vbwohl Freisinn und Konservative keinen Kandidaten auf⸗
gestellt hatten, waren sowohl vom Zentrum wie von
den Polen Kandidaten aufgestellt worden. Die Wähler
in abhängiger Stellung, deren Kontrolle bei den Berliner
Verhältnissen überhaupt keine nennenswerte Bedeutung haben
kann, brauchten also der Wahlurne keineswegs aus dem
Grunde fern zu bleiben, mit dem der „Vorwärts“ den
sozialdemokratischen Stimmenverlust beschönigt. Daß es
sich um eine Beschönigung trotz der Abnahme der Zahl
der Wahlberechtigten um 3395 kandelt, verrät eine Aus—
lassung der Dresdener Voltsztg. vom 10. d. M
auf das deutlichste. Das Dresdener Sozialistenblatt hat
nämlich unmittelbar vor der Wahl das Nachstehende ge—
schrieben:.
„Die Berliner Genossen hoffen es dies«
mal auf 100000 Stimmen zu bringen. Ob—
es ihnen gelingen wird, dieses Ziel zu erreichen, darüber
darf man ja zweifelhaft sein, ja man muß sich darauf
gefaht machen, daß das Ergebnis sehr, sehr weit hinter diesen
Erwartungen zurückbleiben wird. Eine Nachwahl ohne
Gegenkandidaten in einem bombensicheren Kreis — der
„Zählkandidai“ des Zentrums, Graf Oppersdorf, „zählt“
ja in Wirklichkeit gar nicht — bietet den Wählern
recht geringen Aureiz zur Betätigung. Wünschenswert bleibt
es natürlich trotzdem, daß die Partei bei dieser Nachwahl
mit ihrer Stimmenzahk möglichst gut abschneidet, und
zu diesem Zweck wird auch der gewaltige Apparai
der Berliner Arbeiterbewegung in um—«
fassender Weise in Bewegung geseßtzt.“
Obwohl der gewaltige Apparat der Berliner Arbeiter.
bewegung in umfassender Weise in Bewegung gesetzt wurde,
ist die Hoffnung der Berliner „Genossen“ auf
100 000 sozialdemokratische Stimmen nicht ent—
fernt in Erfüllung gegangen. Der wahre Grund hierfür
dürfte in dem Umstande liegen, daß die große Schar der
Mitläufer, die sich von der Persönlichkeit Singers
gewinnen ließen, für Singers Nachfolger nichts übrig hatten.
Diese persönliche Seite der Berliner Nachwahl, auf die
wir bereits gestern bei den Depeschen redaktionell hinwiesen, darf
eben den „Genossen“ nicht klar werden, weil sonst die
Großartigkeit des sozialdemokratischen Prinzipss Schaden er—
leiden würde.
Inland und Ausland.
Teutsches veich.
Eine Anerlennung für die Presse. Der König von
Württemberg hat, wie neulich schon der Prinzregent
von Bayern, die Tätigkeit der Presse bei der Sil—
bernen Hochzeit anerkennend gewürdigt. Dem
Vorsitzenden des württembergischen Journalisten- und Schrift-
tellervereins, Redakteur Heller, ging ein Schreiben des
Kabineitschefs v. Soden zu, in dem mitgeteilt wird, daß
das Königspaar freudig und wohltuend durch die Art
und Weise berührt worden sei, in der die gesamte durch
den Verein vertretene Presse der Feier gedacht und damit
das ihrige dazu beigetragen habe, den Tag zu einem
sestlichen und volkstümlichen zu gestalten.
Zur elsaß⸗loihringischen Verfassungsfrage. Eine gesetzliche
Wahlkreiseinteilung sür Elsaß-Lothringen wird, wie der
Germania aus zuverläfsiger Quelle mitgeteilt wird, im
Reichsanit des Innern gegenwärtig ausgearbeitet und der
Reichstagskommission sür die elsaß-lothringische Verfassungs—
srage nach Ostern überwiesen werden. (Die in der Reichs⸗
lagskommission bereits vorgelegte Wahlkreiseinteilung ist be—
lanntlich von dem elsaß-lothringischen Staatssekretariat aus—
nearbeitet worden.)
