Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

Koalitionssreiheit, gegen jedes Ausnahmegesetz und degen 
zie Einschränkung der Selbstverwaltung bei der Sozial— 
esetzgebung sich mannhaft zur Wehr setzen wird“. 
Diese Behauptungen sind von Anfang bis zu 
Ende frei erfunden. Das geht aus der folgenden 
ichtigen Darstellung des Sachverhalts hervor: „Nach der 
hauptwahl erging an Dr. Thoma von der liberalen Zentral⸗ 
eschäftsstelle in München die Anfrage, wie er sich zu 
den vben erwähnten Materien stelle, da sich die sozial— 
»emokraiische Parteileitung dafür interessiere. Gemäß seiner 
zisherigen politischen Betätigung antwortete Dr. Thoma 
an die liberale Zentralgeschäftsstelle in München, daß für 
Ekn die Ablehnung von Ausnahmegesetzen und die Auf— 
echterhaltung des Reichstagswahlrechts. der Koalitionsfrei— 
eit und der Selbstverwaltung der Arbeiter in der Sozial— 
geseßgebung keinerlei politisches Novum bedeute, da dies 
illes ohnehin seinen politischen Anschauungen entspreche. Er 
ehnees jedoch ab, sich für die Endabstimmung über 
die Reichsbersicherungsorduung irgendwie zu binden— 
'alls die Anschauung der Mehrheit seiner Fraktion im 
Bunkie der Selbstverwaltung der Arbeiter in der Sozial⸗ 
gesetgebung eine andere sei. 
Daraus ergibt sich ohne weiteres: 1., daß der liberale 
Zandidat der sozialdemokratischen Partei äkeinen Revers 
noch sonst eiwas unterschrieben, sondern nur mit seiner 
igenen Parteizentrale korrespondiert hat; 
2. daß die Stellungnahme des liberalen Kandidaten zu 
den oben erwähnien Punkten keinerlei Bindung gegen— 
über der sozialdemokratischen Partei involviert. Dr. Thoma 
zat sich im Gegenteil von Anfang an dagegen verwahrt;, 
dahß die Darlegung. seines Standpunktes zu den aufge— 
vorsenen Fragen im Sinne der Uebernahme einer Ver— 
pflichtung gedeutet oder mißbraucht werde.“ 
Inland und Ausland. 
Deutsjches Reich. 
Zum Kaiserbesuch in Wien schreibt heute die Nordd. 
Allg. Zig. folgenden Epilog: Ihre Majestäten der Kaiser 
und die Kaiserin haben bei ihrem Besuch in Wien von 
seiten des Kaisers und Königs Franz Josef? sowie seitens 
der Bevölkerung und der Presse den herzlichen Empfang 
jgefunden, wie er dem innigen Werhältnis zwischen den 
heiden Herrscherfäusern und zwischen den beiden Nationen 
nispricht. Obwohl dem Besuche, wie in Wiener Blättern 
nit Recht hervorgehoben wurde, jedes politische Gepräge 
ehlt, so darf doch mit Genugtuung festgestellt werden, 
»ahß auch bei diesem Anlaß die rücktaltlos freundschaft— 
iche Gesinnung zum Ausdruck gelangte, die die Beziehungen 
Deuischlands und Oesterreich-Ungarns zueinander auszeichnet. 
Tie Pelitionslommission des Reichstags hat Petitionen, 
die dahin gehen, den Flaschenbierhandel; sowie den 
Kleinhandel mit geistigen Getränken einer Kon— 
ession zu unterwerfen. dem Reichskanzler als Material 
überwiesen. 
Die Gewerbesteuer in Brenen? Der große Fehlbe⸗— 
hrag des bremischen Budgetentwurfss für 1911/,12 hat sich 
bereits um etwa eine Million Muermäßigt, weil der 
noch nicht gleich gebrauchte Teil der 40 Millionen-Anleihe 
zünstig verzinst und die Anleihezinsen auf ein halbes 
Budgeijahr beschränkt werden konnten. Der Senat schlägt 
deshalb vor, die Einkommensteuer nicht zu er—⸗ 
höhen, „sondern wie im Voriahre mit 744 Einheiten 
anzusetzen und die Deckung des Fehlbetrags auf andere 
Weise zu beschaffen. Man spricht in Bremen von 
einer Einführung der Gewerbesteuer. 
