Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

* 
0 9 
4 
Ausgabe 4. 
wr— 
Tagesbericht. 
Aus der Bürgerschaft. 
O Lüäübeck, 21. März. 
Die weitere Anwendung des Wertzuwachssteuergesetzes, die 
Straßenbahnfrage und die Schaffung geordneter Orchester⸗ 
verhältnisse, diese drei Punkte bildeten die eigentlichen Kern⸗ 
ounkte der gestrigen Debatte, während die übrigen Punkte der 
Tagesordnung ohne wesentliche Verzögerung erledigt wurden. 
Gerade hinsichtlich der weiteren Handhabung der Wert⸗- 
zuwachssteuer bestanden bisher in Lübeck manche Unklar⸗ 
heiten und nicht mit Unrecht wurde aus dem Kreise der Bürger— 
schaft ein Antrag gestellt, und auch angenommen, worin der 
der Wunsch zum Ausdrucdck kam, daß die Steuerbehörde ein aus—⸗ 
führlicheres Material herbeischaffen möge, als es ihr bei der 
unerwarteten neuen Aenderung der Situation, die durch den 
z 60 Abs. 2 in letzter Stunde geschaffen wurde, Wöglich ge— 
wesen sei, Bekanntlich tritt das neue Reichsgesetz bereits am 
1. April dieses Jahres in Kraft und oon Berlin aus war gebeten 
worden, den Antrag an den Reichskanzler, wonach das Lübecker 
Gesetz auf Grund des 8 60 Abs. 2 vorläufig in Kraft bleiben 
soll, mit tunlichster Beschleunigung zu stellen. Wenn es bisher 
auch nicht leicht war, einen genauen ziffernmäßigen Vergleich 
zwischen den Erträgen des Lübecker Wertzuwachssteuergesetzes 
und der neuen Reichssteuer zu ziehen, so erhielten wir doch 
aus den Endrefultaten, die uns vom Senatstisch mitgeteilt 
wurden, eine annähernd befriedigende Antwort auf die Frage, 
weshalb man denn nicht schon jetzt die Reichszuwachssteuer in 
Lübeck einführe, sondern das alte Gesetz noch aufrechterhalten 
sehen wolle. Danach wurden die Erträge für das Rechnungsjahr 
1910 auf dieselben Fälle bezogen, nach dem Lübecker Gesetz 
mit 164 000 M, nach dem Reichsgesetz dagegen mit ca. 92 000 M 
geschätzt. Hierbei glaubte man, unter Umständen den letzten 
Betrag noch sogar erheblich niedriger, etwa auf 80 000 M, ein⸗ 
schränken zu dürfen. Der Antrag des Senates wurde schließlich 
angenommen, dabei ist jedoch zu bedenken, daß das Lübecker 
Gesetz bereits 1913 durch das Reichsgesetz außer Kraft gesetzt 
wird und daß das Bemühen des Senates darauf hinausgehen 
muß, durch Verhandlungen mit dem Reichskanzler eine Ver—⸗ 
längerung bis zum 1. April 1915 zu erzielen. Wahrscheinlich 
wird es aber so kommen, daß Lübeck das Gesetz 
aur jahrweise verlängert erhält und auf diese Weise 
auch event. früher von seinem Privileg zurücktreten kann, wenn 
die finanziellen Ergebnisse sich für die Zukunft wider Erwarten 
angünstiger gestalten sollten, als man sie jetzt, wo die Er— 
fahren mit dem Reichszuwachssteuergesetz noch nicht vorliegen, 
verauschlagt hat. 
Bei dem Punlt 5 der Tagesordnung, betrefferd den Bau 
der Strabenbahnhalle, wurden vom Senatsantrag einige Tau—⸗ 
send Mark abgestrichen. Im übrigen bot dieser Punkt eine 
günftige Gelegenheit, die Frage des Straßenbahnabon⸗ 
nements eingehend zu erörtern. Wir erfuhren, in welchem 
Maße jetzt der Ausbau der einzelnen Linien gefördert wird. 
