tern der Fraktionen vebildet. Auf 25 Mitglieder entfällt
ein Vertreter, jedoch entsenden auch kleinere Fraktionen einen
solchen. Die Kommissionsmitglieder werden nach einem vom
Seniorenkonvent aquf rechnungsmäßiger Grundlage aufgestellten
Plan von den Fraktionen und dauernden Vereinigungen von
mindestens 5 Mitgliedern gewählt, die Vorsitzenden der Kom—
missionen von den Fraktionen nach einem bestimmten Turnus.
Neueite Nachrichten und Telegramme.
Der Reichs kanzler und die Emschräniung der Rüftungen.
Wt. Berlin, 1. April. Die Norddeutsche Allgemeine Zig.
schreibt: Der Reichskanzler lehnte es in seiner letzten Reichstags⸗
rede ab, den anderen Großmächten ein Programm für die Ein—
schränkung der Rüstungen vorzulegen. Die vom Reichstag an⸗
genommene Resolution der Fortschrittlichen Volkspartei scheint
gleichfalls die ungeheuren Schwierigkeiten anzuerlennen, welche
der Aufstellung eines solchen Programms entgegenstehen. Sie
verlangt deshalb nur, daß Deutschland über ein Programm,
das etwa andere Mächte aufstellen sollten, verhandeln möge.
Den Schiedsgerichten steht Deutschland, wie der Reichskanzler
ausgeführt hat, nicht ablehnend gegenüber; es hat im Gegen—
teil den Abschluß von Schiedsverträgen gefördert und wird es auch
ferner tun. Aber uach hier wird es einer praktischen Friedens⸗
politik dienen, wenn es der Schiedssprechung die nicht unmög⸗
liche Aufgabe zuweist, über die Unabhängigkeit, die Ehre und
die Existenz der Staaten zu entscheiden, sondern nur klar zu
übersehende Rechtsverhältnisse der Schiedssprechung unterwirft.
Konform dieser Anschauung alzeptiert die Regierung den von
England vorgeschlagenen Nachrichtenaustausch über die Schiffs—
bauten. Eine Bindung der beiderseitigen Streitkräfte liegt
darin nicht; es soll nur Ueberralschungen vorgebeugt werden,
die Paniken und als deren Folge ein krampfhaftes Wett—
rüsten hervorrufen könnten. Sowohl im Inlande wie im Aus—
lande erlannte die Presse in ihrer überwiegenden Mehrheit
diesen Grundgedanken der Rede des Reichskanzlers als zu⸗
treffend. Nür die Minderzahl erblickt darin Tendenzen, welche
einer friedlichen Entwicklung des Volkerlebens widerstrebten.
Es verlohnt nicht der Mühe, ihnen im einzelnen entgegen—
zutreten. Sie werden bündig widerlegt durch die Politik,
die Deutschland seit vierzig Jahren führt und fernerhin füh—
ren wird.
Zur Ermordung des Oberstleutnants v. Schlichtina.
W. Konstantinopel. 1. April. Die Offiziere des Regi—
ments. das v. Schlichting befehligte, meistens Albanesen, ver—
öffentlichen im Tanin einen Brief, in dem sie die Tätigkeit
und die Verdienste Schlichtings rühmend hervorheben und
ihr lebhaftes Bedauern über den Tod des beliebten Offiziers,
der einem feigen Mörder zum Opfer gefallen ist, ausdrücken.
W. Konstantinopel, 1. April. Resul, der Mörder des
Oberstleutnants v. Schlichting, ist heute früh 7 Uhr, entsprechend
dem Urteil des Kriegsgerichts, erschossen worden.
Die Exekution an dem Mörder erfolgte vor dem versammel⸗
ten Regiment des Erschossenen durch 12 albanesische Soldaten.
Von den deutschen Instrukteuren waren zugegen die Ober—
leutnants Veit und Sauer. 5 Schüsse durchbohrten das Herz
des Mörders. Oberleutnant Veit und die türkischen Priester
fragten den Mörder vor der Erschießung, ob er bereue, seinen
Kommandeur erschossen zu haben. Nein, war die ruhiqe
Antwort.
