Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

* — ———— * * * ⸗ 
55783— * 2 2 * “ 3 34 * * * 8 
—38 0 NAJ — 8* —— * 
— 9— 
8 * 
1445 
—* 
Ausgabe A- 
Sonntag, den 9. April 1911. 
Morgen⸗Blatt Nr. 182. 
Cagesbericht. 
Lubeck, 9. April. 
Echulzahnpflege. Seit geraumer Zeit ist man im 
deutschen Reich bestrebt, für die Schulen eine geordnete Zahn⸗ 
pflege einzuführen. Doch ist man im allgemeinen, von einigen 
Städten mit bereits eingerichteten Schulzahnkliniken abgesehen, 
über Erwägungen und mehr oder minder erfolgreiche Unter⸗ 
suchungen über die Zahnverderbnis der Schulkinder nicht hinaus⸗ 
gelommen. Der Verein Lübeder Dentisten hat nun, um 
die Schulzahnpflege praktisch zu sördern, der Oberschulbehörde 
in Lübedk für sämtliche Volks- und Mittelschulen Schulkarten 
Ansere Zähne und ihre Pflege“ nebst erläuternden Schriften 
ur Verfugung gestellt. Diese Karten sind vom Dentist Labes 
in Lehe unter Mitwirkung der Kommission für Schulhygiene 
des dortigen Lehrervereins und der Kommission für 
Schulzahnpflege des Verbandes deutscher Dentisten hergestellt 
worden. Sie enthalten in 18 Abbildungen alles das, was 
für die Allgemeinheit von Interesse ist. Die Abbildungen sind 
in Kunstdruck ausgeführt und dem Verständnis der Kinder an⸗ 
gepaßt. Sie werden daher dem Lehrer als Anschauungsmittel 
sehr gute Dienste leisten. 
m- Der Israelsdorfer Verschönerungsverein beabsichtigt 
für den Sommer 1911 eine Freilichtbühne zu errichten, 
auf welcher jeden Sonntag und bei gutem Wetter zwei⸗ bis 
dreimal in der Woche gespielt werden soll. Es ist schon ein in 
Lübeck bekannter und sehr geachteter Schauspieldirektor gewon⸗ 
nen, der die Leitung übernehmen wird. Daraus geht hervor, 
dahß es sich nicht um Dilettantenaufführungen handelt. Es 
wird sogar beabsichtigt, die ersten Schauspieler Deutschlands 
als Gäste auftreten zu lassen. Die Behörden sind dem Plan 
bisher mit größtem Interesse entgegengelommen, nur die Ver⸗ 
handlungen mit dem Finanzdepartement wegen Ueberlassung 
eines Platzes im Walde haben sich bisher noch nicht zum 
Abschluß bringen lassen, so daß man die Bühne wohl auf einem 
Privatgrundstück wird errichten müssen. 
»*Stapellauf. Gestern nachmittag 4 Uhr lief auf der 
Schiffswerft von Henry Koch Aktiengesellschaft die zweite Dock— 
hälfte der dieser Firtma von der Lübecder Doch⸗G. m. b. S. in 
Auftrag gegebenen Dockanlage glücklich vom Stapel. 
Z. Seeschiffahrt. Im Laufe des Monats März sind im 
Lübecker Hafen 145 Dampfer und 71 Segelschiffe, zus. 
216 Seeschiffe, angekommen; davon überbrachten 6 Dampfer, 
deren Gesamt-Nettoraumgehalt 15971 ebm betrug, Stein- 
kohlenladung von England, 4 Dampfer trafen mit Blocdeis 
von Norwegen ein. Von 47 Dampfern wurden an lebendem 
Vieh insgesamt 6281 Tiere angebracht, darunter 3 Pferde 
und an Schlachtvieh 6190 Rinder, 62 Kälber und 26 
Schafe. 7 Dampfer und 1 Segler trafen mit Holzladung 
ein. Von den angekommenen Segelschiffen waren je 8 mit 
Kreide und Mauersteinen, je 2 mit Ammoniak, Feldspat 
und Kantsteinen und je 1 Segler mit Zement, Kaolin, 
Phosphat und Steinschotter beladen. Der Rest der seewärts 
angekommenen Ladung bestand größtenteils aus Stückautern 
und Getreide. 
