Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

ürztlichen Hochschulen aufgenommen wird. 2. Bei der Beratung 
lüber die Neuregelung der Lebensmittel⸗Gesetzgebung ist die 
Zuziehung von Tierärzten notwendig. 3. Die Organisation der 
animalischen Nahrungsmittelkontrolle erfolgt zweckmähßig durch 
allmählichen Ausbau der für die Fleischbeschau vorhandenen 
Organisation.“ — Die Tagesordnung war damit erschöpft. 
Als Ort für die Plenarversammlung im Jahre 1912 wurde 
Eisenach bestimmt 
Im saale der Universität Leedes in Englaud 
biel ee J. der, in Lübeck wohlbekannte Direltor 
T. R. Dawes, der bereits mehrere Jahre als Führer des 
cnglischen Ferien⸗Kurfus in Lübeck geweilt hat, einen Vor⸗ 
irag über den Hansabund und Deutschlands See⸗ 
ma chtim Mittelalter“. Die VYorlshire Post gibt einen 
urzen Auszug aus dem Vortrage, indem sie schreibt: „Herr 
Dawes, dessen Vortrag von Lichtbildern erläutert wurde, wies 
darauf hin, daß der „Hansabund“ keineswegs aus wenigen 
Seehäfen gebildet sei, daß sich vielmehr eine große Reihe 
von Städten, auch von solchen des Inlandes, 
und nicht nur deutsch sprechenden, zum Schutze 
des Handels vereinigt hätten. Heute, wo soviel Interesse 
ar die relative Stärke der deutschen und englischen Flotte 
herrscht, sei es gut, zu wissen, wie die Stärke der Seemacht 
Deutschlands in der Vergangenheit war. Ein großer Teil 
des Ostseehandels lag in der Hand Englands, englische Schiffe 
zührten die Waren fort. Aber es blieb nicht immer so, denn 
während der Zeit der englischen „Rosenkriege“ (Krieg der 
roten und weißen Rose) waren es Schiffe der deutschen Hansa, 
die den Ostseehandel unter dem Schutz des mächtigen Hansa⸗ 
bundes führten. Die Deutschen blickten stolz auf diese zähen, 
erfahrenen alten Seeleute, welche mit keiner großen nationalen 
Macht hinter sich, die Republik Deutschlands auf See errich⸗ 
teten. Herr Dawes fuhr fort, indem er auf einige interessante 
Punkte im Kranz der hanseatischen Städte hinwies. Besonders 
schloß er in seine Betrachtungen Lübeck und Wisby im 
14. Jahrhundert ein. Von Wisby pflegte man zu sagen, 
daß die Bewohner ihr Gold in Pfunden wogen und daß ihr 
Spielzeug Diamanten gewesen, ihre Schweine aus silbernen 
Trögen getrunken und die Frauen auf goldenen Spindeln 
gesponnen hätten. Die Dänen seien ihre schlimmsten Feinde 
gewesen, und die Kämpfe in den Hanseatenkriegen wurden 
durch die wendischen Städte am Gestade der Ostsee aus— 
gefochten. „Das Buündnis war eine große Seemacht“, lo 
folgerte der Redner. Im Verlaufe des Vortrages wurden 
Bilder von Schiffstypen gezeigt, wie sie in der Glanzzeit der 
Hanfa gebraucht wurden.“ — Wenn wir recht unterrichtet sind, 
vird auch in diesem Sommer ein englischer Ferienkursus 
hier in Lübeck stattfinden. 
eLübeck⸗Büchener Eisenbahu⸗Gesellichaft. Betriebs⸗ 
krgaebnisse jür den Monat März 1911. Befördert 
nd (nach den vorläufigen Ermitlelungen): 
1911 470 543 Personen und 132016 t Gülter, 
gegen 1910 460 066 ⸗ ⸗143 348 ⸗ 
Eingenommen sind: Gesamt 
Pers⸗ Güter⸗ Neben- Zu⸗ ystn sague 
Verlehr Veriehr einnahm. sammen bihde 
Mt. Mk. Mk. Mt. Mk. 