Gleichgeitig hörten wir aber sehr berechtigte Bedenken gegen 
eine Ueberstürzung bei der Einführung der Abonnements. 
Den größten Teil des Abends nahm entschieden die Debatte 
lüber die Ordnung der Orchesterverhältnisse ein. Von ihrer Not⸗ 
wendigkeit war man wohl allgemein überzeugt. Aber einzelne 
Redner ließen es doch an einem richtigen Verständnis für die 
Vorzüge des Senatsantrages und des Vereins der Musikfreunde 
fehlen. Ueber den Paragraphen 2 des Vertrages des Staates 
mit dem Verein der Musikfreunde, durch welchen im wesentlichen 
die vom Staate zu gewöhrenden Beihilfen für die drei Jahre 
festgestellt werden, wurde namentliche Abstimmung beantragt. 
Es stimmten 49 Mitglieder mit Ja. 23 mit Nein und in der 
Gesamtabstimmung wurde der Senatsantrag ebenfalls mit 
grohßer Mehrheit angenommen. 
Die noch folgenden vier Senatsanträge wurden ohne we— 
ientliche Debatte zustimmend erledigt. Die Bürgerschaft hatte 
gaegen 11 Uhr die Tagesordnung erledigt. 
0 Museums⸗Vortrag. Am Sonnabend setzte Herr Lehrer 
M. Johannsen im Museum seinen Lichtbildervortrag 
über „Das Leben und Treiben in Lübeck am 
Ende des 18. Jahrhunderts“ fsort. In dem ersten 
Teil des Vortrages hatten die Zuhörer die Umgebung 
Lübecks in Wort und Bild kennen gelernt; jetzt machte 
ße der Vortragende mit dem Innern der Stadt und 
einigen Typen seiner Bewokner bekannt. Im gemütlichen, 
zum Teil humorvollen Plauderton erzählte Herr Johannsen 
zunächst von dem Lübecker Militär. In Lübeck müssen 
darnach geradezu idyllische Zustände geherrscht haben, welche 
lebhaft an Bilder in den Meggendorfer Blättern erinnern. 
Fin Soldat bekam als Jahressold 40 Taler, wovon er 
sich und seine Angehörigen unterhalten mußte. Da diese 
Summe natürlich niemals ausreichen konnte, sah er sich nach 
Nebenverdienst um. Gelegenheit und Zeit hierzu bot ihm 
der Dienst genügend. Allerdings mußte der Soldat immer 
für einen Stellvertreter sorgen; aber auch dies bereitete 
keine Schwierigkeiten. Neben dem ständigen Militär existierte 
noch die Bürgergarde, sodaß sich die bewaffnete Macht 
auf zusammen etwa 500 Mann stellte. Der Vortrag be— 
handelte dann weiter die Anschauungen und Moden da— 
maliger Zeit, wie sie in der Architektur des Hauses, 
in der Wohnungseinrichtung und in der Kleidung zum 
Ausdruck kamen. Zum Schluh konnten die Anwesenden 
darnn auch Augenzeugen des gewaltigen Ereignisses sein, 
das am 3. Juli 1792 vor sich ging: an der Leinwand 
erschien ein wohlgelungenes Bild von dem ersten Ballon— 
aufstieg in Lübeck. — Inr nächsten und letzten Vortrag 
wird Herr Johannsen eingehend von dem Bürger Lübecks 
und seinem Tageswerk sprechen. 
20Geistliches Konzert in der St.⸗Marienkirche. Die Ver⸗ 
einigung für lirchlichen Chorgesang, Lübeck, hatte auf Sonn⸗ 
tag abend in der St. Marienkirche ein geistliches Konzert an⸗ 
gesetzt, das sich eines guten Besuches erfreute. Die Drgel be— 
diente Herr K. Licht wark, als Solistin (Alt) wirkte Frau 
Prof. Dr. Walte, Hamburg, mit, und den Chor stellte die 
veraustaltende Vereinigung für kirchlichen Chorgesang. Mit 
der Pièce héroique d-moll für Orgel von E. Bossi wurde das 
J 2 2 
— 
F —V 
0 r 
* 
J 
J. 
