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e—ehe
9
Ausgabe
aus den Nachbargebieten.
Sanfeftadte.
Hamburg, 18. April. Ein 8bjähriger Sports-
mann. Heinrich Hasperg senr. ein geb. Hamburger, feierte
Sonnabend seinen 85. Geburtstas. Hasperg ist der älteste
Hamburger Sportsmann. Zuerst wurde sein Name öffentlich
bei dem zweitägigen Meeting des Famburg-Lockstedter Renn-
vereins am 28. und 30. Juli 1884 erwähnt. Aus diesem Klub
ging der jetzige Rennklub hervor. Herr Hasperg senr. startete
meistens in Remen, offen für Pferde, die in Trainers Hand
waren; er hat in solchen Rennen manchen Erfolg errungen.
Noch mit 80 Jahren sprang Hasperg senr. auf seinem alten
Hengst auf freiem Felde über einen gedeckten Tisch, und zwar
vphne Fänge. Von einer längeren Krankheit hat der Jubilar
sich ersti vor kurzem wieder erholt.
Eine Gasexplosion richtete am Morgen des Oster⸗
sonntags in der Küche einer Speisewirtschaft auf den Großen
Bleichen Nr. 67 arge Verwüstungen an. Wie sich bei späterer
Untersuchung der Gasleitung herausstellte, war das unter dem
mit Fliesen belegten Fußboden liegende Gasrohr durchgerostet,
so daß aus einer etwa 13lligen Oeffnung das Gas entwich.
Große Mengen mußten sich bereits angesammelt haben, als sich
das mit Luft vermengte Gas am Herdfeuer entzündete und da⸗
durch mit heftigem Knall explodierte. Der Fußboden und die
darunter befindliche Deche wurden zum Teil zertrümmert, ebenso
wurde das Kücheninventar beschädigt. Das Küchenpersonal be—
fand sich zur Zeit der Explosion glücklicherweise nicht im Küchen⸗
raum. Die Mannschaft des Zuges 2 der Feuerwehr schloß die
Gasleitung ab und legte das Rohr an der defekten Stelle frei.
Bergedorf, 18. April. Ballonfahrt mit Neuen—
wammer Erdgas. Montag machte der Hamburger Verein
für Luftschiffahrt den Versuch, mit dem in Neuengamme der
Erde entströmenden Methangas einen Ballonaufstieg zu ver—
anstalten. Zu diesem ersten Versuch wurde der von den Ver—
einigten Gummi-Fabriken Harburg-Wien in Harburg a. E. zur
Verfügung gestellte große, 2200 ebm fassende Freiballon „Sear⸗
burg III verwendet. Die Füllung begann um 12 Uhr 35 Min.
mittags und dauerte, da mit der größten Vorsicht gearbeitet
werden mußte, und weil zeitweise böiger Bodenwind herrschte,
gerade 124 Stunden. Bei ganz ruhigem Wetter und bei voller
Ausnutzung der Ausströmegeschwindigkeit des Gases hätte die
Arbeit etwa auf 10 Minuten beschränkt werden können. Nach—
dem der Ballon an den Korb angeknebelt war und die beiden
Fahrtteilnehmer, Oberlt. v. Milczewski und Frhr. v. Hammer—⸗
jtein, den Korb bestiegen hatten, begann das Abwiegen des
Ballons, um die erforderliche Ballastmenge festzustellen. Es
zeigte sich daß an Stelle von 20 Sach Sandballast, wie vorher
berechnet war, 39 Sach mitgenommen werden konnten. Das
Methangas hat sich also für diesen Zweck geeigneter erwiesen,
als vorher angenommen wurde. Die Landung fand um 7454 Uhr
bei Goldberg in Mecklenburg statt und konnte sehr glatt durch—
geführt werden. Soweit in Luftschifferkreisen bekannt, ist dieses
die erste Fahrt gewesen, die je mit reinem Erdgas ausge—
führt wurde:
Schles wig⸗ Hotein.
Altona, 18. April. Beim Segeln ertrunken
sind Sonntag nachmittag ein Zimmerlehrling und ein Arbeiter
die eine Segelpartie unternommen hatten. Eine Bö hatte
das Boot kei Teufelsbrücke zum Kentern gebracht, wodurch alle
brei Insassen ins Wasser fielen. Während der Seemann Kühl
sich an dem Boot festhielt, versuchten feine beiden Freunde durch
Schwimmen das Ufer zu erreichen, sie wurden aber von der
Strömung fortgerissen und ertranken vor seinen Augen. Kühl
wurde bald darauf von der Besatzung eines Ewers geborgen
und an Land gebracht. Die Leichen sind noch nicht gefunden
worden, das Boot konnte in Sicherheit gebracht werden.