1911 vorläufig 259 301) 366403 75600 661304 1903 738 
1910 5 2289 7049) 342 176 70 000 701 880 1811057 
Anterschied 
-040 422 53 600 -20576 - 92 681t 
1910 endgültig 317 0060 368 85 96 I26 78ö 2087 6 
18910 fiel das Osterfest in den März, 1911 in den Monat April 
SDer Aufftiesg des Ballons „Lübeck“ am Palmsonntage 
nahm einen zufriedenstellenden Verlauf. Mit den Füllarbeiten 
wurde um 8125 Uhr begonnen und Punkt 10 Uhr konnte der 
Ballon unter Führung des Herrn Oberleutnants von 
Cosfsel vom Ratzeburger Jägerbataillon und mit den Herren 
Rechtsanwalt Otto Schorer und Ritterguts— 
befitzer Hermann C. Bosck aus Köthel bei Teterow als 
Mitfahrer abgelassen werden. Es herrschte eine nur sehr 
cchwache Luftbewegung, und kaum merklich zog der Ballon 
m etwa östlicher Richtung davon, nachdem er eine Höhe von 
ungefähr 1000 m erreicht hatte. Bei dem herrlichen sonnigen 
Wetter konnte der Ballon noch fast 2 Stunden lang von 
Lübeck aus beobachtet werden. Die Landung erfolgte glatt 
um 2 Uhr bei Wohlenberg an der Wohlenberger Wiek un— 
weit des Gutes des Herrn Grafen Herzberg, woselbst die Luft⸗ 
ahrer sehr liebenswürdige und gastfreie Aufnahme fanden. 
er 11 Narslibonde dan ta Neroine für Quftitiftenke 
nerin, Frau Dr. Bartsch-Jonas (Desdemona), tam das 
herrliche Liebesduett am Schluß des ersten Aktes zu hervor⸗ 
ragender Wirkung. Der wundervolle Wechsel in der Harmonie 
auß den Worten „Und küß mich wieder“ ist einer der schönsten 
Klangeffekte der Oper; er wieberholt sich in Othellos Sterbe— 
szene. Frau Dr. Bartsch-Jonas ließ uns gestern mehr 
denn je bedauern, daß wir sie verlieren werden. Eine so poesie— 
verklärte, unschulds- und hingebungsvolle Desdemona dürfte 
nicht leicht zu finden sein. Dabei fand die Künstlerin, na⸗ 
mentlich im vierten Akt, Töne rührendster Ueberzeugung. Das 
Volkslied „Sie saß mit Leide auf öder Heide“, wie das 
Gebet wird kaum jemand ohne große Ergriffenheit gehört 
haben, vielleicht ganz darüber vergessend, auf welch' künst- 
lerischer Höhe das wundervoll Ningende Piano stand. Unser 
stets tüchtiger Bariton, Herr Langefeld, brachte auch seinen 
Jago wieder zu hochdramatischer Wirkung; die Szene mit 
Othello am Schluß des zweiten Aktes wies gewaltige Effelte 
aus, ebenso wie seine Soloszene. Herr Melzer stattete den 
Lassio mit hübscher Erscheinung aus, immerhin etwas Wert⸗ 
bolles jür den Kontrast mit Othello, um dessen Eifersuch 
nur noch mehr anzustacheln. Was der Künstler zu singen 
hatte, zeichnete sich durch Wohlklang aus. Frau Maria 
Krüger, der die Rolle der Emilia zugefallen war, berührte, 
wie immer, synmpathisch; sie lieh ihrer Partie echt weib— 
liches Empfinden, unterftützt durch schöne Stimmittel. 
Die übrigen Beieiligten: Rodrigo: Herr Max Haas, 
Lodovico: Herr Hugo Vollmer und Wonlano, Herr Ottd 
Monmer t rugen zum Gelingen der Oper bei. Durch seinen 
Fleiß, seine Umsicht und Hingabe an rein künstlerische Ideale 
hat Serr Kapellmieister Pferffer ung einmel wieber e 
ar oßen zoiusikalischen Genuß verschafft; das Orchester folgt 
allen Vorgängen auf der Buhne mit größter Anschmiegung 
und zeigte sich außerordentlich klangschön vDer Seesturm zu 
Beginn der Oper lam im Verein mit dem Chor zu gewaltiger 
Wirkung. Sonst ist der Chor wenig beteiligt, nur noch im 
zweiten Akt begrüßen die Frauen und Mädchen Desdemond 
it reizvollen Weisen unter Mandolinen- und Gitarrerbegleitung. 
