Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

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J —559 * — 78 
p — 35 — F 
M —39 6 * —238 8 —— 
9. J 374 9 —38 —A 
7 —x F * 24 35 — * — 4 — 
——4 ——W⸗ * 389 —334 —9 — * 
6 I— 
Ausqabe A- 
Montag, den 10. April 1911. 
Abend⸗Blatt Rr. 184. 
willigung eines Wohnungsgeldzuschusses wurde bis zur Er⸗1 
edigung der weiter eingegangenen Gesuche um Gehaltserhöhung 
urückgestellt. 
E Schwartau, 10. April. Der Verein zur Se— 
ung des Fremdenverkehrs zählt nach dem Jahres—- 
ericht 358 Mitglieder, darunter ca. 60 in Lübeck. Der 
zoranschlag für 1911 sieht in Einnahme 7260 M und in 
lusgabe 7215 Muvor. Der neue Führer hat 3200 Mer—⸗ 
ordert, für erweiterte Reklame sind 1600 Mund für Kur— 
onzerte 500 Mevorgesehen. Es werden 12 Kur⸗ und 8 Markt⸗ 
onzerte abgehalten. Die Kurkonzerte werden zu den früheren 
zedingungen wieder in der Waldhalle stattfinden, die Mit⸗ 
lieder haben dieselben Vergünstigungen wie früher. Der 
Vohnungsnachweis soll künftig in genügender Anzahl gedruckt 
nd auf Verlangen auch nach auswärts abgegeben werden. 
— Bürgerverein. In der vorigen Sitzung war be⸗ 
ntengt, Lis itteln der Franceschen Stiftung kranken, un— 
enAeiten ianern die Wohltaten unserer Solquellen gzu— 
ngzlich zu rachetn. Da es fraglich erscheint, ob eine solche 
arn eubung mößtich ist, ist, wie der Vorsitzende mitteilte, 
er Berein fur Gemeindepflege selbständig vorgegangen in— 
ofern, als schon ab Ostern aus Vereinsmitteln 30540 arme 
zinder die Solbäder benutzen können. Die Inhaber der 
rrei Solquellen haben zu diesem Zwecke bereitwilligst ihre 
zedeanstalten zur Verfügung gestellt. Sodann wurde be— 
hlossen, beim Gemeinderat zu beantragen, für die Villen— 
raßen auf Kaltenhof endlich einen bestimmten Rechtszustand 
u schaffen und Sorge zu tragen, daß die Straßen ordnungs- 
nähig instand gesetzt werden, weil die Straßen (s. Bismardstr. 
ind Waldstraße) sich teils in einem verwahrlosten Zustande 
efinden. 
K. Ahrensbök, 10. April. Konfirmiert wurden 
am Palmsonntag 54 Konfirmanden (28 Knaben und 26 Mädchen). 
Lauenburg. 
2Mölln; 10. April. Konfermation. Konfirmiert 
wurden am Palmsonntag in der Nikolaikirche 100 Kinder 
51 Knaben und 49 Mädchen). — Dankschreiben. Am 
zeisetzungstage Kaiser Wilhelms J. 16. März 1888, hatte 
tne hiesige Dame in Berlin einige Kornblumen, die ja 
ekanntlich die Lieblingsblumen des alten Kaisers waren, 
rstanden und diese nebst einigen Thujazweigen, die den 
ßirlanden um das Denkmal Friedrichs des Großen ent— 
ommen waren, zu einem Sträußchen vereinigt und sorgfältig 
ufbewahrt. Dieses Sträußchen machte sie gelegentlich des 
dornblumentages in Kiel dem Prinzen Adalbert zum Ge— 
henk, dem sie ein sinniges Begleitgedicht beifügte. Darauf 
t der Dame im Auftrage des Prinzen aus seiner Privat⸗ 
anzlei ein sehr schmeichelhaft gehaltenes Dankschreiben zu— 
zsegangen, in welchem der Prinz dieser Dame zugleich die 
Mitteilung macht, daß er dies wertvolle Andenken der 
Sroßherzogin-Mutter Luise von Baden, der Tochter des 
ochseligen Kaisers Wilhelm J., zum Gefchenk gemacht habe. 
