Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

Tagesbericht. 
Lübeck, 31. März. 
Der lommandierende General des 9. Armeekorps General 
ber Infanterie Frhr. v. Plettenberg begab sich Donners— 
tag nachmittag in Begleitung des Majors Frhr. v. Rosen 
aach Neustreliz zu Kompagniebesichtigungen des 2. Bat. 
Hren.«„Reg. Nr. 89. Den Kompagniebesichtigungen des 2. Bat. 
Füf.Keg. Nr. 90 wohnt der General am Sonnabend äin 
Wismar bei und kehrt abends nach Altona zurück. 
Auf eine 25jährige Tätigkeit im Daenste der Handels⸗ 
ammer kann morgen der Rendant der Kasse der Kaufmann⸗ 
chaft, Herr Carl Weichsel;, zurücblicken. Der Jubilar hat 
ine kaufmännische Ausbildung genossen und war darauf mehrere 
zahre im lübeckischen Staatsdienst als Beamter angestellt. Am 
. April 1886 trat er sein jetziges Amt an, das er mit großer 
Pflichttreue verwaltete. Hervorgehoben zu werden verdient ins— 
»esondere seine Mitwirkung bei der im Jahre 1902 vorgenom— 
nenen Reorganisation des Rechnungswesens der Kaufmann— 
chaft, wodurch eine sichere Veranschlagung der voraussichtlichen 
Ergebnisse und eine größere Uebersichtlichkeit in den Abrechnungen 
»er Handelskammer geschaffen wurde. Für diese anerkennens— 
verte Leistung wurde ihm seinerzeit der Dank der Handels— 
ammer ausgesprochen. Erwähnt sei auch die langjährige Tätig— 
seit des Jubilars als beeidigter Sachverständiger für kauf— 
männische Buchführung. Sein liebenswürdiges, entgegenkommen—⸗ 
des Wesen haben dem Jubilar viele Freunde erworben, und 
hei seinen Mitarbeitern und Untergebenen erfreut er sich all— 
eitiger Beliebtheit. Möge es dem verdienten Beamten be— 
scchieden sein, seines Amtes und der Anerkennung seiner Tätiagkeit 
ioch lange sich zu erfreuen 
O Konzert der Opern⸗ und Konzertsängerin Ellinor Walden 
unter Mitwirkung des Musikkorps des Inf.“Regts. „Lübeck“. 
Herr Clausnitzer hatte mit seiner tüchtigen Kapelle zunächst 
das Wort. Auf die schneidig vorgetragene Ouveriure zu 
„Zampa“ folgte eine Fantasie aus der nachgerade recht alt— 
nodisch gewordenen „Norma“ und das Intermezzo aus „Hoff⸗ 
nanns Erzählungen“, dem man kaum noch in einem Konzert 
entgeht. Das leider pöllig erblindete Fräulein Walden 
ang dann „Ingeborgs Klage“ aus Frithijof“ von Max Bruch. 
Ihre kleine Stimme ist gut geschult und in der Höhe leidlich 
eräftig und recht wohllautend, in der Mittellage dagegen und 
yollends in der Tiefe schwach und farblos. Ihr Vortrag verrät 
zeachtenswertes Können und sie weiß einfachen Empfindungen 
ympathischen Ausdruck zu verleihen. Im zweiten Teil erfreute 
1. a. das Mitglied der Kapelle Herr Matschke durch ein vor— 
iehm und kechnisch hervorragend gespieltes Cellosolo, eine 
nedodiöse Musette von Offenbach, welche er wiederholen mußte. 
Ellinor Waldem' sang vier Lieder, worunter „Willft du dein 
Herz mir schenken“, ihr stimmlich und inhaltlich am besten zu 
iegen schien. Für den herzlichen Beifall des gut besetzten Saales 
dankte sie durch das reizende Wiegenliedchen des alten 
Matthias Claudius, von Löwe vertont. Der Triumphmarsch aus 
‚Alda“ beschloß das Konzert. 
