Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

wit. Rom, 5. April. Die Stratzen, durch die die Fahrt 
um Quirinal ging, war von einer dichten Menschenmenge um⸗ 
äumt. Auch die Fenster der anliegenden Häuser waren von 
Jahlreichen Besuchern besetzt. Die Musifkorps spielten die preußi— 
che und die italienische Hymne. Der Kronprinz und die Kron—⸗ 
zrinzessin waren über den bereiteten enthusiastischen Empfang 
sichtlich gerührt. Auch nachdem die Fürstlichkeiten im Quirinal 
angekommen waren, dauerten die Huldigungsrufe fort, so daß 
das Königspaar mit seinen hohen Gästen sich dreimal auf 
dem großen Balkon zeigten. 
Wt. Rom, 5. April. Der Kronprinz und die Kronprinzessin 
tatteten der Königin-Mitwe Margarete im Palais einen ein— 
tündigen Besuch ab, der einen herzlichen Charakter trug. Eine 
ahlreiche Menge bereitete Kundgebungen. Nachher kehrte die 
Kronprinzessin zum Quirinal zurück, während der Kronprinz 
ich nach dem Vantheon begab, um an der Begräbnisstätte der 
dönige einen Kranz niederzulegen. 
Nationalliberal⸗freifinniges Wahlabkommen 
in Chũringen. 
Die Einigungsbestrebungen der Nationalliberalen und der 
Freisinnigen machen jetzt weitere erfreuliche Fortschritte. Erst 
zestern konnten wir auf die taktische Einigung dieser beiden 
Fraktionen in den Provinzen Hannover und Pommern hin— 
weisen und bereits heute liegt wieder die folgende Depesche 
dor über ein Wahlabkommen für Thüringen: 
W Erfurt, 5. April. In Verhandlungen der national⸗ 
iberalen Partei und der Fortschrittlichen Volkspartei über ein 
Wahlabfommen für Thüringen ist nunmehr eine Verständigung 
auf folgender Grundlage' erzielt worden: Das Abkommen er— 
treckt sich von den 12 Wahlkreisen, die das Gebiet der thürin— 
zischen Staaten umfaßt, auf zehn. In fünf Wahlkreisen, nämlich 
u Eisenach, Gotha, Schhwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Son— 
bershausen unde Reuß j. L., ist den Vereinbarungen gemäß die 
Fortschrittliche Volispariei zur vorbehaltlosen Unterstützung der 
ictional iberalen Reichstagskandidaturen verpflichtet. Dasselbe 
zeilt für die nationalliberale Partei in den Wahlkreisen Mei— 
ringen-Hildburghau'en, Sondershausen⸗Saalfeld, Weimar, Al—⸗ 
enburg und Reuß ä. L. den freisinnigen Kandidaturen gegen— 
iber. Die Wahlkreise Jena-Reustadt und Koburg bleiben von 
em Wahlabkommen ausgeschlossen. 
Inland und Ausland. 
Deutsche⸗ Nech. 
Die Haltung des Serzogs von Cumberland. Gelegentlich 
er lekten Anwesenheit des deutschen Kaiserpaares in Wien gab 
ꝛe wieder einmal Sensationsmeldungen, daß es zu Zwischen⸗ 
éUen gekommen sei, die auf⸗ das Vorhandensein einer ver— 
chärften Spannung zwischen dem deutschen Kaiserhofe und der 
damilie des Herzogs voun Cumberland schließen ließen. Diese 
Rachrichten werden nun aber von unterrichteter Seite in das 
nNeich der Fabel verwiesen. X 
Der erste deutsche Marineattachẽe in Wien. Die deutsche 
Botschaft in Wien erhält mit Rücksicht auf die gegen früher 
xheblich gestiegene Bedeutung der österreichisch-ungarischen Marine 
inen besonderen Varineattache beigegeben, während bisher der 
Ngrincattaché bei der Botschaft in Rom, seit Frühiahr 1909 
Fregattenkapitän Fuchs, in Wien mit beglaubigt war. Für den 
icuen Vosten war zunächst Korvettenkapitän Frhr. v. Bibrä 
in Auslicht genommen, der seit kurzem im Reichsmarineamt fätig 
it. Nach einer Meldung der Kieler Zeitung soll dieser jedoch 
etzt für ein anderes Kommando ausersehen worden sein, wäh⸗ 
end der Wiener Botschaft Fregattenkapitän Graf v. Posa— 
wsiy-⸗Wehner zugeteilt werden soll, der z. 3t. Mitglied der 
diffsprüfungskommission-ist. 
