euübedifhe Anzeigen
Ne, 59. Sonuadents den 25. Iulp r 801,
Gedanken aus Lihtenberg8 vermifchten Schriften
Zwenter Theil,
Sei einigen Tagen (22. Ypril 1791) lebe ich unter
der -Hypothcje (demmn ich lebe befkändie unter ciner) daß
$ Zıinkfen dep Zilch (hadlıdh fen, und ich
befinde mich vortreflich daben. Hicratt {ft gewiß etwas
Wahres und ich habe neh von Feiner Acuderung Im
meiner Lebensart und von Feiner Arzeney fc ıchnelı und
handgreiflid) die gute Wirkung empfunden, als hıevon,
Nichts macht fhneller alt, als der immer vorfchwes
bende Gedanke, daß man älter wird. Ich verfpüre
Diefes recht an mir; e$ gehört mir zum Giftfaugen,
Man muß in der Welt und im Neiche der Wahrheit
fe unterfuchen, es Fofte, was c$ wolle, und fch nicht
efümmern, ob der Sag in eine Familie gehoert, wor:
unter einige Glieder gefährlid) werden Finnen, Die
Kraft, die dazu gehört, Fann fonft wo nlgen,
E$ giebt (chfechterdings Feine andre Art Gott zu
verehren, als die Erfüllung feiner Pflıchren und Hans
deln nach Gefenen, die die Vernunft gegeben hat,
Weil die Menfchen fehr geneigt find zum Auffchies
ben und zur Langfamkeir, und gemeiniglid) das, was
um 5 Uhr des Morgens vor fich gehen {oll, er um 6
Uhr gefchieht , fo Fann man ficher darauf rechnen, daß
man die Oberhand in einer Sache erhält, wenn man
alles ohne den geringfen Verzug unternimmt,
€ if gewiß ein fidheres Zeichen, daß man beffer ges
worden ff, wenn man Schulden fo gerne bezahlt, als
man Geld einnimmt,
Wenn ich je eine Predigt drucken Laffe, fo if es
Über das Vermdgen, Gutes zurhun, das jeder
befige, Der Henker hole unfer Dafenn hienieden, wenn
ur allein der Kuifer Sures thun Fonurse, Zeder if
ein Kaifer in feiner Lage,
Das Wort Gottegdien ft follte verlegt und nicht
mehr vom Kirchengehn, fondern blos von guten Hands
ungen gebraucht werden,
Es giebt eine Menge Feiner moralificher Falfchheis
ten, die man übt, ohne zu glauben, das es fchädlich
en; fo wie man erma aus ähnlicher Gleichglltigkeit
gegen feine Gefundheit Toback raucht. *
. Wenn doch nur der zehnte Theil depi Religion und
Moral, die in Büchern feht, in dem Herzen fände!
‚ Mber {0 er e8 falt durchaus; der größte Theil von
Menfchlidher Weisheit wird bald nach feiner Erzeugung
duf den Nepofiroriemn zur Ruhe gebracht, Daher
einmal Jemand diefes Wort nicht vom Lateihifdhen re-
Donere, fondern unmittelbar vom Franzöfifichen repos
erleisen wollte,
Ein Gefübde zu thun, if eine gröffere Sünde, als
e8 zu brechen,
„Was die mabhre Freundschaft, und noch mehr das
glüdliche Band der Ehe, fo enmzückend macht, if die
Erweiterung jeines IZchs, und zmar über ein Feld hinaus,
das fıch ln einzelnen Menzchen durch Feine Kunfk fchafes
läßt. Zwey Serlen, die fich vereinigen, vereinigen fidp
doch nie jo ganı, das nicht immer Hoch der benden fo
vorrheilhafre Unrerfchied bliede, der die Mitzheitung fo
angenehm macht, Wer fich fein eignes Yeiden Mag,
Flagt es ficherlich vergeblich; wer e$ der Frau Elagty
Eagt cs einem Selbft, das helfen Fann und fchoa durdy
die Theilnahme hilfe. Und wer gern fein Verdienfi ges
rühme hört, finder ebenfale in Ihr ein Publicum, ges
gen welches er Kıch rühmen Fann, ohne Gefahr fich (As
herlich zu machen,
Iufßizs und Polizenfachen,
Borladung.
Mlle, welche an den geringfiägigen Nochlaß d:
auf der Reife mir Schiffer Canrtel zu Borde, a
glücdten Wilh Yudw. Reimer s, Anfprüche' hd Kors
derungen zu machen, fich beugt halten möchten, werden
hiemit von Gerichrsmegen vorgeladen, fich damir {p rftens
am7 Sept, diefes Yahres, ben Srrafe der Ausfchliefung,
an der Serichrsfiude zu melden und folche zu rechstertigen,.
Actum Yfbef an der Serichtsfinde den 23 Zuly 1801,
Dielenigen, welche an den geringfügigen Nachlaß
der am 15 Nov. vorigen Zahres in Dientten des hiefigen
Kaufmanns Sohann Kunıp verfiorbenen Catharina
Serdrurh Gruben, als Erben oder Gläubiger An:
forüche zu machen fid) befugt halten, werden hiemit
vorgeladen, fich damir bis zum gten Seprember diefes
Sahres an der Serichtsftube zu melden
Actum Yııbect an der Gerichtsfiube den 21. Zuly 1801,
„Es if neulich der St, Johannis Klöfterliche Hau
wirth Hans Fricdrich Schrbder, nebft Bean €
Kactohl mit Hinterlafung vieler Kinder in Schulden
verflorben. Da nun deren Vormündern und befonders
der Klöfterlichen Obrigkeit fehr duran gelegen, eine zus
verläjlige Nachricht von allen auf diefem Erbe baftens
den Schulden einzuziehen ; als wird allen und jeden,
welche au gedachtem Nachlaß und Erbe einige Forderuns
gen, Uns und Zufprüche, fie rühren her aus weichene
Grunde fie wollen, machen Ebnnen, hiedurch von Voigs
ten; Gerichtswegen an edeuter: daß die einheimifchen
Gläubiger innerhalb fechs, die Auswärtigen aber inners
halb zwölf Wochen, von untergefegtem dato anger
net, fi in Lübeck ben dem Sr. Johannis Sloßerfdren
ber damit angeben, auch folche ben demfelben verzeichnen
Jaffen, und zwar mit der Warnung, daß diejenigen, wels
he in obbefagren Frifien demfelben nicht nachgekommen,
mit - Korderungen und Anfprhchen weiter nicht ges‘
hörer, fondern damit abgewiefen werden follen, Segee