Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

B.«M. Schöß: Die Kommission habe erfolgreich gear— 
beitet und an der Ausführung etwa 20 000 Mugespart. Das 
sei möglich gewesen, weil die einzelnen Arbeiten mit erheblich 
zöheren Veträgen in den Voranschlag eingenellt worden seien 
als die Handwerker überhaupt gekordert hätten. Die Kom— 
mission habe sich die Herabsetzung der Kosten der eisernen DTach 
onstruktion, für die im Kostenanschlage 29 800 Mouvorgesehen 
reien, noch vorbehalten. Man kabe auch diese Summe zu hoch 
zefunden. Er habe sich infolgedeisen mit einer auswärtigen 
Konstruktionsfirma in Verbindung gesetzt, welche ihm ein bin— 
dendes Angebot auf 22960 Mugemacht habe. Dazu kämen 
dielleicht noch einige Nebenkosten, so daß die Dachlonstruktion 
ir 23 800 M sehr gut herstellbar sei. Daher könnten die Ab— 
triche auf 25000 Mauerhöht werden, und er beantrage, daß 
n der Senatsvorlage statt 80 000 Mugesett werde 558 000 M. 
B.M. Schulmerich fragt an, wann die Bürgerschaft 
den Bericht der Strazenbahnverwaltung über die Frage der 
Einführung von Zeitabonnements erwarten dürfe. 
Senator Dr. Lienau: Ss handle sich hier nicht um eine 
este Abrechnung, sondern um einen Koltenauschlag. Ob dabei 
xirklich 19 000 Mugespart würden, wie die Kommission glaube, 
bezweifle er, aber man werde mit der zu bewilligenden Summe 
auszukommen versuchen. Der Bandeputation darf kein Vorwurf 
zemacht werden; diese habe die Positionen eingestellt auf Grund 
bon Erwägungen, die sie mit hiesigen Handwerkern gepflogen 
abe. Ob tatsächlich mit der vorgeschlagenen Summe auszu⸗ 
kommen sei, wisse er heute abend nicht, aber es werde seitens 
der Straßenbahnverwaltung alles getan, was zur Herabsetzung 
der Kosten dienen könne. Eine Stochung in der Verwaltung 
der Strabenbahn sei nicht eingetreten. In der nächsten Woche 
rerde mit den Arbeiten für die neuen Linien begonnen werden. 
Die Abteilung Straßenbahn der Behörde habe anläßlich einer 
Eingabe des Vereins Hüxtertor⸗Marli einen eingehenden Bericht 
über die Abonnementsfrage an den Senat erstattet. Dem Durch 
schnitt nach berechnet, zahle jeder Abonnent für eine Fahrt 
3,86 Pfg., damit lönne aber die Bahn nicht aus, denn die einzelne 
Fahrt komme ohne Verzinfung und Tilgung des Anlagekapi⸗ 
tals auf 7,1 Pfg. zu stehen. Man werde dazu kommen müssen, 
daß zum mindesten der Vetrag gezahlt werde, der die Selbst⸗ 
kosten der Bahn dede. Zwar solle die Bahn nicht großze Er— 
tkräge herauswirtschaften, aber sie solle doch auch dem Staat 
nicht neue Lasten auferlegen. Die Abomementsfrage sei noch 
nicht geklärt, sonst wäre man schon mit einem entsprechenden 
Antrage gekommen. Es müsse eilt ermitteltt werden, wie groß 
die Betriebskosten seien, das könne aber erst geschehen, wenn 
die neuen Linien eingeführt seien. Die Straßenbahnverwaltung 
gehe dabei davon aus, erst Erfahrungen zu sammeln, das könne 
aber erst durch eine ein- bis zweijährige Betriebsführung der 
Fall sein. Bei der Abonnementsfrage spielten so außerordent⸗ 
lich viele Punkte mit, die gründlich erwogen werden müßten. 
Bei der Festsetzung der Abonnementsbeiträge müsse man Vor— 
ächt üben; denn wenn sich später herausstelle, man habe sich 
errechnet, so werde die Bürgerschaft schwerlich für eine Erhöhung 
ein. Eehr richtig!) Er bitte, die Straßenbahnverwaltung nicht 
su Maßnahmen zu drängen, die später bereut würden. 
BeM. Coleman: Es sei eine bekannte Tatsache, daß 
die Anschläge der Baudeputation recht opulent hergestellt wür—⸗ 
den. Er werde bei der Budaetberatung auf diesen Punkt noch 
rurückkommen. 