Junere Kolonifation in Medlenburg. Die Miecklenburgische 
Ansiedlungsgesellschaft in Schwerin ist im Jahre 1910, wie der 
Heichäftsbericht ausführt, mit ihrer Tätigkeit in das Gebiet 
er Rillerschaft, in das Domanium, in städtisches Gebiet, sowie 
zuch in das Gebiet des Großherzoglichen Haushaltes hineinge— 
zngen. Es wurden aus den übernommenen Grundstücken ab—⸗ 
segeben: 3 Erbpachthöfe, 25 Büdnereien, 13 Häuslereien, 7 
Restgüter bezw. Reststellen und 1 Zuwachsfläche. insgesamt 49 
Trennstücke. 
Handwerlerlonferenz und Reichssamt des Innern. Bei der 
mm nächsten Freitag im Reichsamt des Innern stattfindenden Kon— 
erenz zur Beratung einiger das Handwerk betreffenden wichtigen 
Fragen ist der Kreis der vertretenen Verbände, wie wir hören, 
achträglich noch etwas erweitert worden. Es werden durch 
Delegierte vertreten sein: Der Verband der deutschen Ge— 
verberereine (Vorsißzender Geheimrat Noack-Darmstadt), der 
Deutsche Handwerks- und Gewerbekammertag in Hannover: der 
Zentialausschuß der Vereinigten Innungsverbände Deutschlands 
in Berlin; die Deutsche Mittelstandsvereinigung in Berlin:; der 
Deutsche Handelstag; der Zentralverband Deutscher Industrieller 
ind der Bund der Industriellen. Außerdem sind beteiligt Ver⸗ 
reter der Reichsämter und der preußischen Ministerien, ferner 
ommissare der Regierungen von Bayern, Sachsen, Württem⸗ 
»erg, Baden, Hessen, Hamburg und Elsaß-Lothringen. Die Be⸗ 
atungen werden unter dem Vorsitz des Staatssekretärs des 
Innern Delbrück stattfinden. 
Die Erletigung der Reichsversicherunggordnung. Die Kom— 
nissijon des Reichsstags zur Vorberatung der Reichsversicherungs— 
)rdnung hielt am Montag eine Sitzung ab, um über die Be— 
ichtfesistellung und den Geschäftsplan zu vberalen. 
leber die Form und Art der Berichterstattung wurde länger 
ziskutiert. Von einer noch ausführlicheren und übersichtlicheren 
Berichterstattung, sowꝛe von der Einsetzung einer Subkom— 
mission wurde schließlich abgesehen. Nachdem eine Anzahl von 
ßerichten drudsertig vorliegt, wird der Vorsitzende, Abg. 
Schultz Reichspartei) die Kommission (während der Ferien) 
ur Feitstellung dieser Berichte berufen. 
Rückrittsgerücht. Der Neuen Gesellschaftlichen Correspon⸗— 
entz zufolge spricht man in Kreisen, die für unterrichtet gelten 
rönnen, davon, daß mehrere Mitglieder des preußischen Staats⸗ 
ministeriums trotz der Anmtsfreudigkeit, die sie bekunden, im 
Grunde portefeuillemüde seien. So erzähle man, daß Staats- 
minister Delbrück, der Staatssekretär des Reichsamts des Innern, 
wahrscheinlich wenn der nächste Reichstag zusammentritt, nicht 
meht anm Bundesratstische zu sehen sein wird, sondern seinen 
etßigen Posten dann mit einem Oberpräsidium — vielleicht dem 
un 1. Oktober frei werdenden Pommerns — vertauscht haben 
wird. Es bleibt natürlich abzuwarten, ob die Zukunft diese 
Herüchte bestätigt. 
Die Aufhebung des Patentausführungszwanges. Die Kom— 
mission zur Vorberatung des Entwurfs betreffend die Aufhebung 
»es Patentausführungszwanges beriet gestern abermals, ohne 
edoch wegen des zeitigen Beginns der Plenarsitzung zu einem 
ẽnde zu gelangen. Die Beratungen sollen nach der Osterpause 
vieder aufgenommen werden und man hofft, alsdann das Geseh 
chnell zur Verabschiedung zu bringen, freilich dürfte inzwischen 
nie Konferena in Washinaton beginnen. 