»Von der Waldschule. Der in diesem Jahre erlassene 
Aufruf zum Besten der Waldschule hat, wie uns das Wald— 
chul⸗Komitee mitteilt, einerseits einen nicht unerfrdulichen 
inanziellen Erfolg gehabt, andererseits aber auch die An— 
neldungen erholungsbedürftiger Kinder in ungeahntem Maße 
zesteigert. Während ĩm Vorjahre die Anmeldung sich auf 
15 Kinder belief, sind in diesem Jahre deren 170 angemeldet. 
Nach den vorhandenen örklichen Verhältnissen und den zur 
Verfügung stehenden Mitteln ist es aber nur möglich, 60 
Zinder aufzunehmen. Die am Mittwoch nachmittag 5 Ahr 
n der Domturnhalle erfolgte Aufnahme-Untersuchung durch 
die Aufnahme-Kommission, der 2 Aerzte und mehrere Mit— 
zlieder der Waldschul-Kommission angehören, hat sich er— 
geben, daß fast für sämtliche Kinder die Aufnahme in die 
Waldschule zu empfehlen gewesen wäre. Es erscheint daher 
zus diesem Grunde die Verstärkung der vorhandenen Mittel 
zurchaus erwünscht. Bei der Aufnahme⸗-Untersuchung waren 
vie Kinder fast ausnahmslos mit einem ihrer Angehsrigen, 
untweder Vater oder Mutter, erschienen, und die freudigen 
ind hoffnungsfrohen Blicke, mit denen den Mitgliedern der 
Kommission begegnet wurde, zeigten das lebhafte Verlangen, 
vährend des Sommers in Gottes freier Natur den Unterricht 
u genießen und damit die Stärkung und Gesundung zu ge— 
oinnen. Man hätte gewünscht, daß zahlreiche Mitglieder der 
eqüterten Gelelsschafftsflafsse yan dem sich den Koömmit: a 
»ie Oper mit großer Umsicht, seinem Verständnis und vielem 
Heschick. Kleinen Differenzen, wie sie sich im Terzett (Osmin, 
Belmonte, Pedrillo) und in der großen Arie des Osmin 5,Ha, 
vie will ich triumphieren“ geltend machten, wollen wir keinen 
zroßen Wert beilegen. Die so klar und einfach gehaltene Ouver⸗ 
üre kam in diesem Sinne zur Ausführung. Mozarts herr— 
iche Oper, die zuerst am 12. Juli 1782 in Wien im National⸗ 
heater aufgeführt wurde, hat noch heute nicht das geringste 
don ihrer Lebensfrische eingebüht; im Gegenteil, man erinnert 
ich der Gegenwart und fragt sich, was wir denn eigentlich 
nit den modernen Opernkomponisten Strauß und anderen ge— 
vonnen haben. Sie alle können dem unsterblichen Mozart nicht 
den Schuhriemen lösen und werden längst vergessen sein, wenn 
ein Stern noch lange am Himmel leuchtet. Die Zuhörer am 
zestrigen Abend zeigten sich begeistert; Herr Kammersänger 
Tnüpfer durfte einen Riesenlorbeerkranz in Empfang nehmen, 
ebenso Frl. Stretten und Frl. Weber Blumen. 
M. Stiehl. 
5 —— 
Martin Greif hat, wie aus München gemeldet wird, eine 
twas bessere Nacht verbracht. Er konnte einige Stunden schla—⸗ 
en. Leider ist aber sein Allgemeinbefinden schlechter als 
e. Er hat bereits die Sprache verloren und kennt auch seine 
hesten Freunde nicht mehr. 
Aus dem Reich des Todes. Der frühere Direktor des 
Kasino-Theaters und des Dagmar⸗Theaters, Fritz Petersen, 
st in Kopenhagen gestorben. 
Maria Labia als Sprudelfee. Aus Wien meldet das 
B. T.: Bei der Besichtigung des Entwurfes für das Kaiser— 
»enkmal in Karlsbad äußerte Kaiser Franz Josef, der 
Bildhauer solle für die Figur der Karlsbader Spru⸗ 
delfee kein Berufsmodell wählen. Solche Modeil— 
damen interessierten sich für die Sache nicht und machten ein 
leichgültiges Gesicht, das auf die Figur übergehe. 
