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—I ¶ Wochentags morgens und
abendẽ, Sonntags morgens) erschelnend. Bezugs⸗
preis für bas Vierteljahr 8,30 Mark einschließlic
Sringgelb in Lübeck. Durch die Vost bezogen vhne
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Zeile 20 Pfg. Kleine Anzeigen (Arbeitsmarkt usw.)
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eilungen 1Mk. d. Zeile. Tabellen⸗ u. schwieriger
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Beilagen: Vaterstädtische Blätter. — Der Familienfreund.
Nachrichten für das Herzogtum Lauenburg, die
Fürsteniümer Ratzeburg, Lübeck und das angren⸗
zende medlenburgische und holsteinische Gebiet.
G. m. h. S. in Lübeck. — Geschäftsstelle Adrek baus Ksniastr. 46). Fernsprecher 000 u. 900OI.
Ausgabe . Große Ansgabey Donnerstag, den 20. April 191u.
2
Morgen⸗Blatt Nr. 197.
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3 kehrt, sobald Frankreich von Europa das heißersehnte Mandat
Erstes Blatt. hierzu 2. Blatt. erlangt hat, sie herzustellen.
— —— — 7 77 —— 7 —— Was dieses Mandat in Wirklichkeit bedeutet,
Amfang der beutigen Lummer 8 Seiuuun weiß man nur zu gut. Marokko wird die Kosten
3 3 einer großen französischen Expedition niemals
Nichtamtlicher Ceil. hezahlen können, und um auf die Kosten zu kommen,
— 2 verden die Franzosen die Verwaltung des Landes in ihre
F zZände nehmen. Damit wird die Annexion besiegelt sein.
Die Annerxion Marokkos das Ziel der da in atsachiich auch daß Ziels auf werches
stanzösischen Politik. man in Varis wieder ersichtlich zusteuert.
Lübeck 20. April.
Die zahlreichen Nachrichten, die in letzter Zeit durch die
Presse gegangen sind, geben keineswegs ein klares Bild der
wirklichen Verhältnisse. Uns will immer mehr scheinen, als
ob die Berichte stark tendenziös gefärbt sind,
da sie die Notwendigkeit einer europäischen Intervention, speziell
einer französischen, in letzter Zeit besonders deutlich zum
Ausdruck bringen wollen.
Die ganze Taktik der gegenwärtigen franzö—
sischen Regierung, welcher der Name Delcassé das richtige
Kennzeichen verleiht, geht augenscheinlich darauf hinaus,
die jetzigen Unruhen im nordafrikanischen
Sultansreiche fortdauern zu lassen, bis von außen
der Ruf nach fremder Intervention erschallt. Mulay Hafid
ist noch in weit höherem Grade der Schützling Frank—
reichs. als es Abdul Aziz war. Im wahren Sinne des
Wortes ist er kaum noch mehr als ein französischer Präfekt,
denn da er ohne die finanztelle Hilfe der Republik nicht
einmal den eigenen Hofhalt bestreiten kann, so muß er sich
in allem und jedem den französischen Befehlen unterordnen.
Wenn dem einmal so ist, so hätte die französische Regierung
die Pflicht gehabt, ihren marokkanischen Vasallen gegen seine
Feinde zu schützen. Es hätte vollkommen genügt,
wenn sie ihm das nstige Geld zur Be—
kämpfung der Rebellen rechtzeitig zur Ver—
fsüägung gestellt hätten. Die kaiserliche Mahalla war
stark genug, um es mit den aufständischen Stämmen aufzu⸗
nehmen, aber da die Soldaten nicht bezahlt wurden, so
nahmen sie nach der in Marokko üblichen Landessitte Reißaus
und der Sultan geridt so in die schwierige und sein Ansehen
in hohem Grade schädigende Lage, in der er sich zurzeit
befindet.