. Elbe⸗Trave⸗Kanalverkehr. Auf dem Kanal sind im 
»ergangenen Monat 138 Binnenschiffe nach Lübeck gekommen, 
während 126 Fahrzeuge von hier abgingen. Die Ladung 
der angekommenen Schiffe bestand in der Hauptsache aus 
Slückgutern, Gerste, Malz, Mais, Mehl, Zucer, Salz, Soda, 
Baumwollsaat, Papier, Pitchpinebrettern, Phosphat, Häute, 
Petroleum, Gipssteinen, Ton, Schwefelliesabbrände, Flußspat, 
Sternschotter. Kies und Mauersteinen. Ausgehend wurden 
neben Stückgütern, vorwiegend Bretter, Zellulose, Espenstämme, 
Safer, Hülsenfrüchte, Melasse, Oel, Kalksandsteine. Kreide, 
Koks und Roheisen verschifft. 
. Der Flußschiffahrtsverkehr auf der Ober⸗ und Umter⸗ 
krare bezifferte sich mit Einschluß der Fahrten auf der Wakenitz 
im vorigen Monat auf 158 in Lübedk angekommene und 
176 von hier abgegangene Fahrzeuge. 
b· Stadbttheater. Aus der Theaterkanzlei schreibt man 
uns: Montag geht neueinstudiert „Faust“ von Goethe, erster 
Abend, in Szene. Bei der Dreiteilung des „Faust“, wie 
sie der diesjährigen Aufführung im Stadttheater zugrunde 
gelegt ist, schliett der erste Abend nicht, wie wohl sonst 
üblich, mit der „Hexrenküche“, sondern mit „Auerbachs Keller“, 
sjo daß die „Hexenküchen die erste Szene des zweiten 
Abends bildet. Der äußerliche Grund, daß hier „Faust“ noch 
einmal vor einer Verjüngung auftritt, mußte zuruckstehen vor 
der Erwägung, daß die „Hexenküche“ den Teil der Tragödie 
einleitet, den man etwan „Faust und das Weib“ betiteln 
lönnte, innerlich also durchaus auf die Gretchentragödie 
zinleitet, ohne sonderlich bedeutsam nach rückwärts zu weisen. 
b. Die Abteilung Lübed der deutschen Kolonialgefellschaft 
veranstaltet Donnerstag, den 20. April, abds. 814 Uhr, im 
Konzerthaus Flora einen öffentlichen Vortrag, in dem General 
der Inf. Freiherr v. Gayl über „Unsere afrikanischen Schutz⸗ 
zebiete und ihre Zukunft nach Reiseeindrücken aus jüngster 
Zeit sprechen wird. Freiherr v. Gayl, ehemaliger Chef des 
Stabes des Generalfeldmarschalles Graf Waldersee in China. 
der aus seiner Stellung als Chef des 9. Armeekorps und 
durch seine Vorträge über koloniale Fragen in Lübeck beson⸗ 
ders bekannt und beliebt ist, ist vor einiger Zeit von 
seiner neunmonatigen Reise nach Afrika, auf der er beson⸗ 
ders günstige Gelegenheit hatte, Land und Leute, nicht nur 
e⸗ — sondern auch des britischen Afrikas kennen 
—— —— Der Vortrag wird weiten Kreisen 
ercied onialfreundlichen Bevdlkerung Gelegenheit bieten, 
—— e din vielgereisten Mannes Uber die weitere Ent— 
— n dinnst unserer Kolonien zu hören. Wir weisen 
—* auf hin, dak der Eintritt au diesem Vortrage 
..Im Raijer⸗Vanorama wird Schwerin und seine 
walerische Umgebung in dieser Woche ausgestellt. Das Shleß 
birgt eine Fulle von Kunstschätzen, in noch reicherer Zohl 
indet sie der Besucher im Wiuseum, das eine hervorragente 
Gemäldesammlung enthält. Das Hoftheater gilt als eine der 
vornebmsten Kunltstätten Deutschlands. Der über eine Quadrat- 
A dia weiteren Schwerin um— 
gebenden sieben Seen mit ihren reichbewaldeten Ufern, die 
ft in steilem Aufstieg aus den Fluten emporsteigen, schaffen 
risfterordentlich reizvolle und abwechselungsreiche Landschafts- 
zilder. 
