Der andere sprach aus, was wie dumpfer Alpdruck über dem
zause lag: „Dreimal pfui über diese „Première“, die man
ins vorzusetzen gewagt hat, über diesen Kunstbecher, an dem
schon halb Deutschland genippt, und den man jetzt uns zu
tredenzen sich erdreistet, uns, die nur jungfräuliche Werke seit
Jahren zu kosten gewohnt sind. Wir sind zu keiner Première
Jeladen, nein, zur Feier der hundertiten Aufführung!“
DTas ganze Foyer bebte und zitterte und mit ihm der
Tteaterruhn der Spreestadt. Denn nun war der Schleier des
Hochmutes von ihnen genommen — sie sind sehend geworden.
Und zu sehen gibt es eine Fülle unerfreulicher Dinge. Er⸗
xhreddliche Zahlen sind an den Litsaßsäulen zu lesen: „Die
ustige Witwe“ 500, , Tiefland“ 300, „Polnische Wirtschaft“
250 Male — dam solgen die Autoren mit 200, 150 und 100
Feldzügen. — Premieren haben nur Repräsentationspflichten,
sollen den inneren Bankerott masklieren. Was von den Ur⸗
aufführungen Herr v. Jagow noch nicht zersäbelt hat, zerreihßt
das Publikum — Jensur oder Sklandal — ijedenfalls aber
vissen die Direktoren nichts besseres zu tun, als das neue
zind nach empfangener Nottaufe so schnell wie möglich abzu—⸗
chieben und die bewährten Kallenschmarren auszustellen. Und
eit Max Reinhardt Europas Regisseur geworden, hat er auf⸗
gehört, Berlins Theatermann zu sein. Werlktagsfutter. Volls⸗
kaviar. Abfütterung auf Suggeslion.
Hier Niveauniedergang mit vollen Segeln und dort der
sientopp in trunkenem Siegeszuge — das ist die künstlerische
Physiognomie Berlins; der abrollende Film wird die Reichs⸗
zauptsiadt zu Tode knattern. Es wäre Straußpolitik, wollte
man es nicht sehen, das stille, unheimliche Ringen um den
Sieg, das Kino und Bühne miteinander fechten. Im Frad
sommt Herr Kino, seine Besuche am Kurfürstendamm zu machen,
ind an seiner Seite der Sänger, der den Koͤnig mit ihm ver⸗
auscht, als Conférencier und zeigt auf der Leinmand seine
zerühmten Kollegen vom Theater, und man ist entzückt — im
Gehrock mit wurdigem Vollbart nähert sich Dr. Kino der
lademischen Zunft, und es lächelt der Geheimtat, als er sich
riedererkennt am Seziertisch, in den huschenden Bildern — im
Arbeitskittel, mit roter Krawatte, schüttelt Genosse Kino den
zreunden des Ostens die schmutzige Hand und zeigt russische
Polizeigrenel und mutige Demonstrationen — ja, König Kino
zat Berlin erobert und bald wird der ungelkrönte Welt-⸗
zeherrschet anerkannt werden und eine zehnte Muse ihn he—
chirmen...
Kann es ein gröheres Symbol geben der erregungslüsternen
Nerven, der unaufhörlich zitternden Unruhe, als dies Ding,
das Minutenlänge in Sekunden zwingt, das Raum und Zeit
bernichtet, Hohn spricht der Einmaligkeit der Ereignisse und die
seroen tanzen läßt, so oft es will, nach der Musik der
Transmissionsbänder? Wird es nicht alle Größe föten, nicht
illes ausgleichen? Und schon vollzieht sich an Berlin die
Tragödie: Der Kino, sein ureigner Sohn, verrät es. Er
zerührt den Löwen mit seinem Stabe und steckt das Mäuschen
m die Westentasche. Wer wird noch in Berlin wohnen! Kann
ich mir nicht in jedem Winkel Deutschlands ebensogut ansehen,
vas an der Spree vorgeht: Straßenkrawalle, Riesenbegräb⸗
isse, Protestnerslammlungen. Norietékunutt- kann ich tausende
Riometer von der Residenz nicht ebensogut und viel bequemer
eden Schritt des Kaisers betrachten und ihn so oft ich will
»ie Rarade abnehmen lassen? Ich sehe einige Jahrzehnte vor—
ms. Berlin? Es war einmal. Was blieb, ist ein Mandver⸗
ind Aufnahmefeld für Kientopphotographien.