Flensburg, 18. April. Kommerzienrat Selck
überreichte an seinem 90. Geburtstage sämtlichen Insassen
hes von ihm erbauten Seld-Stiftes ie einen Hundertmark-
chein.
Preetz, 18. April. Ein alter, weitbekannter
18er, Fritz Behn, ist zur großen Armee abgegangen. Behn
tand 1848/49 in der 4. Schwadron des 2. Dragoner-Reg.
Großherzogtum Oldenburg, Fürstentum Lübed.
Fr. Eutin, 18. April. „Sind Genossenschafts—
eiereien gewerbliche Betriebe oder landwirt—
schaftliche Nebenbetriebe?“ Diese für Landleute des
Fürstentums Lübeck wichtige Frage entschied vor einiger Zeit
as Schöffengericht Eutin dahin daß solche Meiereien nicht ale—
Theater. Kunst und Wissenschaft.
Lühed, 18. April.
Stadttheater.
„Hugdietrichs Brautfahri“.
Burleske Operette von Rideamus. Musik von
Oscar Straus.
Ein so elendes Machwerk, wie es uns Sonntag in der Burles—
ten Operette „Hugdietrichs Brautfahrt“ geboten wurde, ist wohl
selten über unsere Bühne gegangen. Man mache uns nicht den
Vorwurf, als ob wir die „sein sollende“ Persiflage nicht ver—
standen hätten, die natürlich auf Wagner gehen soll und lediglich
in der Anwesenheit eines unmöglichen Drachen und des
einmaligen Absingens eines Motivs aus „Siegfried“ besteht.
Am persiflieren zu können, muß man auch den Geist eines Offen⸗
bach haben; dieses ganze Werk ist witz⸗ und geistlos, kaum gut
henug zum Amüsement für Kinder, da man nicht einmal lachen
kann. Die Musik dedt sich mit dem Text; sie ist ohne jede Er—
findung, troen und langweilig. Wir donnen uns di— Vorfüh⸗
nung dieser Operette nicht anders erklären, als daß sie eine Zu—
gabe zu einem anderen Werke war und mit in den Kauf genom⸗—
men werden mußte. Die Verstimmung im Publikum war so
stark, daß ein schüchtern sich hervorragendes Beifallskiatschen
niedergezischt wurde. Auf die Leistungen der Einzelnen einzu—⸗
gehen, erübrigt sich; was sie zu sagen hatten, war herzlich un⸗
bedeutend. Bedauert haben wir nur Herin Oberregisseur Stanis⸗
laus Fuchs wegen seiner großen Miüühewaltung um die Einstu—
dierung, die einer besseren Sache wert gewesen wäre.
M. Stießhl.
Zweites ·Natt
— 59 —3 3 ⸗ ͤnune
Dienstag, den 18. April 191.
Abend⸗Blatt Kr. 194.
gewerbliche Betriebe anzusehen sind. Dieses Urteil haten
ine rechtskräftige Bestätigung durch eine höhere Instanz er⸗
ahren. Genossenschaftsmeiereien, d. J. solche Meiereien, die
‚on Landleuten zwedss besserer Verwertung der pro duzierten
Milch gegründet sind, galten im Fürstentum Luübeck und im
enachbarlen Schleswig-⸗Holstein auch bisher als landwirtschaft⸗
jche Nebenbetriebe, wenn sie lediglich die Verarbeitung und
en Verkauf der Milch bezwedten. Es handelt sich im vor⸗
iegenden Falle darum, ob die Genossenschaftsmeiereien den
charakter als landwirtschaftlichen Nebenbetrieb dadurch ver⸗
ieren, daß sie, was ja zur besseren Verwertung ihrer Rüuck⸗
tände nötig ist, eine Schweinezucht nebenbei betreiben, wozu
je natürlich auch zum Teil recht bedeutende Futtermittel zu—
aufen müssen. Die in Frage kommenden Instanzen haben
ich, wie es auch das Reichsgericht mehrfach entschieden hat,
ruf den Standpunkt gestellt, daß die erwähnten Meiereien
nicht als gewerbliche Betriebe anzusehen sind, auch wenn der
Nebenbetrieb im Verhältnis zum Hauptbetrieb einen weit
zrößeren Umsatz hat, als dieser. Die Gewerbeinspektion hatte
ich auf den Standpunkt gestellt, daß Genossenschaftsmeiereien
gewerbliche Betriebe seien und daher Revisionen vorgenommen.
Als die Landleute hiergegen protestierten, wurde die Frage
AJut und die Angelegenheit kam zur Entscheidung vor die
Herichte.