— Die Gesellenprüfung bestanden Sonnabend neun 
Malerlehrlinge aus unserem Kreise. 
Rs. Büchen-Bahnhof, 10. April. Konfirmiert 
vurden am Palmsonntag im Pfarrbezirk Pötrau und Büchen 
39 Kinder (13 Knaben und 26 Mädchen). 
Großherzogtümer Medlenburga. 
88 Grevesmühlen, 10. Aoril. In gemeinschaft— 
icher Sitzung des Magistrats undBürgeraus— 
chusses wurden die dem Stadtsekretär noch zustehenden Ge— 
»ühren aus Grundbuchsachen gegen Gewährung einer Gehalts— 
ulage von 300 Mabgelöst Das Gehalt des Kämmerei— 
herechners Siegfried erhöhte man auf 1600 Wd. Erhöht wurden 
* die Gehälter der Diener um 150 bis 300 Meund das 
pᷣehalt der Feldhüter um 100 bis 260 M. Genehmigt wurde 
ie Satzung des für den Bau der Nebenchaussee Grevesmühlen— 
Vedendorf gebildeten Wegevetrbandes. — Verli ehen ist 
Zausmann Schaeffer der Titel eines Kommissionsrats und den 
-zchulzen Kähler zu Gostorf und Baumann zu Gr.-Pravtshagen, 
ie 25 Jahre ihr Amt verwaltet haben, die vom Großherzog 
zriedrich Franz III. gestiftete silberne Medaille. — Ihre 
oldene Hochzeit feierten Rentner Efrüher Ackerbürger) 
zeinr. Berens und Frau. — Das Superintendentur— 
ehrerinnenexamen bestand Irl. Margarete Sager von 
ier — Ein Luftballon flog gestern mittag in be⸗ 
rächtlicher Höhe in der Richtung von Nordwesten nach Süd— 
osten an unserem Ort vorbeit 
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Kiel, 10. April. Das zurtransatlani *4 g⸗ 
zXxpedition bestimmte Lufschitf „Susch ar behe das 
rufgefüllte Gas sür die Provefahrte ane: en 
st, zusammengelegt und Die e aennzen Aufbe⸗ 
vahrung nach Augsburg geschickt werden. Die Motorboot— 
zondel wird abmontiert und der Germaniawerft zugeführt. 
Vermischtes. 
Daͤe Autemobilkatastrophe in Mentone. Ueber den folgen⸗ 
chweren Automobilunfall in Mentone, dem verschiedene Deutsch- 
HJesterreicher zum Opfer fielen, werden noch folgende Einzel— 
)eiten gemeldet: Der Chauffeur Karl Großbauer, der 
n den Diensten eines Herrn Kiebert aus Wien steht, der sich 
gegenwärtig mit Familie in Mentone im Hotel de Louvre auf— 
zält, lud mehrere Freunde zu einer Automobilfahrt nach Monte 
Farlo ein. Fünf Personen nahmen diesen Vorschlag an. Der 
Thauffeur fuhr mit dem 120pferdigen Automobil seiner Herr⸗ 
chaft von Nizza ab und raste die Straßen entlang. Hinter 
»er Oktroibarriere von Madone machte das Automobil plötlich 
ine Wendung nach rechts und fuhr mit voller Geschwindigkeit 
egen einen der eisernen Träger für die Leitung der elektrischen 
traßenbahn. Das Automobil wurde durch den Anprall voll⸗ 
ändig in Stücke gebrochen. Die fünf Personen und der Chauffeur 
vurden auf die Straße und in den Graben geschleudert. 
kiner der Insassen, der 31jährige Mechaniker Bechecat aus 
Nentone, erliktt einen Bruch des Genickes und war auf der 
ztelle tot. Drei andere, ein Oesterreicher namens Johann 
'ohud, Angestellter in einem Modemagazin in Mentone, erlitt 
inen doppelten Schädelbruch; der Chauffeur Großbauer hat 
rehrere Rippen gebrochen und schwere Kopfverletzungen davon—⸗ 
etragen; ein anderer Oesterreicher hat zahlreiche Verlehzungen 
im ganzen Körper erlütten. Ein Herr Hosel aus Magdeburg 
st ohne jede Verletzung davongekommen. 