Zur Förderung zeitgemühßer Rechtspflege und Verwalinng 
vet sich in Leipzig eine Vereinigung konstituiert. Bei deser 
zelegenheit wurde beschlossen, sich mit der Gruppe des Amts⸗ 
serichtsrats Bozi-Bielefeld zusammenzuschließen. Die Ver— 
einigung nahm den Namen „Recht und Wirtschaft“ an und 
vählte neu in den engeren Vorstand Amtsgerichtsrat Bozi, 
Heheimrat Prof. Dr. Duisburg und Dr. Hans Jordan. 
Der Verein deutscher Maschinenbauanstalten hält in Berlin 
im 6. April seine Hauptversammlung ab. Auf der Tages— 
ordnung stehen: 1. Berichte über schwebende Fragen: Aus—⸗ 
tellungswesen, Patentgesetznopelle, Dampfkesselgesetzgebung, tech— 
nisches Schulwesen; 2. China als Absatzgebiet für die deutsche 
Maschinenindustrie (Berichterstatter Dr. Otto Junahann— 
V——————— — — 
„Sie haben meine Tochter vorhin gesprochen?“ 
Gerhard empfand mit Scham und Aerger, wie ihm das 
Blut zum Herzen strömte und ihm wohl auch ins Gesicht ge— 
tiegen war. Unwillkürlich gedachte er jener Frage Karls 
m Ratskeller, die ihm ebenso unerwartet gekommen war: 
„Du schätzest die Dame sehr?“ Er wuhte nicht, was er 
antworten sollte. Sein rasches Fassungsvermögen ließ ihn 
ertaten, daß der Prinzipal irgend eine Mitteilung von ihm 
rwarte. Sein gütiger Blick brachte ihn beinahe aus der 
zassung. 
„Sie brauchen nicht zu erschreclken, lieber Friesing. Das 
Miädchen, das ich nach Ihnen schickte, berichtete, daß meine 
Tochter Sie begrühßt habe. — Sie zwei sind ja gute Kame— 
'aden, wie ich höre — — —“. 
Gerhard holte tief Atem. „Ja —“ sagte er zögernd. 
Dann, wie aus kurzem, tiefem Nachdenken auffahrend, fügte 
er hinzu: „Ihr Fräulein Tochter sieht sehr angegriffen aus! 
Sie sollten etwas für Sie tun — verzeihen Sie meinen 
Rat — sie fortschicen — — hüten — — —«. 
„Hüten?“ Allmers lächelte fein. „Meinen Sie, Herr 
zriesing?“ Dann klingelte er und befahl dem. eintretenden 
Stubenmädchen, eine Flasche Wein und Butterbrot zu bringen. 
„Sie frühstücken heute bei mir, Herr Friesing, dann können 
wir Ihre Urlaubsaugelegenheit in Gemütsruhe überlegen.“ 
Gerhard war ihm danibar für die Ablenkung, wenn 
auch die Unruhe nicht ganz weichen wollte. Es kam ihm 
feltsam vor, daß Adelinas Vater seiner ernstgemeinten War— 
kung nicht weiter Beachtung zu schenken schien. Der Prinzipal 
tragte nun nach verschiedenen geschäftlichen Dingen und bat 
ihn, vor seiner Abreise noch einige Korrespondenzen zu er⸗ 
edigen über Angelegenheiten, in die andere nicht eingeweiht 
varen. Gerhard bat, auch die Kasse, die er zu führen hatte— 
nebst der leßten Abrechnung abqgeben zu dürfen 
6(Sortsetzung folat) 
Theater, Kunft und Wissenschaft. 
Das neue Opernhaus in Sambura. Jwischen dem In⸗ 
aber der Firma Behrens & Kranold und der Direktion 
er „Deutschen Theater-Finanz-Gesellsichafte ist ein Vertraa 
Zerlin)? 3. die Stellsung der deutschen Werkzeugmaschine auf 
»em Weltmarkte (Prof. Dr.e⸗Ing. Georg Schlesinger-Berlin). 
