lälsgedauke nicht nur, wie selbstverständlich, von den na—
rionalliberalen Wählern, sondern auch von etnem großen
deil des Linksliberalismus betätigt worden ist.
Die Interpelletion gegen den Antimodernisteneid, die im
preüßischen Herrenhaͤu* von einer Reihe von Universitätspro⸗
fessoren gestellt worden ist, wird auf den Wunsch der
zauptinterpellanten vo rläufig nicht zur Beratung ge—
tellt werden.
Kultusministerium und Berliner Univerfitäts⸗Streit. Die
Norddeutsche Allgemeine Zeitung schreibt: „In einem Teile
der Presse wird noch immer an der Behauptung festge—
jalten, daß das Kultusministerium an den Angriffen gegen
zie Professoren Wagner, Sering und Schmoller während
hres Streites mit dem Professor Bernhard beteiligt gewesen
sei. Der Minister bestritt dies im preußischen Abgeord⸗
netenhause mit größter Entschiedenheit und forderte Beweise.
Was bisher dafür vorgebracht worden ist, ergab sich als
helanglos. Auch Professor Bernhard erklärte, daß ihm nicht
das mindeste von einer Beteiligung «des Ministeriums an
der Pressepolemik bekannt sei. Professor Hinneberg veröffent⸗
ichte die bekannte Erklärung, als hätte er sich den Un—
villen des Ministeriums durch den Versuch zugezogen, die
Presse gegen Professor Bernhard zu beeinflussen. Dem Mi—
nister blieb sonach nichts weiter übrig, als Prosessor Hinne⸗
berg im preußischen Abgeordnetenhause von sich abzu—
weisen.“
Der Termin der Reichstagswahl. Wie die Deutsche Tages—
tg. hört, ist für die allgemeine Reichstagswahl ein Termin
mäletßten Drittel des Monats Januar 1912 in Aussicht
genommen. Das stimmt überein mit den jüngsten vom Reichs⸗—
ag getroffenen Dispositionen.
Mittellungen über die Zuwachssteuer. Um die Durch
ührung der Zuwachssteuer zu erleichtern, werden amtliche
Mitteilungen über die Zuwachssteuer im Reichsschatzamt her⸗
nusgegeben werden. Die Mitteilungen erscheinen in zwanglosen
Hesten. Jahresabonnements zum Preise von 4 Mwerden
zurch jede Postanstalt entgegengenommen. Das erste Heft
vird voraussichtlich im Laufe der nächsten Woche veröffentlicht
verden und das Gesetz sowie die Ausführungsbestimmungen
des Bundesrats enthalten. Ihnen werden in einem zweiten
hefte Erläuterungen der einzelnen Vorschriften des Zuwachs—
teuergesetzes folgen.
Die preuffische Medizinalabteilung ist dem Ministerium des
Innern unterstellt worden. In der neuesten Nummer der
Preußischen Gesetzsammlung wird der Erlaß betreffend die
leberwe:sung der Medizinalverwaltung von dem Ministerium
her Geistlichen, Unterrichts⸗- und Medizinalangelegenheiten
an das Mitnisterium des Innern vom 30. Nov. 10910
veröffentlicht.
Ueber die Grüßzdung einer eigenen Detailhandels-Berufs⸗
genossensast ist, wie die Handelskammer zu Hannover er—
ahren hat, im Februar im Reichspersicherungsamt in einer
Besprechung von Interesseuten beraten worden. Hierbei ge—
angie auch der Antrag der Kammer, noch besondere Er—
rebungen zu veranstalten, dahingehend, ob und welcher
Nutzen jür den Detailhandel durch Begründung einer eigenen
Berussgenossenschaft zu erwarten sei, zur Besprechung und
chlieblichen Annahmme. So erfreulich dies Ergebnis ist, muß
voche bedauert werden, dah der Sandelskammer als An—
tragstellerin keine Gelegenheit zur Beteiligung an den Be—
ratungen gegeben wurde und man es auch nicht für nötig
zehalten hat, der Kammer überhaupt einen Bescheid zu—
ommen zu lassen.
