Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

Anterricht erzielt, sondern man werde dadurch auch die Ziele 
der einzelnen Unterrichtsfächer im allgemeinen höher setzen 
Immen als bisher. Darum müßten die Schüler der Silfsschule 
esen und immer wieder lesen; sie müßten in jedem Fache 
esen, in Religion, Deutsch, Rechnen, Heimatlunde, Weltkunde, 
Singen usw. Da es bisher an geeigneten Lesebüchern fehle, 
sabe der Vorstand des Verbandes der Hilfsschulen Deutschlands 
ine Kommission zur Schaffung zwegentsprechender Lehr- und 
— E— 
aß VBücher, die schwachbefähigte Schüler lesen sollten. so be— 
chaffen sein müßten, daß ihr Inhalt dem Anschauungs- und 
Fassungsvermögen, sowie der Sprache der Schwachbefähigten 
ngemessen sei. Aus der Lektüre solcher natürlich unter Auf- 
scht des Lehrers und von allen Schülern gemeinsam zu lesenden 
züchern sei eine Bereicherung des Sprachschatzes, eine Ver— 
delung des mündlichen und damit auch des schriftlichen Aus— 
udes, eine Erweiterung des Wissens, eine Anregung zur selbst⸗ 
tändigen Beschäftigung mit Büchern, eine Gewöhnung an gute 
vektüre, eine sittliche Einwirkung auf den Gedankenkreis, eine 
Verbesserung des Sprachgefühls und eine Belebung der Phan— 
tasie der schwachbefähigten Kinder zu erwarten. Mit einer 
surzen Erörterung des Betriebes der Klassenlektüre solcher Bücher 
chloß Redner seine Ausführungen. — In der sich anschliebenden 
Aussprache kam zum Ausdruch, daß die Schaffung geeigneter 
Lernmittel für Schwachbefähigte keine leichte Aufgabe sein werde. 
Es sei wünschenswert, daß bei der Auswahl der Jugendschriften 
uind Bilderbücher das Kind sprechen zu lassen und nach seinem 
Verlangen zu wählen. Die Kommission wurde beauftragt, 
in Verzeichnis von Jugendschriften und Bilderbüchern für die 
zwecke der Hilfsschule zusammenzustellen und zu prüfen. 
Herr Silfsschullehrer Rüsse-Lübeck erörterte so— 
»ann, ob ein Atlas in der SHilfsschule erforderlich sei. 
Redner war der Ansicht, daß der Geographie-Unterricht aus 
zraktischen Gründen notwendig sei, aber dafür Sorge getragen 
verden müsse, daß er nicht in Nomenklatur ausarte, sondern 
»aß die Kinder den Stoff innerlich verarbeiteten. Für einen 
solchen Unterricht aber sei ein Atlas wünschenswert. — In 
der sich dem Vortrage anschließenden Aussprache schloß man sich 
ven Ausführungen des Redners im allgemeinen voll und 
nanz an. 
Den Schluß der Sitzung bildeten Erörterungen über den 
Arbeitsplan und die nächsten Aufgaben der Kommission. 
Militärisches. Zwei Reserve-Infanterie-Re— 
fimenter werden auch in diesem Jahre auf dem Truppen⸗ 
ibungsplatze Lockstedter Lager bei beiden Divisionen des 
J. Armeekorps wieder aufgestellt werden, und zwar das erste 
n der Zeit vom 19. April bis 2. Mai, das zweite vom 
20. Mai bis 2. Juni. Als Führer des 1. Reserve-Inf.Reg., 
»as bei der 17. Division aufgestellt wird, ist der Oberstlt. 
zeim Stabe des Füs.Reg. Nr. 90 v. Dewitz kommandiert. 
Als Bataillonsführer sind Major Freiherr v. Wangen⸗- 
heim vom Stabe des Inf-Reg. Nr. 163, Maijor v. d. 
heyde vom Stabe des Gren-Reg. Nr. 89 und Maior von 
Reichenbach vom Stabe des Inf.Reg. Hamburg bestimmt 
worden. 