Eine eigenartige Krönungszeremonie in Indien. In J dien 
vird die feierliche Proklamation der Thronbesteigung König 
sßeorgs V. — es handelt sich hierbei um die Besteigung 
»es indischen Kaiserihrones — von einer eigenartigen, „Tulat“ 
zenannten Zeremonie begleitet sein. Wie die Daily Mail 
ꝛrzählt, wird ein dem Gewicht des Königs entsprechendes 
eisernes Gewichtstück auf eine der Schalen einer großen 
Wage gelegt werden, während auf die andere Schale Gold— 
ind Silbermünzen gelegt werden sollen, bis die Wage 
jsenau ins Gleichgewicht gebracht ist; man wind also, mit 
indern Worten, das Gewicht des Königs in klingender 
Münze haben. Alle Münzen, die zur Hersitellung der „Tulat“ 
erwendet werden, will man an arme Leute verteilen. 
die Zeremonie wird in Kalkutta vor sih gehen. und man 
jat berechnet, daß sie eine halbe Ml'on kosten dürfte. 
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tellt. Das Plätten wurde sowohl an einachec e alrs aud, 
in der schwieriger zu behandelnden Herrenwasche, an echter 
Spitzen, Decken ꝛc. gelehrt, und was man als Proben davon zu 
ehen bekam, war mustergültig. Sehr reichsaltig gedaltete sich 
ie Ausstellung der Abteilung für Maschinennähen; auch hier 
purde, mit dem Einsachsten beginnend, bis zu reichsten Aus— 
jattungsnähereien fortschreitend gearbeitet, und es verdient 
in besonderes Lob, daß hier nur gutes Material und gute 
zpitzen verwendet wurden. Wahre Kunstwerke fand man unter 
en Kunststickereien in à jour⸗ und Leinendurchbruch-Arbeiten, die 
o viel Beifall fanden, daß die zwei schönsten Stücke, ein 
zissen und eine Decke, für je 50 Misofort verkauft wurden. 
deben solchen Kunstfertigkeiten wurde die einfache Handarbeit 
ber keineswegs vernachlässigt, das Stopfen und Flicken und 
as Namensticken wurden regelrecht erlernt, und wie geschickt 
rie Schülerinnen auch darin wurden, bewies u. a. eine geradezu 
unstvoll geflickte seidene Bluse. 
Sehr interessant waren die Leistungnen der Handarbeits-Semi—⸗ 
iaristinnen. Hier waren Arbeiten nach der alten und der neuen 
MNethode zum Vergleich nebeneinander gestellt. Die früher 
jebräuchlichen Uebungs- und Muslertücher sind verschwunden, 
ind was zu lernen ist, wird an praktischen Gebrauchsgegen⸗ 
tänden erlernt. Statt der ermüdenden langen Nähte mit der 
zand wird die Nähmaschine benutzt. Schon im Kindergarten 
derden die Schülerinnen im ersten Schuljahr auf die späteren 
dadelarbeiten vorbereitet, und wenn sie dann an der Puppe 
rbeiten, im Weißnähen vorwärts gekommen sind und schnei— 
ern, dann müssen sie auch alle Schnitte selbst finden, und die 
üher so geisttötende Art, die jediglich eine gewisse Hand- 
ertigkeit im Auge hat, ist durch eine Methode ersetzt worden. 
ie auch auf diesem Gebiete die Schülerinnen zum Denken ver— 
inlaßt und schöpferische Gaben gesund entwickelt. Daß die 
damenwelt dieser Abteilung der Frauengewerbeschule ein ganz 
esonders lebhaftes Interesse entgegenbrachte, ist begreiflich. 
eider soll aber, wie wir hören, gerade dieser für unsere 
eranwachsende weibliche Jugend so wichtige Kursus eingehen, da 
e beantragte Lehrkraft nicht bewilligt werden dürfte. Es ist dies 
im so mehr zu bedauern, als ja den Frauen Lübecks so wenig 
erwerbsmöglichkeiten offen stehen. Hoffentlich gelingt es noch 
n letzter Stunde, das Handarbeits-Seminar zu retten. 
