Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

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qus den Nachbargebieten. — 
Banfestadte. 
Sumburg, 11. April. Gleine Nachrichten.) 
Wertvoller Muünzenfund. Beim Abbruch des alten 
dauses Neuer Steinweg 509,/61 wurden von den Arbeitern 
inter einer Treppe verstectt drei Beutel, sogenannte Geldkatzen, 
jefunden, die mit einer dicken Staubschicht bedeckt waren und, 
s man daran rührte, einen hellen Klang von sich gaben. 
die Beutel enthielten 150 große Silbermünzen und 130 Gold⸗ 
nünzen, darunter Hamburger Dukaten. Die Munzen 
kammen aus dem 16. und 17. Jahrhundert und sollen einen 
Sammelwert von mindestens 25 000 M haben. — Bank⸗ 
schwindel mit einem gefälschten Scheck. Eine Dame 
räsentierte Montag der Dresdner Bank einen Scheck über 
2000 M, lautend auf eine Bank in Paris. Der Scheck wurde 
ofort als gefälscht erkannt und die Dame verhaftet. Sie will 
»en Scheck von einer Frau erhalten haben, die bei ihr ge— 
vohnt hat und ietzt nicht auffindbar ist. 
Bremen, 11. April. Erfolgreiche Kalibohrung 
wuf bremischem Gebiet. Die Bohrgesellschaft Bremen 
ui. b. S., die das alleinige Abbaurecht im bremischen Staats⸗ 
gebiet erworben hat und vom Bremer Staat 60 000 M zu 
ʒen Bohrkosten beigesteuert erhält, ist vergangene Woche in 
hrem zweiten Bohrloch nahe bei Bremen schon in 502 Meter 
Tiefe auf ein Salzlager fündig geworden. In dem ersten, 
wur 13 Meter entfernten Bohrloch hat man merkwürdigerweise 
erst in 793 Meter Tiefe das Salzlager angefahren. Es handelt 
ich hierbel um einen ganz erstaunlichen Fundtiefenunterschied 
»on rund 300 Metern auf so kurze Entfernrung, und man 
eitet daraus die Hoffnung her, daß nun bald ein reiches 
Salzlager massiv in abbauwürdiger Tiefe auf bremischem Ge— 
biet erschlossen werden wird. 
Schleswig⸗ Holstein. 
Segeberg, 11. April. Die Spar- und Leihkasse 
yat im verflossenen Geschäftsjahre einen Reingewinn von 24 464 
Mark erzielt. Davon sollen für gemeinnützige Beitrebungen 
— 
und sdiem Reservefonds 4077 Maäzugeführt werden. Letzterer 
teigt damit auf 228 401 M. Die Nachfrage nach Hypotheken 
war gering, verspricht jedoch für das kommende Jahr besser 
zu werden. 
Flensburg, 11. April. Ihren 100. Geburtstag 
feiert am 27. April die Witwe Anna Engelke geb. Petersen, 
die älteste Einwohnerin unserer Stadt. — Abgewiesen wurde 
„om Stadtverordnetenkollegium einstimmig der Protest, den ein 
Bürger gegen die Wahl des zweiten Bürgermeisters Poppe 
aus Stolp eingelegt hatte. 
Schles wig, 11. April. In ein und derselben 
Stunde gestorben sind in der lezten Woche in Wiesbaden 
zwei Brüder des früheren hiesigen Oberpräsidenten v. Stein— 
nann, Generallt. v. Steinmann, 68 Jahre alt, und der Oberstlt. 
o. Steinmann, 73 Jahre alt. — Ein Schlag gegen die 
schles wigsche Butterindustrie. Der Regierungspräsi— 
dent hat verfügt, daß Milch und Rahm aus Dänemark nur 
nach vorheriger Grhitzung auf 886 Grad C. in Schleswig⸗ 
Solstein eingeführt werden dürfen. Die unmittelbare Durchfuhr 
bon Milch und Rahm durch Schleswig-Holstein mit der Eisenbahn 
st nach wie vor ohne Beschränkung gestattet. 
Sroßherzogtum Oldenburg, Fürstentum Lübed. 
Fr. Eutin, 11. April. Schöffengericht. Die Ehe— 
frau D. hierselbst wurde wegen Mundraubes zu 16 MuGeld⸗ 
trafe evy. 3 Tagen Haft verurteilt. — Der Zimmeärgeselle H. 
n Hutzfeld wurde wegen Beleidigung unter Anklage gestellt. 