Neue Schiefvorschrist für die Feldartillerie. Wie mit«
jeteilt wird, ist die neue Schießvorschrift für dié
Feldartillerie fertiggestellt, die noch in diesem Monat
ur Ausgabe kommen dürfte. Die neue Vorschrift wird
dor allen D'ngen dem vereinfachten Einschießen
nit Brennzündern einige Geltung verschaffen. Auch
die Verwendung von Brisanzmunition ist in der
Vorschrist eingelkend behandelt. Es ist unschwer zu er—
ennen, daß bei der neuen Vorschrist eine Verkürzung
der Dauer des Einschießens angestrebt wird, um
»inen früheren Eintritt des Wirkungsschiekens zu erzielen.
Die Verwendung der Brisanzmunition dürfte zur Beschießung
»on Schildbatterien gewählt worden sein, worauf
neuerdings erhöhter Wert gelegt wird.
Ein Musterbeispiel verkehrter liberaler Wahltaktik liegt
eßt vor. Dieses unkluge Vorgehen der Liberalen verdient
nit Nachdruck hervorgehoben zu werden zur Warnung
kür die Zukunft, zur Lehre für andere Wahl—
treise
[72
——— — — —W —
Es rar gut, daß Gerhard diese vertraulichen Mitteilungen
in die Freundinnen nicht hörte. Er sah in Elisabeth wohl
die Weltlichkeit, die den Schein dem Wesen der Dinge vorzieht
»der wenigstens gleichstellt. Doch glaubte er, dies sei lediglich
oas Resultat von Gewöhnung und Erziehung, eine vorüber—
zehende Anschauungsweise, wie ihrer Meinung nach Pflicht
und gute Sitte sie erforderten. Und er gab sich dem Zauber
ihrer anmutigen und liebenswürdigen Persönlichkeit ganz und
voll hin.
7. Kapitel.
Es war um diese Zeit, als ein anderes und von Elisa-—
heth Rüder sehr verschieden geartetes Mädchen in Gerhards
Hesichtskreis trat. Sie war die einzige Tochter seines Prinzi—
als, Fräulein Adelina Allmers, ein schönes, begabtes Mäd⸗
hen von leidenschaftlichem, feurigen Temperament und warmer
debhaftigkeit des Empfindens.
Er hatte sie an den vereinzelten Gesellschaftsabenden, zu
denen der Prinzipal seine Angeitellten zuzog, kennen gelernt.
Die Musik hatte im Laufe der Zeit die flüchtige Bekanntschaft
su einer näheren gemacht und Gerhard, den der Prinzipal
chätzen gelernt und mit dem er besondere Pläne hatte, wurde
zjier in die Familie gezogen; auch gehörten Adelina und er
vemselben Gesangverein an. Außerdem trafen sich die beiden
häufsig in der Familie eines Freundes, der auch im Allmers⸗
schen Geschäft Anstellung hatte und dessen Schwester eine Tanz-
—
die lebhafte und liebenswürdige junge Dame in seiner an—
geborenen Ritterlichkeit Ffter abends nach Hause geleitet, wenn
nan sich im Mehlerschen Hause getroffen hatte. Es ver—⸗
tehrten dort viele junge Leute, Bekamte des fröhlichen Ge—
schwisterpaares, und der Ton dort war ein sehr lebhafter, an⸗
jeregter und ungezwungener, den die älteren, ziemlich sieifen
Bremer vielleicht etwas zu frei genannt hätten.
Der Ratsherr Allmers, Gerhards Prinzipal und Ade—
fnens Vater, hatte sich durch kausmämnische Tüchtigkeit und
Ulncdliche Spekulgtionen aus kleinen Anfängen zum Inhaber
Eine Landtagsersaßzwahl in Sachsen hat in Leipzig—
'and Stichwahl zwischen den Konservativen und Sozial—
emokraten ergeben. Im Oktober 1909 wurde hier der Abg.
dürr mit 5605 gegen 4083 sozialdemokratische Stimmen ge⸗
vählt. Er nannte sich zunächst freikonservativ und trat
oann der nationalliberalen Fraktion als Hospitant bei.
