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gonnahend. den 1. April 19144.
Ausgabe A.
Morgen⸗Blatt Ur. 107.
Wedel, 1. April. Unglücksfall. In einem unbe—
wachten Augenblid ertrank in einer Balie das 4jähr. T öchterchen
der Eheleute Jansen in Rosengarten.
Sonderburg, 1. April. Der Kadaver des Wal—
fisches, der bei Lanaballigau sein Leben lassen mußte, wird
in der J. G. Otzenschen Fabrik verarbeitet werden. Es handelt
sich um einen 19,70 Meter langen Finnwal und nicht, wie
man anfangs annahm, um einen Grönlandwal.
Hadersleben, 1. April. Frau Theater-Direktor
Wehmann ist gestorben. 28 Jahre lang hat die Gesellschaft
Weymann in unserer Stadt und in Nachbarstädten bis Husum
zinunter mit Eifer und Erfolg, zeitweise sehr gutem, drama⸗
ische Kunst geboten. Ihre Hauptplätze waren Hadersleben
ind Sonderburg. Nach dem Tode ihres Gatten übernahm
Frau Wenymann selbst die Leitung. Es war keine leichte Auf⸗
gjabe, aber sie hat sie gut gelöst, und die Leistungen ihrer
Gesellschaft auf dem Gebiete leichter und Llassischer Bühnen⸗
werke haben stets Anerkennung gefunden.
Bordesholm, 1. April. FEinbruchsdiebstahl. Tem
zufner und Gemeindevorsteher Först in Sören wurden 560 Wi
jestohlen. ·Der Dieb ist sehr dreist und frech gewesen. Durch
zen Kuhstall kam er ins Haus und durchsuchte mehrere Stuben.
Durch die uwerschlossene Tür kam er dann ins Schlafzimmer, wo
r die Kleidung der Eheleute und Kinder durchsuchte. Dabei er—
heutete er aus den Hosen des Mannes und des Sohnes und
aus dem Kleide der Frau vier Portemonnaies mit über 660 M
Inhalt. Es sind keine Gemeindegelder, sondern Försts Privat-
geld. Man glaubt, daß der Dieb Betäubungsmittel gebraucht
hat, da auch einige Personen der Familie am Morgen über
Schwindel im Ropfe kagten. Ein Polizeihund verfolgte die
Spur des Täters im Hause und ins Feld hinein, er durchwühlte
auch die Betten in der Knechtekammer. Doch ist der Täter
noch nicht festgestellt. Die leeren Portemonnaies fand man am
andern Tage neben dem Hause.
Sylt, 1. April. Unglücksfall. Landmesser Christiansen
von Westerland ist vom Wagen gestürzt und hat sich das
Genick gebrochen, so daß der Tod auf der Stelle eintrat.
Groß herzogternrꝛ OQibatu rstentum Lnbec.
O Süsel, 1. April. Gemeinderat. Die Regierung
forderte ein Verzeichnis ein über die von den Gemeinden
'n Irrenanstalten zu unterhaltenden Geisteslkranken und
ebenso über die Zahl der Geisteskranken, die aus Privar⸗
mitteln in Irrenanstalten untergebracht sind, um daraus
zu sehen, ob der Frage zur Gründung einer Landes⸗
Irrenanstalt näher getreten werden soll.
Lauenburg.
2WMölln, 1. April. Kurkapelle. Nachdem die
hiesige Kurkapelle sich im letzten Herbst aufgelöst hat, ist für
die Ausführung der diesjährigen Konzerte der Kapellmeister
Wernicke aus Wittenburg i. Medl. verpflichtet worden. Da
die Wittenburger Kapelle von früheren Gelegenheiten her in
zutem Andenken steht, scheint auf diese Weise die Musikfrage
eine glückliche Lösung gefunden zu haben. — Von der
Schule. Lehrer Wöhlkens, der einen einjährigen Urlaub zutr
VBorbereitung auf das nunmehr bestandene Zeichenlehrerexamen
henutzt hat, tritt mit dem 1. April seinen Dienst hier wieder
in. Der hier provisorisch beschäftigte Lehrer Hering geht am
leichen Tage nach Kankelau. Die Lehrerin Frau Bohnhoß
oon der Mittelschule trat nach 80jähriger Tätigkeit hierselbs
in den Ruhestand.
Großherzogtuimer Vöeclenburg.
Rehna, 1. April. Niedergebrannt sind am
Donnerstag abend die Gebäude des Erbpächters Welsch in
Botelsdorf. Brandstiftung wird als Ursache des Feuers an—
genommen.
Tagesbericht.