Er hatte dem Gemeindediener, der bei ihm wegen rückständiger 
Steuern pfändete und von dem bei ihm gesfundenen Gelde 
die stille Woche. 
Die Palmsonntagsglocken haben uns wiederum die stillen 
Tage der Einkehr und Sammlung verkündet: wir sind in die 
Karwoche, die sagenreiche, eingetreten. Fast jeder Tag hat 
run seine besondere Bedeutung. Da ist vor allem der Grün—⸗ 
»onnerstag, wo vielsach noch die Kinder von Haus zu Haus 
ziehen und alte Verslein aufsingen: 
„Mai, lieber Mai, 
Bescher uns Käs' und Ei, 
Finen guten Butterwecken, 
Daß wir können Kuchen lecken “ 
— Dann ist er auch der Tag, an dem falt noch überall be— 
sondere Speisen bereitet werden: in Hamburg ist es die 
Kräutersuppe und in Schwaben sind es die Maultaschen. 
Ißt man am Gründomerstag leinen Honig, so wird man in 
Sachsen ein Esel, ißt man ihn aber des Morgens nüchtern, 
'o soll man das ganze Jahr gegen den Biß toller Hunde 
zeschützt sein. Und so hat jede Gegend ihre besonderen Bräuche. 
— Dann der Karsreitag, der ernsteste, düsterste Tag des Jahres, 
der Todestag des Erlösers, an dem der Lärm des Alltags— 
ebens verstummt und ernste Gedanken im Hinblich auf das 
erschütternde Drama auf Golgatha unser Herz bewegen. Der 
Kar⸗Sonnabend endlich leitet zum fröhlichen Osterfeste über; 
in vielen Orten hat sich noch der alte Brauch der Osterfeuer 
zrhalten, die am Vorabend unter dem Absingen der Aufer—⸗ 
Aebungslieder abgebrannt werden:. 
„Es rötet sich des Morgens Schein, 
Jer Himmel stimmt in Jubel ein, 
die Welt ist lauter Jubel voll 
Ind nur die Hölle seufzt in Groll. 
der unter'm Steine lag gebannt. 
davor ein Kriegsmann Wache stand, 
Ils Siegeskönig er sich zeigt, 
Da siegreich er dem Grab entsteigt :! 
Ein alter Mann, der weite Wege gewandelt war und unserer 
Zeit klar und tief ins Auge sah, sagte einmal: Unser Ge— 
chlecht krankt am Seimwehmangel. Ein schönes, sinniges Wort. 
Das rastlose Treiben des Alltaos, das standige Aufderlauer⸗ 
iegen nimmt dem modernen Menschen die Ruhe; die Heim⸗ 
reude fehlt uns allen. Kehre heim! ruft's ung zu an der 
Schwelle der Karwoche, suche den Heimweqg zu vie selbst! 
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Dienstag, den 11. April 1911. 
Abend⸗Blatt Kr. 186. 
n Jarrigen Betrag kürzte, zugerufen: „Ste sind ein — — 
und Bandit!“ Er hat diese Beleidigung mit 50 MuGeld— 
zrafe ev. 10 Tagen Gefängnis zu bühßen. — Wegen Uhren⸗ 
ebslahls wurde die jugendliche Dienstmagd S. in Fissau 
u einem Tag Gefängnis verurteilt, sie soll aber der be— 
ingten Begnadigung empfohlen werden. — In zwei Privat⸗ 
sagesachen wegen Beleidigung erhielten die Angeklagten eine 
zeldftrafe von 10 bezw. 20 M. Drei weitere Privatklagen 
anden durch Vergleich ihre Erledigung. 
Lauenburgs. — 
B. Möllin, 11. April. Die Jagdnutzung auf dem 
L. Jagdbezirk der Gemarkung Mölln konnte wegen der beim letzten 
Termin abgegebenen niedrigen Gebote keinem der Bieter zuge— 
chlagen werden. Sie wird jetzt neu ausgeschrieben. 
Großherzogtümer Mecklenbura. 
