Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

ß ehmen wir, 
in den letzten 2 Jahren. Seinen Ausfuͤhrungen entn 
daß in 75 Stadten Hilfsschulen neu errichtet worden sind, so dahß 
ifsschul auber 1500 Klassen und 
Deutschland 3. It. 325 Hilfsschulen mit die vehl der 
odo Echnlern zahit. Dementsprechend hat auch die Zahl der 
Isis d nämlich über 500, zugenom⸗ 
Verbandsmitglieder ganz bedeutend n leineerdeit in 
ei 
— ——— 
den Unterverbanden gewelen. In der W 
Vbant hercerecceten auf der Weltausstelluns in Bruffel auf 
der er far seine Ausstellung die höchste Auszeichmung, das Ehren⸗ 
diplom, erhalten hat. 
i Hieran schlossen sich die 
Begrüßungsausprachen 
der offiziellen N der Staaten und Behörden. Als erlter 
Red ielt das Wor 
Rebreen Kulenkamop, welcher ausführte: Soch 
anseinliche Versammlung! Im Namen und im Auftrage des 
Senates dieser freien Stadt habe ich die Ehre, Sie in unseren 
Mauern willkommen zu heihen, und als Vorsitzender der I 
fchulbehorde darf ich Sie zugleich bitten. den besonderen Wilt- 
mensgruß umserer Unterrichtsverwaltung freundlich entgegen⸗ 
inehmen. Wir sind Ihnen aufrichtig dankbar, daß Sie un— 
erer Einadung so bereitwillis und in so stattlicher Anzahl ge⸗ 
folgt sind, denn wir bringen der großen und guten Sache. die Sie 
zu Ihrer Aufgabe erwählt haben, warme Sympathien ent⸗ 
degen; und wir wissen ja, daß es hauptsaͤchlich der tastlosen Arbeit 
Ihres Verbandes zu danken ist, wenn allmãhlich in ganz 
Deutschland und aber die Grenzen Deutschlands hinaus man sich 
der ernsten Pflicht bewußt geworden ist, jene unglücklichen Kinder 
nach Möglichkeit zu sittlich reifen und praktisch brauchbaren 
Menschen heranzubilden, denen die Natur das geistige Rüstzeug, 
dessen der Mensch bedarf, nur in uwollkommenem Maße ver⸗ 
liehen hat. 
Bei uns in Lübed ist die Ueberzeugung von dieser Notwendig⸗ 
teit erfreulicherweise schon lange heimisch. Bereits Ostern 1888, 
also 10 Jahre vor der Gründung des Verbandes, ist unsere Hilfs⸗ 
schule mit 2 Klassen und 23 Kindern eröffnet worden; heute zählt 
sie 10 Klassen mit 190 Kindern und steht zu unserer Freude 
noch unter der Leitung desselben bewährten Mannes, dem wir 
die Anregung zu ihrer Grundung verdanken. Freilich können 
wir uns nicht rühmen, soweit vorgeschritten zu sein, wie das 
Herzogtum Meiningen, dessen mustergültige Einrichtungen viele 
von Ihnen noch in frischem Gedächtnis haben werden; vor allem 
fehlt uns noch der Pflichtbesuch, und die Fürsorge für Schwach— 
befähigte aus den ländlichen Bezirken hat sich bisher auf Ein⸗ 
zelfälle beschränken müssen. Aber beide Fragen begegnen bei 
der Oberschulbehörde ernster Aufmerksamkeit; und ich gebe mich 
der Hoffnung hin, daß sie bald spruchreif sein werden, und dah 
die gesetzgebenden Körperschaften, die der Hilfsschule niemals 
ihr Interesse versagt haben, auch dann bereit sein werden, soweit 
es sich um finanzielle Schwierigkeiten handelt, diese aus dem 
Wege zu räumen. 
Unzweifelhaft werden Ihre Beratungen dazu beitragen, in⸗ 
direkt diese unsere Bestrebungen zu fördern; denn es kann nicht 
sehlen, daß sie die Aufmerksamkeit immer weiterer Bevölkerungs⸗ 
kreise auf das segensreiche Wirken der Hilfsschulen lenken. Das 
ist der Gewinn, den wir neben anderen mannigfachen Anregungen 
für uns erhoffen. Vor allen Dingen aber wünschen wir dem 
Verbande selbst einen fruchtbringenden Verlauf dieser Tagung. 
