Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

letzt werden, daß ein wichtiges Instrument deutscher MNacht durch 
hdie willkürliche Behandlung, die ohne Willen des Ministers die 
Folge seiner Theorie sein muß, stumpf und wertlos gemacht 
verden kann“. 
In dieser Broschüre werden von dem Verfasser insbesondere 
ie politischen und wirtschaftspolitischen Gründe 
jeurieilt, die bei der Behandlung der Frage, ob und in welcheml 
Amsange eine Zulasfung ausländischer Wertpapiere zum deut— 
scchen Kapitalmarkte zu empfehlen sei, in Betracht zu ziehen 
ind. Und dabei gelangt er dann zu dem Schluß, daß 
die ministerielle Deduktion der Willkür einen 
zußerordentlichen Spielraum läßt. Das von dem 
Minister vorgeschlagene Mittel und die Art seiner Anwendung 
gzewährleistet nach keiner Richtung hin die Erreichung des beab⸗ 
ichtigten Zweckes und muß zu außerordentlichen Schädi⸗ 
duüngen für das deutsche Erwerbsleben führen? 
Er legt dann weiter die Gründe klar, weshalb die deutsche 
deichs⸗ und preußischen Staatsanleihen sich einer so 
reringen Beliebtheit in Kapitalistenkreisen erfreuen, und 
jeht nur in der Zügelung des Schuldenmachens die Möalichkeit 
ür eine Besserung. 
Schließlich geht er noch auf die Frage der Zwecdch— 
näßigkeit einer Beschränkung der Zulassung exo— 
ischer Werte ein und erklärt, daß diese Angelegenheit nicht vom 
Standpunkte des Großkapitals oder der Banken betrachtet 
werden müsse, sondern Sache des Mittelstandes und der kleineren 
Anleger sei. Solange die Teuerung der Lebensbedürfnissa 
ils Ergebnis einer ÜUberkriebenen Schuzzoll- und 
Agrargesetzgebung an den Geldbeutel dieser Klasse 
zöhere Anforderungen stelle, als aus den Zinsen einheimischer 
Papiere befriedigt werden können, würden ausländische, hoch- 
erzinsliche Papiere bevorzugt werden. Dadurch werde auch 
zleichzeitig die Möglichkeit der Unterbringung großer 
Industreedufträge inr Auslande gegeben und so 
der steigenden deutschen Bevölkerung die notwendige Arbeits— 
gelegenheit geschaffen 
Inland und Ausland. 
Deuijches Neich. 
Zum Geburtistage Kaiser Wirhelms J. Am gestrigen Ge— 
jurtstage Kaiser Wilhelms J. gewährte das Innere des 
Vausoleums in Ckarlottenburg einen besonders prächtigen 
Anblick. Bereits am frühen Morgen ließen die Großh. 
Badischen Herrschaften prächtige Lorbeerkränze niederlegen. 
Im Auftrage des Kaiserpaares überbrachte Prinz 
Ivachim einen Lorbeerktanz mit Kornblumen und Widmung. 
Später statteten auch Prinz und Prinzessin August Wilhelm 
»em Bausoleum einen Besuch ab. Ferner legten eine große 
Anzahl Oftiziersabordnungen Lorbeerkränze am Sarge nieder. 
Freifinn'ge Kanzlerbesucher. An dem vorgestrigen Enpfang 
»eim Reichsskanzler nahmen von den freisinnigen Reichs— 
ags- und Landtags-Abgeordneten teil die Herren v. Vayer, 
Fischbeck, Gyßling, Wagner-Labiau, Hormann, Duus, Runze 
end Dr. Schepph. Mit Herrn v. Payer unterhielt sich der 
seichskanrler besonders lange und eingehend, wie verlautet, 
cuptsächlich über die Frage der elsässisch-lothringi«— 
chen Verfsassung. 