Schwerin, 11. April. Zur Vorfeier des Ge— 
zurtstags des Großherzogs fand Freitag abend im 
zoftheater bei festlich beleuchtetem Hause eine Vorstellung 
tatt, zu der die Zuschauer im Gesellschaftsanzug erschienen 
baren. Als der Großherzog mit den Fürstlichkeiten die 
Zeitenloge des ersten Ranges betrat, erhob sich das Publikum 
ind Bürgermeister Burgmann brachte mit dem Ruf: „Se. 
tönigliche Hoheit, unser Allerdurchlauchtigster Großherzog 
riedrich Franz lebe hoch! hoch! hoch!“ dem Monarchen die 
om gesamten Publikum aufgenommene Geburtstagshuldi⸗ 
ung entgegen, zu der die Musik Tusch spielte. Alsdann setzte 
ie Hofkapelle unter Leitung des Hofkapellmeisters Meißner 
it der Hymne „Gott segne Friedrich Franz!“ ein. Darauf 
gann die Vorstellung, welche zwei Neuheiten für Schwerin, 
ie musikalische Komödie „Zierpuppen“ und das musikalische 
zintermezzo „Susannens Geheimnis“ sowie das Gastspiel 
es Hannoverschen Balletts brachte. Von den fürstlichen 
zerrschaften waren bei der Vorstellung anwesend außer dem 
ßroßherzog die Großherzogin, die Großherzogin Marie, Her⸗ 
og Paul und Herzogin Marie Antoinette, Prinz Hein— 
ich XVIII. Reuß und Söhne, die Prinzen Heinrich XXXVII., 
zeinrich XXXVIII. und Seinrich XLII. Sonnabend früh prangte 
ie Stadt in festlichem Flagatnschmuck. In der Zeit von 6 bis 
Uhr schossen die am Spieltordamm aufgestellten städti— 
hen Böller den Salut. Zu gleicher Zeit wurde von den 
Nilitärmusikkorps und den Spielleuten der Garnison ein 
roßes Wedcen durch die Straßen der Stadt ausgeführt. 
im 9 Uhr war Festgottesdienst in der Nikolaikirche, zu dem 
ie Offiziere erschienen waren und an dem weiter eine große 
Zahl der Mannschaften teilnahm; auch Vertreter der Be— 
sörden und sonstige Damen und Herren nahmen am Gottes— 
ienst teil. In der katholischen St. Annenkirche war eben⸗ 
alls Gottesdienst. Um 12 Uhr fand eine Parade der Truppen 
„iesiger Garnison statt. Der Großherzog verlieh folgende 
Tuszeichmungen: Das Großkomturkreuz des Greifenordens er⸗ 
ielt Generalmajor Freiherr von Gillern, Kommandeur der 
7. Feldartillerie-Brigade, das Komturkreuz des Greifen- 
dens erhielt Oberst von Buek, Kommandeur des Füf.⸗Reg. 
r. 90, das Ehrenkreuz des Greifenordens erhielten der Major 
m Generalstabe der 17. Division von Giese, der Oberstleut— 
ant beim Stabe des Gren.Reg. Nr. 89 von Unruh, der 
Maijor und Bataillons-Kommandeur im Fäüs.Reg. Nr. 90 
»on Passow, der Major beim Stabe des Drag.Reg. Nr. 18 
on Kotelow, der Oberstabsarzt im Drag-Reg. Nr. 18 Dr. 
stiehoff und der Kommandeur des Landwehrbezirks Rostock 
»on Conring. Dem Hofkapellmeister Arthur Meißner ist das 
sitterkreuz des Greifenordens verliehen worden. Der Direktor 
»er Medlenburgischen Sparbank Berger wurde zum Kommer⸗ 
ienrat ernannt. Weiter wird gemeldet, daß die Rechtsanwälte 
ꝛöwenthal und Voß zu Justizräten ernangt worden sind. 
Schwerin, 11. April. Verleihung der Medaille 
für Rettung aus Lebensgefahr. Der Großherzoa 
hat der Schülerin der höheren Töchterschule zu Güstrow, Ursula 
Ztutzer, Tochter des Zuckerfabrikdirektors Stutzer zu Güstrow, 
zie Medaille für Rettung aus Lebensgefahr verliehen in An— 
rkennung ihres mutvollen Eintretens im Februar dieses Jahres, 
ndem sie die beiden Primaner des Gymnasiums zu Güstrow, 
zinrichsen und Rueß, auf dem Inselsee, wo sie eingebrochen 
varen, von dem Tode des Ertrinkens unter Gefährdung des 
igenen Lebens rettete. Die Medaille wurde dem tapferen 
Mädchen Donnerstag bei der Feier des Geburtstages des 
Hroßherzogs in der Aula der höheren Töchterschule in Gegen— 
vart der Damen und Serren des Kollegiums und der 
Schülerinnen der Anstalt von der Leiterin der Schule über⸗ 
reicht. — Die gleiche Auszeichnung wurde dem Oberprimaner 
ßans Rueß vom Güstrower Gymnasium zuteil, der sich 
nach eigener Lebensrettung noch in hervorragender Weise an 
der Errettung seines Mitschülers, des Oberprimaners Hinrichsen. 
beteiligte. 