Bi«M. Dr. Wittern: Nachdem der Herr Senatskom— 
missar gesagt habe, es werde versucht werden. mit der Summe 
auszukommen, könne die Bürgerschaft wohl nicht auders handeln, 
als den Antrag Schöh anzunehmen. Auch möchte er den Wunsch 
aussprechen, daß der auf Grund einer Eingabe eines Vorstadt—⸗ 
vereins erstattete Bericht in der Bürgerschaft umgeteilt werde, 
das könnedd ie Sache nur fördern und lange Debatten verhin— 
dern. Er halte es auch für völlig ausgeschlossen, daß Abonne— 
ments nur auf der Marlistreche eingeführt werden sollten. Was 
dem einen recht sei, sei dem andern billig. 
Senator Dr. Lienau: Es werde mit der Einrichtung 
der Abonnements gezögert, um erlt einen festen Untergrund für 
die Berechnung der Selbsikosten zu erlangen; bisher habe man 
nur Schätzungen dafür. Er bitte nochmals, die Verwaltung 
letzt nicht zu drängen, die Abonnements einzuführen. Aus einem 
Bericht der Strahenbahnverwaltung Metz gehe hervor, daß ge— 
rade die Zunahme der Monatskarten das dort vorhandene De— 
sizit erklärlich mache. Das sei eine Mahnung, die man lich 
u Herzen nehmen müsse. ESehr richtig!) 
B.M. Glasau: Die Baudeputation habe die Offerten 
bon Lübeder Gewerbetreibenden eingeholt und in gewissem Sinne 
müsse man doch auch die hier geltenden Preise in Betracht ziehen. 
Er hätte am liebiten gesehen. daß die Arbeiten hier in Lübed 
vergeben würden. 
B.⸗M. Rosenquist bemängelt, dah die Handwerker selbst 
das kleinste Handwerksgerät und Material, was sie mit in die 
Wagen nähmen, bezaten müßten, obwohl meistens gar kein 
besonderer Platz dafür deansprucht werde. Er bitte hierin eine 
Nenderung eintreten zu lassen. 
BeM. Dahms: Wenn Herr Schöss eine Gegenüber⸗ 
stellung der Preise für die Eisenkonstruktion gegenüber der 
Senatsvorlage von einer Lübecker Firma statt von einer 
auswärtigen gegeben hätte, wäre ihm die Ab— 
timmung leichter geworden. Er wünsche nur das eine, daß 
die Behörde durch die Ausführungen des Herrn Schöß nicht 
veranlaßt werden würde, nun die Lübeder Gewerbetreibenden 
einfach beiseite zu setzen. In Frage komme, ob auch die Eisen⸗ 
lonstruktion in gleicher Schwere gewählt sei, man 
lönne durch leichtere Träger erhebliche Erfparungen 
machen. Es müßte der Vorschlag des Herrn Schöß 
den Lübecer Gewerbetreibenden vorgelegt werden, damit 
iie sich dazu äuhßern. Man wisse doch auch, daß hier in Lübed 
das Handwerk nicht gerade auf Rolen gebettet sei. 
BieeM Er. Wittern: Die Kommission des Bürger— 
usschufses habe den Wunsch ausgesprochen, daß bezüglich der 
Posstion „Eisenkonstruktion“ vom Senat weitere Darlegungen 
gegeben würden, das sei bis heute nicht geschehen. Daher 
sei von Herrn Schöß heute hier der Antrag gestellt, diese Posi— 
ion zu verringern. Er glaube daher nicht, wenn man im üͤbrigen 
den Kommifsionsanträgen solge, daß man jetzt über den Antrag 
Schöß hinweggehen könne. Er nähme ohne weiteres an, daß 
ein derartiger Beschluß nicht zur Folge haben werde, daß 
Lübecker Firmen ausgeschlosssen würden. Was eine auswärtige 
Firma leiste, warum sollte das eine hiesige nicht auch können? 
Er erkenne an, daß die Straßenbahnverwaltung das ernste und 
eufolgreichste Bestreben habe, dem Besten näher zu kommen er 
nfse, daß man dabei bleibe. 
B.⸗M. Schöß: Dem Bauamt habe er keinen Vorwurfß 
machen wollen. Seine Erkundigungen habe er eingezogen bei 
der Firma Friedrich Krupp, und zwar durch deren hiesigen 
Vertreter. Er stimme dem zu, daß, wenn irgend angängig, 
die Arbeiten in Lübeck vergehen würden. Er bezweifle aber. 
daß hier eine Firma die Arbeit in der kurzen Lieserzeit aus 
hren könne. Eine Lübecker Firma würde sich auch mit aus—⸗ 
wärtigen Firmen in Verbindung setzen und die Sachen durch 
andere Firmen bezieben. 