Postauftragssendungen nach Dänemark dürfen nur solche 
n⸗ und ausländischen Wechsel und sonstigen stempelpflichtigen 
Papiere enthalten, für die die nach dem dänischen Stempel— 
zesetz fällige Gebühr vor der Einlssung — durch Verwen— 
dung von dänischem Stempelpapier oder Stempelmarken, 
die zu entwerten sind — bereits entrichtet ist. Postaufträge, 
die dieser Bestimmung nicht entsprechen, werden nach einer 
Mitteilung der dänischen Postverwaltung als unbestellbar nach 
»em Aufgabeort zurückgesandt. 
»Osterfladen. Alter Verpflichtung gemäß sind am Sonn⸗ 
abend die vom Fürstentum Ratzeburg alljährlich am Tage 
bor Ostern an Lübeck zu liefernden Osterfladen von dem Orte 
Schönbers übersandt worden. Punkt 7 Uhr Sonnabend 
norgen rollte der Wagen mit den Fladen zum Tore Schön⸗ 
bergs hinaus. Bei der Ankunft in Lübeck wurde durch 
einen zu diesem Zwede von Schönberg entsandten Beamten 
ofort die Verteilung vorgenommen, worauf er sich in den 
Ratskeller begab und dort ein warmes Frühstück einnehmen 
durfte. 
Die Osterfeiertage hatten, was das Wetter anbelangt, 
die meisten Befürchtungen zu Schanden gemacht. Wenn es 
uuch am Sonntag morgen zeitweilig regnete, und auch ferner⸗ 
hin rauh und windig blieb, so konnte das doch einiger— 
naßen wetterfeste Menschen nicht von Ausflügen abhalten. 
Man tat allerdings gut, sich nicht gar zu frühlingsmäßig 
anzuziehen. Eigentlich ist ja doch auch Pfingsten erst das 
Fest der Sommerstaatsparade. Trotzdem erblidte man schon 
in den beiden Ostertagen leuchtend weiße, mit Blumengärten 
dezierte Strohhüte, wie bunte Falter, die sich in der Jahres— 
eit geirrt haben. Während es am Sonntage doch die Vor—⸗ 
ichtigen vorzogen, die Wirtschaften in der Stadt zu frequen⸗ 
tieren, strömte am Montag, der sich schon recht sanft anließ, 
alles, alles mit Kind und Kegel hinaus ins Freie, und die 
Beförderungsmittel jeglicher Art werden gute Geschäfte ge— 
macht haben. 
Die Ausstellung von Lehrlingsarbeiten in der Haupt⸗ 
rurnhalle erfreute sich während der beiden Ostertage eines 
nach vielen Tausenden von Personen zählenden Besuches. Ihre 
Gesellenstücke ausgestellt hatten etwa 150 junge Handwerks⸗ 
gehilfen gegen 162 im Vorjahre. Eine ausführlichere Be— 
prechung der Ausstellung werden wir in einer der nüchsten 
Ausgaben unserer Zeitung veröffentlichen. 
Das Possenensemble Grete Gallus — Franz Tielscher, 
»as im Hansatheater am Ostersonntag mit zwei ziemlich min— 
»erwertigen Stüden debütierte, nicht zu vergessen einen recht 
arblosen „bunten“ Teil, 'ist bereits wieder abgereist, wie uns 
nitgeteilt wird, wegen Schwierigkeiten mit der Zensur. 
Militäranwärterstellen im Bezirk des 9. Armeelorps. 
Bemen, Volizeidireitivn, Schreider, 1100 Mkann dis 2200 
Mark steigen;: sofort, Steuerdeputation, Einsammler, 800 M, 
teigend bis 1120 M, außerdem Gebühren, deren Höhe zurzeit 
uuf 500 bis 800 iährlich anzuschlagen ist. — 5. Mai, 
Bremerhaven, Bremisches Amt, Schreiber, bis 1400 M, 
ann bis 2200 Mausteigen. D Sofort, Hamburg, Staats- 
inwaltschaft, 2 ständige Hilfsschreiber, während der Probedienst- 
leistung 90 Mumonatlich, alsdaun im I. Dienstijahre 1400 M, 
teigend bis 1940 M; Deputation für indirekte Steuern und 
Abgaben, Bureaugehilfe, 1400 M, steigend bis 1940 Mujähr⸗ 
ich; Medizinalkollegium, Seemannskrankenhaus und Institut 
ür Schiffs- und Tropenkrankheiten, ständig beschäftigter Hilfs— 
ote, 80 Mmonatlich während der Probeseit, sualer 1328 M. 