F Rehna, 11. April. Die Verhaftung des 
Masseurs K. und Frau in voriger Woche hat weitere Ver⸗ 
haftungen von Frauen und Mädchen hiesiger Familien zur 
Folge gehabt. 
Bruͤsel, 11. April. Mit dem Inkrafttreten des 
Sommerfahrplans wird ein lang gehegter Wunsch des 
eisenden Publikums erfüllt. Es hat vom 1. Mai an der 
on Richtung Kleinen in Blankenberg um 2 Uhr 16 Min. 
achmittags eintreffende Personenzug schon Anschluß nach Brüel, 
zternberg, Goldberg und Karow, während die Reisenden 
sonst bis 5 Uhr in Blankenbera Aufenthalt hatten. 
Neubrandenburg, 11. April. Bei einer blutigen 
Schlägerei wurde der Wirt Roloff von seinem Mieter, 
Arbeiter Reincke, der mit ihm in Streitigkeiten geraten war, 
zurch Messerstiche und Schnittwunden am Kopf, im Rücken 
and an der Brust schwer verletzt. Der Messerheld begnügte 
ich nicht mit dieser Tat, sondern er demolierte in der Wohnung 
illes, was er irgendwie erreichen konnte, u. a. schlug er die 
rensterscheiben ein und das Kreuzholz aus den Fenstern heraus. 
Ils die Polizei erschlen, setzte R. sich auch dieser zur Wehr. 
sdur dem herzhaften Zugreifen eines Polizeibeamten ist es 
u danken, daß der brutale Mensch gefesselt und verhaftet 
verden konnte. 
Schönberg, 11. April. Die Schnepfenzüge bringen 
n diesem Jahre außerordentlich reiche Beute, so daß anzu— 
iehmen ist, daß die Schnepfen auf ihrer Wanderung nach dem 
storden diesmal reichlicher eingekehrt sind. Die Beuten sind 
nallen Revieren gleichmäßig gut. Es werden von einzelnen 
gersonen an einem Tage oft zehn und mehr Stüd erlegt. 
die Forsttaxe beträgt hier 3,.50 Mufür das Stück, wirklich 
in ,sühzer“ Braten. Am 15 Apvril beginnt die Schonzeit. 
Briefkaften der Redaktion. 
Ein Wißbegieriger, Parlstraße. Sie bitten uns im Namen 
ieler Konzertbesucher, bei dem Verein der Musikfreunde dahin 
vorstellig zu werden, zum Abschied unseres verehrten Kapell— 
neisters Herrn Aben droth außer dem Schlußchor der 9. Sin⸗ 
onie uns noch ein anderes in diesem Winter gehörtes Chorwerk 
ur Aufführung zu gewähren und ichlagen dafür das Verdi— 
he Requiem oder das Brahmssche Schicksalslied vor. Wir 
rürden Ihrem Wunsche gerne entsprechen, machen Sie aber darauf 
ufmerksam, daß das Requiem nicht allein einen Abend füllen 
oürde. Sie haben indessen wohl übersehen, daß der Verein 
zhren Wunsch zu erfüllen bereit ist, denn es wurde bereits 
uf dem Programm des letzten Sinfoniekonzerts angezeigt, daß 
m 1. Mai vor der 9. Sinfonie das Krahmssche Schidsalslied zur 
Aufführung gelangt. Es wird sich daher wohl erübrigen, Ihre 
Ritte auch unsererseits an den Verein weiterruneben 
Stuttgarter Brief. 
(Von unserem d.Korrespondenten.) 
Stuttgart, 9. April. 
Wer es bis jetzt noch nicht gemerkt haben sollte, 
vie populär und beliebt König Wilhelm II. in seinem 
rande ist, der kann in diesen Tagen, da das württembergische 
Königspaatr die Feier seiner silbernen Hochzeit begeht, einen 
zegriff davon bekommen. Allenthalben sind geschäftige Hände 
im Werke, um Straßen und Plätze festlich zu schmäücken. 
hon allen Häusern flattern Fahnen in den württembergi— 
hen und schaumburg⸗lippeschen Farben. Am schönsten 
räsentiert sich der Schloßplatz, der den Mittelpunkt der 
estlichen Ereignisse bildet. Die fürstlichen Gäste des Königs 
nd bereits alle eingetroffen, unter ihnen das badische 
zroßherzogspaar, der Prinz Johann Georg von Sachsen,« 
ie Geschwister der Köniain und die Fürstlich Wied'sche 
romftlie 
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ichen, die einen erhöhten Aussichtsposten auf den Dächern 
ringsum zu erlangen vermocht hatten. von Erregung er— 
riffen wurden. 