Der Wunsch des Kaisers wurde erfüllt. Opernsängerin Marta 
dabia und Frl. Wohlgemuth vom Burgtheater dienten 
em Bildhauer Böhme als Modelle 
— 
Mitgliedetn darbtetenden Bilde Kenntnis genommen hälten. 
ks wäre dann sicher die oben ausgesprochene Bitte mit 
deichtigkeit erfüllt. — Die Fahrt zur Waldschule beginnt 
m 8. Mai. Selbstverständlich haben die für die Wald— 
hule ausgewählten Kinder — es kann ja leider nur etwa 
»er Meldungen berücksichtigt werden — ihre bisherige Schule 
veiter zu besuchen 
o Termitschweihung. Auf eine Anfrage aus unserm Leser⸗ 
reise, wie sich die Termitschweißung vollzieht, teilen wir 
jachfolgendes mit: Die beiden miteinander zu verbindenden 
Zchienenenden werden nach sorgfältigster Reinigung und 
vagerechter Lagerung in einen Stauchapparat, d. i. eine Vor⸗ 
ichtung, welche die Schienen während des Schweißungspro— 
esses mittels Schraubenkraft aneinanderpreßt, gespannt. In 
er Mitte dieser Vorrichtung ist eine, die Schienenenden um⸗ 
assende Form aus Schamottsteinen zur Aufnahme des weiß— 
lühenden Termit angebracht, das durch einen über dieser 
rorm schwebenden Metalltrichter eingefüllt wird. Nachdem 
lle die eben beschriebenen Vorbereitungen getroffen und die 
zchmelzform mit Lehm gedichtet sowie mit Erde eingehüllt 
it, wird das Termit in den angewärmten Metalltrichter ge— 
hüttet und angezündet. In kaltem Zustande ist das Termit 
in grauschwarzes Pulver; seine chemische Zusammensetzung ist 
in Geheimnis des Erfinders. Es ist aber ungemein leicht ent— 
ündbar, denn die Flamme eines Zündholzes genügt, um es 
n Brand zu setzen. Das Pulver verwandelt sich dann in 
venigen Sekunden unter ganz gewaltiger Hitzeentwickelung 
n eine weißglühende flüssige Masse, welche in der Schamott⸗ 
teinforn die Schienenenden umspült und diese in ein paar 
Ninuten bis zur Weißglut erhitzt. Sodann werden die 
Schienenenden vermittels des Stauchapparates aneinander ge— 
reßt. Nach einer Viertelstunde haben sich die Schienen zu 
inem Stück miteinander verbunden und der Stauchapparat 
ann abgenommen und zu einer weiteren Schweißung ver— 
»andt werden. Nach einer Siunde etwa wird dann auch die 
zchmelzform entfernt und nach Abfeilung der beim Schwei— 
ungsprozeß entstandenen Unebenheiten ist die Schiene ge— 
rauchsfertig. — Der Vorteil der Termitschweißung, die sich 
m Straßenbahnbetrieb verschiedener Großstädte bereits gut 
ewährt hat, besteht darin, daß die teure Verbindung der 
schienen durch Laschen und kupfernen elektrischen Leitungen 
ermieden wird 
S Zwangsverkäufe. Im amtsgerichtlichen Termin am 
31. März 1911 wurde zugeschlagen: 1) das Grundstück Meier— 
raße Nr. 19 dem Kaufmann Hans Eduard Hermann Friedrich 
NRladech zu Lübeck für das am 17. März 1911 abgegebene Gebot 
son 13 100 M; 2) das Grundstück Meierstraße Nr. 19a dem 
Zausmann Hans Eduard Hermann Zriedrich Mladeck zu Lübeck 
sür das am 17. März 1911 abgegebene Gebot von 10750 M. 
