das angren⸗
zende medlenburgische und holsteinische Gebiet.
Druck und Verlag: Sebruader B sormers G. m. b5.H. in Lũübed. — Geschãftsstelle Adreb haus (Koniastre. 46. Ferriprecher oooo d u. 8 8001.
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Ausgabe . EGroße Ausgabe) Montag, den 24. april 191.
Morgen⸗Blatt Nr. 204.
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nichtamtlicher Teil.
Neueste Nachrichten und Telegramme.
W. Berlin, 22. April. In den Bemerkungen zum Saaten⸗
land heißt es: Die Witterung des Winters 1910/11 war im
illgemeinen recht mild. Der Frühling setzte zeitig ein. Um
o ungünstiger wirkten der in den letzten Tagen des April
Jötzlich eintretende Wettersturz und die Nachtfröste. Eine
nangenehme Folge des milden Winterwetters bildeten die
ngemein zahlreich auftretenden Feldmäuse. Umpflügungen
ürften infolge des Mäusefraßes und der scharfen Aprilfröste
a ziemlich erheblichem Umfange nötig werden. Die Nach—
ichten über den Stand der Wintersaaten lauten im großen
nd ganzen nicht besonders günstig. Auch Futterkräuter, Klee
ind Luzerne finden bis jetzt im allgemeinen nur eine mittel—
näßige Beurteilung. Sie sind infolge der Aprilkälte in der
entwickelung weit zurũchgeblieben oder auch abgefroren und
uch stark von Mäusen zerfressen. Es müssen daher, beson⸗
ers beim Klee, viele Felder umgepflügt werden. Auf den
Viesen ist der Graswuchs noch ganz gering, sie stehen teil⸗
veise noch unter Wasser.
—E
Cherbourg, 238. April. Sechshundert Mann Kolonial⸗
truppen werden Dienstag nach Marokko abgehen.
Biserta, 23. April. Zwei Bataillone Tirailleurs, ein
Bataillon Zuaven, eine Eskadron Spahis, eine Eskadron
Chasseurs und eine Batterie Artillerie werden am 28. April
ion hier nach Marokko in See gehen.
Paris, 23. April. Das Befinden Gustav Mahlers,
er an Typhus erkrankt ist, ist sehr ernst. Mahler hatte
eute sehr starkes Fieber; die Serumbehandlung scheint un⸗
ünstig zu wirken.
WM. Allennes⸗les⸗Marais (Arrondissement Lille), 23. April.
In einer hiesigen Spiritusfabrik wurden durch die Explosion
ines Riesenstahlkessels vier Arbeiter getötet und drei schwer
erletzt.
W. Madrid, 23. April. (Meldung der Agence Havas.)
Dder Kreuzer „Ria de la Plata“, der angeblich Auftrag haben
ollte, seine spanische Militärkommission nach Casablanca zu
ringen, hat lediglich den Befehl erhalten, für eine Kreuz—⸗
ahrt längs der Küste von Marokko klar zu machen, um
neErfüllung der Spanien und Frankreich übertragenen Aufgabe
iuf Konterbande zu fahnden.
W. Madrid, 23. April. Das Institut für Inter—
zationales Recht hielt gestern nachmittag unter dem
ßdorsitz des Ministers des Aeußern seine Schlußsitzung ab.
Am Abend waren die Mitglieder des Instituts vom König
ind der Königin zum Tee geladen.
W. Oporto, 23. April. Der Justizminister ist, von
er Bevölkerung begrüßt, hier eingetroffen und wird sich
iach Braga begeben, wo ihm zu Ehren Festlichkeiten ver—
instaltet werden sollen. Am Montag wird der Justizminister
wei Reden über das Trennungsgesetz halten, die eine in
ODporto, die andere in Braga.
W. Petersburg, 22. April. Der Kaiser verlieh Stolypin
en Alexander-Newski-Orden und dem Finanzminister Kokow-
ow den Wladimir-Orden 1. Kl. Der Justizminister Schtsche⸗
lowitom wurde unter Belassung auf seinem Posten zum Mit—
lied des vollziehenden Senates ernannt.
W. Petersburg, 23. April. Die Internationaleée
leronautische Ausstellung ist hier heute vom Groß—
irsten Alexander Michailowitsch erösfnet worden. Außer
ussischen Firmen, die in der Mehrzahl vertreten sind, haben
uch viele deutsche, englische und französische Firmen aus—
estellt.