Logischer Weise sollte Frankreich den Sultan Mulay Hafid
mtweder seinem Schickssal überlassen und seine Aktion darauf
beschränken, über die Interessen der Europäer zu wachen,
oder aber den Sultan durch ausreichende Geld- und Macht-
mittel in den Stand zu setzen, seiner Gegner Herr zu werden.
Die Republik tut aher weder das eine noch das andere. Sie
ergreift bloß halbe Maßregeln, wie zum Beispiel jetzt wieder
die Entsendung von ein paar armseligen Bataillonen, die dort
doch nicht viel ausrichten können und die den Verdacht er—
wechen müssen, daß es ihr gar nicht darum zu tun
ist, Ordnung in Marokko zu schaffen, daß es viel—⸗
mehr in i Antar⸗eta siont das 84die Ruhe orit ein
F — — —
JDie neue chinesische Anleihe und das Währungs⸗
programm.
W. Berlin, 19. April. Die Kreuzzeitung schreibt: Die
hinesische Anleihe über zehn Millionen Pfund wird hauptsächlich
das Währungsprogramm in Fluß bringen, dessen nähere Aus⸗
zjestaltung und Durchführung eingehende Studien und Beratungen
vährend der nächsten Zeit erfordert. Erst nachdem die Beratun⸗
sen zu einem befriedigenden Abschluß geführt haben, wird an
die Ausgabe der Anleihe herangetreten werden. Bekanntlich
schloß Amerika für die Anleihe einen Präliminarvertrag mit
china ab, doch ist es allen Beteiligten ratsam erschienen, diejenigen
Staaten heranzuziehen, die an der wirtschaftlichen Entwicklung
Chinas ein hervorragendes Interesse haben. Wie viel bei der
Ausgabe des Anlehens auf den deutschen Markt entfallen wird,.
leibt einer späteren Beschlußfassung vorbehalten. Voraussicht⸗
ich wird die Anleihe internationalen Charakter haben und an
den Börsen der vier kontrahierenden Länder einheitlich zur Notiz
gelangen.
Die Lage in Mexriko.
W. Mexiko, 19. April. Die Aniwort der mexikanischen Re
gsierung auf die Waffenstillstandsvorschläge ent—
zält einige Bedingungen geringerer Bedeutung, gegen die, wie
nan glaubt, von revolutionärer Seite keine Einwendung erhoben
wird. Man nimmt an, daß keine Zeit verloren wird, um sich
iber den Abschluß eines dauernden Friedens zu einigen. Es
seht das Gerücht, die Revolutionäre hätten als Bedingungen
»en Rücktritt des Präsidenten Diaz, sofortige Abänderung der
Wahlgesetze und Ernennung de la Barras zum provisorischen
Präsidenten bis zur Entscheidung der Wahlen gestellt.
W. Newyork, 19. April. Die Revolution breitet sich in
ben südlichen Provinzen Mexikos immer mehr aus; ihre Unter—
rücung erscheint aussichtsslos. Präsident Taft hofft, die
Sinletzung einer neuen Regierung aus Diaz' Freunden und Ma—⸗
deristen bewirken zu können.
W. Köln, 19. April. Der Sonderberichterstatter der
tölnischen Zeitung meldet über die Lage an der mexikanischen
ßrenze aus San Antonio unterm 19. April: Die Preis—
abe von Agua Prieta durch die Auffständischen erfolgte
fenbat wegen Munitionsmangel. Sie bedeute: zwar
reinen Sieg der Bundestruppen, erleichtert aber die Lage doch, weil
»ie mexikanische Regierung jetzt eher den Verlangen des Präsi—
enten Taft, den Kampf von der Grenze' fernzuhalten, nachzu—
kommen vermoe⸗
heer und Flotte.
W. Berlin, 19. April. Reichspostdampfer „Prinzeß Alice“
nit einem weiteren Teil der im Kiautschougebiet abgelösten
Offiziere und Mannschaften ist auf der Heimreise am 18. April
n Genug eingetroffen und hat am 109. April die Reise fortgesetzt.