Die Tätigkeit unseres Oberregisseurs Serrn Hans Islausb 
datte farbenprächtige Bilder geschaffen und van auch sonsi 
bewußt gewesen, der Oper den rechten Anterarund iu aehen 
Herr Konsul Behn, war dem Ballon in seinem Auto gefolgt 
und war bei der Landung zugegen. Der Ballon selbst wurde 
bon Klütz aus per Bahn nach hier zurückgesandt. 
J Straftanmmer III. Sitzung vom 8. April. Wegen 
Diebstahls hat der Arbeiter Friedrich Wo. sich zu ver— 
antworten. Der Angeklagte ist wegen Diebstahls einmal mit 
3 und dann mit 14 Tagen Gefängnis bestraft. In den 
letzten Monaten sind in dem im Hause Hüxstraße 81 belegenen 
daden des Händlers Langsner Diebstähle begangen. Der Dieb 
zenutzte die Gelegenheit, daß Langsner seinen Laden verlassen 
datte, um von der Straße aus auf die Hausdiele und dam 
zurch die unverschlossene Ladentür in den Laden zu gelangen 
Am 26. Januar wurden aus dem Laden acht goldene Remon— 
oiruhren mit Doppeldeckel, sowie eine Aluminium⸗Remontoiruhr. 
erner eine Hose und ein Jackett gestohlen. Am 7. März wurde 
ruf gleiche Weise eine silberne Damen-Taschenuhr gestohlen. 
detzteren Diebstahl gab der Angeklagte ohne weiteres zu, be—⸗ 
zangen zu haben. Aus dem ersten Diebstahl hat der Angeklagte 
ie Kleidungsstücke versetzt. Er will sie von einem Unbekannten 
ekommen haben. Im Gefängnis hat er einem Mitgefangenen 
exzählt, er habe bei dem Juden Langsner mehrere Diebstähle 
rusgeführt. Das Urteil lautet auf eine Gefängnisstrafe von 
3 Monaten. — Des Diebstahls hat sich auch der Schweizer 
Johann Fr. aus Belgard, der schon recht oft und auch 
mehrfach wegen Diebstahls vorbestraft ist, schuldig gemacht. 
Am 7. Februar vermietete der Angeklagte sich unter dem 
Namen eines Knechtes Lüth bei dem Gutspächter Hasselmann 
zu Christinenfeld und legte dabei auch- auf diesen Namen 
lautende Legitimationspapiere vor. Es stellte sich danm heraus. 
daß der Angeklagte die Papiere gelegentlich seiner Anwesenheit 
in der Wohnung des Gesindevermieters Syska in Lübed diesem 
gestohlen hatte. Syska hatte die Papiere von dem Eigentümer 
derselben zur Aufbewahrung erhalten. Der Angeklagte witd zu 
) Monaten Gefängnis und zum Verlust der bürgerlichen Ehren⸗ 
echte auf 5 Jahre verurteilt. — WMegen Bettelns und 
Diebstahls steht der wegen letzter Straftaten schon viermal 
estrafte Arbeiter Albert A. aus Buchow unter Anklage. Am 
18. März befand der Angeklagte sich auf einem Bettelgange 
n der Königstraße. Er kam auch in das Haus Nr. 95, wurde 
jort aber abgewiesen und mußte das Haus verlassen. Gleich 
Arauf kehrte er wieder um, ging in ein offenes Zimmer und 
ignete sich ein dort liegendes Paket an, in dem er Wäsche 
ermutete. Es befanden sich zwei Dienstmädchenröcke in dem 
baket. Die Eigenftümerin des Pakets hatte den Diebstahl be— 
nerkt, sie verfolgte den Dieb und nahm ihm die Röde wieder 
ib. Der Angeklagte wird zu 9 Monaten Gefängnis und zum 
Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte auf 5 Jahre verurteilt. — 
Lbenfalls wegen Diebstahls hat sich der Maurergeselle Frit 
Mö. aus Sievertshagen zu verantworten, der wegen Diebstahls 
nicht weniger als 10 mal bestraft ist. Am 18. März war der 
Maurergeselle W. an dem Hause Traunstraße Nr. 15 mit dem 
lusbessern einer strahenwärts belegenen Kellertreppe beschäftigt. 