W. Newywork, 28. April. Wie der Associated Preß aus
MRexiko gemeldet wird, zeigt die Regierung keine Eile, ihre
zustimmung zu einem Waffenstillstand zu erkennen zu geben.
Illgemein werde angenommen, daß die Revolution bald been⸗
igt sein wird. Wenn auch nicht vorausgesagt werden könne,
belches die Friedensbedingungen sein werden, so sei doch als
icher anzunehmen, daß ein sofortiger Rüdtritt des Präsidenten
Diaz nicht darin einbegriffen sein mirs
Die Rückkehr des Kaisers.
W. Wiesbaden, 22. April. Der Kaiser trifft mit Ge—
olge am 10. Mai, 8 Uhr vormittags, von Metz kommend,
in Wiesbaden ein und nimmt daselbst im Schloß bis zum
13. Mai Aufenthalt. Dann erfolgt die Abreise nach England.
Am 11. Mai wird der Reichskanzler v. Bethmann-Hollweg
beim Kaiser zum Vortrag sich einfinden.
Offiiersaustausch zw schen den Dreibundmächten.
Berlm, 22. April. Es ist gemeldet worden, zwischen den
Heeren von Deutschland, Oesterreich-Ungarn und Italien werde
fünftighin ein regelmähiger Austausch von Offizieren zum
gegenseitigen Studium der taktischen Einrichtungen und stra⸗
egischen Grundsätze stattfinden. Von einer derartigen Ab—
icht ist an Berliner unterrichteten Stellen, wie wir feltstellen
önnen, nicht das geringste bekannt.
Sauptmann v. Oidtmann F.
W. Dresden, 23. April. Hauptmann von Oidtmann, der
ecm Ostersonntag mit dem Ballon „Nordhausen“ verunglüdte,
ist gestern abend seinen Verletzungen erlegen.
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W. Berlin, 23. April. Die Gesamikosten der Südpolar⸗
zxpedition des Oberleutnants Filchner werden auf 1400 000 M
eranschlagt. 450 000 Mosollen durch Losterien in allen Bundes—
taaten aufgebracht werden. 300 000 Miäsind bereits durch
rivate Beiträge gezeichnet worden.
W. Verlin, 23. April. Vizeadmiral a. D. Mensing ist heute
jach langem Leiden in Bad Nassau a. d. Lahn im Alter von
7 Jahren gestorben.
Berlin, 23. April. Heute nachmittag fand unter un—
eheurer Beteiligung die Beisetzung des sozialdemokratischen
dandtagsabgeordneten und Stadtverordneten Borgmann von
einem Hause, Lychenerstraße 182, aus statt, wo der Sarg auf
em Hofe aufgebahrt war. Außer den Vertretern vieler sozial⸗
emokratischer Körperschaften nahmen an der Feier Vertreter
es Magistrats und der bürgerlichen Fraktionen der Stadtver—
retung teil. In endlosem Zuge mit mehreren Musikkorps und
ielen sozialdemokratischen Bannerträgern ging es zum slädti—
jen Friedhofe in Friedrichsfelde, wo nach Ansprachen des
deichstagsabgeordneten Zubeil, des Landtagsabgeordneten Hirsch
nd des Sprechers der freireligiösen Gemeinde Walded-Manasse
ie Beerdigung erfolgte. Mehrere hunderttausend Menschen
sielten auf dem Wege zum Friedhof die Straken besetzt.
W. Kattowitz. 23. April. Aus Russisch-Polen wird ge—
neldet: Die Verhaftungen dauern fort, sie richten sich
efonders gegen die jüdischen Vereine und die jüdeschen intelli—
enten Kreise. In den letzten Tagen wurden über 300 Ver—
aftungen vorgenommen. Es handelte sich um die Ermittelung
yon Mitgliedern einer sozialistisch-revolutionären Vereinigung,
ie sich über ganz Polen ausdehnen soll. Die meisten Verhafte—
en wurden aber wieder freigelassen, die übrigen wurden nach
setrikom gebracht.
Hills Rücktritt und die Kaltfrage.