Zur Errichtung eines Kolonialkriegerdenkmals. Zur dritten 
zeratung des Etats für den Reichskanzler beantragt der 
onservative Abg. v. Treuenfels mit Unterstützung seiner Frak⸗ 
ion im Reichstage den Reichskanzler zu ersuchen, den Be— 
hlüssen bes Reichsstags vom 19. März 1908 und vom 3. Febr. 
910 endlich Folge zu geben und die notwendigen Mittel zur 
zaldigen Errichtung eines Kolonialkriegerdenkmals in der Reichs⸗ 
Jauptstadt bereit zu stellen. 
Das neueste zur Spionage⸗Affäre in Hamburg. Zur 
zpionage-Affäre erfahren Hamburger Blätter folgende Einzel— 
eiten: „Die in Bremen verhafteten Personen sind ein bei 
er Aktiengesellschaft Weser beschäftigter Ingenieur, der aus 
)Nesterreich stammt, ein in Bremen anlässiger Schiffsvermittler 
nd die Haushälterin eines bei der Armaturenfabrik in Bremen 
eschäftigten Technikers. Der Techniler, der ganz hervor— 
agenden Anteil an der Spionage-Affäre hat, befindet sich 
m Auslande, wahrscheinlich in Italien, wo er zunächst, aller— 
ings im Auftrage der Firma, tätig war.“ E 
Dae natienalliberale Fraltien des Reichstags beantragt 
ur dritten Lesung des Etats für das Reichsschatzamt die 
erbündeten Regierungen zu ersuchen, durch einen Nachtrags⸗ 
tat hinreichende weitere Mittel zur Verfügung zu stellen, 
inr den infolge des Tabakssteuergesetzes arbeits— 
os gewordenen oder durch Einschränkung der Betriebe 
eschädigten Hausgewerbetreibenden oder Arbeitern des 
Tabakgewerbes die bis zum 15. August 1911 zustebende 
Lnterltüätzung zu gewähren. 
Daͤe Arbeitsdispositionen des preußischen Abgeordneten⸗ 
rauses. Der Dienstag bleibt fürdie Beratung der Kom— 
nissionen frei. Am Mittwoch soll u. a. die erste Lesung 
er Pflichtfortbildungsschulvorlage durchgeführt werden. Im 
aufe dieser Woche soll auch noch die zweite und dritte 
desung des Ausführungsgeseßes zum Reichswertzu— 
ovachssteuergesetz stattfinden. Die Denkschrift über die 
cätigleit der Ansiedlungskommission ist dem Hause noch 
richt zugegangen so daß die Beratung darüber zunächst 
aicht stattsinden kann. 
Herabsetzung der Kabelgebühren. Nach einer Mitteilung 
der britischen Postverwaltung haben auf einer Konferenz alle 
zroße Kabelgesellschaften einer Herabsetzung der Ge— 
Rühren für Telegramme in offener Sprache um 
50 v. 5. zugestimmt. Zur Durchführung fehlt nur noch 
die Einwilligung einer auswärtigen Verwaltung. 
In den Zentralvorjtand der nationalliberalen Partei wurde 
in der Sitzung vom 19. d. M. außer den bereits genannten 
herren noch Professor Trittel-Nordhausen auf Vor— 
cchlag des Geschäftsführenden Ausschusses kbooptiert. 
Kandidatur Bebels. Im 1. HRamburger Wahlkreise 
yaben die Sozialdemokraten den bisherigen Abg. Bebel wieder 
als Kandidaten aufgestellt. Bebel vertritt den Kreis seit 1883. 
Vorbereitungen zu den Reichstaggswahlen. Im Wahlkreis 
Bensheim-Erbach, gegenwärtig vertreten durch den na— 
ionalliberalen Abg. Haas, haben die Nationallibe— 
alen, um die Stimmen des Bundes der Landwirte zu ge— 
vinnen, den Oekonomierat Fritsch, den Vorsitzenden 
es Bundes der Landwirte für die Provinz Starken⸗ 
zurg aufgestellt. Die Vertrauensmännerversammlung des 
zundes der Landwirte hat jedoch die Unterstützung des 
hristlichsozialen Kandidaten Rippel beschlossen. 
