Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

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Ausgae A. Sonntag, den 2. April 191. 
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Morgen⸗Blatt Nr. 169. 
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Briefkasten der Redaktion. 
W. K., Marlesgrube. Am 1. Dez. 1910 hatte Deutsch— 
Jand eine Einwohnerzahl von 64 896 881 Menschen, während im 
Jahre 1910 in Deutschland 32 449 Aerzte gezählt wurden. 
Demnach kommt im Durchschnitt auf 2000 Einwohner gerade 
ein Arzt. 
L. RSchwartau. 1769 stellte James Watt die erste „mo— 
derne“ Dampfmäschine auf. Im Jahre 1778 baute bereits ein 
französischer Ingenieur, Lugnot, die erste Lokomotive; sein 
Bauwerk wurde im großen Saale der Conservatoire der Künste 
und Handwerke aufbewahrt. 
R. P., Gleschendorf. Die Teepflanze zog die Aufmerk— 
samkeit chinesischer Forscher zuerst im Wu⸗HYi, oder wie die 
Engländer ihn nennen, im Bohea⸗Distrikt auf sich. Sie ge— 
deiht in Japan ebenso wie in China, Korea usw. 
X. D., Süsel. Die Canadian Pacific Railway ist wohl 
die größte Landgesellschaft der Welt. Sie hat noch 400 000 ha 
zu verkaufen. 
F. K., Moislinger Allee. Die ersten Phosphorzündhölzer 
wurden in den Jahren 1833 hergestellt. 
A. B., Schwartauer Allee. Die erste Apothele wurde in 
Berlin im Jahre 1488, die erste Buchdruckerei 1589 eröffnet. 
V. A., Arnimstratze. Im Jahre 1707 hatte Berlin ersi 
55 000 Einwohner, 1800: 172 132, 1900: 1884 848, 1910: 
2064 153. 
Tagesbericht. * 
Lübed, 2. April. 
. Wohitätigkeits berein, Sammelkasten“. Im Hause Große 
Petersgrube 2 hat am gestrigen Nachmittag die Verteilung 
. Gsschente an die Konfirmanden, deren Anweisung Weih⸗ 
nachten erfolgt war, stattgefunden. Vom Vorstande konnten 46 
Madchen und 41 Knaben mit Ausstattungsstücken bedacht wer— 
den. Die dankbare Entgegennahme der Gegenstände — nur 
nuützliche Sachen — wird dem Vorstand sicher zu weiterem 
Wirken Veranlassung geben. 
I Die Pötenitzer Wilderer vor der Lübecker Strafkammer. 
Ueber den weiteren Verlauf und den Ausgang der gestrigen 
Herhandlung geaen Pröhl, Rochsien, Scheel und Hümpel sei noch 
folgendes mitgeteilt: Keiner der Angeklagten hat die Berech— 
tligung, irgendwo die Jagd causzuüben. Am 3. Oktober 1910 
wurden Pröhl, Rocksien und Scheel in der Feldmark Johann⸗ 
storf in Medlenburg-Schwerin beim Wildern von dem Jäger 
Freitag überrascht. Pröhl schoß auf den Jäger, verletzte ihn 
erheblich und trug ihm diese Tat vor dem Schwurgerichte in 
Güstrow 9 Jahre Zuchthaus ein. Pröhl ist denn auch heute 
pöllig geständig. Nach seiner Darstellung hat er sich am 2. Okt. 
mit Rodsien und Scheel getroffen, und alle drei haben sie ver— 
abredet, zur Jagd nach Johannstorf zu gehen. Da Rochsien 
kein Gewehr hatte und es ihnen auch sonst an Ausrüstungs-⸗ 
gegenständen fehlte, begaben sie sich nach der Wohnung von 
Sümpel, wo derartige Sachen genügend vorhanden waren. Nach 
ber Wohnung von Hümpel brachte auch Pröhl regelmäßig sein⸗ 
Gewehr, wenn er es einmal zur Jagdausübung gebraucht hatte. 
Pröhl entschädigte den Hümpel dafür durch Lieferung von Wild. 
So soll Hümpel zu drei verschiedenen Malen Wild von Pröhl 
natürlich sehr billig, bekommen haben, und Hümpel hat es an 
sich gebracht, ooabwohl er die Art des Erwerbes genau kannte. 
