ürztlichen Hochschulen aufgenommen wird. 2. Bei der Beratung
lüber die Neuregelung der Lebensmittel⸗Gesetzgebung ist die
Zuziehung von Tierärzten notwendig. 3. Die Organisation der
animalischen Nahrungsmittelkontrolle erfolgt zweckmähßig durch
allmählichen Ausbau der für die Fleischbeschau vorhandenen
Organisation.“ — Die Tagesordnung war damit erschöpft.
Als Ort für die Plenarversammlung im Jahre 1912 wurde
Eisenach bestimmt
Im saale der Universität Leedes in Englaud
biel ee J. der, in Lübeck wohlbekannte Direltor
T. R. Dawes, der bereits mehrere Jahre als Führer des
cnglischen Ferien⸗Kurfus in Lübeck geweilt hat, einen Vor⸗
irag über den Hansabund und Deutschlands See⸗
ma chtim Mittelalter“. Die VYorlshire Post gibt einen
urzen Auszug aus dem Vortrage, indem sie schreibt: „Herr
Dawes, dessen Vortrag von Lichtbildern erläutert wurde, wies
darauf hin, daß der „Hansabund“ keineswegs aus wenigen
Seehäfen gebildet sei, daß sich vielmehr eine große Reihe
von Städten, auch von solchen des Inlandes,
und nicht nur deutsch sprechenden, zum Schutze
des Handels vereinigt hätten. Heute, wo soviel Interesse
ar die relative Stärke der deutschen und englischen Flotte
herrscht, sei es gut, zu wissen, wie die Stärke der Seemacht
Deutschlands in der Vergangenheit war. Ein großer Teil
des Ostseehandels lag in der Hand Englands, englische Schiffe
zührten die Waren fort. Aber es blieb nicht immer so, denn
während der Zeit der englischen „Rosenkriege“ (Krieg der
roten und weißen Rose) waren es Schiffe der deutschen Hansa,
die den Ostseehandel unter dem Schutz des mächtigen Hansa⸗
bundes führten. Die Deutschen blickten stolz auf diese zähen,
erfahrenen alten Seeleute, welche mit keiner großen nationalen
Macht hinter sich, die Republik Deutschlands auf See errich⸗
teten. Herr Dawes fuhr fort, indem er auf einige interessante
Punkte im Kranz der hanseatischen Städte hinwies. Besonders
schloß er in seine Betrachtungen Lübeck und Wisby im
14. Jahrhundert ein. Von Wisby pflegte man zu sagen,
daß die Bewohner ihr Gold in Pfunden wogen und daß ihr
Spielzeug Diamanten gewesen, ihre Schweine aus silbernen
Trögen getrunken und die Frauen auf goldenen Spindeln
gesponnen hätten. Die Dänen seien ihre schlimmsten Feinde
gewesen, und die Kämpfe in den Hanseatenkriegen wurden
durch die wendischen Städte am Gestade der Ostsee aus—
gefochten. „Das Buündnis war eine große Seemacht“, lo
folgerte der Redner. Im Verlaufe des Vortrages wurden
Bilder von Schiffstypen gezeigt, wie sie in der Glanzzeit der
Hanfa gebraucht wurden.“ — Wenn wir recht unterrichtet sind,
vird auch in diesem Sommer ein englischer Ferienkursus
hier in Lübeck stattfinden.
eLübeck⸗Büchener Eisenbahu⸗Gesellichaft. Betriebs⸗
krgaebnisse jür den Monat März 1911. Befördert
nd (nach den vorläufigen Ermitlelungen):
1911 470 543 Personen und 132016 t Gülter,
gegen 1910 460 066 ⸗ ⸗143 348 ⸗
Eingenommen sind: Gesamt
Pers⸗ Güter⸗ Neben- Zu⸗ ystn sague
Verlehr Veriehr einnahm. sammen bihde
Mt. Mk. Mk. Mt. Mk.