Im Wahlkreise Einbeck-Northeim (11. hanno—⸗ 
zerscher Reichstagaswahlkreis) ist an Stelle des eine Wieder—⸗ 
mufstellung ablehnenden bisherigen Abg. Findel Postdirek⸗ 
ror Machens in Osterode a. H. als nationalliberaler 
Kandidat aufgestellt worden. 
Der Nationalliberale Verein für Treuen faßte 
»en einstimmigen Beschluß, dem jetzigen Vertreter des Wahl— 
reises, Stadtrat Rob. Merkel-Mynlau, telegraphisch den 
Vortlaut einer einstimmig gefaßten Resolution zu über— 
nitteln, in der ihm für seine aufopfernde Tätigkeit im 
Reichstage der wärmste Dank ausgesprochen und er um 
Wiederannahme einer Kandidatur für die kom— 
mende Wahl gebeten wird. 
Nach einem gestrigen Bericht des Hann. Couriers ist 
Aba. Hausmann wieder als Kandidat der Nationallibe— 
ralen für den Wahlkreis Hameln aufgestellt worden. 
unterzeichnet, wonach Herr Behrens die „Erholung“ bis zum 
. August d. J. fest an die Hand gibt, mit der Verpflichtung, 
as Gebäude gegen 210 000 M Abstand drei Monate später 
u räumen. Das Grundstück ist für 1100 000 Muder „Deut— 
hen Theater⸗-Finanz-Gesellschaft“ fest an die Hand gegeben. 
Sollte die, Opernhaus-Aktiengesellschaft“ nicht zustande kommen, 
o bleibt die „Erholung“ bestehen. Die mit 3000 000 Mu zu 
undierende „Opernhaus-Aktiengesellschaft“ will das Theater 
on Architekt Schmudt bauen lassen und das frühere Mitglied 
»es Stadttheaters Ehrhardt zum Direktor machen. Das 
Theater, das für große Oper und Spielopern bestimmt ist, 
oll nur 2100 Sitzplätze in Parkett und zwei Rängen ent— 
zalten. Alle modernen Einrichtungen sind vorgesehen. 
d. Eine Krrisis am Königlichen Hoftheater in Berlin? 
In der Sitzung des preußischen Abgeordneten— 
jaufes vomn 21. März sprach der Abgeordnete Kopsch 
Vpt.) zum Titel: „Zuschuß zu den Betriebskosten 
ür die königlichen Theater.“ Er führte aus, daß 
s heutzutage fast nur noch Inhabern der vielzuvielen Frei— 
illetts und Fremden möglich sei, ins Kgl. Opernhaus zu 
zelangen. Die Leistungen der Oper ständen auf einem 
riedrigeren Niveau als die der Münchener und Dresdener. 
lls Künstler würden Ausländer, die nicht einmal die deutsche 
zprache genügend beherrschten, bevorzugt. Ebenso domi— 
ierten die Neuaufführungen ausländischer Werke über die 
inheimischer Komponisten. Der Intendant entscheide auch in 
ein künstlerischen Fragen allein, so daß die Kapellmeifter 
ur noch kgl. preußische Taktschläger wären. Die Oper sei 
icht zunt Amüsement gewifser Hofkreise da, sondern habe 
er Kunst und dem Volke zu dienen. Der Generalintendant 
zraf Hülsen-Häseler verwahrte sich darauf gestern vor— 
nittag in einer Versammlung der Angestellten der König⸗ 
ichen Bühne und der Leiter der Berliner Tageszeitungen 
segen diese Angriffe. Er wies die Behauptungen des Herrn 
dopsch zurück an Hand eines ziffernmäßigen Materials, das 
ür alle Interessenten in der Generalintendantur aufliegt. 
'arin wird behauptet, daß ein Drittel aller Plätze im 
tal. Opernhause von Einheimischen abonniert sei, also Herrn 
dopschs Feststellung, daß nur Fremde und Freibilletts— 
iuhaber Qutritt zur Oper ersangen känunten. gedenstandvessoe 
Tagesbericht. 
Lübecker Maschinenbau⸗Gesellschaft. 
Lübeck, 28. März. 