Wie von unterrichleter türkischer Seite mitgeteilt wird,
konnte dem Begnadigungsgesuch der Witwe des Ermordeten
nicht stattgegeben werden, weil hier zugleich eine schwere Belei—
digung der deutschen Nation vorlag, und man die Begnadi—⸗
zung nicht als genügende Sühne ansehen konnte.
Internationale Ausstellung für Reise und Fremdenverkehr.
W. Berlin, 1. April. Heute vormi ttag um 11 Uhr
wurde die internationale Ausstellung für Reise und Fremden⸗
verkehr in den Ausstellungshallen des Zoologischen Gartkens
durch Ansprachen der Präsidenten Kuhlmann und Geheimrat
Jatob eingeleitet. Die Ersffnung selbst wurde im Auftrag
des Ministers von Breitenbach durch Geheimrat von der Leyden
mit einem Hoch auf den Kaiser verkündet. Der Feier wohnte
eine glänzende Gesellschaft geladener Gäste bei. An die Eröff⸗
nung schloß sich ein Rundgang durch die vollständig fertigge—
stellte Ausstellung, wobei die Direktoren Schliepver und Willner
fürten.
Martin Greif ̃.
W. München, 1. April. Der Dichter Martin Greif ist
heute vormittag nach zweitägigem heftigen Todeskampf in Kuf⸗
stein gestorben. Sein Neffe, der Bankbeamte Erlenmeier, weilte
an seinem Sterbelager. Die Leiche des Dichters soll nach
Zangberg, einem kleinen Orte südlich von München, verbracht
werden.
Luftschiffahrt.
Wt. Hamnover, 1. April. Nachdem der Militärzweidecker
um 3 Alhr 46 Min. zu einem kleinen Probeflug aufgestiegen und
bald darauf wieder gelandet war, stieg er um 4 Uhr 22 Min.
auf und nahm die Richtung auf Braunschweig.
Wit. Braunschweig, 1. April. Der Militärflieger Leutnant
Macenthun und sein Passagier Oberleutnant Erler sind um
5 Uhr 12 Min. auf dem hiesigen Exerzierplatze glatt gelandet.
Bald nach der Landung des Zweideckers „Agbatros“ be—⸗
grühten der Herzogregent und die Herzogin die Militärflieger
auf das herzlichste. Die Rückfahrt nach Berlin ist wegen un⸗
sichtigen Wetters auf morgen verschoben worden.
W. Kopenhagen, 1. April. Auf dem hiesigen Flugplatz
ist der Flieger Sand mit seinem Zweideder aus einer Höhe von
15 Metern abgestürzt; er erlitt eine Gehirnerschütterung. Der
Apparat wurde vollständig zertrümmert.
It aluenische Freiwillige für Albanien.
W. Rom, 1. April. Entgegen den Blättermeldungen, die
es als möglich hinstellen, daß italienische Freiwillige nach Al—
banien abgehen würden, erklärt die Agence Stefani, die Re—
Regierung wisse nichts von einem Anwerbungsversuch und werde
einen solchen, falls er gemacht werden sollte, entschieden unter⸗
drücken und die Täter den Gerichtsbehörden übergeben.
Wt. Achilleion, J1. April. Der Kronprinz und die
Kronprinzessin fahren nach den bisherigen Bestimmungen am
4. April vormittags 9 Uhr an Bord der Kaiseriacht „Hohen⸗
zollern“ nach Brindisi und von dort mit der Bahn nach Rom,
wo sie am 5. April, nachmittags 1 Uhr, eintreffen. Der
Flügeladiutant des Kaisers, v. Chelius, begleitet den Kron—⸗
prinzen von hier nach Rom.
W. Madrid, 1. April. Im heutigen Ministerrat beschloß
das Kabinett, zurückzutreten.
W. Madison (Wisconsin), J. April. Bei der Karl⸗Schurz
Feier wurde der Austauschprofessor Daeriell und Professor
Max Friedländer zu Ehrendoktoren der Rechte promo—
ert.
