Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

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Wochentlich 13mal (Wochentags morgens und 
abends, Sonntags morgens) erschelnend. Bezugs⸗ 
preis fũr das Vierteljahr 3,30 Marlk einschließlich 
Bringgeld in Lůbeck. Durch die VPost bezogen ohne 
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Anzeigenyreis (Ausgabe A4A und B) für die 89epp. 
Zeile 20 Pfg. Kleine Anzeigen (Arbeitsmarkt usw.) 
Pfg. für Auswaͤrtige 30 Pfg., f. Geschäftl. Mit⸗ 
eilungen 1Mi. d. Zeile. Tabellen⸗ u. schwieriger 
Satz den Anforderungen entsprechend höher. o e 
Beilagen: Vaterstädtische Blätter. — Der Familienfreund. 
Amtsblatt der freien und Hansestadt Lübec 1601. Jahrcang nachrichten für das herzogtum Lauenburg, die 
daͤblati: Gesetz und verordnungsblatt A8Re ——— 5* — Fürstentũmer Ratzeburg, Lübeck und das angren⸗ 
-vůαιααοε —— —⏑—⏑ ⏑ —— Aι jzende medlenburgische und holfteinische Gebiet. 
Orua und Verias: Gebrader Sorsets S. m. b. S. i Lüben — Seisarienen Adieb du: Esriastr. a6). Feen vreszer ahuo v. soo. 
Ausgabe XGrobe Ausaabe) Dienstag, den 4. April 1011. 
——— — — 
Abend⸗Blatt Nr. 173. 
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— — — —— — 
Erstes Blatt. hierzu 2. Blatt, 
so wie 3 
Gesetz⸗e und Verordnungsblat 
der freien und Hansestadt Lübeck, Nr. 17, v 
enthaltend: 
Llusführungsverordnung zum Reichs-Zuwachssteuergesetz vom 
14. Februar 1911. — Siebenter Nachtrag zu der lübecki⸗ 
schen Hafen- und Revierordnung vom 17. August 1904. 
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Umt r heut 383 SEei. 
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:4. tomt i. ·v Teil. 
die Maul⸗ und Llauenseuche eine ernste 
wirtichaftliche Gefahr. 
D. Lübed, 4. April. 
Die fortgesetzte Weiterderbreitung der Maul— und 
Klauenseuche ist nicht nur für die viehzüchtende Land— 
wirtschaft eine ernste Sorge, sondern auch für die fleisch⸗ 
tonsumierende Bevölkerung überhaupt. Wir haben üüngst erst 
aus den Ergebnissen der preußischen Viehzählung vom 1. Dez. 
1910 die unheilvollen Einwirlungen der Seuche auf unseren 
Rinderbestand und damit auch auf die bestehende Fleischnot 
gesehen. Inzwischen hat sie noch erßehliche weitere Fortfschritte 
gemacht. 
Nach den Veröffentlichungen des Reichsgesundheitsamtes 
waren in Deutschland am 15. Februar verseucht: 2296 Ge— 
meinden mit 6013 Gehöften und am 15. März sogar 2580 Ge⸗ 
meinden mit 92238 Gehöften. In Preußen allein war die 
Steigerung in der gleichen Zeit noch ärger, denn die Zahl 
der verseuchten Gemeinden stieg dort zwischen 15. Februar 
und 15. März von 1803 auf 1873 und die Zahl der ver— 
jeuchten Gehöste von 4330 auf 5279. Am schlimmsten aber 
var die Verbreitung der Seuche gerade in den nördlichen 
ohreußischen Provinzen, am geringsten in Bayern. Württem— 
derg und Baden zeigten erst im März beide ein bedenkliches 
Emporschnellen ihrer Seuchenziffern. 
Was ist nun gegen diese tkraurigen Zustände seither 
geschehen? Man hat eine sehr peinliche Grenzsperre gegen 
das Ausland und eine sehr unbequeme Sperre der ver—⸗ 
seuchten Gehöfte und Gemeinden im Inland durchgeführt, 
ohne daß irgendwelcher Nutzen zu konstatieren wäre. 
