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Mnzeigen.
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Mittwochs den
12. „Quly 138309:
Urfprung der weltlichen Hewrfchaft des Papfies.
Wenn die Sefchichte des Tags die Bernichtung der
weltlichen Herrichaft des Papfies und feine Reduction
zu einem bloßen Penjpionair berichtet, fo dürfte es einem
Theil der Lefer diefes Blattes mohl nicht unwilfommen
feyn, aus den Urkunden der früheren Sefhichte zu vers
nehmen, wie diefer rdmifde Sifchof, dem erf zu Uns
fange des fiebenten Jahrhunderts in Bonifaz UM,
durch den griechifhen Kaifer Dhokas, das Primat
wor den andesn Bifchöfen zuerkannt murde, zu diefer
weltlihen Herrfchaft gekommen fey, da er der Matur
feines Amtes und feiner Würde gemäß, felbf nach dies
fem ihm verlicheren Borzugsrechte, nichts weiter als
das geißlidhe Oberhaupt der Kirche war.
Ben den Franten herrfchten feit der Mitte des fies
benren Zahrhundert$ fo fchrache Könige, daß ihre
Sraatsräthe (majores domus) faß alle Herrfchergewalt
an fi rifen, und endlid) um das Zahr 700 diefen
fränfifchen Xönigen nichts, als den bloßen Königstitel
ließen. Schon Carl Martell hatte den Gedanken
gefaßt, fich und feine Familie auf den Königsthron zu
erheben ; allein die abergläubifche Chi furcht, weiche die
Franken gegen ihre Könige hegien, hinderte ihn an der
MHusführung feines Entfchluffes. Ben dem Abferben
eines diefer Könige wagte er e$, den Thron vier Jahre
fang unbefegt zu laffen, allein dag Murren der Frans
Een wurde fo laut und fo allgemein, daß er fi ent;
fchließen mußte, ihnen einen Ninig aus der herrfchen:
den Familie wieder zu geben.
Was indeffen Carl Martell, der im Zahre 741
farb, zu bewerffielligen nicht vermogte, gefchabh nach
ibm, durd) feinen Sohn Pipin, der von feiner eis
uen Statur, den Bennamen der Kleine oder Kurze ers
hielt. Unter diefem Staatsrathe verbreitete Bonifacius
die chriftliche Religion, und legte mit ihr den Grund zu
bem nachmaligen großen Anfehen des Papfies, den auch
die Franken bald abgöttifdy verehren fernten.
Pipin fah e& gerne, daß feine Franken von dem
rbmifchen Bifhofe und von feinem heiligen Anfehen
eine übertriebene Borfellung bekamen, Sr berehuete
gan; richtig, daS ein Zdol das andere verdrängen werde,
und daß er fih des väpftlidhen Anfehens mit gutem
Vortheile werde bedienen Fonnen, um dıe Autovirät
feines Eönigliden Oberherrn vernichten und ich felbf
auf den fräntifhen Thron erheben zu Fönnen. Durch
mancherlen gute Einridhtungen und Anordnungen im
fräntifgen Neiche, und befonders durdy Ruhe und
Sicherheit, die er demfelben von außen und innen zw
verfchaffen wußte, gelang es ıhm, für feine Derfony
fi die Ychtung und Liebe der Franken zu erwerben;
aud) machte er durch anfehnlihe Gefchenke und Stifs
tungen die Geißtlichen, die er für feinen Zweet braus
chen zu Eönnen glaubte, fi zu Freunden, Diefe
unterfügten ihn aufs Befe bey dem Bolke, mochten
ben jeder Gelegenheit die Herolde feiner Berdienfte,
KWeisheit und Milde, und brachten das Volk, das ihs
nen blindlings folgte, bald dahin, daß es nicht abger
neigt fehien, feinen Schattenkönig, Childerich IN,
vom Throne zu werfen, und an feine Stelle den ges
yriefenen Pipin auf denfelben zu erheben, Allein
Pipin mar mit diefer ihm fo günfigen Stimmung
des Bolkes nicht zufrieden; er Fannte den mankelmüthts
gen Charakter deffelben, und glanbre ein noch wird
famere$ Mittel anıyenden zu müßfen , wodurch zugleich
diefes Unternehmen den Schein der Serechtigkeit bes
Fäme. Sn diefer Abficht fandte er zwey Seifllidhe an
den dermaligen Papft, Zacharias den ESrfien, die
ihm folgende Frage vorlegen mußten: Wer eigentlich,
nach göttliden und menfhlichen Rechten, König zu
feon verdiene; der, welcher zwar den Mamen König
führe, aber fi im die Negierungs s Angelegenheiten
„gar nicht befümmere; oder der, welcher fich der Regie:
rung mit Treue und Sifer unterziehe, und alle Pflide
ten eines Nöniges erfülle ?
Der heilige Bater war ein Schlaukopf, und merkte
recht guf, wo die Frage hinziele ; aber ohne ich weiter
darum zu befümmern, ob bey der aufgeworfenen Frage
ein Faktum oder eine Hypothefe zum Grunde liege, bes
antwortete er jie ganz fo, wie e& der Stantsrath Ach
gewünfcht hatte. Pipin machte hierauf im Jahre
752, auf einer Bolksverfammlung , den verfammelren
Franken diefen Ausfpruch des heil, Baters, als cin
GITTER TE EEE ET EEE )