Der Verband hat bisher die Genugtuung gehabt, daß jede seiner 
Versammlungen sein schönes soziales Werk um einen guten Schritt 
vorwärts gebracht hat; möchte auch der Lübecker Tagung ein 
voller Erfolg beschieden sein! 
Und schließlich noch eins: Zu ernster Arbeit sind Sie zusam—⸗ 
mengekommen. Deshalb haben wir Ihnen keine Feste bereitet; 
aber wir wollen doch versuchen, die Stunden der Erholung Ihnen 
angenehm zu gestalten. Vielleicht findet mancher die Erwartungen 
nicht ganz erfüllt, mit denen er hergekommen ist; der eine mag 
von dem modernen Lübech sich zu viel versprochen haben, in⸗ 
dem er den Maßstab der Schwesterstädte an der Nordsee anlegte, 
der andere mag enttäuscht sein, daß von dem altertümlichen Reiz 
der einstigen Königin der Hansa mehr als er geglaubt hatte, den 
Anforderungen der modernen Entwicklung von Handel und Ver— 
kehr zum Opfer gefallen ist. Einen Punkt aber weiß ich, in 
dem niemand eine Enttäuschung erfahren wird: und das ist 
das einmütige Bestreben meiner Mitbürger, unseren Gästen zu 
beweisen, daß sie uns von Herzen willkommen sind. Möchten 
Sie alle nach den kurzen Tagen Ihres hiesigen Aufenthalts von 
0viO ↄaaalun an uabunqu au; uapqunaa. uu uodlospꝭ sun 
und für ihre Bewohner, und hoffentlich mancher mit dem Gefühl, 
ein wenig heimisch geworden zu sein auf hanseatischem Boden! 
Lebhafter Beifall.) 
Herr Geheimrat Seuschen begrüßte den Verbandstag 
namens des königl. preuß. Kultfusministers Exzellen; 
von Trott zu Solz und wünschte den Arbeiten des Ver— 
bandes namens des Ministeriums besten Erfolg, desgleichen 
im Auftrage der zahlreich vertretenen Provinzialregierungen. 
Redner gab sodann eine kurze Uebersicht über die neueste 
preußiiche Hilfsschulstatistik, derzufolge gegenwärtig in Preußen 
477 Silfsschulen mit 1037 Klassen und 22578 Schülern be— 
itehen, an denen 1021 Lehrer und Lehrerinnen im Hauptamt 
and 152 Lehrer und Lehrerinnen im Nebenamt unterrichten. 
Im Auftrage des königl. sächsischen Ministeriums 
es Kultus und des öffentlichen Unterrichts be— 
nühßte Herr Schulrat Sieber⸗-Dresden den Verbandstag 
ind wünschte demselben eine segensreiche Arbeit, nachdem er 
ine kurze Schilderung der neuesten Entwickelung des sächsischen 
zilfsschulwesens gegeben hatte. 
Herr Ministerialrat Dr. Florian entbot dem Verbandstag 
den Gruß der k. k. österreichischen Unterrichts— 
verwaltung und teilte mit, dah letztere der Fursforge 
ür geistesschwache Kinder, die in Oesterreich nach dem deut⸗ 
scchen Verbande organisiert ist, das lebhafteste Interesse ent⸗ 
zegenbringt und von dem gegenwärtigen Verbandstage neue 
legensreiche Anregungen erhoffe. 
„SBerr Profesfsor Dr. von Schéele überbrachte herz— 
üchen Gruß und Dank der Oberschulbehörde bder 
Stocholmer Volksschulen. Die meisten pädagogischen 
Ideen in den schwedischen Schulen sind aus Deutschland be— 
dogen, auch die Prinzipien der Hilfsschule, die samtlich in 
den einen guten Boden gefunden haben, namentlich der 
ee und Arbeitsunterricht. Von dem gegenwärligen Ver— 
dae ene auch er manch neue wertvolle Anregung. 
daA eeee Lehrerverein sprach Herr Lehrer 
Ldornj Berlin und begrühte den Verband der deutschen Hilfs⸗ 
V— w 9 — 
rastige Enwicelung.“ em Verbande eme weitere 
Herr Professor Tanahashi⸗Tokio: Auf 
zer laiserlich japanischen Regierung in Told —— a 
Deutschland das Schulwesen. Mit großem Interesse verfolge 
— Gelegenheit 
M baben, dem Verbandstage beiwohnen zu dürfen. Ich honn 
von hier manch wertvolle Anregaung mitzunehmen nach dem 
rande, für dessen Schulwesen Deutschland vorbildlich ist. Mit 
erzlichem Tanke für die Teilnahme an der Tagung begrüße 
ch Sie äls Vertreter eines aufstrebenden Kulturvolkes im fernen 
Osten. (Lebhafter Beifall.). — 
Endlich sprach noch Herr Dr. Reimanmn als Vertreter der 
Ztadt Berlin, deren Neuorganisierung des Hilfsschulwesens 
er kurz dacrstellte. 