Dienstag, den 21. März 1911. 
Morgen⸗Blatt Kr. 146. 
α 
Saëns (Totentanz/ und enem Satz aus der H-moll-Sinsonis 
von Schubert befinden. Daneben werden in der lustigen Ede 
much Nicolai, Offenbach, Zeller und Strauß zu Worte lommen. 
kin zweites Probegastspiel findet an diesem Abend durch 
»en Soloklarinettisten Herrn Gerber statt. Dieser wird ein 
soncertino für Klarinette von Reißiger spielen. 
b. Das Gastfpiel des Zirkus Sarrasani in Lübed wird Ende 
zuͤni beginnen, jedoch nur kurze Zeit währen. Damit hält zum 
rsten Male der vielseitigste und technisch vollkommenste Zirkus 
kuropas bei uns Einlehr. Es ist der Zirkus, der Tiere und 
Menschen aller Arten und aller Erdteile für die Kunst der Manege 
ienstbar macht, der einen mehr als 100 Stück zählenden Marstall 
esitzt, auch mit 16 Elefanten, 16 Kamelen und 21 Löwen die 
größten dressierten Gruppen dieser Art in der Welt sein eigen 
tennt. 
b. Kinderhfstag. Am 24. Mai wird auch hier in 
Lübeck ein sogenannter „Blumentag“ arrangiert werden. 
der Ueberschuß dieses Tages kommt bedürftigen Kindern 
eglicher Art zugute. Damit nun der Ertrag möglichst ohn—⸗ 
Abzug Verwendung finden kann, ist es angebracht, der Kasst 
dieses Kinderhilfstages vorher gröhere Summen zur Deckung der 
mtstehen den Unkosten zuzuwenden. Um hierzu auch einScherflein 
zeizutragen, veranstaltet der Lübecker Dilettantenverein (Dra⸗ 
natische Gesellschaft von 1907) am Dienstag, 28. März, abends 
34 Uhr, im Konzerthaus Flora, Lindenstraße, eine Wohl⸗ 
ätigkeitsvorstellung. Zur Aufführung gelangt „Haus Lone.“, 
kustspiel in 4 Akten von L'Arronge. 
b. Der Verband der Vereine für Körperpflege hat zum 
Freitag Herrn Prof. Kohlrausch, Hannover, gewonnen, der in der 
hemeinnützigen Tätigkeit über „Volks- und Jugendspiele und 
zie Heranziehung der schulentlassenen Jugend“ sprechen wird 
mit anschließender Aussprache. Danach wird noch Professor 
Hoffmann über die Schwimmhallenfrage referieren. 
Inzert würdig eingeleitet. Prächtig erklangen die vollen Lone 
der Vrgel durch den geweihten Raum. Der Chor sang hierauf 
die Brahmssche Motette. Frau Prof. Dr. Walte hatte sich 
die geistlichen Lieder von J. Raff, R. Emmerich und E. Hildach 
ind weiter die Atanei für Alt und Orgel von F. Schubert zum 
Vortrag gewählt. Für die Orgel wies das Programm zwei 
veitere Stücke: Lossprechung f-—moll und Toccata h-moll von E. 
sigout auf und für den gemischten Chor zwei Gesänge von 
j. Schumann. Eine Motette für gemischten Chor von Hans 
rährmann bildete den Schluß des Konzertes. Der Reinertrad 
»es Kirchenkonzertes soll den Armen der St. Marien⸗-Gemeinde 
ugute kommen. 
In die Standesamusregister wurden vom 12. bis 
8. März eingetragen: 37 Geburten (15 Knaben und 22 
Mädchen), 33 .Aufgebote, 12 Eheschließungen und 24 Sterbe— 
älle, darunter 7 Kinder unter 6 Jahren. 
X Die diesjährige Frühuahrswegeschau findet nach dem 
mamtlichen Teil der heutigen Nr. veröffentlichten Reise— 
»lan in der Zeit vom 18. April bis 13. Mai durch den 
Wegemeister Gepel statt. 