Taͤe Thesen des Pastors HSeydorn-Burg a. Fehmarn. Der 
zauptpastor Heydorn in Burg auf Fehmarn hatte vor 
einiger Zeit 100 Thesen veröffentlicht, die ihn als einen 
retreligiösen Mann zeichnen, der in mancher Beziehung 
von der traditionellen Kirchenleßhre abweicht. Das Kon-—⸗ 
istrium in Kiel hat jetzt Pastor Heydorn eine 
zurechtweisung zuteil werden lassen, die im Anitsblatt 
des Konsistoriums öffentlich bekanntgegeben wird. Die Zu— 
rechtweisung zeigt eine auffallende persönliche Schärfe. In 
dem Schreiben des Konsistoriums heißt es u. a.:“ 
„Wir wollen Ihnen nicht verhehlen, daß Ihre Thesen 
iich vom lutherisch verstandnen Evangelium soweit ent— 
ernen, daß die Verkündung Ihrer Thesen mit den 
pilichten eines lutherisch-evangelischen Geistlichen unverein— 
zar ist ....... Wir ermahnen Sie, künftig auf Ihré 
Predigten größeren Fleiß zu verwenden und erwarten 
»on Ihnen, daß Sie in Zukunft aller agitatorischen 
Propaganda für Ihre dem Evangelium und dem Be— 
kenninis widersprechenden keineswegs ausgereiften Gedanken 
ich enthalten. Wir nehmen an, daß Sie sich selbst weder 
siür besähigt, noch für berufen halten zur Reform unserer 
Kirchenlehre und unserer Theologie“ 
A⸗ 
Turchreise hier zufällig träfe. Und ich sollte dich von nun an 
oͤfter wieder mitbringen, wie in guter, alter Zeit. Tas 
Klavier wäre auch noch da! So weit meine Aufträge aus 
Liesbeths leßztem Briefe.“ 
Fritze räusperte sich mit ablichtlicher Angelegentlichkeit und 
machte ein sehr wissendes Gesicht, ohne daß es jemand zu be— 
nerkeit schien. Gerhard sah erfreut aus und sagte: „Gut, 
cch komme gern,“ worauf „der qute Fritze“ die ersten Takte 
ꝛes alten Volksliedes „Ach, wie ist's möglich dann“ vor sich 
inpfiff, dabei aber ganz „diskret“ zum Fenster hinaus sah 
ind nicht auf Gerhard. 
„Und was hast du für Pläne, mein alter Pollux?“ fragte 
Karl. 
Gerhard fuhr aus seinem träumenden Nachdenken auf. 
„Ich? — Ja, ich wollte nun eigentlich ins Ausland gehen; 
iber es hat sich noch nichts mir völlig Zusagendes geboten; 
ch habe ja auch Zeit.“ 
„Und wie geht es deinen Geschwistern?“ 
„Mieine Geschwister sind die alten geblieben. Christiane 
und August wollen sich ankaufen, sobald es irgend paßt. Sie 
ind aber vorsichtig und besonnen. — Und Hinrich ist nun 
a sehr vereinsamt — sehr — —“ 
„Wie geht es ihm denn?“ fragte Karl mit aufmerksamer, 
'orschender Teilnahme. 
„Auf und ab geht es,“ sagte Gerhard leise. „,Mutters letzter 
Wunsch war, er möchte bald heitaten. Aber wen? — Er 
sttja nicht wie andere junge Leute und weiß sich nicht in die 
kricheinung zu setzen, wenn auch mehr in ihm ist, wie ich 
achte. Ich merlte es bei Mutters Tode.“ 
„Na, es gibt doch Mädchen genug, die gern einen Mann 
haben wollen,“ mischte sich Fritze ein. „Und wenn er auch 
sein Adonis ist und kein sogenannter Schwerenöter, wie die 
leinen Mädchen sie gern haben, so ist doch das solide Fun— 
dament für eine vernünftige Ehe vorhanden.“ 
—„Es ist nicht so einfach für ihn, die rechte Frau zu 
finden,“ fuhr Gerhard zu Karl gewendet fort, ohne auf 
Fritzes Geschwätz zu achten. „Ihm selbst ist auch so leicht 
eine recht, .... er empfindet feiner, als man gewöhnlich 
venlt.“ 
WFFortsetzung folgt.) 
