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—148
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Beilagen: Vaterstädtische Blätter. — Der Familier und.
Amtsblatt der freien und Hansestadt Lübed 61. Jahrgaang Nachrichten für das Herzogtum Lauenburg, die
heiblatt: Gesetze und Verordnungsblatt Btvr — — — Fürstentümer Ratzeburg, Lübec und das angren
———— —S zende medlenburgische und holsteinische Gebiet.
Drud und Verlaa: Gebrüder Borsers G.m.b. S. in Lübed. — Geschäfisstelle Adreß haus (Köniastr. 46). Fernsprecher 9000 1. 9001.
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Großßze Ansqgabe) —A
Moraen⸗Blatt Ur. 167.
4
Erstes Blatt. hierzu 2. Blatt
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teilungen über die beiderseitigen Flottenbauten zwischen Deutsch- die Sache auffaßt, denken auch im Grunde ihrer Herzen die
and und England stattfinden sollte. * anderen großen Nationen. »Sie erblicken zwar im Kriege ein
W. Paris, 31. März. Gaulois schreibt: Wir müssen der Uebel, aber zugleich verkennen sie nicht seine Notwendigkeit als
zedeutsamen Rade, die der Reichskanzler gestern über die Ab— iltima ratio. Im ganzen kann man wohl sagen, durch die
üstung hielt, unsere vollste Aufmerksamkeit zu— Rede des Reichskanzlers ist zwar die Idee einer internationalen
venden. Der Reichskanzler erklärte, daß die Verwirk— Abrüstungskonferenz frühzeilig zu Grabe getragen worden, nicht
ichung der Abrüstung jetzt weniger denn je möglich sei. Die aber die weitere Bewahrung des europäischen Friedens.
Traft sei die Bürgschaft des Friedens. Aus dieser Formel — ———
önt das Echo jenes mittelalterlichen Wortes Bismards: Die Die direkte Gesetzgebung durch das Volk von
draft geht vor Recht. Es ist keine Selbsttäuschung mehr Kautskn verworfen.
nöglich. Wir sind dem Reichskanzler für die Erklärung sehr
ankbar. Denn unsere Pazifisten können — es wr denn, —58
q sien hertatuen — ugunsten des Repräsentativsystems verworfen. Das geschah,
Wsent *8 — da Die ee woe trötdem das sozialdemokratische Parteiprogramm unter seinen
inser Tribunal, unser Bollwerk und e Sieruen in —9* FRb e — F —e —
b dur as Volk vermittels des Vorschlags- un erwersungs⸗
Armee und Flotte. rechts“ verlangt. Das Zentralorgan der sozialdemokratischen
zeg re Mi —— ein e de Iede Hewerkschaften begrüßt dennoch die Stellungnahme des
* *. hlich d * 8 vr q 8 Reich „Genossen“ Kautsky deshalb besonders lebhaft, weil die Be—
»ar klar un sachl ) und ohne BPerbramungen. Der Reichs⸗ geisterung für die direkte Volksentscheidung auch in den Köpfen
anzler belannte ich dabei als Realpolitiker. - Die Neue »ꝛeler Gewerkschaftler „arge Verheerungen“ angerichtet habe.
srere Presi creibt. Das ali⸗ ist das Glaubensbelenntnis Deese Verheerungen veranschaulicht dann das Organ der sozial—
* deutschen Reichskanzlers: Keine internationalen Schieds⸗ demokratischen Gewerkschaftsleitung durch die folgenden be—
zerichtsverträge, auch keine unbeschränkten Schiedsverträge zwi— aichnenden Beispiele
hen einzelnen Staalen, aber Detailverträge mit klaren, scharf Es dab bis degen Ende der Loer Jahre eine Gewerkschaft,
bgegrenzten Bedingungen. Das Blatt hebt die Bereitwillig⸗ welche die Verbandstage bereits völlig abgeschafft hatte und
eit Deutschlands hervor, mit England sich über die gegen— aile Enlscheidungen im Wege der Urabstimmuns
eitigen Schisssbauten zu verständigen, und erklärt: Es ist gleuble regeln zu ibanen. Das ding einige Jahre schlech
weifellos, daß durch eine derartige Verständigung jedes Miß— — Beitia e .8 * arleunde
rauen beseitigt werden muß, das bisher soviel Anlab zu Kampfe votwendig wurde pe durch Urabstimmung indes ab—
e bungen gegeben hat. In dieser Verständigung Legt aber gelehnt wurde. Aber —* die Abhaltung eines Verbandstages
nehr als eine Beruhigung der ösffentlichen urs Das wurde abgelehnt, sodaß die Organisation sich einer schlimmen
t dhunst der int uperehen peden derhe wern Dan Situation gegenüber sah: Es mußte ein außerordentlicher
“ — B e ee age ae sein Em— Verbandtag einberufen werden, der dann die notwendigen
tag 2*8* Maßnahmen beschloß. Damit war das reine Urabstimmungs—
egenkommen England die Annäherung und sucht sich jetzt te mun efuhr Sine dere Geeet
1 der Angelegenheit der Flottenrüstungen Vertrauen durch chaft hatle sich vorbehalten de — 88 ut.