W. Newnyort, 22. April. Großes Aufsehen erregt in poli—
tischen Kreisen die Interpellation, die während der gestrigen
Sitzung des Repräsentantenhauses der Abgeordnete Lover über
dis Abberufung des amerikanischen Botschafters in Berlin, Dr.
vills, einbrachte. Lever beantragte, daß Präsident Taft dem
Kongreß das gesanrte Material unterbreiten möge, das Bot—
schafter Hill zur Einreichung seiner Demission veranlaßte. In
der Begründung seines Antrags erklärte Lever, daß es nötig
sei, das Land davon in Kenntnis zu setzen. falls Hill etwa ab⸗
berufen worden sei, weil er die Gültigkeit der Verträge, die
amerikanische Bürger mit den deutschen Kali-Interessenten ab⸗
geschlossen haben, zu energisch verteidigt hätte.
Wasfemstillstand in Mexko?
W. Newyork, 22. April. Nach einer Meldung aus El Paso
erklärte Madero einem Vertreter der Associated Preß, er habe
niemals auf einer sofortigen Abdankung des Präsidenten Diaz
als Vorbedingung eines Friedensschlusses bestanden. Nach einer
Meldung aus Torreon haben die Aufständischen die Stadt
Mapimi im Staate Durango eingeschlossen.
W. London, 22. April. Aus Bern meldet der liberale Mor⸗
ning Leader, daß die mexikanische Regierung in der Schweiz,
und zwar in der Neuhausener Waffenfabrik, eine beträchtliche
Menge moderner Flinten bestellt hat. Mehrere mexikanische
Offiziere, die auf die Ausführung der Bestellung warteten,
haben mit der ersten Flintensendung die Schweiz verlassen.
Frankfurt a. M., 23. April. Hier hat sich heute morgen
n dem Hause Ecke Ginnheimer- und Häuserstraße die 51jährige
crau eines Straßenbahnaufsehers mit einer 22jährigen Tochter
ind einem 12jährigen Sohn durch Leuchtgas vergiftet. Wieder—⸗
elebungsversuche blieben ohne Erfolg. Ueber das Motiv
ur Tat ist noch nichts genaues heftonnt
Berliner Brief.
Die dritte Sisarena.
Berlin, 22. April.
Kede zugreifender Wagemut, ein großzügiger Unternehmungs⸗
eist beherrscht das Berliner Leben. Heute ersteht alles Große
lötzlich, über Nacht ist's geschehen, und verschwindet wieder
lötzlich. Beim Spittelmarkt und Molkenmarkt bedeuten jene
rirmenschilder noch etwas mit der stolzen Aufschrift: „Ge—
ründet a. D. 1765“. In der Friedrichstadt muß ein alter Bau
mn den anderen dem rasch und skrupellos zugreifenden Spe—
ulantentum weichen. Ein paar Jahre und schon zeigt man
erächtlich mit den Fingern nach den prächtigen Palästen:
leberlebt! Veraltet! Geht nicht mit der Zeit. Und mit der
zeit gehen heißt: Abreißen, neu bauen! Armselige Restau—
ationen verschlimmern die Sache nur, können aber den Gang
richt aufhalten. Die Konkurrenz ruht keinen Augenblick, hetzt
iermüdlich darauf los, bis das Tempo immer wahnwitziger
rird, straffer und straffer wußß der Bogen gespannt werden,
a⸗banquo zu spielen regt an, regt auf, verschafft unerhörte
henüsse, ist das grausamste, raffinierteste Lebenselixier. Ex—
eriment steht gegen Experiment, dem großen Gründer, dem
Organisator von Gottes Gnaden gehört das moderne Berlin.
kin Stich ins Hochstaplerische gehört freilich mit zum Hand⸗
perk.
Berlin hatte zwei stolze Eispaläste, einen in Charlotten⸗
zurg, den anderen weit draußen in der Potsdamer Straße. Der
ritte ist mun feierlich eröffnet worden, mitten drin im Herzen
er Vergnügungsstadt: der Admiralspalast, gegenüber dem
Bahnhof Friedrichstraße. Man merkt, das Gleichgewicht ist
jestört; schon rein äußerlich. Ein Eispalast in der Friedrich-
raße, ganz neu, ganz modern kann den zwei anderen, die nicht
aehr so neu sind, und die nicht so günstig liegen, mit Leichtig⸗
eit die Wage halten. Ob dieler dritte Eispalast ein Bedurfnis
oar, ob er eine Luͤe ausfullte, spielt dabei gar keine
Rolle. Eine Lücke füllt er aus. schon weil er neuer ist. De
Der jungtürkische Konflikt.
