viente. Sie hatte bereits in verschiedenen Landbezirlen und
Dörfern 14 von ihren im ganzen angekündigten 18 Vorträgen
gehalten und redete am Sonntag abend in einer kleinen
pänischen Abstinentenvereinigung in Roedding Uüber das Thema
„Erbliche Belastung“; der Vortrag war rein meditzinischer
Art. Während Frau Dr. Ottosen noch redete, betrat ein
Gendarm das Vereinslokal und überreichte der Frau Doktor
den von Herrn Amtsvorsteher v. Massow unterschriebenen Aus—⸗
weisungsbefehl. Als „lästige Ausländerin“ habe die Frau
Doktor unverzüglich Nordschleswig zu verlassen. Die sehr er⸗
jttaunte Dame mußte wohl oder übel ihren Vortrag unter—⸗
brechen und sich sofort über die dänische Grenze begeben.
Wenn allerdings diese Darstellung richtig sein sollte, so
würde entschieden eine große politische Taktlosigkeit des Amts⸗
vorstehers vorliegen. Frau Dr. Ottosen hat inzwischen den
oben wiedergegebenen Sachwerhalt bestätigt und durch Ver—⸗
mittelung des dänischen Ministeriums des Auswärtigen bet
den preußischen Behörden anfragen lassen, ob nicht eine Ver⸗
wechfelung mit Frau Martha Ottosen, der Tochter des be—
kannten Nordschleswigers Johannsen, vorliege. Naturgemäß be—
schäftigen sich auch die dänischen Zeitungen mit dieser Ange—
legenheit, die sich jedoch in verhältnismähig gemäßigten
Grenzen halten. Es ist ja bekannt, daß tatlsächlich die
Stimmung Dänemarks zu Deutschland sehr stark von den
Ereignissen in der Nordmark beeinflußt wird, und deshalb
wäre ein politischer Mißgriff des erwähnten Amtsvorstehers
doppelt bedauerlich
Inland und Ausland.
Deutsches Raich.
Zute Silbernen Sochzeit des württembergifchen Königs⸗
saares. Das Programm für die am 8. April stattfindende
Silberne Hochzeit des Königspaares steht nun in seinen Um—
rissen fest. Die Feierlichkeiten werden am Abend des 7. Aprils
durch eine Theateraufführung eröffnet. An dem festlichen
Tage selbst, am 8. April, findet vormittags im Residenz
schloß eine kirchliche Feier und im Anschluß daran Defilier⸗
cour statt. Für den Nachmittag ist eine Rundfahrt des
Königspaares durch die Stadt geplant. Abends findet Gala—
tafel und Empfang statt. Im Hofe des Residenzschlosses wer—
den 2000 Sänger eine Serenade darbringen. Die Stadt ver—⸗
anstaltet ein großes Feuerwerk. Auf den eigentlichen Festtag
ist für Stuttgart auch der Blumentag anberaumt worden,
dessen Erträgnisse einer vom Königspaar zu bestimmenden
wohltätigen Stiftung zufließen werden. Von auswärtigen
Gästen werden u. a. das badische Großherzogpaar, Prinz
Johann Georg von Sachsen, das Serzogpaar von Sachsen⸗
Altenburg, das Fürstenpaar von Waldedc-Pyrmont, der Erb—⸗
prinz zu Schaumburg-Lippe, Prinz und Vrinzessin Wilhelm
zu Sachsen-Weimar-Eisenach, Fürst und Fürstin zu Wied er—
wartet.
Die badiiche Regierung und der Modernisteneid. Aus Frei⸗
burg im Breisgau wird gemeldet: Die badische Regierung
lehnte alle Gelehrten, welche von der theologischen
Fakultät als Nachfolger des verstorbenen Professors der
Pastoraltheologie und Pädagogik Cornelius Krieg vorgeschla—
gen woren, ab. Die Kandidaten der Fakultät hatten nämlich
sjämtlich den Modernisteneid geleistet. Die Professur
wird zunächst unbesetßzt bleiben. Die badische Regierung
wird einen Stellvertreter auf den Lehrstuhl setzen.