Die jüngiste deutsche Stadt. Der Autrag der Dorfsge— 
neinde Hamborn, des größten Dorfes Deutschlands, auf 
ßerleihung der Stadtrechte, wurde durch Kabinetts— 
order vom 20. März genehmigt. Hamborn wird also 
ab 1. April als Dorf ausscheiden und die etwa 110000 Ein— 
vohner zählende Gemeinde in die Reihe der Groß— 
rähdte eintreten. 
Mädchen in höheren Knabenschulen. Eine von 10336 
Männern und Frauen unterschriebene Vetition sordert das 
reußische Abgeordnetenhaus auf, dahin wirken zu wollen, 
zaß den Mädchen die höheren Knabenschulen überall dort ge— 
ffnet werden, wo die von ihnen erstrebte Ausbildung nicht 
uurch höhere Mädchenschulen oder Studienanstalten be— 
riedigt werden kann. 
Bekämpfung der Serien⸗ und Prämienbose. Ein Gesetz- 
twurf zur Bekämpfung der Serienlos-Gesell— 
chaften wird dem preußischen Landtage in nächster Zeit 
ugehen. Der preußische Entwurf lehnt sich an das im Vor— 
ahre in Hamburg erlassene Gesetz gegen de Serienlos— 
chwindel an. Durch den Entwurf soll der Ausbeutung de 
Zpiellust des Publikums durch gewissenlose Unternehmer ent— 
segengetreten werden. Die Bestimmungen des Strafgesetz— 
uches haben bisher nicht ausgereicht, gegen die Serienlos— 
chwindler erfolgreich vorzugehen. Der Verkauf ganzer Stücke 
in der Börse soll nach wie vor erlaubt sein. Der Entwurf will 
uch gegen schwindelhafte Annoncen vorgehen, die 
on Prämien⸗ und Serienlos-Gesellschaften aufgegeben wer—⸗ 
en, um das Publikum auszubeuten. Durch die Ausnahme 
»erartiger Annoncen wird sich nach dem neuen Entwurf die 
Bressestrafbar machen. 
Der neue Reichsausschutz der Deutschen Zeutrumspartei ist 
Montag abend in Berlin provisorisch geschaffen worden. In 
den provisorischen Vorstand des Reichsausschusses 
ourden gewählt die Herren: Dr. Frhr. v. Hertling, Dr 
Porsch, Dr. Spahn sen. Schaedler, Trimborn, Herold, Fehren⸗ 
zach, Giehrl, Gröber, Vonderscherr und Schmitt (Mainz). 
Ferner soll ein Vertreter für Oldenburg zugezogen wer— 
»en. Weitere drei Herren können, entsprechend den vor— 
äufig angenommenen Bestimmungen üher die Kooptation, 
ooptiert werden. 
Die Wenderarbeitssiätten in Württemberg, am 1. Okt. 
909 mit stagtlicher Unterstützung vom Verein zur För— 
zerung der Wanderarbeitsstätten eröffnet, bilden den Gegen— 
tand eines ausführlichen Berichtsz, den der Landtagsabge— 
rdnete Mattutat in der Sozialen Praris veröffentlicht 
lus diesent Berichte geht hervor, daß die Wanderarbeits- 
tätten, obwohl sie nur für 27 Bezirke errichtet sind, recht 
orteilhaft gewirkt haben. Von rund 82000 Wanderern, die 
ro Kopf und Tag einen Aufwand von 1 Meverursachten, 
nAnspruch genommen, verminderten sich im Berichtsjahre 
ie Strafanzeigen wegen Bettelns und Landstreicherei von 
3646 im Vorjahre auf 3303. Die Zahl der den Amtsgerich- 
en überwiesenen Fälle ging von 83560 auf 664 zurück, die 
Zosten der Haftvollstrecung ermähigten sich um mehr als 
0000 M, die des Gefangenentransports um rund 17 000 M. 
diese Erfahrungen haben die Wanderarbeitsstätten so populär 
semacht, daß am 1. November 1910 neun weitere Wander—⸗ 
rbeitsstätten eröffnet worden sind. Da andererseits benach— 
arte Vezirke, die keine Wanderarbeitsstätten haben, ein Zu— 
iehmen der Bettlerplage verzeichnen, beschöftigt man sich so— 
pohl in Bayern wie in Baden und in Hohenzollern mit 
»em Plan, das württembergische Beispiel nachzuahmen. 