Alles in allem kann nur gesagt werden, daß die Ausstel⸗ 
'ung, die von fast 2000 Personen besucht wurde, einen glän—⸗ 
enden Beweis von der Leistungsfähigkeit der Frauengewerbe⸗ 
chule lieferte und sowohl der verdienstvollen Leiterin, als auch 
den Lehrerinnen und Lehrern der Anstalt zur Ehre gereichte. 
— — 
gus den Rachbargebieten. 
Schles wig⸗Holfftein. 
Kiel, 10. April. Die Gesellschaft freiwilliger 
Armenfreunde, deren Haupteinnahme in den ihr vertrags⸗ 
näßig zustehenden Ueberschüssen aus der städtischen Spar⸗ und 
deihkasse besteht, hat im letzten Jahre den Betrag von 172 380 M 
ꝛrhalten und konnte im ganzen 105 554 Meals Einnahme in 
»en neuen Etat einstellen. Davon wurden 114 416 Mäzur 
Verfügung der ständigen Ausschüsse für deren gemeinnützige 
ind Helfertätigkeit gestellt. Dem Reservefonds wurden 11 700 M, 
dem Pensions- und Reliktenfonds 12000 M und dem Spezial⸗ 
Reservefonds 14000 M überwiesen. Der Rest wurde für 
Unterstützungen an gemeinnützige Institute und Korporationen 
berausgabt. — Anschaffung einer Automobil— 
leiter. Die städtische Brandkommission hat bei den Stadt— 
kollegien den Antrag gestellt, der Beschaffung einer Benzin⸗ 
drehleiter durch die Brandkommission, und zwar aus den von 
der Landesbrandkasse zur Verfügung gestellten 30 000 Di zuzu— 
timmen. Die Benzinleiter ist nicht teurer als die üdfen ve⸗ 
eiter, eher billiger. 
Gravenstein, 10. April. Ein schlechtes Geschäft 
cheint die dänische Sparkasse mit dem in ihrem Besitz 
zefindlichen Hotel Stadt HBamburg zu machen, das 
einerzeit als dänisches Versammlungshaus gedacht gewesen ist. 
Das Hotel steht der Kasse mit 114000 M zu Buch. Dazu 
ämen noch 15 000 M, für die eine besondere Sicherheit ge— 
leistet worden ist. Da sich inzwischen gezeigt hat, daß das 
zotel nicht annähernd eine so hohe Summe zu verzinsen 
zermag, wurde beschlossen, den Buchwert auf 70 000 Muherab⸗ 
zusetzen. Tatsächlich sind 59 000 Muverloren worden, wenn 
auch der Verlust jener 15000 Mädie Sparkasse nicht selbst 
rrifft. 
Flensburg, 10. April. Zum Ehrenbürger zu 
ernennen beschlossen die Stadtkollegien den Geh. Kommerzien⸗ 
at Seldk anläßlich seines am 13. d. M. stattfindenden 
eunzigjährigen Geburtstages. Selck hat sich als ein Wohl—⸗ 
äter unserer Stadt gezeigt. 
Segeberg, 10. April. Der Kreishaushalts«- 
tat für 1911 wurde im Ordinarium auf 200 000 M 
ind im Extra⸗Ordinarium (Wegebau-Etat) auf 72500 M 
estgesetzt und die Kreissteuer in Höhe von 110000 
Mäauf 30 600 der umlagepflichtigen Steuerarten normiert; 
yon der erhobenen Summe kommen 20 00 für Provinzial— 
und 10 00 für Kreiszwecke zur Verwendung. Subventionen 
vurden bewilligt u. a. zur Vertilgung von Kreuzottern, zur 
Errichtung von 2 Tuberkulosefürsorgestellen, für die Arbeiter- 
olonie Rickling und das KrüppelheimAlten Eichen“ zu 
Stellingen. Die landwirtschaftliche Winterschule, die im 
5 ger errichtet werden soll, erfordert aus Kreismitteln 
— WVt. 
