Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

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Ausgabe A. Sonntag, den 12. März 19.1.. 
MNorgen⸗Blatt Kr. 130. 
4 
z 
Tagesbericht. I 
Schleswig⸗Hholsteinische Landschaftsbank 
und der lübeckische Freistaat. 
VLübeck, 12. März. 
Vor einiger Zeit hat die Bürgerschaft zwecks Erleichterung 
des landwirtschaftlichen Kredits einer Senatsvorlage zugestimmt, 
der zusolge das Geschäftsgebiet der Schleswig-Holsteinischen 
Landschaflsbank auf Das lübeckische Staatsgebiet ausgedehnt 
wurde. Es haben daraufhin denn auch verschiedene lübeckische 
Landwirte bei der Landschaftsbank in Kiel Anträge auf Kredit— 
gewährung gestellt, die aber, trotzdem die Gesuche vom Kom— 
missar der Bank für das lübeckische Staatsgebiet 
und der Landwirtschaftskammer befürwortet worden 
waren, von der Bank abgelehnt wurden mit der Begrün— 
dung, der lübeckische Staat habe einen Rechtsanspruch auf, das 
Grundstück, nämlich das Obereigentumsrecht, in das Grundbuch 
eintragen lassen, so daß es der Landschaftsbank zweifelhaft er— 
scheinen müsse, wer eigentlich letzten Endes der wirkliche Eigen— 
tümer des Grundstückes sei. Ta die Antragsteller somit ihr 
unbeschränktes Eigentumsrecht an ihren Grundstücken nicht dar— 
getan hätten, vielleicht sogar nur Nutznießer des Grundstüds seien, 
könnte die Landschaftsbank ihnen leider nicht helfen. Infolge 
dieser Verhältnisse hat sich der Verein der Bewohner 
des Landgebietes der freien Hansestadt Lübech, 
wie auch s. It. berichtet, mit einer Eingabe an die Landwirt⸗ 
schaftskammer gewandt und um Abhilfe gebeten. Zwei Mit— 
glieder der Kammer sind darauf nach Kiel entsandt worden, so 
wurde von Herrn Lauenstein in der gestrigen Versammlung 
des Vereins der Landbewohner berichtet, um der Geschäftsleitung 
der Bank die Eigentumsverhältnisse im lübeckischen Landgebiet 
klar zu legen. Seitens des Syndikus der Bank, Herrn Justizrat 
Wentorff, ist ihnen auf ihre Tarlegungen aber erneut mitgeteilt 
worden, daß die Landschaftsbank bei den mittelalterlichen Zu— 
ständen im lübeckischen Landgebiet Grundstücke, auf denen das 
Obereigentumsrecht des Staates, wenn auch nur als Widerspruch, 
eingetragen stehe, unter keinen Umständen beleihen könne und 
ein entsprechender Beschluß des Bankvorstandes der lübeckischen 
Landwirtschaftskammer demnächst schriftlich zugehen werde 
Letztere hat darauf beschlossen, sobald dieser Beschluß des Tirek 
toriums der Landschaftsbank eingegangen ist, in einer Eingabe 
dem Senat die Angelegenheit vorzutragen. Wie verlautet, soll 
dem Finanzdepartement bereits ein Vorschlag, wie wohl die 
Beleihung lübeckischer Grundstücke durch die Landschaftsbanken 
möglichst gefördert werden könnte, vorgelegen haben, doch ist 
näheres darüber nicht bekannt geworden. 
In der sich diesen Ausführungen anschließenden langen, oft 
auch recht scharfen und gegen ein Mitglied des Senates sich wen— 
denden Aussprache wurde der Stundpunkt des Senates in der 
Obereigentumsfrage nahezu einmütig verurteilt. Man war der 
Ansicht, daß von mittelalterlichen Zußänden im lübedischen Land— 
gebiet nicht gesprochen werden könne, denn diese Verhältnisse 
seien allerneuesten Datums, da sie erst mit der Einrichtung des 
neuen Grundbuches vor etwa 10 Jahren begonnen hätten; z. Z3t. 