Der Beschiußß, den die Reichsver icherrungs-Kommision über 
die Dentiften saßte, hat folgenden Wortlaut: „Wo nicht 
enug Zahnärzte vorhanden sind, die zu angemessenen Be— 
bingungen die Behandlung übernehmen oder mit Zustimmung 
der Versicherien kann bei Zahnkrankheiten mit Ausschluß 
on Mund- und Kieferkrankheiten die Hilfeleistung, außer 
nuden Fällen des 8 135 allgemein auch durch Zahutechniker 
owie durch geeignete Heildiener und Heilgehilsen gewährt 
berden. Die oberste Verwaltungsbehörde kann hierüber 
säheres bestimmen. Sie bestimmt, wieweit auch sonst Zahn— 
echniker bei Zahnkrankheiten selbständige Hilse leisten können, 
ind wer als Zahntechniker im Sinne dieses Gesetzes an— 
zusehen ist.“ 
Reichstagslandidaturcen. 
Stettin, 21. März. Der Wahlverein der Fort—⸗ 
chrittlichen Volkspartei nominierte nach zweistündiger, zum 
Teil stürmischer Debatte gemäß dem Vorschlag des Vor— 
standes mit großer Maiorität den Landtaasoh»ordneten 
Theater, Kunst und Wissenschaft. 
Probe zum volkstümlichen Konzert. 
Leitung: 8 
Herr Dr. Carl Mennicke in Glogau. 
Wenngleich wir gerade in letzier Zeit mit Kunstgenüssen 
»er verschiedensten Art reich bedacht waren, so finden wir 
och darunter des öfteren so hervorragende Leistungen, 
ahß wir eine etwas ausgedehntere kritische Tätigkeit nicht 
u bereuen haben. Einen solchen Eindruck hinterließ uns 
ruch, am gestrigen Morgen, die Probe in der Stadthalle, 
„ie von Herrn Dr. Carl Mennicde, einem der in Aussicht 
enommenen Kandidaten für das vakante Dirigentenamt 
»es Vereins der Musikfreunde, geleitet wurde. Mit innerer 
ind äußerer umsichtiger Ruhe, lüchtigem musikalischem Können 
ind Empfinden, gepaart mit fortreißendem Temperament, 
öste Herr Dr. Mennicke seine Aufsgabe, wie es uns schien, 
u aller Zufriedenheit. Dabei wurde den jeweiligen Kom— 
onisten die ihnen gebührende Objektivität zuteil, nirgends 
eigte sich ein unmotiviertes Eingreifen, eine 
zucht nach Neuerung. Natürlichkeit herrschte über— 
IIJ man hatte das Empfinden: So, und nicht 
inders, muß es sein. Allerdings müssen wir vorausschichen, daß 
s micht gar so schwer ist, unser vorzüglich geschultes Orchester 
nit seinem feinen Anpassungsvermögen nach Wunsch zu leiten. 
zo hatte denn Herr Dr. Mennicke nur wenig zu monieren, 
och diese kleinen Ausstellungen trafen scheinbar stets das 
zichtige. In der Egmont-Ouvertüre waren es ein paar kleine 
zachen, prägnanteren Ausdruck betreffend, in der schweren, aber 
ehr interessanten Ouvertüre zu „Richard III.“, von R. Volkmann; 
jalt es eiwas mehr Bewegung in die Tonmassen zu bringen und 
-zchlaglichter aufzuseßen, und in „Fausts Verdammnis“ eine 
twas leichtere, graziösere Wiedergabe. Die übrigen Programm—- 
ummern verliefen fast ohne Unterbrechung; sie alle aber waren 
n Auffassung und Wiedergabe von hervorragender Bedeutung. 
Illen voran stand die Sinfonie in Hmoll von Schubert, die schlicht 
ind doch mit erreglem Untergrunde wiedergegeben wurde. In 
er Holländer-Ouvertüre hatte Herr Tr. Mennicke die ver— 
chiedensten Farbentöne auf der Palette, die aber nicht under⸗ 
aittelt nebeneinander lagen, sondern durch mildere Töne verbun⸗ 
⸗u waren. Der geistvolle danss macabre von Sain“ 
Justizrat Lippmann-Stettin als Kandidaten 
für die Reichstagswalil. Von einer Wiederaufstellung 
des gegenwärtigen Wertreters der Stadt Stettin, Dr 
Dohrn, wurde mit Rücksicht auf die Schwierigkeit des 
bevorstehenden Wahlkampfes Abstand genommen. 