Maßhalten 30 verschaffen. In dieser versöhnlichen Volitit abstimmungswege waählen zu iassen. Die Folge waren haufiae
egt — der — —— und ine mantie Vorsitzenderwechsel und jahrelange innere Streitigkeiten.
— Manche Gewerkschaften hatten das Urabstimmungssystem zur
Bestätigung von Verbandstagsbeschlüssen über Veränderungen
Für uns Deutsche wäre es doch nur entschieden ein Verrat der Beiträge und Leistungen. Einige haben diese Beschränkung,
in der nationalen Sache gewesen, wenn man sich allein von un—⸗ die besonders die Einführung der Arbeitslosenunter—
ufriedenen ausländischen Urteilen abhängig gemacht hätte. Denn stützung aufgehalten hat, noch heute. Dieses System der
‚um Glück sind Abrüstungsvorschläge und Frie— direkten Mitgliederentscheidung wirkt in der
»onspolitik zwei grundverschiedene Dinge, die Regel der fortschreitenden Entwicklung der
ich in ihrem innersten Kerne nicht nur nicht berühren, sondern Organisativn entgegen, weil der einzelne, in
inander sogar feindlich gegenüberstehen. Für den internatio—⸗ dessen Hand die Entscheidung gegebenist, nicht
ialen Frieden zu sprechen, möge den Schwachen ‚überlassen das Gesamtinteresse des Verbandes so beur—
leiben, die für seine Erhaltung mit der Tat doch nicht ein— teilen und wahren kann, wie ein Verbands—
reten können. Des deutschen Reiches Verdienst ist tagsdelegierter, der die gesamte Entwicklung der Or—
s, eine Politik des Friedens bereits 40 Jahre ganisation, ihe Kämpfe und Bedürfnisse vor seinem Auge
raktisch geübt zu haben. Durch diese Haltung hat vorüberziehen läht, sondern daheim in seinem Ort immer
Reutschland, Europa und die Welt bereits vor manchem Kriegs⸗ mehr von loĩdien Rüdsichten geleitet ist. So wird das Kirch—
alle bewahrt und es wird auch in Zukunft den Frieden zu schützen burmsinteresse entscheidend. während das Verbands—
vissen. So wie nun der gesunde Teil des deutschen Volkes infereise darunter leivnet“
sowie
der freien und Hansestadt Lübeck, Nr. 16,
enthaltend:
Verordnung, betreffend die Erhebung eines außerordentlichen
Zuschlages zur Einkommensteuer für das Rechnungsjahr
1911
und die Feuilletonbeilage „Der Familienfreund“.
AEEEEEEDRü— — XX—rrrrrororDrJĩ——————— —D —
AUmfana der pecc —
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wwnen zur Reichs⸗
zanzlerrede.
O Lübeck, 1. April.
Die Reichskanzlerrede beschäftigte bereits gestern die aus—
ländische Presse. Im ganzen scheint der Reichskanzler nicht so
heftige Angriffe zu erfahren, wie man ursprünglich teilweise er—
wartet hatte. Jedenfalls geht das aus den untensltehenden,
uns bereits als Depeschen vorliegenden englischen, französischen
und österreichischen Preßstimmen hervor:
W. London, 31. März. Morning Post sagt: Die
Reichstagsdebatte verdient eine sorgfältige Betrachtung seitens
der Optimisten, die sich einbilden, daß eine allgemeine Friedens—
ära bevorsteht. v. Bethmann ist mit seiner männlichen Klar—
heit durch die unbestimmten Phraen, die man gebraucht, um
den Mangel klaren Denkens zu verhüllen, auf den Kern
des Problems durchgedrungen und wies voll—
rommen berechtigt im Reichsstag hin, daß England
n einer Konferenz für die Beschränkung der Rüstungen von
vornherein die Bedingung aufstellen würde, daß
s eine jeder möglichen Kombination von Mächten überlegene
Flotte erhalten müsse. Es ist schwierig, sich vorzustellen, daß
rgendeine Weltkonferenz dieser Forderung zustimmen follte. Wenn
richt, und so lange nicht dee Staaten bereit sind, ihre Souve⸗
änität aufzugeben und die Kontrolle einer stärkeren Macht
uzulassen, sind alle allgemeinen Abrüstungsverträge unmöglich.