der Geltung des alten Hypothekenbuches habe man von solchen 
Ansprüchen des Staates an das ECigentum der Landwirte nichts 
jewußt. Und daß es sich hierbei nicht um eine fsormelle An— 
gjelegenheit handle, die im alten Fypothekenbuch Anbeachtet ge— 
blieben sei und jetzt nur nachgeholt werden solle, wie ein 
Senatslommissar in der Bürgerschaft gemeint habe, ersehe man 
daraus, daß der Staat für die Ablösung dieser sormellen Ange— 
legenheit ein Zehntel des Verkaufswertes der Grundstücke be— 
ansrruche. Daß der Senat die Rechte des Staates zu vertreten 
habe, sei ohne weiteres anzuerkennen, aber diese Rechte müßten 
auch durch helle und klare Gründe bewiesen sein und das sei 
das Verlangen des Staates auf Anerkennung seines Obereigen— 
tumsrechts nach Ansicht der Landnirte durchaus nicht. Wenn 
nicht baldigst die Ablösung der Reallasten ermöglicht 
werde, würden die jetzigen Zustände die lübeckischen Landwirte 
um jeden Kredit bringen; auch werde der Staat für die auf 
den Landstellen eingetragenen Eypotheken haften müssen. Zum 
mindeften zweifelhaft sei auch, ob die Grundbuchbeamten über— 
haupt berechtigt seien, die Umschrist eines Grundstückes zu ver— 
weigern oder bei einer Umschrift den Widerspruch des Staates 
dahin abzuändern, daß der neue Vesitzer nur Nutznießer des 
Grundstückes sei, denn der Staat habe doch erst einmal den 
Nachweis zu führen, daß die Bauern früher tatsächlich nur Nutz- 
nießer der Landstellen gewesen jseien. Der Senat berufe sich 
allerdings auf alte Verträge, deren gegenwärtige Rechtsgültig— 
keit aber doch recht anfechtbar seien. Schließlich könne ja auch 
Frankreich noch kommen und ein Obereigentumsrecht an den 
lübeckischen Landstellen beanspruchen, da es das Gebiet des lübecki— 
schen Freistaates ja auch einmal besessen habe. Es sei oielleicht 
erwägenswert, ob es nicht Mittel und Wege gebe, die Grund— 
vuchbeanten gesetzlich zu zwingen, auf Verlangen die Um— 
chriften vorzunehmen und zu prüfen, ob die Grundbuch— 
beamten überhaupt befugt waren, ohne Zustimmung der Be— 
itzer von Landstellen auf deren Grundbuchblättern auf Ver— 
langen von dritter Seite Eintragungen zu machen, denn ein 
Grundhuchblatt sei eine Urkunde, an der Unbefugte nichts än—⸗ 
dern Aürften. Auch sei nicht einzusehen, warum nicht, falls 
das Verlangen des Senates auf Eintragung des Widerspruches 
esetzlich zulässig sei, die Umschrift mit diesem Widerspruch er⸗ 
Jolgen könne. In Düchelsdorf habe man dem Senat ein Schnipp⸗ 
chen geschlagen, indem eine Anzahl' von Landwirten unter sich 
Pachtverträge auf 99 Jahre geschtossen haben, in die ihre Rechts⸗ 
nachsolger einzutreten haben. Unverständlich sei auch, warum 
der Senat sein vernieintliches Obereigentumsrecht nicht auf dem 
Wege der Klage geltend mache und gerichtlich feststellen lasse, 
wie er es doch schon vor mehr als 10 Jahren den Landwirten 
angedroht habe. Da der Senat aber nichts unternommen habe, 
lönne man daraus folgern, daß er von der Berechtigung seines 
Anspruches sehr wenig überzeugt zu sein scheine und es daher 
auis Warten lege, bis die Not die Landwirte zwinge, seinen 
Wünschen sich zu sügen. Soweit solle es indessen nicht erit 
fommen. Man werde in geeiqueten Fällen gegen den Staat 
lagbar werden, serner in einer Tenkschrift die traurige Lage 
der lubedischen Landwirte schildern und diese Denkschrijt allen 
aamnhaften deutichen Zeitungen mit der Bitte um Veröffent— 
sichung zu stellen, damit man im lieben deutschen Vaterlande 
inmal erfahre, wie es in Wirklichkeit um die FZFreiheit der 
Zürger in einem freien Staate bestellt sei. Zum Schluß wurden 
woch zwei Beispiele von „Wohlwollen“ lübeckischer Behörden 
egenüber den Landwirten bekannt gegeben. In einem Falle 
'andelte es sich um die Gemeinde Krumbeck. Sie habe zwecs 
hrer Beteiligung am Bahnbau Lübech—Segeberg mit der hie— 
igen Spar⸗ und Vorschuß-Bereinsbank einen Darlehnsvertrag 
iber 20 000 Miäabgeschlossen, der aber von der Bank annulliert 
corden sei, als sie erfahren habe, daß die Landwirte in Krumm— 
ech nicht freie Eigentümer ihres Besitzes seien. Es sei also be—⸗ 
eits so weit gekommen, daß eine ganze lübectische Gemeinde 
iner Bank nicht einmal mehr gut sei für 20 000 M. Der zweite 
rall betraf den Verkauf eines Grundstüds in Krempelsdorf. 