Großherzogtum Osdenburg, Fürstentum Lübed. 
kr. Eutin, 10. April. Der Gemeinderat beschloß, 
jerschiedene Bürgersteige der Straßen mit Klinkern zu be— 
egen. Die Stadt hat die Holsten- und Wilhelmstraße, Hotel—⸗ 
»esitzer Janus gehörend, übernommen. Zum Nachtpolizisten 
vurde Amtsbote Geberbauer aus Itzehoe gewählt. Das eigene 
Wasserwerk der Bahnverwaltung liefert nicht mehr genügend 
Wasser; der Gemeinderat will der Bahnverwaltung den Be— 
»arf von 60000 ebm aus dem städtischen Wasserwerk mit 
.1 Pf. das chm liefern. Ferner wurde beschlossen, eine 
Kassengehilfenstelle mit einem Gehalt von 1600 Meäauszu— 
chreiben. Das Gesuch der Handarbeitslehrerinnen um Be— 
— — — e 
Ausstellung der Arbeiten der Frauengewerbe⸗ 
schule. 
Papier, daran schließt sich das Tuch⸗, Band- und Basttflechten, 
ind schließlich kommen dann allerlei Körbe und Körbchen 
in die Reihe, unter denen einzelne durch reizvolle und ori— 
einelle Formen besonders hervorgehoben zu werden verdienen. 
luch unter den Laubsäge-Arbeiten waren recht nette Leistungen, 
ine Puppenwiege, Sandspiele u. dgas. Wie das Kind im 
S5pielen zum Lernen geführt werden soll und lernend spielen 
arf, zeigten bie als Spielzeug gedachten, unter Mithilfe 
er Kinder entstandenen größeren Schaustücke, wie ‚der Gar⸗ 
en“, die Rodelbahn“ oder „das Zwergenhaus“ ꝛc. 
)ahß beim Aufbau dieser Spielzeuge auch auf die Billigkeit 
er Herstellung besonderes Gewicht gelegt wurde, sei gleich— 
alls anerkennend erwähnt. Man sieht, daß die jungen Kinder—⸗ 
ärtnerinnen in der Schule etwas JZüchtiges gelernt haben, ihre 
lusbildung ist gründlich und vielseitig und nimmt trotzdem 
sur 114 Jahre in Anspruch. Selbst auf ihre Verwendbarkeit 
ind Mitarbeit im Hause wird gebührend Rüdsicht genommen, 
bie man sich bei ihren Weißnähereien und Handarbeiten und 
hren Leistungen im Plätten leicht überzeugen konnte. Der 
zesuch des Kindergärtnerinnen-Kurses ist sehr gestiegen, die 
dachfrage nach gut ausgebildeten jungen Mädchen ist ja so 
ebhaft, daß kaum für die Hälfte der angebotenen Stellen 
zewerberinnen vorhanden sind. Es sei daher gleich hier be— 
nerkt, daß am 1. Mai ein neuer Kursus beginnt. 