Fr. Eutin, 18. April. Verkauft hat Gastwirt Köppen,
Kreutzseld, seine Gast- und Landwirtschaft an Landmann Wilh.
Lampe jun, Thürk. Köppen hat das Fuhrgeschäft vom
— V t
Jat Landmann Boll, Hutzfeld, sein Gewese an Landmann Tank,
Wrist.
E Schwartau, 18. April. Békämpfung der
Mückenplage. Die vom Bürgerverein ausgegangenen Be⸗
frebungen zur Bekämpfung der Mücken haben bisher das erfreu⸗
iche Ergebnis gezeitigt, daß sehr viele Hausbesitzer durch Aus—
äucherungen usw. der Kellerräume diese Bekämpfung unter—⸗
tützt haben. Im weiteren war beabsichtigt, im Einvernehmen
nit den Schulvorständen zur Vernichtung auf allen kleinen
tehenden Gewässern die Schuljugend herartuziehen. Hier sind
edoch bedauerlicherweise Schwierigkeiten entstanden insofern,
ils die Lehrerschaft sich nicht bereitgefunden hat, hierbei die
Schuljugend zu beaufsichtigen. Auch die Forstbehörde hat es
ibgeletmt, der Schuljugend zu diesem Zwecke das Betreten
»es Forstes — als Brutstätte kommt vornehmlich nur der
aukbruch in Frage — zu gestatten, sondern will nur den Wald⸗
wärter des Fremdenvereins zulassen. Da dieser naturgemäß
lleine eine wirksame Belämpfung der Mücken nicht vornehmen
tann, so werden durch diese Hindernisse die bisherigen Maß—
tahmen zum Teil illusorisch. Da nun schon in hygienischer Hin—
icht die Wichtigkeit der Vertilgung der Müchen als Ueber—
träger von Infektionskrankheiten nicht verkannt werden kann,
wird beabsichtigt, vorstellig zu werden dahingehend, daß die
Forstbehörde ihre Bedenken fallen läßt, zumal in den Lübecker
Forften die Vertilgung in der angegebenen Weise stattfindet,
ohne daß sich Unzuträglichkeiten ergeben hätten.
Großherzogtümer Meclenburg.
Schwerin, 18. Aprit. Der neue preubßische
Gesandte bei den Hansestädten und beiden Medlenburg,
Kammerherr v. Bülow, wird Mittwoch am großherzoglichen Hof
ierselbst eintreffen, um dem Großherzog sein Beglaubigungs—
chreiben zu überreichen. — Kirchenrat Wilhelm Groh—
mann 7. Karfreitag starb hierselbst nach längerem Leiden
»er Kirchenrat emer. Wilhelm Grohmann, der in Ludwiaslust
1835 als Sohn des Forstzahlmeisters Grohmann geboren wurde.
— Sofverpachtung. Der 471 ha große Pachthof Groß—
Rogahn des Großherzogs wurde an Landmann Meier, Augusten⸗
hjof, bis Joh. 1927 verpachtet. Die Jahrespacht wurde von
14300 Mauf 19 000 Meerhöht. — In Gegenwart des
Großherzogs fand Sonnabend die feierliche Eröffnung
des Hotels „Nordischer Hof“ statt. Im festlich ge—
schmückten Vestibül hatten sich die Gesellschafter versammelt.
Dder Großherzog wurde am Eingange vom Vorsitzenden der
Gesellschaft, Generallt. z. D. v. Häseler, dem Geschäftsführer
Kommerzienrat Berger und dem Baurat Architekt Rönsch aus
Berlin empfangen. Nach einigen Worten der Begrüßung unter⸗
nahm der Großherzog einen Rundgang durch das Hotel, wobei
Architekt Rönsch die Erklärungen gab. Nach dem Rundgange
perlieh der Großherzog Herrn Rönsch sein Bild mit eigen—
ändiger Unterschrift und verabschiedete sich dann.
Boizenburg, 18. April. Ein schweres Automobil—
ungrhöünd hat sich in der Umgehung ereianet Der Chauffeur
Laube sollte das Automobdil des Bantdkdirektors Fürstenbera
von der Berliner Handelsgesellschaft ausprobieren; er fuhr
deshalb von Berlin nach Hamburg. Auf dem Rückwege geriet
das Automobil am Sonnabend infolge Versagens der Steuerung
auf einen Seitenweg und schlug um. Der Chauffeur Laube
erlitt einen schweren Schädelbruch und war sofort tot. Von
den Mitfahrenden, die Laube als Gäste mitgenommen hatte,
wurde eine Frau Voß ebenfalls sofort getötet, ein anderer
Thauffeur erlitt einen schweren Beckenbruch, ein Gastwirt einen
Schlüsselbeinbruch, ein Diener des Banldirektors wurde leichter
verletzt. Das Automobil wurde nur wenig beschädigt.