kr hatte sein Arbeitsgerät, darunter eine Wasserwage, an dem 
ezeichneten Hause niedergelegt und ließ es dort auch während der 
Mittagszeit liegen. Um jene Zeit kam der Angeklagte durch 
die Braunstraße. Er nahm die Wasserwage mit, um sie zu 
berkaufen. Bevor er dazu kam, wurde er verhaftet. Urteil: 
bJahr Zuchthaus und Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte auf 
5Jahre. — Des Rückfallsdiebstahls hat sich ferner 
der Arbeiter (Händler) Oskar Be. aus Hamburg schuldig gemacht 
Er ist wegen Diebstahls schon 8 mal, darunter wiederholt mit 
Zuchthaus bestraft. Am 19. März war der Arbeiter Wilhelm 
St. in angetrunkenem Zustande in der Zentralherberge hier einge⸗ 
kehrt und schlief, im Gastzimmer sitzend, ein. Der ebenfalls 
anwesende Angeklagte machte sich an St. heran und nahm ihm 
Uhr und Kette ab, um diese Gegenstände zu verkaufen, um sich 
Lebensmittel anzuschaffen, wie er behauptet. Das Urteil lautet 
auf eine Zuchthausstrafe von 1 Jahr und 6 Monaten unter 
Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf 5 Jahre. — Ferner 
hat sich wegen Diebstahls zu verantworten der Hausdiener 
sugo Gl. von hier, der einmal wegen Beihilfe zum Diebstahl 
und ferner wegen Diebstahls vorbestraft ist. Am 16. März 
zing der Angeklagte auftragsgemäß nach der Scheereschen Fabrik 
am Retteich, um daselbst Fleisch abzuholen. Als er im Par⸗ 
terre der Fabrik niemanden antraf, ging er in den Keller und 
eignete sich dort drei frische Schweineschinken im Gewichte von 
etwa 55 Pfund und im Werte ron 40 Mean. Die Schinken 
nahm er mit nach seiner Wohnung, um sie dort einzusalzen und 
in seinem Haushalte zu verbrauchen. Der Diebstahl wurde bald 
nach der Ausführung entdeckt. Die Schinken wurden aus der 
Moßnung dos Mnaefsanten mi⸗enor ahdgeßbostf Das Urteil lautet 
C 
auf dem sich alles wirkungsvoll aufbaut. Am Schlusse sahen 
sich die Solisten auf das schmeichelhafteste ausgezeichnet; Herr 
Pennarini und Herr Langefeld durfien Riesenlorbeer— 
tränzzs in Empfang nehmen, während Frau Dr. Bartsch 
sich in einen Blumengarten versetzt sah. M. Stiehl. 
„Carmen.“ 
Gastspiel Evav. d. Osten vom Hoftheater in Dresden. 
Nachdem wir erst vor kurzem an unserer Bühne in 
Frau Preuse-Matzenauer eine Carmen gesehen, die wir 
ins nicht leicht überboten denken konnten, sollte dieser 
zroßen Künstlerin in Frl. Eva v. d. Osten am Sonntag 
ibend dennoch eine gleichwertige Nachfolgerin erstehen. Beid⸗ 
Bühnengrößen bringen für die Carmen das notwendigste 
Requisit mit. Ein stürmisch bewegtes, heißes Temperament, 
das sich dennoch in sehr verschiedener Weise kundgab, und 
ich darum einem hochinteressanten Vergleiche zu unterziehen 
atte. Frl. v. d. Osten fügte der ungebändigten Cigarrera 
nen gewissen vornehmen Stolz in Haltung und Bewegung 
Anzu, der auch einer Zigeunerin sehr wohl anstehen durfte, 
venn er ihr in die Wiege gelegt ist, und diefes Gefühl 
var es, das die Künstlerin auf die natürlichste Art zu 
vecken wußte. Die in allen Lagen wundervoll ausgeglichen⸗ 
Stimme ertegte von neuem Bewunderung. Prachtvoll war 
die Kartenszens herausgearbeitet, die sich auf düsterem 
runde, erst zaahaft und anostllch, bis zu herodischer Grohe 