In der heutigen ordentlichen Generalversammlung war 
das Altienkapital nahezu vollständig vertreten. Vor Eintritt 
in die Tagesordnung gab Herr Justizrat Stern Berlin 
folgende Erklärung ab: 
„Das im Gegensatz zu früheren Jahren überraschend 
ungünstige Ergebnis des letzten Geschäftsiahres hat Anlak 
gegeben zu Verkhandlungen zwischen der Verwaltung und 
Broßaktionären, welche, wie anzunehmen, die Mehrheit des 
Iktienkapitals respektiert. Tiese Verhandlungen haben er— 
reulicherweise in letzter Stunde die Basis einer Verständi— 
rung finden lassen, welche den gesamten Interessen der 
Uktionäre dient, weil sie unter Wahrung der Selbständigkeit 
der Gesellschaft das Unternehmen durch reorgantsatorische Maß-— 
iahmen wieder auf eine ersprießliche Grundlage zu stellen 
zeeignet ist.“ (Lebhafter Beifall.) 
Der Vorsitzende des Aufsichtsrats, Herr Bankier Klopaæ⸗ 
tock⸗Berlin gab sodaun einige Erläuterungen zum Ge⸗ 
chäfts bericht, soweit sie im derzeit mitgeteilten Exposé 
»es Aufsichtsrats bezw. im Jahresbericht noch nicht ent— 
zalien sind. Die Kosten für die Heranschaffung und Ver—⸗ 
flegung der Ersatzmannschaften für die Streikenden hätten 
30 000 Mubetragen. An Löhne seien an diese Leute 25 000 
MN gezahlt worden, wofür aber nur geringe und auch noch 
recht minderwertige Arbeit geleistet worden sei. Der Vor—⸗ 
tand habe aber diesen Weg beschreiten müssen, da ihm 
onst ein Auftrag im Werte von 700000 Muverloren 
jegangen wäre. Auch habe es sich um Apparate gehandelt, 
ie sonst nicht in dieser Weise von der Gesellschaft fabriziert 
vürden. Der Verein deuitscher Seeschiffswerften habe ge— 
talttet, daß die Lübecker Maschinenbau-Gesellschaft während 
es Streiks Arbeitskräfte heranziehe, damit der ausländischen 
degeierung, welche den ebenerwähnten großen Auftrag erteilt 
abe, der gute Wille gezeigt werde, den Auftrag bald— 
nöglichst auszuführen. Sodann sei ein Trockenbagger, der 
uuf einem Braunkohlenwerk arbeite, schlechter ausgekommen; 
ls kalkuliert worden sei. Allerdings handle es sich hier 
im ein Obiekt, das zum ersten Male vom Werk 
ebaut worden und der größte Apparat dieser 
Irt in ganz Europa sei. Ein aus dem Jahre 1909 
bernommener Schwimmbagger im Werte von 1250000 M 
abe den Generalunkostenzuschlag leider nur knapp erbracht. Ein 
inderes Objekt, wofür 50 000 Mereserviert gewesen seien, habe 
eider 95 000 Mauerfordert. Die verspätete Ablieferung beider 
Ibiekte um * Jahr habe einen Zinsverlust von 385 000 bis 
0 000 Mäzur Folge gehabt. Demgegenüber ständen allerdings 
ils Streikvergütung vom Verband deutscher Metallindustrieller 
34 000 M. Der Zusammenbruch der befreundeten Kieler Firma 
jabe der Gesellschaft ganz erhebliche Verluste gebracht. Der 
Internehmer habe, als er den Auftrag im Werte von 570 000 M 
rteilt habe, nachgewiesenermaßen ein Vermögen von 13 Mill. 
zesessen. Er hatte zu viel Aufträge übernommen, so daß er 
n Zahlungsschwierigkeiten geriet. Er habe sein ganzes Ver— 
nögen dabei verloren und suche nun ein Arrangement mit seinen 
ßläubigern. Die wieder zurüchgenommenen Apparate habe die 
ßesellschaft für den angemessenen Preis von 420 000 Mean 
ine zahlungsfähige Firma verkaufen können. 210 000 Miseien 
ereits bezahlt; die restlichen 210 000 M würden im Mai und 
lugust d. J. gezahlt. Der bei der Kieler Firma erlittene Ver— 
ust von reichlich 130 000 Miäsei voll zur Abschreibung gelangt. 
