Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

Ursprung durchaus einleuchtend auf den Kirchenstreit des 
Jahres 1837 zurückführte, der unter anderem die Ge— 
fangensezung des Erzbischofs von Koln: Clemens August 
Srosta Feschering, nach sich zog. Leider gina er auf die zu⸗ 
nächst folgende Bewegung sowie auf Männer wie Görres 
inbe ZJorg Dollinger nicht naͤher ein, erwähnte kurz die 
Siellungnahme der Katholiken als solcher inr Parlament in 
der Paulskirche zu Frankfurt, gab ihre Beteiligung am preu⸗ 
nchen andiage der funfziger Jahre an, und wurde aus- 
uͤhrlicher mit ihrem Einzuge in den deutschen Reichstag und 
dem Ausbruche des Kulturkampfes! Was der Redner später 
don der Weltanschauung des Zentrums sagte, war nicht allzu 
diel, und zu wenig fachlich und klar vorgetragen. Der Serr 
postdirektor verwechselte die Versammlung zeitweilig mit einer 
Zentrumswählergemeinde. die er das Gruseln lehren wollte. 
So entbehrte sein Ansturm gegen die deutschen Philosophen 
nicht des lomischen Beigeschmacks. Auch tanzte er den be— 
rkannten dialektischen Eiertanz um den Begriff des Zentrums 
als tonfessionelle oder politische Partei, und sang einen 
Panegyricus auf den Jesui enorden, dein Zöogling er ist. 
Dah ein Orden, dem Jahrhunderte lang die katholische In⸗ 
siligenz der halben Welt foörmlich zulief, glänzende Namen 
aufzuweisen hatte und wohl auch noch hat, ist weiter nicht 
berwunderlich, ich könnte dem Serrn Redner weit leuchtendere 
Beispiele nennen, als ihm einfielen, 3. B. den Grafen Philipp 
Spee. Ueber den sehr relativen Wert der flesuitischen 
Geistesdressur dagegen begann man schon im 18. Jahrhun⸗ 
dert in erztatholischen Ländern sehr skeptisch zu denlen. Und 
heute, wie zu allen Zeiten, hat der Orden auch unter 
gläubigen Katholiken, und nicht nur Laien, überzeugte und 
entschlossene Gegner. Was die kolonisatorischen Werte der 
Jefuiten anbelangt, so verweise ich nur auf die Geschichte 
des Jesuitenstaates Paraguay. Des Redners Angriff auf 
den Modernismus erfolgte im Tone der Kapuzinerpredigt, 
und bei der Aufzählung der beweiskräftigen Geistesgrößen 
gegen die kulturelle Rücksttändigkeit des Katholizismus ließ 
er sich Namen entschlüpfen, wie Christoph Columbus, dessen 
kosmische Anschauungen von den mönchischen Professoren der 
Universität Salamanca verhöhnt und verdamnmit wurden, und 
der also Amerika im krassen Gegensatz zur approbierten 
katholischen Weltanschauung entdeckte. Jedenfalls sprach Herr 
Postdirektor Hunold in ehrlicher Ueberzeugung und mit wohl—⸗ 
fuender Wärme aus, was er über die Weltanschauung des 
Jentrums zu Jaooen hatte. 
V Errichtung eines Köhlhauses nebst Eisfabrik beim hiesigen 
Schlachthof. Eine am Donnerstag abend abgehaltene Ver— 
sammlung von Interesfenten hat. sich, wie berichtet, ein— 
timmig für die dringende Notwendigkeit der Errichtung 
etines Kühlhauses nebst Eisfabrik beim Schlachthause aus—⸗ 
gesprochen. In Ergänzung unseres Berichtes sei noch mit⸗ 
geteilt, daß im Kühlhause die Kühlung mit Kohlensäure, 
dia Lüftung mit ozonisierter d. h. mit hochgespanntem, 
alls Bakterien und üblen Gerüche sowie Schimmelbildung 
beseitigenden Sauerstoff gesättigter Luft, geschehen und das 
Eis aus gleichfalls ozonisiertem, von Luft weitmöglichst 
gereinigtem Brunnenwasser erzeugt werden soll. Daß au 
der Rentabilität einer Kühlhausanlage nicht gezweifelt werden 
kann, dürfte daraus hervorgehen, daß auf dem hiesigen 
Schlachthofe monatlich mehr als 1500 Rinder für den 
Export geschlachtet werden und der Fortbestand der Export— 
schlachteret von der Errichtung eines Kühlhauses geradezu 
abhängig ist, infolge Fehlens eines Kühlhauses hierselbst 
an 600 bis 700 geschlachtet für hiesige Wildhändler ein— 
treffende Renntiere in Hamburger Kuhlhäusern untergebraächt 
werden müssen, hiesige Butter-Engroshändler ihre Vorräte 
im Kopenhagener Kühlhause lagern müssen, Millionen von 
Maiblumenkeime, Hunderttausende von Flieder⸗-, Lilien- usw. 
