Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

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Ausgabe A. 
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Tagesbericht —1 
Lubeck 30. März. 
vErgänzungewahl: n zur Gewerbekammer. Für die Hand⸗ 
werlsabteilung der Gewerbekammer waren 4 Mitglieder neu 
u wählen. Die Wahlhandlung sand gestern (Mittwoch) nach—⸗ 
nittag 5 Uhr unter der Leitung des Vorsitzenden des Wahlaus⸗ 
chusses für die Handwerksabteilung, des Herrn Bäckermeisters 
. Kliefoth, im Bürgerverein statt. Es waren 84 Wahl- 
männer erschienen, die ihre Stimmzettek in die Urne legten. 
Wiedergewählt wurden die bisherigen Mitglieder Joh. Fust, 
Schlachtermeister, mit 83, Ludwig Haun, Barbier, mit 78, 
Georg Tho de, Klempnermeister, mit 77, und Eduard Starky, 
Hlasermeister, mit 77 Stimmen. Werner fielen auf Elektroin— 
tallateur W. Haake 10, Töpfermeister W. Linde 9, Schorn- 
teinfegermeister Joh. Förster 4 und Uhrmacher R. Kähler 
d Stimmen. 
An der Nealschule zum Dom hat die Schluß⸗— 
»rüfung am 24. März und die Entlassung der Schüler am 
27. März stattgefunden. Auf Grund ihrer Klassenleistungen 
wurden von der gesamten Prüfung befreit: Eduard Berwald, 
Bernhard Burmester, Paul Friedrich Diercks, Heinrich 
Homann, Ernst Klein, Walter Krellenberg. Hans 
Lenschow, Herbert Piorkowski, Gerhard Poppinga, 
Gustav Schro eder, Carl Schütt, Karl Schwieger. Die 
Prüfung bestanden weiter: Hans Alm, Waldemar Franck, 
Alfred Wilhelm Gaedertz, Heinrich Greosmühl, Walter 
Grube, Johannes Jacobs, Ernst Kasch, Heinrich Kessal, 
Norbert Kleve, Friedrich Krage, Erich Krohn, Alfred 
Manhlau, Rudolf Schmidt, Alfred Schmittendorf, Hans 
Schröder, Emil Schwarz und Ino Stolterfoht. 
* Verein sür Feuerbestattung Lübeck. In der Hauptver⸗ 
sammlung am Dienstag in der Bauhütte erstattete der stell⸗ 
bertretende Vorsitzende, Herr Nolte; den Jahresbericht, dem 
zu entnehmen ist, daß seit der Eröffnung des Krematoriums 
m vorigen Jahre bisher 750 Kremationen vorgenommen wurden. 
Von den eingeäscherten Toten waren 40 aus Lübeck und 35 
von außerhalb; 51 waren lutherischer, 19 evangelischer, 3 katho—⸗ 
ischer und 2 mosaischer Konfession. Der Verein zählt jetzt 
737 Mitglieder gegen 608 im Jahre 1909. Zum Schluß wurden 
Statutenänderungen und Wahlen vorgenommen. Die Vor— 
tandsmitgliedee Herren Dre. Priess, Kollmann und 
zeise wählte man wieder und die Wahl von zwei Rech— 
rungsprüfern fiel auf die Herren Green und Sillwert 
Schwartau). 