Besonders die Sperrmaßregeln gegen die Verschleppung der 
Maul⸗ und Klauenseuche von verseuchten in gesunde Be— 
zirle sind für die viehzüchtenden Landwirte sehr unbequem, 
und ihr Wunsch, Erleichterungen zu erhalten, ist umso 
begreiflicher, als eine Vermehrung der Seuchenfälle trotz 
der settherigen Praxis nicht zu verkennen ist. Der Land⸗ 
wirtschastsminister hat deshalb im Preußischen Landtage 
eine Milderung der Sperrmaßregeln zugesagt und auch 
bereits entsprechende Aumeisung an die Regierunaspräsidenten 
rgehen slaossen 
— — 
Auch im Preuhßzischen Herrenhause ist die wichtige Frage 
angeschnitten worden. Dort hat der Vandwirtschaftsminister 
Auskunft. über seitherige Versuche mit dem Löfflerschen 
Serum zur Immunisierung gegen Maul—- und Klauenseuche 
gegeben. In dem letzten halben Jahre sei es gelungen, 
in allerdings noch nicht sehr bedeutendes Quantum Serum 
niach der Löfflerschen Methode zu Versuchen fertigzustellen, 
zie aber bisher ein abschließendes Urteil nicht hatten. 
Nach den bisherigen Ergebnissen scheine festzustehen, daß 
»as Serum genügt, durch Einspritzung Tiere immun zu 
nachen gegen Ansteckung, welche durch Uebertragung von 
Menschen, Tieren usw. erfolgt. Dagegen scheine es nicht 
uu genügen, um Tiere auch dann zu schützen, wenn in 
»emselben Stall ein anderes Tier an der Maul⸗—⸗ und 
Klauenseuche erkrankt. In diesem Falle werde die Ansteckung 
ruch auf die geimpften Tiere übertragen. Weitere Versuche 
verden nun zeigen, ob es möglich ist, durch Verstärkung 
»er einzuspritzenden Masse auch gegen diese Ansteckung Hilfe 
zu schaffen. Immerhin scheine mit dem Löfflerschen Serum 
ein Mittel gesunden zu sein, das in gewissen Grenzen gegen 
ie Maul- und Klauenseuche wirksam schützen kann. Für 
die kleineren Betriebe komme allerdings in Betracht, daß 
der Preis des Serums noch sehr teuer ist; es koste 8 M 
»ro Tier und 100 Mupro Liter, sodaß dieser Schutz 
zsegen Maul—- und Klauenseuche ganz erhebliche Kosten ver— 
ursacht. Augenblidlich wurden an einigen Stellen Versuche 
nit einem anderen arsenhaltigen Mittel gemacht, das in 
ihnlicher Weise wirken solle wie das Ehrlichsche Hata; 
»abei würde es sich um ein Heilmittel bei erkrankten 
Tieren handeln. Die Löfflerschey“ Nersuche würden fort— 
Jesetzt wer den 
Auch diese neueste Auskunft wird weder die viehzüchtende 
dandwirtschaft noch die fleischkonsumierende Bevölkerung voll 
efriedigen. Wenn trotz des jahrelangen strengen Seuchen— 
chutzes noch immer kein wirksames Vorbeugungsmittel ge— 
unden ist, so muß vielleicht doch der Vorschlag der Agrarier 
tnsthaft geprüft werden, lünftig ein Jahr lang mal ganz 
adikal vorzugehen und alles von der Seuche ergriffene Vieh 
ofort abzuschlachten, selbstverständlich unter Gewährung der 
zesetzlich vorgesehenen staatlichen Entschädigungen. Das wird 
ehr kostspielig werden, aber es wird vielleicht volkswirtschaft— 
sich sich besser rentieren als das gegenwärtige Verfahren 
der allgemeinen Sperren, die das Fleisch fortgesetzt verteuern 
und der Weiterverbreitung der Seuche keinen Einhalt gebieten. 