Am 2. Okt. kam Hümpel darauf zu, als in seiner Wohnung 
sich Rocksien ein Gewehr besah. Die Bitte Rocksiens, ihm das 
Gewehr zu leihen, will er abgeschlagen haben, doch sagt Ro., 
daß er nur anfänglich sich ablehnend verhalten, schließlich aber 
die Benutzung gestattet habe. In der Hümpelschen Wohnung 
wurden dann noch von Pröhl und Scheel in einem dem Hümpel 
gehörigen großen Korb, der auch zum Transport von Wild ge— 
eignet war, drei Gewehre, darunter ein dem Scheel gehöriges 
zerlegbares Gewehr verpackt, und der Korb wurde mit dem 
Sümpel gehöriger Sachleinwand zugenäht. Am folgenden Tage 
schafsften Pröhl und Scheel den Korb zum Bahnhofe und fuhren 
nach Travemünde. In Waldhusen war Rocksien zu ihnen einge— 
stiegen. In Travemünde ließen sie sich zum Priwall übersetzen und 
begaben sich in mecklenburgisches Gebiet. Rocksien und Scheel 
wollen nur dieses eine Mal gewildert haben. Rochksien, der aber 
wegen Jagdvergehens schon zweimal bestraft ist, hat aber sogar 
einen Zeugen zu überreden versucht, mit ihm zusammen die Jagd 
auf Rehe durch Legen von Schlingen auszuüben. Scheel, der 
im Besitz eines eigenen zerlegbaren Gewehres war, hat sich 
bei der ganzen Angelegenheit mit den Jagdeinrichtungen sehr 
vertraut gezeigt. Von einem Zeugen, der selbst früher stark 
zewildert und deshalb mehrfach bestraft ist, wird bekundet, daß 
er in September 1910 den Scheel eines Tages im Gehölze 
bei Wesloe in einer Weise habe herumstreichen sehen, die in 
ihm sofort die Ueberzeugung hervorgerufen habe, daß Scheel 
sich in der Ausübung unberechtigten Jagens befinde. Hümpel soll 
ferner von einem Arbeiter Tr. 5 Kar. Margarine, 6 Dosen 
Anchovis und 8 bis 10 Pfund Rindfleisch, die Tr. durch Heh⸗ 
lerei von einem Matrosen, der die Sachen auf einem Schiffe 
gestohlen hatte, an sich gebracht hatte, angekauft haben in dem 
Bewußtsein, daß die Sachen auf unredliche Art erworben seien 
Er hat für die ganzen Sachen nun 9 Mebezahlt. Hümpel be— 
hauptet, geglaubt zu haben, die Sachen stammten von einem 
Schiffskoch, dem die Lieferung der Lebensmittel auf dem Schiffe 
übertragen und der deshalb zum Verkauf berechtigt gewesen 
jsei. Der gezahlte Preis sei angemessen gewesen. Dem Antrage 
des Staatsanwalts entsprechend werden die Angeklagten sämtlich 
schuldig befunden, und zwar Pröhl, Rodcssien und Scheel des ge— 
meinschaftlichen und gewerbsmäßigen unberechtigten Jagens, Hüm— 
pel der Beihilfe zu diesem Vergehen und der gewerbsmäßigen 
Hehlerei. Es werden verurteilt: Pröhl zu 1 Jahr Ge— 
fängnis, welche Strafe unter Einschluß der 9 Jahre Zuchthaus 
auf 9 Jahre und 6 Monate Zuchthaus⸗Gesamtstrafe zurückgeführt 
wird, Rocksien und Scheel zu je 1 Jahr Gefäng— 
nis, HSümpel zu ?z Jahren und 4 Monaten Zucht— 
h aus. Allen Verurteilten werden die bürgerlichen Ehrenrechte 
auf 5 Jabre aberkannt, und ferner wird die Zulässigkeit von 
Polizeiaufsicht ausgesprochen. Den letzteren dreien werden drei 
—— der Untersuchunashaft auf die Strafe in Anrechnung 
die die Fortsetzung der im Vorjahre rezitierten Kapitel aus 
diesen Werken bilden. 
b. Kaiser⸗Panorama. Eine Wanderung durch die malerisch 
nteressanten Salzburger Alpen zeigen die Bilder in diesen 
Woche. Sie beginnen mit dem herrlichen Ausblick vom 
Ziriuskegel auf Bad Ischl, mit Anlagen, den schön gelegenen 
Irt St. Wolfgang, das Panorama von Salzburg und die 
Festung, Schloß Anif, die kleine Festung im Passe Lueg, 
den Gollinger Wasserfall usw. Die dieswöchentliche Serie bietet 
so viel an Naturschönheiten, daß jedes einzelne Bild die 
Augen des Beschauers fesselt und großes Interesse er— 
regt. Der Besuch dieser Serie ist sehr zu empfehlen; kein 
Befucher dürfte besonders in dieser Woche das Panorama un⸗ 
befriedigt verlassen. 