Ueber Frenigraich als Politikser wird dem B. T. aus
Dorimund geschrieben: Im Dortmunder Verein für Literatur
und Kunst hielt am 4. April Rechtsanwalt Dr. Schücking
einen Vortrag über „Freiligraths politische
Dichtungen“. Daß die Familien Freiligrath und
Schücking in Verbindung standen, ist bekannt. Hat
Freiligrath 1871 seinen Standpunkt gewechselt? War er
seitdem ungesähr nationalliberal? Das wird oft behauptet.
Dr. Schücking widersprach dem. Aus einem Briefe Freiligraths
aus dem Jahre 1876 (dem Jahre vor seinem Tode)
führte er folgende Stelle an: „Ich höre, daß einer der
Redakteure der Frankfurter Keitung ietzt eben für
rJ
„Deine Besorgungen gehen mich nichts an! Wo bist du sonst
aewesen? Ich will's wissen,“ rief er rauh.
Es lag nicht in Christianens Natur, Ausflüchte zu machen
oder Furcht zu zeigen. „Das weißt du ja schon. merke ich
August hat es dir gesagt.“
Gerhard ließ sich durch den kühlen und, wie er meinte,
überlegenen Ton ganz und gar hinreißen. Er trat dicht an
das Mädchen heran und umspannte ihr Handgelenk.
„Ja, ich weiß, daß du mit keder Hand in mein Schicdsal
eingreifen willst. Du kannst es nicht abwarten, hier von
allemn Besitz zu ergreifen! Du willst mich bevormunden, wie
du Hinrich hast bevormunden wollen, den deine hochmütige
särte vielleicht in den Tod getrieben hat — —“
August legte ihm die Hand auf die Schulter. „Halt ein,
Schwager!“ sagte er sehr ernst. „Du gehst zu weit; laß
Thristiane los!“ Und er zog seine Braut von dem Bru—
der fort.
Diese maß Gerhard mit einem erslaunten, forschenden Blich
und sah auf die geleerten Weinflaschen. „Also du auch?“
sagte sie dann und wandte sich zum Gehen. „Geh erst schlafen!
Morgen will ich dir von allem erzählen.“
Sie verließ die Stube. Gerhard schlug in Zorn und Scham
die Hände vor's Gesicht. Leise trat Luise ein.
„Gehen Sie hinauf,“ bat sie, „und regen Sie sich nicht
auf; es war ja alles gar nicht so schlimm. Freilich wäre
es besser gewesen — Sie hätten rorher nicht —“ sie sah auf die
Flaschen, „Sie hätten Ihre Ruhe gewaährt.“
Gerhard antwortete nichts, sondern ging an ihr vorüber
über die Flurdiele und tastete sich langsam die Treppe hinauf
bis zu seinem Zimmer. Das fahle Mondlicht fiel herein. Er
entkleidete sich eilig und warf sich auf sein Lager. Er
hatte keine Herrschaft mehr über sein Empfinden — er schãmte
sich — er schluchzte auf und druckte den heißen Kopf in die
Kissen. Er sehnte sich angstvoll und schmerzlich nach einem
Menschen, der raten und trösten möchte; er sehnte sich — wie
ein schwaches Kind — nach seiner Mutter, und er, der Mann,—
weinte so verzweifelt, wie eben nur die Verlassenheit, die
Katlosigkeit und Angst weinen kdann.
(Fortsetzung folgt.)
irgendein Preßvergehen ein paar Monate in einem preußi—
ichen Zuchthause fitzen muß, und zwar in Gefängnistracht,
wie ich höre, für ein kleines politisches Vergehen. 0,
Bismarck, tantaeno animis caelestibus irae.“ Ein Enkel
des Dichters sagte im vorigen Jahre bei Anlaß des
Freiligrathjubiläums: Wenn sein Großvater noch lebte,
würde er wahrscheinlich nationalliberal sein
Daß er wirklich von 1871 bis 1876 dem nationalliberalen
Standpunkte nahegestanden habe, sagte der Enkel nicht; er
wußte es wohl besser. Herr Dr. Schücking war der Amnsicht,
daß Freiligrath seinen alten demokratischen Stand—
punkt niemals verlassen habe.