Das Luftschiff war in Sicht! Richtig, da kam es schon 
mm Nebelgrau neben den Tärmen der Stiftskirche daher, 
hog dann in einer eleganten Schleife aus, um in direkter 
Fahrt auf das Schloß loszusteuern. Jetzt kannte die Be— 
zeisterung keine Grenzen mehr. Von oben, aus den 
ßondeln, sah man Tücher winken, und vieltausendfältig 
vinkte und jubelte es von unten empor. Dazu spielte die 
Zarademusik, die ihr übliches Mittagskonzert auf dem 
Schloßplatz gab, diae Begrüßungshymne aus Händels,„Judas 
Makkabaus: „Seht, er kommt mit Preis gekrönt!“ 
Aus dem Luftschiff begann es, Festblumen herabzuregnen, 
und ihren Höhepunkt erreichte die Huldigung, als sich vom 
Zuftschtff ein graziöser Fallfchirm loslöste, der unter einem 
n festlichen Farben prangenden Baldachin einen für das 
tönigspaar bestimmten kostbaren Blumengruß enthielt. An⸗ 
nutig schwebte der artige Sendling aus Himmelshöhen 
jerab. Aber man hatte nicht mit dem lieben Mob ge⸗ 
echnet. Kaum war die Blumenpost vor dem rechten Schloß— 
lügel zum Boden gelangt, da war sie auch schon in einem 
yüsten Menschenknäuel verschwunden, der von der ganzen 
zerrlichkeit nichts als den Fallschirm übrig ließ. In die 
zände des Königs ist weder eine Blume noch die Huldigungs— 
idresse gelanagt, von, der der Gruß des Grafen Zeppelin 
egleitet watr. Das war ein Mißklang, von dem er— 
reulicherweise nur ein kleiner Teil der festlichen Schar 
twas bemerkte. Das Luftschiff aber zog in stolzer Fahrt 
iach Cannstatt weiter, begleitet von den fröhlich- feier lichen 
zlängen des Liedes „Deutschland, Deutschland über alles!“ 
Eine reizende Ueberraschung für das Königspaar bot die 
Zuldigung der Kuünstlerschaft, die in märchen— 
zafter Form gestern abend vor Beginn der Festvorstellung 
m Boftheater im königlichen Privatgarten beim könig⸗ 
ichen Schloh vor sich ging. Etwa 400 bis 500 Jünger und 
Jüngerinnen der Kunst erschienen in grünen und weißen 
ßewändern, fackeltragend und Blumen streuend, vor dem 
Adniaspaar, das die Huldigung von der Terrasse aus 
mtaegernahm 
Einen Auftakt voll freudigster Stimmung und Be— 
zeisterung brachte am Freitag um die Mittagsstunde die 
zuldigung, die der alte Graf Zeppelin dem Königspaare 
nit seinem Luftschiff „Deutschland“ bereitete. Früh um 
29 Uhr war der Graf, obwohl das Wetter gar nicht 
inladend war, mit seinem Luftkreuzer von Friedrichshafen 
iufgebrochen, und in nicht viel mehr als vier Stunden 
at er trotz der widrigen Winde, die dem Luftschiff in 
is Flanken kamen, die Fahrt bewältigt. Auf dem Schloß-— 
latz wartete schon von 11 Uhr ab eine nach Tausenden 
ählende frohbewegte Menge, die mit Spannung die De— 
eschenanschläge vom glücklichen Verlauf der Fahrt verfolgte. 
Das Wetter hielt leidlich aus, und man tröstete sich damit, 
aß man wenigstens von oben her troden blieb. Etwa 
im 241 Uhr erschien der König mit seiner Gemahlin und 
einen fürstlichen Gästen auf dem Mittelbalkon des könig⸗ 
ichen Residenzschlosses, begrüßt von den jubelnden Zurufen 
er Volksmenge, wofür der König in seiner bekannien 
ebenswũurdigen und herzgewinnenden Weise dankte. Dann 
olte er seinen Kodak hervor, um sich ein paar Aufnahmen 
on setnes festlich versammelten getreuen Untertanen zu 
nachen. Inzwischen konnte man bemerken. dan die GlIna—
	        
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