NKöonigl. Preußische Klassenlotterie. Die Erneuerungsfrist 
für die Lose 4. Klasse läuft am Montag, dem 3. April, abends 
b6 Uhr ab. 
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Schles wig⸗Holtein. J 
Altona, 2.April. Die Kaiserin wird den Kaiser 
hei seinem für die Tage vom 24. -27. August vorgesehenen 
Besuch in Altona begleiten. 
Kiel, 2. April. Die Explosion auf „Porlk“. Die 
deichen des Obermaschinistenmaaten Genske, sowie der Maschi⸗ 
ristenmaaten Eick und Poethe wurden von der Kaiserlichen 
Verft nach der Leichenhalle gebracht. Den drei Verwundeten 
zing es Sonnabend vormittag den Umständen nach durchaus 
vohl; auch der am schwersten verletzte Oberheizer Hanowsky 
cheint die Krisis überwunden zu haben und sich in der Besse— 
ung zu befinden. Es ist zu hoffen, daß alle drei mit dem 
deben davonkommen. Alle Bemühungen, die Ursache der Ex— 
„losion festzustellen, sind bisher ohne Erfolg gewesen. Es 
hat nur mit Sicherheit festgestellt werden können, daß eine 
Anvorsichtigkeit irgend welcher Art nicht vorliegt. Das zuͤr 
Zpeisung der Motoren auf den Motorbooten des Panzer—⸗ 
freuzers erforderliche Benzol lagerte in explosionssicheren Ge— 
fähen in einem Raume, der sich unter der Wasserlinie befin— 
det und nicht nur wasserdicht, sondern auch vollständig luftdicht 
bgeschlossen ist. Die zu diesem Raume führende Tür war 
rußerdem verriegelt. Wie in diesem Raume eine Explosion 
nöglich gewesen ist, ist zunächst ein ungelöstes Rätsel. Das 
Zenzol war vorschriftsmäßig gelagert und die Tür vorschrifts— 
näßig geschlossen. Die drei ums Leben Gekommenen waren 
in einem Gange neben dem Benzolraum an Schraubstöcken bei 
der Arbeit. Die Explosion erfolgte mit so furchtbarer Kraft, 
dai dine Wand des Benzolraumes aus ihren Fugen gerissen 
und gegen die drei arbeitenden Maschinistenmaate geschleudert 
purde, so daß die drei teils gequetscht, teils von der Flamme 
»erbrannt wurden. — Ist ihm ganz recht geschehen. Die 
Strafkammer verurteilte den „Subdirektor“ Knuth wegen voll⸗ 
endeten Betruges in 23 Fällen, davon in einem Falle zugleich 
wegen schwerer Urkundenfälschung, wegen versuchten Betruges in 
zrei Fällen und der Unterschlagung in einem Falle zu 6 
Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrverlust. 
Neumünster, 2. April. 60 Bewerber meldeten sich 
zum Posten eines besoldeten Stadtrats. — Lebensgefähr— 
ich verbrannt hat' sich beim Kochen von Bohnerwachs ein 
Dienstmädchen. — Exhumiert wurde die Leiche einer 26— 
jährigen Frau. Es liegt der dringende Verdacht vor, daß 
die plötzlich Verstorbene absichtlich vergiftet wurde. 
Lauenburg. 
Ratzeburg, 2. April. Der Schluß der Schon—⸗ 
zeit für Rehböcke ist vom Bezirksausschuß für den Umfang 
des Regierungsbezirks Schleswig auf den Ablauf des 29. Mai 
und der Termin für das Einsammeln von Kibitzeiern auf den 
15. April einschließlich festgesetzt worden. 
SGroßherzogtümer Wedbenburg. 
—Schönbers, 2. April. Diebstahlsverdächtig. 
In der Nacht zum Sonnabend wurden hier zwei Reisende 
don der Polizei in Haft genommen, weil sie dringend verdäch— 
iig waren, in Ratzeburg einen Diebstahl an Zinntellern und 
Zinnkrügen ausgeführt zu haben. Die entwendeten Gegen— 
tände wurden nicht bei ihnen vorgefunden; doch stimmt das 
Signalement mit den Tätern überein. — Diebstähle. In 
etzter Zeit sind in dem Röggeliner See mehrere Hechtkörbe 
und Netze, die dem Fischermeister Mager gehören, mutwillig 
»eschädigt und ihres Inhalts beraubt worden. Die Spur 
der Diebe führt in das lauenburgische Gebiet. 