Neues Reglement für die Leuchtmittelstener. Die vom
Bundesrat erlassenen Ausführungsbestimmungen zur Leucht⸗
mittelsteuer sollen demnächst durch ein neues Reglement
ersetzt werden. Bei dieser Gelegenheit wird beabsichtigt,
auch manche Verkehrserleichterungen endgültig zu
rageln.
Laiemreden auf Friedhöfen. Das Kammergericht hat die
Polizeiverordnungen für ungültig erklärt, die das Halten
oon Laienreden auf den Kirchhöfen verbieten, weil sie
dem Reichsvereinsgesetz widersprechen. Das Konsistorium für
»ia Provinz Schleswig-Holstein weist aber die Kirchenbe⸗
yörden an, auf den ihnen gehörenden Friedhöfen das
Eigentumsrecht zu wahren und auf Grund des Hausrechtes
gegebenen Falles das Halten von Laienreden zu verbieten.
Wer sich den Anordnungen nicht fügt, soll vom Kirchen-
vorstand wegen Hausfriedensbruches bestraft werden.
Das neue Lehrergesetz in Wütttemberg. Der Gesetzent—
wurf betr. die Rechtsverhältnisse der Volksschullehrer Lehrer⸗
gesetz) bringt die Erfüllung eines alten Wunsches der Lehrer
nach möglichster Anpassung ihrer Rechtsverhältnisse an die
der Beamten. Schon bisher gelten von den 129 Artikeln
»es Beamtengesetzes 79 für die Lehrer, und von den 40
Artikeln des Volksschullehrergesetzes haben etwa 30 einen dem
Beamtengesetz ähnlichen Wortlaut. Der neue Entwurf geht
noch weiter. Die Lehrer schlechtweg in das Be—
amtengesetz selbst aufzunehmen, bezeichnet die Begründung
des Entwurfs wegen der Doppelstellung der Lehrer zu Staa
ind Gemeinden und wegen sonstiger Eigenarten ihrer Dienst—
herhältnisse als untunlich. Es werden deshalb die Be—
timmungen für die Lehrer in einem Spezialgesetz belassen,
diesem jedoch wird der Grundsatz vorangestellt, daß für
die Lehrer in der Volksschule die Bestimmungen des Be—
imtengesetzes maßgebend sein sollen, soweit in dem Sonder⸗
gjesetz nichts abweichendes bestimmt wird. So blieben nur
»erhältnismäßig wenige, in 17 Artikeln zusammengefaßte Son—⸗
dervorschriften, die sich teils auf sämtliche wissenschaftliche
Lehrkräfte, teils auf bestimmte Lehrerkategorien beziehen. Di—
Vorschriften regeln u. a. die zeitliche Versetzung in den Ruhe
tand, die Strafversetzung, die Beschäftigung von Lehrerinnen.
Ihre Zahl soll 15 Prozent der Gesamtzahl sämtlicher stän—
diger und unständiger Lehrerstellen nicht überschreiten. Auch
künftig verlieren die Lehrerinnen im Falle ihrer Verheiratung
den Anspruch auf Stellung und Ruhegehalt. Die Weiter
erwendung einer verheirateten Lehrerin kann je—
vdoch in stets widerruflicher Weise mit Zustimmung des Ge—
meinderats und des Ortsschulrats erfolgen. Nach Löfung
der Ehe ist die AnstellungaufLebenszeitmsglich.