Bei der gestern abend zur Erinnerung an Karl Schurz veran—
talteten Festlichkeit stifteten die Bürger von Milwaukee einen
Fonds von 30 000 Dollars für eine Austauschprofessur swi⸗
schen einer Universität in Wisconsin und einer in Deutsch-
land.
Deutscher Reichstag
W. Berlin, 1. April.
Am Bundesratstisch: Dr. Delbrück Wermuth. v Kiderlen⸗
Waechter, Dr. v. Lindequist.
Auf der Tagesordnung steht der Etat der Zölle;
Steuern und Gebühren. Sierzu liegen mehrere An⸗
räge vor. Abg. Dr. Brunstermann GReichsp.) beantragt eine
sesolution im Interesse der heimischen Pflastersteinindustrie zur
krschwerung der Einfuhr schwedischer Pflastersteine durch einen
uingemessenen Einfuhrzoll. In derselben Richtung bewegen sich
iesolutionen der Wirtschaftlichen Vereinigung und eines Teiles
des Zentrums. Graf Westarp (kons.) beantragt eine Reso—
ution auf Ausdehnung der Talonsteuer.
Abg. Speck (Zentr): Die Mehreinnahmen aus Steuern
ind Zöllen sollen lediglich zur Verminderung der Anleihen ver—⸗
vendet werden. Durch die jetzige Art der Verteilung der Lasten
oerden die Einzelstaaten zu sehr benachteiligt. Diese unhalt—
varen Zustände sollte der Staatssekretär beseitigen. Die Ein—
uhr von schwedischen Pflastersteinen nimmt gewaltig zu. Unseré
esamte Steinbruchindustrie ist dadurch auf das schwerste gefährdet.
Die von allen Seiten kommenden Klagen sind begründet. Der
Schatzsekretär wie auch die Vertreter des Auswärtigen Amts
nögen dafür sorgen, daß bei dem schwedischen Handelsvertrag
n dieser Beziehung Deutschland möglichst günstig gestellt werde.
Abg. Brunstermann begründet seine Resolution. Schweden
zefindet sich durch seine natürliche Lage am Meer und durch
eine leichte Abbaufähigkeit in einer bedeutend günstigeren Lage
als wir.
Abg. Scheidemann (Soz): Den Resolutionen stimmen wir
nicht zu, denn der Steinindustrie geht es glänzend. Notwendig
ist die Aufhebung des Zolles auf Kleie, diesem wichtigsten Futter—
mittel. Die Marineoffiziere dürfen bei ihrer Verproviantierung
im Auslande nicht vom Zoll befreit werden. Bei den Getreide⸗
zöllen, wie auch bei denen auf Fleisch und sonstige Genußmittel
wird die Bevölkerung ungeheuer zugunsten der Agrarier be—
astet. Das geht auch aus den Geheimschriften des Bundes
oder Landwirte hervor.
Abg. Ortel (natl): Das Zollabfertigungssystem für Kleie
st unzulänglich.
Abg. Kämpf (Vpt.): Auch wir halten es für nötig, daß
die Anleitung zur Zollabfertigung geändert wird. Die Lage
der Pflastersteinindustrie ist nicht günstig, aber ebenso viel Inter⸗
essenten, die für den Pflastersteinzoll eintreten, sind dagegen.