Lubed, J. April.
S Gemäldesemmlung des Museums. Kurz hintereinander
sind zwei sehr talentvolle, aus Lübeck hervorgegangene Künst⸗
ler im besten Mannesalter vom Tod hinweggerafft worden.
Tarl Rotte, der sich in Hamburg niedergelassen hatte und
aamentlich als Stillebenmaler besondere Bedeutung erlangte,
erlag einem tückischen Herzleiden, und Heinrich Eikkmann
starb infolge einer Blutvergiftung gerade zu der Zeit, als
man in wöeiteren Kreisen auf ihn als einen der besten deut—
schen Malerradierer aufmerksam wurde. Von beiden Künst-
lern sind nun zwei charakteristische, treffliche Werke er—
worben und unserer Gemäldesammlung einverleibt worden;
von Carl Rotte ein außerordentlich frisch gemaltes, großes
Stilleben, und von Heinrich Eickmann ein stimmungsvolles,
größeres Oelgemälde, die Heimkehr eines alten Reisigsammlers
darstellend. Der landschaftliche Hintergrund ist aus der Um—
gebung von Israelsdorf genommen. Die beiden allzufrüh
verstorbenen heimischen Künstler sind nun sehr gut im Museum
ihrer Vaterstadt vertreten. Noch durch ein drittes Werlk eines
übeckischen Künstlers wurde —die Sammlung vermehrt, und
war durch ein sehr feines Miniatur-Damenbildnis von Heinr.
Jakob Aldenrath(geb. 17. Febr. 1775 in Lübeck, * 265. Fe—
bruar 1855 in Hamburg). Aldenrath war einer der tüchtig—
sten Miniaturisten seiner Zeit, namentlich sind die Werke, die
er in seinen dreißiger Jahren malte, gut gelungen. Dieser
Epoche seines Kunstschaffens gehört auch das Damenbildnis
an, das unserer Sammlung als Geschenk Sr. Magn. des Herrn
Büͤrgermeisters H. Eschenburg zuging und im Miniaturenschrank
zur Aufstellung gelangte.
Die Sammlung von Kupferstichen und Handzeichnungen
jm Museum erhält demnächst eine wertvolle Bereicherung durch
das vollständige Radierwerk Heinrich Eichmanns, da es
gelungen ist, sämtliche Radierungen des frühverstorbenen treff—⸗
lichen Lühecker Künstlers aus seinem Nachlaß zu erwerben.
Sobald die Blätter hier eingetroffen sind, wird eine Eick—
mann-Gedächtnis-Ausstellung veranstaltet werden.
—. Ein oft bewährter Freund unserer Sammlung schenkte eine
Anzahl von frühen, jetzt schon sehr selten gewordenen Original—
radierungen Ludwig Richters, sowie ein großes, fein—
ausgeführtes Aquarell von Prof. Julius Zimmermann,
eine Alpenlandschaft darstellend. Der Künstler (geb. 1824)
war einer der besten Aquarellisten der Münchener Schule im
dritten Viertel des 19. Jahrhunderts und war ein Sohn
des Akademiedirektors Clemens v. Zimmermann. — Wir wollen
nicht unterlassen, auf die regelmäßig wechselnden Ausstellungen
in den Schaupulten der Sammlung hinzuweisen. Gegenwärtig
sind Holzschnitte deutscher, holländischer und italienischer Meister,
pornehmlich des 16. Jahrhunderts, ausgestellt.
*Ein Bismard⸗Nationalled. Die Köln. Z3tig. regt an,
der Ausschuß, der die Errichtung des Bismarck Denkmals
auf der Elisenhöhe bei Bingerbrück in die Hand genommen
hat, möge auch ein Preisausschreiben zur Erlangung eines
Bismarck-Nationalliedes erlassen. Es wird darauf hinge—
wiesen, daß Bismarck sich mehr und mehr zum allgemein
anerkannten Nationalhelden herauswachse, dessen Andenlen
auch im Liede sestgehalten zu werden verdiene. — Fürst
Bülow hat sein Ehrenamt als erster Präsident der Ver—
einigung zur Erxrichtung des Bismarck-Nationaldenkmals
niedergelegt, mit Rücksicht darauf, daß er doch den größten
Teil des Jahres in Italien zubringt. Das Präsidium
hat jetzt Reichsranzler von Beihmann Hollweg übernommen.