Der Kommissionsbericht über den Kolonialgerichtshof. Die 
deichsstagskommission zur Vorberatung des Gesetzentwurfs be—⸗ 
reffend die Errichtung eines obersten Kolonial—⸗ 
ind Konsulargerichtshofs stellte gestern den Bericht über ihre 
zeratungen fest 
Jeueste Nachrichten und Telegramme. 
Die elfah⸗lothringische Verfassungsfrage. 
Wt. Stratzburg. 5. April. Im Landesausschuß für 
Elsaß⸗Lothringen bezeichnete bei der dritten Lesung des Etats 
1 der Debatte über die Verfassungsreform Abg. Laugel 
3tr.) es als Pflicht der Reichsregierung, Elsaß⸗Lothringen die 
lutonomie zu gewähren. Es sei ein großes Unrecht gewesen, 
as Land ohne seine Zustimmung zu annektieren. Staats—⸗ 
ekreteä Zorn von Bulach antwortete, das Schick⸗ 
al Elsaß⸗Lothringens sei mit dem Frankfurter Frieden end⸗ 
ültig erledigt. Im übrigen sei die angebotene Verfassungs— 
orlage eine ganz gewaltige Verbesserung, namentlich auch in 
en drei Bundesratsstimmen. 'Sie ginge weit über das hinaus, 
das von den Mitgliedern des Ausschusses früher verlangt 
zorden sei. Würde sie abgelehnt, so wuürde es noch Jahr— 
ehnte dauern, bis eine Aenderung eintrete. Hauß (Itr.) 
»erlangte eine unabhängige Stellung des Statthalters gegen⸗ 
iber dem Kaiser und größeres Budgetrecht für die Zweite 
dammer, sowie Aenderung der Wahlkreise in ihrer Stellung. 
zugeständnisse, ohne die die Vorlage für seine Freunde uncin⸗ 
ehmbar sei. Georg Wolf (ilib.) verteidigte die Haltung 
er liberalen Partei im Reichsftage. Wetterlé wollte nicht 
»ahr haben, daß die früheren Anträge der elsaß-lothringischen 
Wgeordneten durch die Verfassungsreform befriedigt würden. 
xranzöfische Kriegsdenkmünzen für die Kimpfer von 1870/71. 
W. Paris, 5. April. La Patrie behauptet, v. Kiderlen⸗ 
Pächter erklärte dem französischen Botschafter Cambon, daß 
ie deutsche Regierung durchaus entschlossen sei, das Tragen 
er geplanten Kriegsdenkmünze nicht zu dulden. Das Abzeichen 
zerde als aufrührerisch angesehen und jeder, der dasselbe 
rage, vor das Gericht gestellt. Cambon machte hiervon dem 
Ninisterpräsidenten Monis und den Ministern Cruppi und 
zerteaux Mitteilung. (Motiz des Wolffschen Telegraphen— 
zureaus: Nach unseren Erkundigungen sind die Angaben un— 
itreffend. Die französische Regierung bereitet ein Gesetz über 
ie Verleihung der Denkmünzen an die Kämpfer von 1870/71 
or. Wegen der Frage, ob solche Denkmünzen auch an Elsaß— 
tothringer, die 1870 in der französischen Armee gedient haben, 
egeben werden können, setzte sich die französische Regierung 
liit der deutschen ins Benehmen. Deutscherseits wurden grund⸗ 
itzliche Bedenken nicht erhoben. Es wurde aber für angezeigt 
ehalten, daß die Denkmünzen auf diplomatischem Wege der 
eutschen Regierung übermittelt werden, damit sie durch Ver—⸗ 
nittelung der deutschen Behörden den Empfängern zugestellt 
verden. Die französische Regierung erklärte sich damit einver— 
tanden. 
Türkischer Boykott von griechischen Waren. 