Staatssekretär Wermuth: Eine klare Uebersicht über die
inanziellen Ergebnisse des letzten Jahres läßt sich bei den schwan—
enden Einnahmen der einzelnen Monate noch nicht feststellen
Wir müssen die endgültige Abrechnung der Reichshauptkasse ab⸗
varten. Die Tarifauskünfte werden von dem Handel ge—
vpünscht, sie sind eher zu vermehren als zu vermindern. Sie haben
ine gewisse bindende Kraft und geben dem Handel eine Sicher⸗
jeit, daß er sich bet seinen Abschlüssen nicht verrechnet. Es ist
nicht richtig, daß es wünschenswert sei, die Zollabfertigung an der
Hrenze vorzunehmen. Der Handel wünscht die Abfertigung im
Innern. Die neuen Bestimmungen über die Zollabfertigung
von Kleie sind nicht richtig aufgefaßt worden. Wir waren ge—
wungen, die Bestimmungen schärfer zu fassen, weil in großen
Mengen Kleie eingeführt wurde, welche mehr als den zulässigen
Mehlgehalt hatte, in einem Falle bis 68 Prozent. Das war
nöglich, weil dem Ermessen der Zollbeamten ein zu großer
zpielraum gelassen wurde. Hinsichtlich der Zuwachssteuer meine
ch, daß die Verteilung der Landesgesetzgebung vorbehalten wer—
zen muß, und zwar auf Grund des 8 58 des Gesetzes. Was
die 10 Prozent anbetrifft, die den Einzelstaaten zufließen sollen,
o ist der Wortlaut des Gesetzes, daß die Bundesstaaten als
zntschädigung für die Erhebung und Verwaltung der Steuer 10
brozent bekommen, als unbegründet anzusehen. Ueber die Of—
roi⸗Gelder in Elsaß⸗-Lothringen möchte ich mich nicht äußern.
Ddas ist Landessache. Ob auch die Gegenstände des Gebrauchs,
nur nicht bloß des Verbrauchs, dem Oktroi unterliegen, ist eine
Frage, die gegenwärtig die elsaß-lothringischen Gerichte ent—
cheiden. In einzelnen Fällen haben sich die Gerichte zugunsten
»er Städte ausgesprochen. Den Schiffsmannschaften der Marine
st die Zollfreiheit für Mundvorrat zugesichert, jedoch nur nach
Zeendigung wirklicher Auslandsreisen.
Abg. Dr. Burckhardt (Wirtsch. Vag.): Wir wollen mit
der Forderung des Pflastersteinzolls die heimische Industrie
schützen. Die Sozialdemokratie zeigt sich hier wieder als ein
recht schlechter Vertreter der Arbeiterinteressen.
Abg. Gräfe⸗Sachsen (Deutsch. Reformpt.): Die Notlage
der deutschen Steinindustrie ist längst bekannt. Durch den Han⸗
delsvertrag mit Schweden muß die Steinindustrie geschützt wer⸗
den. Nicht nuf hohe Preise kommt es der Industrie an, sondern
auf dauernde Beschäftigung. Wir wollen Schutz auf der ganzen
Linie. Das deutsche Volk wird darüber entscheiden, ob die Frei—
innigen Freihändler sind oder nicht. Die sozialdemokratischen
Arbeiter sind so verhetzt, daß sie nicht mehr wissen, wer ihnen das
Brot nimmt oder gibt. Wir erklären offen, daß wir ohne einen
Zoll auf Pflastersteine einem schwedischen Handelsvertrag nicht zu⸗
timmen werden.
Abg. Wallenborn (ZItr.) begründet die Resolution seiner
Parteifreunde bezüglich des Zollschutzes gegen schwedische Pflaster—
teine.
Abg. Graf Kanitz (kons.!: Wir würden den Freisinnigen
tehr dankbar sein für die Erklärung, ob sie wirklich die Neigung
zaben, zum Schutzzoll überzugehen oder nicht. Mit der Er—
lärung „wir sind für den schrittweisen Abbau der Schutzzölle“
st nichts anzufangen, wenn man nicht auch sagt, wie weit der
Abbau stattfinden soll. Die Freisinnigen haben den Moment,
iber die Pflastersteinfrage zu verhandeln, als besonders un⸗
gaünstig hingestellt. Auch wir wünschen, ebenso wie für die Land—
virtschaft, einen Schutz für die Steinindustrie.
Abg. Lehmann⸗Wiesbaden (Soz): Bei der Herabsetzung
»es Brennerei⸗Kontingents prozentual zu perfahren, ist verfehlt,
adurch werden die kleineren Brennereien geschädigt zugunsten
Her Großbetriebe. Vielen kleinen Brennereien wird dadurch die
kristenzfähigkeit genommen.