Deut ch⸗chinesische Hochschule in Tsiingtau. Als Ersaß für
die mit dem abgelaufenen Semester ausgeschiedenen Dozenten
und Lehrer Prof. Jerosch und Dr. Gutherz treten ein die
Herren: Assessor Romberg für die staatswissenschaftlich-juristi—
sche Abteilung, Marinebaumeister Schulz für die naturwissen⸗
ichaftlich-technische⸗ Abteilung, Dr. Wagner für die landwirt⸗
schaftliche Abteilung. Das neue Semester soll etwas spätet
als ursprünglich in Aussicht genommen war, voraussichtlich
Mitte März, beginnen. Hoffentlich sind nun alle Unklarheiten
iber die Hochschulordnung beleitigt.
Die deutscheportugiesische Schadenersaßfrage. Die portu⸗
giesische Regierung wird, wie verlautet, den Deutschen, die
während der Revolution eine Schädigung an ihren Eigentums—
cechten erlitten haben, Schadenersatz gewähren.
Die ummworbenen Natioualliberalen. Die Vertrauens—
männer der konservativen Partei des Wahlkreises
Karlsruhe-Bruchsal haben einen Mahnruf an die Na—
tionalliberalen erlassen, in dem diese aufgefordert
werden, für die Sammelkandidatur des Freiherrn v. Gemmin—
— J
andererseits grollte sie ihm in dem unklaren Gefühle, daß
sfeine Gegenwart den Zauber, der sich im Mondschein um
ie und den anderen gewoben, zerstört habe. Karl sah sie
rufmerksam an. „Nun?“ fragte er dann kurz.
„Ja, nun?“ gab sie unwillig zurück.—
„Geh zu Bett, Liesbeth,“ jsagte Karl, „es ist spät. ...“
„Ich weiß selbst, was ich zu tun habe,“ antwortete sie
in gereiztem Tone. „Ich brauche keinen Schulmeister, hörst
du? Und ich will keinen Aufpasser... Du hättelt nur gehen
iollen!“
„Liesbeth!“ rief er ernst.
SEie warf ihm einen kurzen, zornigen Blick zu und verliehß
das Zimmer ohne Gutenachtgruß, indem sie die Tür heftig
zuschlug.
Am anderen Tage wurde Gerchard durch ein Telegramm
Christianens, die auf Urlaub in Warfleth war, nach Hause
gerufen. Dasselbe lautete:
„Hinrich ist gestern abend von einem Unfall betroffen
worden; komm sogleich heim.“
11. Kapitel.
Es hatte also wiederum einen Todesfall in der öürie—
singschen Familie gegeben, der für die zurüchbbleibenden Glieder
folgenschwer war. Der Herbst war nahe, aber da es eben
jetzt ein paar heiße Tage gab, sollte die Beerdigung des
unugen Bauern bald siattfinden. Die Leiche war mit allem
Pomp, den die reichen Landleute bei solchen Gelegenheiten
zu entfalten pflegen, im Prunkzimmer, das zu Lebzeiten des
jungen Besitzers kaum gebraucht worden war, aufgebahrt; der
Sarg stand, wie üblich, bis zuletzt offen.
Gerhard hatte früh, ehe die Gäste damen, sich in das
feierliche, stille Zimmer begeben und die Tür hinter sich abge—
schlossen. Christiane wirtschaftete indessen geräuschlos im Hause
umher; die Geschwisler hatten wenig miteinander gesprochen
in den leßzten Tagen. Es war Gerhard kurz der Tatbestand
der letzten traurigen Geschehnisse berichtet worden.