1911 vorläufig 259 301) 366403 75600 661304 1903 738
1910 5 2289 7049) 342 176 70 000 701 880 1811057
Anterschied
-040 422 53 600 -20576 - 92 681t
1910 endgültig 317 0060 368 85 96 I26 78ö 2087 6
18910 fiel das Osterfest in den März, 1911 in den Monat April
SDer Aufftiesg des Ballons „Lübeck“ am Palmsonntage
nahm einen zufriedenstellenden Verlauf. Mit den Füllarbeiten
wurde um 8125 Uhr begonnen und Punkt 10 Uhr konnte der
Ballon unter Führung des Herrn Oberleutnants von
Cosfsel vom Ratzeburger Jägerbataillon und mit den Herren
Rechtsanwalt Otto Schorer und Ritterguts—
befitzer Hermann C. Bosck aus Köthel bei Teterow als
Mitfahrer abgelassen werden. Es herrschte eine nur sehr
cchwache Luftbewegung, und kaum merklich zog der Ballon
m etwa östlicher Richtung davon, nachdem er eine Höhe von
ungefähr 1000 m erreicht hatte. Bei dem herrlichen sonnigen
Wetter konnte der Ballon noch fast 2 Stunden lang von
Lübeck aus beobachtet werden. Die Landung erfolgte glatt
um 2 Uhr bei Wohlenberg an der Wohlenberger Wiek un—
weit des Gutes des Herrn Grafen Herzberg, woselbst die Luft⸗
ahrer sehr liebenswürdige und gastfreie Aufnahme fanden.
er 11 Narslibonde dan ta Neroine für Quftitiftenke
nerin, Frau Dr. Bartsch-Jonas (Desdemona), tam das
herrliche Liebesduett am Schluß des ersten Aktes zu hervor⸗
ragender Wirkung. Der wundervolle Wechsel in der Harmonie
auß den Worten „Und küß mich wieder“ ist einer der schönsten
Klangeffekte der Oper; er wieberholt sich in Othellos Sterbe—
szene. Frau Dr. Bartsch-Jonas ließ uns gestern mehr
denn je bedauern, daß wir sie verlieren werden. Eine so poesie—
verklärte, unschulds- und hingebungsvolle Desdemona dürfte
nicht leicht zu finden sein. Dabei fand die Künstlerin, na⸗
mentlich im vierten Akt, Töne rührendster Ueberzeugung. Das
Volkslied „Sie saß mit Leide auf öder Heide“, wie das
Gebet wird kaum jemand ohne große Ergriffenheit gehört
haben, vielleicht ganz darüber vergessend, auf welch' künst-
lerischer Höhe das wundervoll Ningende Piano stand. Unser
stets tüchtiger Bariton, Herr Langefeld, brachte auch seinen
Jago wieder zu hochdramatischer Wirkung; die Szene mit
Othello am Schluß des zweiten Aktes wies gewaltige Effelte
aus, ebenso wie seine Soloszene. Herr Melzer stattete den
Lassio mit hübscher Erscheinung aus, immerhin etwas Wert⸗
bolles jür den Kontrast mit Othello, um dessen Eifersuch
nur noch mehr anzustacheln. Was der Künstler zu singen
hatte, zeichnete sich durch Wohlklang aus. Frau Maria
Krüger, der die Rolle der Emilia zugefallen war, berührte,
wie immer, synmpathisch; sie lieh ihrer Partie echt weib—
liches Empfinden, unterftützt durch schöne Stimmittel.
Die übrigen Beieiligten: Rodrigo: Herr Max Haas,
Lodovico: Herr Hugo Vollmer und Wonlano, Herr Ottd
Monmer t rugen zum Gelingen der Oper bei. Durch seinen
Fleiß, seine Umsicht und Hingabe an rein künstlerische Ideale
hat Serr Kapellmieister Pferffer ung einmel wieber e
ar oßen zoiusikalischen Genuß verschafft; das Orchester folgt
allen Vorgängen auf der Buhne mit größter Anschmiegung
und zeigte sich außerordentlich klangschön vDer Seesturm zu
Beginn der Oper lam im Verein mit dem Chor zu gewaltiger
Wirkung. Sonst ist der Chor wenig beteiligt, nur noch im
zweiten Akt begrüßen die Frauen und Mädchen Desdemond
it reizvollen Weisen unter Mandolinen- und Gitarrerbegleitung.