13. große Kunstauktien. Seit einer langen Reihe von 
Jahren veranstaltet Herr B. Nöhring in unserer Stadt gern 
zefrchte Kunftaultionen und manches schöne Bild, das seinen 
Käuser dauernd Freude macht, ist auf diesem Weg in den 
kiesigen Privartbesitz gelangt. Auch diesmal findet man im 
Katalog sehr klangvolle Namen und auch unter den Bildern, 
»ren Urheber vorläusig noch weniger berühmt. sind, ist gar 
nanches, das man sich kausen möchte und manches, das viel— 
eicht in kurzer Zeit schon erheblich im Wert steigen wird, 
obald der Name des Malers die sicher zu erwartende erhöhte 
Heltung gefunden haben wird. Unter den Berühmtheiten, 
oon denen Bilder zum Verkauf kommen, sei zuerst Altmeister 
Eduard v. Gebhardt in Düsseldors genannt, von dem 
eine Studie zu seiner trefflichen Bergpredigt da ist, und die 
alle Vorzüge seiner Handschrift aufweist. Ein weniger strenger, 
aber nicht weniger berühmter Künstler ist Ebuard Grützner, 
dessen „Klosterbruder“ den berühmten Schilderer des Mönchs— 
lebens von seiner besten Seite zeigt. Im Grütznerschen Geiste 
gemalt, d. h. in jener Art, wie er als Piloty-Schüler den 
Shakespeare illustrierte, ist „Falstaff in der Schenke“ von 
D. Gradler. Die Art liegt nun zwar schon lange khinter 
ins, aber es gibt noch immer Leute genug, die in der Richtung, 
»er Vilotyschule ihre Befriedigung finden. Eine Größe aus 
der Blütezeit der Münchener Kunst unter König Ludwig IL., 
der Spezialist für Abendrot und untergehende Sonne war, 
Anton Zwengauer, von dem ein „Abend im Moor“ vor—⸗ 
zanden ist. Ein gutes Bild sandte Franz Hochmann aus 
Tresden und auch die feinen Arbeiten von Louis Don— 
zette und C. Oesterley ir. werden leicht ihre Liebhaber 
finden. Ein sehr geschickt gemaltes, ansprechendes Bild ist 
das „Meclenburgische Bauernhaus““ von Proß. Müller-— 
Kämpff und durch Frische des Vortrages fallen die Ar— 
zeiten von Max Kuchel auf. Zu den besten Land— 
chaften muß H. Heicks „Wolkenschatten“ gerechnet werden, 
inier den Studienköpsen ragt Carl Rottes, des erst kürzlich 
n Hamburg verstorbenen Lübecker Malers „Oberbayrisches 
dirndl“ bervor, Prof. Karl Rettich ist durch ein charakte— 
istisches Ostseebild und mehrere interessante Radierungen recht 
gzut vertreten, ein nicht nur als Bild, sondern auch durch 
den Gegenstand für Lübeck interessantes Werk ist CTl. Beyers 
ebhemaliger) „Kaffeehausgarten in Israelsdori“. Freunde fein 
rusgesührter Vilder werden bei Th. Recknagels „Pfarrer“, 
Kausmanns „Liebesbrief“ und H. Kotschenreiters „Hoher 
Politik“ auf ihre Rechnung kommen, oder bei Veltens Reiter— 
zene, und wer ein Bild aus Lübech erwerben will, findet solche— 
n glücklicher Auffassung von Charlotte Petersen, die sich auch 
nit einigen anderen Motiven eingestellt hat. Auch Anna M. 
Betersen sandte ein Bild aus Lübeck, dasselbe tat W. Schod de 
uind auch sonst findet man noch auf manchem Bilde Lübeck 
und seine malerische Umgebung mit Glück festgehalten. Unter 
»en Aquarellen der Venezianer, die ihre einzig schöne Stadt 
mmer und immer wieder malen und darin eine überrafchende 
Pinselfertigkeit erlangt, ragt manches als wirkliches kleines 
Kunstwerk weit über den Durchschnitt kervor. Es kann hier 
nicht der Ort sein, Bild um Bild aufzuzählen, aber das Ge— 
agte wird hinteichen, um den Beweis zu liefern, daß, wer 
nit Geichmack und glücklicher Auswahl zu kaufen versteht, 
heute qute Gelegenheit dazu hat. 
b. Staditheater. Aus der Theaterkanzlei schreibt man 
uns: Heute: Letztes Gastspiel des Kgal. Preuß. Kammersängers 
baul Knüpfer von der Kgl. Hofoper in Berlin und III. Vor—⸗ 
tellung im Mozart-Zyklus: „Die Entführung aus dem Serail“. 