Der junge Bauer war nach des Bruders Abreise wieder
sehr in sich gekehrt — „verkehrt“, wie Ehristiane sagte —
gewesen. Bei ihrem Besuch am Sonntag war er, nachdem die
Seschwister erst Gerhards wegen, dessen Pläne Christiane zu
ritisieren für gut befand, und dann wegen eines etwaigen
en einzutreten. Sie sollen sich, wie es in dem Aufruf
zeißt, „der unleugbar hohen Verdienste und der glänzenden
Bergangenheit ihrer VPartei erinnern und dabei denken, dah
die nationalliberale Partei dann immer am größten dastand,
venn sie nationale Erwägungen den liberalen Anschauungen
»oranseßte.“ Als ob liberal und national Gegensätze wären!
Graf Posadowsky nationalliberaler Reichstagskandidat
Wie aus Chemnitz gemeldet wird, ist dem nationalen Wahl⸗
ausschuß, der sich dort gebildet hat, ein Schreiben des
Hrafen Posadowsky zugegangen, in dem er mitteilt, dah
er unter gewissen Voraussetzungen bereit sei, die angebotene
Kandidatur für den Reichssstag anzunehmen.
Die „vergewaltigten“ Sozialdemokraten. Die Geschäfts⸗
ibersicht des preußischen Abgeordnetenhauses für die Session
910 ist im Abgeordnetenhause ausgegeben worden. Sie zer⸗
ällt in eine Gesamtübersicht und eine Rednerliste. Aus der
sednerliste geht hervor, daß die kleine sozialdemokratische
ßruppe mehr Reden gehalten hat als die 150 Mann starke
onservative Fraktion! Trotzdem haben die Genossen die
S„tirn, über „Vergewaltigung“ zu klagen!
Die hessfische Wahlrechtsvorlage. Die hessische Stände—⸗
'ammer hat gestern das neue Wahlgesetz, das das direkte
Wahlrecht mit einem Pluralwahlrecht für Wähler über fünfzig
Jahre festsetzt, angenommen.
Max Schippel gegen Bebel. Unter der Ueberschrift, Man—
zate oder Stimmen?“ unterzieht der frühere sozialdemo⸗
ratische Reichsstagsabgeordnete Max Schippel in den So—
ialistischen Monatsheften die von Bebel jüngst in Samburg
ausgegebene Wahlparole einer Betrachtung, die auf eine Ver—⸗
werfung des Standpunkts Bebels hinausläuft.
Zum Fall Jatho. Köln, 5. April. Pfarrer Jatho
vird seine Lehre vor dem Spruchkollegium in Berlim
n aller Ausführlichkeit verteidigen. Die hiesige evangelische
Hemeinde ist vom Oberkirchenrat aufgefordert worden, zwei
Vtitglieder zu wählen, die den Verhandlungen des Spruch—⸗
kollegiums in Berlin beiwohnen sollen.
Ene neue Mittelstands⸗Vereinigung. Nachdem vor einigen
Jahren eine Trennung der westdeutschen Mittelstands⸗Ver⸗
inigung von den Vertretern der Berliner Richtung statt⸗
jefunden, und nachdem die letztern unter der Fuührung
es Landtagsabgeordneten Rehardt in das Lager des Hansa⸗
hundes übergegangen sind, ist die Zersplitterung immer
tärker geworden. Die Mittelstands-Vereinigung, die bes
hrer Gründung einen vielversprechenden Eindruck machte
st heute so gut wie ganz aufgerieben. In den letzten
Vtonaten hat sich nun mehrfach das Bestreben gezeigt,
die zersplitterten Kräfte wieder in eine einheitliche Richtung
zu bringen, und eine neue Meldung besagt, daß auf einem
Algemeinen deutschen Mittelstandstag im Laufe des Juni
n Dresden eine große reichsdeutsche Mittelstands-Vereinigung
gegründet werden soll. Ueber die Aussichten dieser neuen
Bewegung läßt sich nichts sagen, solange man nicht ihre
Führer kennt. Das ist das Unglück der bisherigen Ver—⸗
einigungen dieser Art gewesen, daß ihre Leiter nicht wußten-
was sie wollten.