—6 
räsidiuni. 2 Schußmänner. Anfanasagehalt 1400 Mujöbrlich, 
teigend bis 2100 Wc, außerdem Wohnungsgeldzuschuß. — 
zofort, Lübeck, Baudeputation, Wegebauabteilung, Schrei— 
er, Fertigkeit in der Stenographie und Maschinenschreiben, 
lebung im Rechnen, auf 1monatige Kündigung, 900 bis 1000 M, 
ie Stelle ist nicht pensionsberechtigt. — 1. Mai und später, 
ßostanstalt im Bezirk der Kaiserl. Oberpostdirektion 
diel, Landbriefträger und Postboten, 1100 Meund Woh— 
ungsgeldzuschuß. — Sofort, Ratze burg, Magistrat, Polizei- 
ergeant, 1100 M, steigend bis 1600 Menebst 160 M Woh⸗ 
ungsgeldzuschuß für Verheiratete, außerdem 90 M enicht pen⸗— 
ionsfähiges Kleidergeld. — 1. Juli, Segeberg, Magistrat, 
zchuldiener, verbunden mit dem Nachtwächteramt, 600 M 
ls Nachtwächter, 2850 Munebst Dienstwohnung und freier 
zeizung als Schuldiener. — Sofort, Wandsbek, Polizei— 
ehörde, Kanzlist, Subalternbeamter, 1400 M, steigend bis 
100 M. 
* Verein der Musikfreunde. Morgen wird zum vorletzten 
Mmale Herr Kapellmeister Abendroth in einem volkstümlichen 
tonzert den Dirigentenstab schwingen. Die Ouvertüre zu 
Sommernachtstraum“ von Mendelssohn-Bartholdy, die Sin— 
onie in H-moll von Schubert (2 Sätze) sowie die Ouvertüre 
u „Egmont“ von Beethoven werden den Abend einleiten. 
lus dem hörenswerten weiteren Programm mögen noch er— 
vähnt sein das Preislied aus „Meistersinger von Nürnberg“ 
on Wagner, die Introduktion und Chor aus „Carmen““ 
on Bizet, die Ouvertüre zu „Mignon“ von Thomas und ein 
Zotpourri aus „Bettelstudent“ von Millöcer. 
o- Diebstahl. Aus einem Hause in der Aegidienstraße ist 
Nontag morgen ein graues halblanges Damenjackett ab— 
andengekommen und vermutlich gestohlen worden. Das Jackett 
rägt vorne 2 Reihen schwarze, graugestreifte Hornknöpfe. 
inten befinden sich zwei ebensolche Knöpfe. An dem Jackett 
ind zwei üußere Seitentaschen und eine Brusttasche ange— 
racht. Futter befindet sich in dem Jackett nicht. 
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leueste Nachrichten und Telegramme. 
Schwerer Ballslonunfall. 
Dresden, 17. April. Bei dem Ballon⸗Wettfliegen des 
Zöniglich Sächsischen Vereins sür Luftschiffahrt am 1. Oster— 
eiertag ereignete sich ein schwerer Unglücsfall. Infolge des 
errschenden Südweststurmes riß sich der Ballon „Nordhausen“ 
orzeitig los. Der Fabrikbesitzer Otto Korn aus Dresden, der 
hn mit mehreren Soldaten zurückhalten wollte, blieb am äußeren 
dorbrand hängen. Um ihn zu retten, zog der Ballonführer 
dauptmann v. Oidtman vom Feidartillerie-Kegiment Nr. 75 
n Halle die Reißleine. Das Gas entwich jedoch zu langsam 
ind der Ballon wurde gegen das Eebäude der Gasansialt ge— 
hleudert. Bei dem Anprall stürzte der Fabrikbesitzer Korn 
us 14 Meter Höhe herab und Urug einen Beinbruch davon. 
der Ballon trieb dann gegen einen Blitzableiter, wobei das ent—⸗ 
neichende Gas sich an den Funken der Gasanstaltesse entzündete. 