W. Athen, 565. April. Die Agence d'Athenes meldet aus 
Sinyrna eine Verschärfung des Bonlotts griechischer Waren, 
zer sich auch auf Petroleum, das von der Orientbank einge⸗ 
ührt wird, richtet. Das Boykottkomitee macht neuerdings 
ekannt, daß es künftighin die Maßnahmen streng durchführen 
oerde. Die Muselmanen begehen in ihrem Fanatismus unter 
»en Augen der Behörden Ausschreitungen aller Art gegen die 
Hriechen. Der Wali von Smyrna sprach sein Bedauern aus, 
eine Maßregeln dagegen ergreifen zu können. Nach einem 
veiteren Telegramm aus Smyrna begaben sich vor einigen 
kagen bewaffnete Mitglieder des Komitees in ein Dorf bei 
Smyrna und begossen dort griechische Olivenpflanzungen mit 
zetroleum und stedten sie in Brand. Mit den Waffen in 
zer Hand verhinderten sie die herbeieilenden Bauern an den 
Löscharbeiten, so daß ganze Oelbaumpflanzungen eingeäschert 
wurden. An den Dardanellen begann der Bonykott wieder. 
Aufftand in Maroklo. 
W. Paris, 5. April. Offiziös verlautet, der Vertreter des 
Sultans in Tanger, el Gebhas, sei durch Vorschüsse, die ihm die 
narokkanische Staatsbank gewährte, in den Stand gesetzt wor⸗ 
en, die Auszahlung des Soldes an die gegen die Scherarda— 
ämme auffsgebotene Mahalla regelmähig erfolgen zu lassen. 
Aiese Maßnahme lasse erhoffen, daß unter diesen Truppen 
Mulay Hafids kein Abfall vorkommt. 
W. Paris, 5. April. Der Eclair schreibt über die Ereig— 
isse in Marokko: Die französische Regierung scheint keine Hoff⸗ 
ung mehr zu haben, daß Mulay Hafid mit den Aufständischen 
ertig wird und hat jetzt keinen Vorwand, vor Maßnahmen 
urückzuschreceen, die es bisher niemals auszuführen wagte, denn 
eit der unheilvollen Initiative Delcasses bestand die Politik 
rrankreichs in der Marokkofrage lediglich darin, alles auf 
torgen zu schieben. Jetzt gibt es keine Lösung mehr außer dem 
zerzicht, der eine Feigheit sei, und der Eroberung, die ohne 
zustimmung der Signatarmächte des Algecirasvertrages eine 
lnvorsichtigkeit wäre. Wäre es, da dieser Vertrag bald er— 
ischt, nicht ein günstiger Anlaß, die ganze Angelegenheit von 
seuem aufs Tapet zu bringen und den Gordischen Knoten 
urchzuhauen? Es ist die höchste Zeit, offen zu sprechen. 
W. Tanger, 5. April. Ein aus Fez eingetroffener, vom 
Aupril datierter Brief sagt, die Lage sei seit zwei Tagen 
ast unverändert. Mulay Hafid verfolge eine Politik der 
3paltung zwischen den Stämmen und hetze Beni Guild dazu, 
m Gebiet der Beni Mier einen Raubzug zu unternehmen. 
die Nachrichten von der Mahalla, die im Gebiete der Sche⸗ 
arda lagere, sind zufriedenstellend. 
Der amerikanische Kongreß. 
Wt. Washington, 5. April. Im Kongreß gelangte eine 
zotschaft des Präsidenten Taft zur Verlesung, durch die der 
dongreß zu einer Außerordentlichen Session einbe— 
ufen wird. Die Botschaft behandelt ausschließlich das Gegen⸗ 
eitigkeitsabkommen mit Canada und empfiehlt dringend, 
ald zu einer Entscheidung zu kommen. Sie bezeichnet das 
Ibkommen als Ergebnis ernster Bemühungen der Regierungen 
er Vereinigten Staaten und von Canada, um eine Vereinba— 
ung über den Handel zu erzielen, welche die freundschaft— 
iche Beilequng verschiedener diplomatischer und politischer Fra⸗ 
en ergänzen, den Handel fördern und die bestehenden freund⸗ 
ichen Beziehungen befestigen würde. 
