zerbundenen Mittelstandselementen. (Sehr richtig! b. d. Nl)]
In dem Rundschreiben des Herrn Rogallg v. Bieberstein, das
vährend der Wahlkampfes in Lyck verbreitet wurde, steht, daß
ie Nationalliberalen die schlimmsten Feinde der Laudwirt—
chaft seien. Sie seien Börseniobber, Schlotiunker und Kohlen⸗
varone. (eiterkeit rechts.) Das erinnert mich an die Zeiten,
wo wir den Zolltarif geschaffen haben. In unserer Fraktion sind
eine aroße Menge Landwirte und Mittelstand-Existenzen. Der
Jolltarif mit seinen starken Erhöhungen der Zölle für landwirt⸗—
chaftliche Produkte, mit seinen Mindestzöllen wurde in den
dreisen der Landwirtschaft aufs höchste nefeiert; es hieß, daß
adurch eine Gesundung der Landwirtschaft eingetreten sei Gegen
ziesen Zolltarif aber haben gestimmt die Herren Dr. Hahn, Dr.
Rösicke, v. Normann, Dr. Oertel, v. Oldenburg, Schrempf, Frhr
. Wangenheim, — alles hervorragende Koriphäen des Bundes
der Landwirte. Im Landtage hat Dr. Hahn späterhin ausge—
ührt, man habe dem Zolltarif nicht zustimmen können, weil er
zänzlich einseitig nur hohe Industriezölle empfiehlt und keine aus.
eichenden Aararzölle. Das ist der Gipfel einer übertriebenen
Aararpolitik. Sie sprechen ia auch so oft vomn Bauernbund,
er, auch in den ostyreußischen Gefilden seine energische Tätigleil
utfaltet. Dieser ist ebenfalls eine selbständige Organisation.
Vizepräsident Dr. Spahn, den Redner unterbrechend: Der
zerr Reichssskanzler hat mit den Bauernbund nichts zu tun. Große
indauernde Heiterkeit; Zuruf aus dem Zentrum; Wahlreden
draußen halten! Große anhaltende Unruhe links) Wenn Sie
ich dagegen wehren, daß ich den Standpunkt der uationalliberalen
Partei klarlege, so spricht das für sich selbst. Meine Ausführungen
hiingen eng zusanmen mit der Haltung der Verbündeten Ne⸗—
zierungen und mit der Finanzreform, an die sich sowohl die
Bründung des Hansa-Bundes, wie des Bauernbundes anschloß.
Ich wollte übrigens nur noch einen Satz beifügen. Die Tatsache,
)aß ein solcher Bauernbund vorhanden ist und in gewissen
reundschaftlichen Beziehungen zu manchen Mitagliedern meiner
Partei steht, ist doch wiederum nur ein Beweis für unser land⸗—
virtschaftsfreundliches Programm. Wir denken nicht daran,
as, was wir im Laufe der Jahre mit dem Kolitarif und den
Zzandelsverträgen erreicht haben, aufzugeben, wenn Sie auch noch
oviel darüber streiten, ob wir heute noch eine Mittelpartei sinb,
ind das Heidelberger BProgramm noch anerkennen. Sie
nagen, wie kann eine solche Vartei sich verbünden mit der Volks-
partei? (Zuruf: Und mit den Sozialdemokraten. Heiterkeit)
Von unserni verehrten Zührer v. Bennigsen ist aufs schärsste betont,
daß die nationalliberale Partei eine liberale Mittelpartei ist. Er—
nnern Sie sich an die Auseinandersetzungen, die wir mit Ihnen
hattlen über die Wahlrechtsfrage, wo wir über den nicht genügenden
Siufluß des deutschen Bürgertums klagten und darauf hinwiesen,
daß dieser auf die Tatsache zurückzusühren ist, daß die liberalen
ßarteien fich in einer Benge wichtiger, auch kultureller Fragen,
icht zu einigen vermögen. Die groͤßte Erschwerung fuͤr die
hbandelspolitik, die wir haben wollen, liegt darin, daß die—
enigen Elemente, die damals gegen den Zolltarif gestimmt haben,
u stärkerer Zahl in den Reichstag zurückkehren können. Dami
ourden wir hineinsteuern in die Zeiten des Minimal- und Marximal—
arifs, Handelsverträge würden überhaupt nicht mehr abgeschlossen
verden können, und der Schluß würden Zollkriege sein. Wir wollen
ie nationale Arbeit schützen, aber das Schutzzollsystem nicht so
ibertreiben, daß Handelsverträge überhaupt nicht mehr möglich sind.