b. Der Saus⸗ und Grundbesitzer-Verein veranstaltet am 
Montag, 10. April d. J. abends um 8124 Uhr im kleinen 
Zaale der Stadthalle einen die Hausbesitzer sehr interessieren den 
gortrag über das Thema: Das Genossenschaftswesen im Dienste 
er Hausbesitzer und in Verbindung hiermit, die bestehende 
zypothekennot. Im Hinblick auf die große Bedeutung dieser 
Zeitfragen glaubt der Vorstand, daß gedachter Vortrag zahl⸗ 
eiche Zuhörer aus den Kreisen der Haus⸗ und Grundbesitzer 
inden wird, zumal auch Nichtmitglieder freien Eintritt haben. 
Hortragender ist der Verbandsredner des 175 000 Mitglieder 
Ahlenden Zentralverbandes deutscher Haus⸗ und Grundbe⸗ 
itzer⸗Vereine, Herr Stadtverordneter Fr. Paulig in Frankfurt 
1. d. O. Nach dem Vortrage ist Herr Paulig bereit, alle 
Fragen über die Hausbesitzer interessierende Rechts-, Bau⸗ 
Bersicherungs-⸗, Miet-⸗, Hypotheken⸗ u. a. Angelegenheiten ge— 
wissenhaft zu beantworten. 
b. Ausstellung bemalter Wohnräume Hamburg 1911. In 
der am 13. April (Gründonnerstag) zu eröffnenden Aus⸗ 
tellung werden die Entwürfe ausgestellt, die zu den aus⸗ 
geschriebenen Wettbewerben: Plakatausschreiben und Katalog⸗ 
uimschlag⸗Konkurrenz, eingelaufen sind. Auch alle bei der 
Jury eingelaufenen Skizzen werden zur Ausstellung gelangen. 
Die Gewerbeschule führt einen Lehrgang der Schule vor. 
Großherzogtümer Meg enburg. 
Schwerin, V. April. Ein alter Achtundvier— 
ziger ist in der Person des 88 Jahre alten, frũheren 
Torschreibers zu Schwerin, Karl Kugelberg, gestorben. — 
Futsverkäufe. Die dem Grafen v. Collalto gehörigen 
züter Teschendorf und Gudow bei Broderstorf (tx. A. Ribnitz) 
hurden mit vollem Inventar zum 1. Juli an Oberamtmann 
Dreves⸗Rostock verkauft. Der Preis soll zwischen 900 000 undi 
50 000 Mebetragen. — Das Rittergut Landen bei Parchim 
vurde von seinem Besitzer, Oberlt. Bland, an LandwirtStulken, 
kharlottenburg, verkauft. J 
Rostock, 9. April. In den Ruhestand trat mit 
Schlußß des Wintersemesters Gymnasialprofessor Blanchard an 
der großen Stadtschule. 
Neustrelitz, . April. Das Kaiserpaar mit der 
Prinzessin Vittoria Luise wird am 11. Mai den 
Froßherzog besuchen. 