Duaus Ertrãgnis des Margareientags in Leipnig, das mit 
und 156 000 Mubekanntgegeben worden war, beläuft sich nun⸗ 
nehr nach Begleichung sämtlicher Unkosten, die 8767, 18 Mube— 
ragen, und nach Eingang nachträglicher Spenden auf 
59 706,308 M. Die Gesamtsumme aller aus Anlaß 
es Margaretentages gespendeten Geldbeträge ist demnach 
68472,57 M. 
- Oeffentlicher Schlachthof. Im Februar 1911 wurden 
27 Ochsen, 133 Bullen, 14562 Kühe und Starken, 369 fette und 
349 nüchterae Kälber, 21 Ziegen, 3037 Schweine, 356 Schafe 
ind 5 Pferde, zus. 6297 Tiere geschlachtet gegen 5865 Tiere im 
jebruar 1910. Untauglich der ganze Tierkörper, gänzlich ver⸗ 
lichtet: 1 Kuh, 1 Pferd und 2 Schweine. In Dampfdes« 
nfektor gekocht: 1 Kuh, 3 Schweine, 30 Viertel Rindfleisch, 
Viertel Kalbfleisch und 19 Viertel Schweinefleisch. Auf der 
Freibank verkauft: 3 Kühe, 1 Kalb und 1 Schaf. Bei 
en übrigen geschlachteten Tieren sind 1804 einzelne erkrankte 
Degane beschlagnahmt und unschädlich beseitigt worden. 
- 1969 Kar. Fernch auswärts geschlachteier Tiere wurden 
m Februar 1911 auf dem öffentlichen Schlachthofe unter—⸗ 
ucht. Hiervon wurden 1 Rinderlunge, ⸗Milz, ⸗Pansen und 
Darm wegen Fäulnis beanstandet. 
0- Dem övssentlichen Schlachthofe wurden im FJebruar 
911 als Marktvieh zugetrieben: 120 Ochsen und Bullen, 
126 Kühe und Starken, 141 fette Kälber, 1 nüchternes Kalb, 
325 Schweine und 285 Schafe, zus. 2898 Tiere. 
o- Taͤebstahl und Einbruch. In dem Hause Untertrave 
str. 78 sind am 15. März ein schwarzes Damenjackett mit 
iellem Futter, ein blauer Kleiderrock, eine Reformschürze und 
in Regenschirm abhanden gekommen und vermutlich gestohlen 
borden. — Aus einem Zigarrenladen an der Untertrave wurden 
nittels Einbruchs in der Nacht zum 17. März solgende Sachen 
estohlen: 1 glatte silberne Damen-Schlüsseluhr mit der In⸗ 
chrift „W. Kistenmacher“, eine Anzahl 100 und 5-Pfg.Brief⸗ 
narken. 2 halbe Kisten Zigarren Marke „Diplomat“, 2 Kar⸗ 
ons Zigaretten Marke „Salem Aleikum“, 1 Karton Zi— 
aretten Marke „Salem Aleikum 49“, 1 Karton Zigaretten 
Marke „M. D. R. Gold“, 1 Rarton Zigaretten Marke „Sil— 
ana“ und 2 Schachteln Zigaretten Marke „Coge Bros K Co.“ 
o- Zeftgenommen wurden ein zugereister Maurer, der 
n der Braunstraße einem eine Reparatur ausführenden 
Maurergesellen eine Wasserwage gestohlen hat, und ein Händ— 
er, der in einer hiesigen Herberge einem Arbeiter leine Taschen⸗ 
ihr nebst Kette gesttohlen hat. 
sch. Behlendorf, 21. März. Die Meierei zahlte im 
Februar für das Liter 9,2 Pfg., die Butter kostete 1,40 M 
für die Lieferanten. — Die Stallsperre in Lehmrade 
ist aufgehoben. 
— — — 
Schleswig⸗ Holstein. 