Daß wir uns zur Wehr setzen, wenn Sie (nach rechts) den lebten
Nationalliberalen aus Hannover treiben wollen, darf Sie nicht
pundern. Durch die Aufnahme der Herren Hahn und Rösicke hat
die konservative Partei dokumentiert, daß der Bund der Land—
virte eine konservative Organisation ist. Von diesem Moment ab
ahen wir den Einfluß der Bundessührer und damit die Verschlechte⸗
ruung der Beziehungen zu uns. Das haben wir genau gespürt, vor
Alem bei den Verhandlungen über die Finanzresorm, wo die Agi—
ation gegen die Erbschaftssteuer in die konservative Fraktion hinein⸗
getragen wurde (Lachen rechts). Heute ist die politische Situation
zecherrscht von den Haß gegen den Liberalissmus. Es
nag Ihnen unbequem sein, daß der Liberalismus verstärkt in die
Ditmarken eintritt, daß er versucht, dort Neuland zu gewinnen, aber
venn wir gerufen werden zum Kampf gegen Sie, so würden wir
msere Pflicht nicht tun, wollten wir solchem Ruf nicht Folge
eisten. Sie reden immer von Begünstigung der Sozal—
demokratie durch uns, von dem badischen Großblock. Num, in
Franksfurt a. O. und in RNeustadt-Landau hat der Bund der Land—
virte die Kreise den Sozialdemokraten ausgeliesert. Nur noch Monate
trennen uns von den Wahlen. Der Aufmarsch der Parteien ist er—
olgt in einer Weise, wie das früher in Deulschland nicht geschehen
st. Wir stehen auf, dem Boden, daß ein starker Liberalis—
nus in Deutschland eine Notwendigkeit ist. Wir
ind überzeugt, daß wir damit dem monarchischen Gedanken am besten
ienen. (Lachen rechts.) Wir werden den Kampf mit aller Energie
ühren sür unsere gule liberale Sache. (Stürmischer Beifall lins
Zurufe rechts: Und die Sozialdemohratie?)
Abg. Dr. Wiemer F. Vp.): Auf alle von dem Vorredner be—
rührten Fragen der auswmärtigen Politik will ich nicht eingehen; ic
vill auch nicht aquf die Frage der Handelspolitik heute näher ein—
jehen, wie es der Graf Kanlitz getan hat. Es hat mich nicht ge—
vundert, daß er sich erneut zu den hochschutzzöllnerischen agrarischen
Anschauungen bekannt hat, die wir an ihm kennen. Er hat be—
auert, daß wir, durch die langfristigen Handels⸗-
verträge an eine Kette gelegt sesen. Wir halten es für ein
Blück, daß solche langfristigen Handelsverträge geschlossen
iind. und, die Ruhe auf dem Gebiete der Wirt—
eeneee nicht durch Zollkriege usw. gestört wird.
Wenn auch die Industrie über die Wirkungen der leßten Handels—
erträge klagt, so nur deshalb, weil es nicht gelungen ist, bei deren
Abschluß die industriellen Interessen besser zu wahren. Bei der
Erneuerung der Handelsverträge wird hierfür Sorge getragen
verden müssen. In die Verhandlungen zwischen Kanada und der
merikanischen Union haben wir hier nicht einzugreifen, aber das
dorf konstatiert werden, daß das wirtschaftliche Abkommen zwi⸗
scchen beiden der erste Schritt zur Abwehr — RA—
Hestrebungen ist, die hoffentlich auch bis zu uns nochwirken werden.