Zer Korb stürzte mit den vier Insassen herab, durchschlug zum 
eil das Dach der Gasanstalt und blieb in der Erde stecen. 
auptmann v. Oidtman erlitt einen schweren 
schädelbruch und liegt zurzeit noch besinnungs— 
os; dieübrigen Insassen sind ebenfalls mehr oder weniger 
chwer verletzt. Es sind dies die Herren Zahnarzt Dr. Bod— 
nann⸗Leipzig, Dr. Körte⸗Leipzig und Referendar Urban-Leipzig. 
zämtliche Verletzten wurden in das Johannstädter Krankenhaus 
ebracht. 
W. Dresden, 17. April. Nach den neusten Erkundigungen 
chwebt Hauptmann v. Oidtman noch in Lebensgefahr. Er 
rlitt außer einem schweren Schädelbruch einen Fußbruch und 
ag heute morgen noch ohne Besinnung. Zahnarzt Bodmann 
ind Referendar Urban, die beide leichte Oberschenkelbrüche 
nd Quetschungen davongetragen haben, besinden sich ver—⸗ 
ältnismähig befriedigend. Dr. Körte ist bereits gestern nach 
deipzig zurüchgereist, während Fabrikbesitzer Korn in einigen 
kagen wiederhergestellt sein dürfte. 
Dresden, 17. April. Das Besinden des schwerverletzten 
zauptmanns v. Oidtman war heute abend noch unverändert. 
Die Aerzte haben die Hoffnung auf Erhaltung des Lebens 
ioch nicht aufgegeben. Der Kranke hat das Bewußtsein noch 
iicht wieder erlangt. 
Deutsche Schüler und Schũlerinnen in Paris. 
W. Paris, 17. April. Die vom Berliner Journal d'Alle— 
nagne nach Paris gesandten 50 Schüler und Schülerinnen 
atteten heute der deutschen Botschaft einen Besuch ab und 
zurden daselbst vom Botschafter Frhrn. v. Schoen und dessen 
zemahblin festlich bewirtet. Oberlehrer Dr. Schmidt sprach 
n Namen der jungen Gäste und des Ausschußkomitees in herz⸗ 
schen Worten seinen Dank für die liebenswürdige Aufnahme 
us, worauf der Botschafter erwiderte, es sei ihm eine große 
reude gewesen, Vertreter der deutschen Schuljugend auf 
eutschem Boden begrüßen zu können. Am Abeud veranstal— 
ete die Vereinigung Le Foyer de L'öcole einen Ball zu Ehren 
er deutschen Schüler und Schülerinnen. 
Ostern in Berlin. 
W. Berlin, 18. April. Dem etwas kühlen ersten Feier— 
age mit zeitweisem böigem Wetter folgte der zweite mit war— 
iem, klarem Himmel. In aller Frühe strömten die Aus— 
ügler in die Umgebung. Die Bahnen konnten den Massen— 
udrang kaum bewältigen; Straßenbahnzusammenstöße fehl—⸗ 
en nicht, doch kam es zu keinen erheblichen Unglüdsfällen. 
ingegen gab es namentlich am ersten Feiertag durch das 
insetzen des heftigen Sturmes zahlreiche aufregende Boots— 
nfälle. In einem Falle gerieten fünf Personen in die größte 
ebensgefahr. Das Boot war vollständig umgekippt und die 
»nsassen hätten unfehlbar den Tod gefunden, wenn nicht zwei 
dotorboote rasch zur Rettung hinzugekommen wären. — 
)ie Reiseausstellung verzeichnete zwölftausend Besucher an den 
eiden Feiertagen. — Auf dem Rennplatz in Karlshorst, auf 
em am zweiten Festtage Glenmorgen im Osterpreis siegte, 
ehörten zu den Gästen auch der Kronprinz, die Kronprinzeffin, 
zrinz Eitel Friedrich und Gemahlin und Prinz Oskar. 
kechniker, Diplomingenieure und Privatbeamtenversicherung. 