Guüstrow, 9. April. Ein 19jähriges 1zunges 
Mädchen aus der Erziehungsanstalt Teltow bei Berlin, das 
eit etwa einem Monat bei Pastor Klitzing in Bellin 
zei Zehna in Dienst stand, hatte Mittwoch, während die 
zerrschaft aqußerhalb des Hauses weilte, einen kleinen Wand⸗ 
chrank, welcher als Aufbewasrungsort für Bargeld, eine 
zoldene Uhr, ein goldenes Armband und sonstige 
Wertsachen diente, seine besondere Aufmerksamkeit zuge— 
vandt. Nach einem mißlungenen Versuch, den Schrank mit 
mem Nachschlüssel zu öffnen, hatte es diesen nach dem Hof 
getragen und ihn dort mit einem Beil zertrümmert. 
Bon dem Inhalt eignete es sich Bargeld im Betrage von 
twas über 250 M, das in einigen Beuteln und Porte— 
nonnaies in verschiedenen Münzsorten un sergebracht war, und 
nehrere Sparkassenbücher an, während es die sonstigen 
n dem Schrank aufbewahrten Wertsahen zurückließz. außerdem 
tahl es eine Anzahl von Wäsche- und Bekleidungsstücken und 
erließ mit seiner Beute das Haus. Die zurücklehrende Herr— 
chaft benachrichtigte nach der Entdectung des Diebstahls tele⸗ 
honisch die hiesige Polizeiwache. Die Politzei stellte Ermitte— 
ungen an, und es gelang ihr, das Mädchen, welches gegen 
Uhr hier eirgetroffen und in einem Gasthause eingekehrt 
bar, um dort zu übernachten, noch in der Nacht zu ermitteln. 
die entwendeten Sachen, sowohl das Geld, wie die sonstigen 
segenstände, wurden in dem Bett des Logierzimmers vorge— 
sunden und beschlagnahmt und das Mädchen darauf 
perhaftet. 
Kröpelin, 9. April. Verkauft wurde der „Gasthof 
ur Sonne“ an Herrn Gierde für 53 000 M. 
Rehna, 9. April. Biber in Mecklenburg. Etwas 
tüdlich von hier errichtet jetzt ein Biberpaar an der den Wald 
durchfließenden Radegast seinen Bau. Vermutlich sind diese 
n Medlenburg seltenen Gäste durch das letzte große Hoch⸗ 
vasser der Elbe verschlagen worden. Die Forstverwaltung 
ist gebeten worden, die Tiere niht zu vertilgen, obschon sie 
nanchen armdicken Baum zum Bau abnagen. 
Gadebusch, 9. April. Zum Turnhallenbau lonn⸗ 
en dem Komilee als Ueberschüsse des Theaterabends des 
Männer⸗Turnvereins 106,10 Meund des humoristischen Abends 
es Männer⸗Gesangvereins 34 Meüberwiesen werden. — Ein 
zinbruchsdiebstahl wurde in der Nacktt zum Dienstag 
n der Fronerei des Herrn Mett verübt. Dem Diebe sind ver— 
chiedene Gebrauhsgegenstände in die Hände gefallen. 
Stargard, 9. April. Silberfund. Im Gatten des 
BRauern Gierloff in Gr.Nemerow bei Starga?d wurde 
ein Gefäß mit einem silbernen Pokal,. einennsi bernen Veuchter, 
ehn silbernen, mit goldener Platte geschnidten Eßlösfeln 
ind einer silbernen Medaille ausgegraben. Nath der Jahres- 
zahl auf der Medaille zu urteilen, stammen die jedenfalls 
waãhrend des 30jährigen Krieges eingescharrten Süde aus dem 
45 Jahrhundert 
— Bei der Deutschen Militärdienst- und 
debensversicherungs-Anstalt a. G. in Hannover 
varen im Monat März 1911 in den beiden von der 
Anstalt betriebenen Geschäftszweigen, der Militärdienst- 
zersicherung und Lebens-Versicherung (auch 
Töchterversorgung), zu erledigen: 1107 Anträge über 
753 950,00 MeVersicherungskapital, das sind rund 235 000,00 
Mark mehr als in dem gleichen Zeitraum des Voriahres. Von 
ẽfrrichtung der Anstalt (1878) bis Ende März d. J. 