Die Tätigkeit unseres Oberregisseurs Serrn Hans Islausb
datte farbenprächtige Bilder geschaffen und van auch sonsi
bewußt gewesen, der Oper den rechten Anterarund iu aehen
Herr Konsul Behn, war dem Ballon in seinem Auto gefolgt
und war bei der Landung zugegen. Der Ballon selbst wurde
bon Klütz aus per Bahn nach hier zurückgesandt.
J Straftanmmer III. Sitzung vom 8. April. Wegen
Diebstahls hat der Arbeiter Friedrich Wo. sich zu ver—
antworten. Der Angeklagte ist wegen Diebstahls einmal mit
3 und dann mit 14 Tagen Gefängnis bestraft. In den
letzten Monaten sind in dem im Hause Hüxstraße 81 belegenen
daden des Händlers Langsner Diebstähle begangen. Der Dieb
zenutzte die Gelegenheit, daß Langsner seinen Laden verlassen
datte, um von der Straße aus auf die Hausdiele und dam
zurch die unverschlossene Ladentür in den Laden zu gelangen
Am 26. Januar wurden aus dem Laden acht goldene Remon—
oiruhren mit Doppeldeckel, sowie eine Aluminium⸗Remontoiruhr.
erner eine Hose und ein Jackett gestohlen. Am 7. März wurde
ruf gleiche Weise eine silberne Damen-Taschenuhr gestohlen.
detzteren Diebstahl gab der Angeklagte ohne weiteres zu, be—⸗
zangen zu haben. Aus dem ersten Diebstahl hat der Angeklagte
ie Kleidungsstücke versetzt. Er will sie von einem Unbekannten
ekommen haben. Im Gefängnis hat er einem Mitgefangenen
exzählt, er habe bei dem Juden Langsner mehrere Diebstähle
rusgeführt. Das Urteil lautet auf eine Gefängnisstrafe von
3 Monaten. — Des Diebstahls hat sich auch der Schweizer
Johann Fr. aus Belgard, der schon recht oft und auch
mehrfach wegen Diebstahls vorbestraft ist, schuldig gemacht.
Am 7. Februar vermietete der Angeklagte sich unter dem
Namen eines Knechtes Lüth bei dem Gutspächter Hasselmann
zu Christinenfeld und legte dabei auch- auf diesen Namen
lautende Legitimationspapiere vor. Es stellte sich danm heraus.
daß der Angeklagte die Papiere gelegentlich seiner Anwesenheit
in der Wohnung des Gesindevermieters Syska in Lübed diesem
gestohlen hatte. Syska hatte die Papiere von dem Eigentümer
derselben zur Aufbewahrung erhalten. Der Angeklagte witd zu
) Monaten Gefängnis und zum Verlust der bürgerlichen Ehren⸗
echte auf 5 Jahre verurteilt. — WMegen Bettelns und
Diebstahls steht der wegen letzter Straftaten schon viermal
estrafte Arbeiter Albert A. aus Buchow unter Anklage. Am
18. März befand der Angeklagte sich auf einem Bettelgange
n der Königstraße. Er kam auch in das Haus Nr. 95, wurde
jort aber abgewiesen und mußte das Haus verlassen. Gleich
Arauf kehrte er wieder um, ging in ein offenes Zimmer und
ignete sich ein dort liegendes Paket an, in dem er Wäsche
ermutete. Es befanden sich zwei Dienstmädchenröcke in dem
baket. Die Eigenftümerin des Pakets hatte den Diebstahl be—
nerkt, sie verfolgte den Dieb und nahm ihm die Röde wieder
ib. Der Angeklagte wird zu 9 Monaten Gefängnis und zum
Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte auf 5 Jahre verurteilt. —
Lbenfalls wegen Diebstahls hat sich der Maurergeselle Frit
Mö. aus Sievertshagen zu verantworten, der wegen Diebstahls
nicht weniger als 10 mal bestraft ist. Am 18. März war der
Maurergeselle W. an dem Hause Traunstraße Nr. 15 mit dem
lusbessern einer strahenwärts belegenen Kellertreppe beschäftigt.