— Bezüglich des Grundstücks Lübeckerstraße Nr. 34 zu Schlutup 
vurde auf Antrag des Meistbietenden der Zuschlagstermin ver— 
agt auf den 8 April 1911 
Schöffengericht. Sitzung vom 30. März. Einer 
lebertretung des 8 361 Nr. 8s des Str.-G.-⸗B. hat 
ich der vielbestrafte Arbeiter Johann Nev. schuldig gemacht, 
ndem er der ihm vont Polizeiamte gemachten Auflage, sich 
nnerhalb dreier Tagen feste Wohnung und Arbeit zu besorgen, 
tiicht nachgekomnien ist. Das Urteil lautet auf 4 Wochen 
haft und Ueberweisung an die Landespolizeibehörde. — 
Vegen Hausfriedensbruchs und Sachbeschädi— 
zung hat sich der Knecht Heinrich M. aus Kurau zu verant—⸗ 
vorten. Am 28. Januar draug der Angeklagte in den Hof— 
aum eines Hufners zu Kurau ein und versuchte in die 
RNädchenkammer zu gelangen. Da ihm auf seine Aufforde 
ung hin das Fenster nicht geöffnet wurde, schlug er eine 
S„cheibe ein, um dann einzusteigen. Er wurde dann aber 
erscheucht. 3 Wochen Gefängnis werden dem Angeklagten 
uerkannt. — Des Diebstahls hat sich die unverehelichte 
crieda Kl. schuldig gemacht. Sie diente hierselbst bei Dr. E. 
ind soll in der Zeit vom 1. Sept. bis 1. Nov. 1910 ihret 
dienstherrin und deren Tochter ein Nachthemd sowie eine 
oldene und eine sisberne Brosche im Gesamtwerte von 20 M 
eggenommen haben. Die Angeklagte will das Hemd ver— 
ehentlich zwischen ihre Sachen bekommen und die Broschen 
ür wertlos gehalten haben. Das Urteil lautet auf 2 Wochen 
hüefüngnis. — Wegen Gefährdung eines Eisenbahn— 
ransports hat sich der Knecht Fritz Gr. aus Vo. zu 
erantworten. Er soll am 3. Febr. fahrlässigerweise den 
Lransport auf der Straßenbahn in Gefahr gesetzt haben, 
ndem er als Führer eines mit 2 Pferden bespannten Leiter— 
vagens beim Ueberschreiten der Straßenbahngeleise in der 
tronsforder Allee es unterließ, sich von der Annäherung eines 
Straßenbahnwagens zu überzeugen und dadurch den Zu 
ammenstoß seines Wagens mit dem der Straßenbahn ver 
rsachte. Kurz vor der Kahlhorststraße bog der Angeklagte 
lötzlich aus seiner Fahrtrichtung ab und kreuzte das Bahn— 
jeleise, so daß der ganz nahe befindliche Straßenbahnwagen 
as rechte Hinterrad des Wagens erfaßte und dieses total 
ertrümmerte. Auch andere Teile des Wagens wurden be— 
chädigt. Der Motorwagen lief aus dem Geleise, lief noch eine 
strecke weiter und gegen einen eisernen Mast, der dadurch 
salb abbrach. Die Wand der vorderen Plattform des Wagens 
ourde eingedrückt, ein Trittbrett abgebrochen und mehrere 
ßlasscheiben zertrümmert. Der Angeklagte kommt mit einer 
ßeldstrafe von 20 Muevent. 4 Tagen Gefängnis davon. — 
cines Diebstahls hat der Tischler Heinrich K. sich schuldig 
emacht. Er hat in der Nacht zum 27. Febr. aus einem 
Neubau an der Ecke der Hoheland- und Strohkatenstraße 16 
»em Zimmermann Frick gehörige Bretter weggenommen. Auf 
»em Transport der Bretter nach seiner Wohnung wurde er 
von einem Schutzmann abgefaßt. Urteil: 1 Woche Gefängnis. 
Sportnachrichten. 
Das Deutsche Derby. Für das Deutsche Derby (25. Juni) 
var am Dienstag ein bedeutsamer Tag. Es galt die Zahlung 
jes dritten Einsatzes für die am 1. Nov. 1910 stehen gebliebenen 
bierde. Wie aus Berlin gemeldet wmird, sind von den 59 im 
orletzten Termin engagiert gebliebenen Pferden nur zehn aus— 
eschieden, nämlich Lichtenstein, Spezi, Dollarprinzessin, Cim— 
rer, Leibhusar, Sarafan, Galetta, Herodes, Papageno und 
ägersmann. Von den 182 Psferden, für die ursprünglich 
Unterschriften eingegangen waren, sind also noch 49 fon— 
urrenzberechtigt. Im vergangenen Jahre war bei 158 Untet— 
chriften für 63 Pferde der zweite und für 43 der dritte 
Finsatz gezahlt worden. Es liesen dann 13 Pferde. 