Kiel, 21. März. Anstößige Bilder, allerdings nicht 
etwa moralisch, sondern historisch anstößige Bilder sind, wie 
die Kieler Zeitung schreibt, aus Anlaß des bevorstehenden 
kaiserbesuchs aus dem Stadttheater entfernt worden. Es han— 
zelt sich und ie Bildnisse Ludwigs XVI. und seiner Gemahlin 
Narie Antoinette, die bisher in dem, im Stil Louis seize aus- 
gessatteten Foyerraum der Kaiserloge aufsgehängt waren. Da 
die Möglichkeit vorliegt, daß die Bildnisse mit Rücksicht auf das 
Schichsal des dargestellten Herrscherpaares vom Kaiser unliebsam 
emerkt werden könnten, so hat man sie beseitigt und durch andere 
Bilder ersetzt. * 
Wesselburen, 21. März. Einweihung des 
ebbelmuseums. Sonnabend fand in Friedrich Hebbe's 
baterstadt die Einweihung des Hebbel nuseums statt. Bürger⸗ 
neister Dohrn führte aus: Wesselburens Aufgabe mußzte 
s sein, dem Andenken Hebbels eine würdige Heimstätte zu 
seben, die zugleich eine Fundgrube für den Hebbelforicher 
verde. Die Weiherede hielt Prof. Krumm, Kiel. Er 
etonte: Der 98. Geburtstag des Dichters Hebbel sei ein 
Markstein in der Geschichte Wesselburens. Hebbel und Wessel— 
uren, die einst lange getrennt waren, seien nun vereint und 
vürden es bleiben. Hebbel schüttelte den Staub der Heimat 
zon seinen Füßen, doch blieb er mit seinen Bekannten in 
Fühlung, und die Nordsee war die Amme sciner Poesie. Als 
dann im Norden das Verständnis für Hebbel heranreifte, wurde 
r wieder im Süden verkannt als Dichter und als Meensch. 
der Kampf um Hebbel woge noch auf der ganzen Linie. 
stedner ging dann auf den Zweck des Museums ein. Es sei 
iicht angebracht, Nichtigkeiten in ihm anzuhäufen. Vielmehr 
nüsse die Einbringung von Hebbels Heimaternte die Haupt— 
rufgabe des Museums sein. Nachdem noch Landrat 
Bbehncke, Heide, Dankesworte gesprochen hatte, wurde das 
Museum für eröffnet erklärt. Abends fand eine Aufführung 
»es ersten und zweiten Teiles der Nibelungen durch Dilet⸗ 
ranten statt. 
Lütjenburg, 21. März. Ein Unglüdsfall ereig— 
nete sich im benachbarten Dorfe Wentorf, indem allem Anschein 
iach durch Kohlendunst der Schmied Gustav Lamp und das 
bei ihm als Kindermädchen bedienstete 13jährige Schulkind Herbst 
den Tod fanden. 
Großherzogtum Oldenburg, Fürstenturt Lübed. 
Fr. Eutin, 20. März. Schöffengericht. Weil er 
zu zwei verschiedenen Malen des Nachts in die Mädchenkammer 
eines Landmanns in L. eingedrungen war, hatte sich ein 
Arbeiter wegen Hausfriedensbruchs zu verantworten. Er kommt 
nit der gelindesten Strafe von je 3 Medavon. — Ein Arbeiter, 
»em wegen seiner Trunkenheit das Verweilen in der Herberge 
erboten war, zertrümmerte aus Wut hierüber zwei Fenster— 
heiben. Wegen dieser Sachbeschädigung erhielt er eine Ge— 
ängnisstrafe von 14 Tagen. — Einem Anlieger der Plöner— 
raße hier war ein Strafbefehl wegen Uebertretung der 
traßenpolizeiordnung zugegangen, weil er den vor seinem 
zrundstück befindlichen Teil der Straße nicht gereinigt hatte. 
⁊ behauptet, zur Reinigung der Straße nicht verpflichtet zu 
ein, weil er nicht der nächste Anlieger der Stroße sei. Zwischen 
einem Grundstück und der Straße liegt eine Fläche, die Eigen⸗ 
um des Landesverbandes ist, dem auch die Straße gehört. 