*Rehna, 2. April. Bei dem Feuer in Botels— 
dorf haben die Bewohner nur das nacte Leben retten können, 
da sie schon zu Bett lagen, als das Feuer aufging. Von dem 
Vieh ist eine Starke und ein Kalb in den Flammen umgekom— 
nen. Der Besitzer erleidet auch dadurch einen erheblichen Scha⸗ 
den, daß sein zum großen Teil neues Mobiliar durch Nachlässig- 
eit des Vertreters der Feuerversicherung nicht versichert worden 
var. — Ein Biberpaar hat sich in der Radegast bei 
den Nesower Tannen angesiedelt. Es ist wahrscheinlich durch 
das Hochwasser der Elbe dorthin verschlagen worden. Die 
Tiere haben bereits einen Bau errichtet 
Hermischtes. 
Die Medizin auf der Bühne. Eine amüsante Anekdote 
bon einem berühmten englischen Schauspieler erzählt eine 
Londoner Wochenschrift. Der auch außerhalb Englands be— 
kannte Künstler ist die größte Sorge seines Hausarztes, denn 
er sträubte sich stete, Medizin zu nehmen, und alle Ueber— 
redungskünste des ärztlichen Ratgebers scheiterten an des 
Zünstlers kategorischer Erklärung: „Ich nehm's nicht!“ Kürzlich 
trat er in einem Stück auf, in dem der Held im letzten Alte 
aus einem Kristallpokal Gift trinken soll. Der Künstler hatte 
den Regisseur vorher verständigt und ihn gebeten, Portwein 
in den Giftbecher zu tun, um so dem Publikum auch deutlich 
vor Augen führen zu können, wie der Held den Gifttrank 
langsam und mit Ueberlegung kaltblütig schlürfst. Der Schau— 
pieler erntete am Abend großen Applaus; als er aber in 
der grohen Endszene den Giftkelch an die Lippen führte, mußte 
er zu seinem Entsetzen bemerken, daß der Kelch statt des er— 
ehnten Vortweins einen sehr kräftigen, sorgsam bereiteten 
Sennesblättertee enthielt. Nun gab es freilich kein Jurück; 
er mußte die Medizin nehmen. Sein Mienenspiel soll dabei 
von erschütterndem Realismus gewesen sein. 
Auftzebung eines Spielklubs in Düsselpors. Der B. L.A. 
meldet aus Düsseldorf: Hier wurde der Spieltlub „Rhein— 
Jold“, der mit zahlreichen Roulettes ausgestattet war und 
von vier belgischen Croupiers geleitet wurde, von der 
Kriminalpolizei aufgehoben. Es wurde in dem Klib, der 
von SHiesigen und Auswärtigen viel besucht wurde, um 
hohe Beträge gespielt. 
Der vom psychologischen Standpunkt aus interessante 
Betrugsprozeß gegen die falsche „Hofdame“ Gräfin 
Manuela von Arnim recte Kaufmann Franz Eich— 
baum und seinen Komplizen, den Kaufmann Vaul Klennt, 
beschäftigte gestern das Schöffengericht Potsdam. Das Gericht 
verurteilte Eichhaum wegen vollendeten Betruges zu 1I Monat 
Gefängnis, sprach ihn aber von der Anklage wegen Bei— 
legung eines Adelsprädikates srei. Der Angellagte Klennt 
wurde wegen Beihilfe zu einer Geldstrafe von 200 Muver— 
urteilt. 
In der Nacht zum Freitas wurde im Dorfe Milzens 
im Wipptale die allein wohnende Frau Anna Haidegger 
ermordet und beraubt. Das ganze Haus wurde von 
dem Täter durchstöbert. Schließlich versuchte er auch das 
Gebäude in Brand zu setzen, was ihm aber nicht gelang. 
In der dem Freiherrn von Thuengen gehörenden Wal⸗— 
dung bei Rapbgden ist durch kaffeekochende Waldaerbeiter 
ein Brand —*8 worden, der 60 Tagwerke Fichten⸗ 
kultur vernichtet hat. 
In Oberegg bei Höchst (Vorarlberg) brannte das 
daus des Wirtes Jaeckli ab, wobei eine Frau, die aus 
dem brennenden Gebäude Geld retten wollte, mitver— 
brannte. 
In der Nähe des Dorfes Heutingsheim (Württem—⸗ 
hergh) wurde eine Wohnungsgrube aus der zweiten 
kisenzeit, der Zeit der Kelten, gefunden. Außer dieser 
Frube ist in der Gegend noch ein Wohnplok aus jener Periode 
entdedt worden. 
Der 78jährige Trompeter Alexander Bauot, 
der im Jahre 1885 vor Sebastopol zum Sturm auf den 
Malagkoffturm das Signal geblasen hatte, ist gestorben. 