— Morgen (Freitag) findet die Uraufführung des Einakters 
SHans“ von Dr. Benno Diederich slatt. Dazu: IThalea Bron⸗ 
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donnerstaa, den 30. März 1911. 
Morgen⸗Blatt NRr. 1603. 
— — 
ema“. — Sonnabend wird Frau Franziska Ellmenreich vom 
deutschen Schauspielhaus in Hamburg ein einmaliges Galtspiel 
Is Königin Elisabeth in Schillers, Maria Stuart“ bei gewöhn- 
chen Schauspielpreisen absolvieren. — In Vorbereitung: 
Othello“ von G. Verdi mit Alois Pennarini als Gast in der 
Aitelrolle. 
b. Der dritte und ketzte Kammermusilabend von Clara 
zerrmann findet Montag, den 3. April statt. Als Solist 
st außer dem bekannten Cellisten Kammervirtuos Hugo Dechert 
iner der hervorragendsten Geiger der Gegenwart, Proß 
billi Heß, gewonnen werden. Aus der Schule Joachims her⸗ 
orgegangen, hatte Pros. Heß bereits bedeutende Stellungen 
ls Konzertmeister in Frankfurt, Rotterdam, England, Köln 
ind zuletzt in Chicago inne und wirkt zurzeit als Nach- 
olger Halirs an der Königlichen Hochschule in Berlin. 
b. Einen Bismarch⸗Kommers veranstaltet der National⸗ 
iberale Verein für Lübeck und Umgebung am Sonn⸗ 
bend, dem 1. April, in der Schiffergesellschaft bei 
derzenbeleuchtung zur Erinnerung des 97. Geburtstages des 
ltreichskanzlers. Aus Anlaß der Gründung des Deutschen 
deiches vor 40 Jahren dürfte der Tag des Geburtstages Bis⸗ 
rarcks doppelte Bedeutung für alle Patrioten haben. Sicher⸗ 
ich werden sich alle Mitglieder des Nationalliberalen Ver— 
ins mit ihren Freunden und zahlreichen Bismarchverehrern 
uif diesem Kommers einfinden. um dieses Tages würdiqg zu 
zedenken. 
b. Der Liederkranz Concordia schließt mit dem Sonntag, 
.April, im Kolosseum stattfindenden Konzert die Reihe seiner 
sonzerte sür diesen Winter. Es gelangen an größeren Chören 
uit Orchesterbegleitung „Gebet“ von Goltermann, „Gelöb⸗ 
is“ von Meyer⸗-Olbersleben, sowie der markige 5, Germa— 
ische Siegesgesang“ von Brambach zum Vortrag. Auf viel⸗ 
ichen Wunsch wurde noch Haeßlers gern gehörtes „Kaisers 
deitersleut“ in das Programm eingereiht. Auch die à capella- 
höre sind nicht vergessen und sind namhafte Komponisten, 
zis Schmölzer, Kremser, Wohlgemuth, Krause, Gall, Hilpert 
.Ha. vertreten. Eintrittskarten sind bei F. W. Kaibel und 
em Vorsitzenden, Herrn Karl Dettmann, Königstr. sowie 
bends an der Kasse zu haben. Die Konzerte des Liederkranz 
soncordia haben sich im Laufe der Jahre viele Anhänger 
rworben. Daß der Verein in seinem Streben nicht nach— 
äßt, nur gut vorbereitete Konzerte für Männerchor zu brin⸗ 
en, das haben die bisherigen Konzerte unter Proß. Karl 
zäßlers Leitung zur Genüge bewiesen. 
b. Ueber die Michaeliskirche in Hamburg wird Herr 
Irchitekt Faulwasser am Donnerstag, abends 8 Uhr, im großen 
Zaale der Ges. z. Bes. gem. Tät. einen Vortrag halten. Der 
Biederauffkau der im Juli 1806 durch Brand zerstörten 
Michaeliskirche hat weite Kreise im deutschen Kunstleben ge— 
ogen und einen mächtigen Anstoß zur Aufrollung wichtiger 
raktischer Fragen, insbesondere der Denkmalspflege, gegeben. 