*Aus dem Handelsregister. Eingetragen wurde bei der
Flrma Schisffswerft von Henry Koch Aktiengesell—
schaft in Lübeck, daß die in der Generalversammlung
vom 24. Miärz 1910 beschlossene Herabsetzung des Grund—
kapitals um 400 000 Mäauf 600000 Mäist durchgeführt
worden. Eingetragen wurde derner die Firma:
Viehtransportgesellschaft Dänemark-Deutsich—
land G. m. b. H. Gegenstand des Unternehmens ist der Er—⸗—
werb des Dampsers „Maihilde“ zum Betrieb der Seeschiff—
fahrt behufs Ausführung von Viehtransporten zwischen Däne—
mark und Lübeck, sowie der Betrieb der damit zusammen—
hängenden Geschäste. Das Stammkapital beträgt 30 000 M.
Besuch der Vollslüche im März 1911. Abgegeben wur—
den 7221 große und 4275 kleine Vortionen, im ganzen 11496
Portionen. Es wurde an 31 Tagen gekocht, pro Tag 371
Portionen. Außerdem wurden 6847 große Tassen Kaffee ab—
gegeben und 642 Mu80 Pf. für Abendessen eingenommen.
DTDer Bezirkstag der Schlachterinnungen ron Schleswig⸗
Solftein, Lauenburg wend Lübeck findet om 15 16. und
— — —
Walsfische und Eisberge in der Lübecher Bucht.
Daß sich am Nordpol eiwas vorschoben hat, ist in Gelehrten—
kreisen heute wohl ausgemacht. Seit einigen Jahren haben
wir keine rechten Winter mehr, und die Polarreisenden, die den
nördlichsten Punkt der Erde suchen gegangen, konnten ihn nicht
finden —, weil er eben nicht mehr ganz auf der alten Stelle
liegt! Das glaubt man jetzt mit Sicherheit nachweisen zu
können. Da lag es nun nahe. einmal die Verhältnisse am
Aequator zu untersuchen. Wir hören, daß ein erfahrener Eis—
kapitän, der sein Leben sonst in den nordischen Gewässern zuge—
bracht hat, die früher warmen Gegenden nachsucht, um Eis von
dort zu importieren. Es soll, gelungen sein, viel südlicher
als man nach der mittleren Grenze erwartet hat, große Triften
von Eisbergen anzutreffen. Da das Verladen sehr mühsam
und zeitraubend, hat man eine neue Art der Verfrachtung
wersucht und voerspricht in einem noch heute herauskommenden
Prospelt volle 20 Prozent — des Kapitals herauszubezahlen,
wenn das erste Geschäft gelingen sollte, woran wir übrigens
gar nicht Zueifeln. — Soeben wird uns drahtlos mitgeteilt,
daß der Erola ich schon eingestellt hat. Durch Zufall hat
die neue Gesellschaft ein großes Geschaft gemacht. Die schon
neulich in unserer Bucht angekündigten Walfische haben sich
wieder eingefunden, und zwar in einer ganzen Schar, was man
bei den Walen „Schule“ nennt. Durch die Wasserverdrängung,
die die riesigen Meer-Säugetiere hervorbringen, ent⸗
stand eine Strömung, die zur Folge hatte, daß
mehrere aroße Eisberae ins Kattegat hinunter-
17. Mai in Kiel statt. Dem Bezirkstag geht am 11. April
eine Sitzung des Bezirksvorstandes unter der Leitung des
Vorsitzenden, Obermeister Fust⸗Lübeck, voraus.
Eine neue Mineralquelle ist in Riesebusch bei Schwartau
zeim Brunnenbohren entdecktt worden, welche außerordentlich
ergiebig ist. Ein Hund, welcher von dem Quellwasser ge⸗
offen hatte, wurde bald darauf taumelig. Bei näherer Un⸗
lersuchung ergab sich, daß die Quelle stark alkoholhaltig ist.
Zweifellos wird sich jetzt nach Schwartau ein bedeutend
egerer Verkehr entwickeln.
NAufstieg des Ballons „Lübed“. Bei gunstigen Wind⸗
uind Weiterverhältnissen wird der Ballon „Lübeck“ des
dübecker Vereins für Luftschiffahrt am morgigen Sonntag
etwa 10 Uhr vormittags einen Aufstieg vom Aufstiegsplatz
Spielplatz der Lübecker Turnerschaft) unterhalb der Char⸗
ottenstraße unternehmen.