Bei der durch seinen Tod veranlaßten Erfatzwahl wurden
1284 sozialdemokratische (Möller), 2624 konservative (Feller),
2222 nationalliberale (Unger) und 1738 freisinnige (Schu—⸗
hert) Stimmen abgegeben.
Die Liberalen haben sich hier also infolge ihrer gegen—
seitigen Bekämpfung selbst ausgeschaltet. Sie wären, wenn
iegemeinsam vorgegangen wären, sicher in die
ztichwahl mit dem Sozialdemokraten geko mmen und
ätten alsdann vermutlich den Sieg davongetragen.
znfolge der Aufstellung von zwei liberalen Kandidaten haben
zeide liberalen Parteien das Nachsehen.
Vorbereitungen zu den Reichstaaswahlen. Die Na⸗
ionalliberale Korresp. schreibt: „Im Walhlkreise
Alzey⸗Bingen ist der frühere Reichsstagsabgeordnete Dr.
zecker⸗Sprendlingen endgültig als Reichstagsabgeordneter
wufgestellt worden. Durch die Presse geht die Mitteilung,
dah die Parteileitung die Kandidatur mißbillige und
ihr die Unterstütung zu versagen beschlossen habe. Das
st unrichtig. Die Varteileitung hat keinen An—
saß gehabt, sich zu der Frage dieser Kandidatur zu
tuhßern.“
Ausdem Wahlkreise Hamm-Soest. Die national—
iberale Partei hat den Landtagsabgeordneten Pro—
fessor Dr. Berndt in Soest als Reichstagskandidaten auf—⸗
jestellt. Die Konservativen werden Dr. Berndt ebenso wie
ei der Landtagswahl auch bei der Reichstagswahl unter⸗
tützen. Sie haben das Ersuchen des Zentrums, für dessen
dandidaten, den jetzigen Mandatsinhaber Maurer Wiedeberg,
inzutreten ablehnend veantwortet.
Wie verlautet, sind Verhandlungen im Gange, um eine
bvon den Nationalliberalen zunächst in Hagen-Schwelm
1igelehnte Verständigung zwischen der national—
liberalen Partei und der Fortschrittliche n Volks—
artei über die ganze Provinz Westfalen herbei—
zuführen. Dabei wird als Kompensation für die Zurück—
ziehung der nationalliberalen Kandidalur in Sagen-Schwelm
ind für die Unterstützung des Volksparteilers Landgerichtsrat
Dttomar Müller in Altena⸗Iserlohn von den Fortschrittlern
n Hamm-Soest das Eintreten für Vrof. Dr. Berndt ver⸗
angt.
Tagesbericht.
Lübed, 24. Märs.
V Ihren huimdertsten Geburtstag feiert heute die Witwe
Friderici in Dissau. Der Senat ließ der hochbetagten
ber geistig wie körperlich noch recht frischen Greisin durch
zerrn Regierungsrat Dr. Geise seine Glückwünsche aus⸗
prechen und ein Ehrengeschenk überreichen.
Militärpersonalien. Generalleutnant Wie⸗
jand v. Gersdorff ist zur Disposition gestellt worden.