er Vortrag wird daher nicht nur die Michaeliskirche als 
tunstwerk beleuchten, sondern auch einen interessanten Ein— 
jlick in das Ringen moderner Stilformen, Stoffanwendungen 
ind Konstruktionsmöalichkeiten mit dem Althergebrachten ge— 
vähren. 
b. Im Salen Nöhring beginnt heute vormittag 10 Uhr 
die diesjährige große Gemäldeauktion. 
b. Die öffentliche Trinkerfürsorgestelle, Lübeck (Parade Nr. 1) 
zat ihre nächste Sprechstunde am Freitag, dem 31. d. M.⸗ 
bends 6—27 Uhr. 
b. Dae Firma Herm. Behn K Co. Lübed versendet soeben 
hre Haupt⸗-Preisliste Nr. 17. Der 128 Seiten 
tarke und mit vielen Abbildungen versehene Katalog gibt 
lufschluß über Art und Preis der Bestände des reich— 
altigen Lagers der renommierten Firma; ein übersicht— 
ich zusammengestelltes Inhalts-Verzeichnis ermöglicht ein 
chnelles Ausfinden des Gesuchten. Die Liste verzeichnet 
Väschegegenstände, Betten, Gardinen und Ausstattungen: 
esonders beachtenswert sind die Zusammenstellungen voll—⸗ 
tändiger Brautausstattungen in verschiedenen Preislagen. 
luch auf die äußere Ausstattung der Preisliste ist Wert 
zelegt, was besonders das künstlerisch ausgestaitete Titel— 
zlatt erkennen läßt. Interessenten wird die Liste au! Munsch 
von der Firma gern zugeschickt. 
(0 Schlutup, 30. März. Gemeinnütziger Verein. 
zn letzter Versammlung wurde über die bevorstehenden Ge— 
reinderatswahlen beraten. Die Versammlung einigte sich dahin, 
olgende vier Herren als Kandidaten aufzustellen: Markus 
tranz, Kau'mann, J. P. M. Bade, Rentner, HSans Thomas 
Villwater, Fischermeister und J. Baatz, Arbeiter. Die Wahl 
dird am Sonntag, dem 2. April, nachmittags 2 Uhr, in Böges 
ßasthof stattfinden. Der Vorsitzende bat dringend, daß alle 
ürgerlichen Wähler zur Wahl erscheinen und für diese Kan— 
daten eintreten möchten. 
Hanfestadte 
Hamburg, 30. März. Etwa 6000 Solzarbeiter 
rusgesperrt wurden Dienstag abend in Gemäßheit eines 
Beschlusses der Hamburger Holzindustriellen. 
Schle swig⸗ Holste in. 
Kiel, 30. März. Die Kosten des Rathausbaues. 
die Stadtkollegien haben bisher bewilligt: für Vorarbeiten 
8 000 M, für die Bauausführung 3895 800 Muund für die 
lusrũstung des Ratskellers 80 000 M, zusammen 4013 800 M. 
n der Sitzung ant Dienstag sind für die innere Ausstattung, 
ie Kläranlage und als Honorar 195 200 Mebewilligt worden. 
zm ganzen haben die Stadtkollegien also für das Rathous 
zereits 4 209 000 Mebewilligt. 
Oldenburg, 30. März. Gekauft hat Niko Rickeert⸗ 
Blieschendorf den 210 ha großen Hof Seekamp bei Lütjenbrode 
—AVV 
Grosherzogtum Oldenburg, Fürstentum Lübed. 
Oldenburg, 30. März. Der Großherzog wird 
ich am 1. April d. J. auf einige Wochen nach Kissingen be—⸗ 
jeben, während die Kinder in Begleitung ihrer Erzieher und 
kErzieherinnen zum Besuch nach Rabensteinfeld fahren werden. 