Diese Wahrheit wurde auch von Taft anerkannt, der die Ab—⸗
icht kundgab, von dem allgemeinen Schiedsgerichtsvertrag ge—
wisse Fragen wie die die Monoe-Doktrin berührenden auszu—
chließen.
W. London, 31. März. Daily Chronicle sagt, es
ei nichts überraschendes an der Rede Beth—
nanns, ebensowenig brauche seine Bezugnahme auf das Fehlen
rgend eines praktischen Vorschlages notwendig als entmutigend
ingesehen werden. Das Blatt ist der Ansicht, daß die allge—
neine Einführung von Schiedsgerichten als Ideal anzusehen sei,
ind erwartet, daß ein allgemeiner Schiedsgerichtsvertrag zwischen
England und Amerika abgeschlossen wird. Glücklicherweise schließe
es Reichskanzlers nachdrückliche Ablehnung der größeren Schieds—
erichts- und Abrüstungsideen nicht die Zurückweisung eines be—
chränkteren Vorschlages ein daß ein Austausch ffener Mit—
A
CTheater, Kunst und Wissenschaft.
Kleine Mitteilungen. Die Marie-Seebach-Me—
Raille für besonders bemerkenswerte Leistungen in der
zahresprüsung der Seebach-Schule erhielten in diesem Jahre
zußer Frl. Tandar noch Frl. de Bruyn und Frli. Elfriede
WVollmann. — Die Leiche von Josef Kainz wird dem—
ächst aus dem provisorischen Grabe auf dem Döblinger Fried⸗
jose exhumiert und in der erbauten Gruft auf demselben
Firchhof bestattet werden. Ueber das Grabdenkmal sind noch keine
ßestimmungen getroffen. — Das 17. Schlesische Musik—
est findet in Görlitz vom 16. bis 30. Juni in der neuerbauten
ztadthalle statt. Um den Lehrern den Besuch zu erleichtern,
at der Kultusminister 1500 Mäzur Verfügung gestellt. Als
Irchester ist die Berliner königliche Kapelle und als Dirigent
gl. Generalmusikdirektor Dr. Muck Gerlin) verpflichtet worden.
— Am 8. April soll in der Wiener Hofoper die Premiere von
Richard Strauß' „Der Rosenkavalier“ stattfinden. Wenn
das Haus ausverkauft ist, finden 2263 Personen Platz. Die
Zahl der bisher angemeldeten Karten beträgt nahezu neun-—
zxehntausend. — Schalom Asch, der bekannte jüdisch-russische
Schriftsteller, ist im Begriffe, in Rußlaud ein jüdisches
Rationaltheater zu errichten.
Gegen Richard Strauß' „Salome“, die in Athen zur
Aufführung gelangen soll, protestieren, wie der B. L. A. aus
Athen meldet, eine Anzahl Damen der dortigen Gesellschaft.
Sie wandten sich an den Metropoliten mit der Bitte, die
Aufführung von Strauß' „Salome'“, die demnächst von der
Truppe des Théatre Khédivial in Kairo in Athen zum ersten—
mal aufgeführt werden soll, zu verhindern. Der Metropolit.
erllärte, daß er bereits Schritte bei der Regierung in diesem
Sinne getan habe.
Deuifche Wagnerfestspiele in Belgien. Aus Brüssel wird
edrahtet: Deutsche Wagnerfestspiele wird die Brüsselen
Rrer des Théütre de la Monnaie Ende kom—
nenden Monats veranstalten, die außer dem -Ring des
Nibelungen“ „Lohengrin“ und „Tannhäuser“ bringen sollen.
Die Aufsührungen sollen nicht nur in deutscher Sprache, son—
ern auch mit deutschen Kräften vor sich gehen.
