meinem großen Bedauern die gemeinsame Kommission
gar nicht in Erwägung und nähere Prüfung gezogen,
wenigstens sagen die Berichte darüber gar nichls.
Und doch macht sich auch hier in den leßten Jahren
ein ganz gewaltiger Fortschritt bemerkbar, ich meine
die Besteuerung des Zuwachswertes der Grundstücke.
Zuerst hat Frankfurt am Main diese Steuer ein-
geführt, dann ist Köln und dann Gelsenkirchen ge-
folgt. Vor vierzehn Tagen hat auch Essen die Ein-
führung dieser Steuer beschlossen. Grundsätlich
haben die Regierungen von Sachsen und Hesssen den
Gemeinden die Einführung dieser Steuer empfohlen,
und gerade augenblicklich berät die Reichshauptstadt
Berlin, nachdem sie die Grund- und Gebäudesteuer
nach dem gemeinen Werte eingeführt hat, ob es
nicht an der Zeit sei, die Zuwachssteuer einzuführen.
Ebenso ist man in Bremen dabei, das früher ver-
unglückte Experiment besser zu machen und eine Zu-
wachssteuer einzuführen. Wir stehen hier jedenfalls
vor neuen Steuern. Es ist verschiedentlich gesagt,
wie schwer es diesmal geworden sei, das Budget
zum Stimmen zu bringen. Ich habe kürzlich gehört,
daß man hier wieder daran denkt, eine Gewerbesteuer
oder eine Geschästssteuer oder gar eine Erwerbs-
steuer einzuführen. Ich möchte bitten, daß man an
zuständiger Stelle ernstlich prüft, ob die Erhebung
dieser Zuwachswertsteuer für Lübeck noch immer nicht
am Plate ist. Ich bin der Meinung, wenn man
dazu übergehen würde, diese Frage ernstlich zu
prüfen, so wie es die gemeinsame Kommission bei
der Grund. und Gebäudesteuer nach dem gemeinen
Werte getan hat, man auch hier zu der Überzeugung
kommen würde, die Zuwachssteuer sei für Lübeck
einzuführen. Dann aber hätten wir derartige kleine
Steuervorlagen, die jezt nur den Unwillen der da-
von Betroffenen erregen müssen, Steuern, die man,
so scheint mir, nicht ausreichend zu begründen in
der Lage ist, bei Erschließung derartiger Steuer-
quellen nicht nötig. .
Das Schulgeld zu erhöhen und daraus eine
Finanzquelle zu machen, scheint mir allerdings ein
ganz verkehrter Weg. Wenn durch das erhobene
Schulgeld sogar die Kosten der Schule gänzlich oder
nahezu gedeckt werden, sollte man, meine ich, Abstand
nehmen, das Schulgeld zu erhöhen. Wer seine
Tochter in die höhere Töchterschule schicken will, soll
ISEEHBSU EH
für 1906 einen Zuschuß von / 3240. Er hat
nach dem letzten Bericht der Oberschulbehörde für
das Jahr 1904 & 2480 betragen. Das macht,
durch die Zahl der Schülerinnen dividiert, M 4
pro Kopf. Das ist der Zuschuß, den der Staat für
1 HC
I) Verhandl. d. Bürgerschaft am 26. März 1906.
die Schülerinnen der Ernestinenschule und des mit
ihr verbundenen Seminars zahlt. Man darf wohl
sagen, daß das eigentlich kein Zuschuß ist. Wo liegt
denn da die Begründung, jeßt das Schulgeld für
diese Schule so bedeutend zu erhöhen? Das
Johanneum erfordert pro Kopf L 98 und das
Katharineum für jeden einzelnen Schüler einen
Staatszuschuß von M 265; denn nach dem letzten
Bericht der Oberschulbehörde vom Jahre 1904 war
für das Katharineum ein Zuschuß von M 147 412
nötig, durch 557, die Zahl der Schüler, dividiert
ergibt sich die Zahl von ff 265. Und doch denken
wir nicht daran, das Schulgeld für das Katharineum
zu erhöhen, nachdem wir es schon auf . 160 fest-
gesetzt haben. Dagegen wollen wir das Schulgeld
der höheren Töchterschule, die keinen Zuschuß fordert,
erhöhen. Die gemeinsame Kommission hat das auch
geprüft. Sie glaubt, so sagt sie in ihrem Bericht,
eine Erhöhung des Schulgeldes für das Katharineum
nicht befürworten zu sollen, da Lübeck mit dem
jezigen Schulgeld in die Reihe der teuersten Städte
gerückt sei. Das ist auch in der Tat der Fall.
Aber auch mit dem Schulgeld für die höhere Töchter-
schule ist Lübeck in die Reihe der teuersten Städte
gerückt, denn soweit ich weiß – ich lasse mich
gern eines Bessern belehren ~ gibt es im ganzen
deutschen Vaterland schon jetzt keine staatliche höhere
Mädchenschule, die ein Schulgeld von / 160 er-
hebt. Berlin erhebt M 100 an den königlichen
und M 130 an den städtischen Schulen. Ich könnte
Ihnen so eine ganze Reihe von Orten nennen. Ich
will aber nicht die billigsten, sondern die teuersten
herausgreifen. Frankfurt am Main, eine Stadt,
von der wir alle wissen, daß die Lebensverhältnisse
dort außerordentlich teuer sind, erhebt für die höhere
Töchterschule im Maximum / 150. Wir haben
schoen ff 160 und wollen in Zukunft M 200
nehmen. Eine Schule, die über FM 150 hinaus-
geht, habe ich überhaupt nicht gefunden, mit M 150
jut irie wre robut s st rt
nahmsweise ganz hoch darüber hinausgehen. Zur
Begründung hören wir nur, daß wir Geld gebrauchen.
Ich muß gestehen, daß das für mich allerdings keine
Begründung ist. Es wird zur Begründung noch
gesagt, daß das Schulgeld der höheren Töchterschule
das der höheren Knabenschulen unbedenklich über-
steigen könnte, da die Ausbildung der jungen Mäd-
cen mit dem Verlassen der Schule gewöhnlich ihr
Ende erreiche, während die Ausbildung der jungen
Männer meist noch längere Zeit die finanziellen
Kräfte der Eltern in Anspruch nehme. Ich bezweifle,
daß diese Begründung richtig iste. Schon für diese