Göttingen, 20. März. Der bisbherige Reichstags- 
abgeordnete für den Wahlkreis Göttingen-Münden— 
Duderstadt, Baron Götz von Olenhusen GWelse), der 
seine Kandidatur für die Neuwahlen zurückgezogen hatte, 
ist nun doch wieder von seinen Parteifreunden nominiert 
worden, da es den Welsen nicht möglich gewesen ist, 
einen anderen Kandidaten zu finden, der auch dem Zentrum 
völlig genehm war. 
* 
Tagesbericht. 
Lüubeck, 23. März. 
Das Bahnprojekt Lübeck — Segeberg 
wird in der auf Sonnabend, 8. April, nach dem Segeberger 
Kreishause einberufenen Kreistag-⸗Situng des Kreises Segeberg 
erneut besprochen werden. 
Nach den vom Komitee sür den Bahnbau Lübec— 
Segeberg beim preußischen Ministerium der öffentlichen 
Arbeiten in Berlin eingezogenen Erkundigungen macht der 
preußische Staat die Bewilligung von Mitteln aus dem 
aleinbahnfonds unbedingt davon abhängig, daß die für den 
Grunderwerb notwendigen Mittel nicht auf das Altienkapital 
der Bahn angerechnet werden. Auch für die Lübeck-⸗Sege- 
berger Bahn kann, obwohl sie das Gebiet mehrerer Bundes⸗ 
taaten durchschneidet, von jener Bestimmung eine Ausnahme 
nicht gemacht werden. An der gleichen Bedingung wird nach 
der von der Provinzialverwaltung erteilten Auskunft auch 
seitens der Provinz Schleswig-Holstein festgehalten. 
Das Komitee hat deshalb vor kurzem Veranlassung ge— 
nommen, sich in der vorliegenden Angelegenheit sowohl mit 
dem Eisenbahnkommissar des lübedischen Staates, als auch 
nit dem Regierungspräsidenten in Eutin in Verbindung zu 
etzen. Auf Grund der dem Komitee aus dieser Veranlassung 
ibgegebenen Erklärung glaubt es mit Bestimmtheit darauf 
rechnen zu dürfen, daß sowohl int lübeckischen Staatsgebiet, 
ils im Gebiet des Fürstentums Lübed der Erfüllung 
der vom preußischen Staat und der Provinz Schleswig-Holstein 
gestellten erwähnlen Bedingung keinerlei Schwierigkeiten sich 
in den Weg sstellen werden. 
Der Kreisausschuß schlägt dem Kreistage daher vor, folgen⸗ 
den Beschluß zu fassen: 
„Der Kreis Segeberg übernimmt die Kosten für den Erwerb 
des für den Bahnbau Lübeck-⸗Segeberg innerhalb seines Bezirks 
erforderlichen Grund und Bodens unter der Bedingung, daß 
der im lübeckischen Staatsgebiet sowie im Gebiet des Fürstentums 
Lübeck für den Bahnbau erforderliche Grund und Boden eben⸗ 
falls unentgeltlich an das Unternehmen der Lübeck-Segeberger 
Eisenbahn⸗Aktiengesellschaft abgetreten wird. Die hierdurch auf 
den Kreis Segeberg entfallenden Grunderwerbskosten werden 
durch eine vom Kreis aufzunehmende Anleihe gedeckt, welche 
mit 5 90 zu tilgen ist. Die dem Kreise aus der Verzinsung 
und Tilgung dieser Anleihe erwachsenden Kosten werden ihrem 
zauzen Betrage nach gemäß 8 10 des Kreis- und Provinzial- 
abgabengesetzes auf diejenigen Kreisteile umgelegt, denen die 
Kleinbahn von Nutzen ist,.“ 
Nach allem, was aus dem Kreise Segeberg über die 
Stimmung gegenüber dem Bahnprojekt Lübeck Segeberg be 
kannt geworden ist, kann es keinem Zweifel unterliegen, daß 
dieser Antrag ohne weiteres die Genehmigung des Segeberge 
Kreistages finden wird 
Mmitteilungen für Handwerker und Detaillisten. 