jerner habe die Gesellschaft mehrere kleinere Verluste im Ge— 
amtbetrage von rund 50000 Maugehabt, so daß insgesamt 
89 940 Mudem Reservefonds hätten entnommen werden müssen. 
die Verluste seien durch das Zusammentreffen einer Reihe un⸗ 
ünstiger Umstände entstanden, welche der Vorstand nicht habe 
ibwenden können. Er hoffe aber, in diesem Jahre an den Ge— 
eralunkosten nicht unbedeutende Ersparnisse machen zu können 
ind, da die Gesellschaft auf Monate hinaus gewinnbringend 
zeschäftigt sei, in diesem Jahre ein befriedigenderes Ergebnis er— 
ielen zu können. 
Hert Senator Possehl: Durch die Erklärung des Herrn 
Justiztat Stern sei die Debatte eigentlich im wesentlichen er— 
edigt. Für die Aktionäre sei es aber ganz zwedmäßig und 
rützlich wenn über die Geschäftsführung in der General— 
»ersammlung ein wenig gesprochen werde. Er müsse sagen, 
zaß die Kritiken der deutschen Börsen- und Faächpresse über 
»ie Verwaltung der Lübecker Maschinenbau-Gesellschaft vielfach 
Utreffend und sehr unangenehm seien. (Sehr riditia) Dem 
sei. Dieses eine Drittel beweist aber gar nichts; denn tat— 
ächlich ist es in Berlin leichter, eine Audienz beim Reichs— 
anzler als ein Billett zu einer beliebigen Opernvorstellung, 
eschweige denn zu einer Wagner-Oper zu erhalten. Und 
deiter ist es eine Tatsache, daß die Fremden diesen Genuß 
nit Hilfe des Personals ihrer Hotels verhältnismäßig leichter 
rlangen können als Einheimische. Es mag zugestanden sein, 
aß Freibilletts nicht in dem Maße verausgabt werden, 
»ie Herr Kopsch glaubt. Hoch geuug aber ist die Anzahl 
miner noch, und das Faktum wird nicht aus der Welt ge— 
hafft, daß die größten Schwierigkeiten bestehen, um den 
zutritt zur Kgl. Oper zu erlangen. Graf von Hülsen sollte 
ich auch nicht auf die seit drei Jahren eingeführten Vor— 
ellungen des Vereins für Volksunterhaltung etwas zugute 
in; sie sind auf Initiative des Herrn James Simon beim 
zaiser eingeführt und nützen doch immer nur einer ganz ge— 
ingen Minderheit der Vereinsmitglieder, während die breite 
Nittelschicht lerr ausgeht. Nicht entkräftet sind die Vor— 
vürfe, daß die Oper zu viel Mitglieder aus dem Aus— 
ande beziehe Graf Hülsen-Häseler meinte, es seien zurzeit 
iur vier in hervorragenden Stellungen, wobei er aber allein 
ie Amerikaner anführt, während er die zahlreichen Oester— 
eicher und Angehörigen anderer Nationen übersieht und 
uch vergißt, daß Frl. Farrar noch immer, wenn auch nicht 
ändig, dem Ensemble im Opernhaus angehört. Der Gene— 
alintendant behauptet weiter, daß die Aufführungen deut— 
her Werke die der ausländischen überwögen. Das mag 
ugegeben werden. Nur sei dabei bemerkt, daß Graf Hülsen— 
zäseler etwas berichtet, was in dieser Form von Herrn 
dopsch gar nicht behauptet worden ist. Denn diesem kam es 
richt auf ziffernmäßigen Nachweis der deutschen Aufführun— 
jen an, sondern auf die Feststellung, daß die deutschen Kom⸗ 
‚onisten der Jetztzeit mit ihren neuen Werken bei anderen 
zühnen hausieren gehen müssen, während ihnen die Kal. 
Oper fast grundsätzlich ihre Pforten verschließt. Mit Aus— 
sahme von Humperdinck hat das Kgl. Opernhaus in den 
etzten Jahren durchweg Premieren ausländischer Komponisten 
zehabt; obwohl alle diese Werke, am meisten die Indianer« 
per „Poia“ und neuerdings Leoncavallos,Maya“ eklatante 
Durcfälle erlehten. heharrte die Inftendanz auf beu weß
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.