Keichspestdampfer „Kleist“ mit dem Rest der aus dem Kiautschou—
jebiet abgelösten Offiziere und Mannschaften ist auf der Heimreise
am 18. April in Hongkong eingetroffen und hat am 19. April
— Zi⸗toni itt am 13 Apri ner Wile ms—⸗
— — — — —
den Hörern vortresflich. Es war erstaunlich, welch gutes Ver—
tändnis wienerische Tugenden und Untugenden, wienerischer
reichtsinn nund wienerische Biederkeit an der Spree fanden.
die Probleme und Gestalten der Komödie sind weder sehr
edeutend, noch sonderlich wahr; das Bonmot beherrscht die
Zzene, und nach seiner Melodie müssen die Figuren tanzen.
dabei fällt aber manch gutes und kluges Wort, und das
zanze Stück trägt die muntere Farbe eines gesunden Alltags—
ealismus, der gesehen ist durch ein humoristisch-satirisches Tem⸗
erament. Der Beifall war stark; manche besonders suggestive
Ztellen lösten ihn auf offener Bühne aus. Eugen Burg und
Räthe Ehren, das Demonstrationseheraar, waren gute In
lerpreten des Dichtercauseurs. ·ock.
Der Schutz der Schauspelerinnen. Aus Wien meldet das
B. T.: Die Mitglieder des österreichischen Bühnenvereins
hereiten eine Aktion vor, um den Bund der österreichischen
Frauenvereine sür das Schicksal der Schauspielerinnen
u interessieren. Unter dem Schutz des Bundes soll den Schau—⸗
pielerinnen der Existenzkampf erleichtert werden. In einer
ürzlich abgehaltenen Versammlung wurde darauf hingewiesen,
daß von den sechzehnhundert Schauspielerinnen Oesterreichs
ieunhundert im Sommer ohne Engagement sind.
Das Frauenkomitee will nun Arbeitsstätten für engage—
nentslose Schauspielerinnen gründen und versuchen, dem Stan—⸗
deselend zu steuern. auch die Standesmoral zu heben.
Theater, Kunst und Wissenschaft.
Das Enufemble des Deuischen Schaufpielhauses als Gast in
Bremen. Aus Bremen wird berichtet: Die Direktion des
hiesigen Schauspielhauses hatte Donnerstag zur Uraufführung
von August Strindbergs Draman, Totentanz“ das ausgezeich⸗
nete Ensemble des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg
verpflichtet, welches das eigentlich zweiteilige Werk in der stim⸗
mungsvollen Infzenierung von Carl Hagemann zu gerade voll⸗
eudeter Wiedergabe brachte. Wenn sich am Schluß des Abends
in den starken Applaus des vollbesetzten Hauses Aeußerungen
hes Mißfallens mischten, so galten diese natürlich ledialich
den Qualitäten der Dichtung.
Das Künstlertheater in München eröffnet seine unter der
Leitung von Max Reinhardt stehenden Zyklen von musika⸗
bischen Komödien am 30: Juni. Zur Aufführung ge⸗
langen Offenbachs „Schöne Helena“ und zwei Operetten „Themi—
dore“ von Digby La Touche und „Cherchez la femme“, Ope⸗
rette von Ralph Benatzky (Uraufführungen). Die für den
zweiten Zyklus vorgesehene Buffo-Oper, Orpheus in der Unter-
welt“ von Offenbach wird im September in der großen Fest⸗
halle des städtischen Ausstellungsparkes (für weiteste Kreise)
aufgeführt werden. Die Ausstattung sämtlicher Stücke rührt
von bekannten Künstlern her.
„Eleltra“ von Straußß in Kiel. Donnerstag fand in Kiel
die Erstaufführung von Strauß „Elektra“ im Stadttheater
mit Frau Cordes vom Stuttgarter Hoftheater als Elektra,
Luise Buers als Klytämnestra, Emmi Fria an, Ehrnsteni
eine begeisterte Aufnahme.