B.“M. Böbs: Er kabe bei der Senatsvorlage betreffend 
die Verlegung des Schienenstranges am Schlachthof angefragt, 
ob altes Material Verwendung finde; es sei ihm die Antworit 
eworden. die alten Schienen gehörten der Bahn. Jetzt habe 
rxgesehen, daß altes Material genommen sei, was man auf 
dager gehabt habe. Die Baudeputation habe für diese Arbeiten 
2500 Megefsordert, das verstehe er nicht, es hätte doch nur die 
zälfle gefordert werden müssen. Er werde bei der Budget⸗ 
eratung diesen Punkt zur Sprache bringen. 
Nach weiteren kurzen Ausführungen des Herrn Senator Dr 
Lienau und B.e«M. Schöß wurde der Antrag des Senats ab— 
zeletnt und der Antrag Schöß angenommen. 
Der Senatisantrag betr. die Heizungsanlage wurde ebensalls 
dnoenommen. 
6. 
Schaffung geordneter Orchesterverhältnisse. 
Der Senat beantragt bei der Bürgerschaft: 1. ihn zu 
rmãchtigen, den dem Bericht der Bürgerausschußkommission 
m Entwurf beigegebenen Vertrag mit dem Verein der Musil- 
reunde abzuschließen; 2. dah die dem Verein der Musik 
reunde nach Maßgabe dieses Vertrages aus öffentlichen Mitteln 
u gewährenden Beiträge bis zur Höhe von 34900 Mifür 
»as Rechnungsjahr 1911, bis zur Höhe von 37 700 Mefür das 
sechnungsjahr 1912 und bis zur Höhe von 38500 Mufür 
as Rechnungsjahr 1913 in die Voranschläge der betreffenden 
Rechnungsjahre eingestellt werden. 
B.⸗M. Coleman: Die Auswendung so bedeutender 
MNittel halte er sür sehr bedenklich angesichts des Budgets, das 
tur durch zahlreiche Streichungen zum Stimmen gebracht sei. 
Es müsse endlich einmal mit dem Sparen begonnen werden. 
zZei der Volksschule wolle man durch größere Schuliysteme 
paren, obwohl dadurch vielleicht die Erziehungstätigkeit der 
Zehrer bee nträchligt werde. Lediglich finanzie Te Gründe hätten 
kmn bestimmt, gegen den Senatsantrag zu stimmen, sonst stehe 
»er der Täligkeit des Vereins der Musiksfreunde günstig gegenü 
iber. Aber wenn durch ein solches Instilut das Gemeinwesen 
mmer schwerer belastet werde, höre die Gemeinnützigkeit auf. 
stach Ablauf dreier Jahre, werde man sich wohl wieder mit 
zer weiteren Erhöhung des Zuschusles zu besassen haben, 
chon die in Aussicht kehende Pensionsversicherung der Musiken 
verde dafür sprechen. Der Senat ser nicht allen gemeinnüũtzigen 
bereinen gegenüber so weitherzig gewesen; dem Leseverein 
eta uch eine Erhöhung des Beitrages abgelehnt, es müsse auch 
her beim Musikvere'n einmal Schluß gemacht werden. Wenn 
öhere Mittel ausgebracht werden mühten sür die Erhöhung 
ꝛer Gagen und ähnliches, mühte auch die Forderung ausge— 
prochen werden, daß die interessierten Kreise zu den Mehr—⸗ 
ruswendungen ihr Teil beitrügen. Es sei zu begrühßen, daß die 
Musiker besser bezahlt würden und ein Jahresengagement er— 
olge, dasfür mühßten aber auch Ersparungen am Orchester er⸗ 
solgen. Der Verein müfßse sich weitere Ennahmen verschaffen 
urch Erhöhung der Mitgliederzahl, die durch entsprechende 
Propoganda erreicht werden könnte. Auch die Zahl der Or 
hestermitglieder müßte verringert werden; das sei möglich 
»hme die Leistungssähigkeit des Orchtsters: zu beeinträchtigen. 