Bute und freundschaftliche Bestrebungen zu Euglansd.,haben wir
tets eifrig gewünscht und gefördert; wir agn uns, daß das poli⸗
ische Verhaͤltnis Deutschlands zu Enhiland sich hebeftert dat, dah
zas Mißtrauen allmählich zu weichen beginnt und das Vertxauen
urückkehrt. Auch die Besserung inserer Beziehungen zu Rusß⸗
and begrüßen wir. Wir haben uns von der Ueberschätzung der
Lotsdamer Zusammenkuuft ferngehalten und die politischen Binge
jach wie vor nüchtern betrachtet. Wir können es aber nicht wün⸗—
chen, daß unsere konstitutionellen Einrichtungen auf die gleiche
Stufe mit den russischen gestellt werden. CLebh. Zustinimung
inks.) Den mit der Bagdadbahn erzielten Erfolg sollte mañ
och nicht immer fort in bengalischer Beleüchtung erstrählen lassen.
zedeutung und Wert des Dreibundes dürfen nicht unter⸗
hätzt werden. Italien weist mitunter Strömungen nach der
ranzösischen Seite auf; aber die für scine Haltung verantwort—
Wen nen haben doch niemals Entscheidungen getroffen, die
ich mit seiner Stellung im Dreibunde nicht vereinbaren ließen
Aie Politik der Konservativen“ in Reichstag und Landtag, ihr Ein—
luß quf die Regierung krägt vor allem zu dem Wachstim der
Svgigldemokratie und der Steigerung ihrer Wahlstimmen bei. Die
ortschrittliche Volkspartei, weiß ganz genan, daß die bestehenden
iefen Gegensätze zwischen ihrer und der sozialdemokratischen Welt—
inschauung auch weiter bestehen werden und dielse Gegensötze
verden auch bei den lommenden Wahlen, zum Ausdruck kommen,
vie die jünaste Hamburger Rede des Abg. Bebel be⸗
»iesen hat. Wenn dem gegenüber Konserbvative von einem Raltum
uf Leben und Tod zwischen uns und den Sozietdemokraten ge—
orochen haben, so paßt zu dieser Behauptung schlecht die in Reso—
ntionen festgelegke Taktik, daß bei Stichwahlen zwischen diesen
„iden Parteien die Konservatiben und auch das Zentrum entweder
Hewehr bei Fuß siehen oder den Sozialdemokraten wählen werden.
olche Erklärungen bedeuten doch nur eine offene und bewußte
»örderung der Sozialdemokratie; es ist eine Desperado-Politik.
Zuruf rechts und im Zentrum: Wie machen Sie es dennd Ruf:
Hießen!) In Bezug anf die Finanzreform trete ich den Aus—
ührungen des Abag. Bafsermann bei. Wir wollen sehen, wie
veit Sie mit dem Zentrum und den Polen bei den nächsten
Wahlen kommen. Wir werden alles kun, um eine möglidgt ein—
Feitliche Front des liberalen Bürgertums herbeizuführen, um die
etzigen realtionären Zustände zu beseitigen. Ob wir dabei Er—
olg, baben werden, darüber wird das deutsche Volk entscheiden.
Gelächter rechts.) Sie wollen hinter Ihrem Lachen nur Ihre
SZyrgen gegenüber den nächsten Wablen verbergen. Wir sind
ereit und sehen den nächsten Wahlen mit Ruhe entgegen, je
näber dieser Zeitpuntt ist. umso befser. (Debbafter Reifau urts)
Reichskanzler v. Bethmann Hollweg: .