—A— J 
Wt. Newuork, 5. April. Nachrichten aus verschiedenen 
Zuellen deuten auf eine Annäherung zwischen der mexika— 
ischen Regierung und den gegenwärtigen Leitern der Revolutio— 
äre. Man berichtet, daß Madero sen. kürzlich in Newyork 
nit dem mexikanischen Botschafter sowie amerikanischen in 
Rexiko interessierten Finanziers Besprechungen hatte. Madero 
efindet sich jetzt in El Paso und ist im Begriff, sich unter 
em Schutz einer vom Gouverneur von Chihuahua gestellten 
skorte nach dem Lager der Aufständischen zu begeben 
Ein Verein der Hosenrodiirägerinnen. 
Salle a. S., 5. April. Hier hat sich ein Verein de— 
Zosenrockträgerinnen gebildet, der sich die Aufgabe gestellt hat. 
für die neue Tracht Propaganda zu machen. Dem Verein ge 
hören bereits eine größere Anzahl Damen an. 
Exrplosion einer Pulverfabrit. 
Neusohl (Ungarn), 5. April. In der hiesigen Pulver— 
fabrik explodierten zwanzig Doppelzentner Pulver. Die Fabrik 
ind ein benachbartes Wohnhaus liegen in Trümmern. Der 
Figentümer und zwei Arbeiter sind tot. Die Ursache der Explo⸗ 
nion ist noch unbekannt. 
Winter im Aupril. 
W. Berlin, 5. April. Das Thermometer sank nachts bei 
ternklarem Himmel in der Stadt auf fünf und in den Vororten 
wuf acht Grad unter Null. In den jungen Vegetationen 
purde vielfacher Schaden angerichtet. Aus der Provinz wird 
roße Kälte gemeldet. 
Broden, 5. April. Die Temperatur beträgt 14 Grad 
inter Null. Neues Frostwetter und weitere Schneefälle 
ind zu erwarten. 
Erfurt, 5. April. Hier richtete der seit zwei Tagen an—⸗ 
auernde starke Frost mit Schneefall in den Blumen⸗ und Obst 
Fürtnereien starken Schaden an. 
Köln, 5. April. In der vergangenen Nacht setzte im 
Rheinland bei heftigem Nordostwind sehr scharfe Kälte 
in, die in den Gärten und Fluren erheblichen Schaden anrich⸗ 
tete. Namentlich hat auf den Höhenzügen nach der sommer—⸗ 
ichen Temperatur der verflossenen Woche der Frost alles ver⸗ 
nichtet. Auf einzelnen exponierten Punkten herrschte in der 
Frühe 8 Grad Kälte. 
Wien, 5. April. Aus ganz Ungarn, Bosnien, Herzegowina 
und aus Rußland werden anhaltende orkanartige Stürme 
mnit starken Schneefällen gemeldet. In vielen Gegenden hat 
ver Frost großen Schaden an den Obstbäumen angerichtet. 
Lugano (Kanton Tessin), 5. April. An den oberitalienischen 
Zeen fällt seit gestern dichter Schnee. Die Frühjahrsgäste er— 
zreifen scharenweise die Flucht. 
Mailand, 5. April. Nach einer Reihe warmer Frühlings⸗ 
age ist gestern strenger Winter mit kalten Winden und 
3Ichneefällen zurückgekehrt. Mailand, Turin, Bologna sind in 
in weißes Schneekleid gehüllt. 
W. Petersburg, 5. April. Die fransösische Gesellschaft 
SZoste K Co. reichte das Projekt einer den Kaukasus 
»urchbrechenden Eisenbahn ein— 
W. Konstantinopel, 5. April. Der Ministerrat genehmigte 
en Bau von zwei Dreadnoughts durch Armstrong. 
damit sind die seit Jahresfrist schwebenden Verhandlungen 
bgeschlossen. 
Wt. Kalkutta, 5. April. Bei einer heute von der Po— 
izei bei einem reichen Landbesitzer namens Anada Mohen Roy 
bgehaltenen Haussuchung wurden fünf Revolver und eine 
Zuantität verschiedener Sprengstoffe gefunden. Außer Roy 
ourden noch drei andere Inder verhaftet. Wie es heißt, soll 
iin ganzes Verschwörernest entdeckt sein. 
V. Walhington, 5. April. Das Staatsdepartement stellt 
krmittelungen an, unter welchen Umständen der Tod des ame— 
ikanischen Bürgers George Critchfield erfolgte, der in Tuxpan, 
Nexiko, in der Nähe seiner Farm aus dem Sinterhalt er— 
hossen wurde. J. 4 
W. Buenos Aires, 5. April. Den Mannschaften des großen 
Kreuzers „von der Tann“ wurden große Festlichkeiten gegeben. 