Los von Berlin! Summt es nicht jedes Rad des Extra⸗
uges, der zehn Wagenladungen Beriiner in des Rosenkavaliers
harten führt? Rufen es nicht Weimar, München, Mannheim,
zamburg? Wollten wir zu jeder künstlerischen Tat, die
xaußen geschieht, einen Sonderzug auf die Räderbeine siellen
— Berlin wäre nur ein großer Bahnhof. Lange kamen die
züge und brachten Menschen, Ideen, Werte und gaben sie
n den Rachen der Fabrik Berlin. Es scheint, man wird es
nüde, dem König von eigenen Gnaden die Herden zuzutreiben.
Ergänzungéöröttfel.
Wie der Herr, so der Knecht.
Nichtige Lösungen sandten ein:
Carl Lecke, Ernit Lede, August Ddbberstein, Carl Fick Schwartar
Arthur Meyborg, E.Schering, WillyRüsch, J Riltscher Herbert Drefahl
Zarl Schnell, Paul Schulg, Wilhelm Schulz Johannes Tottewitz,
densefeld, E. Jenckel, A. Jauckens, F. Kipp. J. Hörner, Gustav Müller,
Wiencke, Margarete Richter, Dorothea Tolkmitt. Travemünde,
zãnselielel, Haus Hartmann, Herbert Steinhagen, A. Hobolt, Kathinla
zrandes, Henry Lewerentz, P. Handred. Hedi Stau, Erna Hoase,
lice Claasssen, Grete Neyer, Georg Meyer, Wulqy Claassen. H. Prüssing,
ans Kracht, Alma Wulf, Emil, Krenz. Alwine Grube, J. Stench
. Wiencke, M. v. d. Heyde, Walter Techenburg, Wilh. Tharow,
). Wilhoeft, Felix Steinhäde“
chiffahrt.
Angekommene Schiffe.
ravemunude 26. März
Zeif Reisedouer Vass. 208
5.15 VB.1386. —WMalmð, Follin— Ropendagen
Abgegangene Schiffe.
—uo. 26. März. nach
— V. Smatra, Vierew. Danzit
6,15 V. Skude, Henriksen, Haugejund
620 V. —A geweberg
b.20 V. Luba, Wegner. õoniasbera
— — —
Seeberichte.
Lübec, 26 März.
c(F. H. Bertling.) Laut Telegramm aus Pillau ist der
D. „Anneliese“ heute morgen 84 Uhr von dort auf hier
bgegangen.
Ganseatescher Lloyd.) D. „Pionier, Kapt. Ohlerich, ist
zreitag nachmittag von Birkenhead in Algier angelommen. —
d. „Progreß“, Kapt. Nielsen, ist am 23. März, nachmittags,
on Burriana nach London und Hull abgegangen.
Am Familientisch.
Saͤmtliche kLölkungen sind mit der Aufschrift Am Kamilientisch“,
ejenigen des Preisrätsels mit dem weiteren Iusatz Preisrätsel“ bis
Donnerstag abend an die Redaktion der Lübedischen Anzeigen zu richten.
Arithmogrnyph.
reisrãtsel.
— Strom,
⸗ runder Korper.
eine deutsche Grohltadt,
— weiblicher Rame,
deutscher Dichter,
4, 4 — eine dramatische Figur Iblens.
Der Gewinner erhält als Preis:
Seiline Zeiten. Weihnachtsblärter von Ludwig Speidel.
Wtitabenkreuzrãtsel.
i 2
Ie
4.. 4 — Erscheinung in der Natur,
1 * Umfstandswort,
4, 1, 5. 4 — Nachfolger, Besitzübernehmer,
R 1. 2. 3. 4, 1 * südasiatischer Voltsstamm.
Umstellungsrätsel.
Choral. Eberesche, Sang. Nic, Eck Hallo.
Diefe Worte lind so untereinanderzustellen daß die Ansangs-
und die Endbuchltaben eine belannte Blume nennen.
Wind m Trapemiude
Den 27. März nar 0 Uhr: Q, 6. Kälte — Grad.
Wasferftands⸗Nachrichten.
Tranemũnne 27 März. vorm xihr — 10
Ges Hxt·liche Mitteilungen.
2 i ij
Jetat gentes wet er? ve
n den Kelier: das Wislchen, Abseifen, Fegen. Schruübben. Vutzen,
Waschen. Scheuern. Reinmachen. Luhns Salm.TerpeKernsenfe
und Luhns Wasch-Extrakt mit rotem Band haben sich hierbei
eit Jahten aĩlerbestens bewährt. wel der An'trich durch die milde,
parsame Lauge von Luhns bekannilich geschont bleibt. Holen Sie in
ihrer Nachbarschaft Luhns, und dann kanns Abseifen losgehen!
Auflößungen.
Formenräütsel.