Westerlaud, Heringsdorf und Zoppot hätten bedeutend weniger 
Musiker im Sommer als Travemünde, 39 Mujsiker seien haerfür 
iel zu viel. Durch die Erhöhung der Mitgliederzahl des Ver— 
ins der Musikfreunde erhoffe er eine weitere Einnahme von 
00 Muund aus einem für die Hauptproben zu nehmenden 
kintrittsgeld rechne er dieselbe Summe heraus. Weiter möchte 
er anregen, die Eintritispreise sür die volkstümlichen Konzerte 
zu erhöhen, eine geringe Erhöhung von 10 Pig. würde schon 
eine Mehreinnahme von 3200 Mark bringen. Das würde ins— 
jesamt eine Mehreinnahme von ca. 5000 Mubedeuten, und 
venn durch Sparen am Orchester vielleicht weitere 5000 Muhin 
ukämen, könnte man den Staatszuschuß um 10 000 Miäherab, 
etzen. Damit würde man sich einverstanden erklären können 
Tie Orchesterverhältnisse am Theater lägen allerdings etwas 
chwierig. Ter Direktor brauche zu großen Opern freilich 
53 Musiker und mehr, aber das komme auch nicht häufig vor. 
Bei den mittleren Opern und bei Operetten würden höchstens 
39 45 Musiker gebraucht. Taraus gehe hervor, daß ein Or—⸗ 
hester von 60 Musikern vollkommen genüge. Aachen, Augsburg, 
Barmen, Kreseld, Elberfeld, Erfurt, Halle und Kiel hätten 
weniger als 50 Musiker, auch die Zuschüsse seitens der Städte 
eien hier bedeutend kleiner. Er finde, daß die Beratung dieser 
Borlage doch nicht so gründlich vorgenommen sei, um sich hier⸗ 
äber ein Urteil bilden zu können. Er beantragte daher Kom— 
nisssonsberatung. 
B.M. Georg Reimpell bittet, den Antrag Coleman ab—⸗ 
ulehnen und den Senatsantrag anzunehmen. Das Orchester 
zabe bisher allen künstlerischen Anforderungen Lübeds genügt. 
Die Vermehrung der Kapelle unr cine Person geschehe nur aus 
esundheitlichen Gründen für die Hornbläser, das sei ganz über— 
eugend der Kommission nachgewiesen worden. Durch eine Ver—⸗ 
ninderung der Mitglieder des Orchelters würde man den hohen 
vrad unseres Kunltlebens heruntersetzen. Herr Coleman sei in 
»er Kommission wiederholt gefraat worden, welche Musiker er 
enn sparen wolle, darauf sei er bisher die Antwort schuldig 
eblieben. Die Bürgerschaft selbst habe den Anstoß zu dieser 
Vorlage gegeben. Herr Klein habe vor Jahren den Antrag 
estellt, die Orchesterverhältnisse zu ordnen. Es sollten nicht 
iur die Verhältnisse in künstlerischer Beziehung in Ordnung 
jebracht werden — die waren ja geordnet —, sondern beson 
»ers die sozialen Verhältnisse der Wusiker. Keiner werde be 
aupten wollen, daß die Verhältnisse heute schon so geordnet 
eien, wie sie hätten geordnet sein sollen. Der Verein der Mu— 
ikfreunde sei in der Lage, den lünstlerischen Ansprüchen zu ge 
gen, aber es könne ihm nun nicht doch auch zugemutet werden, 
n sozialer Beziehung alle Aufgaben zu erfüllen. Wenn sich 
»er Staat oils solcher der Vermittlung des Vereins bediene, 
im dem Deater ein gut geschultes rchester zu geben, dann 
iege die Sache doch wnders, dann werde die Verpflichtung 
merlannt werden müssen seitens des Staats, auch dem Vereim 
iejenigen Mittel zur Verfügung zu siellen, deren er bedarf, um 
die sozialen Forderungen der Musiker zu erfüllen. Das wolle 
die heutige Vorlage des Senats; dadurch würde Ruhe und 
Ordnung in die Orchesterverhältnisse geschaffen. Gern hätte die 
Kommission des Bürgerausschusses Abstriche gemacht, aber es 
ei nicht möglich gewesen, irgendwie Abitriche in Vorschlag zu 
ringen. Der von Herrn Coleman vorgeschlagene Weg sei ab— 
olut nicht gangbar. Er glaube in der Tat, daß die Senats— 
vorlage das Richtige treffe. Werde heute der Senatsantrag 
ibgelehnt oder der Antrag auf Kommissionsberatung angenom-— 
nen, so werde der Jall eintreten, daß der Vorstand des Musik 
ereins vor der Frage stehe, ob er wirklich in der Lage sei, 
wmf eigenes NRisiko hin den Mitaliedern des Orchesters. deden 
Verträge Ende März abliefen, für das nächste Jahr ein Engag 
nent wieder in Aussicht zu stellen. Die besten Kräfte würden 
ins dadurch verloren gehen. Wian werde dann dazu lkommen 
nüssen, ein eigenes städtisches Orchester zu bilden, was sehr viel 
eurer werde. Der Vergleich mit der Lesehalle stimme des— 
z„alb nicht, weil der Verein der Musikfreunde nicht nur seine 
igenen Konzerte gäbe, sondern auch dem Theater das Orchester 
telle. Die 39 Musiker bringe man in Travemünde nur deshalb 
inter, weil sie während der 5 Sommermonate tatlächlich nicht 
inderweitig beschäftigt werden kömten. Mit der Annahme des 
Senatsantrages werde man nicht nur vor allen Dingen den 
Mitgliedern unseres Orchesters, sondern auch dem Finanzwohl des 
Staates gerecht. GBravo!) 