SDas erste Gewitter in diesem Jahre zog gestern abend
gegen 6 Uhr über die Stadt. Es war nur leicht und von
kurzer Dauer.
b. Stadttheater. Aus der Theaterkanzlei schreibt man
ins: Heute: Einmaliges Gastspiel von Franziska Ellmen⸗
eich vom Deutschen Schauspielhaus in Hamburg als Königin
flisabeth in Schillers „Maria Stuart“. — Sonntag (794 Uhr):
Die lustige Witwe“. — Montag: Vierte und letzte Vorstellung
m Mozart⸗Zyklus: „Die Zauberflöte“. — Dienstag (7T Uhr):
Hastspiel Alois Pennarini: „Siegfried“. — In Vorbereitung:
Faust“ J. und II. Teil (in 3 Abenden) von Goethe.
b. Stadthallentheater. Aus der Theaterkanszlei schreibt
nan uns: Sonntag (7,53 Uhr): „Modelle“, Schauspiel von
zohannes Tralow. Hierauf: „Zu Befehl, Herr Leutnant!“,
Schwank von Schröder.
b. Gesellschaft Lübecker Kunsifreundinnen. Die für Sonn⸗
sag, 2. April, in der „Hoffnung“ angesetzte Versammlung
indet nicht statt. Es wird dafür eine Besichtigung der Aus—
tellung der Frauengewerbeschule von 12 bis 4 Uhr erfolgen
b Bismarck⸗-Kommers. Der Nationalliberale Verein für
dübeck und Umgebung veranstaltet, wie schon mitgeteilt, am
zeutigen Abend in der Schiffergesellschaft zur Feier des
Heburtstages des Altreichskanzlers Fürsten Otto von Bis—
narck einen Kommers. Herr Parteisekretär v. Trotha-Kiel
vird die Gedächtnisrede halten und danach eine patriotisch
zestimmte Unterhaltung geboten werden. Der Kommers dürfte
inen recht vergnügten Verlauf nehmen.
b. Missionuskollekte. Es sei nochmals daran erinnert, daß
norgen die vom Kirchenrat in Anlaß des 78jährigen Jubi—
läums der norddeutschen Missionsgesellschaft zu Bremen in
allen evang. Kirchen des lübeckischen Staates angeordnete
Kollekte stattfindet.
Schles wig⸗ Holstein.
Kiel, 1. April. Die beiden Senioren der ju—⸗
zistischen und philosophischen Fakultät, die Pro—
essoren Albert Hänel und Georg Hoffmann, traten gestern
iach 484 und 39jähr. Tätigkeit an der Kieler Universität in den
Quhestand. Hänel ist der einzige akademische Lehrer Kiels, der
och in der Zeit der daänischen Fremdherrschaft in Schleswig—
yolstein tätig gewesen ist. Kurz vor dem Beginn des deutsch—
änischen Krieges, 1863, siedelte er von Königsberg nach Kiel
ber. Als kurz darauf König Friedrich VII. starb, trat Hänel
nit größter Energie für die Befreiung Schleswig-Holsteins vom
dänenjoch ein. Er verweigerte dem neuen dänischen König den
kid und wirkte eifrig für die Anerkennung des Herzogs Fried⸗
ich VIII.; doch blieb stets sein höchstes Ziel die Vereinigung
zchleswig-⸗Holsteins mit Deutschland. Als dies geschehen war,
bidmete er sich ganz dein neuen Staatsverband. Im Landtage
ertrat er den Segeberger, im Reichstag den Kieler Wahlkreis
lis Schöpfer der schleswig-holsteinischen Städteordnung und durch
ie Aufhebung der stehenden Gefälle in Schleswig-Holstein hat
r sich um seine neue Heimat große Verdienste erworben. Als
Staatsrechtslehrer gilt Hänel als eine Autorität. — Auch die
ekannten Planktonforscher Prof. Tr. Krümmel und Prof.
Dr. Apstein verliehßen gestern die Universität und siedeln nach
Marhurg und Berlin an die Akademie der Wissenschaft über. —
Unser berühmter Landsmann Prof. Viktor Hensen, ein
zeborener Schleswiger, legt am Schluß des Sommersemesters
einen Posten als Direktor des physiologischen Instituts nieder.
Der 76jährige Gelehrte ist der Senior der medizinischen Fakul⸗
dät. Fünf Zierden unserer Christiana Albertina scheiden aus;
das ist wohl niemals in einem Jahre vorgekommen.
Brunsbüttel, 1. April. Die Schwarzen Pocken
wurden bei einem russischen Arbeiter in Brunsbüttelkoog fest—
gestelse
Für unsere Frauen.