Vt. Berlin, 5. März. Das Mitglied des Herrenhauses 
zeneral der Infanterie z. D. v. Leszynski ist heute nach— 
rittag in der Potsdamerstraße überfahren und an der 
zchulter schwer verletzt worden. 
W. Samburg, 5. April. Gestern nachmittag wurde von den 
Ipparaten der hiesigen Hauptstation für Erdbebenforschung 
in Fernbeben mittlerer Stärke in 2200 Kilometer Ent— 
ernung registriert. Die Aufzeichnung begann um 4 Uhr 48 
Ninuten ˖26 Sekunden und dauerte etwa eine Stunde. Der 
zerd des Bebens dürfte in südöstlicher Richtung, vermutlich 
m Aegäischen Meere oder in Kleinasien zu suchen sein. 
Dresden, 5. April. In einer Fremdenpension erschoß 
eute früh nach einer Eifersuchtsszene der 18 Jahre alte Kauf— 
nann Max Vogel die in einem Pensionat bedienstete, 21 Jahre 
lte Köchin Frida Richter. Beide hatten seit einiger Zeit ein 
diebesverhältnis. Nach der Tat erschoß Vogel sich selbst. 
Prag, 5. April. Der Landesausschuß beschlo,ß, das deutsche 
randestheater auf 10 Jahre an den Chefredakteur Heinrich 
beweles zu vergeben. 
Wit. Haag, 5. April. Amtlich. Jetzt ist die Pest auf 
Java bakteriologisch festgestellt. Gestern kamen acht Erkran— 
ungen und zwei Sterbefäülle vor. Die meisten Fälle sind in 
Nalang aufgetreten, aber auch in Rembang breitet sich die 
trankheit aus. Die zur Antersuchung der verdächtigen Fälle 
rotwendigen Maßnahmen sind getroffen. Auf ganz Java wurde 
nit der Ausrottung der Ratten begomnnen. 
Wit. London, 5. April. Der Generaldirektor der Times 
Moberly Bell, ist heute nachmittag auf dem Redaktions⸗ 
zureau der Times plötzlich gestorben. 
Wit. Kaltkutta, 5. April. In der Nähe von Dinassur ent⸗ 
leiste heute infolge böswilliger Entfernung einer Eisenbahn⸗ 
chiene ein Personenzug, wobei ein Inder getötet und drei 
kuropäer schwer verletzt wurden. 
V. Washington, 5. April Hier geht das Gerücht, daß 
ich Miß Elkins, die durch ihre Beziehungen zum Herzog 
bert Abruzzen bekannt geworden ist, sich mit einem Mister H itt 
naller Stille verheiratet habe. 
Heer und Flotte. 
W. Berlin, 5. April. General Gallwitz, bisher Kommandeur 
»er 15. Division in Köln, wurde als Nachfolger des Generals 
. Schubert zum Inspelteur der Feldartillerie ernannt. Sein 
dächfolger wird General v. Wartenberg, bisher Inspelkteur der 
— D8 
eur der 20. Infanteriebrigade in Posen, wurde zum Kom— 
nandeur der 33. Division in Metz ernannt. 
W. Verlin, 5. April. „Sohenzollern“ ist am 4. April 
t Brindisi eingetroffen und am 5. April von dort nach Korfu 
urückgekehrt. „Planet“ ist am 4. April in Brisbane einge— 
roffen. „Loreley“ ist am 4. April von Rhodos, „Leipzig“ 
m 4. April von Nagasaki in See gegangen. Scharnhorst“ 
nit dem Chef des Kreuzergeschwaders und das Torpedoboot 
Taku“ sind am 4. April in Kobe (Japan) eingetroffen. Das 
zlußkanonenboot „Vaterland“ ist am 4. April in Nganking 
m Jangtse eingetroffen und geht am 6. April von dort nach 
katung am Jangtse. „Iltis“ ist am 5. April in Schanghai ein⸗ 
reoffen. „Nautilus“ ist am 3. April von Cuxhaven nach 
ziel gegangen. Poststation für das Kommando der Hochsee⸗ 
lotte und Hela“ ist bis zum 8. April mittaas Cuxhaven, daut 
tieder Kiel
	        
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