ufbaute. Wiederum fesselte und begeisterte die Bper durch 
IIee der Titelpartie, ein Vorzug, den nicht viel— 
ieee e teilen konnen. Far den erkrankten Herrn 
—8— stets hülfsbereite Kammersänger SHert 
—— 
3, — X hervorragenden des tüchtigen Sängers, 
gestrigen Abend, gesanglich wie dar— 
tellerisch, etwas lässig? AUnsere beiden Gäste wurden, nach 
nicht endenwollenden Servorrufen. min Beifall und Blumen 
Werschuttet m. Sti.bl 
auf v Wionate Gefängnis. — Endlich hat sich noa, wegen 
Diebstahls der Matrose Johann Ma. aus Tworkau zu ver—⸗ 
antworten. Dieser Angeklagte ist wegen Diebstahls schon sechs— 
mal vorbestraft. Der Matrose Siupina hatte am 22. März 
auf dem im hiesigen Hafen liegenden Tampfer „Nhea“ seine 
Uhr in seinem Logis an der Wand hängen. An demselben Tage 
erschien der Angeklagte an Bord des Dampfers, angeblich, um 
sich anmustern zu lassen. Dabei betrat er das Logis des Slupino 
und eignete sich die an der Wand hängende Uhr an. Der Ange 
klagte will die Uhr an einen Unbekannten sür 2,60 Mi verkauft 
haben. Urteil: 1 Jahr Zuchthaus und Verlust der bürgerlichen 
Ehrenrechte auf 5 Jahre. — Wegen Versuches eines Ver— 
brechens nach 8 218 des Str.G.⸗B. bezw. wegen Versushs 
der Beihilfe zu diesem Verbrechen wird in nichtöffentlicher Sitzung 
gegen die Ehefrau Clara Sch. und die geschiedene Ehefrau Emmou 
K.sverhandelt. Das Urteil lautet gegen erstere auf 1 Monat 
und 14 Tage, gegen letztere auf 3 Monate Gefängnis. 
o- Verhaftet wurde der Hausdiener eines hiesigen Kauf— 
mannes, der sich der Urkundenfälschung und des Betruges 
zum Nachteil eines hiesigen Hotelbesikers schuldig ge— 
macht hat. 
o- Gestohlene Sachen? Bei einem hiesigen Wirte wurden 
vor einigen Tagen 2 Harken, 1 Spaten, 1 Schauset 
und eine oßse⸗-ckeenschere mit gelben Holzgriffen von einesr 
unbekanniten Mann, der die Geräte am nächsten Tage 
wieder abholen wollte, zurückgelassen. Da der Mann auch 
Rosenstöcke gegen einen Kümmel veräuzern wolltke, so ist 
es nicht ausgeschlossen, daß die Geräte aus einem bei 
einem Gäriner ausgeführten Diebitahl herrühren, da sie 
bis jekt nicht abgeholt sind. 
2 Nusse, 10. April. Bebohnung. Der elfiährige Sohn 
Dtto des Briefträgers Scheerer hat am 13. Febr. den 101äh- 
rigen Sohn Emil des Schuhmachers Brüggamann vom Tode 
des Ertrinkens gerettet. Der Lübecker Senat hat ihm eine 
silberne Uhr nebst Kette überreichen lassen. Die Uhr trägt das 
Lübecker Wappen und die Inschrift: „Für Rettung aus 
Lebensgefahr am 13. Februar 1911.“ 
Hamburg, 10. April. Der Lordmayor von 
London, Sir Vessey Strong, der ein langjähriges Mitglied 
des Guttemplerordens ist, wird an der Internationalen Gut⸗ 
bempler⸗Tagung hierselbst im Juni teilnehmen. 
Für die Errichtung von Baracken beim Allge⸗ 
meinen Krankenhause Barmbed beantragt der Senat 
bei der Bürgerschaft. einen Retrag von 480 000 M zu be— 
willigen. 
Kein Straßenbahnerausstand. Eine Versamm— 
lung von 1200 Angestellten beschloß in der Nacht zum Sonntag 
auf Anraten des Berichterstatters Rathmann aus Berlin, von 
der Vroklamierung eines Streiks abausehen 
—XX * — säb — — ——5 5 2552 — — — 
Neueste Nachrichten und Telegramme. 
Die Norddeuische Allgemeine Zeitung über den Besuch des 
Kronpriuzenpaares in Rom. 