Abg. Vogel (Gatlib.): Rücksichtnahme auf die schwedische
kisenerzproduktion haben wir nicht nötig. Deutschland ist das
eichste Land Europas an Eisenerzen; dann kommt Frankreich
ind schließlich erst Schweden. Die deutschen Erzlager könnten
noch ausgiebiger ausgenutzt werden, wenn die Mosel kanalisiert
würde. Die schwedische Steinindustrie wird durch maschinelle
Linrichtungen leütungsfähiger gemacht. Die Konkurrenz für die
eutsche Pflastersteinindustrie wird dadurch immer schwerer. Da
nüssen Abwehrmaßnahmen getroffen werden. Die Steinindustrie
st tatsächlich notleidend. Da muß die Regierung ihr zu Hilfe
ommen. speziell aquch durch Entgegenkommen hinsichtlich der Eisen—
ahnvetfrachtung.
Abg. Dr. Warenhorit (Reichsp.) fragt an, ob und wann
ine Aenderung der Zundwarensteuer zu erwarten sei.
Abg. Dr. Dahlem (Zentr.): Auf die kleinen Brennereien
wird in Norddeutschland keine Rüchsicht genommen. Bei Be—
ratung des schwedischen Handelsvertrages erst den Pflasterstein⸗
oll zu erörtern, wäre verspätet. Es darf keine Zeit verloren
werden. Tausende und Abertausende von Arbeitern verlangen
den Zoll. Hier handelt es sich darum, die ganze Steinindustrie
vor dem Ruin zu schützen.
Abg. Stolle (Soz.) spricht vom Platz aus und bleibt auß
der Tribüne unverständlich
Nach weiteren Bemerkungen wird die Resolution Westarp
angenommen.
Bei der Zuwachssteuer bezweifelt
Abg. Neumauzi-⸗Hofer (Vpt.), daß die in den Etat einge⸗
tellte Summe von dreizehn Millionen wirklich eingeht.
Staatssekretär Wermuth:: Die Schätzung für das erste Jahr
beruht auf einer RMutmaßung. Ich hoffe aber, daß sich für die
ins vorliegende Periode bis 1913 oder 1915, wenn das Quin⸗
quenat bewilligt wird, die Erträge zu gestalten, daß wir den
Bedürfnissen gerecht werden können.
Bei der Erbschaftssteuer führt
Abg. Lehmann (Eraktionslos) Beschwerde über zu hohe
Steuereinschätzung.
Abg. Gothein (Vpt.): Ich frage den Herrn Staatssekretär,
wie er sich zu der Frage der Schenkungen der Verkaufsstelle
des Bundes der Landwirte an den Bund der Landwirte stellt.
Staatssekretär Wermuth: Die Handhabung der von dem
Abgeordneten Lehmann kritisierten Steuerveranlagungen ist
Sache der Landesregierungen. Was die Ausführungen des
Vorredners über die Schenkungssteuer betrifft, so würde, wenn
mit der Schenkung eine Gegenleistung verbünden wäre, die Ver—
»flichtung zur Zahlung dieser Steuer fortfallen. Ich werde
die Angelegenheit prüfen.
Nach kurzer weiterer Debatte wird der Rest des Etats
angenommen.
Es folgt der Etat des Reichsschatzamtes. Hierzu
iegt eine Resolution der Nationalliberalen auf weitere Ent—
chädigung der Tabakarbeiter vor. Die Sozialdemokraten bean—
tragen, für die Unterstützung der arbeitslos gewordenen Tabak—
arbeiter eine Million und für die arbeitslos gewordenen vier⸗
hunderttausend Mark in den Etat einzustellen.
Nach kurzer Debatte wird die Resolution der Sozialdemo⸗
raten abgelehnt und die der Nationalliberalen angenommen.
Der Etat des Reichsschatzamts wird bewilligt, ebenso der
Etat der Reichsschuld, der Hauptetat und das Etatgesetz ohne
Debatte.
Damit ist die zweite Lesung des Etats erledigt.
Nächste Sitzung Montag 11 Uhr: Dritte Lefung des Etats.
heer und Flotte.