kr hatte sein Arbeitsgerät, darunter eine Wasserwage, an dem
ezeichneten Hause niedergelegt und ließ es dort auch während der
Mittagszeit liegen. Um jene Zeit kam der Angeklagte durch
die Braunstraße. Er nahm die Wasserwage mit, um sie zu
berkaufen. Bevor er dazu kam, wurde er verhaftet. Urteil:
bJahr Zuchthaus und Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte auf
5Jahre. — Des Rückfallsdiebstahls hat sich ferner
der Arbeiter (Händler) Oskar Be. aus Hamburg schuldig gemacht
Er ist wegen Diebstahls schon 8 mal, darunter wiederholt mit
Zuchthaus bestraft. Am 19. März war der Arbeiter Wilhelm
St. in angetrunkenem Zustande in der Zentralherberge hier einge⸗
kehrt und schlief, im Gastzimmer sitzend, ein. Der ebenfalls
anwesende Angeklagte machte sich an St. heran und nahm ihm
Uhr und Kette ab, um diese Gegenstände zu verkaufen, um sich
Lebensmittel anzuschaffen, wie er behauptet. Das Urteil lautet
auf eine Zuchthausstrafe von 1 Jahr und 6 Monaten unter
Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf 5 Jahre. — Ferner
hat sich wegen Diebstahls zu verantworten der Hausdiener
sugo Gl. von hier, der einmal wegen Beihilfe zum Diebstahl
und ferner wegen Diebstahls vorbestraft ist. Am 16. März
zing der Angeklagte auftragsgemäß nach der Scheereschen Fabrik
am Retteich, um daselbst Fleisch abzuholen. Als er im Par⸗
terre der Fabrik niemanden antraf, ging er in den Keller und
eignete sich dort drei frische Schweineschinken im Gewichte von
etwa 55 Pfund und im Werte ron 40 Mean. Die Schinken
nahm er mit nach seiner Wohnung, um sie dort einzusalzen und
in seinem Haushalte zu verbrauchen. Der Diebstahl wurde bald
nach der Ausführung entdeckt. Die Schinken wurden aus der
Moßnung dos Mnaefsanten mi⸗enor ahdgeßbostf Das Urteil lautet
C
auf dem sich alles wirkungsvoll aufbaut. Am Schlusse sahen
sich die Solisten auf das schmeichelhafteste ausgezeichnet; Herr
Pennarini und Herr Langefeld durfien Riesenlorbeer—
tränzzs in Empfang nehmen, während Frau Dr. Bartsch
sich in einen Blumengarten versetzt sah. M. Stiehl.
„Carmen.“
Gastspiel Evav. d. Osten vom Hoftheater in Dresden.
Nachdem wir erst vor kurzem an unserer Bühne in
Frau Preuse-Matzenauer eine Carmen gesehen, die wir
ins nicht leicht überboten denken konnten, sollte dieser
zroßen Künstlerin in Frl. Eva v. d. Osten am Sonntag
ibend dennoch eine gleichwertige Nachfolgerin erstehen. Beid⸗
Bühnengrößen bringen für die Carmen das notwendigste
Requisit mit. Ein stürmisch bewegtes, heißes Temperament,
das sich dennoch in sehr verschiedener Weise kundgab, und
ich darum einem hochinteressanten Vergleiche zu unterziehen
atte. Frl. v. d. Osten fügte der ungebändigten Cigarrera
nen gewissen vornehmen Stolz in Haltung und Bewegung
Anzu, der auch einer Zigeunerin sehr wohl anstehen durfte,
venn er ihr in die Wiege gelegt ist, und diefes Gefühl
var es, das die Künstlerin auf die natürlichste Art zu
vecken wußte. Die in allen Lagen wundervoll ausgeglichen⸗
Stimme ertegte von neuem Bewunderung. Prachtvoll war
die Kartenszens herausgearbeitet, die sich auf düsterem
runde, erst zaahaft und anostllch, bis zu herodischer Grohe