Berlin, 9. April. Die Norddeutsche Allgemeine Zeitung 
schreibt in ihrer Wochenrundschau: Der Besuch, den der 
Kronprinz mit seiner Gemahlin in Rom abgestattet hat, 
ist in durchaus erfreulicher Weise verlaufen. Das italienische 
Königspaar und die Regierung, die römischen Behörden und 
nicht zuletzt das Volk von Rom bereiteten den deutschen 
Gästen eine glänzende Aufnahme, die von der Ankunft bis 
zum Abschied durch warme Herzlichkeit ausgezeichnet war. 
Die bei der Tafel im Quirinal gewechselten Trinksprüche be⸗ 
tonten neben den politischen Beziehungen der Dreibundmächte 
die das deutsche mit dem italienischen Volke verknüpfenden 
Interessen und das herzliche Verhältnis zwischen den Herr— 
icherhäusern Hohenzollern und Savoyen. Die lebhaften, oft 
begeisterten Kundgebungen, mit denen die Bevölkerung Roms 
unser Kronprinzenpaar geehrt hat, sind eine willkommene 
Antwort auf die unsinnige Unterstellung, der Empfang sei, 
und zwar auf einen Wunsch von Berlin aus, absichtlich kühler 
ausgefallen, als es ohne einen derartigen, selbstverständlich 
nicht erfolgten Wink, geschehen wäre. Wir drüden dem 
italienischen Königspaare wie der Regierung und dem Volt 
von Italien für ihre liebenswärdige und herzliche Gast-—⸗ 
freundschaft den wärmsten Dank aus. 
—AII— 
W. Berlin, 10. April. Der Bund der Viehhändler Deuisch— 
lands hatte an den Landwirtschaftsminister die Bitte gerichtet, 
die Einfuhr mageren dänischen Weideviehes zur Mästung zu 
gestatten; nunmehr ist eine ablehnende Antwort des Miniiters 
eingetroffen. 
Der Dampfer „Prinzen Irene“ wieder flott! 
W. Bremen, 10. Apris. Laut einer telegraphischen Mel— 
Ldung des Norddeutschen loyd ist der auf FLire Island ge— 
strandete Dampfer „Prinzeß Irene“ des Norddeutschen Llond 
gestern wieder flott geworden und nach Newyork weitergegangen. 
W. Esnen, 10. April. Eisenbahnminister v. Breitenbach 
ist im rheinisch-westfälischen Industriegebiet zur Besichtigung der 
Verkehrsanlagen eingetroffen. 
W. Newvuork, 10. April. Wie aus Mexiko gemeldet 
wird, stellt die Regierung in Abrede, daß sie die Magdalenebay 
den · Nereiniaten Staaten oder Janan habe üherlassen wollen 
W. Berlin, 10. April. In der Nacht zum Sonntag 
kraten zwei Kriminalschutzleute im Nordosten in eine Wirtschaft, 
aus welcher lauter Lärm drang, obgleich für die Wirtschaft 
schon die Polizeistunde eingetreten war. Als sie Feierabend 
geboten erhielten, nahm die Mehrzahl der Gäste, die sich aus 
jalbwüchsigen Burschen rekrutierte, den Beamten gegenüber eine 
drohende Haltung ein. Einer von den Beamten wurde dann 
on mehreren Rowdys aus der vorerwähnten Wirtschaft über— 
allen und mit Knütteln und Schlagringen so übel zuge— 
richtet. daß er besinnungslos in das Krankenhaus geschafft 
verden mußte. Einer der Angreifer, ein Gelegenheitsarbeiter, 
wurde durch einen von dem Schutzmann in der Notwehr 
abgegebenen Schuß an einem Bein verletzt. 
W. Berlin, 10. April. In Schoneberg wurden gestern der 
Kaufmann Eberling und seine Frau in ihrer Wohnung tot 
aufgefunden. Nach der ärztlichen Untersuchung liegt Gasver⸗ 
zistung vor. Ob Selbstmord oder ein unglüclicher Zufall den 
Tod herbeigeführt hat, steht bis jetzt nicht fest. 
W. Mainz, 10. April. Seit 72 Uhr früh brennt 
die Malzerei det Mainzer Aktienbierbrauerei in der Mathilden— 
straße. Das Feuer findet reiche Nahrung. In allernächiter 
Nähe befindet sich die Sektkellrei Kupferbera
	        
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