Nachdem man noch im Sinterhaus die Leistungen des 
zchneiderkurses besichtigt hat und überrascht wurde durch die 
ediegene und geschmackvolle Arbeit, die die fertigen Kleider, 
»ie Blusen und die Hüte erkennen ließen, begab man sich in 
as erste Stockwerk, um zunächst in den Vorderräumen die 
zeichnungen des Zeichenlehrerinnen-Kurses in Augenschein zu 
ehmen. Auch hier waren zahlreiche treffliche Arbeiten aus— 
estellt, die von besonderer Begabung und von regem Fleiß 
in erfreuliches Zeugnis ablegten. Wie tüchtig hier gearbeitet 
curde, beweist schon der Umstand, daß sämtliche 19 Schülerinnen 
es Kurses die Prüfung bestanden haben. Es wäre nur zu 
bdünschen, datßz sie die Früchte ihres Studiums bald durch 
ine Anstellung zu ernten in die Lage kämen. Auch hier war 
ie Ausbildung gründlich und vielseitig, das Zeichnen und 
Malen nach der Natur und dem lebenden Modell wurde mit 
estem Erfolg betrieben und dabei das Projektionszeichnen und 
ie Perspektive nicht vernachlässigt. Es ist schade, daß uns 
sier der Raum fehlt, einzelne Zeichnungen und Aquarelle und 
Ztudienlöpfe besonders herauszugreifen, jedenfalls hat die 
zchule hier vorzügliche Ergebnisso gezeitigt. 
Im Flügel waren die verlschiedenen Handarbelten ausge⸗ 
S Lübeck, 9. April. 
Nach einer Pause von drei Jahren veranstaltete die hiesige 
Frauengewerbeschule in ihrem Schulhause in diesem Jahre wieder 
eine Ausstellung ihrer Arbeiten, die nicht nur einen klaren Ein—⸗ 
;lich in die Tätigkeit dieser segensreich wirkenden Lehranstalt 
zewährte, sondern auch erkennen ließ, welche großen Fort— 
schritte auf allen Gebieten in der Zwischenzeit gemacht wurden. 
Die Ausstellung war im ganzen viel reicher als sonst und im 
rinzelnen wesentlich besser. Vier neue Unterrichtsräume, die in— 
wischen hinzugekommen sind, reichten mit den alten Räumen 
‚zusammen kaum aus, um die Fülle der Arbeiten zu zeigen, so 
daß selbst das Treppenhaus mit Zeichnungen behängt werden 
nußte, unter denen viele waren, denen man einen bessern 
Platz gewünscht hätte.. 
Im Erdgeschoß auf der Diele zeigte die Kochschule ihre 
Kunst in der Herstellung von allerlei Torten und Bäckereien, 
»on deren Güte man sich gleich überzeugen konnte, denn im 
eriten Zimmer wurde dazu auch herrlich duftende Schokolade 
und Bouillon serviert. Im zweiten Zimmer waren die Arbeiten 
des Kindergärtnerinnen-Seminars und des Kindergartens zu 
sehen, die das ungeteilte Interesse der zahlreichen Besucher 
mit Recht in Anspruch nahmen. Da war links die Durch— 
ührung des Einheitsstoffes zu sehen, die dem Beschauer zeigte, 
in welcher Weise der Kindergarten, stusenmähig vorwärts— 
schreitend, die Anschauungen und Erfahrungen der Kleinen 
in der Natur zum Unterricht verwendet. Was die Kinder 
auß Spaziergängen, in Haus, Hof und Garten, beim Besuch 
in Werkstätten gesehen und aufgefaht haben, wird durch an 
das Gesehene anknüpfende Beschäftigungen im Kindergarten durch 
Bauen, Zeichnen Modellieren und Naͤhen veriteft. Tie aus— 
gelegten Kinderarbeiten ließen erkennen, mit welcher Freude 
und wachsendem Verstandnis die Heine Welt die aufgmommenen 
Eindrüge verarbeitete, namentlich verrieten verschiebene Wieder— 
gaben des Pferdes und des Sperlings eine recht glückliche 
Naturbeobachtung. 
Im nächsten Zimmer sind die Arbeiten der Kindergärtne⸗ 
rinnen und ⸗Pflegerinnen in den verschiedenen Techniken unter⸗ 
nebracht. Da sah man die bekannte Froͤbelmappe und die 
Fortentwicklung einzelner Arbeitsgattungen vom einfachen Pa⸗ 
ʒierausschneiden bis zur Applikationsarbeit in versaiedenen 
Stoffen. Eine Fulle hübscher Sachen war das Ergebnis der 
lebung im Flechten. Den Beginn macht das Flechten von
	        
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