W. Berlin, 18. April. Der Bund der technisch⸗industriellen 
zeamten nahm an den Osterfeiertagen Stellung zur Privat— 
eamtenversicherung und protestierte, daß die Diplomingenieure 
ind alle Personen mit Hochschulbildung von der Versicherung 
usgeschlossen werden sollen. 
Der französische Dokumentendiebstahl und die Türkei. 
W. Konstantinopel, 18. April. Die Direktion des De— 
artements für die öffentliche Sicherheit leitete eine Unter— 
ichung ein, um die in die Angelegenheit Maimon ver— 
dickelten Pfortebeamten ausfindig zu machen. Die Blätter—⸗ 
aeldung. dahß awei Beamte des Ministeriums des Aeußern 
erhaftet worden seien, ist falsch; es ist nur wahr, daß ble 
ßolizei seit Monaten Kenntnis davon hatte, daß der In— 
salt diplomatischer Schriftstücke verraten worden war und 
inige Beamte des Ministeriums überwachte. Das Presse— 
ureau erklärt die Nachricht, die Botschaft einer befreundeten 
Macht habe den Großwesir aufmerksam gemacht, daß sich 
nter den gestohlenen Dokumenten auch solche der Pforte 
efänden, für unrichtig. — Der Grohßwesir dementiert die 
dachricht, daß der Botschafter einer befreundeten Macht ihm 
MNitteilungen über Dokumentendiebstähle in der Pforte ge⸗— 
nacht habe. 
Die neuesten Nachrichten über die Lage in Mexilo. 
Kurz vor Redaktionsschluß sind noch folgende Nachrichten 
iber die ständig sich verschärfende Lage in Mexiko eingegangen.) 
W. Washington, 17. April. Senator Hone brachte einen 
Antrag ein, der Senat wolle die Kommission für aus—- 
värtige Angelegenheiten beauftragen Nachforz- 
chungen über die Lage in Mexiko anzustellen, da 
eben und Eigentum von Nordamerikanern in 
ßefahrsei. 
W. Wafhingten, 17. April. Kriegssekretär Diciinson er— 
lärte, die amerikanischen Truppen werden nicht 
Aͤhne Zustimmung des Kongresses nach Mexiko 
hineingesandt. 
W. Chihuahua, 17. April. Nach Meldungen von ver— 
rauenswürdiger Seite sind die Eisenbahnverbindungen zwischen 
vichtigen Plätzen in Duranzo, Cochuila und Zacatecas zer⸗ 
tört. Tausende von Einwohnern, die an den Kämpfen ganz 
inbedeiligt sind, wurden dadurch vom Verkehr abgeschnitten; 
»iele verlassen ihre Familien, um sich den Aufstän- 
ischen uuzuschließen. Hier herrscht die Anschauung, 
daß die Revolution im Süden ständig an Aus-— 
»ehnung gewinnt. 
W. Douglas, 17. April. Bei Agua Prieta schlugen 
»ie Aufständischen den Angriff der Bundes— 
ruppen erfolgreich ab; sie warfen später neue Verz 
chanzungen auf. Es heißt, ihr Verlust sei gering, bei 
»en Bundestruppen sei er schwer. Das amerika— 
lische Zollhaus wurde mehrere Male von Kugeln getroffen. 
zwei amerikanische Soldaten wurden verletzt. Den Aufständischen 
von den Amerikanern Trinkwasser über die Grenzlinie 
ereicht. 
Trennung von Kirche d Staat in Portugal. 
WV. Rom, 17. April. Osservatore Romano erklärt die 
Meldung über angebliche Instruktionen des Heiligen Stuhls 
in die portugiesischen Bischöäfe in bezug auf Annahme des 
Separationsgesetzes für vollständig unbegründet. 
W. Lissabon, 17. April. Die vorlsusige Regierung ist be— 
eit, die Lösung der Streitfrage über die Güter der geistlichen 
Irden dem Haager Schiedsgerichtshof zu übergeben, sobald 
iner der Beteiligten einen dahingehenden Vorschlag macht. 