88 Grevesmühlen, 18. April. Die Bahnsteig⸗—
sperre wird auf hiesigem Bahnhof nach dem Osterfest ein⸗
geführt werden. — Ein Fußball-Wettspiel fand
wischen dem hiesigen Fußballverein und dem Schweriner
Fußballklub von 1903 statt, aus dem der hiesige Verein als
Sieger mit 2:1 Toren hervorging.
Warnemünde, 18. April- Sein 50jähriges
Schifferiubiläum feierte Sonnabend Schiffer Jacob
Jantzen hierselbst als Mitglied der Rostocker Schiffergesellschaft.
Dem Jubilar wurden verschiedene Ehrungen zuteil. Sein
bOjähriges Bürgerjubiläum feierte Jantzen am gestrigen Montag.
Ueber Fußstände im Musikergewerbe
wurde auf der im Weinhaus Rheingold zu Berlin abge—
haltenen 12. Hauptversammlung des Deutschen Musik—
direktoren-Verbandes verhandelt. Von allgemeinem
Interesse war insbesondere ein Antrag des Kreises
Schlesien: „Zur Bekämpfung des Handwerks⸗ und
Bfuschermusikantentums möge ein Aufruf an sämtliche Gewerk-,
Saalbesitzer und Gastwirtsvereine Deutschlands ausgearbeitet
und versandt werden.“ Der Antrag wurde angenommen.
Weiter lag vor ein Antrag des Kreises Chemnitz, der
eine Verschärfung der Bestimmungen betreffend den Kontrakt—
zruch forderte. Der Antrag hat folgenden Wortlaut: „Jedes
Mitglied darf wissentlich einen Musiker, Musikschüler oder
lehrling, welcher einem Verbandsmitgliede gegenüber vertrags—
rüchig geworden ist, innerhalb dreier Jahre vom Termin des
ßekanntwerdens im Verbandsorgane nicht engagieren bei einer
donventionalstrafe von 30 M. In Wiederholungsfällen kann
»em betreffenden Mitgliede eine höhere Strafe auferlegt wer—⸗
den, die der Vorstand nach freiem Ermessen bestimmt. Der
Vorstand hat eine Liste der Vertragsbrüchigen zu führen, die
en Mitgliedern mindestens halbiährlich einmal zuzusenden ist.“
Der Antrag wurde angenommen und soll rückwirkende Kraft
ruf drei Jahre haben. In der Begründung wurde qusge—
ührt, daß das gewissenlose Gebaren vieler Musiker aller
Altersklassen bezüglich des Kontraktes immer mehr zunimmt.
Der. gegenwärtige Zustand sei zur reinen Angst und Plage
geworden. Mit Bangen frage man sich, ob der Engagierte
auch wirklich eintreffen werde, damit man das Orchester voll
besetzt habe. — Der nächste Verbandstag soll in Dresden
tattfinden.
Der Musiker-Verband für Sachsen beschloß in Dresden,
die Behörden zu ersuchen, Lehrlingen im Musikerberufe unter
17 Jahren das Aufspielen zum Tanz zu untersagen und die
Lehrlingszüchterei zu bekämpfen, die ledig'ich Uebervroduktion
erzeuge.
Sportnachrichten.
Dem Meclenburgischen Vacht-Club ist durch Großherzog⸗
lichen Erlaß am 9. April die Befugnis verliehen worden,
fkortan den Namen Großherzoglicher Medlenburgi—
scher Vacht⸗-Club zu führen. Das Müdßenschild ist gleich—
zeitig geändert worden.
Neuer Rennverein in Krefeld. Krefeld, 15. April. Die
Zeichnungen für den Rennverein haben bereits die Höhe
pon 200000 Meuüberschritlsen. Auf der Tagesordnung der
Stadtverordnetensitzung vom 20. April stehen der Ankauf eines
Geländes am Stadtwald und die Finanzierung des Nenn—
pereins.
Im Kieler SHafen liegen bereits die ersten Jachten an
ihren Boien auf dem Strom. „Comet“ ist aus Wilhelms—
haven, die bei Max Oertz gebaute „Pe⸗Sa“ aus Hamburg
eingetroffen; diese 10⸗—m-Jacht gehört den Herren Petri in
Nürnberg und Sad in Leipzig. Die Hamburger „Hamburg“
ist auf Howaldtswerken beim Ausrüsten und hat schon Stengen
gesetzt. Auf „Nor dstern“ baben ebenfalls die Indienst-
stellungsarbeiten begonnen.
