gubekFifhe Anzeigen.
Nr, 38. Mittwoch den 13, May 1801,
Ueber den Branntewein.
(Befhluf zu Nr. 36. )
DD: Frauntewein vermindert und vernichtet die Ars
beitfamfeis und den Kunffleif der nichen,
Yüdorlich, träge und faul jınd Ne: Kuccht nd
die Magd, der Sohn und die Tochter des Yandmirchs,
am der Candwirth felbit, der Tagluhner, der Handiwers
fer ; Meifier und Sefell, Lehrlıng und Handiauser,
arbeiten fchlecht, dumm, träge und faul — und Bauer,
Bürger und Staat, Alles fürzt in Armuth und Elend,
Arbeitfamkeit ! du bift ja die einzige Quelle des Neichs
ghums der Bölker; du nur gemwinuft den Steinen Drod
ab, — und dich zerftört der Branntewein ! nd diefer
Mrauntewein, der die erfie und einzige Quelle des Ras
fional-NReichthums abgräbt, verfiegen macht, der folre
zum Flor der Land; und Stadtwirthfchaft , zur Vers
inehrung der Staatgeinnahınen , und zum Keichrhume
I um Wohl der Volker benreggen £ — D der Küge!
Se arm Bi elend fid die Völker ben allem Reichs
ume der Natur?
PN unbefchreiblich groß if die Armuth der Meus
hen, unzäbhlig ft die Zahl der Armen (welche unend;
iche Summen Armurch und Arme dem Staare Eoften,
wer vermag das zu berechnen?) Und daß die Armuth
{o groß if, der Armen fo viele find, hat zur vorzüg:
Tichfien Urfache den Branutewein, der den Menfchen
Kopf und Hand (Ahmet. ‚Kein Lafer, fagr Macfars
„Lans (in feinen, Unterfuchungen über die Armuth
11S, 34)r hat eine {o große ug von ceringen Hands
„werkern und Tagelohnern zu runde gerichtet, Feis
„nes mehrere En ing Elend geftürzt , als das La;
er des Trunks,// N a
ee 4um die vorhergehende Wahrheit unwiderfprechs
fidy zu beweifen. Der Branntewein vermindert die
Körper; und SGeiftesträfte der Menfchen ; er vermindert
folglich die Production, die Verarbeitung und die Ans
wendung der Dinge , die zum Leben und deffen Vervolls
Fommuung dienen, und von deneit die Stagten ihre
Einkünfte ziehen; und -da die Sumune*diejer Dinge
durch dey Branutewein vermindert wird, fo vermindert
er die Summe des Wohliandz der Völker und die
Summe der Einklnfee der Staaten. WW. 3. BD, W,
(Er zerftört den Wohlftand der Menfchen, er macht
fie arın und elend, und bringt unzählige , dem Trune
ergebene Menfchen und Familien an den Bettelftab,
er nimmt ihnen Srehlinn und Freude, er macht die
Meujchen beräubt, rübfinnig, mürriich , verdroffen,
jachzornig und zänfifch, und die Freude, die von Natur
heiter, ıubig und fiunig ft, arter in Cermen, Toben
und Wüthen aus. 7 .
Er erflicft in den Menfchen + ein Glas Branntewein
cht ihnen über Nies -- jeden Sinn für Recht und
flicht, und [öft alle Banden ver bürgerlichen Gefell;
{haft auf.
Er verdirbt und serfört die Tugend Zr Menfchen —
der Böter, der Mütter, ver Kinder — zerfirt die Tus
8610 und den Wohlfkand des Volks : und auf dem Volke
und deffen Tugend und_deffen Wohlftande ruht einzi
die Woblifahrr und die Sicherheit MM N ELAIEN “
„Eheliche Liebe und Treue zmwifhen Mann und Weib,
Liebe und Yehzung der Eitern gegen Ihre Kinder, Liebe,
Chrfucht und Gicherfam der Kinder gegen Barer und
Murter, Schaambaftigfeit und Keufchheit der Zlıngs
Hnge und KZungfraucn, und Mannbheit und Weidkichteit
und Menfchheit der Menfchen — Alles geht durch den
Branntewein verlohren! - „Noah aber fing an, und
„ward ein Ackermann und pflanzse Weinberge. Und de
zer des Weins rrank, ward er trunken, und lag In der
„rDürtze aufgededt. Da num Ham, Canaan’s Barer,
„fahe foines Vaters Schaam, fagte er’$ feinen beyden
„Brhdern draußen, -— Als nun Noah ermachte von feis
mem X Sc, und erfuhr, was ihm fein Feiner Sohn
„,getban hatt (prach er: verfucht fen Canaan! muß
fen ein Knecht aller Knechte unter feinen Brüdern !*
Der Braputmwein verbannt Häuslichkeit, Eintracht
und Frieden aus allen Hütten.
Sie fißen in den Schenfen! und wie e$ da, und ben
Saufgelagen hergeher fol uns Pefalossi fchildern,
1. Bramte:) Wein her, Frau Bögtin! Vogt! wir
zridiffen anf die Srndre hin; eine Sarde vom Zehenden
urfür die Maaß./
„Bogt., Ihr wollt mich bald bezahlen://
„Bauern, Nicht fo bald, aber defio {hwerer.‘/
„Der Vogt fegt ch zu ihnen, und fauft auch mit
ihnen nach Berjenslu , auf den Ehnftigen Zehnden,
„Run find alle Miuler offen, ein wildes Gemiht
„von en und Schwören, von Zoren und Poffen,
„von Schimpfen und Trozen, erhebe ih an allen Zt;
ufchen. Sie erzählen. von Hurereyen und Diebftälen,
„von Schlaghändeln und Scheltworten, von Schuls
„den, die fe (ufßig geläugnet, von Proceffen, die fie
„mit feinen Streichen gemonnen hätten, von Bosheiten
zrund Unfiumm — davon das meifte erlogen, viel aber,
s/leider Gott erbarm! wahr war; wie fie den armen
„Arner in Dolz und Feld und Zehuden beftohlen
hätten; auch mie ihre Weiber jeßt ben den Kindern
zErihfal bliefen, mie die eine das Berbuch nahme —
zrdie andere einen Krug (Brantes) Wein in Spreu oder
zin den Strohfack verberge; auch vom ihren Buben
zund Mädchen, wie eines dem Vater helfe die Mutter
z-besrügen, und ein anderes der Mutter helfe den Va;
ter erwifhen; und wie fe c$ als Buben auch fo ge;
‚nacht hätten und noch viel fchlimmer. Dann famen
urfie auf den armen Uli, der über eflichen folchen Na?»
zrvenspofjen erfappt worden und elendiglich unzgefoms
men mare, am Gaigen; wie er aber Ahr gebeter
hätte, und gewiß felig A wäre; nachdem er,
„vote man wohl wife, nicht das halbe bekennet habez
aber doch um des undhriftl.chen Pfarrers willen hätte
ing Grab beißen müfen. 7 N
— und die fcheuslichen Schandrharen , die nach dies
jem Sanfgelage erfolgren, firih Peftalozzi auf die Worte
eines 10jährigen Knaben: ‚das if unflätig” weg.
Der Branntewein raudr den Menfchen Kraft, Muth
und Menfehlichkeit, er macht feige, würhend und grgus