Ich werde nicht über Elsaß-Lothringen sprechen, dafür wird
ich Gelegenheit bei der zweiten Lesung der Gesetzesvorlage
ieten. Auch auf die parteipolitischen Exörterungen des Vor⸗
edners werde ich nicht eingehen. Ich erkenne aber dankbar die
Arbeitsfreudigkeit an, die er mir für seine Partei bis in den
rüchsten Winter hinein versprochen hat. (Große Heiterkeit.) Auch
in dem lebhaften Nachgefecht über die Reichsfinanzreform will
sch mich nicht beteiligen. Sehr viel wird dabei nicht heraus⸗
pringen. Der eigentliche Kampf ist längst ausgefochten. Gesunde
Reichsfinanzen sind seine Folge (Lebhaftes Bravo im HZentrum
ind rechts), und dieser Tatsache wird fich auch das Volk auf die
dauer nicht entziehen können. (Sehr richtial) Ich habe das
Bort erbeten, um einige kurze Ausführungen zu der, Frage der
brüstung und der Schiedsgerichte zu machen. Der sozialdemo⸗
ratische Antrag verlangt, ich solle Schritte tun, um eine inter⸗
jationale Verständigung über eine allgemeine Einschränkung der
Rüstungen herbeizuführen. In der Tat wird der Abrüstungs⸗
sedanke in den Parlamenten, auf Kongressen, und von Friedens⸗
reunden unausgesetzt breit erörtert. Nuch die erste Haager
riedenskonferenz hat die Frage behandelt, mußte sich aber
hließlich mit dem Wunsche begnügen, daß sich die Regierungen
inem fort ehieß Studium der Frage bingeben möchten.
eutschland zel iesein Wunsche entsprochen, hat aber keine geeignete
Formel finden können. Daß andere Regierungen glücklicher gewesen
bären, ist mir nicht bekannt geworden. (H⸗etlerkeit dechts.) Aber auch
iie zahlreichen sonstigen Studien haben noch zu keinem anderen Er—
ehnis geführt. Noch nirgends bin ich irgend einem greifbaren Vor—
Hlag, begegnet, einem Vorschlag, der auch nur einigermaßen ins
detall ginge, über den sich praktisch diskutieren ließe, und auch aus
er heutigen Debatte ode ich keinen praktischen Vorschlag heraus⸗
zehört. Die Herren haben sich eben ein, wie mir scheint,
praktisch unlösbares Problem
jestellt. Ich urtelle damit nicht über den Wert ab, den die Arbeit
er Friedensfreunde und derFreunde internationaler Abrüstungen hat.
Die Zeit, wo die Kriege durch die Kabinette gemacht wurden, ist vor⸗
iber. Die Stimmungen, welche bei uns in Euͤropa zum Kriege fuh—
en können, liegen wo anders, sie wurzeln in Gegensähen, die vom
zolksempfinden getragen sein müssen. Jedermann weih, wie leicht
ich dieses Empfiinden beeinflussen läßt, und wie es z. B. vielfach
eider willenlos unverantwortlichen Preßtreibereien fich hingibt. Ein
vegengewicht gegen alle solche und ähnliche Einflüfsse kann nur er—
vünscht sein, und ich werde der Erste sein, es zu begrüßen, wenn
s der internationalen Arbeit gelingt, ein solches Gegengewicht zu
chaffen. Wenn ich aber praktische Maßtegeln ergreifen foll, wenn
h bei den anderen Mächten beantragen foll, gegenseitig abzurüsten,
ann genügen dazu nicht allgemeine Friedengpersicherungen und
‚riedensbetenerungen, deren ist Deutschland überhoben durch eine
onstante 33 Politik, die zeigt, daß wir keine Haͤndel in
er Welt suchen. (Sehr richtigs. Dann muß ich ein bestimmtes und
estes Programm vorlegen, dann muß ich auch gang nuchtern prüfen,
b ein solches Programm ausfgestellt und ausgeführt werden kann.