Das Sochgeitsgeschent der französischen Frauen für die
Prinzessin Klementine Napoleon.
ungce. Die Gabe, welche die Frauen der bonapartistischen
Partei in Frankreich der Prinzessin Klementine von Belgien
am Tage ihrer Vermählung mit dem PVrinzen Napoleon dar—
bringen wollten, ist vier Monate zu spät vollendet. Sie besteht
aus einem Toilettentisch und einer Toilettengarnitur. Beide
iind natürlich im Empire-Stil gehalten. Sie sind das Werk
des Pariser Goldschmiedes Falize, dessen Vater vom Kaiser
Napoleon III. dieselbe Stellung erhielt, die unter den Bour—
bonen die „Juweliere der Krone“ innehatten. Der Tisch und
die Garnitur sind außerordentlich reich ausgeführt und mit Mo—
tiven verziert, in denen man Anélänge an die verschiedensten
Reliquien des ersten Kaiserreiches, vom Spinnrade der Kaiserin
Josephine bis zur Wiege des Ueinen Könias von Rom, wieder—
findef
trieben. Dies hatte der Aussichtsrat der neuen Gesellschaft
erfahren und schnell einen Dampfer nach dort beordert. Das
mit den neuesten Maschinen anusgerüstete Fahrzeug spannte
sich vor den gleich entdeckten Koloß, mit dem es, ungesehen
bon den neidischen Fischern der Nachbarschaft, heute nacht
oor Travemünde anlangte. Es ist auch gelungen, den Eis—
berg die Trave hinaufzubugsieren. Nur in der Nähe des
Hochofens stoppte der Transport einmal, was sehr unange—
nehm war und einen kleinen Verlust an Gewicht zur Folge
hatte. Denn die Wärmestrahlung des großen Werlkes be—
virkte ein an sich zwar geringes, aber doch merkbares Ab⸗
chmelzen einiger 1350 Zentner. — Dadurch aber wurde die
Srundberührung aufgehoben, die Dampfer brachten den hoch
iber die Ufer ragenden Berg wieder in Bewegung und glück—
ich an die Kanalhubbrücken. Mit sanftem Zuge des
chleppers gelang es, den Koloß hier so tief unterzutauchen,
»aß er in den Kanalhafen gebracht werden konnte. Man
hatte schon alle Vorkehrungen getroffen, das Angebrachte
or der Brücke zu sprengen, so wurde es unnötig. — Nun
nußte noch der Transport in die Wakenitz eingeleitet werden,
vas ebenfalls gelang und als Triumph der Wissenschaft zu be—
eichnen ist. — Man hatte die schräge Böschung auf dem Gelände
des vor einiger Zeit abgebrannten Holzlagerplatzes mit Eggen,
Zähne nach oben, dicht belegt und ließ nun den Eisberg
achte gegen das Ufer treiben. Während man vorne sofort
einen kalten Luftstrahl gegen die Masse leitete, spritzten die
Schleppdampfer den mächtigen Strahl ihrer Feuerspritzen, dies⸗
mal kochendes Wasser anwendend, gegen dig Hinterseite, Dies
——— ⏑ü — — —
hatte ein gerade in der Morgenfrühe seines Weges kommender
Physiker geraten. Nach bekannten Naturgesetzen nämlich zieht
ich ein Körper bei Kälte zusammen, bei Wärme dehnt er sich
aus, das Wasser macht es umgekehrt. Durch dieses ab—
vechselnde Hinzuführen von kalt und warm nahm der Bergs
vurmartige Bewegungen an und setzte sich, fast sah es aus,
vie freiwillig, in Marsch. Er kroch die Böschung förmlich
inan und plumpste dann auf der anderen Seite bei der
ßzadeanstalt in die Fluten der Wakenitz, wo man rasch einige
Motorboote vorlegte und die Eisernte zum Schuppen der neuen
Gesellschaft transportierte. Das Eis ist kein Salz- sondern
Frischwassereiß, kernig und hart. Da dort, von wo es
tammt, keine Bazillen in der Luft herumlungern, ist es auch
keimfrei und kann ohne Gefahr gebraucht werden. Die Arbeiter
—EI —
berklamte Finger. Auch soll ein Anwohner die Gesellschaft
berklagen wollen. Er hatte bei der schönen Frühijahrsluft
nachts schon das Schlafstubenfenster ossen gehabt und sich
dadurch einen tüchtigen Schnupfen geholt. Man kann ihn
noch niesen hören, wenn man einen Spaziergang zur Wakenitz
unternimmt. Keiner ist froher, als die Wirte am Ufer, es
wurde schon in aller Morgenfrühe Grog verlangt in nörd—
licher Mischung und recht viel. Man benutze aber möglichit
die Zeit vor 9 Uhr, sonst dürfte der Vorrat bereits im
Speicher geborgen sein. — Agenten sämtlicher Brauereien der
Umgegend sind eingetroffen, um Abschlüsse zu machen
— ZEE