Deutsche Opernaufführungen in Chitkago. Die Vereinigten
Staaten werden in nächster Zeit auher dem danshen
Ensemble des Metropolitan Opera Souse in Newyork noch
eine zweite deutsche Operntruppe aufzuweifen haben. Die dies⸗
bezüglichen Engagements werden von Andreas Dippel, dem
Hauptgeschaͤftsführer der Philadelphia-Chikago Opera Com—
pany, gemacht. Dippel hat sich bereits dahin ausgesprochen,
dab er in nächster Spielzeilt außer den seither allein vorgese henen
französischen und italienischen Vorstellungen in Chikago und
bhiladelphia auch deutsche Vorstellungen geben werde, und
war sollen im nächsten Jahre zunächst „Tannhäuser“, „Lohen⸗
arin“, „Die Walküre“, „Tristan und Isolde“ und vielleicht
ruch „Hänsel und Gretel“ gegeben werden.
Doeoe Eisenacher Festipiele. Nachdem die öffentliche Auf—
ührung des Weiserschen Jesus-Festspiels in Eisenach ver⸗
»oten worden ist, hat sich dort eine Patronatgesellschaft ge—
ildet, für deren Mitglieder die Festspiele im Juli d. J. im
Stadttheater aufgeführt werden sollen. Die Mitgliedschaft
vird bei Lösung der Eintrittskarte erworben, denen die Mit—
zliedskarte angeheftet ist. Auf diese Weise soll das Verbot
der öffentlichen Aufführung umgangen werden. Der Verein
erstrebet den Bau eines eigenen Festspielhauses in Eisenach.
Kammersänger Burrian. Aus Dresden meldet man dem
B. T.: Die Meldung einiger Blätter, daß dem Tenoristen
karl Burrian der Titel „kgl. sächsischer Kammersänger“ ab—
erkannt worden sei, ist unzutreffend, da der König abwesend
var und der Generaldiretior der königlichen Hoftheater, Graf
Seebach, einen dahingehenden Antrag bis jetzt gar nicht stellen
onnte. Uebrigens ist Burrian auch königlich württembergi—
sccher und großherzoglich sächsischer Kammersänger und diese
Titel können ihm wegen des Kontraktbruches in Dresden
nicht entzogen werden. — Daß die von Burrian zu zahlende
Konventionalstrafe von 30 000 Muvon der General—
irektion mit allen gesetzlichen Mitteln eingezogen werden wird.
ist selbstverständlich.
d. Eine rechte Frühl nasvr emiere, leicht und frisch, gaben
dermann Bahrs alte und doch noch sehr jugendliche
„Wienerinnen“ im Neuen Schauspielhaus zu Berlin. Das
reizende Spiel, nur leicht antiquiert und mit ein paar Hosen⸗
röden (den ersten auf der Berliner Bühne!) und Witzen recht
iktuell geputzt, hat eine prächtige, fast künstlerische Mischung
yon scherzendem Ernst und ernstem Scherz, und unter den
»lühenden Rosen heiteren Humors keimt hie und da ein sen—
imentales Veilchen. Mit dieser Zutat mundete das elegant
ervierte hors d'oeuvres pon allerlei Ebefabrten und Ehegeschiden
Kleine Mitteilungen. Dem Tenoristen H. Hensel ist die
kntlassung aus dem Verbande des Wiesbadener Hoftheater?
sewährt worden. Er wird dort bis 1914 noch gelegentlich
Als Gast auftreten. — Die Mitglieder der bürgerlichen
»eutschen Frauenvereine haben für die langiährige
Lorsitzende des „Bundes deutscher Frauenver—
zine“, Frau Marie Stritt, eine Ehrengabe gesammelt, die
ihr im Betrage von 28000 Mudieser Tage zur freien Ver—⸗
ügung übergeben worden ist. — Aus Stuttgart wird ge
meldet: Der Historienmaler Prof. Carl v. Saeberlin isi
im 79. Lebensiakre gestorben.