hon dem 120 000 Meobetragenden Verkaufspreis habe die Steuer⸗ 
ehörde 15000 M Wertzuwachssteuer erhoben. Der Ver— 
äuser habe darauf festgestellt, daß die Behörde ihm 3725 M 
u viel abgenommen habe, da ihm eine Ermäßigung der Steuer 
ugestanden hätte. Er habe infolgedessen den zu viel gezahlten 
zetrag zurückverlangt, sei aber abgewiesen worden mit der Be— 
ründung, daß das Gesetz diese Ermäßigung zwar vorsehe, im 
Senat und Bürgerausschuß aber mehrfach besprochen worden 
ei, daß die Landbewohner von dieser Vergünstigung ausge⸗ 
chlossen sein sollten. Der Verkäufer habe darauf den Staat 
zerklagt und natürlich ein obsiegendes Urteil erzielt, in— 
»em der Staat verurteilt worden sei, die 3725 Munebst 4 600 
Zinsen ab 1. Oktober v. J. an den Verkäufer zurüchzuzahlen. 
a 
abzuändern. Diese Aenderung wurde beschlofsen, weil das 
Anternehmen schon längst weit über den Rahmen eines Ver⸗ 
ins hinausgewachsen und ein zu den ersten in Lübeck zählendes 
Bankinstitut geworden sei. Die Aktien des Unternehmens 
mit dem neuen Namen au versehen, sei nicht erforderlich. 
DD Im Museum Lübeckischer Kunste und Kulturgeschichte 
ndet sich von heute ab im östlichen Ecksaale eine Sonder— 
uusstellung von hiesigen Zunftaltertumern. In vier Mu— 
eumsvorträgen hat barkanntlich Herr J. Warnce unter dem 
Thema „Handwerk und Zünfte in Lübed“ eine eingehende Schil⸗ 
erung von der Geschichte des hiesigen Handwerks gegeben. 
Die genannte Ausstellung bringt nun alles, was an Urkunden, 
Wbbildungen und Gegenständen zur Erläuterung dieser Vor—⸗ 
träge diente: Pollen und Ordnungen vom 16. bis 19. Jahr⸗ 
undert, sowie die Art ihrer Aufbewahrung, Echtzeugnisse, 
dehrbriefe, Kundschaftsbriefe usp. Eine große Reihe Me'ster— 
kücke des 18. und 19. Jahrhunderts zeigt, was der „mutende“ 
ßeselle leisten mußte, um das Meisterrecht zu erwerben. Die 
zinnprobe erzählt uns, wie das zu verarbeitende Material 
mer scharfen Kontrolle unterlag, ebenso wie Bäckerzeichen 
uind Beschauzeichen es für die Erzeugnisse beweisen. Straf⸗ 
narken und Regimentshölzer zeugen von der strengen Ord⸗ 
rung in den Aemtern. Von den Freuden und Vergnügen 
der Handwerksgesellen wissen die Pritschhölzer der Lohgerber 
und die Abbildung an einem Tischleraufzug (1725) zu berichten, 
während das mächtige Sargtuch der Schiffszimmerleute nebst 
einen prächtigen silbernen Sargschildern uns einen Blick in 
Jeiten der Trauer tun lassen. — Nicht unterlassen wollen wir, 
»ie Besucher zugleich auf eine Neuerwerbung, e'n Geschenk aus 
»em Nachlasse der Witwe Kuehn, geb. Driver, hinzuweisen. 