Und noch eins! Die heutige überscharfe Grenzsperre 
hat gegen die Seuche nichts genutzt, wohl aber die Ein— 
fuhr ausländischen Viehs verhindert und dadurch 
die Fleischnot erhöht. Sollte es da nicht an der Zeit 
jein, auch an diesen Sperrmaßregeln jene Erleichterungen her— 
beizuführen, die an der Viehsperre im Imnern jetztt konzediert 
ind? Die Rückssicht auf die Konkurrenzpreise der 
heimischen Viehzüchter darfdoch nichtallein aus— 
ischlaäaggebend sein, solange wir solche Fleisch— 
wot im Lande haben. 
Konservative Wahltaktik. 
Die Kreuzztg. teilt mit, daß die konservative Partei meht 
Kandidaturen als sonst aufstellen werde, um Stim— 
men zu zählen und in liberalen Wahlkreisen Einfluß, näm— 
lich Kompensationsobjette für Stichwahlhilfe, 
zu gewinnen. Das konservative Hauptorgan bezeichnet diese 
Wahltaktik als die notwendige Gegenparole gegen die Parole 
des Abg. Dr. Paasche: „Stramm gegen rechts!“ und rühmt 
an ihr, daß die Konservativen dabei nicht in gebrochener 
Front kämpften, während die Liberalen, sofern sie auch 
die Sozialdemokratie ernsthaft bekämpfen wollten, nach zwei 
Fronten fechten müßten. Im Anschluß hieran schreibt die 
Kreuzztg. wörtlich: 
„Ein Kampf aber, der stramm gegen die Hauptfeinde 
der Sozialdemokratie geführt wird, also diese unterstützt, 
macht den Kampf gegen die Sozialdemokratie zu bloßer 
Chimäre. Der Liberalismus ist nicht stark genug, um seine 
Kräfte zersplittern zu können, wirft er seine Hauptmacht ... 
nach rechts, dann kann der Kampf gegen die entgegengesetzte 
Front nur ein Scheinkampf sein.“ 
In dieser Auffassung offenbart sich durchaus parteiische 
kinseitigkeit. Nach einem — im vorliegenden Falle unbe— 
angenen — sozialdemokratischen Zeugnis, das in einer partei— 
offiziösen Veröffentlichung über den Aufmarsch der Sozial⸗ 
»emolratie zu den Reichstagswahlen vorliegt, betrachtet die 
ozialdemokratische Parteileitung in 112 Wahlkreisen die Na— 
wnalliberalen, in 79 Wahlkreisen die Konservativen als 
Hauptgegner“ der Sozialdemokratie. „Hauptfeinde“ der So— 
sialdemokratie sind also die Nationalliberalen, und gerade sie 
wollen die Konservativen durch Zählkandidaturen, die aus— 
gesprochene Parteizweche verfolgen, nach Möglichkeit schwächen! 
Auf solche Weise muß der Kampf der Konser— 
vativen gegen die Sozialdemokratie tatsäch 
hich zu einem Scheinkampf werden. B. 
Taktische Cinigung der pommerschen und hannover⸗ 
schen Liberalen. 
Die Vertreter der pommerschen Provinzialorganisationen 
der nationalliberalen Partei und der Fortschrittlichen Volks— 
partei sind an diesem Montag unter Zuziehung von Vertretern 
der beiderseitigen geschäftsführenden Ausschüsse zu folgender 
Vereinbarung über die Provinz Pommern gekomnmen: 
Es sallen der fortschrittlichen Volispartei zu die Wahlkreise 
1. Rügen-Franzburg-Stralsund, 2. Greifswald-Grimmen, 3. 
Stettin⸗Stadt, a. Randow-Greifenhagen, 5. Kolberg-Köslin. 
Der nationalliberalen Partei sallen zu die Wahlkreise 1. 