Die Kandidatenaufstellung im Konigreich Sachsen. In der
28 sächsischen Reichstagswahlkreisen ist die Kan
didatenaufstellung jetzt bis auf einige beendet. Es sind auf
zestellt 28 Sozialdemokraten, 10 Konservative, 17 Na«
rionalliberale, 4 Antisemiten und 9 Kandidaten der
Fortschrittlichen Volkspartei. —
Urlaub zur Erfullung militärischer Pfüchten. Der Reib—
kanzler hat an den deutschen Handelstag ein
Schreib en gerichtet, worin es heißt, von militärischer
Seite sei darauf hingewiesen worden, daß einzelne kauf⸗
männische und industrielle Firmen dienst- und übungspflichtigen
Personen des Beurlaubtenstandes die Erfüllung ihrer mili—
tärischen Pflichten erschwerten dutrch Androhen der Entlassung
oder durch Auferlegung der Bedingung, binnen Jahresfrist
nicht zu üben oder sich nicht zum Reserveoffizier wählen zu
lafsen. Es sei nicht zu verkennen, daß bei den heutigen
scharfen Wettbewerbsverhältnissen der zeitweilige Ausfall einer
Arbeitskraft für den Arbeitgeber empfindliche Nachteile haben
ktönne. Anderseits werde aber von vielen Firmen den Au—
gestellten und Arbeitern der erforderliche Urslaubh. auch unter
Theater, Kunft und Wissenschaft.
Ein „Reichsverband deutscher Bühnenmitglieder“ ist in
Berlin begründet worden. Die konstituierende Versammlung
var von etwa fünfzig Personen besucht. Die Versammlung
eitete anfangss Edmund WMay, der den Vorsitz indessen
päter abgab, um wegen seiner Polemik mit der Genossen—
schaft nach außen hin gegen den neuen Verband keine An—
zriffsmöglichkeit zu geben. In seiner Ansprache führte hierzu
Nay aus, daß der neue Reichsverband in keinem Falle eine
Spitze gegen die Genossenschaft bedeute, er sei im Gegen—
leil dazu berufen, neben ihr dem Schauspielerstande Nutzen
zu bieten. Im Gegensatz allerdings zur Genossenschaft soll
der Reichsverband diejenige schnelle Hilfe in Vorfällen bieten,
zie die Genossenschaft auf Grund ihrer Organisation nicht zu
eisten in der Lage ist. Vor allem gelte es, engagementslose
Schauspieler so lange über Wasser zu halten, bis sie wieder
Engagement gefunden haben, sie in Fällen vorübergehender
Not sofort zu unterstützen und ihnen, im Falle ihnen das
Reisegeld um ein neues Engagement anzutreten fehlt, die not—
vendigen Mittel vorzustrecken. Die Vorstandswahl ergab fol—
jendes Resultat: 1. Präsident: Richter (CThaliatheater,
Hamburg): 2. Präsident: Stephan Franz Gerlin).
d. „Colette, die anständige Frau“, Schwank von Alexanden
ẽngel und Julius Horst, hatte im Modernen Theater zu
ßerlin nur mäßigen Ersolg. Und das von Rechts wegen.
Denn dieser französischen Vorbildern nachgeschaffene Schwant
ist ziemlich derb, nicht aber graziös und nur wenig originell.
Das Ergebnis für die Kreditseite im Kontobuch der Autoren
ind einige nette und witzige Einfälle und ein paar lustige
Situationen; wenn man will, auch die bis auf zwei, drei Aus⸗
iahmen völlig unzureichende Darstellung, die sicher das Stück
im ein gut Teil seiner etwaigen Wirlung brachte. Engel und
horst vertreten hier den Satz, daß eine Frau sich die Treue
hres Mannes nur bewahren könne, indem sie ihm untreu
werde — scheinbar oder in Wirklichkeit. WMieit anderen
Worten: das uralte Rezept, daß Eifersucht erkaltende Liebe
neu anfacht und befestigt, wird in dem Schwank abermals
verschrieben. Die Verfasser stellen die Vertreterinnen zweier
Anschauungen einander gegenübert Mme. Mongrapin, die
zhren Gatten betrügt. und Colette, die auf ibre Frauenehr.