Er hat wiederholt dem 9. Armeekorps angehört. Nachdem er
m 17. Juli 1870 in das Infanterie-Regiment Nr. 87 einge—
reten war, wurde er 1887 Hauptmann im Füsilier-Regimen!
dr. 90, kam 1899 als Oberstleutnant wieder zu diesem Regi—
nent zurück bis Mai 1901 und vurde am 22. April 1908
is Generalmajor Kommandeur der 81. Infanterie-Brigade in
dübed, wo er bis September 10908 blieb. Zuletzt war er In—
pekteur der Landwehrinspektion Dortmund. — Am 21. März
st in Eberswalde der General der Infanterie z. D. Eduard v. Jena
m 77. Lebensiahre gestorben, der einer der nicht mehr zahl—
eichen Ritter des Eisernen Kreuzes erster Klasse war, das er
ich 1870/71 sals Kompagniechef im 76. Infanterie-Regiment
rworben hatte.
eDie Ueberlandzentrabe Lübeck ist zum Teil schon ihrer
gestimmung übergeben. Das kiesige Elektrizitätswerk
eziettt bereits seit Montag, 13. März; den Strom von
er Zentrale. Die Eröffnung der Stromabgabe über Land
ürfte nur noch eine Frage der Zeit sein. Gegenwärtig
ereisen noch der Direktor und Angestellte des Unter⸗
ehmens die in Betracht kommenden Ortschaften der Um—
rebung, um durch aufklärende Vorträge usw. auch weiter⸗
ien Interesse für die Sache zu erwecken.
Dae Maul⸗ und Klauenstuche nimmt in Däne mark in
hedenklichem Maße zu, so daß Schwierigkeiten in der Aus—⸗
—
ines großen und angesehenen überseeischen Geschäfts empor—
zearbeitet; seiner Heirat mit der Tochter eines begüterten
ind vornehmen Vremer Hauses verdankte er die Befestigung
einer Stellung in der Finanzaristotratie der alten Hansestadt,
ind sein Wohlstand war wohlbegründet. Die Gattin war
rüh verstorben; eine ältere Anverwandte stand seinem Hause
jor und leitete die Erziehung seiner beiden Kinder. Das älteste
zerselben, ein Sohn, war früh in das väterliche Geschäft ein—
jetreten und bald Teilhaber geworden; er vertrat zurzeit die
Jeschäftlichen Interessen in Südamerika. Unter seiner Leitung
sollte Gerhard, so war der Plan, sich drüben die letzte Ausbil-
zung Aneignen; dann stand ihm die Prokura in Aussicht
Fortsekung folat
Cheater, Kunst und Wissenschaft.
Lübed, 24. März
Stadttheater.
„Thalea Bronkeua“,
Schauspiel in ZAkten von Johannes Wiegand.
Ein Schauspiel, aber keine Dichtung! Wir sehen auf der
zühne eine Menge unterhaltsamer Dinge: interessante, wenn
uuch nicht immer der Natur der auf dem Theaterzettel bezeich-
seten Oertlichkeiten — fso eine Felsenlandschaft an der Nord⸗
eeküste — entsprechende Dekorationen, gut dostümierte Versonen,
eilweise in lebhafter dramatischer Bewegung inmitten oft
esselnder Begebenheiten — aber eines fehlt leider, was erst
in Stüch zu einer Dichtung macht: die Schöpfung lebendiger,
zlutwarmer Menschen statt nur redender und handelnder „Per—
onen“, ein Wort, das bekanntlich eigentlich soviel wie, Maske“
zezeichnet. Es sind wirklich nur Theatermaslen, die wir da
ehen und deren Leben, wenn es uns auch für Augenblicke zur
Leinahme nötigen mag, doch mit der letzten Rampenlampe
tlischt. Vor diesem Schicksal kann sie auch nicht der an
ich eine gewisse Beifallssicherheit bergende Stoff, der Kampf
es freien Friesenvolkes und seiner Fürstin gegen einen durch
V Tas Wesen der konservativen RVartel. In dem an
donnerstag abend im Konzerthaus Fünfhausen vom Neuen
Frauenverein veranstalteten dritten politischen Vortrag schilderte
derr Dr. v. Stegmann und Stein-Berlin seinen
zahlreichen Zuhörern in klarer und unparteiischer Weise die
Grundsätze und das Wesen der konservativen
Partei, ihre Staats- und Weltanschauung im Gegensatz zun
entschiedenen Liberalismus. Nach den Darlegungen des Redners
gründet sich der Konservativismus auf das geschichtlich Gewordene,
sowie das Autoritätsgefühl und seine drei Leitsterne sind
vositives, aber nicht orthodoxes Christentum, Monarchie und
organische, nationale Wirtschaftspolitik. Der entschiedene
Liberalismus dagegen geht nicht von dem geschichtlich Ge—
wordenen aus, noch kennt er ein Autoritätsgefühl, sondern
hat als Grundlage eine Idee, wie es auf der Erde sein sollte,
bildet danach seine Staats- und Weltauffassung und fordert
die Umgestaltung des Bestehenden nach diesem Gedankenbilde.