Der Vorsitzende des Verbandstages, Herr Schulrat Dr. 
Wehrhahn, dankte darauf allen Rednern für ihre Grüßze 
und veranlaßte unter Zustimmung des Verbandstages die Ab⸗ 
endung nachstehenden Telegramms: 
Sr. Exzellenz dem königl. Staatsminister und 
Minister der geistlichen, Unterricht⸗DAgAnd Medizinalan- 
gelegenheiten F 
Serrn von Drotit zu Solz. 
Berlin. 
Der 8. Verbandstag der Hilfsschulen Deutschlands in 
Lübedk dankt Ew, Exzellenz herzlich für die Entsendung eines 
Vertreters und das der Hilfsschule bewiesene Interesse und 
Wohlwollen und entbietet ehrerbietigen Gruß. 
J. A.: Schulrat Dr. Wehrhahn, 
1. Vorsizender. 
Weiter teilte Herr Dr. Wehrhahn mit, daß der Verbands⸗ 
„orstand am Denkmal Emanmuel Geibels einen Kranz nieder⸗ 
zelegt und an P. Rosegger für seinen Gruß ein Danktelegramm 
zesandt habe. 
Hierauf wurde in die Tagesordnung eingetreten; zur Ver⸗ 
jandlung stand zunächst 
die geistige Minderwertigleit im deutschen Strafrecht, Straf⸗ 
prozezrecht und dem Strafpvollzuge. 
Dazu sprach zunächst Herr Staatsanwalt Niehoff⸗ 
Braunschweig und führte aus, nach den Vorschlägen des 
Vorentwurfes zum deutschen Strafgesetzbuche und des Ent— 
ourfes zur Strafprozeßordnung fände im zukünftigen Straf⸗ 
echt die verminderte Zurechnungsfähigkeit als Strafmilde— 
ungsgrund grundsätzliche Anerkennung, werde der individuellen 
zehandlung der verminderten Zurechnungsfähigen im Straf— 
ollzuge Rechnung getragen, hinsichtlich der vermindert zu⸗ 
echnungsfähigen Jugendlichen in erster Linie an Stelle der 
zestrafung auf Erziehung Wert gelegt, und die Sicherung der 
emeingefährlichen, gemindert Zurechnungsfähigen nach Ver— 
üßung der Strafe vorgesehen. Redner beantragte zum Schluß 
ine Entschließung dahin, der Verbandstag wolle diese Reform⸗ 
»orschläge als einen wesentlichen Fortschritt gegen das geltende 
secht anerkennen und es als notwendig erachten, daß die— 
elben baldmöglichst Gesetzeskraft erlangten. — Weiter sprach 
iber dieselbe Angelegenheit Herr Schulinspektor Kiel— 
horn⸗Braunschweig, dessen Ausführungen dahin zu⸗ 
ammenzufassen sind, daß mit der gesetzlichen Anerkennung 
der verminderten Zurechnungsfähigkeit gefordert werden müsse, 
daß das auf Ermittelung und Feststellung dieses Zustandes ge— 
ichtete Verfahren vervollkommnet und insbesondere den 
Staatsanwaltschaften und Gerichten zur Pflicht gemacht werde, 
zie Hilfsschulpersonalakten heranzuziehen, wenn Angeschuldigte 
»der Angeklagte eine Hilfsschule besucht hätten. 