In hervorragenden deutschen Solisten wurden gewonnen: Edith
Valker-Hamburg, Preuse-Matzenauer-Muünchen, van
doy-Frankfurt a. M., v. Bary-Dresden, Knote-München, Hein⸗
ich Hensel-Wiesbaden, Bender-München und Lattermann⸗
zamburg.
Ein Beeihovenfest in Raris. Zu Ehren Beethovens soll
nfang Mai in Paris ein großes Fest stattfinden, bei dem
n vier auseinander folgenden Konzerten die neun Sinfonien
es Meisters und die beiden Konzerte für Klavier und Violine
ur Aufführung kommen sollen. Die Leitung dieser Konzerte
st nunmehr endgültig Felit Weingartner übertragen wor—
en. Die Aufführungen finden unter dem Protektorat der
zesellschasft der Musikfreunde im Chäatelet-Theater statt. Bei
er Aufführung der neunten Sinfonie werden die Chöre der
olonne-Konzerte und die Gesellschaft für Chorgesang mit—
»irken. Die Zahl der Musiker und Sänger bei dieser Auf—
ührung wird nicht weniger als tausend betragen. Bei einem
»ieser Konzerte wird auch Frau Bréval von der Großen Oper
Beethoven⸗-Lieder singen. —
Der neue Leiter der Kölner Stadttheater. Die Kölner
ztadtverordneten genehmigten Donnerstag in geheimer Sitzung
en Vertrag mit dem Direktor der Bromberger Theater.
demond, betrefss Uebernahme der Leitung beider Kölner
“„tadttheater. Remond wird die Leitung der Theater be—
eits nach Ablauf der jetzigen Spielzeit übernehmen.
In den Lauchstedter Feftspielen, die am 23.524. und
15. Juni unter der Leitung von Hofrat Schlenther
tattfinden, wird Richter Adam in Kleists „Zerbroche⸗
rem Krug“ von dem Wiener Hofschauspieler Hugo Thimig
ind das Evchen von dessen Tochter, Hedwig Thimig; dar—
zestellt werden, die zurzeit dem Meininger Hoftheater
ngehört und kommende Spielzeit in den Verband des
al. Berliner Schausplelhauses tritt.
— — — —
Die Leipziger Buchgewerbe-Aussteilung. Im Leipziger
Deutschen Buchgewerbemuseum wurde dieser Tage die erste
Ausstellung des Vereins deutscher Buchgewerbe—
Künstler eröffnet, die eine größere Anzahl der führenden
Kräfte auf dem Gebiet der modernen Buchkunst vereinigt
und zeigt, welchen Stand diese Kunst heute erreicht hat.
Hervorragendes bieten, wie man aus Leipzig schreibt, in
erster Linie die Berliner und die Leipziger Künsltler, an
deren Leistungen allein schon alle Zweige des Buchschmucks
zu überblicken sind. Orlik, Graß v. Schwerin, E. R. Weiß,
Peter Behrens, Scheurich, Melchior Lechter, K. Walser,
Slevogt, Bernhard, die Münchener Diez und Th. Th. Heine,
das sind unter anderen Namen von Bedeutung. Buch—
einbände bilden das Wertvollste der Ausstellung, und was
der Leipziger Walter Tiemann und Hugo Steiner (Prag)
darin bringen, gehört mit zu dem Besten und Feinsten.
Für das Hallesche Schauspielhaus, dessen Erbauung wir
zereits vor längerer Zeit mitgeteilt haben, ist die zur
krbauung nötige Summe duerch Barzeichnung einiger Inter⸗
ssenten bereits beisammen und die Hypothekenübernahme
eitens einiger Bankhäuser gesichert. Als Leiter werden
genannt der bisherige Opernsänger Max Birkholz, früher
am Stadt-⸗-Theater Halle, für das Administrative und der
Regisseur Dr. Hermes Hannsen, früher am Siuttgarter
doftheater, für das Künstlerische. Es sollen das moderne
Schauspiel, die Oper und die Operette geoepflegt
verden. Für Schauspiel und Operette werden besondere
Junstkörper verpflichtet, während neue Opernwerke auf dem
Wege des Ensemble⸗-Gastspiels vermittelt werden sollen.
Spielzeit: neun Monate, für die Künstler ganziähriges
Engagement. Ein Verein soll ins Leben gerusen werden,
dessen Mitglieder gegen eine Jahresprämie das Recht haben,
zie Eintrittskarten mit sünfundzwanzig Prozent Ermäßigung
zu erstehen. Damit will sich das Theater einen Stamm
von Interessenten sichern.