Belgard-Dramburg-Schivelbein, 2. Neustettin, 3. Greifenberg⸗ 
Kammin, 4. Pyritz-Saatzig, 5. Naugard-Regenwalde. 
Doppelkandidaturen sollen aufgestellt werden in 1. Stolp— 
Lauenburg, 2. Bütow-Schlame-Rummelehura. 3. Anklam— 
Demmin. m 
Im Wahlkreise Usedom-Wollin wird Herr Fabrikbesitzer 
Dr. Hellmuth Töpffer-Finkenwalde als gemeinsamer wildlibe— 
raler Kandidat aufgestellt. 
Ueber die liherale“ Einiaung in Hannover berichtet der 
An 
Als man sich bald danach zum Aufbruch rüslete, be— 
gleitete sie die Freundinnen in den Garderobenraum. Die 
chwärmerischen Ausdrücke der Bewunderung und des Ent— 
ückens, die hier zum Ausbruch damen und ebensosehr der 
Person des Sängers wie seinem Gesang galten, erfüllten sie 
nit Hochgefühl. Als alle fortgegangen waren und auch die 
Mutter sich zurückgezogen hatte, begab sie sich in das nur 
foch schwach erhellte FEkKzimmer und bhegann mechanisch auf⸗ 
zuräumen. 
Sie hörte, daß Gerhard und Karl nebenan im Salon 
varen, daß sie eifrig, wenn auch in gedämpftem Ton sprachen 
ind dann und wann ein paar Atlkorde auf dem Instrument 
ingeschlagen wurden. Sie setzte sich ans Fenster, zog den 
Vorhang zurück und ließ das volle, weiche Mondlicht zu 
ich hereinfluten; die Hände lagen im Schoße gefaltet, und 
sie blikte träumend und sinnend in die Gebeimnisse der Mond— 
nacht hinaus. 
Im Nebenzimmer öffneten die Freunde einander die 
derzen; die Musik schien auch hier den Schlüssel dazu ge— 
funden zu haben. Die Bewegung der Schwester war Kar! 
nicht entgangen; solche Ergriffenheit war ihm ein fremder 
Zug an ihr;: er hatte bisher mehr Schwärmerei und Phantasi— 
als Gemüt und Wärme bei ihr wahrgenommen, und er be— 
nüßte, was er gesehen, mit inniger Freude. Ob der Freund 
hre innere Bewegung wahrgenommen hatte und anfing, lie 
ich zu deuten? 
Karl konnte bei alledem die Erimerung und Unruhe in 
hezug auf Adelina Allmers nicht los werden. Er wollt« 
Klarheit haben, muhßte sie haben, auch der Schwester wegen; 
deren Verkehr mit dem Freunde er unter Obacht genommen 
hatte. 
Gerhard saß am Klavier und spielte leise vor sich hin, 
er wuhte wohl selbst kaum, was. Unwillkürlich erklang unter 
ieinen weißen Fingern die Melodie des vorhin gesungenen 
diedes, die er leise und träumerisch vor sich hinsummte. Karl 
trat an ihn heran. 
— 
Ob fie wohl kommen wird? 
Roman von Renata Greverus — 
A2. Fortsetzung.) (Machdruck verboten.) 
Die Abendgesellschaft der Frau Rätin war in bester 
Stimmung. Rach Tische rauchten einige der Herren in Karls 
Zimmer ihre Zigarre. Gerhard blieb bei den Damen im 
Salon, da er aus Gesundheitsrücksichten das Rauchen aufge⸗ 
zeben hatte. Er gab sich einfach und liebenswürdig gegen 
alle; seine dunkelblauen Augen strahlten und in sein Gesicht 
war die Farbe der Gesundheit getreten, als er, die schlanke 
Gestalt leicht an den Türpfosten iehnend. mit Liesbeth üher 
einige neue Lieder sprach. 
„Ich habe ein schönes Lied mitgebracht, das die Damen 
vielleicht noch nicht kennen,“ sagte er, zog ein Seft umer 
rinem Stapel Noten hervor und schlug es auf. 