In der sich den beiden Vorträgen anschließenden Aus— 
prache führte Herr SHilfsschullehrer Frauendienst als Ver—⸗ 
reter des Berliner Lehrer⸗-Vereins und des Erziehungs- 
uind Fürsorge-Vereins für schwachbefähigte Kinder Berlins 
aus, durch den Vorentwurf zu einem neuen Strafrecht gehe 
der Gedanke, für jugendliche, schwachsinnige Uebeltäter neben 
der Strafe die Erziehung treten zu lassen. In Berlin habe man 
dies bereits schon jetzt angestrebt, indem man sich mit den 
Fugendrichtern dahin geeinigt habe, daß bei Feststellung des 
Mangels der Erkenntnis der Strafbarkeit der Handlung von 
inem Strafverfahren abgesehen und die Missetäter dem 
Bormundschaftsrichter überwiesen werden sollen. Weiter 
mpfehle es sich, daß die gerichtlichen Verhandlungen gegen 
ugendliche Schwachsinnige unter Ausschluß der Oeffentlichkeit 
tattfänden, solche Angeklagte bei Vernehmung von psychiatri⸗ 
chen Sachverständigen nicht zugegen sein dürften, beim ersten 
tonflikt eines Schwachsinnigen mit dem Strafrecht die Ver— 
irteilung ausgesetzt werde und die Hilfsschullehrer als Wahl— 
zerteidiger sowie als Sachverständige zugelassen würden. An— 
Aererseits sollten die Schwachsinnigen keineswegs straffrei blei— 
ben, aber es empfehle sich, sie zur Verbüßung ihrer Strafen 
desonderen heilpädagogischen Anstalten zuzuführen. — Herr 
kektor Arno Fuch s-Berlin befürwortete die debatteloseUnnahme 
der von den Herren Referenten vorgeschlagenen Entschließungen 
nit dem weiteren Zusatze: Der 8. Verbandstag der Hilfsschulen 
deutschlands erachtet es für zweckmähßig und notwendig, daß 
ie Gerichte, insbesondere die Jugendgerichte, die Lehrer der 
ilfsschulen als pädagogische Sachverständige hören. — Serr 
Stadtschulrat DTr. Peters-Halle befürwortete gleichfalls die 
jorgeschlagenen Entschließungen und hielt es des weiteren für 
wechmäßig, daß bereits vor dem Abgang der Schwachsinnigen 
on der Schule den Jugendrichtern Mitteilung gemacht werde, 
vährend andererseitsdie für Minderzurechnungsfähige vorge— 
ehenen milderen Strafbestimmungen natürlich niemals dahin 
ühren dürften, daß der Justiz der Arm gelähmt werde. Hier— 
nach wurden sämtliche Entschließungen einstimmig angenommen 
and dann eine kurze Frühstüdspause gemacht. 
Marinepersonalien. Als Seekadett ist am 1. April ein⸗ 
zestellt auf dem Schulkreuzer „Hertha“ der Abiturient 
Brattström aus Lübeck. Zurzeit erhalten die Seekadetten 
nn der Marineschule in Flensburg ihre erste infanteristische 
lusbildung. Ihre Vorstellung und Vereidigung findet etwa 
Mitte Mai statt. Alsdann erfolgt ihre Einschiffung an VBord 
»er Schulkreuzer; die Schiffe gehen zu diesem Zwecke Mitte 
Mai nach Flensburg. 
Kommandos. Zum zweiten Lehrkursus der Infanterie— 
Schiekschule — 22. April bis 15. Mai — sind kommandiert: 
ↄ. Zimmermann, Oberlt. im Inf.Regt. 78, und v. Wedder⸗— 
hop, Oberlt. im Inf.Regt. 162. 
S COeffentliche Bũcher⸗ und Lesehalle. Im Monat März 
vurden in der öffentlichen Bucherhalle 12715 Bände ent— 
iehen. Das bedeutet im Verhaͤlinis zu den im Vorjahre 
n der gleichen Zeit ausgegebenen* 10 680 Bänden eine Zu⸗ 
ahme von 2026 Entleihungen. Besonders erfreulich ist wie- 
erum das Ergebnis der belehrenden Literatur. Auf 1098 
zände des Voriahres zeigt sich eine Steigerung von 489 Bän—⸗ 
»en. Die drei ersten Monate dieses Jahres brachten insge— 
amt eine Ausleihe von 37 008 Bänden und eine Zunahme im 
Vergleich zum Jahre 1910 von 3018 Bänden. 