'a diese Fläche aber die Dossierung bildet und solche nach der 
Vegeordnung mit zur Straße gehören, erfolgte Verwerfung 
es Einspruchs. — Wegen gemeinschaftlichen Hausfriedensbruchs 
ind Widerstandes hatte sich ein Maurergeselle zu verantworten, 
her in betrunkenem Zustande auf dem Bahnhofe standaliert 
zatte und sich bei seiner Hinausbeförderung widersetzt haben 
ollte. Das Gericht nahm nur einen einfachen Hausfriedens— 
bruch an und verurteilte ihn zu 10 MGeldstrafe. Von der 
Anklage des Widerstandes wurde der Angeklagte freige— 
prochen. 
EXESchwartau, 21. März. Mit dem 49. Nieder— 
ächsischen Sängertag am 17. und 18. Juni bierselbst 
b. Stadttheater. Aus der Theaterkanzlei schreibt man 
uns: Wegen plötzlicher Erkrankung des Herrn Stanislaus Fuchs 
jelangt heute statt „ECin Wintermärchen“ „Der Waffenschmied“ 
ind das Ballett „Alt-Wien“ zur Aufführung. — Morgen, 
Nittwoch ( Uhr): Mittelpreise. Gastspiel des Fritz Steidl⸗ 
znfsembles: „Halloh! Die große Revue!“ — Donnerstag geht 
ie Neuheit „Thalea Bronkema“, Schauspiel von Joh. Wiegand, 
um ersten Male in Szene. — Sonntag beginnt der Mozart⸗ 
zyklus (‚Don Juan“, „Figaros Hochzeit“, „Die Entführung 
uus dem Serail“ und „Die Zauberflöte“), —für den gewonnen 
ind für erstgenannte Oper der Kal. Kammersänger Francesco 
»Andrade, der hier lange nicht mehr gastiert hat, und 
zgl. preuß. Kammersänger Paul Knüpfer von der Kgl. 
zofoper in Berlin als Figaro und Osmin. Zu diesem Zyklus 
eird ein beschränktes Sonderabonnement zu ermäßigten Preisen 
siehe Inserat) ausgegeben. 
b. Stadthallentheater. Aus der Theaterkanzlei schreibt 
nan uns: Heute, Dienstag, Donnerstag und folgende Tage 
inden weitere Gastspiele des Fritz-Steidl-Enfembles mit 
„Halloh! Die große Revue!“ statt. 
b. Vorein der Musikfreunde. Das zweite Probegastspiel 
ines zur engeren Wahl gestellten Kapellmeisters wird am Mitt— 
voch, dem 22. März, in der Stadthalle stattsinden. Herr 
dr. Karl Mennicde, der zweite Probedirigent, war Schüler 
»es Konservatoriums in Leipzig, insbesondere von Hugo Rie— 
nann und Reisenauld. Er promovierte 1905 auf Grund einer 
nusikhistorischen Arbeit in Leipzig zum Doktor und begann 
uuch seine Dirigententätigkeit. Im Herbst 1907 wurde er 
nter vielen Bewerbern zum Dirigenten der Singakademie 
n Glogau, eines der ältesten Musikinstitute Schlesiens, erwählt. 
Ueber den Herrn Dr. Karl Mennicke lesen wir 
n den „Signalen“: „Er führte am Sonnabend in der 
Singakademie ein mächtiges Novitätenprogramm vor, und 
»war mit dem philharmonischen Orchester und dem Pianisten 
Ignaz Friedman. Er entledigte sich seiner Dirigentenaufgabe 
nit erklecklichem Geschick und erwarb sich Anerkennung da⸗ 
durch, daß er sich eben was Neues, und nicht etwas Be— 
kanntes, anerkannt Wirkungsvolles ausgesucht hatte, in dem 
er seinen Dirigentenerfolg unstreitig leichter hätte erringen 
können. 
Im Programm werden sich die Ouvertulre zun, Egmont“ 
von Beethoven, die Ourerrüre zu „Richard III.“ von Volkmann 
uind die Ouvertüre zu „Der fliegende Holländer“ von Wagner 
ieben Kompositionen von Berlioz (Fausis Verdammnis), Saimt.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.