Fortgewährung des Gehalts, gern erteilt. Doch fände sich
bei manchen Firmen ein zu weitgehendes Bestreben, sich der
Unzuträglichkeiten zu entziehen, die ihnen aus der Erfüllung
nesetzlicher Pflichten durch ihre Angestellten und Arbeiten
entstehen könnten. Im Interesse des Staatswohles sei es un—
erläßlich, auch die schwer abkömmlichen militärpflichtigen Per—⸗
sonen möglichst häufig zu Uebungen heranzuziehen. Der
Reichsskanzler wendet sich des halb an die stets
bekundlete vaterländische Gesinnung der Mit—
glieder des deutschen Handelstags und bittet den
WVorstand, seinen weitreichenden Einfluß auf die dieser wich—
tigen Frage noch nicht mit der gebotenen Rücksichtnahme
gegenüberstehenden Kreise geltend machen zu wollen.
Das Zeitgeschäft in Geireide. Wie drahtlich gemeldet
wurde, hat der Königsberger Börsenvorstand den Antrag auf
Einführung des Zeitgeschäfts an der Königsberger Getreide—
börse mit überwiegender Mehrheit abgelehnt. Die Gründe
für diesen Beschluß sind zur Stunde noch nicht bekannt. Man
darf aber wohl annehmen, daß sie nicht grundsätzlicher, son⸗
dern praktischer Natur sind. Erfahrungsmäßig hat sich das
Zeitgeschäft in Getreide nur an der Berliner Börse er
folgreich entwidelt. Stettin, wo diese Geschäftsform sich
uerst herausgebildet hatte, mußte seinen Verkehr an Berlin
abgeben, als letzteres dazu übergegangen war; und in
Mannheim, wo der effektioe Getreidehandel bei weitem
iberwiegt, ist der Versuch einer Einführung des Zeitge—
chäftes nicht ermutigend ausgefallen. Als dritte Börse, an
der Zeitgeschäfte in Getreide abgeschlossen werden können,
kommt noch die Danziger in Frage. Auch in Danzig
aber hat sich das Getreidegeschäft in Grenzen gehalten, die
es begreiflich machen, wenn Königsberg keine Neigung hat.
auf diesem Gebiet mit der Hauptstadt Westpreußens in Kon
kurrenz zu treten. 9.
Vorbereitungen zur Reichstagswahl.
Die Nationalliberalen in Schaumburg-Lippe haben die
Anterstützung der fortschrittlichn Kandidatur des Landwirts
Kroemer abgelehnt und in der Verson des Lehrers Wieg⸗
mann aus Nienstädt bei Büceburg einen eigenen Mandats—
vewerber aufgeltellt.
Der Vorstand des Wahlvereins der Fortschrittlichen Volks⸗
partei stellte für den Wahlkreis Breslau-West den Re—
dalteur Arthur Wincker von der Breslauer Morgenzeitung
als Reichssstagskandidaten auf
heer und Flotte.
Zwölfftündige Unterwasserfahrt eines französischen Tauch⸗
bootes. Das vom Leutnant z. S. Broquet befehligte Untersee—
boot „Argonaute“ blieb zwölf volle Stunden unter Wasser.
Die Mannschaft zeigte zwar am Schlusse der Fahrt Zeichen
starker Ermüdung, konnte aber die Aufgabe ohne Störung
durchführen. Zu Versuchszwecken hatte man auch eine Anzahl
Vögel an Rord aebracht: alle hiesten die Fahrt gut aus
Tagesbericht.
agesbericht.
Lübecd, 12. April.