ringen ein 455 204 Anträge über 656621025,00 M Ver-⸗ 
icherungskapikal. Die Aus⸗ahlungen an Nersicherungssumme, 
ßrämienrückgewähr usw. im Jahre 10910 betrugen za. 
i3 000 000,.00 M; die Gesamtauszahlungen se't Bestehen 
»er Anstalt ergeben rund 130 000 000,000 M. Der Swpo⸗ 
chekenbestand erhöhte sich im Jahre 1910 um 2301 403,00 
Muund beirug am Jahresschluß 126584 468,00 M. 
Hansestãdte. 
Hamburg, 9. April. 
KleineNachrichten, zJzweigefährlicheBauern— 
zänger, der Betonarbeiter Konczack und der Arbeiter Graczel, 
zatten sich unter der Anllage des gemeinschaftlichen Diebstahls 
u verantworten. Drei Auswanderer, die sich auf der Durch— 
eise von Rußland nach Amerika befanden, benutzten ihren 
Aufenthalt in Hamburg zu einem Spaziergang um die Aliter. 
Interwegs gesellten sich zwei Männer zu ihnen, die vorgaben, 
oeben ein Portemonnaie mit Inhalt gefunden zu haben, und 
ich bereit erklärten, das Geld mit ihnen zu teilen. Nach 
venigen Minuten erschien ein Dritter, der soeben sein Porte— 
nonnaie verloren zu haben behauptete und die Auswanderer 
nötigte, ihm ihre Geldbeutel zu zeigen. Nachdem diese ahnungs⸗ 
os der Aufforderung nachgekommen waren, gab er ihnen d'e 
Heldbeutel zurück, mit dem Bemerken, daß sein Portemonnaie 
lsicht darunter sei. Nach einiger Zeit entdeckten die Aus— 
vanderer zu ihrer Ueberraschung, dah ihr Geld aus ihrem 
ßeldbeutel verschwunden war und sich statt dessen Zeitungs⸗ 
papier darin befand. Sie erstatteten Anzeige, mußten aber 
am nächsten Tage nach Amerika weitersahren. Auf der Polizei— 
»ehörde erkannten sie nach den aus dem Verbrecheralbum 
dorgelegten Photographien die Angeklagten mit Bestimmtheit 
wieder. Das Gericht verurteilte daher ieden der Angeflagten 
zu einem Jahr Gefängnis. 
Scchles wig⸗ Holftein. 
Kiel, 9. April. Streik. Die Zahl der Streikenden 
zeträgt im Tapeziergewerbe 61, im Klempnergemerhe 56 und 
im Steinmetzgewerbe 79. 
Neumünster, 9. April. Reuiger Sünder. Ober 
ürgermeister Röer teilte den Stadtkollegien mit, daß ein 
Steuerzahler aus eigenem Antriebe gestand, er habe 
25 000 Man Kommunalstenern zu wenig gezahlt, 
fühle Gewissensbisse und wolle deswegen 
diesen Betragunachzahlen. 
Edernförde, 9. April. Zum 16. schles wig⸗-holst. 
Städtetag, der, wie gemeldet, am 16. und 17. Juni 
hier stattfinden wird, sind folgende Vorträge angemeldet: 
Oberbürgermeister Röer, Neumünster: Kommunale Zwecdver— 
»ände; Stadtrat Dr. Pauly, Kiel: Kampf gegen die Schund⸗ 
iteratur; Bürgermeister Dr. Brücdhner, Schleswig: Die Ver—⸗ 
valtungsreform und die kleinen Städte; Stadtrat Dr. Pauly, 
Zziel: Kinderschutz in Schleswig-⸗Holstein; Direktor Bote, Kiel: 
Straßenreinigung, Kehricht-⸗ und Müllbeseitigung; Direktor 
Trenkner. Altona: Stand des gewerblichen Forthispunosschul- 
wesens. 