Luftschiffahrt.
Luftverklehr über Festungen. Köln, 15. April. Das
tãdlische Nachrichtenamt gibt die Verhandlungen bekannt, die
wischen der Stadt Köln und der Regierung geführt worden sind
über die Beschränkungen des Luftverkehrs über Festun⸗
zen. Diese Verhandlungen, die von großer Bedeutung für
alle Festungsstädte im Reich sind, setzen bereits Ende des Jahres
1909 ein. Der Kriegsminister gab damals der Hoffnung Aus—
druch, daß es möglich sein werde, die Interessen der Luiftschiff⸗
fahrt mit denen der Landesverteidigung in Einklang zu bringen.
Ende 1910 haben die Minister des Innern und der
Deffentlichen Arbeiten Grundsätze für die Regelung des
duftverkehrswesens aufgestellt, wonach das Ueberfliegen von
Festungen innerhalb eines Umkreises von 10 Kilometern ver—⸗
hoten ist. Die letzte Antwort des Kriegsministers ist
datiert vom 11. März 1911. Es heißt darin, daß ein grund⸗
ätzliches Verbot des Ueberfliegens von Festungen nicht beab⸗
ichtigt sei. Die Erteilung dier Genehmigung werde davon ab⸗
hängig gemacht, daß die Fahrtteilnehmer völlig einwandfrei sind
und die Gewähr dafür bieten, daß die Interessen der Landes⸗
verteidigung nicht geschädigt werden. Fahrten zu Erwerbs⸗
4weden sind grundsätzlich uber Festungen verboten.
Die Tage des deutschen Rundfluges, an dem die Flieger
in Schwerin weilen werden, sind auf Freitag, den 23., bis
Sonntag, demn 28. Juni, festgesetzt. Es ist von der Luftschiffer⸗
gesellschaft nach der Abfahrt von Berlin⸗Johannistal folgender
Flugweg vorgesehen: Magdeburg, Stendal, Lud wigslust;
Schwerin, Kiel, Hamburg, Hannover, Münster, Aachen, Köln,
Dortmund, Kassel. Nordhausen, Dessau, Berlin. übed icheint
danach leider nicht berührt zu werden. . Red.
as Experiment Ferdinand Benus, Reimnhardts Oedipus⸗
Inszenierung zu kopieren, und nun auch Shakespeare in den
zirkus zu verpflanzen, ist, wie nicht anders zu erwarten war,
läglich mißlungen. Die Aufführung von Richard III. im Zir⸗
us Busch zu Berlin am Sonnabend war, wie ein Telegramm
von dort meldet, trotz der Mitwirkung einer Übereifrigen
Tlaque im besten Falle der Erfolg einiger Schauspieler, im
ibrigen aber eine vernichtende Niederlage alles guten Ge—
chmads. Das Amphitheater des Zirkus, in das die altgriechische
Tragödie durchaus paßte, eignet sich nun einmal nicht für
Shakespeare, und all die kavalleristischen Kunststücke und Mätz—
hen, all die Krönungs⸗ und Leichenzüge änderten daran nichts.
Bonn selber war ein guter, nur nicht immer gut verständlicher
Gloster. Als Gloster gefallen war, endete ein wütender Kampf
zwischen der jubelnden und johlenden Galerie und dem zischen⸗
den und pfeifenden Parkett den traurigen Abend.
Eine „Voere nigung künstlerisher Bühmenvorstände“ ist in
Berlin begründet worden. Ihr gehör n bis jetzt etwa hundert
Regisseure des Schauspiels und der Oper an, und der Zweck
dieser neuen Vereinigung ist der, die Mitglieder in sozialer und
ünstlerischer Beziehung zu fördern. In einer jüngst abge—
haltenen Versammlung in Berlin wurden die Ziele des Ver—
bandes eingehend besprochen, der auch ein eigenes Organ er—⸗
halten wird, durch das zwischen den Mitgliedern ein Meinungs⸗
austausch stattfinden soll. Die Geschäftsstelle befindet sich im
Berliner Lessingmufeum, Brüderstraße 13.
Für das Schiller⸗Theater in Bremen, das in der wesst—⸗
lichen Vorstadt neu erbaut wird, hat Direktor Ervard, der
auch das Schauspielhaus in der Neustadt leitet, u. a. die in
Lu bee wohlbekannten Schauspieler Georg Thies (Komiler)
und Eugen Mar lo w (jugendlicher Held) verpflichtet⸗