Dder dortige Aufenthalt ist auf unbestimmte Zeit festgesetzt 
zpäter wird der Grokhæaoa in Rahensteinfeld eintreffen 
Lauenburg. 
sch. Ratze burg, 30. März. Der Handel im Um⸗ 
herziehen mit Klauenvieh ist auf die Dauer von drei 
Monaten für den Umfang des ganzen Regierungsbezirks Schles⸗ 
vig untersagt. 
seh. Krummesse, 30. März. Verkauft hat sicheren 
Vernehmen nach Halbhufner Kipp seinen etwa 35 To. großen 
dandbesitz an einen Herrn aus Kiel für 21000 M. 
sch. Kleinberkenthin, 30. März. Zum Einbruchs⸗ 
»iebstahl vor einigen Tagen wird noch folgendes mitge⸗ 
eilt: Es wurden jetzt von dem Arbeiter Blöß in Krummesse 
n dem Kalkholz bei Rothenhausen eine Seite Sped (in zwei 
Ztücke geschnitten) und eine Schulter, welches mit Buschhol 
ugedeckt war und zweifellos von dem Einbruch bei der Witwe 
Fick herrührt, gefsunden. Die Einbrecher, Augustin mit seinem 
Tomplicen, hatten es sich in der Al. der hiesigen Jagd⸗ 
pächter gemütlich gemacht. Auf dem Feuerherd hatten sich 
ziae Einbrecher die gestohlenen Würste gekocht. Die Einbrecher 
werden sich jetzt wohl aus der hiesigen Gegend entfernt haben 
ind andersmo ihr Handwerk weiter fortseken 
Hermischtes. 
Unsall eines Zirkuszuges. Der aus etwa 40 Wagen 
hestehende Materialzug des Zirkus Sarrasani ist Montag 
rachmittag in der Nähe der Station Hattenheim in einer 
schar fen Kurve festgefahren. Ein Wagen entgleiste. 
Der Zug versperrt das rechtsrheinische Bahngleis. Die Personen-⸗ 
uge erlitten längere Verspätungen. Nachdem eine Hilfsmaschine 
oorgespannt worden war, gelang es, den Zug wieder freizuziehen. 
— Ein Unfall betraf Montag abend auch den Schnellzug Berlin — 
Detz. Am Speisewagen geriet ein Achsschenkel in 
Brand. Das Feuer wurde beim Durchfahren der Station 
dobern bemerkt. Als der Zug in der nächsten Station zum 
Halten gebracht wurde, fiel der Speisewagen auf die 
Seite. Die achtzehn Insassen lamen mit leichten Verletkzungen 
davon. 
Bevorstehender Durchbruch des Loeffchbergtunnels. Der 
roße Loetschbergtunnel von 18,735 m Länge wird voraussicht- 
ich heute (Domerstag) durchbrochen werden; es fehlen nur 
toch 830m bis zum Durchbruch. Der Tunnel, dessen Bau am 
15. Okt. 1906 begonnen wurde, kostet 37 Millionen Irs. die ge— 
amte Loetschbergbahn (Spiez —Brieg) 83 Mill, Frs. Die Loetsch- 
bergbahn dient als bernische Zusahrtslinie zum Simplon. 
Id. Eine chinesifche Fabrik. Die neueste Fabrik in Frank— 
reich ist von einem Chinesen errichtet worden. Aber nicht 
»lohß der Direktor stammt aus China, sondern alle Ange— 
tellten sind junge Chinesen. Die Fabrik stellt „halbkünstliche“ 
stahrungsmittel her, nach ähnlichen Methoden, wie die der 
stährpillen des Professors Berthelot. Die Fabrik ist mit 
einem Kapital von über 15 Mill. Muerrichtet worden, das 
der Gründer, ein von Pasteur ausgebildeter Chemiker und 
dandwirt, von seinen reichen und modern denkenden Freunden 
n der Heimat hat zeichnen lassen. Sämtliche Maschinen sind 
zon Chinesen erfunden und hergestellt, auch das Rohmaterial 
für die Nahrungsmittel, besonders die Sojabohnen, werden 
aus China eingeführt. In dieser Fabrik sollen Milch, Käse, 
Koffein, Oel, Fruchtsaft, Mehl, Biskuits, Kuchen, Gemüse 
und Saucen hergestellt werden. 