Es handelt sich um einen Schrank, ein wahres Prachtstück aus 
»er ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, resch an Intarsien. 
ßewih wird jeder dieses Stück mit Vergnügen betrachten. 
. Der Flußschiffahrtsverkehr auf der Ober⸗ und AUnter⸗ 
jrave bezifferte sich im Februarrauf 58 in Lübeck angekommene 
und 69 von hier abgegangene Fahrzeuge. 
. Elbe⸗Trave⸗-Kanalschiffahrt. Auf dem Kanalwege sind 
m Monat Februar 43 Binnenschiffe nach Lübeck gekommen, 
oährend 56 Fahrzeuge kanalwärts von hier abgingen. Die 
dadung der angekommenen Schiffe bestand vorwiegend aus 
Stückgütern, Zucker, Oelsamen, Pitchpinehölzern, Petroleum, 
zchwefelkies, Kies, Sand und Mauersteinen. Ausgehend 
ourden neben Stückgütern vorzugsweise Bretter, Getreide, 
Rülsenfrüchte, Leinsaat, Papier, Melasse, Baumwolle, Eisen— 
erz, Schlämmkreide, Kalksandsteine, Kotks und Roheisen ver— 
chifft. 
F. Seeschiffahrt. Im Laufe des Monats Februar sind 
m Lübecker Hafen seewärts 106 Dampfer und 6 Segelschiffe 
geko een, dexvvbeeDo σ G αα αααο 
aumgehalt von 11732 cbm, mit Steinkohlenladung von Eng— 
and kommend. Ein Dampfer von 1024 chm Netto überbrachte 
ine Ladung Blockeis von Norwegen. Von 34 Dampfern 
»urden an lebendem Schlachtvieh insgesamt 45002 Tiere einge— 
ührt, darunter 4446 Stück Rinder, 40 Kälber und 16 Schafe. 
die übrige angekommene Ladung bestand in der Hauptsache 
wuus Stückgütern, Getreide, Brettern usw. 
ASchlepptrans port über See. Ein von der Lübecker 
Naschinenbau⸗Gesellschaft für Hamburger Rechnung neu er— 
»auter Elevator ist Freitag abend im Schlepptau des Ham— 
urger Seeschlepppampfers „Gebr. Wrede“ von hier abge— 
zangen, um über See, unter Benutzung des Kaiser-Wilhelm— 
Kanals, nach Hamburg geschleppt zu werden. 
Einfuhr grüner Heringe aus Schweden. Während im 
MNonat Januar gegen 16600 Kisten Heringe von Schweden ein— 
jeführt und am hiesigen Platze entlöscht wurden, trafen 
m Februar nur etwas über 5000 Kisten dieser Ware für 
übeck ein. Der am Montag dieser Woche hier eingetroffene 
dampfer „Nissan“ überbrachte 1984 Kisten Heringe für 
Schlutup, und der am Donnerstag von Gothenburg ange— 
ommene Dampfer „Halland“ 2600 Kisten für Lübecdc mit. 
Eine 290 t Irohe Ladung Petroleum ist hier Donnerstag 
mit dem Tankkahn Nr. 7 der Deutsch⸗Amerik. Petrol.Gesellsch. 
wnuf dem Kanalwege von Hamburg eingetroffen und in die 
steservoirs der genannten Gesellschaft auf der Teerhofsinsel ent 
öscht worden. 
*Promenaben⸗Konzert der Kapelle des Jaf.⸗Regts. 
‚Lübeck“ (3. Hans. Nr. 162) auf dem Marktplatz am Sonn—⸗ 
ag, 12. März, von 12-1 Uhr. 1. In Treue fest, Marsch von 
Teike; 2. Ouvertüre zur Oper Der Wildschütz“ von Lortzing; 3. 
zzenen aus „Tannhäuser“ von Wagner; 4. Fantasie aus 
Traviata“ von Verdi; 5. Blumenlied von Lange; 6. 
zinnsoldaten, Charakterstück von Jessel. 