Ver unsichere, verschwommene Vorschlaͤge macht, der kann leicht
instatt zu beruhigen, zum Störenfried werden. RNicht ganz so
veit wie der sozialdemokratische Antrag geht die Refolution, die
ie Herren von der fortschrittlichen Voltspartei vorschlagen, und
uch der Herr Abg. Dr. Spahn hat fich, glaube ich in aͤhnlichem
dinne ausgesprochen. Es wird beantragt, wir mochien in Ver—
andlungen eintreten, wenn uns von andern Seiten Vorschläge
emacht werden. Ich bin den Herren dankbar, daß sie nicht mür
ie Aufgabe zuschieben, formulierte Vorschläge zu machen daß
ie dies bielmehr anderen Regierungen überlafsen wohen. Wounß
en die Großmächte ein Abrüstungsabkommen treffen, so müßten
ie sich zu allererst darüber einigen, wie mächtig die eine Nalon
m Verhältnis zur andern sein darf. Man müßte eine Llrt Rang⸗
rdnung aufstellen, in die jede einzelne Macht nummernmäßig mit
er ihr, zuzubilligenden. Einflußsphaͤre einrangiert wird.
ztwa, wie es bei mdustriellen Syndualen geschiehte“ Ich müßle
s ablehnen, ein solches Formular zu entwerfen und einem inter
Ationglen Kongreß zu unterbreiten. Praktisch, lönnte man sagen,
tein Ranganspruch allerdings schon augemeldet worden
England
t davon überzeugt und Hat es wiederholt erklärt, daß trotz aller
iner Wünsche auf Beschränkung der Rüstumgsausgaben und auf
Schlichtung etwaiger Streitfälle im schiedsrichterlichen Verfahren
eine Flotte unter allen Umständen jeder möglichen Kombe nation
u der Welt überlegen oder doch gewachsen sein müffe. Einenf olchen
zustand anzustreben, ist Englaͤnds gutes Recht, und gerade wie ich
ur Abrüstungsfrage stehe, bin ich der LTetzte, es auch nur anzus
weifeln. Gauz etwas anderes aber ist es, einen solchen Anspruch
ur Grundlage eines Abkommens zu machen, das von allen andern
Wächten in friedlicher Uebereinstimmung auerkannt werden muß.
Sehr wahr! rechts.) Wenn da Gegenansprüche erhoben werden,
venn die andern Mächte mit den ihnen zugewiesenen Rollen nicht
ufrieden sindd Man braucht diese Fragen nur auszusprechen, um
u sehen, wie es auf einem Weltkongreß — ein europälfcher winde
icht ausreichen — zugehen würde, der über solche Ansprüche zu
utscheiden hätte. Und dann die Armeen. Wenn z3. B. Deutsch⸗
and zugemutet werden sollte, fein Landheer, sagen wir um 100 oo0
Rann, zu verriugern, um wie viel Mann muß dannRußland, Frank⸗
eich, Oesterreich, Italien seine Armeen verkleinern? Wollen Sie
a an Jurr Zablenproportion kommen. so müssen Sie eben u—
zu2 Dao
allgemeine Machtverhältnis
xieren, in dem die Nationen zueinander stehen dürfen. Das
äre die unentbehrliche Voraussetzung für die Feststellung des
tärkeverhältnisses der Armeen. Run, m. H.,trotz aller
riedensversicherungen, die Gott sei Dank überall abgegeben
erden, bei einer vorbereitenden Enquete würde mir jede Ration
ntworten, daß sie für sich diejenige Stellung in der Welf be—
nsprucht, die der Gesamtsumme ihrer nationalen Kräfte en—
pricht, und daß die Stärke ihrer Wehrmacht diesem Anspruch an⸗
epaßt sein muͤsse. Für Deutschland würde ich jedenfalls keine
ndere Antwort geben. Und ich würde der Ehre und dem Natio—
algefühl jedes anderen Volkes zu nahe treten, wenn ich von ihm
ine andere Auskunft erwartete. Der sozialdemokratische Autrag
111äni u
Frankreich
Bezug. Ja, hat nicht das neue französische Ministerium die
rogrammatische Erklärung, mit der es sich der Kammer vor—
jestellt hat, unter lebhaftem Beifall mit dem Bekenninis ge—
hlossen, daß es ebenso wie die anderen Stanten in einer starken
vehrmacht eine wesentliche Friedensbüraschaft erblicte, und
aß es deshalb den Streitkräften zu Wasfer und zu Lande
eine besondere Fürsorge zuwenden werde! M. H.! Sie konnen
ch darauf isen keine Antwort wird anders lauten.