Nachdem Redner dann weiter eingehend dargelegt hatte, wie
der entschiedene Liberalismus notgedrungen zu den gegen—
värtigen kulturellen und wirtschaftlichen Verhältnissen mit
hren Vorteilen und Schattenseiten hat führen müssen und
rie der Konservativismus diese Verhältnisse nach seinen An—
ichten umzugestalten und zu bessern versucht, erörterte Redner
um Schluß die Stellung der konservativen Partei zu den
ibrigen Parteien und betonte, daß der Konservativismus trotz
cheoretischer Berührungspunkte mit der Sozialdemokratie doch
deren entschiedener Gegner ist, dagegen gemeinsame Arbeit
mit den übrigen Parteien nicht zu vermeiden braucht.
Der Theaterzug Lübed⸗Oldesloe wird nach einer von
der Direktion der LübeckBüchener-Eisenbahn-Gesellschaft an
den Verkehrsverein in Oldesloe gelangten Mitteilung in
Zukunft nicht mehr um 11 Uhr 10 Min. sondern um
11 Uhr 20 Min. von Lübeck abfahren.
B. Tanz⸗ und RNezitatiousabend von Gudrun Hildebrandt
im Marmorsaal. Gudrun Hildebrandt bringt für die Aus—
ibung ihrer Kunst vieles mit: eine biegsame, anmutige Gestalt,
in reizendes Köpfchen mit ausdrucksvollen Augen, und den
ernsten Willen, zu charakterisieren. Sie ist von Haus aus Spitzen⸗
änzerin und flicht ihre Ballettkünste, nicht immer glücklich, in
ben Phantasietanz ein. Was ihr noch fehlt, ist der große
Rhythmus aller Bewegungen, der selbst in die Ruhe hinein—
zulst. Die Ausdrucksfähigkeit ihrer Rewegungen und des Mienen—
piels ist noch ziemlich eng begrenzt — und es sind oft tote
Punkte in ihrem Tanze, die häusig den Eindrug von Ermüdung
nachen, vielleicht aber auch einer nicht völligen Beherrschung
des Raumes entspringen. Vom Schauspieler sagt man in solchem
Falle: „Er wirst die Kulissen um.“ Der überpathetisch ge—
sprochene Prolog dürfte fehlen, und daß das Mädchen aus der
Fremde Schillers Erzählung über sich selbst zum Besten gibt,
wirkt befremdlich. Für Mörikes wundervolles Lied von der
Nacht bedarf es reiferer Kunst, dagegen brachte Gudrun Hilde—
brandt die kleinen scherzhaften Gedichtchen recht artig zu Ge—
cör. Die Darsiellung der Nacht war übrigens die erste Tanz⸗
poesie, in der die Tänzerin mit Glück versuchte, etwas Originelles
zu bieten. Am besten gelangen ihr die Verkörperungen der
Weine, wenn diese auch teilweise aus der Poesie bedeutend ins
Ballett hinüberschweisten. Hier wurde sie auch den eigentüm—
lichen Reizen ihrer Erscheinung am meisten gerecht und gab
zöchst erfreuliche Bilder. Fräulein Hildebrandt zeigte sich in
iner ganzen Galerie geschmackvoller und origineller Kostüme,
velche ihre Vorzüge aufs glücklichste hoben. Die Stimmung des
qut besetzten Saales wurde immer wärner und der Beisfall
war zum Schlusse sehr herzlich.