Noch glückuich geretiet. Beim Füttern der Wasservögel 
jel gestern nachmittag ein kleiner, etwa fünfiähriger Junge 
Sohn eines Geschästsmannes aus der Breiten Straße), bei 
»er Stadtmühle in den Krähenteich und nur dem sofortigen 
kingreifen zweier zufällig des Weges kommender Herren ist 
s zu danken, daß der kleine Junge nicht den ihm sonst sicher 
sewesenen Tod des Ertrinkens fand. — Mögen sich die Eltera 
iesen Vorfall zur Warnung dienen und ihre Kinder nicht ohne 
zenügende Aussicht am Wasser spielen lassen. Den Retiern, 
eren Namen wir nicht ersahren kannten, da sie sich sofort 
tach der braven Tat entfernten, gebührt wärmster Dank. 
Diꝛe „Vaterstãdtischen Blätter“ Nr. 11 werden mit der 
eutigen Nummer ausgegeben. Inhalt: Die ersten Schauen⸗ 
urger und das Holstenland. (Fortsetzung und Schluß aus 
str. 8.) — Neue Frauen-Kostüme. (Mit 3 Abbildungen.) — 
Esperanto⸗ Lehrgang V. — Großfeuer der Lach- und Farben⸗ 
‚abrik Kayserwerke, Kayser K Co. (Mit Abbildung.) — Wochen⸗ 
CFbroniß — Das Lübeder Wappen. (Mit Abbildung.) 
Sr. Koniglichen Hoheit, dem Prinzregenten Luitpold von 
Bayern hat der Senat zu seinem neunzigsten Geburtstage 
in Glückwunschschreiben zugehen lassen. Aus Anlaß des 
Tages haben heute die öffentlichen Gebäude geflaggt. Auch 
»ie Baulichkeiten der Kaufmannschaft und die Schiffe im Hafen 
ind auf Aufforderung der Handelskammer am 'heutigen Tage 
deflaggt. 
X Eine Versammlung der Bürgerschaft findet am Mon— 
tag, dem 20. d. M., nachmittags 6 Uhr statt. 
Bürgerausschusßß. Die auf Sonnabend abend 6 Uhr 
inberaumte dritte Sitzung des Bürgerausschusses zur Beratung 
des Haushaltungsplans für 1911 mußte wegen Beschlußunfähig- 
eit ausfallen. Der Vorsitzende setzte im Einvernehmen mit 
den Senatskommissaren zur Fortsetzung der Beratung über Ein⸗ 
nahmen und Ausgaben eine neue Versammlung auf Montag, 
den 13. März, abends 7 Uhr pünktlich. an. 
V Bandseatischer Llond Altiengesellschaft Lübec⸗GHamburg. 
Infolge der seit der Gründung der Gesellschaft ungünstigen 
dage derselben nahm der Aufsichtsrat Ende 1909 Ver— 
inlassung, sich eingehender mit den Verhältnissen der Ge— 
ellschaft zu beschäftigen und stellte hierbei, abgesehen von 
oer im Gesellschaftsvertrgge dem Vorstande eingeräumten, 
ür diesen besonders vorteilhaften Stellung und den ihm 
bertragenen sehr weitgehenden Befugnissen durch einen Zu⸗ 
all fest, daß von dem derzeitigen Vorstande bereits vor 
ründung der Gesellschaft mit einer Reihe von Aktionären 
derträge abgeschlossen worden waren, die der Aufsichts- 
at gleichwie die Stellung des Vorstandes für die Ge— 
ellschaft nachteilig erachten mußte. Er verlangte deswegen 
on dem Vorstande die Abänderung des Gesellschaftsver⸗ 
rages und die Aufhebung der beanstandeten Verträge, 
„ornehmlich des Versicherungsvertrages mit der Firma 
zeorg Dunker in Hamburg. Auf deren Veranlassung fand, 
a sie sich unredliche Geschäftspraktiken nicht nachsagen lassen 
vollie, am 24. Juni v. Is. eine außerordentliche General— 
ersammlung der Gesellschaft statt, in welcher, wie derzeit 
ingehend berichtet, über diese Angelegenheiten verhandelt 