] Für die nächste Schwurgerichtsperiode sind bisher die 
olgenden Sachen zur Verhandlung angesetzt: Montag, den 
24. April 1. gegen den Arbeiter Theodor Heins aus Sanburg, 
veges Brandstiftung und Sachbeschädigung, 2. gegen den Ar— 
eiter Emil Lopaß, hier, wegen Urkundenfälschung und Be— 
rugs, Dienstag. den 25. MApril gegen den Handlungsgehilfen 
ernst Sarimaun aus Schwerin, wegen Erpressungsversuchs und 
HNordes, Mittwoch, den 26. April 1. gegen den Agenten Otto 
zmil Erdmann Wilde aus Vordamm, 2. den früheren Kranken⸗ 
värter Josef Fojuth aus Lindenbergs, 3. die Verläuferin Anna 
zimmer zus Hamburg und 4. die unverehelichte Elisabeth 
zimmer aus Hamburg, wegen Münzverbrechens und Beirugs, 
donnerstag, den 27. April gegen den Knecht Claus Heinrich 
rinnern aus Gnissau, wegen Körperverletzung mit tödlichenn 
krfolge, reitag, den 28. April gegen den Hausmakler Theodor 
range von hier, wegen Meineides, Sonnabend,. den 29. April 
egen den Gärtner Johann Joachim Ernst Prüß aus Niendorf, 
vegen Brandftiftung, Montag, den 1. bis 3. Mai gegen 1. den 
Zuschläger Ferdinand Cramer aus Essen, 2. den Schlosser 
Jothann Klähren aus Essen, 3. den Bohrer Friedrich Lamottke 
dus Essen, 4. den Schlosser Max Weidner aus Berlin, 5. den 
Monteur Erich Reinhold Hünerbein aus Essen, 6. den Schlofser 
Hustav Soder aus Leipzig, 7. den Schlosser Reinhold Stauber 
wuus Essen, 8. den Arbeiter Friedrich Bonin aus 
dombrofken, 9. den Arbeiter Gustav Schimanski aus Orlen, 
10. den Arbeiter Karl Schneider aus Essen, 11. den Tischler⸗ 
zesellen Bernhard Dillmann aus Essen und 12. den Klempner 
Wilhelm Wegener aus Carmen, wegen Landfriedensbruchs, 
Zonnabend, den 6. Mai gegen 1. die Näherin Alma Vorrath 
on hier, wegen Meineides, 2. den Bauunternehmer Gotilieb 
Ittenlinger von hier, wegen Anstifiung zum Meineide und 
krpressung, 2. den Tapezier Adolf Hermann Theodor Borne⸗ 
nann von hier, wegen Erpressung. 
- Wer ist der Eigentümer der Damenuhr? Bei einem 
Zutscher in Ahrensbök wurden vor einigen Tagen, außer ver— 
chiedenen Schmudsachen, deren Eigentümerin bereits ermitlelt 
st, ein Pfandschein über eine, bei einem hiesigen Pfandleiher 
ersetzte goldene Damen-Savonette-Uhr beschlagnahmt. Duese 
Ahr trägt die Fabriknummer 24 505 und ein Reparaturzeichen 
JII. 8. 098, 63 542. Beide Deckel der Uhr sind reich verziert. 
Auf dem hinteren Dechkel sind 2 Schwäne in weißer Emoille 
zargestellt. Das Zifferblatt ist aus Silber gefertigt. Dit 
kigentümerin dieser Uhr konnte bisher nicht ermittelt werden. 
kvent. wird der Uhrmacher, der das obenerwähnte Reparatur— 
eichen führt, ersucht, sich im Bureau der Kriminalpolizei zu 
melden. 
o- Fahrraddiebstahl. Am Sonnabend, dem 15. April, ist 
zeim Postgebäude ein Fahrrad abhandengelkommen und voer— 
nutlich gestohlen worden. Das Rad war mit der vom Polizei— 
int gelieferten Erkennungsnummer 10522 versehen, hatte 
chwarzes Gestell, ebensolche Felgen, braunen Sattel und eine 
Heschirrtasche von derselben Farbe. Das vordere Schutzblech 
ind das vordere Nummernschild fehlten. 3 
o⸗ 9 obdachlose Personen verhaftet. Bei einer in der 
zerflossenen Nacht vorgenommenen Razzia wurden auf dem 
ßrundstück einer hiesigen Ziegelei dO obdachlose Versonen an— 
getroffen und festgenommen. Sie werden sich wegen BSaus— 
rriedensbruchs zu verantworten haben. 