Schößlinge von hiesigen Gärtnern gleichfalls in Hamburger 
Kuhl häusern untergebracht werden müssen, die Fisch-In— 
dustriellen und Fischhändler einen Teil ihrer Waren im 
Altonaer Kühlhause lagern und im übrigen auf Kühlhaus— 
einrichtungen verzichten müssen, der Eierimport von Rußland 
und Finnland gegenwärtig direkt nach Köln geht, wo 
das Kühlhaus allein aus dem Eierimport jährlich 60 000 
Meeinnimmt und ein Teil dieses Imports zweifellos Lübeck 
zugute kommen kann, der Import von nordischem Wild 
and Geflügel, jetzt in Händen einer kleinen Gruppe Ham— 
burger Händler monopolisiert, zu einem beträchtlichen Teile 
gemt Lübeker QnRIJ fafsfon 7. 2 
* ufalson kann qganz abgeseben von 
am Morgen des 2. Ostertages, des 10. ril, der S 
in den Straßen Berlins 60 em hoch aue g e e 
ganzen seither verflossenen 74 Jahren niemals auch nur an⸗ 
nähernd wieder. Ein ganz ähnlicher gewaltiger Schneefall 
—X lich gelegentlich sogar zu noch wesentlich späterer Jahres⸗ 
reit ereignet, nämlich im Jahre 1705. Damals wurde danz 
Mitteleuropa in der Nacht zum 26. Mai von einem ungeheuren 
Schneefall betroffen, der beispiellos schweren Bruchschaden n 
—XR — Bäumen anrichtete. 
BGBehören auch solche Vorkommnisse zu den selten ⸗ 
nahmen, so geht doch so viel daraus hervor, d ee 
— immer dem Wonnemond zu weichen pflegen, 
anz richtiq Wolpe war sebr lahon. aber lemesweas 
—ñ —ñ ñ — - 
Theater, Kunst und wissenschaft. 
Die Rostoder „Meistersinger“-Festspiele bedeuten fü 
Medlenburg ein großes künstlerisches le ue 
ersten Male wurde es unternommen, die bedeutendsien Ver⸗ 
treter Wagnerscher Var tien zu diesen zwei Aufführungen zu 
bereinen. Prof. Nikisch, der die Festspiele leitete gehört 
anstreitig zu den besten „Meistersinger“-Dirigenten. Genant 
auf se in eminentes Können, weiß er dieser hertrlichen Par⸗ 
bis ins kleinste gerecht zu werden. Die großen Solo— 
— 7 für die Feinhals, Vogelstrom, Voisin, Leo 
& und Frau Nast gewonnen waren, wurden von 
*7 dapiere glänzend durchgeführt. Neben ihnen zeichneten 
, annenberg GPogner) und Frau Bergmm 
ringing (Magdalene) vom Rostoder anan, 
— re Rostocker Ensemble besonders 
Tonfülle und folgte 8 e mit großer Ilangchonheit und 
erß en Intentionen des Dirigenten mit be— 
er Sicherheit. Der C 
,—8 hor war durch Herren 
er Gefellschaft f it ñ 
dert Personen verstärkt word — 
destwiesenakt auf die Zuhörer eee ieae soni 
uüben. Direktor Schaper, der di n sare 38 
ich darin als hervorragender — S ric e 
zurgische Herrscherpaar wohnte der d er Dp er 
iete die Künstler mit lebhaftestem reagenne ber v 
dten mit den Solisten auch Prof. Nit ee 
chap er wiederholt vor der Rampe erschenen irektor 
»er Benutzung des Kühlhauses durch hiesige Schlachter, 
Frucht⸗, Gemuse⸗, Eier⸗, Butter⸗, Käse⸗ Blumenhandlungen, 
Zarinereien und anderen Interessenten. 