(Köln. Itgs.) 
Weitere französische Truppensendung nach Marokko. 
W. Varis, 17. April. Mit Rücksicht auf die gegenwärtige 
Zage in Marokko hat die Regierung beschlossen, die Truppen 
n der Schauja zuverstärken. Vier Bataillone Kolonial- 
truppen gehen binnen kurzem dahin ab. 
Abflauen der Winzerunruhen 
V. Reims, 17. Apris. Bei Fontaine-sur-Ay sind in der 
norvergangenen Nacht mehrere Hektar Wald nieder— 
rebrannt worden. Sonst ist nach den bisher vorliegenden 
Meldungen die Nacht und der gestrige Tag im hiesigen Wein— 
»aubezirk ruhig verlaufen. Man rechnet mit einem 
baldigen Waffenstillstand auch in den anderen Orten des 
Champagnegebietes. 
Der spanische König kehltopfleidend. 
W. Bordeaux. 17. April. Der König von Spanien ist 
heute nachmittag hier eingetroffen. um den Spezialarzt Dr. 
Meure wegen eines Kehlkopfleidens zu konsultieren. 
——— — 
W. Berliu, 18. April. Die Witwe Friedrich Haases wurde 
jestern an der Seite ihres Gatten unter zahlreicher Beteiligung 
der Theaterkreise beerdigt. 
WV. Marburg, 17. April. Gestern abend wurde in dets 
dähe des Bahnhofes die Equipage des Landrats und preußi— 
chen Landtagsabgeordneten Geh. Regierungsrats 
.Negelein von einem Automobil angerannt. Die Insassen 
zurden herausgeschleudert. Geheimrat v. Negelein eritt cinen 
chädelbruch, an dessen Folgen er heute gestorben ist. Seine 
zrau und der Kutscher wurden schwer, die beiden übrigen 
Insassen leicht verletzt. 
W. Petersburg, 17. April. Entgegen auswärts verbreiteten 
Meldungen wird der Zustand des Ministers Ssasonow von 
uständiger Seite als nicht besorgniserregend bezeichnet. Die 
Inalyse des Auswurfs hat keine Tuberkelbazillen ergeben. Die 
demperatur ist etwas über normal. 
W. Petersburag, 17. April. In diplomatischen Kreisen 
errscht die Ueberzeugung, daß die Ernennung des russischen 
sotichafters in Konstantinopel, v. Tscharykow, zum 
Rinister des Auswärtigen bevorsteht. Der bis— 
jerige Minister Ssasonow muß sich auf Anraten der Merzte 
ängere Zeit im Süden aufhalten. 
W. Madrid, 17. April. Unter dem Ehrenvorsitz des 
Ministers des Aeußern und in Gegenwart des apostolischen 
stuntius sowie der Botschafter Deutschlands, Englands, Frank— 
reichs und Italiens fand vorgestern abend die Eröffnungs— 
ihßung des Instituts für internationales 
Kecht statt. 
W. Lissabon, 17. April. Die konstituierende Versamm— 
ung wird aus 235 Abgeordneten bestehen. 
W. Vertiun, 18. April. Einen Revolveranschlag auf die 
ziigene Mutter verübte am Ostersonntag ein 1iähriger 
Arbeitsbursche, weil ihm die Mutter Geld zum Besuche von 
tummelplätzen, auf denen er sich ständig herumtrieb, ver— 
peigerte. Die 45jährige Frau wurde schwer, aber nicht lebens— 
zefährlich verletzt. 
W. Berlin, 18. April. Als beim Löschen eines Brandes 
in der Nacht vom Sonntag zum Montag ein Feuerwehrinann 
ein völlig verqualmtes Zimmer betrat und die Balkontür 
ffnete, um dem Rauch Abzug zu verschaffen, entwickelte sich 
urch die Zugluft das Feuer derartig, daß dem Feuerwehr- 
nann durch die lodernden Flammen der Rückweg abgeschnitken 
pourde. Er mußte sich an der Fangleine vom Balkon auf 
ie Strake hinablassen.
	        
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