Bei der Firma Heinrich Freese in Nieder-Schön⸗ 
jausen bei Berlin, bei der bekanntlich der konstitutio— 
relle Fabrikbetrieb seit Jahren eingeführt war, sind 
iach der Voss. Ztg. die Arbeiter der Abteilung II (Straßen— 
dau) in den Ausstand eingetreten. Der Betrieb ist von 
den Arbeitern gesperrt worden. In der Abteilung J GValousie— 
fabrik) wird noch gearbeitet. 
Eine dreifache Mordtat wird von der schlesisch- 
jalizischen Grenze gemeldet: In Nizna herrschte seit langer 
zeit zwischen den Bauernfamilien Kolankow und Seidel eine 
erbitterte Feindschaft. Diese wurde noch dadurch verschärft, 
als ein zwischen beiden Parteien schwebender Prozeß zu un— 
junsten Kolankows ausfiel. Aus Rache drangen die männlichen 
Hitglieder der Familie Kolankow in die Wohnung der Seidel—⸗ 
chen Familie und metzelten darin mit Axthieben 
Seidel, dessen Frau und seine Schwiegertochter 
nieder. Die Mörder, die nicht die geringste Reue über 
ihre Tat zeigen, sind verhaftet worden. 
Ein Raubmord wegen 24 Pfennige. In Wars— 
leben ist man, wie gemeldet, einer Mordtat auf die Spur 
jekommen, die fünf Jahre zurückliegt und welcher der ODekonom 
zchwanecke zum Opfer gefallen ist. Die als Täter verhafteten 
eiden jungen Leute sind der 31jährige Landwirt Grupe 
n Hötensleben und der Arbeiter Ernst Ulrich, der gegen— 
värtig beim 26. Inf.-Regt. in Magdeburg dient. Ulrich wohnte 
dor fünf Jahren bei Schwanecke. Zum Quartalsersten konnte 
⁊ die Miete nicht zahlen. Da riet ihm Grupe, er solle 
S„chwanecke, der viel Geld habe, bestehlen. Während Grupe 
Wache stand, stieg Ulrich bei Schwanecke ein. Als dieser 
rwachte, warf ihm Ulrich einen bereitgehaltenen Strick um 
den Hals und hängte ihn am Bettpfosten auf Die Ver— 
yrecher erbeuteten nur 24 Pf. 
In Meran erschoß sich der Gärtnergehilfe August 
Ddolezar aus Böhmen. Er war kürzlich unter dem Ver— 
acht des Anarchismus verhaftet worden, weil das 
Hericht annahm, er und ein gewisser Zarel beabsichtigten, den 
dönig von Italien zu töten. Beide mußten aber 
vegen Mangels an Beweisen freigelassen werden. Im Nach— 
lasse Dolezars wurden mehrere Briefe in Geheimschrift ge— 
unden, sowie der Rest eines verbrannten Schriftstücks, auf 
dem die Worte „gekröntes Haupt“ und „erschießen“ leicht zu 
entziffern waren. Dolezar bezeichnet sich in einem hinter⸗ 
lassenen Brief als Opfer eines Justizirrtunis. 
Aus Toulon wird berichtet: In den Werkstätten des 
Feuerwerks⸗Laboratoriums zu Lagoubron ereignete sich während 
der Entleerung von Geschützpatronen eine Explosion, durch 
zie sechs Arbeiter verletzt wurden. Das ausgebrochene Feuer 
vurde rasch gelöscht. 
Während der Vorstellung in einem Kinematographentheater 
un Middlesborough Grafschaft Vorh) entstand infolge 
yeueralarms eine Panik, wobei drei Personen getötet und 
reizehn verleßkt rben
	        
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