ind aus solchen Antworten soll dann ein Abrüstungsschema zu—
mmengestellt werden. Aber selbst angenommen, die RNativnen
eßen sich willing von einem Kongreß die Stellung dittieren, die
in der Welt einnehmen dürsen, wir würden dann auch noch
nen Maßstab finden müssen, nach dem ihre Wehrkräfte ent
rechend ihrem allgemeinen Machtverhältnis geacn einander ab—
emessen werden können. Auch nach einer solchen Formel hat
ian mit eifrigem Bemühen gesucht, aber aleichfalls bisher ohne
den Erfolg. Man unterscheidet da absolute und relalive
orꝛimeln. Ich brauche nicht im einzelnen darauf einzugehen, da
ese Dinge bekannt sind. Daß in diesen Formeln kein brauch—
arer Maßstab gefunden ist, wird, wie ich glaube, von den Nu—
ängern der Abrüstungsidee mehr und mehr ancrkannt und zu—
entben. Endlich und vor allem, m. H., würde jeder Versuch
egenseitiger Abrüstung immer wieder an bder
Frageder Kontrolle
heitern Ich halte die Kontrolle für absplut undurchführbar,
ind der Versuch einer Kontrolle würde zu nichts anderem führen,
ls zu fortwährendem gegenseitigen Mißtrauen und allgemeiner
rreonna. Sebr richtig!) Wer sollte sich auf die Schwächunp
iner Verteidigungsmittel einlassen, solange er leine Garantie
at, daß nicht irgend ein ehrgeiziger Nachbar heimlich seine
Axeitkräfte doch stärker zu viachen sucht, als ihm in Abrüstungs⸗
bokommen auferlegt ist. Denken Sie an den klassischen Fall des
on SRavolevn giedergeworfenen preußischen Staates Napoleon
atte ihm die Beschränkung seines Herres auf 42 000 Mann aus⸗
rlegt, und er hatte Mittel zur Kontrolle an der Hand, wie sie
nobl kaum iemals eine Macht einer anderen gegenüber heieisen
jat oder besißen wird. Trotz des schonunaslosen Gebraucls,
zen Napoleon von seinen Kontrollmitteln machte, ist es dan
preußischen Vatriotismus, den großen und genialen Führern des
oreußischen Volkeg gelungen, ein mehr als viermal stärkeres Herr
wufzustellen, als ihm der Sieger zugestanden halte. (Sehr richtin!
M. H. wer die digee der allgemeinen internationalen Abrüstuͤne
nmal ernfthaft durchdenkt, vis in ihre Konsequenzen durchdenkt,
oer muß, meine ich, zu der Ueberzeugung konmen, daß sie
unlösbar
st, solange die Menschen Menschen und die Staaten Staaten
ind. (Lebhafte Zustimmung und Bewegung.) In der Debatte
st nun auch auf die Aeußerungen Bezug genommien, die der
englische Minister des Auswärtigen
unlänugst im Unterhause über die Abrüstungsfrage gemacht hat.
Dabei hat der englische Minister dem Gedanken Ausdruck ge—
Jeben, daß ein gegenseitiger Nachrichtenaustausch über die Schiffa⸗
auten beider Länder vor Ueberraschungen sichern und damit
deide Länder davon überzeugen werde, daß sie sich nicht gegen—
eitig überbieten wollen. Die anderen Mächte würden daraus
iber die Beziehungen von England und Deutschland orientiert
verden, und so würde der Nachrichtenaustausch im ganzen der
Förderung des Friedens dienen. Diesem Gedanken konnten wir
imso eher beitreten, als unser Bauprogramm für die Flotte stets
ffen dalag. Wir haben uns bereit erklärt, uns in diesem Punkt
nit England zu verständigen, in der Hoffnung, daß dies die
— Beruhigung herbeiführen werde. Die Frage der inter—
iationalen Schiedsnerichte ist in der letzten Zeit lebhaft exörtert
worden, insbesondere nach der Richtung, ob es möglich sei,
Schiedsaerichts-Verträge unter Beseitigung der sogenannten
Ehrenklausel
ustande zu bringen. Bisher bildet diese Klausel bekanntlich einen
Bestandteil aller geschlossenen Verträge. Sie schließt die Schieds-
prechung aus, wenn die Lebensinterefssen, die Unabhängigkeit
der die Ehre einer der streitenden VParteien betroffen sind.