Ueberstundenarbeit von Lehrlingen. 
O Die Bestimmung, daß der Lehrling, soweit gesetzlich zu⸗ 
lässig, an Sonn⸗ und Feiertagen, oder nach Geschäftsschluß ohne 
Sonderentschädigung tätig sein muß, kann nach einem Gut— 
achten der Aeltesten der Kaufmannschaft von 
Berlin an sich nicht als eine Verletzung der Interessen des 
Lehrlings angesehen werden. Eine Verletzung dieser Interessen 
würde erst dann vorliegen, wenn von dieser Bestimmung 
berhältnismäßig häufig Gebrauch gemacht wird. 
Das Vorgehen gegen die Sonderrabatte. 
Nachdem in letzter Zeit verschiedene Handelsvertretungen 
gegen die Sonderrabatte Stellung genommen haben, wir er— 
innern hier nur an das Vorgehen der Detaillistenkammer 
— — — 
Saöns, in Anlaß eines Gedichtes von H. Cazalis entstanden, 
ibhte seine ganze gespenstische Wirkung aus. Das Concertino 
ür Klarineite von Reißinger, das dem Dirigenten unbekaunt 
und von unserem einheimischen Künstler Herrn Julius Gerber 
mit schönem Ton und vortrefflicher Technik zu Gehör gebracht 
wurde, ging anstandslos vorüber. Wir fühlten uns durch die 
Art des Dirigenten so gefesselt, daß wir uns noch den Anfang 
des dritten Teiles: Ouvertüre zu „Die lustigen Weiber von 
Windsor“ von Nicolai anhörten. Hier konnte in der großen, 
leeren Stadthalle dem zierlichen Cliengeflüster nicht voll Rech- 
nung getragen werden, wofür jedoch natürlich niemand zu be— 
lasten ist. Nach unserm Dafürhalten wäre Herr Dr. Mennicke 
der rechte Mann für Lübeck: Cin ausgezeichneter Theoretiker 
und ebenso tüchtiger Praktiker. Taß wir uns zu seinem En— 
gagement würden beglüdwünschen können, schien die Ansicht sämt— 
licher Anwesenden zu sein. M. Stiehl. 
Lieder⸗ und Duetten-Abend 
von Marie Schlesinger (Sopran) und Erna Bugge (Alt). 
Am Flügel: Fannyn Warburg (Gamburg). 
Das hier noch in gutem Andenken stehende Frl. 
Zchlesinger hatte sich diesnal in Frl. Erna Bugae eine 
hartnerin mitgebracht, deren stimmliche Mittel sich in bester 
Weise mit den ihren deckten. Beide nicht sehr große, aber 
vohlgeschulte Stimmen flossen in den Duetten zu liebreizen— 
dem Wohlklang ineinander, große Tonreinheit wahrend. Die 
Zwiegesänge von Schumann, Brahms, Berger und Winter⸗ 
erger waren, der Eigenart der beiden Sängerinnen entspre⸗ 
hend, sorgsam ausgewählt und erzwaugen sich rasch die 
zunst des Publikuns. Frl. Schlesinger brachte als 
Zolonummer die Arie aus den „Jahreszeiten“ von Haydn, 
belche Labung für die Sinne, mit voraufgehendem Resitativ. 
So hübsch und korrekt alles gemacht wurde, so fehlt es der 
SZtimme hierfür doch etwas an überzeugender Kraft. Die 
dieder von Mendelssohn und Brahms, namentlich 
die ersteren lagen der Sängerin besser, wennaleich, trotz unseren 
mmer noch großen Vorliebe für Mendelssohnsche Kunst, wi 
uns doch sagen mußten, daß Lieder, wie „Das erste Veilchen 
und „Nachtlied“, nicht mehr in den Konzertsaal gehören 
Frl. Bugge sang die Arie aus „Alzeste“ von Gluck be— 
deutungsvoller intendiert. als sie dieselbe stimmlich wieder
	        
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