Belehrung über die Zahnpflege in den Schulen der Provinz
Zessen⸗Naffau. Die königliche Regierung zu Kassel hat in
iner Verfügung den Kreisschulinspektoren und Ortsschul⸗
nspektoren ihres Bezirks aufgegeben, in den Schulen Be—
ehrungen über eine geeignete Zahnpflege sowie über die
Ursache der Zahnerkrankungen und die Nachteile der Zahn⸗
trankheiten eintreten zu lassen.
Vorberelungen zur Reichstagswahl.
Der Zentrumswahlverein für das Königreich
ZSachsen beschloß, daß in Wahlkreisen, wo das Zentrum
nicht selbstiändig vorgehen soll, von vornherein überall
der rechtsstehende Kandidat gewählt aber gegen
die Linksliberalen Stimmenthaltung geübt
werden muß.
Im Wahlkreise Söchst- Homburg-Usingen ist
von der Zentrumspartet wieder der Landgerichtsdirektor
Jischert. der den Wahlkreis von 1903 -1906 vertrat und
1907 von dem Sozialdemokraten Brühne verdrängt wurde,
rufgestellt worden. Wenn keine liberale Einigung im Wahl—⸗
reise zustande kommt, gelangt der Zentrumslandidat sicher
n die Stichwahl mit der Sozialdemokratie, andernfalls
der nationalliberale Kandidat. Die Nationalliberale
Varteéei, die den Wahlkreis inzwischen vorzüglich organisiert
Verkaufs der Stelle eine „Auseinandersetzung“ gehabt hatten,
sehr grob und zornig geworden. Da hatte ihm Christiane
derächtlich vorgeworfen, er habe wohl wieder einmal zu viel
getrunken! Das war aber keineswegs der Fall gewesen; die
Vamsell war bei dem Wortwechsel ins Zimmer gekommen
und hatte Christianen bedeutet, daß der Bauer nichts, gar
nichts getrunken habe. Diese hatte es aber nicht glauben
vollen und die Achseln gezuckt. Ta war Hinrich mit einem
bösen Blick auf sie zugekommen.
CTheater, Kunst und Wissenschaft.
Lüubeck, 6. April.
Probe zum 27. volistümlichen Konzetrt.
Dirigent: Herr Kapellmeister Wilh. Furt wängler aus
Straßburg.
Miit dem vierten Probespiel der zur engeren Wahl zuge—
lassenen Dirigenten fanden diese Vorführungen unter der Leitung
des Herrn Wilh. Furtwängler am Mittwoch ihren Ab⸗
schluß. Nach der Probe, in der das Programm mit wenig
Kürzungen fast vollständig zur Ausführung kam, können wir
herrn Furtwängler nur das schmeichelhafteste Prognostikon
tellen; sollte es nicht in bezug auf die Führung unseres Musik⸗
lebens sein, so doch sicher für seine jernere Zukunft. Es vereinigen
sich in ihm sehr bemerkenswerte Tigenschaften für einen tüch
tigen Dirigenten, vor allen Dingen ein mit feurigem Tempera⸗
nent gepaartes, natürliches musikalisches Empfinden, das mit
einem Takt stets das richtige Zeitmaß und die musikalischen
Schönheiten eines Werkes herausfindet. Das sollte eigentlich
eine selbstverständliche Sache für einen jungen Musiker sein, doch
erlebt man nach dieser Richtung jctzt Uebergriffe der verwegen—
slsen Art, so dah wir nur helle Freude über eine solche frische
Art der Auffassung, ein schwungvolles Dirigieren kennzeichnen
die sofort für sich einnehmende Art und Weise des tüchtigen
Dirigenlen. Wem das Orchester sich zu Ovationen besonderer Art
sinreißen läßt, wie es nach dem Konzert für Violoncello von
Fr. Volkmann geschah, so ist das sicher kein geringer Grad der
Anckennung. Herr Furtwänaler dirigierte das Konzert
—
hat, brachto 1907 bereits 9618 Stimmen auf, der freisinnig
Fegenkaudidat Goll, der jetzt wieder aufgestellt ist, nu
3343 und der Jentrumskandidat 10398.