„Meieor“ und „Iduna“. Die Schonerjacht „Meteor“ 
ninimt am 3. April ihre Besatzung an Bord und stellt an 
»emselben Tage auf der Kaiserlichen Werft in Kiel in Dienst. 
Die „Abuna“ des Kailerin tritit in den ersten. ocn bes 
April von ihrer Winterlagerwerit in Geestemünde in Kiel 
ein, um hier sofort mit den Vorbereitungen für die Indienst⸗ 
stellung zu beginnen.. 
sr. Deutscher Sieg bei den Laun⸗Tennis⸗Turnier in Cannes. 
Der Schlußtag des internationalen Lawn-Tennis-Turniers in 
Cannes brachte dem deutschen Paar Frau Dr. Neres— 
heimer—S5. Kleinschroth einen schönen Erfolg, da sie 
im gemischten Doppelspiel mit 6:2, 6:3 über Miß Tripp— 
Inman triumphierten. Dagegen unterlag der deutsche Rahe mit 
Mavrogordato als Partner im Herren-Doppelspiel gegen Ritchie 
Wilding mit 6:3. 7:5. 
Neueste Nachrichten und Telegramme. 
Daͤe neue Strasgesetnorelle. 
W. Berlin, 31. März. Als Termin sür den Zusammen⸗ 
tritt der Kommission für die Ausarbeitung des Entwurfs 
ür den Zusammentritt der Kommission für die Ausarbeitung 
des Entwurfs sür das neue Strafgesetzbuch wurde vom Reichs— 
ustizamte der 4. April endgültig festgesetzt. Den Vorsitz wird 
der frühere Ministerialdirektor im Justizministerium Exzellenz 
Lucas führen. 
Doͤe Aeroplansahrt nach Hannover. 
W. Verden a. d. Aller, 31. März. Der Albatros-Zwei— 
»eder ist heute morgen 7 Uhr 26 Minuten zur Weiterfahrt 
iach Hannover aufgestiegen. In Hannover erfolgt voraus— 
ichtlich eine Zwischenlandung, darauf die Weiterfahrt nach 
Braunschweig. 
W. Sannovrer, 831. März. Auf der Fahrt von Bremen 
nach Verden hatten die Offizierspiloten Erler und Mackenthun 
nit heftigem Gegenwind zu tun. In der ersten Flugstunde 
wurden deshalb nur 32 km zurückgelegt. Der' Führer steuerte 
oen Doppeldecker bis zu dreihundert Meter Höhe. Da aber 
auch in dieser Höhe die Windverhältnisse nicht besser waren, 
beschlossen die Flieger in Verden zu landen und dort zu 
übernachten. Vom Verdener Artillerie-Regiment wurde ihnen 
ein Zelt zum Eindecken des Apparats während der Nacht 
zur Verfügung gestellt. Ein Wachtkommando blieb bei dem 
Aeroplan. 
Transportarbeiterstreik in Kassel. 
W. Kassel, 31. März. Sämtliche Kutscher, Möbelpacker, 
Transportarbeiter der vereinigten Speditionsfirmen traten 
gestern zuni Hauptumzugstermin in den Ausstand, weil ein 
neuer Tarif abgelehnt wurde. der eine Lohnerhöhung be— 
dingte. 
Der Durchschlag des Lötschbergtiunnels. 
W. Kandersteg, 31. März. Um 3 Uhr 30 Min. nachts 
erfolgte der Durchschlag des Lötschbergtunnels. Die Arbeiter 
trafen beiderseits mit großer Begeisterung zusammen. Die 
dötschberglinie bedeutet eine wichtige Zufahrt zum Simplon. 
Die Tunnelarbeiten begannen am 15. Oktober 1906. Die 
Tunnellänge beträgt 15 Km und 977 m. Das Nordportal ist 
bhei Kandersteg im Berner Oberland, das Südportal Gbei 
BGoppenstein im Kanton Wallis. Die Linie erreicht bei Brieg 
die Simplonlinie. Trotz großer Schwierigkeiten erfolgte der 
Durchschlag vor der vertraglich festgesetzten Zeit. 