GC. Travemünde, 19. April. Ein Heidebrand ent— 
tand gestern nachmittag 12* Uhr auf dem Priwall. Die 
janze Heidefläche zwischen der letzten Villa an der Chaussee 
ind der Pötenitzer Wiek bis zu den städtischen Kiesgruben 
vurde ein Raub der Flammen. Das Feuer fraß mit großer 
veschwindigkeit um sich und schien zeitweise sogar das Tannen— 
wäldchen zu bedrohen. Um 22, Uhr wurde die Feuerwehr 
alarmiert, die dem Brand schließlich durch Abgraben ein Ende 
zereitete. Angesichts dieser großen Gefahr für das Tannen⸗ 
väldchen dürfte es doch der Erwägung wert sein, ob es nicht 
weckentsprechend ist, im Wäldchen sogen. Brandwege, die 
»em Brennen des trockenen Grases und Unterholzes Einhalt 
un, anzulegen. Es ist in diesem Falle nur der Chaussee 
u danken, daß das beliebte Wäldchen unversehrt blieb. Ein 
ßzrand auf der Rennbahnseite hätte unbedingt zu einer schweren 
-chödiaung des Maldchens führen müfsen * 
Neueste Nachrichten und Telegramme. 
Amerila uud die Revoluticn ĩn Mexido. 
W. Washington, 19. April. Präsident Taft hatte mit 
den Vorsitzenden der Senatskommission und der Abgeordneten⸗ 
hauskommission für die auswärtigen Angelegenheilen, Cullom 
ind EulzCer, Besprechungen über die Lage in Mexiko. Cullom 
var der Ansicht, daß zurzeit kein Grund zu einer Intervention 
orliege: ebenso versprach Sulzer, daß der Kongreß nicht 
‚oreilig handeln werde, sprach sich aber dafür aus, daß, um 
die Gefahr für die amerikanischen Bürger in der Nähe der 
Frenze zu beseitigen. eine neutrale Zone von fünf his zehn 
Meilen Breite längs der Grenze vereinbart werden müsso. 
W. Newyork, 19. April. Aus Agua Prieta wird ge—⸗ 
neldet: Das Gros der Aufständischen zog sich in guter 
Irdnung in die Berge südlich der Stadt zurück und vereinigte 
ich mit drei Kolonnen anderer Aufständischer, die vom Welten 
ser anrückten. Ueber die Zahl der Gefallenen und Ver— 
oundeten liegen nur Schätzungen vor, die, wie angenommen 
vird, viel zu neidrig sind. Danach sind auf Seiten der 
Regierungstruppen fünf Mann gefallen und vier verwundet 
ind bei den Aufständischen acht Mann tot und vier ver— 
vundet. — Aus Chihnahua wird gemeldet, daß der Vater 
des Rebellenführers Madero und einer seiner Söhne sowie 
ꝛin dritter Unterhändler dort eingetroffen sind, um die beiden 
ßarteien zu bewegen, sich über die Friedensbedingungen zu 
einigen. — Wie der Washingtoner Korrespondent der Evening 
Post versichert, sind die bestunterrichteten Kreise überzeugt, 
daß der Rücktritt des Präsidenten Diaz 
inmittelbar bevorsteht. — Aus der Stadt Mexiko 
vird der Evening Post gemeldet, daß im Kongreß nach— 
mittags eine Vorlage über ein allgemeines 
Wablrecht eingebracht wurde. 
W. Mexiko, 19. April. Beim Auswärtigen Anmt wurde 
hom Leiter der mexikanischen Junta in Washington der 
Abschluß eines Waffenstillstandes angeregt. 
Das Auswärtige Amt antwortete, die Regierung stehe der 
Antcgung iympathisch gegenüber. 
China gewährt Japan Genugtuung. 
Wt. Mufden, 19. April. In der Angelegenheit der Er⸗ 
wordung des Japaners durch die chinesische Po— 
izei erklärie der Generalgouverneur der Mandschurei, Hsih- 
iang, dem japanischen Konsul mündlich sein Einverständnis, 
'olgenden Forderungen nachzukommen: Sämitiche chinesischen 
Bolizisten.d ie an dem Ueberfall auf die Japaner teilgenommen 
zaben, sollen streng bestraft, dem Chef der Polizei eine Rüge 
rteilt and den verwundeten Japanern eine Entschädigung 
iusgezahlt werden und es soll kategorisch versprochen werden, 
aß ein derartiger Fall nicht mehr vorkommen werde. Dem 
apanischen Konsul soll ein offizielies Enischuldigungsschreiben 
ugesandt werden.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.