W. Berlin, 1. April. Reichspostdampfer „Lützow“ mit einem
weiteren Teil der vom Kiautschougebiet abgelösten Offiziere und
Mannschaften ist auf der Heimreise am 30. März in Schanghai
eingetroffen und hat am 1. April die Reise nach Hongkong
fortgesetzt. Reichspostdampfer „Seydlitz“ mit dem Ablösungs—
transport für „Cormoran“ ist auf der Ausreise am 1. April
in Adelaide (Süd-Australien) eingetroffen und setzt die Reise
am selben Tage nach Melbourne fort. „von der Tann“ ist
am 30. März in Bahia Blanca (Argentinien) eingetroffen. „Lo—
reley“ ist am 31. März von Beiruth in See gegangen. „Leipzig“
ist am 1. April in Nagasaki eingetroffen. Nürnberg“ ist am
1. April von Yokohama in See gegangen. Postregelung: a) für
den Transport an Bord des Dampfers Lützow“ bis zum
10. Mai mittags durch das Marine-Postbureau, dann Bremer⸗
javen; b) für das Kommando und die Schiffe des ersten Ge—
chwaders für den 3. und 4 April Helgoland, dann wieder
Wilhelmshaven.
Vermischtes.
Die neuen belgischen Posimarken. die das Bildnis des
Königs Albert tragen, sollen in nächster Zeit, möglicher—
weise noch während des lausfenden Monats, zur Ausgabe
zelangen. Den Reigen der neuen Marken soll die rots
lO⸗Centimes-Marke erösffnen. Neben ihr werden die bis—
herigne Marken natürlich noch längere Zeit in Geltung
uind im Verkehr bleiben; es wird dies schon deshalb
notwendig sein, weil, wie es heißt, der bisher ange—
ertigte und zur Ausgabe bestimmte Vorrat an neuen
10-Centimes⸗Marken bereits jetzt in festen Händen
st, so daß nur ein verhältnismäßig kleiner Teil dieses
ieuen Markentypus an den Schaltern der öffentlichen Ver—
kehrsanstalten erhältlich sein dürste.
C.K. Ein kostbarer antiker Münzfchatz in England aufge—⸗
iunden. Aus London wird berichtet: Beim Abbruch eines
alten Hauses in der Nähe von Sanlade auf der Insel
Jersey haben in diesen Tagen die Arbeiter in den Funda—
menten eine gewaltige antike Urne gefunden, die Tausende
von alten Goldstüchken enthielt. Man stieß dann noch auf eine
zweite Urne, die das Monogramm des Kaisers Vespasian trug
und ebenfalls bis zum Nande mit Goldmünzen gefüllt war.
Die Numismatiker schätzen den Wert der Münzen auf rund
3 Mill. M. Das Haus, in dem die beiden Urnen gefunden
ruurden. ist im 13. Jahrhundert erhaut worden.
Telegraphische Kurs-und Marktberichte.
W. Berlin, 1. April. Sehlusskurse.
Iltimo-Kurse. 31. VUltimo-Kurse. 31..
Ahoek· Ruchen. Pis. 189.87 » Ibe.- Am.-Packoett. 144.25 140 12
ombarden 20.,37 5.. Norddentsch. LMoyd 103. 25 10325
zerlin. Handelsges. 175. - 77 Anrahutteo 175.75 176.12
deutsehe Rank 266. 37 27 —XXV 236.25 237.75
Dresdener Rank 160. 37 Dortmund. Union —. - — .—
DiscontoCommand. 193 25 189. Dynamit- Trust 188.75 188. —
Oestr. Kreditbank 21225 212.371 Prirat-Diskont: 31 3.
Scehluss: Fest
P. Lübedker Getreidemarlt. Der Weizenmarkt ist unver⸗
indert flau, Angebot ist ganz gering, die Lagerbestände
ind meistens in Händlershand, der Absatz stockt ganz. Roggen
st gleichfalls unverändert, Preise sind gedrückt und nur gute
Pare zu placieren. Gerste fest, Braugerste und Saatgerste
ehr knapp und teuer, Futtergerste etwas billiger. Hafer in
sjuter Qualität unverändert, geringe Qualitäten schwer ab—
useken