Sufum, 8. April. Ein hübsches Stüucchen hat 
ich kürzlich in einem Dorfe der Umgegend abgespielt. Ein 
ziederer Nacht wächter, der einer Gesellschaft verspäteter 
zecher im Dorfkrug Feierabend bieten will, wird dort ein—⸗ 
zeladen, doch ein Gläschen mitzutrinken. Er nimmt die Ein⸗ 
adung an, und eingedenk der landläufigen Redensart, „op 
en Been kann man nich stahn“, gibt es ein zweites und noch 
nehr Gläschen und schließlich noch eins zum „Abgewöhnen“. 
Zuletzt wird ihm auch das Aufstehen ziemlich sauer, und da 
ꝛx noch nach dem anderen Ende des ziemlich langen Dorfes 
osl, bieten die Gäͤste, die ein Automobil zur Verfügung haben, 
hm an, er könne so weit mitfahren. Er steigt ein und 
chlummert selig in das Land der Träume hinber. Als er 
m hellen Morgen erwacht, findet er sich in den Straßen Busums 
vieder. Die bosen Autler hatten ihn bis dahin mitgenommen. 
krit am Nachmittaa kam er wieder in lainem üUlen Dorf 
Bunte Chronik. 
Vom Automobil getötet. Berlin, 7. April. 
Heute nachmittag wurde ein 6jähr. Knabe bein Szielen 
auf der Straße von einenm Automobil üherfahren 
und sofort getötet. 
Feuer im Kasseler Residenztheater. Kassel, 
J. April. Im Residenztheater am Ständeplatz entstand 
deute vormittag ein großer Brand. Auf bisher noch 
richt aufgeklärte Weise gerieten die neben der Zentralheizung 
m Keller liegenden Bretter. Papier und sonstige Vorräte in 
Brand. 
Brand eines Flußbschiffes. Breslau, 7. April. 
Bei KoselOderhafen steht ein großer eiserner, mit 7000 3tr. 
Langholz beladener Oderkabn seit beute nacht in 
Flammen. 
Mord und Selbstmord. Bochum, 7. April. Di« 
khefrau Drenkel gab ihrem Kinde Lysol ein und trankb 
zann selbst von der Flüssigkeit. Dann sprang sie aus dem 
Fenster, wobei sie einen Schädelbruch erlitt. Mutter und 
tind wurden sterbend ins Krankenhaus gebracht. 
Betrug im Lombardverkehr. Barmen, 7. April 
Die Straflammer verurteilte den Weinhändler Krüger, der die 
Beigbank durch Betrug im Lombardverkehr um 
30 000 Mubrachte, zu 18 Monaten Gefängnis. 
Goldfunde in der Eifel. Köln, 7. April. Zu 
den Goldfunden in der Eifel wird mitgeteilt, dah 
die hiesige Schürf- und Bohrgesellschaft „Eifelgold“, bishet 
elativ günstige Ergebnisse erzielte. Sie fand bei der 
Waschungen auf recht primitiven Versuchsapparaten 600 bis 
1000 Goldkörner auf einer Fläche von etwa 10 Quadratmetern 
bei einer Tiefe von 1 bis 13 Metern. Die Gesellschaft hatf 
bis jetzt 25 Mutungen eingelegt. 
Moderne Jugend. Soprottau, 7. April. Zwel 
wuswärtige Untertertianer des Realprogymnasiums sind 
vegen Nichtversetzung flüchtig geworden. Es ist 
bisher nicht gelungen, eine Spur der verschwundenen Knaben 
uu finden. 
Beraubung einer Stadtkasse. Eberbach a. N. 
J. April. Diebe erbrachen am hellen Tage den eisernen 
ßeldschrank der Stadtkasse und entwendeten daraus 
inan Varbetrag von 2000 M
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.