BisM. Löwigt: Die Austührungen des Herru Vorred— 
iers hätten ihn dazu bewogen, den Verlauf der Debatte abzu⸗ 
xarten, ehe er und seine Freunde endgültig zu der Frage Stel— 
lung nähmen. Er sei auch der Ansicht, daß die Beiträge schon eine 
böhe erreicht hätten, die das äußerite darstellten, was man für 
erartige Zwecke aufwenden dürfte. Es würden nach drei Jahren 
veitere Forderungen kommen, die man dann auch nicht ablehnen 
lönnte. Die Summen für Musik und Theater würden immer 
zröhere, und das in einer Zeit, wo man auf der Suche nach 
ieuen Steuern sei. 
B.M. Klein: Herr Coleman gehe von salschen Voraus— 
etzungen aus. Es handle sich nicht darum, dem Verein einen 
Zuschuß zu gewähren, sondern in Wirklichkeit gewähre man diesen 
zuschuß dem Theater. Den Vourschlag des Herrn Coleman, 
die Eintrittspreise für die volkstümeichen Konzerte zu erhöhen. 
zalte er durchaus für unangebracht. Selbstverständlich könne 
mnan dem Theater nicht zumuten, daß dem Verein ein weiterer Zu⸗ 
chutz gewährt werde. Das würde auch wieder darauf hinaus— 
aufen, daß der Staat den Zuschuß gäbe. Die Behauptung 
n der Presse, daß unser Orchesterraum nicht einmal 60 Mann 
assen könne, sei unrichtig; es hätien schon bei großen Opern 
32 Musiker mitgespielt. Die von Herrn Coleman angeführten 
Städte, die weniger Musiker beschäftigten, reichten in künst— 
erischer Beziehung in keinem Falle an Lübeck heran. (Sehd 
ichtig') Es liege im Interesse des künstlerischen Rufs Lübedcs, 
daß man das hohe Nipeau nicht verkleinere. Wie liegen denn 
die Verhältnisse hie? Daß man Militärmusiker zur Aushilfe 
hinzuziehe, habe allerlei Mißstände hervorgerufen. Die Bedürf⸗ 
nisse des Theaterdirektors verringerten sich nicht mit der Ver⸗ 
tleinerung des Orchesters, sondern sie blieben dieselben. Es komme 
zor, daßd ie Musiker des Vereins in 14 Tagen oden 3 Wochen 
einen Tag und keinen Nachmittag frei hätten, das sei ein Zu— 
stand,d en man nicht billigen könne. Wemn das Orchester weiter 
oerkleinert werde, werde dieser Zustand noch immer schlimmer 
werden. Wer eine weitere Belastung der Mitglieder des Or—⸗ 
hesters vermeiden wolle, stimme dem Senatsantrage zu. 