Konftantinovel. 23. April. Wie vorauszusehen war, ist
ber Streit im jungtürkischen Komitee so gelöst worden, wie
die Difsidenten wünschten. Die Komiteemitglieder werden künf—
tig dem Regierungsposten sern bleiben. Die Hauptunzufrie den⸗
heit richtete sich gegen die Komiteemitglieder, die Freimaurer
find. Man glaubt, daß der Finanzminister Dschavid und der
Marineminister Mukhtar schon demissioniert haben. Es ist
nicht ausgeschlossen, daß das gesamte Kabinett demnächst seine
Entlassung nimmt und Hakki Pascha die Neubildung des Mini—
steriums wieder übernimmt. Auch Talaat, der Führer des
Komitees dürfte wahrscheinlich zurüdtreten.
W. Kopenhagen, 23. April. Die Verhandlungen über die
ür Dienstag festgesetzte Aussperrung weiterer Ar—
reiterr wurden die ganze Nacht hindurch fortgesetzt. Heute
rüh wurde beschlossen, die Sperre bis Freitag auszusetzen
nd nochmals zu versuchen, den Konflikt beizulegen. Der
zerein der Arbeitgeber machte einen letzten Vergleichsvor⸗
chlag; falls dieser von den Arbeitern bis Mittwoch abend
icht angenommen werden sollte, wird die Sperre Freitag
torgen beginnen.
W. Budavest, 22. April. Der Minister des Innern ge—
vährte einer Reihe Belarader Zeitungen das entzogene Post-
ebit wieder.
Internationale Uebersicht über den diessährigen Saatenstand.
W. Berlin, 22. April. Nach den' bei dem internationalen
landwirtschaftlichen Institut in Rom eingelaufenen Berichten
war der Saatenstand am 1. April unter Zugrundelegung
des 10jährigen Durchschnittsertrages von Winterweizen in
Belgien 105 6 gegen 90 im Voriahre, Dänemark 104 (07),
Spanien 105— 110, Luxemburg 100 (00), den Niederlanden
108 (110), Schweden 100- 120 (100), der Schweiz 95 (06),
Japan 100 (908); von Winterroggen in Belgien 110 (05), Däne-
mart 108 (07), Spanien 105 - 110, Luxemburg 100 (05),
den Niederlanden 112 (105), Schweden 95— 100 (100), der
Schweiz 94 (92). In Frankreich wird der Stand von Weizen,
Berste und Hafer als gut, von Roggen als mittel bezeichnet.
In England hat die Vegelation bisher nur geringe Fortschritte
gzemacht. In Ungarn ist der Stand im allgemeinen befrie-
digend. In Ilaiten ung Rumamen ist er gut. Die Aussaat
wvon Sommergetreide ist in Europa falt überall beendet,
wenn auch die Arbeiten infolge des ungünstigen Wetters
Ende März eine Unterdrechung erfahren anhten Der Auf-
dang der Saaten vollzieht sich überall regelmähig. Die
Weizenernte Auftraliens wird vonn Institut auf 25 219 000 d42
egenuber 26 408 700 im Vormonat geschätt. Im vorigen
Jahre ergab die Ernte 26 997 340 40
W. Brüssel, 23. April. Die Stadtoerwaltung hat 10 000
yrs. Belohnung ausgesetzt für die Ermittelung des Brand⸗
tifters am Rathause von Schaerbeek.
W. Paris, 23. April. Dem Figaro zufolge wird Marine—
ainister Delcasse an Bord des neuen Panzerschiffes Danton
er aus Anlaß der Krönung König Georgs auf der Reede von
zpittead stattfindenden Flottenschau beiwohnen.
W. Cadiz. 23. April. Der Kreuzer „Rio de la Plata“
oll Befehl erhalten haben, sich zur Abfahrt nach Casablanca
ereit zu halten, um eine spanische Militärkommission an Bord
u nehmen, die das Vorgehen Frankreichs in Marokko unter-
dtzen soll. —*
M. Bona, 23. April. Ein Dampfer ist mit einem Ba⸗
nillon Tiralleurs an Bord nach Casablanca in See
egangen. Die Vusreise eines zweiten Dampfers mit einer
Wteilung Mitrailleusen, einem Trainkommando und einer
Zatterie aqus Tuni« steht bever,