Mörs, 4. April. Dieschristlichsoziale Parte
für den Wahlkreis Mörs-⸗Rees hat den Pfarrer Lic.
eim in Capellen beiß Mörs als Kandidaten aufgestellt. Der
Anhang ist gering und entstammt dem konservativen Lager
— In einer Versammlung erklärte der christlich-soziale
Kandidat für den Wahlkreis Duisburg-Mülheim⸗Oberhaufen
Pfarrer Keudel aus Vluyn bei Mörs, nach einem dahin—
ielenden Vorwurf eines nationalliberalen Redners, daß er
allerdings in Mörs vor kurzem den Christlich⸗Sozialen
mopfohlen habe im Falle einer Stichwahl zwischen
Nationalliberalen und Zentrum unter allen
Umständen den Zentrumskandidaten zu wählen.
Er verfsuchte diese Stellungnahme zu verteidigen, wurde
aber bald durch Schlußrufe aus der Versammlung, die
in dem Vorgehen des evangelischen Pfarrers eine Schmach
erblickte am Weiterreden verhindert.
Tagesbericht.
Lübec, 6. April.
bezirkseisenbahnrat für den Eisenbahn⸗Direktions
bezirk Altona.
Aus der amtlichen Niederschrift der Verhandlungen über
die Fahrplanangelegenheiten des Eisenbahndirektions
vbezirks Altona entnehmen wir nachstehende, Lübecd interessierende
Mitteilungen: Herr Kaufmann Krauel Gertreter der
handelskammer zu Hamburg) und Graf von Bernstorff
Vertreter des Märkischen Forstvereins zu Potsdam) sprachen
ihren Dank aus für die große Verbesserung der Verbindungen
zwischen Hamburg und Sannover und Süddeutsch—
ldand, die durch die Einlegung der neuen Nachtzüge, Ham—
burg ab 9 Uhrs Min. abends, in Frankfurt a. M. 5 Uhi
12 Min. vorm. und Frankfurt a. M. ab 11 Uhr 24 Min
nachts, Hamburg an 8 Uhr 22 Min. morgens, erreicht wor
den ist. Herr Kaufmann Krauel ist besonders befriedigt
davon, daß die Eisenbahnverwaltung sich entschlossen hat, von
zamburg einen neuen Zug zu fahren und auf die Benutzung
des Zuges D 80, Hamburg ab 8 Uhr 4 Min. abends, bis
hannover zu verzichten. Die hierdurch ermöglichte spätert
Abfahrt sei sehr wertvoll. Auch die neuen D-Zügt
zwischen HRHamburg, Lübeck und Stralsund
Hamburg ab 710 abends
Lübeck an 8. ab 80
Rostock an 101, ab 1018
Straljund an 118
und
Stralsund ab 512 morgens
Rostock an 6.45, ab 685
Lüubeck an 8,58. ab 9,03
Hamburg an 9,537
wurden als wertvolle Verbesserung der Verbindungen Ham—⸗
burg und Lübeck mit Schweden und Norwegen anerkannt.