ac. Astronomisches vom Aprilk. Im Ostermond April macht 
er Tag gewaltige Fortschritte; denn während die Tages— 
hanne u Anfang des Monats 12 Stunden 50 Minuten 
mfaßt, ist es Ende April beinahe 2 Stunden länger Tag, 
enau: 14 Stunden, 41 Minuten. Die Planeten Merkur, 
Benus, Mars, Juvpiter, Saturn und Uranus sind alle 
u bestimmten Zeiten sichtbar. Der Merkur ist bis fast 
u Ende d. Mis zu fehen und zwar vom 11. bis 21. 
ahezu eine Stunde lang. Die Sichtbarleitsdauer der Venus 
nn bis auf 8 Stunden ab. Der Mars, rechtläufig 
Waßssermann, ist kaum Stunde fichtbar, jedoch den 
Inzen Monat hindurch. Der Jupiter, rüdläufig in der 
Vaße ist die ganze Nacht hindurch zu sehen. Der Saturn, 
echtläufis im Widder, wird Mitte d. Mts. unsichtbar. 
dagegen geht der Uranus, rechtläufig im Schützen. früls 
153 Uhr auf 
IJ Schöffengericht. Sißzung vom 6. April. Des 
zetruges hat sich der Handlungsgehilfe Karl G. schuldig 
zemacht, indem er für seine Firma, bei der er beschäftigt 
jewesen war, für die er aber Gelder nie hat einkassieren 
rfen und bei der er zur Zeit der Tat nicht mehr in Be— 
chäftigung stand, bei einem hiesigen Butterhändler einen grö— 
jeren Geldbetrag einkassierte und das Geld für sich verbrauchte. 
zr wird zu 4 Wochen Gefängnis verurteilt. — Des Dieb— 
dahls hat sich der Malergehilfe O. schuldig gemacht. Er 
»ar bei einem Malermeister in Travemünde beschäftigt und 
st geständig, diesem verschiedene Handwerksgeräte wegge⸗ 
ommen zu haben. Ferner gibt er zu, einem Malermeister 
n Lübeck acht neue Pinsel weggenommen zu haben. Er erhält 
„afür eine Gefängnisstrafe von 83 Wochen. — Wegen 
Inserschlagung hat sich der Arbeiter Franz Hu. zu 
»erantworten. Im März d. J. erhielt er von einem Uhr— 
nacher in Travemünde zwei goldene Broschen zur Ablieferung 
an seinen Dienstherrn. Hu. hat die Broschen für sich behalten, 
imi sie für sich zu verwerten. Er wird zu 2 Wochen Ge— 
fängnis verurteilt. — Des Diebstahls hat sich ferner 
der Arbeiter Wilhelm Gr. schuldig gemacht, indem er im 
Dezember v. J. seinem Arbeitgeber, dem Fuhrmann St., 
eine wollene Weste wegnahm. Das Urteil lautet auf 1 Tag 
Gefängnis. — Wegen Uebertretung des Geseßzes betr. 
den unlauteren Wettbewerb und der Bekanntmachung vonr 
19. Dez. 1910 hat sich der Geschäftsführer Georg Schr. zu 
derantworten. Er hat zu zwei verschiedenen Malen in 
zffentlichen Inseraten Ausperkäufe angekündigt, ohne davon 
»er Handelskammer die vorgeschriebene Anzeige erstattet und 
ohne daselbst ein Warenverzeichnis eingereicht zu haben. Er 
wird zu zusammen 15 MuGeldstrafe verurteilt 
— — — 
Hanseftabte. 
KHamburg, 7. April. Die Opfer des Doppel—⸗ 
elbstmordes, den, wie wir berichteten, ein junges 
Ldiebespaar in einem Hotel am Steintorplatßz verübte, 
ind der 21 Jahre alte Sohn Guido des Breslauer Fabrikanten 
Em rich und eine noch jüngere Buchhalterin aus Breslau. Der 
iunge Emrich war hier bereits im vorigen Jahre bei einer 
zirma am Dornbusch in Stellung gewesen. Emrich und seine 
Heliebte sind ohne größere Geldmittel am J. April nach Ham⸗ 
»urg gefahren, um in einem Hotel am Steintorplatz Wohnung 
u nehmen. Bargeld verschafften sie sich durch Versetzen von 
ßegenständen. Sie haben danmn amn ihre Eltern Abschiedsbriefe 
gzerichtet und darin ihre Selbstmordabsichten mitgeteilt. In 
der Nacht zum Mittwoch haben sie dann die Tat ausgeführt. 