Verein zur Fürsorge sür entlassene Grfangene und sittlich
Verwahrloste. In der Jahresversammlung des Vereins, die
am letzten Mittwoch in der Gemeinnützigen Gesellschast
abgehalten wurde, wurde der Jahresbericht sowie der
Kassenbericht erstattet und der sazungsgemäß aus dem Vor—
stande ausscheidende Privatmann Mildenstein mit Dank
für seine bisherige Tätigkeit, aufs neue zum Mitgliede
des Vorktandes erwählt. Mit der Jahresversammlung ist
auch ein Wechsel im Vorsitz des Vereins eingeireten. An
Stelle von Rat Dr. Link, der eine Wiederwahl ab—
lehnte, wurde Regierungsrat Dr. Lange zum Vor⸗
sitzenden des Vereins erwählt.
H. Tar Verein der Papler⸗ und Schreil warendädler e. V.
internahm mit 25 Teilnehmnern am Montag einen Ausflug
—ED00
nächst wurde die große Kuvert- und Luxuspapierfabrik von
Lehmann & Sildebrandt besichtigt. Im Kuvertmaschinensaal ver⸗
richten etwa 30 Kuvertmaschinen ihr Tagewerk; die Stanzerei,
,Jna für Sandarbheif fowie die Kartonnanenfabrikation
—— —*
die Heirat mit ihr erst zum Herrn des Landes gewordenen,
durch Trunk und Untreue mit einem welschen, verbuhlten
Weibe beider unwürdig gewordenen Tyrannen und gegen eine
hrer heiligen Bestimmung noch unwürdigere, mit ihm verbundene
Kirche bewahren. Im Gegenteil, die Handlung, die aus
diesem Stoffe erwächst, ist ebenso theatralisch, wenn auch,
wie ich schon oben sagte, nicht immer unwirksam auf⸗
gebaut, wie ihre Figuren selbst erscheinen. „Ein Stück,
in dem ein päpstlicher Legat auftritt, ist mir von vorn—
herein immer verdächtig“ — so slagte mir jüngst scherzend
ein kunstsimiger Freund. Ich mußte lächeln, als ich gestern
iener keineswegs etwa im SHinblick auf das Wiegandsche
Stück gemachten Aeußerung gedachte. Das Korn Wahrheit,
das in dem Scherze liegt, ist eben die Erfahrung, daß
olche Personen aus dem Bedürin'sse mehr oder minden
ergänglicher Theaterwirkung, im weniger guten Sinne, ge⸗
boren zu werden pflegen. In dem Wiegandschen Stücke
aber tritt nicht nur ein päpstlicher Legat, sondern zudem
noch ein kaiserlicher und je einer des Hamburgischen und
Speyrischen Bischofs auf: also „emharras de richesse!“
Ddas Stücdck ist anscheinend in Versen geschrieben, ob in
puten oder in schlechten, war erst recht nicht zu er«
sennen, dank der Sorgfalt, mit der unsere Darsteller
sich bemühen, die Arbeit des Dichters, seinen Stoff in ient
Kunstform zu gießen, beileibe nicht irgendwie zur Exschei—
nung kommen zu lassen. Es ist das zwar an sich kaum
zu glauben, aber es ist so und man findet sich bekanntlich
mit einer solchen Tatsache durch Konstatierung einer so oder
so genannten schauspielerischen „Richtung“ ab. Vernünftiger
wird die Sache dadurch allerdinas nicht. Im übrigen wurde
wie gern anerkannt werden möge, meist aut gespielt. Im
Mittelpunkte stand die Trägerin der Titelrolle „Thalea
Bronkema“, Frl. Betke. Ja, diese „Thalea Bronkema“
Gottlob, daß sie diesen sonoren Namen hatte. Der Autoi
läßt ihn durch seine Personen immer mit seinen volle
sechs Silben aussprechen, wo es nur irgendwo und -wie geht
Es geht aber sehr oft. „Sonor“, wie der Name, it aus