Die Reisedauer von Samburg nach Sahnitz wird hier⸗
durch von 8 Stunden 24 Min. auf 6 Stunden 36 Min., und
die Reisedauer von Saßnitz nach Ramburg von 10 Stunden
88 Min. auf 6 Stunden 10 Min. abgekürzt werden.
Von den beantragten Verbelserungen des Fahrplans der
Strede Lübeck⸗-Lüneburg wird sich, wie wir der Niederschrift
mtnehmen, nur die Beschleunigung der Abendverbindung von
Zannover nach Lübeck um etwa 20 Minuten ermöglichen
assen. Alle anderen Wünsche sind nur durchführbar, wenn
eue Züge eingelegt werden. Neue Züge können aber bei
dem geringen Verkehr der Strecke und weil andere, weii
)ringendere Wünsche vorliegen, zurzeit nicht in Aussicht ge⸗
nommen werden. Herr Konsul Dimpker (Gandelskammei
zu Lübech führte dazu aus, man sei in Lübed sehr ent—
uscht gewesen, daß kein einziger der dringenden Wünsche
auf Verbesserung der
Verbindungen zwischen Lübeckt und Lüneburg,
zie er bereits oftmals vorgetragen habe, und die selbst dit
Unterstützung des Bezirks-Eisenbahnrats gefunden hätten, be—
rüdsichtigt worden sei. Die einzige Verbesserung, die Be⸗
chleunigung der Abendverbindung von Hannover nach Lübeck.
erfolge zur Hauptsache auf der Lübeck-Büchener Strecke.
Cc
aà vista in einer Weise, daß unser so vorzüglicher Cellist Herr
Emil Corbach sicher nicht das geringste an der Begleitung aus—
zusetzen gehabt haben dürfte. Wir wissen längit, welch einen
üchtigen Künstler wir in Herrn Corbach besitzen, doch ist
unsere Bewunderung für ihn gestern noch gestiegen nach der bril⸗
lanten Ausführung des schwierigen Konzertes. Schwere Ca—⸗
denzen und Flageolettöne kamen zu tadellosem Gelingen. Daß
Herr Furtwängler auch Beethoven zu dirigieren versteht,
bewies er mit seiner Auffassung des 3. und 4. Satzes und det
O moll⸗Sinfonie. Ueber die starke Kraftentfaltung in den Celli
und Kontrabässen im Trio des Scherzo, wie der Dirigent sie
wunschte, ließe sich streiten wegen der Einheit des Ganzen. Das
Presto des Finale gelang glänzend. Die interessante,
so national gefärbte sinfonische Dichtung Smetanas
Moldau“ (Altava), kam sehr klangschön, besonders in den
Holzbläsern, zur Wiedergabe, wie auch das Vorspiel zum
„Lohengrin“ nach einem gewaltigen Crescendo zu einem
schwärmerisch erfaßten Pianissimo wieder hinabsank. Die viel—
gehörte, seitens des Dirigenten mit außerordentlichem Tempe—⸗
rament erfaßte Rhapsodie Nr. 2 von Liszt fand seitens der
Zuhdter und des Orchesters wohlverdienten Beifall. Ein
leines Kabinettstück seiner Dirigierklunst war der „valse criste“
on Sibelius; ein schönes, schwärmerisch⸗-ernstes Orchesterstück,
ie, Freischüß⸗-Ouverlüre war waldfrisch, nicht von des Ge⸗
»ankens Blaässe angekränkelt, wie jetzt so mancher Dirigent
ie zu verunzieren liebt. Die Ouvertüre zu „Glöckchen des
fremiten“ und die Fantasie aus „Margarethe“ wurden nut
lüchtig probiert, doch dirigierte Herr Kapellmeister Furt—
wängler am Schluß einen Walzer von J. Strauß (LWiener
Blut) mit viel Eleganz und einer gewissen nonchalance im
Rhytmus, die der Wiener Art sehr nahe kam.
M. Stiehl
Das 27. volkstümliche Konzert am selbigen
Abend hatte sich eines ganz gewaltigen Besuches zu erfreuen.
Die Hörer fanden nicht nur an dem vorzüglich zusammen⸗
gestellten Programm lebhafte Freude, sondern auch an det
adellosen Ausführung desselben seitens des Orchesters. Herrn
Kapellmeister Furt wängler, dem temperamentvollen Leitet
dieses Konzertes, wutden für seine vorzüglichen Darbietungen
qute Ovationen, andauerndes Beifallklatschen und Bravo⸗