Bremen, 7. April. Die Bürgerschaft hat an Stelle 
on Fr. Biermann Direktor Krug als Vizepräsidenten gewählt. 
die Einkommensteuer wurde in der vorijährigen Höhe be— 
chlossen. Abgelehnt wurde der Antrag auf Erlaß eines 
Irtsstatuts zur Einführung der allgemeinen Sonntagsruhe für 
as Handelsgewerbe. — Die zur Konkurssache Ge— 
rüdex Plate mitgeteilte Nachricht, daß der Junior-Teil— 
,aber sich gegen eine abgelaufene Lebensversicherungspolize Geld 
erschafft habe, wird den Bremer Nachrichten als unzutreffend 
zezeichnet; die Polize sei nicht abgelaufen und die Prämien 
eien ordnungsmäßig bezahlt; der Fall scheidet also aus. 
leber das Privatvermögen von Joh. Emil Plate, Osterdeich, ist 
der Konkurs eröffnet. Rechtsanwalt Aug. Lürmann ist auch 
in dieser Sache, wie in dem Konkurse der Firma Gebr. Plate, 
zum Verwalter ernannt. Ueber das Vermögen des Kaufmanns 
Albert Christian Emil Plate, Osterdeich, ist auch noch der 
Konkurs eröffnet. Rechtsanwal Ashers in shierübe zum Ver⸗ 
vaostfter ernannf 
Schles wig⸗Holstein. 
Segeberg, 7. April. Unglü dsfall. Der in Neu— 
münster stationierte Schaffner Johnsen, der 1910 sein 
2sjähriges Dienstjubiläum feierte, wurde auf Bahnhof Sege— 
berg zwischen einem Güterwagen und der Laderampe ein⸗ 
geklemmt und trug so starke innerliche Verlehungen davon, 
daß wenig Aussicht auf Erhaltung seines Lebens besteht. 
Großherzogtunt Oldenburg, Fürstenium Lubed. 
Oldenburg, 7. April. Der Kaiser hat dem groß— 
herzoglichen Hofbereiter Wendle Oldenhurg, die Rote-Adlerorden⸗ 
Medaille verliehen 
Lauenburg. 
Sirksfelde, 7. April. Verkauft hat Landmann 
Dohrendorf eine Kate an Arbeiter Möller für 3000 M. 
Niendborf a. St. 7. April. Unbesetzt bleibt 
noch länger die seit ca. 124 Jahren erledigte Pfarrstelle. 
Da das hiesige Kirchspiel nir aus dem Dorfe mit Guts— 
⸗ezirk Niendorf besteht, geht man mit dem Plan um, die 
Dörfer Niendorf, Talkau, Woltersdorf, Tramm und Schret⸗ 
taken zu einer Kirchengemeinde zu vereinigen und eine neue 
Zirche in Talkau zu erbauen. — Versetzt wurde Lehrer 
Backhaus, Kühsen, an die Schule zu Groß-Berkenthin. Rach 
Kühsen wurde Lehrert Hofe aus Meckenburg berufen. — Bei 
der Parzellierung der Meinsschen Katenstelle zu Wen— 
torf wurde die Tonne Land mit 1500 M bezahlt. 
Steinhorit, 7. April. Unter der Ungunst der 
Witterung hat besonders das Wild zu leiden. An ver— 
chie denen Stellen fand man bereits junge erfrorene Hasen. 
Auch die Kiebitze, welche bereits mit dem Brutgeschäft be—⸗ 
Jonnen hatten, haben ihre Nester verlassen aus Mangel an 
Nahrung. — Die ersten Störche sab man in hiesiger 
Gegend am Mittwoch. 
Groß herzogtümer Meclenburg. 