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553
„J 3*3
Für Politik, Handelsteil sowie den allgemeinen redaktionellen
Inhait (mit Nusnahme des Tagesbericht-Teiles) veraniwortlich:
r. M. Hansen, fur Tagesbericht, Luͤbect und Nachbaraebiete:
GWulz fur den Insets anieil ic. Schüder. ämilih in Lübeck
Durch das Los fiel der Preis:
Die Sspen. Mit 26 Bildern im Texi und 2 Alpenkarten. Von
*armann Relshauer, duf Herbert Drefahls.
43 J
lamtlicher Ceil.
Versammlung der Zürgerschaft
eim Montaa, dem 27. Mär⸗ 1911,
abeuds 6 Uhr,
in Biirgerschaftssaale des Rathaufeo
Dimpker.
1954 Wortführer der Rürgerschast.
Bekanutmachung.
Wegen vorzunehmender Straßenbau—
arbeiten ist die Strecke des, Pferdemarktes“.
vom Klingenbera bis zur Dankwarisarube
zom Dienstag, den 28. März do. Js.
ab, voraussichtlich auf die Dauer von 8Tagen.
jüt den Fuhrwerksverkehr gesperrt. 5014
Lübeck den 25. März 1811
Das Polizeiamt.
223
onzharmsdedön
Ore 18 nß
uheok, 470
Veiugrosshandlung, gegrundeti778
viederlagen und Dornil-Verkaut bol
I. Strure. Broitestrasse 96,
Rumgꝶgeo, Moislinger Alloe 6à.
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rSt AInIc, Muhlonstrasss 50.,
⸗eter Witt, Glockengiesserstrasse 26,
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aontaa, den 27. März.
Milchsuppe. Brotwurst, weiße Bosnen und
Kartoffeln.
Dieustan, den 28. März
Specksuppe m. Birnen u. Klößen, Schweine⸗
fleisch und Kartofiein
Jorein der Pucibfrelpdh.
HVitiwoch. den 29. März 1911,
abenus 8 Uhr
in der Snle:
n hn
— — — —
OIO (Orehester 5S2 ν).
Loitung:
Herr KRapellmeister Dr. Rudolt diegel
naus München (zur Prone).
Solist: BHerr de Ruyter-Gorver (Violino).
Zur Aufführung kommen n. a.
uvertüre 20 , PBuryantho“, C. M. v. Weboer.
— III. Sinfonie, Eroica, 1. u. 2. Satz
v. Beethoven. — Ouvertüre zu „Tann
nuser“, R. Wagner. — Potpourri au
„Dio Geisha“, Jones.
ꝰrogramm im Lubecker Konzert-Anzeige
Neues Stadttheator.
XoDdtag. 27. Murz. 7 Uhr:
voll. Abonn, 163. Nontag· Abonn, 27
Bei Mittol Preéisen!
Die lustige Vitwe.
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Dionstag, 8 Murz, ahds. 5 Uhr:
Il. Jorzlebung jm Pozart-IyhlHe.
Erhöhnte Préise!
brstes Gastsp. d. Kal. Kammersängers
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„kigaros Hochzeit“,.
Oper von W. A. Mozart.
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Bei kleinen Preéisen!
zagtepiel deg Fritz Fleidl-Dugemhleg
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Die grosse Revue!
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Sehr geehrter Gerr!
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ile Ihre vrorzügllche Salbe
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Zolichungen welije vuan zurück.
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Wegen vorzunehmender Requlierungs⸗
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Irgelsdorfer Allee, vom Dienstag, den
8. März ds . ab voraussichtlich auf die
Dauer von 2 Wochen gesperrt. 5012
Lübeck, den 25. März 1911.
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rlechtenausschlag lerpes avis) hatte, ver⸗
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poth. Drog, Parfüm. à Std. 50 Pi.,
stärker. Präp. Wik. 1. — 3814
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27. Mirz: Dampfer Miesan, Rapt. O. Wennerström, nach Ropenhagen, Malms, Tands
xrona, Helsinghorg, Halmstad, Warberg und Gotuenburg. (Keine Passagier
botorderung.)
28. Mara: Dainpfer Malmö, Kapt. C. A4. Follin, nach Kopenhagen und Madlmö, mi.
Umladung nach Talkenberg.
29. Murz: Dampfer L,iibecuk. Kapt. O. Lundin. nach Kopenhagen.
Aender ugen vo rennalten. 209
Abeanx von Lüveex S Uhr 20 Min. naenm.
E Papiere sind bis 1 UIhr naM. einznliefern. M
EM Gutérahbladung nach Christiania Dienstags und Froitage.
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