Man erörtert insonderheit den Abschluß eines allgemeinen, un⸗
ingeschränkten Schiedsvertrages zwischen Groß Britannien und
en Vereinigten Staaten von Nordamerika. Dabei ist vielfach,
esonders in Amerika, die Ansicht vertreten worden, die Wirkung
ines solchen Vertrages auf die andern Nationen würde der
Virkung einer Allianz gleichkommen. Es ist nicht meines Amtes,
»eie Chancen eines derartigen Abkommens zwischen England und
lmerika zu erörtern. Jede Nation hat es mit ihren Partnern
illein abzumachen, ob und unter welchen Bedingungen sie mit
inderen Nationen Schiedsgerichts-Verträge hen will.
zuternationale, die Welt umspannende, von einem internationalen
cropag oktroyierte Schiedsverträge halte ich füc ebenso unmög⸗
ich wie allgemeine internationale Abrüstungen. Deutschland steht
er Schiedssprechung nicht ablehnend gegeniiber In allen neuen
eutschen Handelsverträgen befinden 9 Schiedsklauseln, wonach
lle Streitigkeiten über Tariffragen besonderen Schiedsgerichten
mterbreitet werden sollen. Wir haben mit zwei Großmächten
Algemeine, obligatoxische Schiedsverträge vereinbart, von denen
der eine andauernd in Kraft steht. Wesentlich Deutschlands
znitiative ist es zu verdauken, daß auf der zweiten Haager Frie—
enskonferenz das Abkommen über die Errichtung eines inter⸗
iationalen Prisenhofs zustandegekommen ist Was aber die
zhrenklausel anlangt, so schafft deren Streichung nicht den Frie⸗
en, sondern konstatiert lediglich, daß zwischen den beiden Nationen,
ie sie streichen, ein ernsthafter Änlaß, den Frieden zu brechen, nicht
edacht werden kann. Der unbeschränkte Schiedsvertrag besiegelt
ur einen de facto bereits bestehenden Zustand. Aendern sich die
Beziehungen zwischen beiden Nationen, entwickeln sich iwifchen
hnen Gegensätze, die die Lebensbedingungen der einen oder an⸗
eren berühren, die, wie man im gewöhnlichen Leben zu sagen
iflegt, an die Nieren gehen, dann möchte ich den Schiedsvertrag
ehen, der nicht wie Zunder zerfällt. Gehr richtig! rechts)
Man kann die ült ima ratio aus dem Leben der Nation nicht sirei⸗
hen, sondern nur versuchen, ihr Eintreten immer weiter hinaus⸗
zuschieben. Gewiß können auch Schiedsverträge in hervorragen-—
dem Maße dazu beitragen, friedliche Beziehuiigen zu erhalten
and zu befestigen. Um so geeigneter werden diese Verträge sein,
se mehr nman sie auf klar zu übersehende Rechtsverhältnisse de⸗
chränktt. Wenn wir so praktisch handeln — und Deutschland tut
s —, werden wir nützlichere Arbeit leisten, als mit der Vorstel—
lung von Zuständen, welche dem Wesen der Menschen und Staa⸗
ten frennd sind. Eehr richtig!)
ZRur Friedfertigkeit gehört aber Stärke.
Es pp noch immer der Satz, daß der Schwache eine Beute
des Starken wird. Will oder kann eine Nation nicht mehr so
ziel für ihre Wehrmacht ausgeben, daß sie fich in der Welt durch-
etzen kann, dann rückt sie chen in die zweite Linie, dann sink
ie in die Rolle des Statisten zurück. Es wird immer ein ande—
rer, ein Stärkerer da sein, der bereit ist, ihren Plat einzuneh⸗
nen. Gerade wir Deutsche müssen in ünserer expomerten Sage
dieser rauhen Wirklichkeit entschlossen ins Gesicht fehen. Nuͤr
daun erhalten wir uns den Frieden und die Existenz. (Lebhafter
Beifall rechts, in der Mitte und bei den Wationallibergten.