Dr. G. A. Reimannsche (vormals von Großheimsche) Real⸗
ichnle. Nach dem Jahresbericht für 1910 begann das Schu—
rahr am 5. April 1910 mit 345 alten und v0 neuen, also
zusammen mit 425 Schülern und schloß am 8. April 1911
mit 433. An staatlicher Unterstützung erhielt die Schule wie
im Vorijahre in dankenswertester Weise 18 000 M; ein Gesuch
der Lehrer um Uebernahme der Pension auf den Staat wurde
leider aus prinzipiellen und finanziellen Gründen abge—
iehnt. Die Köppensche Schulprämie erhielt als der beste der
Abiturienten Otto Meyer aus La. — Aus der Tausendmark⸗
stiftung bekamen Prämien und zwar für schnellstes und sicher—⸗
stes Rechnen: Franz Jakob aus IIb, Otto Näveke aus IIIb,
Wilhelm Höper aus IVb, Willi Kallies aus Va und Paul Ove
aus VI; als beste und sorgfältigste Schreiber: Max Müller
aus IIb, Siegfried Grube aus IIIa, Alfred Harder aus IVb,
Bruno Ove aus Vb und Johs. Rust aus VI. — Das Kapital
der Pensionskasse der Schule betrug am 31. März 1910
19 302 M, das des Pensionsfonds des Lüb. Privatschullehrer⸗
vereins 16666 M, das der Unterstützungskasse 500 Muund
das der Rückgewährscheine ungefäbr 3200 M. in Summa
29 568 M
hält. Aber Mme. Mongrapins Prinzip siegt zum Schluß,
denn Colette gewimt die wankende Neigung ihres Eheherrn
zurück, indem sie ihm vorspiegelt, daß sie gestrauchelt sei.
Kleine Mitteilungen. Ende Aoril d. J. wird in Frank⸗
furt a. M. die erste Sitzung der Kommission der Verbin—
Rung für historische Kunst stattfinden. Als Ver—
reter des Deutschen Künstlerbundes gehört ihr Prof. Max
Liebermann, als Vertreter der Allgemeinen Deutschen Kunst⸗
nenossenschaft Prof. Wilhelm Löwith an. — Vom nächsten
Jahre ab wird wiederum Berlin den jetzigen Vorort
ver Allgemeinen Deutschen Kunstgenossenschaft,
München, ablösen. Während in früherer Zeit alle deutschen
Zunstslädte einige Zeit lang als Vorort der Genossenschaft fun⸗
jierten, wechseln jetzt nur Berlin und München alle sechs
zahre ab. — Zum Nachfolger Uhdes als korrespondie—
rendes Mitglied der Aklademie der schönen Künste in Paris wird
in erster Linie der schwedische Künstler An ders Zorn vor—
zeschlagen werden. In zweiter Linie kommt nach den Mit—⸗
ieilungen aus den beteiligten Kreisen Max Liebermann
und in dritter der österreichische Maler Heinrich v. Angeli in
Betracht. — Aus Jena vird geschrieben: Der Kasse des
Phyletischen Archivs wurden 10000 Muuüberwiesen, die
Ernsli Häckel am Tage seines goldenen Dozentenjubiläums
als Chrengeschenk überreicht wurden. — In Honnef a. Rh.
wird die Errichtung eines Simroddenktmals geplant, das
am 110. Geburtstage des Dichters, 28. August 1912, enthüllf
verden soll. — In der Ausstellung der Société Nationale
in Paris, die bald eröffnet wird, ist Sonnabend das Porträt
des Pianisten Paderewski durch einen Messerschnitt
zerstört worden. — Der in Paris verstorbene Finanzier
Isaac de Camonde vermachte alle seine Sammlungen demn
Louvre. — Zum Internationalen Künstlerkon—
rrebßsin Rom ist Prof. Max Liebermann abgereist, wo
Arthur Kampf und Ludwig Dettmann bereits an—
wesend sind. Ferdinand Hodler, Ernst Sildebrandi
und Franz Stud sind angemeldet. — Der B. B.C. ersährt
von Ernst v. Possart, daß ihm Friedrich Haase testamen—
tarisch die goldenen Manschettenknöpfe mit der eingegrabenen
Medusa, die von Theodor Doering stammen, vermachte mit
der Bestimmung, sie wieder testamentarisch an einen würdiget
Künstler weiterzugeben.