Schwerin, 7. April. Rettungsmedaille. Der 
ßroßherzog verlieh dem hiesigen 151ährigen Schuler Erich 
mittac. der n gebe aleichalterige Elisaheth 
Bühring mit großer Lebensgefahr vom sicheren Tode des 
Ertrinkens errettet hat, die Rettungsmedaille. 
ra. Rostod, 7. April. Der Großherzog begab sich 
gestern vormittag nach dem Exerzierplatz zur Teilnahme an der 
Besichtigung der 2, und 3. Kompagnie sowie zur Narade— 
rufstellung des 1. und 3. Bataillons Großherzogl. Medlenb. 
Füs.Regts. Nr. 90, denen auch der mit der Führung der 
7. Division beauftragte Generalmajor Nickisch von Rosenegk 
»ewohnte. Nach der Paradeaufitellung er olgten Parc demärsche 
der Kompagnien in Zügen und in Kompagniefronten. Mit 
lingendem Spiel und entrollten Fahnen führte hierauf dee 
Sroßherzog die beiden Bataillone zur Kaserne, woselbst am 
ßabelpunkt der Ulmenstraße-Kafernenstraäße ein Vorbeimarsch 
n Gruppenkolonne stattsfand. Alsdann nahm der Großherzog 
an einem Frühstück in der Offiziersmesse teil. Die Rückkehr 
ins Palais erfolgle gegen ꝛ21I Uhr. Die Großherzogit 
uhr vormittags mit der Oberhofmeisterin Gräfin v. Schwicheldf 
zur Frauenklinik, die sie unter Führung des Professors 
Dr. Sarweny besichtigte, was etwa zwei Stunden in Anspruch 
tahm. Daun besuchte die hohe Frau nebst Gefolge die unter 
hrem Protektorat stehende Lehranstalt Frauenfleiß. Beim 
kintritt in die Räume der Anstalt wurde der Großherzogin 
zurch eine der Pensionärinnen ein Blumenstrauß überreicht. 
Dann berichtete die Leiterin der Anstalt, Frl. v. Trentovius, 
n kurzem Vortrage über den dort eingeführten Lehrgang. 
Darauf wurden die einzelnen Abteilungen der Lehranstalt be— 
ichtigt. Als die Großherzogin die Anstalt verließ, wurden ihr 
ruf der Straße von einer Menge kleiner Mädchen Blume- 
penden dargebracht, die sie gqufs freundlichste entgegennahn 
zm Valais empfing das Großherzogspaar gegen 32 Uhr den 
direktor des Stadttheaters, Schaper, in Audienz, dem sie 
iber die Aufführung des „Meistersinger-Festspiels“ ihre An— 
rkennung zum Ausdruck brachten. Nachmittags 22 Uhr ver—⸗ 
ieß das Großherzogspaar im Automobil Rostock, um sich 
nach Schwerin zu begeben, wo die Ankunft 24 Uhr erfelgte. — 
Verhaftet wurde als Täter des in der Nacht zum 8. März 
in Barnstorf verübten und tags darauf in Nantrow bei Neu— 
bukow voersuchten Einbruchsdiebstahls der 34jährige Arbceiter 
Karl Wendler aus Nieder-Planitz, der sich zurzeit in Unter⸗ 
uchungshaft im Gefängnis zu Ludwigslust besindet. 
Wismar, 7. April. Die Aufhebung des Lehre— 
rinnen-Seminars wurde in letzter Bürgerausschußsitzung 
mit geringer Majorität abgelehnt. — Mord? Seit dem 
25. Febr. wird der in guten Vermögens- und Familien- 
verhältnissen lebende Arbeiter Joh. Hadler vermißt, Nachdem 
er seinen Wochenlohn erhalten hatte, wurde er nach der 
Einkehr in einer Wirtschaft in Begleitung eines Genossen ge— 
ehen und seitdem ist er verschollen Man nimmt iett an. 
daß er ermordet worden ist. 
Malchow, 7. April. Gestorben ist, 75 Jahre alt, 
Kommissionsrat Senator a. D, Hermann Müller. Früher Land— 
wirt, war er lange Jahre Ratshecrr unserer Stadt. Am 1. Oĩt. 
1908 trat er in den Ruhestand und wurde am 10. April 1809 
dom Großherzog zum Kommi'ssionsrat ernannt. 
Friedland, 7. April. Geschäftsverkauf. Der 
angiährige Lagerhalter der Weingroßßandlung Warnke in Neu— 
treliißz. Bernhard Wegner, hat das hiesige Grundstück nebst 
Heschäft der Firma Hoflieferant Brüggmann für 73 000 M 
und das Weinlager im Werte von etwa 100 000 Mugekauft. 