Beim Feueranmachen gerieten die Kleider der 44jähr. 
Ingenieursfrau Herold in ihrer Villa in Eichwalde 
in Brand. Da niemand Silfe zu bringen vermochte, hatte 
die Unglückliche beim Eintreffen der Nachbarn bereits so schwere 
Brandwunden erlitten, daß sie nach wenigen Minuten starb. 
Auf der Gustav⸗-Grube der schlesischen Kols- und Kohlen⸗ 
verke⸗Rothenbach, Kreis Landeshut, wurde ein 16jähriger 
Schlepper von niedergehenden Gesteinsmassen verschüttet. 
Nach 11stündigen Rettungsarbeiten gelang es, die Leiche zu 
bergen. 
Das Essener Landgericht erkannte nunmehr auch auf 
Freisprechung der im Meineidsprozeß Schröder im 
Jahre 1895 verurteilten Bergleute Gräf und Wilking, die 
zerschollen sind. Gräf war zu 32, Wilking zu 3 Jahren 
zZuchthaus verurteilt worden. 
Bei dem Bau der elektrischen Bahn Zartlesdorf⸗ 
Zohenfurt (Böhmen) explodierte ein Bohrloch vorzeitig, 
wobei drei Arbeiter tödlich verletzt wurden. 
Nach einer Lloydsmeldung aus Kap Haitien ist der 
»eutsche Dampfer „Allemannia“ auf Grund geraten, 
aber mit fremder Hilfe wieder abgebracht worden. Der 
Dampfer hat das Ruder verloren und ist an der Schraube 
heschädiat 
— — — 
b. III. Kammermusikabend von Clara HSerrmann. Ueber 
Professor Willy Heß, welcher für den III. Kammermusikabend 
von Clara Herrmaun am Montag, 3. April, gewonnen, schreibt 
der Kasseler Stadtanzeiger gelegentlich eines Konzertes im 
Hoftheater am 11. März 1911: „... Der Künstler gebietet 
über einen ausnehmend schönen Ton und eine Meisterschaft, 
die alle Schwierigkeiten leicht aus dem Wege schafft. Ob ge⸗ 
tragener Gesang, eilende Läufe, oder Akzente: das Spiel zeigt 
ebensoviel Temperament wie Schönheit im Ton und Fertig— 
keit. Auch Saint-⸗-Saëns Introduttion und Rondo capriccioso 
bermittelte Herr Heß mit viel Esprit, Grazie und Pikanterie 
und höchst sauberer Ausführung der virtuosen Beigaben. 
Beim Vortrag von Beethovens F-dur-Romanze stellte sich 
der Künstler als empfindungsreicher, einfach und edel gestal— 
tende Musiker vor. 
b. Vortragsabend. Morgen findet im Theatersaal der 
Stadthalle der V. Abonnementsvortrag der Concordia, 
Kaufmännischer Verein, statt und zwar wird der hierorts bestens 
bekannte Hofschauspieler Ludwig Steruberg wieder aus Friß 
Reuters Werken rezitieren. Die vieien Fesse, die anläßlich der 
Jahr hundertfeier Reuters in unserer Stadt von den verschieden— 
sten Vereinen veranstaltet waren, fanden alle vor überfüllten 
Sälen statt — ein Beweis, welcher Beliebtheit auch heute noch 
Reuter sich erfreut. Zu den besten Rezitatoren der Werke 
Reuters zählt aber unstreitig Sternberg. Sein diesiähriges 
Programm umfaüt Abschnitte aus Hanne Nule und Stromid, 
Sprechsaal. 
(Far den Inhalt dieler Rubrik übernimmt die Redaktiun 
keine Verantwortung.) 
Eingesandt.) 
Straßenreinigung. 
Große Mühen und Kosten verwendet der Staat darauf, 
die Straßen sauber und ordentlich zu halten. Sogar jeder 
Fetzen Papiers erfreut sich behördlicher Beachtung. Aber eines 
cheint den Reinlichkeitssinn nicht sonderlich zu stören, das doch 
ast alle Bürgersteige verunreinigt und mir das Elelhafteste 
Anter allem erscheint, das ist die duech die Hunde hinterlassene 
Verunreinigung. Ich halte es für wichtiger, daß diese Sachen 
äglich beseitigt werden, um so mehr, da sie ausgerechnet 
auf den Bürgersteigen sich vorfinden, als daß die harmlosen 
Papierfetzen entfernt werden, und çebe mich der Hoffnung hin, 
daß diese Anregung sehr bald dazu dienen möge, in der be⸗ 
egten Angelegenheit eine Abhilfe herbeizufübren. ch.
	        
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