„Ob sie wohl kommen wird?“ las Liesbeih halblaut. 
„Von Preyer? Das kenne ich allerdings noch nicht. Bitte, 
iingen Sie es uns, Herr Friesing.“ 
In diesem Augenblick kamen die anderen Herren herzu; 
die jungen Damen traten lebhaft für ein gemeinsames Musi— 
zieren ein, und nachdem die beslen Klavierspieler, Sanger 
und Sängerinnen unter den Gästen etwas zum Besten ge⸗ 
gehen hatten, setzte Liesbeth das Preyersche Lied aufs Noten⸗ 
pult und sah Gerhard liebenswürdig bittend an. Karlt mit 
dem er das Lied 'bereils durchgegangen war. sekte lich aur 
Begleitung ans Klavier. 
Schon gleich nach den ersten, wie eine wehmütige Frage 
lingenden Mollalkorden der Begleinung, die Karl weich und 
ausdrucksvoll anschlug, verstummte die anfangs noch leise ge— 
führte Unterhaltunge Dann sekte Gerharde volle, weiche 
Stimme ein: 
.Möchte wissen, wann ich bald begraben werde sein 
Und auf meinem Grabe steht ein Kreuzchen oder Siein 5 
Und man vor Riedgras kaum das Grab zu sehen dermag: 
—L Allerseelentag7? 
Ob sie den feuchten Blick wohl senket niederwärts? 
Ob sie bei sich wohl denkt: Hier ruht ein treues Herzꝰ..“ 
Die Töone schwollen allmählich zu immer voller Höhe 
an. Tann schienen sie leiser, zaghafter zu werden, als außer 
dem erhofften Gedenken auch Taten der Erinnerung erwartet, 
ersehnt, erfleht wurden: 
„Ob sie um meinen Stein ein lieines Kränzchen flicht?“ 
Ob sie für meine Ruh ein Vaterunser spricht ?“ J 
Die Fragen der Sehnsucht und Hoffnung erklangen ge— 
dämpft, in nur mühsam verhehlter Leidenschaft, die in der 
Begleitung immer leise widerhallte. Dann nach einer kurzen 
Pause, in der jeder unwillkürlich den Atem anhielt, ging 
die Weise in Tur über, und es ertlanga froh und voll 
qlüclicher Zuversicht: 
„Gewiß, sie wird wohl kommen, zu beten auf mein Grab, 
Sie weiß, daß ich sonstkeinen für mich zu beten hab!“ 
Die letzten Zeilen des Liedes wurden mit geringen, sein 
betonten Abweichungen in der Melodie wiederholt. Gerhard 
hatte kaum je mit einem so hinreitßenden Ausdruck gesungen. 
Alles war still und viel zu ergriffen, um lauten Bei— 
fall zu spenden. Karl ließ, ganz in sich versunken, die Hände 
noch eine Weile auf den Tasten ruhen. Manchem aber aus 
der Gesellschaft war zumute, als müsse er dem Sänger eine 
frohe Antwort auf seine verklungene Frage, auf seine leise, 
frohe Hoffnung geben. Dieser wandte sich um und blickte 
mit ernster Ruhe im Kreise umher; doch die innere Erregung, 
die beim Singen über ihn gekommen war, liand in seinen 
glänzenden Augen und auf den blassen Wangen geschrieben. 
Cines der jungen Mädchen schluchzte ganz unbeherrscht auf, 
eine andere wischte sich verstohlen eine Träͤne ab. 
Gerhards Blid fiel auf Liesbeth, die etwas zurüdgetreten 
war; sie fühlte seine Augen auf sich ruhen und sah ihn an; 
ein süßer Schauer durchrieselte sie, als sie das Leuchten im 
Blide sah, von dem sie fühlte, datßz er ihr, ihr ganz allein 
dalt. Sie würte nur die hervorbrechende Sehnsucht und Wärme 
bes Blickes; das Prüfende, Fragenda darin aber entgina ihr.
	        
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