B.⸗M. Dr. med. J. Meyer: Er sei mit dem Senats- 
antrage einverstanden, man werde dadurch geordnete Verhält- 
nisse schaffen. Es habe ihn angenehm berührt, daß man hier 
atcht mit festen Zahlen gerechnet habe, sondern daß die Sum— 
mnen, die bewilligt würden, nur die Höchstsummen seien. der 
Verein müsse seine Abrechnung der Behörde vorlegen. Er halte 
den Vorschlag, die Eintrittspreise für die volkstümlichen Kon— 
erte zu erhöhen, sür unmöglich, er sei im Gegenteil der Mei— 
nung, daß diese Preise noch herabgesetzt werden könnten. Es 
vürfe nicht auher Acht gelassen werden, daß fast bei allen von 
Herrn Coleman angesführten Städten es sich um Theater⸗ 
orchester handle. Wenn hier ein Theaterorchester bestände, 
käme man sehr gut mit 48 Musikern aus, aber nur dann, wenn 
»ie Stadt die Möglichkeit habe, sich aus anderen Orchestern 
Tustilse zu besorgen. Tas Lübecker Orchester aber sei ein 
Konzert⸗ und Theaterorchester, das bis an die Grenze seiner 
Leistungsfähigkeit in Anspruch genommen werde. Ein erheb— 
sicher Teil der Mitglieder würde von Lübed fortgehen, weil 
ze an einem anderen Ort nicht so erheblich angestrengt würden. 
Dahß das Orchster durch Meilitärmusiker ergänzt werde, habe 
sehr viele Schwierigkeiten, wie Herr Klein schon ausgesführt 
habe. Redner hifttet um Annahme des Senatsantrages 
Bravo.) 
BeM. Mantau: Er könne der Senatsvorlage nicht zu—⸗ 
stimmen. Die Verdienste des Vereins der Musikfreunde erkenne 
er voll an; die finanzielle Leistungsfähigkeit des Vereins aber 
habe nachgelassen und werde auch immer weiter nachlassen. Bei 
früheren Vorlagen lei vom Senat immer entgegengehalten worden, 
es müsse gespart werden, und daher sollten keine Anträge auf 
weitergehende Geldbewilligungen gestellt werden; hier aber gäbe 
man wieder sehr viel Geld aus. Man könne es nicht verant— 
worten, auf Kosten der Allgemeinheit hier einem beschränkten 
Kreise unserer Bevölkerung gute Sinfoniekonzerte zu bieten, denn 
darum handle es sich in diesem Falle doch eigentlich nur. Daraus, 
daß Herr Coleman als Nichtfachmann die Antwort schuldig ge— 
dlieben sei auf die Frage, welche Musiker er denn sparen wolle, 
lönne man doch kein Argument gegen ihn herbeiziehen. Man 
müsse sich nach der Dede streden; et müsse das Orchester redu—⸗ 
ziert werden. Bei der Lesehalle handle es sich um ein Volks— 
bildungsmittel; er setze dies noch höher als die Musik. Man 
olle doch nicht die Theaterverhältnisse und die sozialen Ver—⸗ 
hältnisse der Musiker vorschützen, sondern das Kind beim rich— 
tigen Namen nennen: man wolle auf Kosten der Allgemein— 
heit die Sinfoniekonzerte halten. 
B.eM. Rechtsanwalt Fehling: Da die ausführlichen 
Darlegungen des Herrn Dr. med. Meyer die Rede des Herrn 
Nantau nicht verringert haben, so habe er die Ueberzeugung, 
daß seine Ausführungen auch wohl wenig Wirkung erzielten, 
er stelle daher den Antrag auf Schluß der Debatte. 
DTieser Antrag wird angenommen. 
C BeMm. Coleman (6u einer persönlichen Bemerkung): 
Er fsinde es nicht fein, daß es ihm unmöglich gemacht werde auf 
die hier gemachten Ausführungen zu erwidern. 
B.eM. Dr. Wittern äußhert sich im selben Sinne. 
Der Antrag Coleman auf Kommissionsberatung wird ab 
*gelehnt. 
(Schluß solat.) 
Gemeinnũtziges. 
Schlackenbͤder. Unser medizinischer Mitar— 
beiter schreidt uns: Eine neue Art von Bädern wird 
von TDer. Roth empfohlen. Zu ihrer Bereitung bedient 
man sich der aus einem Herdofen herausfließenden Schlade, 
die in einiger Entfernung von ihrer Gewimnungsstelle in 
'altes Wasser gegossen wird. Unter Tampf und Jischen 
eniwickelt sich ein intensiver Schweselwasserstoffgeruch. Dabei 
teigt die Wassertemperatur bis zur Siedehitze, die Schlacke 
»ekommt Konsistenz und Farbe des VBimsteines. Die 
Schlackenhäder eignen sich zur Behandlung von Katarrhen 
und starken Schweißen, auch rheumatische Beschwerden werden 
durch sie günstig beeinflußt. Am ehesten werden von dieser 
neuen Bäderart diesenigen Bevölkerungskreise profitieren, die 
nü der Mäüsre hon Bochßfen lepo—
	        
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