ufbaute. Wiederum fesselte und begeisterte die Bper durch
IIee der Titelpartie, ein Vorzug, den nicht viel—
ieee e teilen konnen. Far den erkrankten Herrn
—8— stets hülfsbereite Kammersänger SHert
——
3, — X hervorragenden des tüchtigen Sängers,
gestrigen Abend, gesanglich wie dar—
tellerisch, etwas lässig? AUnsere beiden Gäste wurden, nach
nicht endenwollenden Servorrufen. min Beifall und Blumen
Werschuttet m. Sti.bl
auf v Wionate Gefängnis. — Endlich hat sich noa, wegen
Diebstahls der Matrose Johann Ma. aus Tworkau zu ver—⸗
antworten. Dieser Angeklagte ist wegen Diebstahls schon sechs—
mal vorbestraft. Der Matrose Siupina hatte am 22. März
auf dem im hiesigen Hafen liegenden Tampfer „Nhea“ seine
Uhr in seinem Logis an der Wand hängen. An demselben Tage
erschien der Angeklagte an Bord des Dampfers, angeblich, um
sich anmustern zu lassen. Dabei betrat er das Logis des Slupino
und eignete sich die an der Wand hängende Uhr an. Der Ange
klagte will die Uhr an einen Unbekannten sür 2,60 Mi verkauft
haben. Urteil: 1 Jahr Zuchthaus und Verlust der bürgerlichen
Ehrenrechte auf 5 Jahre. — Wegen Versuches eines Ver—
brechens nach 8 218 des Str.G.⸗B. bezw. wegen Versushs
der Beihilfe zu diesem Verbrechen wird in nichtöffentlicher Sitzung
gegen die Ehefrau Clara Sch. und die geschiedene Ehefrau Emmou
K.sverhandelt. Das Urteil lautet gegen erstere auf 1 Monat
und 14 Tage, gegen letztere auf 3 Monate Gefängnis.
o- Verhaftet wurde der Hausdiener eines hiesigen Kauf—
mannes, der sich der Urkundenfälschung und des Betruges
zum Nachteil eines hiesigen Hotelbesikers schuldig ge—
macht hat.
o- Gestohlene Sachen? Bei einem hiesigen Wirte wurden
vor einigen Tagen 2 Harken, 1 Spaten, 1 Schauset
und eine oßse⸗-ckeenschere mit gelben Holzgriffen von einesr
unbekanniten Mann, der die Geräte am nächsten Tage
wieder abholen wollte, zurückgelassen. Da der Mann auch
Rosenstöcke gegen einen Kümmel veräuzern wolltke, so ist
es nicht ausgeschlossen, daß die Geräte aus einem bei
einem Gäriner ausgeführten Diebitahl herrühren, da sie
bis jekt nicht abgeholt sind.
2 Nusse, 10. April. Bebohnung. Der elfiährige Sohn
Dtto des Briefträgers Scheerer hat am 13. Febr. den 101äh-
rigen Sohn Emil des Schuhmachers Brüggamann vom Tode
des Ertrinkens gerettet. Der Lübecker Senat hat ihm eine
silberne Uhr nebst Kette überreichen lassen. Die Uhr trägt das
Lübecker Wappen und die Inschrift: „Für Rettung aus
Lebensgefahr am 13. Februar 1911.“
Hamburg, 10. April. Der Lordmayor von
London, Sir Vessey Strong, der ein langjähriges Mitglied
des Guttemplerordens ist, wird an der Internationalen Gut⸗
bempler⸗Tagung hierselbst im Juni teilnehmen.
Für die Errichtung von Baracken beim Allge⸗
meinen Krankenhause Barmbed beantragt der Senat
bei der Bürgerschaft. einen Retrag von 480 000 M zu be—
willigen.
Kein Straßenbahnerausstand. Eine Versamm—
lung von 1200 Angestellten beschloß in der Nacht zum Sonntag
auf Anraten des Berichterstatters Rathmann aus Berlin, von
der Vroklamierung eines Streiks abausehen
—XX * — säb — — ——5 5 2552 — — —
Neueste Nachrichten und Telegramme.
Die Norddeuische Allgemeine Zeitung über den Besuch des
Kronpriuzenpaares in Rom.