Zischen bei den Sozialdemokraten, erneuter lebhafter Beifall.)
Staatssekretär des Auswärtigen Amts v. Kiderlen-Waechter:
Es sind nur wenige Worte, die ich zu sagen habe. Zwei Fragen
ind an mich gerichtet worden. Die erste Frage betraf die An—
rtkennung der neuen Republik Portugal. Nachdem die Re⸗
»olution in Portugal siegreich war, hat ein Gedanken Austansch
wischen den Mächten über die Anerkennung der Republik statt
efunden. Das Ergebnis dieses Gedankengustausches war, daß
ie Mächte zunächst beschlossen, pari passu in der Sache vorzu⸗—
chen, und zweitens wurde beschlossen, daß die formelle Aner—
nnung der Regiernug dann stattfinden solle, wenn sie von der
dationalversammlung, die zu wählen wäre, anerkanut sei. Das
at nicht stattgefunden und es. hat auch noch gute Wege, denn die
degierung hat bis jetzt noch nicht einmal die Wahlen für diese
Lersammlung ausgeschrieben. (Hört! Hört) Wir sind ailso
ollkommen berechtigt, wenn wir die Regieruig bieher nicht au—
rkaunt haben. Wir bewegen uns genau in derfelben Richlung,
—
etraf das Eigentum esnes Deutschen in Portot Wir
jaben die Sache eingehend geprüft. Auch nach der juristischen
Zeite hin, und es ist gauz zweifellos, daß eine Rechtsverletzung
orliegt. (Hört! Hörth Wir haben das in freundiicher, aber
nevgischer Weise zur Sprache gebracht, aber, umnere Vorsteflungen
ind bisher vergebens gewesen. (Hört! Hörthh Es bleibt uns
aher nichts übrig, als zu erwägen, welche Maäßregeln wir noch
rareifen wollen, um unserem Untertanen zu feinem Rechte zu
erhelfen. Zustimmung.) In diesen Erwäqungen sind wir be—
zrifien; Sie können sich darauf verlassen, daß wir seine Ro⸗hie
nergisch wahren werden. (Geifall.)
Abtg. v. Morawsti. Dzierzykraj (Pose): Die Polen sind kei—
neswegs eine natignale Gefahr. Sie haben sich steis umsturz⸗
eindsich gezeigt. Unsere Resolution, durch die verhindert wer
en soll, daß Ausländer in den Bundesstaaten der poligeilichen
willkür preisgegeben werden, insbesondere, daß aus PKreußen
sterreichische und russische Staatsangehörige ausgewiesen wer—
en, bitte ich anzunehmen. Ein Gesetzentwurf zur Regelung des
Aufenthalts der Ausländer im Deutschen Reiche ist uns baldiaft
vorzulegen.
Abg, Eidhoff (F. Vp.) begründet die Resolution seiner
Partei, in der gesordert wird, daß nach dem Muster des am
2. Juli 1904 mit Großbritannien abgeschloffenen und 1000 ver
ängerten Schiedsgerichtsvertrages auch mit anderen Mächten
3hiedsgerichtsverträge abzuschließen. Selbstverständ⸗
ich sind solche Verträge nichts vollkommenes, nicht einbezogen
verden sollen Fragen der nationalen Ehre und Lebensfragen der
Nationen. Ein solcher Vertrag mit Frankreich würde senseits
er Vogesen gußerordentlich güüstig wirken, zumal wenn die Au—
egung von Deutschland ansgehen würde. Auch diese Verträge
verden zur Förderung der internationalen Beziehungen beitra—
jen. Geisfall links.)
Darauf vertagt sich das Hans. Nächste Sitzung Freitag
2 Uhr: Fortsetzung der Beratung.
Schsuß 524 Uhr.
B