ourde. Es wurden in dieser Versammlung mancherlei Be— 
chlüsse hinsichtlich des Vorgehens gegen den Vorstand ge— 
aßt, die aber sämtlich nicht zur Ausführung gelangten, 
beil der Vorstand am 1. Okt. v. J. sein Amt unter 
ewissen formellen Vorbehalten niederlegte. Nunmehr wird 
ine gründliche Sanierung der Gesellschaft angestrebt. Auf 
er Tagesordnung der auf den 29. ds. Mts. einberufenen 
ßeneralversammlung fteht ein Antrag auf Herabsetzung 
des Grundkapitals der Gesellschast von 600000 M 
uf 300000 Muü durch Zusammenlegung der Altien 
nVerhältnis von 2:1, sowie die Wiederer— 
öhung des Grundkapitals von 8300000 M 
uß mindestens 575 000 Mund höchstens 600 000 
ark durch Ausgabe von 275 bis 300 auf den 
Inhaber lautender neuer Aktien zu je 1000 Muund die 
zenehmigung des Kaufvertrages über den Ankauf des 
ampfers „Rheingraf“. Ferner wird eine Abänderung 
es Gesellschaftsvertrages dahin beantragt, daß 
ie Mitglieder des Vorstandes durch den Aufsichtsrat beitellt 
und abberufen werden sollen. Die Vergütung des Vor— 
tandes soll zukünftig durch festes Jahresgehalt und Be— 
eiligung am Gewinn ersolgen. Der Aufsichtsrat soll er— 
nächtigt werden, dem Vorstande zu gestatten, neben seiner 
dätigkeit als Vorstand anderweitige Geschäfte im eigenen 
damen und für eigene Rechnung zu betreiben, sowie ihm 
dolkmacht gemäß 8 181 des Bürgerlichen Gesetzbuches zu 
rteilen. Endlich soll der Vorstand in Zukunft der Zu—⸗— 
timmung des Aussichtsrates bedürfen zum Erwerb und 
ßerlauf von Schiffen und Immobilien, zur Belegung und 
ßerwaltung“ verfügbarer Kapitalien der Gesellschaft und 
sum Abschluß von Anstellungsverträgen mit Kapitänen. 
V Vorfschutßßze und Sparvereins⸗Bank in Lübeck. In der 
estrigen Generalversammlung wurden der Jahresbericht, die 
zewinn⸗ und Verlustrechnung sowie die Bilanz für 1910, 
eren wesentlichsten Inhalt wird bereits mitgeteilt haben, ein⸗ 
timmig und debattelos genehmigt. desgleichen die Gewinnrertei— 
ung. Die aus dem Vorstande ausscheidenden Herren Dr. 
Frand und C. Redelstorff wurden wieder- und für die dver⸗ 
korbenen Vorstandsmitglieder C. Böttger und C. Mieyer die 
herren P. A. Mann und E. Tesschau in den Vorstand gewählt. 
die beiden leztgenannten Herren schieden insolgedessen aus dem 
lussichtsrat aus; sfür sie wurden die Herren Hauptlehrer 
demmert und Kausmann Kähler en den Aufsichtsrat berufen. 
kinstinmmig genehmigt wurde serner der Antrag des Vorltandes. 
den Namen der Bauf in ‚Vorschuß⸗ und Sparoereins-Bank“ 
d Kaiser⸗Panorama. Reisen bildet! Und doch ist es 
o wenigen vergoönnt, hinauszuziehen in die schöne Welt 
ind schöne Gegenden oder die Stätten der Kunst zu 
urchwandetn. Da hilft denn das Kaiser⸗Panorama aus, 
udem es in lebenswahrer Wiedergabe Aufnahmen nach 
ꝛer Natur zur Ansicht bringt, die durch eigenartige Be— 
euchtung und zarte Farbengebung noch an Reiz gewinnen. 
Diese Woche ist eine interessante Mittelmeerreise von Algier 
aͤber Malta, Kairo, Beirut und Konstantinopel ausgestellt. 
Weiterer Tagesbericht ßehe 3. Matt)
	        
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