Berlin, 9. April. Die Norddeutsche Allgemeine Zeitung
schreibt in ihrer Wochenrundschau: Der Besuch, den der
Kronprinz mit seiner Gemahlin in Rom abgestattet hat,
ist in durchaus erfreulicher Weise verlaufen. Das italienische
Königspaar und die Regierung, die römischen Behörden und
nicht zuletzt das Volk von Rom bereiteten den deutschen
Gästen eine glänzende Aufnahme, die von der Ankunft bis
zum Abschied durch warme Herzlichkeit ausgezeichnet war.
Die bei der Tafel im Quirinal gewechselten Trinksprüche be⸗
tonten neben den politischen Beziehungen der Dreibundmächte
die das deutsche mit dem italienischen Volke verknüpfenden
Interessen und das herzliche Verhältnis zwischen den Herr—
icherhäusern Hohenzollern und Savoyen. Die lebhaften, oft
begeisterten Kundgebungen, mit denen die Bevölkerung Roms
unser Kronprinzenpaar geehrt hat, sind eine willkommene
Antwort auf die unsinnige Unterstellung, der Empfang sei,
und zwar auf einen Wunsch von Berlin aus, absichtlich kühler
ausgefallen, als es ohne einen derartigen, selbstverständlich
nicht erfolgten Wink, geschehen wäre. Wir drüden dem
italienischen Königspaare wie der Regierung und dem Volt
von Italien für ihre liebenswärdige und herzliche Gast-—⸗
freundschaft den wärmsten Dank aus.
—AII—
W. Berlin, 10. April. Der Bund der Viehhändler Deuisch—
lands hatte an den Landwirtschaftsminister die Bitte gerichtet,
die Einfuhr mageren dänischen Weideviehes zur Mästung zu
gestatten; nunmehr ist eine ablehnende Antwort des Miniiters
eingetroffen.
Der Dampfer „Prinzen Irene“ wieder flott!
W. Bremen, 10. Apris. Laut einer telegraphischen Mel—
Ldung des Norddeutschen loyd ist der auf FLire Island ge—
strandete Dampfer „Prinzeß Irene“ des Norddeutschen Llond
gestern wieder flott geworden und nach Newyork weitergegangen.
W. Esnen, 10. April. Eisenbahnminister v. Breitenbach
ist im rheinisch-westfälischen Industriegebiet zur Besichtigung der
Verkehrsanlagen eingetroffen.
W. Newvuork, 10. April. Wie aus Mexiko gemeldet
wird, stellt die Regierung in Abrede, daß sie die Magdalenebay
den · Nereiniaten Staaten oder Janan habe üherlassen wollen
W. Berlin, 10. April. In der Nacht zum Sonntag
kraten zwei Kriminalschutzleute im Nordosten in eine Wirtschaft,
aus welcher lauter Lärm drang, obgleich für die Wirtschaft
schon die Polizeistunde eingetreten war. Als sie Feierabend
geboten erhielten, nahm die Mehrzahl der Gäste, die sich aus
jalbwüchsigen Burschen rekrutierte, den Beamten gegenüber eine
drohende Haltung ein. Einer von den Beamten wurde dann
on mehreren Rowdys aus der vorerwähnten Wirtschaft über—
allen und mit Knütteln und Schlagringen so übel zuge—
richtet. daß er besinnungslos in das Krankenhaus geschafft
verden mußte. Einer der Angreifer, ein Gelegenheitsarbeiter,
wurde durch einen von dem Schutzmann in der Notwehr
abgegebenen Schuß an einem Bein verletzt.
W. Berlin, 10. April. In Schoneberg wurden gestern der
Kaufmann Eberling und seine Frau in ihrer Wohnung tot
aufgefunden. Nach der ärztlichen Untersuchung liegt Gasver⸗
zistung vor. Ob Selbstmord oder ein unglüclicher Zufall den
Tod herbeigeführt hat, steht bis jetzt nicht fest.
W. Mainz, 10. April. Seit 72 Uhr früh brennt
die Malzerei det Mainzer Aktienbierbrauerei in der Mathilden—
straße. Das Feuer findet reiche Nahrung. In allernächiter
Nähe befindet sich die Sektkellrei Kupferbera