Schönberg, 7. April. Die erste Trauung in 
hiesiger Kirche, bei der an die nicht zur SochzeitsgesIIshaft 
jehörenden Zuschauer Einlaßlarten zu je 10 Pf. an den Kirchen⸗— 
üren verabfolgt wurden, fand am Dienstag statt, wobei 
über 60 Karten gelöst wurden. Der Ertrag wird zu kirch— 
ichen Zwecken verwendet. 
Karow, 7. April. Schwerer Unfall. Beim Rangieren 
auf dem hiesigen Bahnhof wurden vorestern vormittag dem 
Arbeiter Behrens beide Beine abg fahren 
— öB — — ————7 ———————— —— —öòXüü——————————— . 
Neuete Nachrichten und Telegramme. 
Der Bundesrat sür Strltwa en? 
W. Berlin, 7. April. Die Vossische Zei.ung meldet: Wie 
beitimmt verlautet, hat sich der zuständige Bundesra?sausschuß 
einstimmig für die Anberaumung der Reichsstagswahlen schon 
im Oltober ausgesprochen. Damit ist die Herbitsession des 
Reichstages hinfällig geworden und eine ganze Reihe von Vor—⸗ 
ladgen wird nicht mehr erledigt werden konnen. 
Zur Wirederherftellung der rustisden dit:. 
W. Pettrsburg, 7. April. Der Marineminder erti:ß einen 
Ressortbefehl. in welchem er die feste Zuverficht ausspricht, 
daß die gesetzgebenden Institutionen dem Minisierium helfen 
werden, die vom Valerlande langerwartete Wirderherstellung 
der Kriegsflotte durchzuführen und das gesamte Personal der 
Flotte mit Sehnsucht die Wafßfe erwartet, die zum Schuhe der 
Ehre, des Ruhmes und der Sicherheit Rußlands zur See dienen 
oll. Der Mtinister spricht die WUeberzeugung aus, daß diese 
Aufgabe nur durch gemelnsame gewissenhafte Arbeit aller Be— 
amten, Angestellten und Arbeiter des Marineressorts gelöst wer⸗ 
den kann. 
Ungaünstige Auinahme des montene grinischen Wieimnorandums 
bei den Großmüchten. 
W. Kouftantinopel, 7. April. Nach Mitteilung des Mini— 
steriums des Aeußern fand das Memorandum Montenegros 
hei den Großmächten keine gute Aufnahme. Die Mächte er— 
klären, Montenegro müsse absolute Neutralität wahren und 
eine Grenze gegen die Flüchtlinge sperren und ihnen jede 
Unterstützung verweigern. Für irgendwelche, durch ein an— 
deres Verhalten entstehende Komplikationen würde Monte— 
jegro verantwortlich gemacht. Nach bei der Pforte einge— 
zangenen Informationen antwortete die montenegrinische Re— 
nierung auf den gemeldeten energischen Schritt des türlischen 
ßesandten in Cetinje, daß Montenegro die Erhaltung der 
zuten Beziehungen zu der Türkei wünsche und Neutralität 
wahren werde. Zu diesem Zwecke wurde General Vukotich an 
die Grenze entsandt. Der hiesige montenegrinische Geschäfts— 
träger erhielt die Weisung, der Pforte eine ähnliche Erklärung 
oabruoeben 
“ 
W. Berliun, 7. April. Die Vorlage der Lustbarkeitssteuer 
wurde in der gestrigen Sitzung der Stadtverordnetenversammlung 
mit 65 gegen 57 Stimmen an einen Ausschuß verwiesen. Dieser 
soll den Magistrat um ganz bestimmte Auskunft darüber er— 
uuchen, ob und in welcher Weise die königlichen Theater zur 
Steuer herangezogen werden können. 
W. Berlin, 7. April. Zu der Verhaftung eines jungen 
Kaufmannes wegen Versicherungsbetruges wird noch mitageteilt, 
daß der Beihilfe bei diesem Betrug auch der Chauffeur be— 
schundigt wird, der im September 1910 ein Privataufomobil 
vorsäßlich in Brand steckte, um ebenfalls die Versicherungs« 
summe au erlsangen
	        
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