Durand ge'stesgestört. 
W. Paris, 30. März. Arbeitersekretär Durand, der be— 
tanntlich vor einiger Zeit zum Tode verurteilt und vom Prä⸗ 
identen dann zu einer Gefängnisstrafe begnadigt wurde, ist 
zetzt, da er Spuren von Geistesgestörtheit zeigt, zur ärztlichen 
Beobachtung in ein Krankenhaus gebracht worden. 
Kritische Lage der Europäer in Marollo. 
W. London, 31. März. Daily Telegrabh meldet aus 
Tanger unterm 30. März: Die Lage in Fez und der Um— 
gegend ist äußerst ernst. Sämtliche in der Hauptstadt lebende 
Europäer suchten in den verschiedenen Konsulaten Zuflucht. 
W. Berlin, 31. Maärz. Handelsminister Sydow und Ge— 
mahlin empfingen gestern zahlreiche Vertreter der Regierung, 
der parlamentarischen, Handels-⸗, Industrie- und Banfkreise. 
Auch die gegenwärtig in Berlin tagenden Gewerbe-Inspektoren 
waren geladen. 
W. Berlin, 31. März. Auf der Straußberger Waldbahn 
kant es gestern zu einem schweren Sturz des Leutnants von 
kaven. Er brach sich das rechte Schienenbein und das rechte 
Zchlüssfelbein. Im Verlaufe des Rennens ereigneten sich noch 
weitere Stürze, doch kamen die Beteiligten ohne Schaden davon. 
W. Frankfurt a. D. 31. März. Die Oder-Zeitung meldet: 
Gestern schloßz das Bankhaus Karl Tourbier hierselbst seine 
zassen. Die Zahlungsschwierigkeiten dürsten auf zahlreiche Ab— 
zebungen zurüczuführen sein, die erfolgt sind, weil das Publi— 
fsum durch den Konkurs der Vereinsbank gegen kleinere Bank— 
institute mißtrauisch geworden ist. 
W. Paris, 30. März. Im Verlauf der heutigen 
Senatssitzung tadelte der konservative Senator Jeneuvrier 
ie Regierung, weil sie die Züchti gung der Zaerleute 
Muley Hafid überlassen habe und sich für verpflichtet halte, 
die fremden Regierungen von der Absendung einiger Offiziere 
nach Marokko zu verständigen. Ministerpräsident Monis ent— 
legnete: Sie haben merkwürdige Begriffe von der Diplomatie. 
Ddies Verbrechen ist auf in Aufstand befindlichem Gebiete 
begangen, der Sultan »will die Schuldigen selber bestrafen. 
Können wir es ihm verweigern? Ich kann nur bekräftigen. 
daß wir eine Züchtigung fordern werden. 
W. Paris, 31. März. Die praktische Durchfjührung des 
esetzes über Arbeiterpensionen scheint auf mancherlei Schwie— 
igkeiten zu stoßen. In Perpignan weigerte sich der Aus⸗ 
chuß der Arbeitsbörse, an der Herstellung der Pensionslisten 
nitzuarbeiten, mit der Begründung, daß das Gesetz den In—⸗ 
eressen der Arbeiter nicht genügend Rechnung trage. In 
Sablonnieres, Departement Seine et Marne, lehnte es der 
Gemeinderat ab, Personen zur Herstellung der Pensionslisten 
zu bestimmen. 
W. Enstrup bei Hoya, 31. März. Der Zweidecker „Alba—⸗ 
tros“ landete um 8 Uhr.— 
W. El Paso, 31. März. Unter den Fremden, welche 
die Regierungstruppen kürzlich im Kampfe bei Casas Grandes 
gefangen nahmen, befinden sich auch zwei Deutsche, Ferdinand 
Lieber aus Mainz und Friedrich Oberbuscher aus Engelskirchen. 
W. Petersbura, 31. März. Dem Vernehmen der Vosß 
Ztg. nach wird Durnowo in den nächsten Tagen vom Zaren 
in Audien ennfangern
	        
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